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Musik Leben

25 Jahre „The Unauthorized Biography Of Reinhold Messner“

Dieser Eintrag ist Teil 4 von bisher 5 in der Serie 1999

Im Jahr 1999 erschienen jede Menge Alben, die für unsere Autor*innen prägend waren. Zu ihrem 25. Jubiläum wollen wir sie der Reihe nach vorstellen.

Ben Folds Five - The Unauthorized Biography Of Reinhold Messner (abfotografiert von Lukas Heinser)

Bisher spielten die Geschichten dieser Reihe ja allesamt nicht im Jahr 1999 und ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass die meisten weiteren Kapitel über die wichtigsten Alben dieses Jahres auch später spielen werden. Schon in dieser Hinsicht ist das heutige Album ein besonderes. Aber auch in fast jeder anderen.

Man kann das jungen Menschen ja nur noch schwer vermitteln, aber es gab eine Zeit, da standen einem das Wissen und die Kulturgüter dieser Welt nicht jederzeit kostenlos von zuhause aus zur Verfügung — man musste dafür während der Öffnungszeiten die örtliche Stadtbibliothek aufsuchen. Weil meine Mutter immer in solchen Einrichtungen gearbeitet hatte (erst in Mülheim an der Ruhr, dann in Dinslaken), bin ich quasi dort aufgewachsen und mit den Büchern, Zeitschriften, VHS-Kassetten, Audiokassetten und später auch CDs.

Ich weiß nicht mehr das genaue Datum, aber der 26. April war es nicht (da kam das Album in Deutschland ja gerade erst in die Läden, ich war nachmittags mit Stefan T. in der Lichtburg „The Faculty“ gucken und montags hat die Stadtbibliothek Dinslaken seit jeher geschlossen), als ich in der durchaus beeindruckenden CD-Abteilung bei den Neuerscheinungen dieses Album mit dem merkwürdigen, sperrigen Namen sah. Ben Folds Five hatte ich im Jahr zuvor auf dem Soundtrack zu Roland Emmerichs „Godzilla“ kennengelernt (der Hype war damals enorm gewesen, der Film eher egal, aber das Soundtrack-Album stellte auch noch meinen Erstkontakt mit den Wallflowers, Jamiroquai, Rage Against The Machine und Michael Penn dar), also nahm ich „The Unauthorized Biography Of Reinhold Messner“ mit nach Hause. Ich erinnere mich nicht unbedingt an die allererste listening session (die Chancen stehen gut, dass es nach der Schule während des Mittagessens war, das – seit meine Eltern eine Mikrowelle mit einer sogenannten Crunch-Funktion hatten – gefühlt jeden Tag aus Tiefkühlpizza Capricciosa aus dem Aldi bestand), aber es ist in der Rückschau schon erstaunlich, dass mich der jazzige, manchmal Kammerpop-artige Sound dieser Band nicht überraschte oder gar abschreckte. Ich wusste noch nicht viel über Musik und das musste wohl so.

Ich wusste auch noch nicht viel über Ben Folds Five. Dass es sich trotz des Bandnamens um ein Trio handelte, konnte ich mir aufgrund der Credits und des Bandfotos im Booklet zusammenreimen. Dass da gar keine Gitarren zu hören waren, auch (ich wusste, wie gesagt, wirklich noch nicht viel über Musik und beim Hören allein wäre es mir wohl nicht aufgefallen). Auf dem Bandfoto begutachteten zwei der Bandmitglieder (Sänger/Pianist Ben Folds und Bassist Robert Sledge) ihre Fingernägel, was mir ausgesprochen gut gefiel, und im Booklet erklärte die Band ebenfalls, dass sie (Amerikaner!) gar nicht gewusst hätten, dass Reinhold Messner ein berühmter Bergsteiger sei — dieser exotisch klingende Name sei einfach das gewesen, was Schlagzeuger Darren Jessee und seine Freunde im Feld “name:” auf ihren gefälschten Führerscheinen (also dem amerikanischen Äquivalent zum Personalausweis) stehen gehabt hätten, als sie noch zu jung waren, um mit echten Dokumenten in eine Bar gehen zu dürfen.

Ich hörte das Album viel in diesem Summer of ’99. Sehr viel. Ich hatte noch nicht sehr viele eigene CDs; neben Film-Soundtracks waren „Maybe You’ve Been Brainwashed Too“ von den New Radicals, „Synkronized“ von Jamiroquai und „TUBORM“, wie wir Ben-Folds-Fans es später in den Online-Foren nennen sollten, im Wesentlichen das, woraus ich zu dieser Zeit auswählen konnte.

Im zweiwöchigen Sommerurlaub in – natürlich! – Domburg entwickelte ich die Angewohnheit, meine Tage allabendlich im Bett mit drei Songs aus meinem Discman zu beschließen: „Changes“ von 2Pac, das damals ein ziemlicher Hit und auf dem 2Pac-Best-Of enthalten war, das mir mein bester Freund für den Urlaub geliehen hatte, zweimal hintereinander und dann „Lullabye“, der closer dieses Reinhold-Messner-Albums. In den Herbstferien in einer Jagdhütte im Hunsrück wuchs mir darüberhinaus „Your Redneck Past“ ans Herz, einer der rockigeren Songs, dessen genaue lyrische Bedeutung sich mir bis heute nur unzureichend erschließt. Auch das musste wohl so.

Wenn ich mir „The Unauthorized Biography Of Reinhold Messner“ heute anhöre, bin ich erstaunt, wie melancholisch, geradezu depressiv das Album klingt. Zwar hat Ben Folds zuvor und danach bewiesen, dass er sich ganz großartig Geschichten ausdenken kann, aber auf diesem Album handeln fast alle Songs vom Scheitern, Versagen oder Sterben und das Lyrische Ich zieht sich selbst derart durch den Staub, dass da schon mehr dahinterstecken musste. Musikalisch ist das zweifelsohne ganz große Songwritingkunst, handwerklich gekonnt umgesetzt, aber eigentlich nicht das, womit 16-Jährige zu einer Band finden sollten. Wie „anders“ das Album auch für die Band selbst war, verstand ich erst, als ich mir ihr sonstiges Schaffen erschlossen hatte, aber es ist eines dieser Alben, von denen ich jeden einzelnen Ton kenne, jedes Knarren des Schlagzeughockers, jeden Bläsersatz und jede Zeile Text. Ich wohne seit acht Jahren in meiner Wohnung und laufe immer noch mindestens einmal pro Woche gegen einen Türrahmen, aber in meinem Elternhaus kann ich zur Not betrunken im Dunkeln die Treppe hochgehen und finde problemlos den Weg in mein altes Kinderzimmer. Genau so fühlt sich dieses Album für mich an. Selbst der „Hospital Song“, der nur eine Strophe hat, und das ausufernde Quasi-Instrumentalstück „Your Most Valuable Possession“, das die Band im Studio zu einer Art spoken word performance improvisierte, die Ben Folds’ Vater Dean seinem Sohn zu nächtlicher Stunde auf dem Anrufbeantworter (googelt das, GenZ!) hinterlassen hatte, müssen genau so.

Die CD aus der Stadtbibliothek („Leihfrist: vier Wochen, Verlängerung zwei Mal möglich“) begleitete mich eigentlich durch den Rest des Jahres, bis ich bei der Erstellung meines weihnachtlichen Wunschzettels „Alle bisher erschienenen Alben von Ben Folds Five“ schrieb. Weil das Booklet der Bücherei-Version so viele Reisen mit mir unternommen hatte, regelte meine Mutter das auf der Arbeit sogar so, dass dieses Booklet gelöscht und durch die in der für mich als Geschenk gekauften CD-Hülle enthaltene Version ersetzt wurde. Ich durfte also das Booklet behalten, mit dem ich schon so viel Zeit verbracht hatte.

Als ich meine eigene Version des Albums zu Weihnachten bekam, war die „Rolling Stone Roadshow“ schon Geschichte: Im Namen des Musikmagazins waren Ben Folds Five, Travis und Gay Dead durch die Bundesrepublik getourt und hatten am 29. November 1999 in der Kölner Live Music Hall gespielt. Ich hatte es mir notiert und dann gedacht: „Ach, mit dem Zug abends alleine nach Köln und zurück — die werden schon noch mal wiederkommen!“ Ich hatte endlich eine Lieblingsband. Weniger als ein Jahr später lösten sich Ben Folds Five auf, aber das habe ich schon ein paar mal aufgeschrieben.

„The Unauthorized Biography Of Reinhold Messner“ hat keine Hits im eigentlichen Sinne. Der Song „Army“ ist – vor allem wegen des vom Publikum gesungenen Bläser-Arrangements – auch heute noch ein Ereignis bei jedem Konzert von Ben Folds. Aber der Song, der mich von Anfang an am Meisten gepackt hat, ist „Magic“: ein schleppender Walzer; das einzige Lied auf dem Album, das Schlagzeuger Darren Jessee geschrieben hat, und in dem sich die Trauer um einen verstorbenen Menschen und das Wissen, dass diese Person es hinter sich hat, auf ganz wunderbare Weise vermischen. Dieser Song hat, bevor überhaupt irgendjemand aus meinem näheren Umfeld gestorben war, mir immer Hoffnung gegeben. Und nachdem meine Omi vor anderthalb Jahren gestorben war, wusste ich plötzlich ganz genau, welchen Songtext ich auf Instagram zitieren würde.

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Saw you last night
Stars in the sky
Smiled in my room

Ben Folds Five – The Unauthorized Biography Of Reinhold Messner
(550/Caroline Music; 26. April 1999)
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Musik

Neue Alben von Foo Fighters, Ben Folds, Noel Gallagher’s High Flying Birds, neue Songs von Victoria Canal, Demi Lovato

So viele tolle neue Alben von persönlich bedeutsamen Acts hat man selten an einem Tag: Am 2. Juni erschienen „But Here We Are“ von den Foo Fighters, „What Matters Most“ von Ben Folds und „Council Skies“ von Noel Gallagher’s High Flying Birds. Und dann war da auch noch „Lucky For You“ von Bully.

Dazu kommen weitere neue Songs von Victoria Canal, Annie Taylor und das ca. fünftausendste Cover von Neil Youngs „Heart Of Gold“ — hier mit Bon Iver.

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Alle Songs:

  • Foo Fighters – Beyond Me
  • Ben Folds – Kristine From The 7th Grade
  • Noel Gallagher’s High Flying Birds – We’re Gonna Get There In The End
  • Bully – All I Do
  • Victoria Canal – Shape
  • Annie Taylor – Ride High
  • Demi Lovato – Cool For The Summer (Rock Version)
  • Ilsey feat. Bon Iver – Heart Of Gold

Shownotes:

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Musik

Podcast: Episode 2

Ganz knapp zu spät für die erste Folge hat Ben Folds sein erstes Album seit acht Jahren angekündigt. Deshalb beginnen wir unsere zweite Sendung natürlich mit der Vorab-Single „Winslow Gardens“. Außerdem singt P!nk auf ihrem neuen Album zusammen mit den schwedischen Söderberg-Schwestern von First Aid Kit, es gibt neue Songs von Kelela, Barrie und Caroline Polachek und Lukas darf „Fucked Up“ im (ist doch quasi) Radio sagen.

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Alle Songs:

  • Ben Folds – Winslow Gardens
  • Darren Jessee – Love And Thanks
  • Kelela – Happy Ending
  • P!nk feat. First Aid Kit – Kids In Love
  • Barrie – Unholy Appetite
  • Caroline Polachek – Pretty In Possible
  • Fucked Up – Lords Of Kensington
  • Brad Mehldau – Here, There And Everywhere
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Musik

The District Sleeps Alone Tonight

Guten Morgen,

mein Name ist Lukas und ich sollte eigentlich längst schlafen. Aber dann hab ich bei YouTube ein Video entdeckt:

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Einer meiner Lieblingsmusiker covert einen meiner Lieblingssongs von einer meiner Lieblingsbands! Das muss ich natürlich noch gucken und dann …

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Okay: Frank Turner covert noch einen Song von The Hold Steady, aber diesmal mit einem Bandmitglied von The Hold Steady! Aber danach kann ich ja …

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Okay: “Constructive Summer” mag ich aus persönlichen Gründen noch ein bisschen mehr, aber danach sollte ich …

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What the … ? Frank Turner covert einen Song einer meiner anderen Lieblingsbands!

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Und noch einen! (“Plea From A Cat Named Virtute” halte ich persönlich ja für einen der besten Texte, der je geschrieben wurde — was um so bemerkenswerter ist, wenn man bedenkt, was mit anderen Menschen passiert ist, die Texte aus der Sicht einer Katze geschrieben haben.)

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ARGH! Gibt es irgendeinen meiner Lieblingssongs, den Frank Turner nicht gecovert hat?

Ich muss jetzt wirklich ausmachen, aber weil sich der Kreis hier so wunderbar schließt:

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Noch ein Song von The Postal Service, gecovert von einem noch absoluteren Lieblingsmusiker.

Gute Nacht!

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Kultur Fernsehen Rundfunk Gesellschaft

Wette sich, wer kann

Die Nachricht, dass die Unterhaltungssendung “Wetten, dass..?” nach 33 Jahren ihren Geist aufgeben würde, war der Redaktion von “Spiegel Online” am Abend des 5. April sogar eine Breaking News wert. Autopsie und Trauerfeier waren da bereits in vollem Gange.

Das ZDF wurde für seine Pressemitteilungsformulierung der “geänderten Sehgewohnheiten” mit Häme überzogen — überwiegend von Menschen, die gerne amerikanische TV-Serien auf Computern und Tablets schauen und sich Sonntagsabends online verabreden, um gemeinschaftlich eine einzelne deutsche TV-Serie scheiße zu finden. Markus Lanz und die Redaktion wurden zu den Alleinschuldigen erklärt, was auch Quatsch war: Zwar hatten der joviale Baumarkteröffnungscharmeur und seine Truppe im Hintergrund, die es auch schon mal für eine gute Idee gehalten hatte, sich völlig ohne Grund eine ausschweifende Rassismusdebatte an den Hals zu holen, tatsächlich keinen guten Job gemacht, aber das Problem lag auch woanders. In einer Zeit, wo wirklich jeder durch Castingshow und YouTube zum “Star” werden kann, braucht der Normalbürger keine abseitigen Begabungen mehr, um für einen Abend im Rampenlicht zu stehen. Man kann es jetzt zu mittelfristiger TV-Prominenz bringen, ohne Wärmflaschen aufzupusten oder die Postleitzahlen aller deutschen Städte benennen zu können. ((Oder ohne irgendetwas zu können.)) Frank Elstner meldete sich auf Twitter zu Wort und vielerorts las man wieder von Elstner, kleinen Kindern in der Badewanne und im Bademantel. ((Was jetzt vielleicht ein bisschen unglücklich formuliert ist.))

Immer wieder kam das Bild auf, das Florian Illies 2000 beschrieben hatte: Wie er als Kind Samstagsabends, frisch gebadet und im Bademantel auf der Couch sitzen und “Wetten, dass..?” mit Frank Elstner gucken durfte. Illies beschrieb dies in seinem Bestseller “Generation Golf”, dessen Titel schon Teil des Problems ist, zu dem wir gleich noch kommen, und je mehr deckungsgleiche Wortmeldungen in den Sozialen Netzwerken aufschlugen, desto bohrender wurde die Frage: Hatten wir – das Personalpronomen ist hier besonders wichtig – wirklich so ähnliche Kindheitserlebnisse oder brach sich hier gerade die Erinnerungsverfälschung Raum, die sonst gerne auch schon mal gerne dafür sorgt, dass Menschen sich detailreich daran erinnern, wo sie bei der Mondlandung, der Ermordung John F. Kennedys, dem Mauerfall, dem Unfalltod von Diana Spencer und am 11. September 2001 waren — nur, dass das oft gar nicht stimmt.

Ich für meinen Teil bin zum Beispiel zu jung, um jemals bewusst “Wetten, dass..?” mit Frank Elstner gesehen zu haben. Ich erinnere mich an eine Ausgabe, in der jemand mithilfe handlicher Schrottballen sagen konnte, um was für ein Auto es sich zuvor gehandelt hatte. Es mag mein erster bewusster Kontakt mit der Sendung gewesen sein, der Moderator war wohl schon Thomas Gottschalk und wenn es da draußen jemanden gibt, der auf Anhieb sagen kann, ob das stimmt, wann die Sendung lief und aus welcher Mehrzweckhalle die Sendung damals kam, dann ist es jetzt zu spät, um aus dieser Inselbegabung noch Kapital zu schlagen.

Frank Elstner, das war für mich der Moderator von “Nase vorn”, dem vielleicht überambitioniertesten Unterhaltungsshowversuch, bis es ProSiebenSat1 mit der “Millionärswahl” versuchte, und der teilweise live von der Trabrennbahn in Dinslaken übertragen wurde, in deren buchstäblicher Wurfweite unsere damalige Wohnung lag. Mit großem Eifer glotzte ich damals jede Samstagabendshow weg, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen Ende der 1980er, Anfang der 1990er auf die Gebührenzahler losließ, ((“Verstehen Sie Spaß?” mit Paola und Kurt Felix! Der “Flitterabend”! Die “Goldmillion”!)) zur Not zwang ich meine Großeltern (und nicht andersherum), mit mir den “Musikantenstadl” zu schauen — es war eben Samstagabend, ich war da und wollte unterhalten werden! Am Liebsten aber die “Rudi Carrell Show” ((Ich bin unsicher, wann genau ich begriff, dass die Kandidaten – “gerade noch im Reisebüro, jetzt auf unserer Showbühne!” – sich gar nicht so schnell umziehen konnten, sondern dort mit vorab aufgezeichneten Beiträgen gearbeitet wurde, fürchte aber, es ist noch gar nicht sooo lange her.)) und später “Geld oder Liebe” mit Jürgen von der Lippe, das ich im Nachhinein gerne zur besten Samstagabendshow aller Zeiten verkläre. Wenn es mir gelänge, heute etwas ähnlich harmlos-anarchisch-unterhaltsames zu konzipieren, wäre ich ein gemachter Mann.

“Wetten, dass..?”, jedenfalls, ist im Begriff, sehr bald Geschichte zu sein, und all jene, die damals tatsächlich oder gefühlt im Bademantel zugeschaut hatten, gaben sich dem hin, was seit “Generation Golf” Allgemeingut ist: der fraternisierenden, leicht anironisierten Nostalgie derer, die für echte Nostalgie nicht nur zu jung sind, sondern auch zu wenig erlebt hatten. Und weil die Vertreter dieser … nun ja: Generation heute an den entscheidenden Stellen bundesdeutscher Onlinedienste und Medienseiten sitzen, kann man diese Erinnerungen überall lesen, wo sie von Menschen mit den gleichen tatsächlichen oder gefühlten Erinnerungen kommentiert werden, auf dass sich auch die Nachgeborenen damit infizieren und sich später felsenfest daran erinnern, wie sie damals selbst auf der Couch …

“Kids today gettin’ old too fast / They can’t wait to grow up so they can kiss some ass / They get nostalgic about the last ten years / Before the last ten years have passed”, hat Ben Folds mal gesungen. Das ist inzwischen neun Jahre her und die Entwicklung der Sozialen Netzwerke hat seitdem nicht gerade zu einer Entspannung der Situation beigetragen. “Throwback Thursday” nennen sie es, wenn Menschen am Donnerstag besonders peinliche ((Zu irgendeiner Zeit hätte man gesagt: “affige”.)) Fotos von sich selbst in einem jüngeren Zustand auf Facebook oder Twitter posten, was besonders reizvoll ist, wenn die Menschen Anfang Zwanzig und die Fotos selbst noch nicht mal im Grundschulalter sind. Jan Böhmermann ((Je nach Bezugsgeneration der Harald Schmidt oder Stefan Raab seiner eigenen Generation.)) sorgte im Frühjahr mit einem “So waren die 90er”-Video für Furore im deutschsprachigen Internet, 90er-Parties erfreuen sich schon seit einiger Zeit wachsender Beliebtheit und ich saß auch schon stocknüchtern inmitten unterschiedlich alkoholisierter Menschen auf Parties, starrte auf einen Laptopbildschirm und nahm einen YouTube-Reigen von Mr. President, Take That, Echt und Tic Tac Toe mit einer stets wechselnden Mischung aus Faszination, Abscheu, Nostalgie, Fassungslosigkeit und Begeisterung zur Kenntnis. Es waren Menschen mit ansonsten vermutlich tadellosem Musikgeschmack, aber niemand kam auf die Idee, wenigstens mal zur Abwechslung Interpreten wie Nirvana, Oasis oder Pearl Jam in die Runde zu werfen. Das war auch nicht mehr mit dem leidigen Thema Überironisierung zu erklären.

Mein Vater verabscheut heute mit großer Hingabe vieles, was sich auf den angeblich repräsentativen Hit-Samplern seiner Jugend findet, ((Mungo Jerry! The Lovin’ Spoonful!)) trotz fehlenden Alters waltet bei mir eine erschütternde Milde: Ich könnte jederzeit ausführlich und fundiert begründen, warum Sunrise Avenue große Grütze sind, würde mich aber im Zweifelsfall vermutlich dazu hinreißen lassen, “What Is Love?” von Haddaway wortreich gegen jedwede Kritik zu verteidigen.

Die Musik, die heute dort angesagt ist, wo Indiebereich und Mainstream kleinen Grenzverkehr pflegen, klingt oft, als sei sie schon mindestens 40 Jahre alt. Vor zehn, fünfzehn Jahren wurden haufenweise Fernsehserien der 70er und 80er fürs Kino adaptiert, heute sind plötzlich Fernsehserien erfolgreich, die auf 20 Jahre alten Kinofilmen basieren. Und das ist erst der Anfang.

Der Herm fragte letzte Woche auf Twitter:

Kurz darauf ging dann ein neuer “Terminator”-Trailer online.

Über das Phänomen der “Retromanie” sind inzwischen Artikel und ganze Bücher geschrieben worden. Und, klar: Wenn Kulturepochen nicht mehr 50 oder 100 Jahre dauern, sondern nur ein paar Monate ((Oder gar 140 Zeichen.)), können sie auch schneller wiederkommen. Die Renaissance rekurrierte noch auf ein Zeitalter, das seit etwa 800 Jahren vorbei war.

Und so ist in einer Zeit, in der angeblich alles individueller wird ((Mode- und Einrichtungsblogs sprechen da eine etwas andere Sprache.)), die Erinnerung an “Dolomiti”, “Yps” und “Raider” (“heißt jetzt ‘Twix'”) das, was die Menschen heimelig zusammenbringt. Die Jeanette-Biedermeier-Epoche.

Um “Wetten dass..?” wird jetzt bis zuletzt ein Gewese gemacht, das die Show selbst seit mindestens zehn Jahren nicht mehr gerechtfertigt hat. Aber so ist das in Deutschland: Wir haben ja kulturell nicht so viel und wenn wir doch mal jemanden haben, werden diejenigen so sehr gefeiert, bis sie niemand mehr ernsthaft ertragen kann. Stichwort: Til Schweiger, Jan Josef Liefers, Helene Fischer, Unheilig. Alle vier sind am Samstag bei der letzten Sendung dabei.

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Musik

Song des Tages: Ben Folds – Still Fighting It

Sorry, da ist die Serie jetzt mal ganz amtlich gerissen. Aber es gibt einfach auch wichtigere Dinge, als irgendwelchen Kram ins Internet zu schreiben!

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Zum ersten Mal gehört: Am Mittag des 24. August 2001, als ich endlich das Rezensionsexemplar von “Rockin’ The Suburbs” in den Händen hielt, des für den 11. September angekündigten Solodebüts von Ben F… aber das hab ich ja alles schon mal aufgeschrieben.

Wer musiziert da? Ben Folds, damals frisch gebackener Ex-Bandleader des inzwischen wiedervereinigten Trios Ben Folds Five, und einer meiner ganz großen musikalischen Helden.

Warum gefällt mir das? It’s Ben Folds, stupid! Außerdem ist “Everybody knows it sucks to grow up / But everybody does” eine der besten, allgemeingültigen Zusammenfassungen vom Erwachsenwerden, aber gleichzeitig auch sehr tröstend. Und auch musikalisch ist das ja wohl allererste Güte — vor allem wenn man bedenkt, was junge Eltern sonst so verzapfen. Fast 13 Jahre lang hab ich davon geträumt, den Song eines Tages meinem Sohn vorzuspielen oder -singen. Er fand’s glaub ich ganz okay.

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Song des Tages: Andrew McMahon – Cecilia And The Satellite

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Zum ersten Mal gehört: Vor ungefähr einer halben Stunde. Seitdem auf heavy rotation.

Wer musiziert da? Andre McMahon, der frühere Sänger von Something Corporate und Jack’s Mannequin, der mich jetzt schon seit mehr als zehn Jahren mit seiner Musik durch mein Leben begleitet und dem ich mich sehr verbunden fühle.

Warum gefällt mir das? Nun ja: Es ist Andrew McMahon. Das Lied richtet sich an seine Tochter Cecilia, die im Februar geboren wurde, und auch wenn es fast immer richtig schief geht, wenn Musiker Lieder für oder über ihre Kinder schreiben, bin ich froh, dass es bei Andrew McMahon fast so gut gegangen ist wie bei meinem anderen Piano-Helden, Ben Folds.

Andrew McMahon hat zu dem Song ein paar Liner Notes veröffentlicht, die ich an dieser Stelle nicht unzitiert lassen möchte:

I’ve been writing music most of my life. Songs have always been the place where I’ve sorted out the events of day. If you trace these songs back far enough they tell a story of where I’ve been and what I’ve seen along the way. That said, most people don’t have the time to sort through the hundreds of songs that have collected in the wake of my 20 plus years behind a piano, and that’s why I love “Cecilia and the Satellite”. As a song it encapsulate so much living against the back drop of a new life. Cecilia was written with the knowledge that my wife and I would soon meet our first child. With the hope of avoiding territory this type of song often treads, I tried to create a road map of the life I had lived leading up to that moment. One my daughter might look back on some day. A strange life of constant motion, spent traveling in the pursuit of music. A life I’ve nearly lost on more than one occasion and one which I am thankful for, now more than ever. Deep down this song is about more than me and where I’ve been, it’s about more than my daughter and what I want for her. It’s about being proud of where you come from and wanting the most for the people you share your world with.

Die Produktion ist (wie schon bei Andrew McMahons Solo-Debüt-EP “The Pop Underground”) vielleicht ein bisschen sehr plastikhaft und elektronisch, aber: Dieses “Such Great Heights”-Pulsieren! Diese Trommeln-und-Chöre-Passage! Satelliten! Das ist Musik, genau für mich gemacht.

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Musik Rundfunk

Schwänze an Wänden

Ich habe das Gefühl, “The Sound Of The Life Of The Mind”, das Comeback-Album von Ben Folds Five, immer noch nicht ausreichend gewürdigt zu haben. Vor allem nicht das fantastische “Draw A Crowd”, das mit der vielleicht besten Liedzeile dieses Jahrzehnts daherkommt: “If you can’t draw a crowd, draw dicks on a wall”. Das kann man nicht übersetzen, weil der Witz dann nicht mehr funktioniert, aber ich bin mir sicher, Sie verstehen es auch so.

Aber das kann ich ja jetzt ändern, denn Ben Folds Five waren diese Woche zu Gast bei Conan O’Brien und haben “Draw A Crowd” live gespielt:

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Musik

Songs des Jahres 2012

Ich bin natürlich viel zu spät dran. Ich habe inzwischen mehrere Songs im Radio oder in Gaststätten gehört, die selbstverständlich noch auf die Liste gehört hätten, die ich aber schlichtweg vergessen habe. Und vermutlich habe ich die besten Sachen eh wieder nicht mitbekommen.

Egal.

Hier sind meine Songs des Jahres 2012:

25.The Killers – Runaways
“Battle Born”, das vierte reguläre Album der Killers, hat nicht die Übersongs wie “Hot Fuss”, es ist kein geschlossenes Meisterwerk wie “Sam’s Town”, aber auch nicht so unsortiert wie “Day & Age”. Kurzum: Es ist ein völlig okayes Album — und es hat “Runaways”, die neueste Springsteen-Hommage (Frau kennengelernt, schwanger geworden, geheiratet, Stimmung im Arsch — man kennt das) aus dem Hause Flowers. “We can’t wait till tomorrow”!

24. Calvin Harris feat. Example – We’ll Be Coming Back
Das Konzert von Example in der Kölner Essigfabrik war eines der besten und energiegeladensten, die ich 2012 besucht habe. Leider werde ich mit dem neuen Album “The Evolution Of Man” nicht richtig warm, aber diese Kollaboration mit Calvin Harris, die auf den Alben beider Künstler enthalten ist, ist schon sehr ordentlich geworden.

23. Frittenbude – Zeitmaschinen aus Müll
Ein Plädoyer für den Spaß, die Party, die Selbstzerstörung, ohne gleichzeitig gegen Spießertum und Bausparverträge zu hetzen. Die Kernaussage “Jeder Tag ist der beste Tag eines Lebens” ist vielleicht nicht sonderlich neu, aber sie rundet diesen melancholischen Carpe-Diem-Popsong wunderbar ab.

22. Santigold – Disparate Youth
Unseren jährlichen Mobilfunk-Werbesong gib uns auch heute wieder. Natürlich haben die sonnendurchfluteten Erlebnis-Bilder aus den Vodafone-Spots diesen ohnehin großen Song noch ein bisschen weiter mit Bedeutung aufgeladen, aber auch nach der Dauerbeschallung im Fernsehen (und mehr noch: im Internet) hat das Lied nichts von seiner Schönheit verloren.

21. Benjamin Gibbard feat. Aimee Mann – Bigger Than Love
Da veröffentlicht der Sänger von Death Cab For Cutie und The Postal Service das erste richtige Soloalbum unter eigenem Namen (“Former Lives”) und der beste Song ist wieder mal eine Kollaboration. Nach “Bigger Than Love” wünscht man sich, Gibbard und Mann hätten zusammen ein komplettes Album aufgenommen, so großartig harmonieren ihre beiden Stimmen und so schön ist das Ergebnis geworden.

20. The Gaslight Anthem – “45”
Ich würde sie ja gerne ignorieren, diese schrecklichen Kreationisten aus New Jersey, aber dafür machen sie leider immer noch viel zu gute Musik. “45” ist eben leider ein großartiger Opener zu einem ziemlich guten Album. Die Frage, ob man guten Künstlern nachsehen sollte, dass sie offensichtlich Idioten sind, klären wir dann eben später.

19. Kid Kopphausen – Das Leichteste der Welt
Seit dem 10. Oktober kann man Kid Kopphausen nicht mehr hören, ohne mitzudenken, dass Nils Koppruch, einer der zwei Köpfe dieser Band, starb, bevor es mit der Band richtig losgehen konnte. Hier singt nun die meiste Zeit Gisbert zu Knyphausen, der andere Kopf, und er singt so grandios Zeilen wie “Denn jeder Tag ist ein Geschenk, er ist nur scheiße verpackt”. Das ist so meilenweit weg von den Acts, die jedes Jahr den “Bundesvision Song Contest” unsicher machen, so sagenhaft gut, dass es wirklich keines Todesfalls bedurft hätte, um dieses Album noch besonderer zu machen. Aber so ist das Leben manchmal.

18. Kendrick Lamar – Swimming Pools (Drank)
Es sind so viele Lobeshymnen über Kendrick Lamar und sein Debütalbum “good kid, m.A.A.d city” erschienen, dass ich keinerlei Ambitionen habe, dem noch etwas hinzuzufügen. Es ist ein wahnsinnig kluges Album, das vielleicht nicht im eigentlichen Sinne catchy ist, an dem wir aber vermutlich auch in 20, 30 Jahren noch unsere Freude haben werden. Und “Swimming Pools (Drank)” ist der beste Song darauf. Vielleicht.

17. Leslie Clio – Told You So
Während Thees Uhlmann solo Karriere macht, hat der Rest der letzten Tomte-Besetzung umgesattelt und ist jetzt Backing Band (bzw. im Falle von Niko Potthoff auch noch Produzent) von Leslie Clio, der – großer Gott, Musikjournalisten! – “deutschen Antwort auf Adele”. “Told You So” ist clever, knackig und entspannt und gemeinsam mit der Nachfolgesingle “I Couldn’t Care Less” lässt das Großes für das im Februar erscheinende Debütalbum “Gladys” erwarten.

16. Frank Ocean – Lost
Und noch so ein Album, das völlig zu Recht auf allen Bestenlisten weit vorne gelandet ist. Ich habe länger gebraucht, um mit “Channel Orange” warm zu werden, aber es wird tatsächlich bei jedem Hören noch besser. “Lost” ist der … nun ja: eingängigste Song des Albums, der ein bisschen schüchtern vor sich hin groovt.

15. Cro – Easy
Ja, der Song hätte auch schon 2011 auf der Liste stehen können. Ja, man kann das mit der Panda-Maske albern finden. Ja, die ständige Medienpräsenz (außer in der “WAZ”) nervt ein bisschen. Aber bitte: “Easy” ist immer noch ein großartiger Song. Die Zeilen mit “AC/Deasy” und “Washington, Deasy” zählen zum Cleversten, was im deutschsprachigen Hiphop je passiert ist — wobei die Konkurrenz da jetzt auch überschaubar ist.

14. Alex Clare – Up All Night
Keine Ahnung, warum die großen Hits von Alex Clare jetzt “Too Close” und “Treading Water” sind: “Up All Night” hat doch viel mehr Energie und ist viel abwechslungsreicher. Andererseits dürften die Auswirkungen auf den Straßenverkehr auch verheerend sein, wenn so ein Lied plötzlich im Formatradio läuft. Verglichen mit dem Rest des Albums, der zwischen Soul und Dubstep schwankt, ist der Refrain von “Up All Night” nämlich ein regelrechtes Brett. Andrew W.K., mit dem Drumcomputer nachempfunden.

13. Burial – Loner
Von der Radiovariante zum Untergrundhelden: Kaum ein Künstlername passt so gut zur Musik wie der von Burial. Die Doppel-EP “Street Halo / Kindred” ist das, was Massive Attack seit Jahren nicht mehr richtig hinbekommen, und “Loner” ist mit knackigen siebeneinhalb Minuten noch das zugänglichste Stück in diesem düsteren Gewaber. Unbedingt mit Kopfhörern und geschlossenen Augen genießen!

12. The Wallflowers feat. Mick Jones – Reboot The Mission
Nach sieben Jahren Pause und zwei sehr guten Soloalben von Jakob Dylan sind die Wallflowers zurück — und klingen plötzlich nach The Clash! Und, klar, wenn sie im Text Joe Strummer erwähnen, können sie für die Gitarre und den Gesang im Refrain gleich auch noch Mick Jones verpflichten. Und ich bin so einfach gestrickt, dass ich es grandios finde!

11. Kathleen Edwards – Change The Sheets
Ich glaube, wenn ich alles zusammenzähle, ist Kathleen Edwards meine Lieblingssängerin: Diese wunderschöne Stimme, diese Stimmungsvollen Songs und die Bilder, die ihre Musik entstehen lässt! Und dann ist “Voyageur”, ihr viertes Album, auch noch von Justin Vernon von Bon Iver produziert und enthält Songs wie “Change The Sheets”! Toll!

10. Bob Mould – The Descent
Gut, Bob-Mould-Alben klingen immer gleich und viel Abwechslung gibt es auch auf “Silver Age” nicht. Aber als einzelner Song kann so etwas wunderbar funktionieren und was der Ex-Sänger von Hüsker Dü und Sugar da mit 52 aus dem Ärmel schüttelt, kriegen manche Musiker unter 30 nicht auf die Kette. Die Formel “Gitarrengeschrammel plus hymnische Chöre” ist natürlich denkbar einfach, kriegt mich aber fast immer.

09. Cloud Nothings – Stay Useless
Dieser Song ist erst ganz spät auf meiner Liste gelandet, als Stephen Thompson ihn in der Jahresbestenlistenshow von “All Songs Considered” gespielt hat und ich festgestellt habe, dass ich ihn schon das halbe Jahr über im Freibeuter gehört hatte. Natürlich auch denkbar einfach in seiner Wirkmächtigkeit, aber ich find’s gut, wenn ich weiß, was ich will, und das auch bekomme.

08. Carly Rae Jepsen – Call Me Maybe
Ich saß in Baku im Hotelzimmer, guckte russisches Musikfernsehen und sah dieses Video. Als der Song zu Ende war, zappte ich weiter und sah das Video auf dem nächsten Kanal direkt noch mal von vorn. “Komische Russen”, dachte ich, wollte den Song bei Facebook posten und stellte dann fest, dass ich bisher einen internationalen Hit verpasst hatte. “Call Me Maybe” mag mittlerweile ein ganz kleines bisschen nerven, aber es ist einer der besten Popsongs, der in diesem Jahrtausend geschrieben wurde (über die Produktion können wir uns streiten) und “Before you came into my life I missed you so bad” eine ganz rührende Zeile Teenager-Poesie. Popkulturtheoretisch spannend ist natürlich auch die Erkenntnis, dass die ganz großen Megahits (“Somebody That I Used To Know”, “Gangnam Style” und eben “Call Me Maybe”) inzwischen immer auch mit Webphänomenen einhergehen oder sogar aus ihnen entstehen.

07. Kraftklub – Songs für Liam
Noch so ein Song, den nicht mal Einslive totspielen konnte. So clever wurde Popkultur in deutschsprachigen Songtexten selten verhandelt, so wirkungsvoll wurden die Black Eyed Peas und Til Schweiger selten gedisst, so gut wurde der Wunsch, geküsst zu werden, selten begründet. Außerdem freut man sich ja über jede junge Band, die sich mal nicht von der Folkplattensammlung ihrer Eltern hat beeinflussen lassen.

06. First Aid Kit – Emmylou
… womit wir bei zwei schwedischen Teenagern wären, die maßgeblich von der Folkplattensammlung ihrer Eltern beeinflusst wurden. Ich verehre First Aid Kit, seit ich sie vor vier Jahren auf dem By:Larm in Oslo gesehen habe, und war etwas enttäuscht, dass ihr Debütalbum 2010 dann vergleichsweise egal ausfiel. Das haben sie jetzt mit “The Lion’s Roar” ausgeglichen, dem wundervollen Nachfolger. “Emmylou” wirft mit textlichen und musikalischen Referenzen nur so um sich und macht klar, dass sich Johanna und Klara Söderberg so intensiv mit der Materie beschäftigt haben, dass sie statt dieses Songs auch eine Habilitationsschrift hätten anfertigen können. Die wäre allerdings kaum so schön geworden.

05. kettcar – Rettung
Damit wäre jetzt auch nicht mehr zwingend zu rechnen gewesen, dass kettcar zehn Jahre nach ihrem grandiosen Debütalbum noch mal das beste Liebeslied veröffentlichen würden, das je geschrieben wurde. Doch, wirklich: Das muss man auch erst mal bringen, die besoffen kotzende Freundin zu besingen und mit “Guten Morgen, Liebe meines Lebens” zu schließen. “Liebe ist das was man tut”, lehrt uns Marcus Wiebusch hier ganz praktisch. Und musikalisch ist das auch eine der besten kettcar-Nummern.

04. Macklemore & Ryan Lewis – Thrift Shop
Wenn 2012 nicht ausgerechnet das erste Ben-Folds-Five-Album seit 13 Jahren erschienen und auch noch wahnsinnig gut ausgefallen wäre, wäre “The Heist” von Macklemore & Ryan Lewis mein Album des Jahres geworden. Auf der einen Seite gibt es dort unglaublich anrührende Songs wie “Same Love” und “Wing$”, auf der anderen so einen funkelnden Wahnsinn wie “Thrift Shop”, der eigentlich niemanden kalt lassen kann. Unbedingt auch das Video ansehen!

03. Japandroids – Fire’s Highway
Wie Sie gleich sehen werden, gab es 2012 für mich drei große Strömungen: Melancholische Klavierballaden, Hiphop und Garagenrockbretter. Hier der bestplatzierte Vertreter der letztgenannten Kategorie. “Celebration Rock” ist, wie Stephen Thompson bei “All Songs Considered” richtig bemerkt hat, das vielleicht am passendsten betitelte Album der Musikgeschichte: Acht Songs in 35 Minuten, ein durchgetretenes Gaspedal und Freude am eigenen Lärm. In allen anderen Bestenlisten taucht “The House That Heaven Built” auf, bei mir eben “Fire’s Highway”. Gitarrengeschrammel plus hymnische Chöre, Sie kennen das Prinzip.

02. Ben Folds Five – Away When You Were Here
Ich will ganz ehrlich sein: Ich hatte nicht damit gerechnet, dass “The Sound Of The Life Of The Mind” überhaupt ein gutes Album werden würde. 13 Jahre Warten waren einfach zu viel. Dass es letztlich ein sehr gutes Album geworden ist, liegt an Songs wie “Away When You Were Here”: Die Melodie klingt schon beim ersten Hören, als kenne man das Lied seit seiner Kindheit, und dass Ben Folds ein Lied an einen verstorbenen Vater singt, während sein eigener Vater noch lebendig und bei bester Gesundheit ist, untermauert seine Songwriter-Qualitäten. Jeder Depp kann besingen, was er fühlt oder sieht, aber mit fiktiven Geschichten derart zu Herzen zu rühren, das können nur wenige. Ben Folds kann es, natürlich.

01. Rae Morris – Don’t Go
Ich habe nicht viele TV-Serien komplett gesehen. Wenn ich es dann doch ausnahmsweise mal tue, sind die Abschlusslieder gleich mit besonderer Bedeutung aufgeladen. Das war mit Peter Gabriels “The Book Of Love” am Ende von “Scrubs” so (die Unzumutbarkeiten der neuen Folgen verschweigen wir einfach) und so war es auch mit “Don’t Go” am Ende von “Skins”. Dass auch diese Serie jetzt noch einen Appendix bekommt (der hoffentlich/mutmaßlich nicht so schlimm wird wie der von “Scrubs”), können wir an dieser Stelle getrost unterschlagen, so berührend und emotional verdichtet ist die Montage zu diesem Lied, das ich seitdem rauf und runter gehört habe — obwohl das zunächst gar nicht so einfach war. Ein schlichtes Lied einer jungen Singer/Songwriterin aus England, aber auch ein sehr schönes.

Jetzt nachhören: Meine Top 25 bei Spotify.

Und weil ich hier eh schon so viel über die Alben geschrieben habe, gibt’s deren Bestenliste diesmal unkommentiert.

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Musik Unterwegs

Luki Waits

Ich hab das Gefühl, ich hab das alles schon tausendmal erzählt:

Wie ich 1999, als ich Ben Folds Five gerade für mich entdeckt hatte, nicht zur “Rolling Stone Roadshow” gefahren bin, weil ich dachte, die Band würde schon demnächst mal wieder nach Deutschland kommen. Und wie sich die Band dann ein Jahr später aufgelöst hatte.

Wie im Jahr 2001 das erste (offizielle) Soloalbum von Ben Folds erschien und ich das Releasedate schon Monate vorher groß im Kalender markiert hatte: den 11. September.

Wie ich an einer Online-Petition teilnahm, die Ben Folds mit seinen damaligen Begleitmusikern im Jahr 2005 endlich wieder nach Deutschland brachte.

Wie Ben Folds Five im September 2008 tatsächlich ein einzelnes Reunion-Konzert spielten, das blöderweise in Chapel Hill, NC stattfand. Und wie sie dann im vergangenen Jahr doch noch ankündigten, wieder zusammen ein Album aufzunehmen und auf Tour zu gehen.

“The Sound Of The Life Of The Mind” ist tatsächlich ein sehr gutes Album geworden, nicht nur gemessen an meinen (zugegebenermaßen sehr niedrigen) Erwartungen und meinem Fandom, sondern einfach ein sehr gutes Album. Im Sommer waren die ersten Festival-Auftritte der wiedervereinten Band auf YouTube zu sehen, dann kamen die Tour-Termine raus — auf denen Deutschland fehlte. Aber nach 13 Jahren Warten haben Ländergrenzen, Kosten und abwegige Ideen völlig ihre Bedeutung verloren, so dass ich mir nur noch Begleitung suchen musste und dann Flug nach, Hostel in und Konzerttickets für Manchester gebucht habe.

Ben Folds Five im O2 Apollo Manchester

Manchester ist keine Stadt, die einen mit Schönheit überwältigt. Mit Hässlichkeit allerdings auch nicht. Je mehr ich in Deutschland und der Welt rumkomme, desto mehr verschwimmen all dieses Städte sowieso vor meinem geistigen Auge zu einer bzw. zweien — einer deutschen und einer internationalen. In der internationalen gibt es dann Läden wie HMV und Waterstone’s und in ihren Supermärkten kann man HP Sauce und Schokolade von Cadbury kaufen und was braucht der Mensch eigentlich mehr?

Außerdem waren wir ja eh primär aus einem Grunde in der Stadt. Ich war in den Tagen vor dem Konzert nicht aufgeregt, es war nicht so wie als Teenager, als ich Tage vorher nur noch die CDs der auftretenden Bands gehört habe und mit Herzklopfen in den Zug gestiegen bin, selbst wenn es zum Konzert von Slut nach Dortmund ging. Aber in der Nacht vor dem Konzert habe ich dann doch von zwei Ben-Folds-Five-Songs geträumt. So was war mir noch nie passiert.

Viel zu früh standen wir letztlich vor den noch verschlossenen Toren des O2 Apollo, das sich große Mühe gegeben hatte, die tatsächlichen Zeitpunkte für Einlass und Konzertbeginn geheim zu halten. Eine weitere Stunde fiel der Vorband und Umbaupause zum Opfer: Ich habe vor Ben Folds’ Solokonzerten bisher immer nur Acts gesehen, die bestenfalls okay waren, häufig auch sehr speziell. Aber so anstrengend wie Bitter Ruin war tatsächlich noch keiner von ihnen gewesen. Aber was sind 25 Minuten Gekreische gegen 13 Jahre?

Gut. Diese verdammten 13 Jahre bedeuteten natürlich auch, dass ich mir vorher schon sicher sein konnte, dass das Konzert meine Erwartungen nicht würde erfüllen können. Also: Meine Erwartungen von damals. Heute hatte ich ja irgendwie keine mehr. Als Ben Folds, Robert Sledge und Darren Jessee die Bühne betraten, war das dann auch kein “Endlich!”-Moment mehr. Es war einfach der Beginn eines Konzertes. Aber eines guten.

Ben Folds Five im O2 Apollo Manchester

Die Setlist war klug zusammengestellt, die Band definitiv in Spiellaune. In einzelnen Momenten drohten Songs rhythmisch aus dem Leim zu gehen, obwohl die drei eigentlich Top-Musiker sind, aber die Harmoniegesänge waren in jedem Moment grandios und zählten sicher zu Besten, was es in dem Bereich seit Ende der Sechziger gegeben hat. ((Vergessen Sie Mumford & Sons, vergessen Sie Fleet Foxes!)) Neue Songs (gleich sieben) wechselten sich mit alten Hits ab, aus Folds’ Solophase gab es nur “Landed” zu hören, bei dem sich Bassist Robert Sledge und Schlagzeuger Darren Jessee etwas zurückhaltend zeigten.

Als ich dann “Brick” zum ersten Mal in meinem Leben live hörte, stellte sich tatsächlich ein kleiner Gänsehautmoment ein. So ein gestrichener Kontrabass wirkt quasi direkt auf die kleinen Härchen auf den Armen und im Nacken und das vermutlich schönste Lied, das je über eine Abtreibung geschrieben wurde, tut natürlich sein Übriges. Beinahe erwartbar improvisierten die Drei spontan den Song “Rock This Bitch In Manchester”, dessen Text so bescheuert war, dass sogar Folds beim Singen lachen musste. Und die Bläser-Passage aus “Army” können aufmerksame Konzertbesucher inzwischen natürlich im Schlaf mitsingen.

Nach 113.976 Stunden des Wartens und ziemlich exakt zwei Stunden Konzert war dann Schluss — für Ben-Folds-Verhältnisse etwas früh, aber – hey! – auch das ist England. Dann eben kein “Magic”, kein “Philosophy”, “Don’t Change Your Plans”, “Eddie Walker”, “Lullabye” oder “Away When You Were Here”, der beste Song des neuen Albums. Es war ein wirklich tolles Konzert, aber wirklich besonders hat es sich für mich dann leider doch nicht angefühlt. So ist das also, wenn man sich die Spielzeugeisenbahn zum 50. Geburtstag endlich selbst kauft.

Am nächsten Tag zeigte sich dann wieder einmal, wie nutzlos das Internet sein kann: Während wir in Manchester via Facebook-Timeline ausführlich darüber informiert wurden, dass die Zeitschrift “Brigitte” irgendetwas über Skateboards geschrieben hatte, ((Leute, jetzt mal im Ernst: Get. A. Fucking. Life.)) war irgendwie völlig an uns vorbeigegangen, dass Ben Folds am Mittwoch seine einzige Fotoausstellung während der gesamten Tour eröffnet hatte. In Manchester. Mit Band. In einer Galerie, zwei Blocks vom Hostel entfernt.

Story of my life.

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You were the fighter, I was the kid against the world

An einem grauen Novembernachmittag des Jahres 2000 erreichte mich via Usenet die Nachricht, dass sich Ben Folds Five aufgelöst hätten — jene Band, an die ich gerade mit voller Hingabe mein jugendliches Herz verschenkt hatte. Es war nicht die erste Band, die aufhörte, als ich sie gerade für mich entdeckt hatte (da waren schon die New Radicals und die Smashing Pumpkins gewesen) und es war natürlich nicht die letzte: es folgten unter anderem Vega 4, muff potter., Oasis, a-ha und R.E.M. Und doch hat mich die Auflösung von Ben Folds Five damals schwer traumatisiert — wohl auch, weil ich im Jahr zuvor mit 16 die Chance nicht genutzt hatte, die Band in Köln live zu sehen.

Im letzten Jahr haben Ben Folds Five zum ersten Mal seit damals wieder einen gemeinsamen Song aufgenommen (das schrecklich egale “House” für Ben Folds’ Retrospektive), dieser Tage erscheint ihr neues Album. ((Genau genommen warte ich stündlich auf die E-Mail mit dem Downloadlink, den ich als Co-Finanzier von “The Sound Of The Life Of The Mind” vorab erhal… Oh, mein Gott: Da ist er!!!!1)) Eine günstige Gelegenheit für die nächste Lieblingsband, die Bühne zu verlassen.

Und so kündigte Andrew McMahon dann auch pünktlich gestern an, das Kapitel Jack’s Mannequin nach einem letzten Konzert am 11. November zu beenden.

Vor zehn Jahren wäre wieder mal eine kleine Welt für mich zusammengebrochen, doch diesmal blieb mein Herz stark. Es zwickte kurz, weil ich es natürlich auch wieder nie geschafft hatte, die Band live zu sehen, aber diesmal ist alles nicht so schlimm.

Das liegt vor allem daran, dass Jack’s Mannequin schon die zweite Band ist, der Andrew McMahon vorstand: Something Corporate haben mich durch meine Studienzeit begleitet, auf Jack’s Mannequin war ich merkwürdigerweise erst vor drei Jahren gestoßen. Ihr Zweitwerk “The Glass Passenger” dürfte “The Man Who” von Travis, “Automatic For The People” von R.E.M. und “Rockin’ The Suburbs” von Ben Folds locker auf die Plätze der meist gehörten Alben verwiesen haben, obwohl die einen beträchtlichen zeitlichen Vorsprung hatten.

Die Songs haben mich durch die letzten Jahre begleitet wie sonst nur meine besten Freunde: Sie waren immer da, egal, ob es mir gut ging oder schlecht. Ich habe schwerste Stunden damit verbracht, die Kernaussage von “Swim” – “just keep your head above” – mantraartig vor mich hin zu singen, und bin in Momenten größter Euphorie zu “The Resolution” oder “Dark Blue” wie ein Flummi durch Straßen und Vergnügungslokale gehüpft.

Es ist eigentlich unwahrscheinlich, dass man sich mit über 25 noch mal derart in eine Band verknallt, aber bei Jack’s Mannequin war es so. Oder eigentlich: Bei beiden Bands von Andrew McMahon, denn auch die Alben von Something Corporate zählen zu denen, die vermutlich nie von meinem iPod fliegen werden. In den Texten finde ich so viel von mir und meinem Leben wieder, dass selbst kettcar und Tomte dagegen alt aussehen.

Und das ist auch der Grund, warum mich das Ende von Jack’s Mannequin so wenig trifft: Ich habe beide Bands immer hauptsächlich als “Andrew McMahon und ein paar andere Typen” wahrgenommen, auch wenn in beiden Bands die anderen Mitglieder durchaus Anteil am Songwriting hatten. So wie Andrew McMahon es jetzt formuliert, ((Und auch vorher schon angedeutet hatte.)) wird er sogar mit den gleichen Leuten weiter Musik machen. Vielleicht wird er bei zukünftigen Konzerten die besten Songs beider Bands spielen, was für mich natürlich ein absoluter Traum wäre. ((Die Konzerte sollten dann allerdings mindestens drei Stunden dauern, damit meine persönlichen Favoriten grob abgedeckt wären.))

Andrew McMahon hat gesagt, dass das Projekt Jack’s Mannequin, das eigentlich als Nebenprojekt zu Something Corporate gestartet war, immer sehr eng mit seiner Leukämie-Erkrankung verknüpft war, die kurz vor der geplanten Veröffentlichung des Debütalbums “Everything In Transit” festgestellt wurde. Andrew bekam eine Stammzellentransplantation von seiner Schwester und veröffentlichte die sehr bewegende Dokumentation “Dear Jack” über seine Zeit im Krankenhaus und seine Genesung. Fast alle Songs auf “The Glass Passenger” haben etwas mit dieser Zeit zu tun und wenn er in “The Resolution” singt: “I’m alive / But I don’t need a witness / To know that I survive”, dann hat er allen Grund dazu. Und weil es ja manchmal etwas abseitige Gründe braucht, um Vernünftige Dinge zu tun, war Andrew McMahons Geschichte für mich einer der Gründe, mich endlich mal bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei erfassen zu lassen, was ich Ihnen mit einiger respektvoller Bestimmung auch ans Herz legen würde.

Es gibt also keinen Grund, jetzt einen Nachruf auf Jack’s Mannequin und die Musik von Andrew McMahon zu verfassen, aber es ist – nachdem ich seinen 30. Geburtstag letzte Woche verpasst habe – eine gute Gelegenheit, diesen inspirierenden Mann und seine großartigen Songs an dieser Stelle mal ein bisschen zu würdigen.

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Musik

Ein Klavier, ein Klavier!

Vor ein paar Wochen ging ein Video durchs Internet, auf dem fünf Menschen auf einer Gitarre ein Lied spielen. Das war kunsthandwerklich recht beeindruckend, aber das Lied war leider “Somebody That I Used To Know” von Gotye, das sich in meiner persönlichen Gunst inzwischen von “mag ich nicht” zu “hasse ich so sehr, dass ich noch meinen Kindern und Kindeskindern mehrstündige Litaneien über die Unzulänglichkeit dieses Machwerks angedeihen lassen werde” verschlechtert hat. (Das ist vielleicht etwas übertrieben. Ich will ja auch nicht zu viel Lebensenergie auf Sachen verwenden, die ich nicht mag — gerade, wo das Wetter gerade so toll ist. Aber das Radio schalte ich schon jedes Mal aus, wenn der Song läuft.)

JEDENFALLS: Fünf Leute und eine Gitarre kann ja jeder. Drei Leute an einem Flügel, das ist doch mal was anderes!

Enno Bunger haben offenbar die Ben-Folds-Schule für Piano-Manipulation besucht, bevor sie bei “TV noir” auftraten, um den Song “Regen” von ihrem neuen Album “Wir sind vorbei” dort aufwendig zu interpretieren:

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Gut, textlich ist das Geschmackssache, aber schon toll, was man mit so einem Instrument alles anstellen kann.