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Familie Leben

Abschied von Omi

Ich weiß noch, wie ich im Febru­ar 2006 mit einer Kol­le­gin unter­wegs war, sie einen offen­bar unspek­ta­ku­lä­ren Anruf bekam, aber hin­ter­her sag­te: „Jedes Mal, wenn mei­ne Mut­ter anruft, den­ke ich, es ist was mit Omma!“ Damit fass­te sie etwas in Wor­te, was ich auch schon unter­be­wusst gedacht hat­te, und was ich seit­dem immer wie­der dach­te, wenn mein Han­dy anzeig­te, dass mei­ne Eltern anrie­fen.

Ich weiß im Gegen­satz dazu nicht so genau, wann das ange­fan­gen hat, dass ich an Weih­nach­ten und den Geburts­ta­gen mei­ner Groß­el­tern dach­te: „Ich fahr mal lie­ber nach Dins­la­ken; wer weiß, wie oft wir das noch zusam­men fei­ern?“, aber auch das muss jetzt über zehn Jah­re her sein.

Drei Anru­fe hat­te ich schon bekom­men (alle auf dem Fest­netz­te­le­fon): im Juli 2012, als mein ent­frem­de­ter Groß­va­ter gestor­ben war, ein Mann, den ich zuletzt Mit­te der 1990er Jah­re gese­hen hat­te und den ich in der Stadt nicht erkannt hät­te, wenn wir uns begeg­net wären; im August 2017, als mei­ne Groß­mutter müt­ter­li­cher­seits nach einer Ope­ra­ti­on im Kran­ken­haus starb, zu der sie sich mit den Wor­ten ver­ab­schie­det hat­te, es wäre nicht schlimm, wenn das jetzt schief gin­ge, wir bräuch­ten nicht trau­rig zu sein, es sei dann auch gut gewe­sen; Ende Dezem­ber 2017, 96 Stun­den nach­dem wir mit unse­rem Groß­va­ter väter­li­cher­seits noch ein­mal Weih­nach­ten gefei­ert und geahnt hat­ten, dass es das letz­te Mal sein wür­de, aber noch an ein letz­tes gemein­sa­mes Oster­fest geglaubt hat­ten.

Aber eine Groß­mutter war ja immer noch da, so wie sie immer dage­we­sen war: Omi, von der wir zwölf Enkel­kin­der wirk­lich fast immer nur als Omi spra­chen — so als gäbe es nur eine ein­zi­ge auf der Welt; die ande­ren beka­men ihren Namen ange­hängt, aber „Omi Sig­rid“ sag­ten wir wirk­lich sel­ten, es war doch eh klar, von wem wir spra­chen.

Mit jedem Geburts­tag und jedem Weih­nachts­fest sank – die tro­cke­nen Zah­len betrach­tet – die Wahr­schein­lich­keit, dass wir in einem Jahr noch ein­mal gemein­sam fei­ern kön­nen wür­den. In den Seu­chen­jah­ren 2020 und ’21 schaff­ten wir es immer­hin, ihren Geburts­tag auf der Ter­ras­se zu fei­ern; mit Mas­ken und Abstand, aber auch mit Sekt, so wie es sich gehör­te. 2020 saßen wir an Weih­nach­ten vor dem Tablet und wink­ten nach Dins­la­ken, in der Hoff­nung, dass die Phar­ma­in­dus­trie schnell genug sein wür­de, damit wir eine geimpf­te Omi noch ein­mal in den Arm neh­men könn­ten. Viel­leicht sogar zu Weih­nach­ten. Und auch wenn es 2021 kei­ne Fei­er in ihrem engs­ten Fami­li­en­kreis (Stand damals: 43 Per­so­nen) mehr gab, weil es ein­fach zu viel gewe­sen wäre und sie in gro­ßen Grup­pen nicht mehr gescheit zuhö­ren konn­te, so waren wir im Lau­fe der Fei­er­ta­ge doch fast alle noch mal bei ihr im Wohn­zim­mer, aßen Leb­ku­chen, die sie selbst­ver­ständ­lich selbst aus der Küche geholt hat­te, denn davon wür­de sie sich nie­mals abbrin­gen las­sen, und genos­sen das Geschenk, allen Wid­rig- und Wahr­schein­lich­kei­ten zum Trotz, noch ein­mal Weih­nach­ten mit Omi ver­brin­gen zu dür­fen.

Im Juni wur­de Omi – für uns Enkel­kin­der: plötz­lich; für ihre Kin­der, die sie Tag für Tag besuch­ten und umsorg­ten: abseh­bar – schwä­cher. Auf ein­mal schien die ent­schei­den­de Fra­ge, ob wir es noch mal an ihr Bett nach Dins­la­ken schaf­fen wür­den; ihr eine Son­nen­blu­me hin­stel­len könn­ten; noch ein­mal mit ihr spre­chen und uns bedan­ken kön­nen wür­den. Wir konn­ten. Es wur­den noch eini­ge Son­nen­blu­men und Gesprä­che und Ende August saß sie an ihrem 96. Geburts­tag wie selbst­ver­ständ­lich auf der Ter­ras­se, ließ Gesän­ge und Lob­prei­sun­gen eher wider­wil­lig über sich erge­hen, freu­te sich über neu­ge­bo­re­ne Uren­ke­lin­nen und fast 80-jäh­ri­ge Nich­ten, die zu Besuch gekom­men waren, und erhob natür­lich das obli­ga­to­ri­sche Glas Sekt.

Luki und Omi

Wenn ich in den letz­ten Jah­ren die Todes­an­zei­gen in der Zei­tung stu­dier­te (was ich aus einer Mischung aus „Memen­to mori“ und „Ich könn­te ja jeman­den ken­ne“ regel­mä­ßig tue), ver­gin­gen inzwi­schen manch­mal gan­ze Mona­te, ohne dass auch nur eine ein­zi­ge ver­stor­be­ne Per­son älter als Omi gewe­sen wäre. In die Nach­rich­ten schaff­ten es immer­hin Bet­ty White, Queen Eliza­beth II und Ange­la Lans­bu­ry, die alle­samt älter waren (wenn auch zum Teil nur weni­ge Mona­te). Ein­ge­denk der Welt­la­ge erschien es mir irgend­wann zumin­dest theo­re­tisch mög­lich, dass wir uns nie von Omi ver­ab­schie­den müs­sen wür­den, son­dern ein­fach alles vor ihr endet.

Nun: Der Anruf kam am Abend des 25. Okto­ber 2022. Nach Tagen, an denen sie nicht mehr geges­sen und getrun­ken hat­te, war Omi – man soll die­se For­mu­lie­rung in der Gegen­wart von Kin­dern ver­mei­den, denn Tote sind tot, sie kön­nen nicht wie­der auf­wa­chen; aber hier trifft sie dann eben doch mal in einem weni­ger als 50% meta­pho­ri­schen Sin­ne zu – fried­lich ein­ge­schla­fen.

Ich glau­be, es war Thees Uhl­mann, der mal gesagt hat, dass man ver­su­chen soll­te, Denk­mä­ler für die Men­schen zu errich­ten, denen sonst kei­ne Denk­mä­ler gebaut wer­den. Also habe ich bei Insta­gram ver­sucht, in Wor­te zu fas­sen, was Omi, ihre Süßig­kei­ten, ihre Hilfs­be­reit­schaft und Nächs­ten­lie­be und ihr Glau­be für mich bedeu­tet haben und immer bedeu­ten wer­den. Ich hab bei ihrem Beer­di­gungs­kaf­fee­trin­ken eine klei­ne Anspra­che gehal­ten, in der ich ver­sucht habe, ihr Leben (oder wenigs­tens die 39 Jah­re, die ich mit ihr ver­brin­gen durf­te) zu wür­di­gen. Ich wuss­te vor­her schon: Ich könn­te ein Buch schrei­ben über Omi, unse­re Fami­lie und das Ruhr­ge­biet, des­sen Geschich­te so eng mit der unse­rer Fami­lie ver­wo­ben ist. Und damit fan­ge ich jetzt an!

Die­ser Text erschien ursprüng­lich in mei­nem News­let­ter „Post vom Ein­hein­ser“, für den man sich hier anmel­den kann.

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Leben Musik

Was den Himmel erhellt

Ich erin­ne­re mich, wie ich am ers­ten Arbeits­tag des Jah­res 2006 die Post in der Musik­re­dak­ti­on von CT das radio öff­ne­te und dar­in die Pro­mo für die neue Tom­te-CD („Water­mark­ed #89“) lag. Wie ich die CD am Abend zum ers­ten Mal hör­te und wuss­te, dass ich viel Zeit mit die­sem Album ver­brin­gen wür­de.

Ich erin­ne­re mich, wie ich Thees Uhl­mann zum Inter­view im Düs­sel­dor­fer Zakk traf. Wie ich ihm unbe­hol­fen das Demo einer befreun­de­ten Band in die Hand drück­te, das ich eigent­lich für Simon Rass vom Grand Hotel van Cleef mit­ge­bracht hat­te, der aber gar nicht vor Ort war, und wie Thees zum ers­ten Mal die Kili­ans hör­te.

Ich erin­ner mich, wie ich um vier Uhr mor­gens in Dins­la­ken auf­stand und zum Düs­sel­dor­fer Flug­ha­fen fuhr, um nach Nürn­berg zu flie­gen (mein aller­ers­ter Flug ohne Eltern!). Wie ich mit dem Zug nach Erlan­gen wei­ter­fuhr, um die Kili­ans zu tref­fen, die jetzt, acht Wochen nach dem Inter­view, bei Tom­te im Vor­pro­gramm spiel­ten. Ich stell­te mich als Back­li­ner und Roa­die vor, bekam mei­nen eige­nen Back­stage-Pass und ver­gaß direkt am ers­ten Abend den Tep­pich, der auf der Büh­ne unter Micka Schür­manns Schlag­zeug lie­gen soll­te, in einer Ecke des E‑Werks.

Ich erin­ne­re mich dar­an, Tom­te vier Tage hin­ter­ein­an­der live zu sehen, die neu­en Songs zu hören, die ich schon in- und aus­wen­dig kann­te, und zu spü­ren, wie die­se Band auf der Wel­le der Emo­tio­nen surf­te, die ihnen ent­ge­gen­ge­bracht wur­de. An die Zei­le „Und du sag­test: Da ist zu viel Krebs in dei­ner Fami­lie“, die mir jeden Abend die Trä­nen in die Augen trieb, weil mein gelieb­ter Groß­on­kel gera­de im Kran­ken­haus lag und vier Mona­te spä­ter an die­ser Arsch­loch-Krank­heit starb. An Sound­checks, Back­stage­räu­me und den Deckel einer Roh­lings­pin­del, aus dem Thees Wodka‑O trank, bevor ich ihn auf die Stirn küss­te.

Ich erin­ne­re mich an zahl­rei­che Fes­ti­vals im Som­mer, auf denen ich Tom­te immer wie­der live sah, und wie wir beim Essen Ori­gi­nal so nass wur­den, dass das Was­ser beim Gehen aus unse­ren Schu­hen schwapp­te.

Ich erin­ne­re mich, wie ich für CT eine eige­ne Ver­si­on von „New York“ zusam­men­schnitt, weil die Album­ver­si­on zu lang war, aber auf der Sin­gle­ver­si­on das tol­le Intro fehl­te. (Ich glau­be, das ist ille­gal, und die Band und ihr Pro­du­zent Swen Mey­er könn­ten mich wahr­schein­lich heu­te noch ver­kla­gen.)

Ich erin­ne­re mich, wie ich im Sep­tem­ber für drei Mona­te zu mei­ner ame­ri­ka­ni­schen Fami­lie nach San Fran­cis­co flog und dach­te, dass es ja ein merk­wür­di­ger Zufall ist, dass Thees mit „Wal­ter & Gail“ ein Lied über sei­ne ame­ri­ka­ni­sche Fami­lie geschrie­ben hat­te.

Ich erin­ne­re mich, wie ich mit mei­nem Onkel nach New York flog, das damals wirk­lich noch die „Stadt mit Loch“ war. Dass ich am Chel­sea Hotel vor­bei­ging und wir am Sonn­tag­nach­mit­tag durch den Cen­tral Park spa­zier­ten und bei Son­nen­un­ter­gang das Reser­voir erreich­ten und wie ich dach­te, dass manch­mal ein­fach alles einen Sinn ergibt.

Ich erin­ne­re mich, wie ich im Dezem­ber wie­der in mei­nem WG-Zim­mer im Bochu­mer Stu­den­ten­wohn­heim saß, die Plat­te und „New York“ in all mei­nen Jah­res­bes­ten­lis­ten auf Platz 1 setz­te und dach­te, dass es wahr­schein­lich nie wie­der ein Album geben wür­de, das so eng mit mei­nem Leben ver­bun­den ist — und dass das auch okay sein wür­de.

Heu­te vor 15 Jah­ren erschien „Buch­sta­ben über der Stadt“ von Tom­te. L.Y.B.E.

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Gesellschaft Leben

Das anderste Weihnachten aller Zeiten

Vor uns liegt ein Weih­nachts­fest, das so anders ist, als wir es gewohnt sind — so zumin­dest der Tenor in Medi­en, Politiker*innen-Statements und per­sön­li­chen Gesprä­chen. Dabei ist „anders sein“ bei aller Tra­di­ti­on etwas, was Weih­nach­ten eben­so aus­macht wie unver­hei­ra­te­te Groß­on­kel. Klar: Alle glück­li­chen Weih­nachts­fes­te glei­chen ein­an­der, aber wie viel Pro­zent Über­ein­stim­mung braucht es ana­log zur DNA-Ana­ly­se in der Foren­sik, damit es ein Weih­nach­ten „wie immer“ ist?

Da war das Jahr, wo ich mich an Hei­lig­mor­gen erbrach, nicht mit in die Kir­che konn­te und Fami­li­en­es­sen und Besche­rung auf der Couch ver­brach­te; das letz­te Weih­nach­ten in der alten Woh­nung und das ers­te im neu­en Haus. Das Jahr, in dem mein Groß­va­ter erklär­te, dass es ihm zu anstren­gend gewor­den sei, der Ver­tei­lung und Ent­pa­ckung der Geschen­ke Drit­ter bei­woh­nen zu müs­sen, wes­we­gen es ab da nur noch sorg­sam beschrif­te­te Kuverts mit Geld­schei­nen gab. Oder das letz­te „rich­ti­ge“ Weih­nach­ten, so wie wir es gewohnt waren: drei Kin­der, Mama und Papa und die drei Groß­el­tern. Das war im Jahr 2011 und mei­nem Tage­buch ent­neh­me ich, dass es schon damals „nicht mehr das­sel­be“ war, weil der Gemein­de­pfar­rer, der uns alle getauft und kon­fir­miert hat­te, zwi­schen­zeit­lich in den Ruhe­stand gegan­gen war. Als mein Groß­va­ter im Jahr 2017 bei sei­ner all­jähr­li­chen Weih­nachts­an­spra­che auf die sonst übli­che Schluss­for­mel „… und hof­fen wir, dass der Lie­be Gott uns nächs­tes Jahr noch ein­mal an die­ser Stel­le hier zusam­men­führt“ ver­zich­te­te, wuss­ten wir alle, dass es das letz­te Weih­nachts­fest mit ihm sein wür­de. Was nie­mand ahnen konn­te (außer er selbst, womög­lich): 96 Stun­den spä­ter war er tot.

Für mich ist erst Weih­nach­ten, wenn ich am Nach­mit­tag des Hei­li­gen Abends „Pati­ence“ von Take That gehört habe — ein Song, der nun wirk­lich unter kei­nen Umstän­den ein Weih­nachts­lied ist. Der Grund dafür ist glei­cher­ma­ßen banal wie magisch (also wie das Leben selbst): Ende 2006 lief die gro­ße Come­back-Sin­gle der eins­ti­gen Boy­band im Radio rauf und run­ter — so auch auf der Rück­fahrt vom Weih­nachts­got­tes­dienst zu unse­rem Eltern­haus im Radio. Ein Jahr spä­ter saßen wir Kin­der gemein­sam in Mamas altem Ford Fies­ta, fuh­ren wie­der von der Kir­che zu den Eltern und im Radio lief wie­der die­ser Song, was – ange­sichts einer fünf­mi­nü­ti­gen Auto­fahrt und einer selbst bei WDR 2 mehr als ein­stel­li­gen Zahl von Lie­dern in den Rota­ti­ons­lis­ten – dann doch min­des­tens ein erstaun­li­cher Zufall war. In den Fol­ge­jah­ren ging ich auf Num­mer Sicher, brach­te den Song auf mei­nem iPho­ne mit nach Dins­la­ken und spiel­te ihn auf dem Weg von der Innen­stadt nach Epping­ho­ven ab. Das ist viel­leicht drei, vier Mal pas­siert und ich war über 20, als es begann, aber es ist mehr Weih­nachts­tra­di­ti­on als der Film „Drei Hasel­nüs­se für Aschen­brö­del“, von dem ich noch nie in mei­nem Leben auch nur eine Minu­te gese­hen habe.

Was ich mei­ne ist: Weih­nach­ten ist immer anders und im Grun­de genom­men dann auch immer ähn­lich, wes­we­gen Komö­di­en über Fami­li­en­weih­nach­ten auch so gut funk­tio­nie­ren: Weil sie die frei­wil­li­gen und unfrei­wil­li­gen Ritua­le; die Freu­de und das Elend; die Wie­der­ho­lun­gen, die alle so lan­ge mit den Augen rol­len las­sen, bis sie nicht mehr statt­fin­den und die Augen für­der­hin nicht mehr gerollt, son­dern feucht wer­den; und den Ver­such, Weih­nach­ten „wie immer“ bege­hen zu wol­len, auf den kleins­ten gemein­sa­men Nen­ner run­ter­bre­chen und in der tra­gi­schen Poin­te gip­feln, dass Weih­nach­ten eben lei­der genau­so wird wie immer.

Dou­glas Adams hat­te in den 1980er Jah­ren die Idee, ein Com­pu­ter­pro­gramm zu ent­wi­ckeln, das die stets deckungs­glei­chen Aus­sa­gen des dama­li­gen US-Prä­si­den­ten Ronald Rea­gan von allei­ne repro­du­ziert, mit dem Fern­ziel, irgend­wann sämt­li­che wich­ti­gen Politiker*innen durch Künst­li­che Intel­li­gen­zen zu erset­zen, die sich dann mit­ein­an­der unter­hal­ten. Adams konn­te Donald Trump nicht vor­her­se­hen, aber er hat im Grun­de genom­men Face­book und Twit­ter vor­weg­ge­nom­men, wo sich jede Men­ge Bots und ein­zel­ne ver­wirr­te, ein­sa­me See­len in einem fort­wäh­ren­den Nicht-Dia­log befin­den. Aber wenn die Mensch­heit aus­stür­be (ein Gedan­ke, der, bei Licht bese­hen, sel­ten so nahe­lie­gend war wie im Jahr 2020), könn­ten Spo­ti­fy-Play­lis­ten, Strea­ming­diens­te und die zen­tra­len Logis­tik-Pro­gram­me der Back­wa­ren-Indus­trie jähr­lich ein Weih­nachts­fest emu­lie­ren. Robo­ter an ver­wais­ten Pro­duk­ti­ons­stra­ßen wür­den sich mit Tas­sen vol­ler Glüh­wein, auf denen „Weih­nachts­markt Müns­ter 1993“ steht und deren Hen­kel schon etwas beschä­digt sind, zupros­ten und sich – wo tech­nisch mög­lich – gegen­sei­tig unan­ge­mes­sen berüh­ren, wäh­rend Smart-Home-Gerä­te die Woh­nun­gen in allen Far­ben des Regen­bo­gens blin­ken las­sen.

Und irgend­wo wür­de eine Kaf­fee­ma­schi­ne beseelt den­ken: „Alles wie immer!“

Ich wün­sche Euch und Euren Lie­ben trotz allem fro­he und besinn­li­che Weih­nach­ten im klei­nen Kreis, Gesund­heit und uns allen ein bes­se­res Jahr 2021!

Die­ser Text erschien ursprüng­lich in mei­nem News­let­ter „Post vom Ein­hein­ser“, für den man sich hier anmel­den kann.

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Gesellschaft Leben

Entsetzen in Dinslaken: Der Wendler dreht durch!

Für Dins­la­ken, die sym­pa­thi­sche Stadt im Grü­nen, ist es der schwers­te Schick­sals­schlag seit dem Ende des Stein­koh­le­berg­baus: Der größ­te Sohn der Stadt ist plötz­lich Coro­na-Leug­ner! Ein Bei­trag über das bis­he­ri­ge Lebens­werk Micha­el Wend­lers und dar­über, was sein Melt­down für sei­ne alte Hei­mat bedeu­tet.

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Gesellschaft Leben

Bist Du noch wach? — 1. Was würdest Du Deinem jüngeren Ich gerne sagen?

„Bist Du noch wach?“ und ande­re gro­ße und klei­ne Fra­gen des Lebens: In der ers­ten Fol­ge ihrer neu­en Pod­cast-Rei­he spre­chen Sue und Lukas unter ande­rem über Freund­schaf­ten mit sich selbst, Fuß­ball und Ablauf­da­ten für Frau­en. Lukas erzählt die schöns­ten Par­ty-Anek­do­ten von Kon­fron­ta­tio­nen mit Sicher­heits­be­hör­den und die bei­den geben wich­ti­ge Tipps zum Selbst­fri­sie­ren — und was sie ihren jün­ge­ren Ichs sonst noch mit auf den Weg geben wür­den.

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Leben

Another Decade Under The Influence: 2019

2019. Ich fah­re end­lich mal zum Euro­so­nic und schaue mir ca. 500 neue Acts an. Wir tre­ten tat­säch­lich im ver­damm­ten Ber­lin auf! Schnee­mann bau­en im Gar­ten. Zum ers­ten Mal mit Kind ins Sta­di­on, der VfL Bochum ver­liert, wir kom­men trotz­dem wie­der. Im JWD erscheint mein bis­her wich­tigs­ter Text. When I see your face /​ The future that awaits /​ Ano­ther city rising from the dust /​ Neon lights the way. Ich quat­sche dem Grand Hotel van Cleef den nächs­ten Deal an die Backe. Oster­fe­ri­en mit Koos Koni­jn und Ein­kaufs­zen­trum. ESC in Tel Aviv: Ich schwim­me zum ers­ten Mal im Mit­tel­meer, wir fah­ren E‑Scooter am Strand und dür­fen den letz­ten Live-Auf­tritt von Madon­na mit­er­le­ben. Die ers­ten Video­aben­de. Ich fin­de immer noch zuver­läs­sig die fal­schen Leu­te toll. Just the sight of you is get­ting the best out of me. In Bochum sind die Dinos los, in Dins­la­ken der Tiger. So vie­le Aus­flü­ge und Bah­nen! Ich schrei­be zum ers­ten Mal seit Jah­ren neue Songs. muff pot­ter. sind zurück, Thees Uhl­mann auch! Mit dem Kind auf die Fri­days-for-future-Demo. Burn, Palo Alto, burn! Ich hab zum ers­ten Mal seit 25 Jah­ren ein aktu­el­les Glad­bach-Tri­kot und nur eine Woche spä­ter star­tet die Borus­sia die längs­te Tabel­len­füh­rung seit 42 Jah­ren. Fami­li­en­tref­fen am Nie­der­rhein. End­lich wie­der Nord­see, zum ers­ten Mal seit acht Jah­ren wie­der eine Woche Urlaub am Stück! Should medi­ta­te, should work out more /​ Should read until my brain gets sore /​ Meet someone, go far away /​ Try being soci­al­ly less stran­ge. „Star Wars“ um 10 Uhr mor­gens im Mul­ti­plex. Ein total ent­spann­tes Weih­nachts­fest. Lass uns noch ein­mal zusam­men schrein: /​ Men­schen wie ich blei­ben bes­ser allein.

Ein Jahr mit Neu­ein­spie­lun­gen der größ­ten Hits der 90er, 00er, 10er und von heu­te. Das war schon ganz schön gut! Hal­lo, ich bin Lukas, 36, ich kom­me aus Bochum und mei­ne Hob­bys sind Musik und Fuß­ball! There’s a few things I need /​ But I’ve money for pay­ing /​ And if you’­ve enough room /​ I’ll con­sider stay­ing.

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Leben Unterwegs

Another Decade Under The Influence: 2018

2018. Die Beer­di­gung mei­nes Groß­va­ters artet zu einem fröh­li­chen Besäuf­nis aus („Hät­te ihm gefal­len!“). Dienst­rei­se nach Ham­burg: Nach all den Jah­ren zum ers­ten Mal im alten Elb­tun­nel und in der Thai Oase. Wir legen uns einen eige­nen Gemü­se­gar­ten an. Wich­tig rum­ste­hen beim Grim­me Preis. Ein neu­es iPho­ne nach sechs Jah­ren. So vie­le Aus­flü­ge mit der Stra­ßen­bahn und dem Lauf­rad. Viel Zeit mit mei­ner Oma in Dins­la­ken, viel Zeit im Gar­ten. Kann sein, dass das Ende bevor­steht /​ Leb‘ mein Leben wie Antho­ny Bour­da­in. Mich­a­lis Pan­te­lou­ris holt mich zum JWD und ich darf nach über zehn Jah­ren mal wie­der Musik­jour­na­lis­mus machen! ESC in Lis­sa­bon: Nach all den Desas­tern der letz­ten Jah­re singt uns Micha­el Schul­te auf Platz 4! Die ers­te Lucky & Fred Live­show — zurück auf den Bret­tern, die die Welt bedeu­ten! Fuck it all /​ We kil­led it tonight. End­lich Tipp-Kick und Mini­golf spie­len mit dem Kind. Schwe­den schafft es bis ins WM-Vier­tel­fi­na­le, der größ­te Tri­umph seit 24 Jah­ren. Der ers­te rich­ti­ge Kin­der­ge­burts­tag. Eine Woche Ber­lin mit dem Kind, allen fah­ren­den U‑Bahn-Lini­en und den gan­zen guten Leu­ten, die ich in die­ser Stadt so ken­ne. But if you crash and nobo­dy sees /​ Just remem­ber the­re will always be /​ A room for you in my house in the trees. Ein Aus­flug nach Arn­hem. Immer wie­der kett­car und Back­stage-Bier. Ana­nas ern­ten in Her­ne, Hal­lo­ween im Tier­park. I’m just curious, is it serious? Mit U- und Stra­ßen­bah­nen zur Mar­ti­ni­kir­mes nach Dins­la­ken (Recher­che für mei­ne gro­ße Ruhr­pott-Repor­ta­ge). Peo­p­le love, peo­p­le lea­ve, peo­p­le let down /​ Peo­p­le show up, roll up, peo­p­le grow up. Das Kind und ich bas­teln gemein­sam Weih­nachts­kar­ten, die das Kind dann unter­schreibt. „Last Christ­mas“ sin­gen mit Frau Ado und den Gold­kan­ten, „Schö­ne Besche­rung“ gucken im Freun­des­kreis. Sil­ves­ter mit dem Kind und Kin­der­feu­er­werk.

Ein Jahr, das eigent­lich viel bes­ser war, als es sich in dem Moment anfühl­te. Ein Jahr, in dem ich so vie­le Din­ge wie­der gemacht habe, die ich seit Jah­ren nicht mehr gemacht hat­te — und die so viel Bock gemacht haben! (Mein ein­zi­ger Rat­schlag fürs Leben: Macht mehr von den Din­gen, die Euch glück­lich machen!) Und das Jahr, in dem ich nach dem ESC in Lis­sa­bon geblie­ben bin, um mit dem Kind und sei­ner Mama noch ein paar Tage Urlaub zu machen. Nicht „wie eine rich­ti­ge Fami­lie“, son­dern als rich­ti­ge Fami­lie! It’s not the song, it is the sin­gin‘.

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Leben Musik

Another Decade Under The Influence: 2017

2017. Schnee! Mei­ne Oma zieht ins Senio­ren­heim. Ich habe eine neue Bril­le, ein „New Yorker“-Abo (plus Stoff­beu­tel) und eine The­ra­peu­tin — jetzt noch ein Cordsak­ko und ich bin ein ech­ter Ost­küs­ten-Intel­lek­tu­el­ler! Ein neu­es Tat­too. Ganz vie­le Aus­flü­ge mit U‑Bahnen, Stra­ßen­bah­nen und Zügen. Ich ent­wer­fe und baue mein ers­tes ganz eige­nes Möbel! The Ata­ris, Wan­da und Soul­wax live. Ostern ohne Eltern, aber mit eige­nem Kaf­fee­trin­ken. Wir fal­len run­ter wie Glit­zer auf Beton /​ Und malen die Stadt so bunt wie wir eben sind. ESC in Kiew: Dr. Peter Urban ist zum 20. Mal dabei, ich inzwi­schen auch schon zum ach­ten. Eltern-und-Kind-Tur­nen, ein Euphe­mis­mus für „Eltern die letz­te Lebens­en­er­gie aus­sau­gen“. Mein Mac­Book, treu­er Beglei­ter seit Dus­log-Tagen, raucht ab. End­lich wie­der Stadt­park-Nach­mit­ta­ge! I want a life, that’s all I need late­ly /​ I am ali­ve but all alo­ne. Mei­ne Oma ver­ab­schie­det sich für immer. I got loyal­ty, got royal­ty insi­de my DNA. Flug­zeu­ge gucken in Düs­sel­dorf. Wie die Star­ken die Schwa­chen, die Müden die Wachen /​ Umar­men, umar­men. Einen gan­zen Tag Geburts­tag fei­ern! Ein Fami­li­en­tref­fen in Frei­burg. kett­car sind zurück — aber sowas von! Wir gehen zur Eröff­nung von neu­en Stadt­bahn­hal­te­stel­len und Stra­ßen­bahn­li­ni­en. Ich hab jetzt lan­ge Haa­re. Plätz­chen­ba­cken und Weih­nachts­märk­te. Eine Schnee­ball­schlacht vor der eige­nen Haus­tür. Eine Modell­ei­sen­bahn unterm Weih­nachts­baum. An Weih­nach­ten wird klar: Das ist das letz­te Mal mit unse­rem Opa; was kei­ner ahnt: 96 Stun­den spä­ter ist er tot. Nobo­dy else will be the­re then /​ Nobo­dy else will be the­re. Ein­mal Sil­ves­ter mit Raclette und Blei­gie­ßen fei­ern, wie so ganz nor­ma­le Erwach­se­ne.

Ein ziem­lich okayes Jahr, auch wenn gleich zwei mei­ner Groß­el­tern gestor­ben sind. Ein Jahr, das aber auch eini­ger­ma­ßen öde gewe­sen wäre, wenn mei­ne bes­te Freun­din mich nicht stän­dig vor die Tür und ins Leben geschleift hät­te: zu Phil Coll­ins, ins Sta­di­on, auf die Cran­ger Kir­mes, zu 15 Jah­re Grand Hotel van Cleef, an mei­nem Geburts­tag ins Phan­ta­sia­land und ein Wochen­en­de nach Hol­land an den Strand. Und nicht eher schla­fen, bevor wir hier /​ Heu­te Nacht das Meer sehen /​ Spü­ren, wie kalt es wirk­lich ist.

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Leben

Another Decade Under The Influence: 2016

2016. Sil­ves­ter­feu­er­werk gucken auf dem Dach der Dort­mun­der Oper. Mal wie­der reno­vie­ren und Fuß­bo­den ver­le­gen. Plötz­lich wie­der allei­ne früh­stü­cken tut weh, aber das Kind wohnt ja die Hälf­te der Zeit hier. In mei­nem Wiki­pe­dia-Ein­trag steht kurz­zei­tig, dass ich eine IKEA-Küche erfolg­reich auf­ge­baut habe (kei­ne Ahnung, war­um das wie­der gelöscht wur­de). Ich schrei­be tau­send unge­nutz­te Gags für die Panel­lis­ten beim „Come­dy Clip Club“ und wer­de zum Maxi-Gstet­ten­bau­er-Fan. Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re is back — da kann man doch mal ent­spannt auf drei Lesun­gen gehen! It’s a long way to hap­pi­ness /​ A long way to go /​ But I’m gon­na get the­re, boy /​ The only way I know. Dating & Crus­hes. ESC in Stock­holm: Ganz viel Lakritz­scho­ko­la­de, wir sehen Björn von ABBA und Jus­tin Tim­ber­la­ke live! So vie­le Aus­flü­ge zum Haupt­bahn­hof und zum Kem­n­ader See. We got the wind in our sail /​ Like Dar­win on the Bea­gle /​ Or Men­del expe­ri­men­ting with a pea. Ich lackie­re Möbel neu, die seit Jahr­zehn­ten im Fami­li­en­be­sitz sind. Ich fah­re zum ers­ten Mal Was­ser­ski: Macht voll Bock, ich habe aber ein Jahr lang Mus­kel­ka­ter. Post von der Köni­gin für mei­ne Omi. Den hal­ben Som­mer im Plansch­be­cken ver­bracht. There’s just some­thing about the light /​ That lets all of us think that their pro­blems are­n’t our pro­blems. Mein klei­ner Bru­der hei­ra­tet. Das Kind kommt in den Kin­der­gar­ten. Mit mei­ner gan­zen Fami­lie nach Hol­land. Der Idi­ot wird tat­säch­lich zum US-Prä­si­den­ten gewählt. When I wake in the mor­ning /​ I’ve for­got­ten what it is to cope. Ein­mal Elb­phil­har­mo­nie gucken, in Bochum eröff­net das Musik­fo­rum. Kek­se backen und ver­zie­ren. Ich dre­he „Rück­wärts“, mei­ne ers­te ganz eige­ne Sen­de­rei­he für den MDR (na gut: fürs Inter­net). Die Weih­nachts­zeit beginnt am 23. Dezem­ber um 17.32 Uhr.

Ein Jahr, um erst­mal wie­der auf die Bei­ne zu kom­men. Das Leben ist ein biss­chen so wie frü­her, aber trotz­dem ganz anders. Es ster­ben gefühlt alle Pro­mi­nen­ten, aber irgend­wie haben wir über­lebt. Ich hab eine schö­ne neue Woh­nung mit Gar­ten, in der wir es uns gemüt­lich machen.

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Another Decade Under The Influence: 2015

2015. Aus unse­rer Woh­nung wird eine WG. Über­all Baby­brei. Ich krie­ge über­ra­schend schnell einen The­ra­pie­platz. Mit der gan­zen Fami­lie nach Dom­burg, dem Kind das Meer zei­gen. ESC in Wien, eine Run­de im Pra­ter­rie­sen­rad. Die gute Nach­richt: Ich kann mich immer noch ver­knal­len. Die schlech­te (oder gute): Das führt zu nichts. It was just like a movie /​ It was just like a song. Die ers­ten Wör­ter, die ers­ten Aus­flü­ge in den Tier­park. Es gibt gute und schlech­te Tage. Is my mal­func­tion so sur­pri­sing cau­se I always seem so sta­ble and bright? /​ Ain’t it always the quiet types? Ich arbei­te beim Web­vi­deo­preis und habe seit­dem „Jour­na­list und Autor“ in mei­ner E‑Mail-Signa­tur ste­hen. Ich arbei­te bei „Pop­stars“ und dre­he Vide­os mit @stiflti und @bibisbeautypalace. Mei­ne ers­ten 40-Stun­den-Wochen (und hof­fent­lich auch die letz­ten). Der ers­te Geburts­tag, mit Scho­ko­ku­chen im Haar. Die ers­ten Schrit­te. You’­re my wan­de­rer, litt­le wan­de­rer. Ich pro­bie­re die­ses (Online-)Dating mal aus. Mein ers­tes eige­nes Auto. Nach lan­ger Zeit mal wie­der auf Kon­zer­te — wie gut das tut! Later­nen bas­teln (Über­all Kleis­ter!) und der ers­te Mar­tins­zug. Ich gehe zum Fuß­ball gucken in die Knei­pe und wir sehen alle, wie der Ter­ror sich ent­fal­tet. Shut up and dance with me. Schon wie­der auf Woh­nungs­su­che. Es gibt einen neu­en „Star Wars“-Film und ich bin so eupho­risch wie mit 16. Weih­nach­ten mit leuch­ten­den Kin­der­au­gen, zer­fetz­tem Geschenk­pa­pier und der Fra­ge: Wie haben wir das bis hier­hin geschafft?

Ein Jahr, in dem ich mich an fast nichts erin­nern kann, was nicht mit dem Kind oder der Arbeit zu tun hat­te. Viel­leicht gab es da auch ein­fach nichts. Ein wahn­sin­nig anstren­gen­des Jahr, das aber auch so vie­le tol­le Momen­te hat­te. In all dem posi­ti­ven und nega­ti­ven Cha­os: Zehn Tage Wien mit dem bes­ten Team, das man sich vor­stel­len kann. Viel Arbeit, wenig Schlaf, so vie­le tol­le Leu­te. Bei all dem Tru­bel vor Ort fühlt es sich für mich an wie im wind­stil­len Auge eines Hur­ri­ca­nes — und dann lan­den wir auf dem his­to­risch ein­ma­lig schlech­ten 27. Platz. Ja, so wider­sprüch­lich war 2015.

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Another Decade Under The Influence: 2014

2014. Das wird unser Jahr! Mit den Nacht­freun­den in Ber­lin. Die ers­te Fol­ge „Lucky & Fred“. Eine quä­lend lan­ge Woh­nungs­su­che, eine Reno­vie­rung und ein Umzug. Die letz­ten guten Tage: zu zweit mit Hund in Ham­burg. Eigent­lich hab ich kei­nen Stress, Herr Dok­tor. Are we out of the woods? /​ Are we in the clear yet? Eine abge­sag­te Hoch­zeit. Ein neu­er Job, mit­ten in der Nacht. Der ESC in Kopen­ha­gen, 10 Jah­re BILD­blog. Noch mehr neue Jobs in Köln. Kin­der­zim­mer ein­rich­ten, Baby­kla­mot­ten kau­fen, Baby­par­ty schmei­ßen. I’ve made some fri­ends /​ And I’ve lost some, too. Hol­land wird WM-Drit­ter. Eine schwe­re Geburt. Hal­lo, ich bin Dein Papa! Die Dia­mant-Hoch­zeit mei­ner Groß­el­tern — ob ich 60 Jah­re je schaf­fe? Der ers­te Spa­zier­gang, das ers­te Bad. Was genau muss ich tun?! Alles, was ich je woll­te: Mama, Papa, Kind & Hund. Immer wie­der Dis­kus­sio­nen und Streits. Wer ist die­ses Ske­lett im Spie­gel? Das ers­te Mal Baby­schwim­men. Halt den Kopf oben. Eine Tau­fe am 1. Advent. Zu Besuch bei Har­ry Pot­ter. Okay, lass uns sagen, das war’s. Statt 200 Aben­de in der Knei­pe viel­leicht zehn außer Haus. Das ers­te Weih­nach­ten als Fami­lie, trotz allem. Wri­te it, wri­te it, wri­te it down /​ I will read it when the days don’t look so bad.

Ein Jahr wie ein Auto­un­fall in Zeit­lu­pe: über­höh­te Geschwin­dig­keit, Hin­der­nis­se auf der Fahr­bahn, schlech­te Wit­te­rungs­be­din­gun­gen und mei­ne Hän­de nicht am Steu­er. Das hat­ten wir uns alles anders vor­ge­stellt. Heu­te weiß ich: Es gibt Situa­tio­nen, die kann man nicht allei­ne schaf­fen. Es ist nie falsch, sich Hil­fe zu holen. Irgend­wann reicht es nicht mehr zu hof­fen, dass alles gut aus­geht. Mit­ten­rein in die­se implo­die­ren­de Lie­be wird unser Kind gebo­ren. Und als an dem Tag die Son­ne unter­geht, ist alles für immer anders. Bes­ser, trotz allem.

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Another Decade Under The Influence: 2013

2013. Ein Anfang zu zweit. Und mit Hund. „Im Schnee­fall auf der Stra­ße knut­schen“ auf der bucket list abha­ken. Eine Grim­me-Preis-Nomi­nie­rung fürs Dschun­gel­camp. Eine Dienst­rei­se nach Buda­pest: In Ungarn über Pres­se­frei­heit spre­chen fühlt sich selt­sam an. Par­tys, Knei­pen, Wochen­en­den. Ein her­ren­lo­ser Ein­kaufs­wa­gen. We’­re up all night ‚til the sun /​ We’­re up all night to get some /​ We’­re up all night for good fun /​ We’­re up all night to get lucky. Reno­vie­run­gen und Umzü­ge ande­rer Leu­te. Ein neu­er Job beim ESC: Plötz­lich sit­ze ich tat­säch­lich an der Sei­te von Peter Urban! Noch ein neu­er Job: Plötz­lich bin ich Social-Media-Han­sel bei „Tages­schaum“ mit Fried­rich Küp­pers­busch, den ich noch aus mei­ner Kind­heit aus dem Fern­se­hen ken­ne. Ein Som­mer­ur­laub, wie man halt Som­mer­ur­lau­be macht: in Hol­land am Meer. Das war die schöns­te Zeit /​ Weil alles dort begann. Die Hoch­zeit mei­ner klei­nen Schwes­ter inkl. Auto­cor­so (schon geil, wenn man Teil davon ist!) und kaum auf­wen­di­gem Hoch­zeits­film. Mein 30. Geburts­tag auf dem Mack­lem­ore-Kon­zert und eine Par­ty, die sich nach Abschied anfühlt. I don’t care /​ I love it. Mit dem Hund im Fern­se­hen. Ein im letz­ten Moment abge­sag­tes Tra­vis-Kon­zert. Eigent­lich soll­ten wir erwach­sen wer­den: Die Kili­ans auf Abschieds­tour­nee. Gemein­sam auf Woh­nungs­su­che. Ein posi­ti­ver Schwan­ger­schafts­test. Mit Ansa­ge: Zum letz­ten Mal Hei­lig­abend fei­ern in Dins­la­ken.

Ein Jahr zwi­schen „gro­wing up“ und „being grown up“, das sich eigent­lich schon wie­der nach so viel mehr anfühlt. Jede Men­ge Sze­nen für den Super­cut mei­nes Lebens. Die Erkennt­nis, dass alles zu zweit noch bun­ter, lau­ter, schö­ner sein kann — aber auch anstren­gen­der. Ein Tag in Ams­ter­dam mit einer Grach­ten­rund­fahrt in der Abend­däm­me­rung und die Ansa­ge der Rei­se­lei­te­rin, dass man, wenn man sich unter der Mage­re Brug küsst, für immer zusam­men­bleibt. (Spoi­ler alert: Dies gilt offen­bar nicht immer.) Und wir ste­hen auf unse­ren Brü­cken /​ Unter uns der Strom /​ Die Aus­sicht schein­bar end­los /​ Unser Thron.