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Musik Leben

25 Jahre „Reload“

Dieser Eintrag ist Teil 8 von bisher 8 in der Serie 1999

Im Jahr 1999 erschienen jede Menge Alben, die für unsere Autor*innen prägend waren. Zu ihrem 25. Jubiläum wollen wir sie der Reihe nach vorstellen.

Tom Jones - Reload (abfotografiert von Lukas Heinser)

Zum ersten Mal von Tom Jones gehört habe ich, wie vermutlich die meisten Menschen meiner Generation, in „Mars Attacks!“, dem übersehenen Meisterwerk von Tim Burton. In dem Film greifen Marsianer die Erde an und sie tun das unter anderem in Las Vegas, während Tom Jones auf der Bühne eines Casino-Hotels steht und – natürlich – „It’s Not Unusual“ singt. Jones spielt sich selbst, er wird im weiteren Verlauf des Films mit Annette Bening und Janice Rivera zu den Tahoe-Höhlen fliehen und, nachdem die Marsianer besiegt sind und ein Falke auf seinem Arm gelandet ist, erneut „It’s Not Unusual“ anstimmen. Eines der Top-10-Enden der Filmgeschichte. (Falls Ihr „Mars Attacks!“ noch nie gesehen habt: Es ist, seit ich mit 13 im Kino war, einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Auch mehr als 25 Jahre später muss ich immer noch sagen: 10/10, ein Meisterwerk für alle Zeiten. Guckt ihn Euch an!)

Für meine Eltern und ihre Generation war Tom Jones damals im Wesentlichen eine etwas abgehalfterte Witzfigur, nicht unähnlich den ehemaligen Schlagerstars, die bei Baumartkeröffnungen sangen. Es waren die zynischen 1990er und die Qualitäten, die es braucht, um Las Vegas residencies und Baumartkeröffnungen zu bestehen, wurden allenfalls von Götz Alsmann gewürdigt. Da konnte auch sein Mini-Comeback von 1994 nichts dran ändern, als er gemeinsam mit The Art Of Noise „Kiss“ von Prince coverte und mit seiner Version für nicht wenige Kritiker das Original übertraf.

Womöglich war es eine Mischung aus 1990er-„Ironie“ und Teenager-Trotz, aber irgendwie fand ich Tom Jones cool. Entsprechend überrascht war ich, als ich im Herbst 1999 in einem Elektronikmarkt ein neues Album von ihm sah, gemeinsam mit Gaststars wie The Cardigans, Robbie Williams, Natalie Imbruglia und Simply Red, die mir natürlich etwas sagten. Irgendwie muss ich auch erkannt haben, dass es sich um jede Menge Coverversionen und Neueinspielungen handelte, denn ich war enttäuscht, dass „It’s Not Unusual“ nicht dabei war, und so habe ich die CD zu diesem Zeitpunkt nicht gekauft.

Doch dann kam der Auftritt bei „Wetten, dass ..?“: Nina Persson und die Jungs hatten sich trotz aller eigenen Charterfolge vermutlich nie vorgestellt, einmal in dieser seltsamen deutschen Fernsehsendung, von der sich internationale Stars in first class lounges, Festival-Backstage-Bereichen und bei Preisverleihung fassungslos erzählen, vor einem sprechenden Bühnenbild (ja, in der Tat: ein brennendes Haus) einen Auftritt mit dem „Tiger“ zu absolvieren, bei dem sie so tun, als würden sie gerade ihre Version von „Burning Down The House“ live performen. Ich kannte das Original von den Talking Heads nicht (und war, als ich es dann endlich irgendwann mal hörte, nicht sonderlich beeindruckt), aber dieser Auftritt ließ mich direkt am darauffolgenden Montag zu R&K in Dinslaken fahren und „Reload“ doch noch kaufen.

Das Album war für mich der Erstkontakt mit Acts wie The Divine Comedy, Barenaked Ladies, Portishead, Catatonia und Stereophonics und die erste CD in meiner Sammlung, auf der The Cardigans und James Dean Bradfield von den Manic Streets Preachers zu hören waren — Acts, bei denen ich, wie auch bei Robbie Williams, in der Folge einen gewissen Hang zum Komplettismus entwickeln sollte. Es machte mich nicht nur mit „Burning Down The House“ bekannt, sondern auch mit Songs wie „All Mine“ (Portishead), „Never Tear Us Apart“ (INXS) und wahrscheinlich auch „Lust For Life“ (Iggy Pop). Kurzum: Es war ein Crashkurs in Sachen Popkultur der vorangegangenen Jahrzehnte und der Gegenwart.

„Are You Gonna Go My Way“ (Lenny Kravitz) mit Robbie Williams wirkte nicht nur wegen des Titels wie die Übergabe eines Staffelstabs. „Sometimes We Cry“ von und mit Van Morrison, der als Einziger einen seiner eigenen Songs sang, rührt mich bis heute. James Dean Bradfield von den Manic Streets Preachers liefert bei „I’m Left, You’re Right, She’s Gone“ (Elvis Presley) eine der besten Gesangsleistungen seiner Karriere ab (Tom Jones schreibt, wenn ich das richtig erinnere, in seiner Autobiographie, dass er Angst hatte, ein Duett mit einem so begnadeten Sänger zu singen, und ganz ehrlich: Wenn Ihr keine Gänsehaut bekommt, wenn JDBs Stimme zum ersten Mal in den Song reingrätscht, kann ich Euch auch nicht helfen!). Selbst die Ideen, die auf dem Papier schlecht wirken, funktionieren im (hoffentlich weit aufgedrehten) Lautsprecher: Sollte man Iggy Pops „Lust For Life“ covern? Nein. Außer, wenn Chrissie Hynde von The Pretenders und Tom Jones singen. Dann unbedingt.

Dass ein Album mit 17 Tracks so seine Längen hat, lässt sich schwer vermeiden: „Ain’t That A Lot Of Love“ mit fucking Simply Red? „She Drives Me Crazy“ mit Zucchero? Ist doch schön, wenn Tom Jones so viele angesagte Acts zum Mitwirken bewegen konnte!

Der große Hit, der zu einem späten signature song werden sollte, war indes ein anderer: „Sex Bomb“, die einzige Neukomposition des Albums, aus der Feder des Hannoveraner Musikproduzenten Mousse T., der mit seinem Debüt-Hit „Horny ’98“ bereits gezeigt hatte, dass er stumpfes Rumpf-Gemumpf extrem cool und clubtauglich klingen lassen konnte. Heute würde man anders darüber denken, wenn ein 59-jähriger Mann mit gefärbtem Haupthaar einer mutmaßlich sehr viel jüngeren Frau den Refrain „Sexbomb, sexbomb you’re a sexbomb / You can give it to me, when I need to come along / Sexbomb, sexbomb you’re my sexbomb / And baby you can turn me on“ angedeihen lassen wollte, aber man muss Popkultur immer aus ihrem Zeitgeist lesen, wenn man sie irgendwie verstehen will, und der Zeitgeist der ausgehenden 1990er Jahre war eben so, dass ich ihn auf einer Website, die auch Minderjährige besuchen können, schlecht ausformulieren kann.

Einmal angefixt, tauchte ich natürlich in das Gesamtwerk des walisischen Tigers ein — und, meine Güte, waren da Hits, Hits, Hits! Gut: Die Mörderballade „Delilah“ wurde in den letzten Jahren von Sportveranstaltungen verbannt und auch die Sujets manch anderer Songs sind schlecht gealtert, aber diese Stimme, die immer über irgendwelchen State-of-the-art-Arrangements schwebte, lässt zumindest mich einen Tacken mehr durchgehen lassen als es bei anderen Acts der Fall wäre.

Tom Jones war – nach den Prinzen 1994 – tatsächlich das zweite große Popkonzert, das ich in meinem Leben besuchte (im Mai 2000 mit meinen Eltern und meinem Bruder in der Arena Oberhausen; das Konzertplakat, das mein Vater auf dem Heimweg von einem Maschendrahtzaun abmontierte, könnte immer noch im Keller meiner Eltern stehen) und auch wenn natürlich keiner der „Reload“-Gäste dabei war, war es ein Erlebnis. Jones legte in der weiteren Folge einen beeindruckenden dritten (oder vierten oder fünften) Karriere-Akt hin, indem er aufhörte, seine Haare zu färben, und begann, Folk- und Americana-Alben aufzunehmen (ich habe im letzten Jahr zufällig festgestellt, dass er eine Version von „Charlie Darwin“ von The Low Anthem veröffentlicht hat!). Das hatte Folgen, denn als ich ihn zum zweiten Mal live sah, spielte er die meisten seiner Klassiker in kaum wiederzuerkennenden Arrangements. Das Publikum wirkte ein bisschen enttäuscht, aber mit damals schon 79 Jahren hatte er sich das Recht erarbeitet, seine Songs derart zu dylanisieren. Der überraschende Ort dieses überraschenden Auftritts: das Burgtheater Dinslaken.

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Tom Jones – Reload
(Gut/V2, 16. September 1999)
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Digital Leben Gesellschaft

Bitte werfen Sie eine Münze ein!

Zu Beginn der Fußball-Europameisterschaft der Herren ging eine Schalte des britischen „Sky Sports“-Reporters Kaveh Solhekol viral, in der dieser ein gewisses Unverständnis über die Zustände im Spielort Gelsenkirchen zum Ausdruck brachte. Sky Sports nahm das Video recht schnell wieder offline, ich habe bis heute keine Kopie davon finden können, aber die Berichterstattung (inkl. backlash und zu erwartender trauriger Repliken lokaler Medien und Persönlichkeiten) war enorm. Neben der tristen Innenstadt hatte Solhekol auch bemängelt, dass man fast nirgendwo mit Karte (gemeint war: mit Kreditkarte) zahlen könne.

Nun war ich aus offensichtlichen Gründen lange nicht in Gelsenkirchener Gastronomien unterwegs, aber für die Nachbarstadt Bochum kann ich berichten: Hier kann man inzwischen fast in allen Cafés, Eisdielen, Bäckereien und Bratwurstbuden mit Kreditkarte zahlen, idealerweise per Apple Pay — Handy dranhalten, fertig! Es ist – neben der völligen Abwesenheit von Terminen – eine der wenigen guten Sachen, die uns die COVID-19-Pandemie gebracht hatte: Der Alltag ist inzwischen derart durch-digitalisiert, dass sich Bochum fast wie Schweden, England oder weite Teile der Niederlande anfühlt, was die Ankunft in der Gegenwart angeht. Man kann sogar Eintrittskarten für die Bochumer Freibäder vorab online kaufen (was wir erst erfahren haben, nachdem wir 20 Minuten in der Mittagssonne in einer Kassenschlange gestanden hatten, aber: nun gut)!

Kaveh Solhekol und die angereisten Fußball-Fans sollten sich glücklich schätzen, wenn sie nicht auf Gebieten mit der deutschen Interpretation des Konzepts „Digitalisierung“ in Kontakt gekommen sind, die über das Bezahlen von Essen und Getränken hinausgehen.

Ich fühle mich wie ein Fensterrentner, der mit einem Behördenschreiben in die Kamera des Fotografen der Lokalzeitung wedelt, aber die RTL-Verbrauchersendung „Wie bitte?!“ wurde vor 25 Jahren eingestellt, von daher müsst Ihr jetzt mit meinen länglichen, anekdotischen Empörungen leben:

Ende April wurden im Bochumer Stellwerk Kupferkabel geklaut. Um irgendwie zur Arbeit nach Köln zu kommen, nahm ich ein Taxi zum Essener Hauptbahnhof und schickte die Quittung über 65 Euro gut gelaunt an die Deutsche Bahn. Weil angeblich noch Unterlagen fehlten, bekam ich ein Anschreiben per Post, auf das ich auch nur per Post antworten konnte (die Unterlagen waren frei verfügbar im Internet einzusehen, ich habe sie also ausgedruckt und physisch verschickt), und vier Wochen später eine Ablehnung, weil angeblich weitere Unterlagen fehlten, nach denen die DB Dialog GmbH am Anfang gar nicht gefragt hatte. Ich habe also mit der Hotline telefoniert, wo die freundliche, aber auch etwas hilflose Mitarbeiterin und ich in rund zehn Minuten immerhin das Rätsel lösen konnten, was mit „Fehlende Angaben und Belege“ eigentlich gemeint sei (ich konnte die Angaben überraschend per Telefon übermitteln), und bekam dann gestern ein Schreiben der Bahn, dass die Bearbeitung meines Falls noch ein bisschen dauern könne. Die bezaubernden Begründungen: Hochwasser und eine „angespannte Betriebsqualität“, was natürlich einerseits perfekt zu einem Konzern passt, der einen regelmäßig mit Sprachneuschöpfungen wie „Verzögerungen im Betriebsablauf“ erfreut, andererseits kaum etwas anderes bedeuten kann als: „Für uns ist alle siebte oder achte Stunde, wir gehen komplett auf dem Zahnfleisch, die Einsparungen werden uns alle töten, bitte helfen Sie uns!“

Anderes Beispiel: Die Deutsche Post hatte zwei Briefe verloren/nicht zugestellt, in denen die Firma Congstar mir eine SIM-Karte zustellen wollte (das ist noch mal ein eigenes Thema für sich, einigen wir uns auf: die Adressierung war missverständlich). Man kann, wenn man ein bisschen danach sucht, bei der Post online eine sog. „Briefermittlung“ beauftragen und bekommt dann auch eine Bestätigung per E-Mail — alles fein. Bis ich dann – passenderweise am gleichen Tag wie den letzten Brief der Deutschen Bahn – zwei Briefe der Post im Briefkasten hatte. Darin, jeweils: Ein Schreiben mit der Bestätigung, dass ich eine Briefermittlung beauftragt hatte inkl. Entschuldigung und Bitte um Geduld, auf der Rückseite ein Vordruck, den ich nutzen könne, falls der vermisste Brief inzwischen angekommen sei — und ein Rückumschlag, mit dem ich den Vordruck dann postalisch zurück an die Deutsche Post schicken könnte.

Am Ende sind es vermutlich wieder die immer gleichen Gründe aus der Bürokratiehölle („Dokumentenechtheit“, „Datenschutz“, „Haben wir immer schon so gemacht“), aber es ist ja nicht nur die fehlende Digitalisierung, die mich hier verzweifeln lässt: Da wurden fünf Din-A-4-Blätter bedruckt, zwei kleine Rückantwort-Kuverts in größere Briefumschläge gesteckt und das alles wurde quer durch Deutschland transportiert. Am Ende vielleicht immer noch umweltschonender als ein AI-Chatbot, aber eben doch nicht wirklich ökologisch. Und während ich annehme, dass die Deutsche Post ihre eigenen Briefe kostenlos zustellt, zahlt die Bahn auf alle Fälle Porto — bzw. natürlich nicht die Bahn selbst, sondern wir alle, indem wir immer teurer werdende Bahntickets kaufen.

Wir schreiben das Jahr 2024, 95 Prozent der Deutschen nutzen das Internet „zumindest selten“, selbst bei den Personen über 70 sind es 80 Prozent. Das größte außeramerikanische Softwareunternehmen, die Nummer 3 der Welt, kommt aus Deutschland und es gibt sicherlich auch jede Menge Software-Firmen, die Lösungen anbieten, die für alle Beteiligten Vorteile bieten.

Ich kann es selbst kaum fassen, dass ich die folgenden Worte, die auch in einen FDP-Mitgliedsantrag passen könnten, schreibe, aber: Sobald man sich nur einen Schritt von gewinnorientierten Unternehmen entfernt, die in einem echten Wettbewerb am Markt bestehen müssen, muss in diesem Land immer noch (fast) alles ausgedruckt werden. (Keine Angst, ich werde natürlich nicht und auf gar keinen Fall in die FDP eintreten. Die stellt ihre Kompetenz im Bundesministerium für Digitales und Verkehr ja selbst am Besten unter Beweis.)

Und es ist ja nicht so, dass die Deutsche Bahn ein besonderes Herz für jene Leute zeigen würde, die sich ohne Smartphone durchs Leben bewegen: Die Bahncard gibt es zum Beispiel nur noch digital. Es sind diese mixed signals, die alles noch schlimmer machen.

Die gute Nachricht, natürlich: Immerhin lebe ich nicht in Gelsenkirchen.

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Musik

Die (vorerst) letzte Sendung: Bochum Total 2024, neue Musik von Fontaines D.C., Blush Always

Der verbrecherische Tech-Konzern Spotify nimmt uns die Möglichkeit, eine kleine Musiksendung für Euch zu machen, wieder weg. 

Wir wollen die letzte Ausgabe von Coffee And TV in dieser Form nutzen, um auf das Bochum Total 2024 zurückzublicken, Euch ein paar neu entdeckte Acts vorzustellen — und natürlich, um mit einem Knall zu gehen.

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Alle Songs:

  • The Sixsters – Same Kid
  • Trille – Ich mag Dich (und Du mich auch)
  • UMME BLOCK – 25 Hours
  • The Bottom Line – Over And Over
  • Stina Holmquist – I Do
  • Fontaines D.C. – Favourite
  • Blush Always – My Mum’s Birthday
  • Blur – Coffee & TV

Shownotes:

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Musik

Neue Musik von Disclosure, James Blake, Ezra Collective, Something Corporate

In Bochum ist der Sommer ausgebrochen. Deshalb geht Lukas auf die Suche nach dem Sommerhit des Jahres 2024 und macht Euch ein paar Vorschläge: Neue Songs von Disclosure, James Blake und Ezra Collective, dazu der erste neue Song von Something Corporate – eine von Lukas’ absoluten Lieblingsbands – seit Jahrzehnten und vieles mehr.

Die Sendung ist also gut gefüllt wie ein Glas Melonenbowle mit ganzen Früchten!

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Alle Songs:

  • Disclosure – She’s Gone, Dance On
  • The Boy From The South – Space Party
  • Suzan Köcher’s Suprafon – Seventeen
  • James Blake – Thrown Around
  • Ezra Collective feat. Yazmin Lacey – God Gave Me Feet For Dancing
  • Balu Brigada – So Cold
  • OneDa – Set It Off
  • Andrew McMahon In The Wilderness feat. Something Corporate – Death Grip

Alle Songs:

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Musik

Sounds Like Sugar Festival, neue Musik von Nada Surf, Eels

Am Samstag hat unsere Redaktion einen Betriebsausflug zum Sounds Like Sugar Festival in Herne gemacht. Von da bringt Lukas viel neue Musik mit, es gibt aber auch ein Wiederhören mit Bands wie Nada Surf und Eels, die ihn schon sein halbes Leben begleiten.

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Alle Songs:

    • Loki – The Girl With No Eyes
    • Maryaka – Part Of You
    • Zimmer90 – What Love Is
    • Philine Sonny feat. Miya Folick – Shame
    • Nada Surf – In Front Of Me Now
    • Aurora – To Be Alright
    • Eels – If I’m Gonna Go Anywhere
    • Jean Seizure – Don’t Tell Me I’m Going To Hell

Shownotes: 

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Musik

Lukas’ Lieblingslieder

Heute möchte Lukas einfach mal die Schönheit der Popkultur feiern. Deshalb spielt er nur Lieblingslieder. Welche genau, das wusste er während der Aufzeichnung auch noch nicht.

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Alle Songs:

  • Alex The Astronaut – I Think You’re Great
  • R.E.M. – Find The River
  • Carly Rae Jepsen – Call Me Maybe
  • Travis – Driftwood
  • Rae Morris – Do It
  • The Postal Service – Such Great Heights
  • Gordi – All The Light We Cannot See
  • The Killers – Mr. Brightside

Shownotes:

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Musik Leben

25 Jahre „The Man Who“

Dieser Eintrag ist Teil 7 von bisher 8 in der Serie 1999

Im Jahr 1999 erschienen jede Menge Alben, die für unsere Autor*innen prägend waren. Zu ihrem 25. Jubiläum wollen wir sie der Reihe nach vorstellen.

Travis - The Man Who (abfotografiert von Lukas Heinser)

Ein allerletztes Mal habe ich die Single zuerst gehört. Denn das war ja früher so: Man kannte einen Song aus dem Radio (oder Musikfernsehen, um nicht ganz so alt zu erscheinen) und wenn man dann beschlossen hatte, vergleichsweise viel Geld in die CD zu investieren, fing das Album meist mit einem Song an, den man (noch) gar nicht kannte. Man wollte ja aber endlich den verkaufsfördernden Hit hören, dessentwegen man den Weg zum Plattenladen auf sich genommen hatte. Mit dem Fahrrad. An einem Samstagvormittag im Januar. In Dinslaken.

Ich weiß noch, wie ich auf der Couch im Wohnzimmer meiner Eltern lag (dem Dreisitzer an der Innenwand, nicht dem Zweisitzer an der Außenwand, in case you’re wondering) und Track 7 ausgewählt hatte: „Why Does It Always Rain On Me?“, diese überlebensgroße Charlie-Brown-Verliererhymne, die natürlich direkt zu einem 16-jährigen sprach, der sich irgendwie nie so ganz dazugehörig fühlte. Und danach dann das Album von vorne.

Travis waren einen Monat zuvor – sorry, wenn ich mich da wiederhole – Teil der „Rolling Stone Roadshow“ gewesen und mit Ben Folds Five und Gay Dad durch Deutschland getourt. (Ich weiß quasi nichts über Gay Dad. Ich habe, seit wir im Jahr 2005 die CD-Schränke bei CT das radio aufgeräumt haben, sogar ihr 1999er Album „Leisure Noise“ im Regal stehen, aber in all den Jahren nie gehört. Wenn man überlegt, welche Bedeutung Ben Folds Five und Travis in der Folge in meinem Leben einnehmen sollten, ist es eigentlich wahlweise ein Wunder oder eine Schande, dass Gay Dad als fünftes Rad am Wagen derart an den Rand gedrängt wurden. Ich verspreche Euch jetzt einfach mal, dass ich zum 25. Jahrestag des verhängnisvollen, nicht besuchten Konzerts in der Live Music Hall am 29. November zum ersten Mal bewusst Gay Dad hören und hier darüber schreiben werde!) „Why Does It Always Rain On Me?“ kannte ich von Viva 2, obwohl ich das damals gar nicht gucken konnte, und ich mochte die Mischung aus unverkennbarer Lebensenergie (der Rhythmus!) und Traurigkeit (alles andere).

Stellte sich raus: Mit seinem hüpfbaren Rhythmus war der Song noch der klare upper auf dem Album. Alle anderen Songs schleppten sich eher dahin, krochen oder taumelten. Selbst der einzige objektive Rocksong auf „The Man Who“, der hidden track „Blue Flashing Light“, dreht sich schwindlig auf der Stelle und handelt davon, dass jemand allein zuhause sitzt, während alle anderen feiern gehen. Wer weiß, wie ich das Album gefunden hätte, wenn ich es bei Veröffentlichung im Mai 1999 gehört hätte — in den grauen ersten Wochen des Jahres 2000 passte es jedenfalls perfekt zum Wetter und dem Millenniumskater, der sich über die Welt gelegt hatte: Die Zukunft hatte ganz eindeutig und ausweislich des Kalenders begonnen, aber alles war immer noch wie zuvor. Das Theodor-Heuss-Gymnasium in Dinslaken war kein Ort, an dem Optimismus und Zuversicht (oder auch nur irgendetwas anderes als genereller Weltschmerz) gedeihen und aufblühen konnten.

Ich hatte gerade im Januar (genauer: am 7., als ich mir bei einem Ausflug nach Essen den Soundtrack zu „Absolute Giganten“ gekauft hatte) begonnen, abends zum Einschlafen Musik auf meinem Discman zu hören. Nicht etwa ganze Alben, sondern drei Songs, sauber kuratiert. „The Man Who“ bot sehr viele dieser Songs. Noch heute kommt eine ganze Welle sehr spezifischer Emotionen hoch, wenn das Intro von „Driftwood“, die ersten Takte von „Turn“ oder das Gitarrensolo aus „As You Are“ erklingen. Es ist wieder Anfang 2000 und ich war vor ein paar Tagen mit meinem Papa und meinen Freunden in die Großstadt (Duisburg) gefahren, um im dortigen Arthouse-Kino „Ghost Dog“ von Jim Jarmusch oder „The Million Dollar Hotel“ von Wim Wenders zu sehen — Filme, die im Kern schon irgendwie lebensbejahend sind, aber in erster Linie schwelgerisch, melancholisch, langsam und rätselhaft. (Und falls sich jemand gefragt hat: Natürlich habe ich an meinem 17. Geburtstag um kurz nach Mitternacht „Why Does It Always Rain On Me?“ gehört, dessen titelgebende Frage ja weitergeht: „Is it because I lied when I was seventeen?“)

„Everyday I wake up alone because / I’m not like all the other boys“, singt Fran Healy zu Beginn von „As You Are“ und diese Zeile sollte mir in den kommenden Jahren so etwas wie Mantra und Trost werden, steter Begleiter beim Melodramatisch-unglücklich-verliebt-Sein, Die Leiden des jungen Heinsers. (Alter Vatter, was bin ich froh, dass diese Zeiten vorbei sind! Kinder, wenn Ihr glaubt, dass Euer Leben nur mit einem anderen Menschen an Eurer Seite „gut“ und „richtig“ werden kann: Sucht Euch Hilfe! Ihr werdet geliebt, Ihr seid liebenswert, aber die Existenz oder Nichtexistenz einer Zweierbeziehung ist in diesem Kontext eben genau: zweitrangig.)

Vielleicht wäre ich auch ohne „The Man Who“ auf die Idee gekommen, Musik zu machen, Schlagzeug in einer Band zu spielen, mir selbst Gitarre beizubringen und eigene Songs zu schreiben. Die hätten aber zumindest sehr anders geklungen, denn Travis waren, was traurig-antriebslose Songs in G-Dur betrifft, ein großer Einfluss. Weil ich wusste, dass die Bandmitglieder Joni Mitchell so sehr lieben, habe ich mit 18 angefangen, Joni Mitchell zu hören. Ich hatte sogar so einen faux hawk wie Fran Healy (oder wahlweise David Beckham)! Chris Martin hat mal gesagt, dass es ohne Travis kein Coldplay gegeben hätte, aber den vier Schotten jetzt die Schuld an der weiteren Entwicklung seiner Kapelle zu geben, wäre auch üble Nachrede.

Im Juni 2001 erschien der Nachfolger „The Invisible Band“, der heute eigentlich einen noch größeren Stellenwert bei mir hat. Als wir erstmal schnelles Internet hatten, habe ich alle, wirklich alle B-Seiten, die Travis jemals auf ihren Singles veröffentlicht hatten, zusammengesammelt und sicherlich öfter gehört als große Teile ihres Spätwerks. („Die B-Seiten britischer Gitarrenbands zwischen 1994 und 2002 sind besser als alles, was nach 2005 von der Insel kam“ ist ein immer noch nicht geschriebener, aber in regelmäßigen Abständen namhaften deutschen Publikationen angebotener Text von mir.) Ich habe Travis zwischen Sommer 2001 und Dezember 2016 sieben Mal live gesehen (einmal sogar tatsächlich am gleichen Abend wie Ben Folds) und ein paar Mal kurz gesprochen; im September könnte ein achtes Mal hinzukommen. Ihre letzten Alben haben mich gar nicht mehr interessiert, aber wenn einem eine Band mal so wichtig war, versucht man es ja doch immer wieder.

Und irgendeine besondere Beziehung muss es immer noch geben: Ich hätte diesen Text hier eigentlich gestern schon schreiben wollen, aber nicht die Zeit gefunden. Da hätte aber auch die Sonne geschienen. Heute passt hingegen alles: Der VfL Bochum ist so gut wie abgestiegen und es regnet. Weil ich mit 17 gelogen habe.

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Travis – The Man Who
(Independiente; 24. Mai 1999)
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Musik

Neue Musik von Travis, The Decemberists, Maro, Ider

Lukas blickt kurz zurück auf den 69. Eurovision Song Contest, wo schon wieder ein Song gewonnen hat, den wir in unserer ESC-Vorschau nicht gespielt hatten: „The Code“ von Nemo aus der Schweiz.

Dann gibt es neue Songs von Maro, The Decemberists, Amilli, Ider — und den ersten interessanten Travis-Song seit langer Zeit.

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Alle Songs:

  • Nemo – The Code
  • Maro feat. Nesaya – Lifeline
  • Blush Always feat. Brockhoff – Bigger Picture
  • The Decemberists feat. James Mercer – Burial Ground
  • Amilli – Four Days
  • Ider – Girl
  • Travis – Raze The Bar
  • Carpool – Can We Just Get High?

Shownotes:

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Musik Leben

25 Jahre „Play“

Dieser Eintrag ist Teil 6 von bisher 8 in der Serie 1999

Im Jahr 1999 erschienen jede Menge Alben, die für unsere Autor*innen prägend waren. Zu ihrem 25. Jubiläum wollen wir sie der Reihe nach vorstellen.

Moby - Play (abfotografiert von Lukas Heinser)

Am Anfang waren die Songs. Ich weiß gar nicht, welche alle als Single ausgekoppelt wurden und wo ich sie vielleicht gehört habe — am Ende ist es auch egal, denn „Play“ ging ja auch deshalb in die Geschichtsbücher ein, weil es das erste komplett durchlizenzierte Album war: Jeder einzelne Track wurde für (mindestens) einen Werbespot, einen Film und/oder eine Serie verwendet. Im Radio und in Cafés laufen die Songs eh immer noch rauf und runter, als seien sie Teil des dortigen Sound-Designs. (Selbst als ich vergangene Woche dem Deutschlandfunk Kultur ein Interview zum ESC in Malmö gegeben habe, lief vor dem Gespräch irgendein Song aus diesem Album. Es zahlt ein bisschen auf meine hier aufgestellte Muzak-These ein, dass ich nicht sagen kann, welcher, aber ich bin mir absolut sicher, dass es einer von diesem Album war.)

Gekauft hab ich „Play“ von Moby auch erst etwa anderthalb Jahre nach dem Release — obwohl diese Songs damals schon allgegenwärtig schienen. Das Konzept, Musik zu „besitzen“ ist im Jahr 2024 ja nicht nur Nachgeborenen schwer zu vermitteln, sondern fast allen, aber es war eben unabdingbar, 30,99 D-Mark für diese CD zu bezahlen, sie im Rucksack auf dem Rücken mit dem Fahrrad vom R&K-Markt nach Hause zu fahren und dann ins DVD-Rom-Laufwerk des Computers zu schieben, um sie über die PC-Boxen abzuspielen. Opa erzählt vom Frieden.

Obwohl ich die vorherigen Hit-Singles von Moby schon aus „Hit-Clip“, von 1Live und von „Bravo Hits“ kannte, umwehte diese Musik etwas Erwachsenes, ja, regelrecht: Kosmopolitisches. So, dachte ich damals, klingt Dinslaken nicht. Der Big Beat von „Bodyrock“ und „Machete“, die Blues- bzw. Gospel-Samples von „Honey“ und „Run On“, die Kaffeehaus-Electronica von „7“ und „Down Slow“ — so etwas kannte man in der Kleinstadt nur aus dem Fernsehen. (Heute hat Dinslaken seine eigenen Hipster-Szenen und -Kneipen und diese Entwicklung ist durchaus zu begrüßen, bremst sie doch die Gentrifizierung in den Großstädten wenigstens minimal ab.)

Moby selbst war bekannt als der knuffige, ausgesucht freundliche, manchmal ein ganz kleines bisschen nervende Veganer mit der Glatze. Womöglich hätte man ahnen können, dass bei ihm nicht alles im Lot war und er mit psychischen Problemen, Alkohol und anderen Drogen kämpfte; „Play“ war ein eher melancholisches Party-Album, vor allem in der zweiten Hälfte. Und allein die Songtitel: „Why Does My Heart Feel So Bad?“, „Natural Blues“, „My Weakness“. Aber als schwermütiger 17-jähriger Individualist bezieht man das alles natürlich ausschließlich auf sich selbst und denkt nicht mal an den Künstler.

„Play“ war da schon lange ein unfassbarer weltweiter Erfolg und alle Labels, die das Album abgelehnt hatten, hatten sich vielleicht kurz geärgert. Moby, dessen Output bis dahin eher eklektisch gewesen war, hatte seine Nische gefunden und liefert seitdem verlässlich den Soundtrack zu Werbespots, Serien, Filmen und Leben.

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Moby – Play
(Mute/PIAS; 17. Mai 1999)
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Fernsehen Musik

Eurovision-Vorschau 2024

It’s the most wonderful time of the year: In Malmö findet der 68. Eurovision Song Contest statt und unser Team wagt eine kleine Vorschau. Selma Zoronjić und Lukas Heinser sprechen über ihre persönlichen Favoriten, die unterschiedlichsten Arten von Folklore und die besten Songs für Ü50-Parties.

Dann begrüßen sie special guest Thorsten Schorn, der dieses Jahr erstmalig den ESC kommentieren wird, und sprechen mit ihm über Kindheitsträume, langwierige Verletzungen und sein Selbstverständnis als deutscher Kommentator.

Einen besonderen Blick in die Kommentatorenkabine beim ESC gibt es auch dieses Jahr wieder auf Lukas’ Instagram-Account.

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Alle Songs:

  • Alyona Alyona and Jerry Heil – Teresa & Maria (Ukraine)
  • Aiko – Pedestal (Tschechien)
  • Joost Klein – Europapa (Niederlande)
  • Ladaniva – Jako (Armenien)
  • Saba – Sand (Dänemark)
  • Bambie Thug – Doomsday Blue (Irland)
  • Olly Alexander – Dizzy (Vereinigtes Königreich)
  • Nebulossa – Zorra (Spanien)
  • Isaak – Always On The Run (Deutschland)

Der ESC im deutschen TV:

Dienstag, 7. Mai, 21 Uhr: 1. Halbfinale auf One und in der ARD-Mediathek

Donnerstag, 9. Mai, 21 Uhr: 2. Halbfinale auf One und in der ARD-Mediathek

Samstag 11. Mai, 20.15 Uhr: Warm-Up, Grand Final und Aftershow-Show im Ersten, bei One und in der ARD-Mediathek

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Musik Leben

25 Jahre „The Ego Has Landed“

Dieser Eintrag ist Teil 5 von bisher 8 in der Serie 1999

Im Jahr 1999 erschienen jede Menge Alben, die für unsere Autor*innen prägend waren. Zu ihrem 25. Jubiläum wollen wir sie der Reihe nach vorstellen.

Robbie Williams - The Ego Has Landed (abfotografiert von Lukas Heinser)

Was für ein merkwürdiges Album: Um das ehemalige Take-That-Mitglied Robbie Williams auch auf dem amerikanischen Markt groß zu machen, hatte Capitol Records einfach Songs seiner ersten beiden Alben zusammengewürfelt und auf den Markt gebracht. Das Ganze war natürlich gar nicht für europäische Plattenläden gedacht gewesen und entsprechend teuer und schwer zu bekommen, aber andererseits hatte man alle Hits und ein paar unbekanntere Songs auf einem Album. Klar, dass ich mir das zu meinem 16. Geburtstag wünschen musste!

Meine liebsten Boybands der 1990er Jahre: 1. East 17, 2. Boyzone, 3. Take That. Natürlich waren die Konventionen zu dieser Zeit noch so, dass man als Junge mit 12, 13 Jahren eine solche Boyband eher doof zu finden hatte, und so war Robbie Williams schon dadurch cool geworden, dass er diese Band verlassen hatte.

Aber auch die Singles, die man danach von ihm im Radio hören konnte, waren gut. Für einen Jungen, der über die Hits von Oasis, Blur und The Lightning Seeds gerade mit dem Konzept „Britpop“ in Kontakt gekommen war, waren Songs wie „Strong“, „No Regrets“ oder „Old Before I Die“ konsequente Ergänzungen — und auch heute halte ich „Strong“ immer noch für einen der besten Oasis-Songs, den Noel Gallagher nie geschrieben hat.

Was für ein großartiges Album: Da waren nun wirklich die ganzen Hits, die ich aus dem Radio kannte, plus so deep cuts wie „Win Some Lose Some“, „Jesus In A Camper Van“ (ein Song, der später wegen Urheberrechtsstreitigkeiten aus Williams’ gesamtem Schaffen gelöscht wurde) und „Karma Killer“ (eine von Streichern angetriebene Alternative-Rock-Abrechnung mit dem ehemaligen Take-That-Manager Nigel Martin-Smith). Im Herbst 1999 wurde „The Ego Has Landed“ (Entschuldigung, was ist das überhaupt für ein genialer Albumtitel?!) mein treuester Begleiter und noch heute kommt „No Regrets“ für mich nach „Millennium“ und nicht wie auf dem originalen Album „I’ve Been Expecting You“ davor.

Natürlich habe ich mir später doch noch die beiden Alben „Life Thru A Lens“ und „I’ve Been Expecting You“ gekauft, so wie ich mir zwischen 2001 und 2006 alle Singles und bis 2013 alle Alben gekauft habe. Zwischen 2000 und ungefähr 2005 war Robbie Williams, das ist für Nachgeborene auch nur noch schwer vorstellbar, unangefochten das, was man eigentlich immer über Michael Jackson gesagt hatte: King of Pop. (Warum er erst 2012 ein Album „Take The Crown“ genannt hat, weiß er auch nur selbst.) Es gab ganze Robbie-Tage bei MTV und er ist bis heute der einzige Act, für den ich an einem Samstagmorgen um halb Acht aufgestanden bin, um in einem physischen Ticket-Shop Konzertkarten zu erwerben. Entsprechend bedrückend fand ich es, in der Netflix-Doku-Serie über sein Leben zu erfahren, dass er, als er uns um die Jahrtausendwende so viel Freude und so viele Evergreens bereitet hat, eigentlich die ganze Zeit unglücklich war. Dabei hatte er uns das – „You think that I’m strong / You’re wrong“ – ja auch immer gesagt.

Für jemanden, der sich Weiß-Gott-was auf seinen Musikgeschmack jenseits des Mainstreams eingebildet hat, war Robbie Williams natürlich auch immer ein Anknüpfungspunkt zu den Mädchen der eigenen Jahrgangsstufe. Er war einer der wenigen Radio-Acts, die einen cooler machten, wenn man signalisierte, seine Musik zu hören. Es gibt so viele seiner Songs aus dieser Zeit, deren Texte schon damals zu mir sprachen und es auch heute noch tun, dass es sich, wenn ich sie heute höre, fast so anfühlt, als könnten der 40-jährige Lukas und sein 16-jähriger Vorgänger durch die Musik miteinander sprechen.

Als der übertrieben kumpelige Moderator auf WDR 4 (of all places), vor einiger Zeit „Feel“ als „einen der Klassiker von Robbie Williams“ ankündigte, dachte ich, ernsthaft überrascht: „Für mich ist ‚Escapology‘ immer noch das ‚neue‘ Album!?“ Es erschien im Herbst 2002.

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Folgende wahre Geschichte: Als ich Neil Hannon von The Divine Comedy im Jahr 2006 interviewt habe, hab ich ihn natürlich auch auf „No Regrets“ angesprochen — und warum er so viel schwieriger zu hören sei als der andere Gast-Sänger, Neil Tennant von den Pet Shop Boys. Hannon erzählte mir, dass Tennant zufällig im Studio gewesen sei, als der Song gemischt wurde, und den Audio-Ingenieur einfach gebeten habe, die eigene Spur ein wenig lauter zu drehen. Ich habe diese Anekdote nicht zu verifizieren versucht, weil ich den Rock’n’Roll-Mythos dahinter nicht zerstören wollte.

Robbie Williams – The Ego Has Landed
(Chrysalis/Capitol, 4. Mai 1999)
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Musik

Neue Musik von Thursday, Nina Chuba, Pet Shop Boys, Jacqui Naylor

Lukas muss einen Fehler aus der letzten Sendung richtigstellen. Aber dann geht’s los mit neuen Songs von Thursday, Nina Chuba, Chilly Gonzales und Joy Oladokun und Tracks von den neuen Alben von Pet Shop Boys und Jacqui Naylor, die so frisch sind, dass wir mit unserer Sendung extra auf den Release um Mitternacht gewartet haben.

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Alle Songs:

  • Thursday – Application For Release From The Dream
  • Nina Chuba – Nina
  • Chilly Gonzales – Fuck Wagner
  • Joy Oladokun – Questions, Chaos & Faith
  • Deer Anna – What She Does At Night
  • Pet Shop Boys – Why Am I Dancing?
  • Jacqui Naylor – All That We Could Be
  • Ben Folds Five – Lullabye

Shownotes: