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Musik Digital

Neue Musik von Pet Shop Boys, Crowded House, Maggie Rogers, Kacey Musgraves

Spotify setzt uns im Juni vor die Tür. Das ist doof, aber nicht überraschend.

Lukas fordert erst zum Sturz der Tech-Konzerne auf und macht dann trotzdem das Beste draus, indem er neue Songs von seinen Lieblingsbands Pet Shop Boys und Crowded House spielt, von Maggie Rogers und Kacey Musgraves und vielen anderen Acts.

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Alle Songs:

  • Pet Shop Boys – Loneliness
  • Morgan Harper-Jones – Boombox
  • Villagers – That Golden Time
  • Maggie Rogers – Don’t Forget Me
  • Le Shiv – Regrets And Happiness
  • Kacey Musgraves – Deeper Well
  • Little Simz – Mood Swings
  • Crowded House – Oh Hi
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Musik

Podcast: Episode 1

Vor zweieinhalb Jahren hat Spotify angekündigt, dass sie bald ein Feature ausrollen würden, mit dem man eigene Musik-Podcasts erstellen kann. Man müsste dafür nur Moderationen aufnehmen und mit Songs kombinieren, die bei Spotify verfügbar sind — fertig! Ich hatte zu diesem Zeitpunkt seit etwa 13 Jahren (so lang muss es damals ungefähr hergewesen sein, dass ich zum ersten Mal „All Songs Considered“ von NPR Music gehört hatte) darauf gewartet, einen eigenen Musik-Podcast starten zu können, der gleichzeitig legal und bezahlbar ist (ersteres ermöglicht die GEMA seit einigen Jahren mit einem eigenen Tarif, der zweiteres ausschließt) und war entsprechend stoked: Zwei Tage rannte ich wie high durch meine Wohnung, war völlig begeistert und plante schon mal die ersten zwanzig, dreißig Ausgaben.

Dann passierte: nichts. Im letzten Sommer habe ich noch mal kurz daran gedacht, aber ich befürchtete schon, dass das Feature den Weg aller wirklich sinnvollen Web-Anwendungen (der Google Reader, der Komm-Küssen-Button bei jetzt.de, die Centennial-Bulb-Webcam) gegangen und verschwunden sei. Dann schrieb mir vor zwei Wochen eine Freundin, es gebe jetzt bei Spotify die Möglichkeit, Podcasts mit Musik zu veröffentlichen, und das sei doch etwas, was gut zu mir passen würde.

Nun, ladies and gentlemen und alle in-between: Hier ist „Coffee And TV“, der Podcast!

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In der ersten Folge spiele ich u.a. neue Songs von Amilli, The Hold Steady und Maryaka und obwohl ich ein bisschen aus der Übung war, hat es wahnsinnig Spaß gemacht, nach ca. 16 Jahren mal wieder eine Musiksendung zu moderieren. Also mach ich das jetzt öfters. Leider kann man den Podcast aus den oben beschrieben Gründen nur auf Spotify hören und wenn man kein zahlender Premium-Member ist, gibt es auch nur 30-sekündige Ausschnitte und nicht die ganzen Songs zu hören, aber ich finde, es ist bedeutend besser als nichts!

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Musik

Songs des Jahres 2021

Und ein sozialkritisches Schlagzeugsolo später ist es soweit: Making disco a threat again!

Ich habe wieder ein bisschen länger gebraucht, aber ich möchte auf keinen Fall sein wie Spotify und Musikzeitschriften, die schon zwischen Oktober und Nikolaus auf ein Jahr zurückschauen. Sowas braucht ja auch Zeit und muss sich erst mal setzen — und dann muss man sich selber erst mal setzen, Songs in eine Reihenfolge bringen, die einem in dieser einen Millisekunde die richtige erscheint, obwohl es natürlich völlig absurd ist, Musik in irgendeine Rangliste zu bringen.

Jedenfalls: Hier sind wir! Und hier sind sie: Meine Top-25-Songs eines immer noch etwas mühsamen Jahres!

25. Chicago Sinfonietta – Dances In The Canebrakes (Arr. W.G. Still for Orchestra) : No. 3, Silk Hat And Walking Cane
Ich habe beschlossen, dass ich die Regeln für meine Liste selbst bestimmen kann, also gehen auch Klassik-Songs! „Dances In The Canebrakes“ ist eigentlich ein Klavierwerk der Schwarzen US-Komponistin Florence Price (1887-1953), das hier für Orchester arrangiert wurde und auf dem Album „Project W: Works by Diverse Women Composers“ erschien — und zwar schon 2019. Da mir dieser Umstand aber genau gerade eben erst aufgefallen ist und mich das Stück bis dahin so sehr durch mein Jahr 2021 begleitet hatte, dass ich es zwischenzeitlich als theme in dem Film, der mein Leben ist, wahrgenommen habe, ist mir das alles egal! Es ist ein großartiges Werk mit einem beeindruckenden Hintergrund, also steigen wir einfach hiermit ein!

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24. Aaron Lee Tasjan – Up All Night
Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, gab es 2021 doch wieder ein paar Abende, an denen ich angemessen alkoholisiert den Heimweg aus der Innenstadt angetreten habe. Es war stets der perfekte Umstand, um diesen Queer-Folk-Power-Pop-Song in einer Lautstärke zu hören, die einem Apple Health dann hinterher wieder vorwurfsvoll um die Ohren haut.

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23. Adam Levine – Good Mood
Ich sage ja immer, dass es keine peinlichen Lieblingslieder geben kann, aber der Sänger von Maroon 5, der den Titelsong zum „Paw Patrol“-Kinofilm singt — das ist schon eine schwere Hypothek, die man sich selbst gegenüber erst mal rechtfertigen muss!
Tatsächlich hatte ich zuerst den Refrain als Werbepausen-Einleitungsmusik bei Fußball-Übertragungen gehört und sofort geliebt, weil ich seine maximale New-Radicals-Haftigkeit mochte. In Wahrheit hat der Songs nichts mit den New Radicals zu tun (anders als die Songs, die Adam Levine in dem sehr charmanten Film „Begin Again“ und dem dazugehörigen Soundtrack singt), aber das war dann auch schon egal. Keinen Song habe ich 2021 auf dem Fahrrad im Fitnessstudio öfter gehört als „Good Mood“ und wenn Ihr bei diesem Groove nicht mit hochspezialisierten Hundewelpen durch die Wohnung tanzen wollt, kann ich Euch auch nicht helfen!

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Musik

Songs des Jahres 2017

Frohes Neues Jahr!

Ja, ich weiß, das ist jetzt alles ein bisschen her, aber ich war zwischendurch zum Beispiel zwei Wochen offline und auch sonst immer mal wieder verhindert.

Seit ungefähr Mitte Dezember wollte ich endlich mal wieder eine Jahresbestenliste veröffentlichen, aber das war gar nicht so einfach.

Anders als früher war die Sache nämlich viel schwieriger, weil ich die Liste anders als früher bei Spotify angelegt habe — und damit natürlich viel mehr Auswahl hatte als in iTunes. Außerdem ist diese “Dein Mix der Woche”-Funktion sehr gut und hat mir tatsächlich fast jede Woche mehrere Songs vorgeschlagen, von denen ich sonst vermutlich nie gehört hätte.

Ehrlich gesagt weiß ich deshalb über viele der Songs auch gar nicht so viel: Manchmal habe ich mir die dazugehörigen Alben angehört (manchmal auch öfter), aber nicht immer.

JEDENFALLS: Ich wollte die 93 Songs, die ich an Silvester beisammen hatte, eigentlich auf 50 eindampfen, aber das hätte jetzt noch mal fünf Wochen dauern können.

Deswegen jetzt hier: Ohne große Erklärungen, auch ohne echte Reihenfolge (na ja: die zehn ersten Songs sind schon ungefähr die zehn besten, aber man kann das auch super im Shuffle-Modus hören) — 60 Songs, die mir 2017 gut gefallen haben!

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Musik

Songs des Jahres 2012

Ich bin natürlich viel zu spät dran. Ich habe inzwischen mehrere Songs im Radio oder in Gaststätten gehört, die selbstverständlich noch auf die Liste gehört hätten, die ich aber schlichtweg vergessen habe. Und vermutlich habe ich die besten Sachen eh wieder nicht mitbekommen.

Egal.

Hier sind meine Songs des Jahres 2012:

25.The Killers – Runaways
“Battle Born”, das vierte reguläre Album der Killers, hat nicht die Übersongs wie “Hot Fuss”, es ist kein geschlossenes Meisterwerk wie “Sam’s Town”, aber auch nicht so unsortiert wie “Day & Age”. Kurzum: Es ist ein völlig okayes Album — und es hat “Runaways”, die neueste Springsteen-Hommage (Frau kennengelernt, schwanger geworden, geheiratet, Stimmung im Arsch — man kennt das) aus dem Hause Flowers. “We can’t wait till tomorrow”!

24. Calvin Harris feat. Example – We’ll Be Coming Back
Das Konzert von Example in der Kölner Essigfabrik war eines der besten und energiegeladensten, die ich 2012 besucht habe. Leider werde ich mit dem neuen Album “The Evolution Of Man” nicht richtig warm, aber diese Kollaboration mit Calvin Harris, die auf den Alben beider Künstler enthalten ist, ist schon sehr ordentlich geworden.

23. Frittenbude – Zeitmaschinen aus Müll
Ein Plädoyer für den Spaß, die Party, die Selbstzerstörung, ohne gleichzeitig gegen Spießertum und Bausparverträge zu hetzen. Die Kernaussage “Jeder Tag ist der beste Tag eines Lebens” ist vielleicht nicht sonderlich neu, aber sie rundet diesen melancholischen Carpe-Diem-Popsong wunderbar ab.

22. Santigold – Disparate Youth
Unseren jährlichen Mobilfunk-Werbesong gib uns auch heute wieder. Natürlich haben die sonnendurchfluteten Erlebnis-Bilder aus den Vodafone-Spots diesen ohnehin großen Song noch ein bisschen weiter mit Bedeutung aufgeladen, aber auch nach der Dauerbeschallung im Fernsehen (und mehr noch: im Internet) hat das Lied nichts von seiner Schönheit verloren.

21. Benjamin Gibbard feat. Aimee Mann – Bigger Than Love
Da veröffentlicht der Sänger von Death Cab For Cutie und The Postal Service das erste richtige Soloalbum unter eigenem Namen (“Former Lives”) und der beste Song ist wieder mal eine Kollaboration. Nach “Bigger Than Love” wünscht man sich, Gibbard und Mann hätten zusammen ein komplettes Album aufgenommen, so großartig harmonieren ihre beiden Stimmen und so schön ist das Ergebnis geworden.

20. The Gaslight Anthem – “45”
Ich würde sie ja gerne ignorieren, diese schrecklichen Kreationisten aus New Jersey, aber dafür machen sie leider immer noch viel zu gute Musik. “45” ist eben leider ein großartiger Opener zu einem ziemlich guten Album. Die Frage, ob man guten Künstlern nachsehen sollte, dass sie offensichtlich Idioten sind, klären wir dann eben später.

19. Kid Kopphausen – Das Leichteste der Welt
Seit dem 10. Oktober kann man Kid Kopphausen nicht mehr hören, ohne mitzudenken, dass Nils Koppruch, einer der zwei Köpfe dieser Band, starb, bevor es mit der Band richtig losgehen konnte. Hier singt nun die meiste Zeit Gisbert zu Knyphausen, der andere Kopf, und er singt so grandios Zeilen wie “Denn jeder Tag ist ein Geschenk, er ist nur scheiße verpackt”. Das ist so meilenweit weg von den Acts, die jedes Jahr den “Bundesvision Song Contest” unsicher machen, so sagenhaft gut, dass es wirklich keines Todesfalls bedurft hätte, um dieses Album noch besonderer zu machen. Aber so ist das Leben manchmal.

18. Kendrick Lamar – Swimming Pools (Drank)
Es sind so viele Lobeshymnen über Kendrick Lamar und sein Debütalbum “good kid, m.A.A.d city” erschienen, dass ich keinerlei Ambitionen habe, dem noch etwas hinzuzufügen. Es ist ein wahnsinnig kluges Album, das vielleicht nicht im eigentlichen Sinne catchy ist, an dem wir aber vermutlich auch in 20, 30 Jahren noch unsere Freude haben werden. Und “Swimming Pools (Drank)” ist der beste Song darauf. Vielleicht.

17. Leslie Clio – Told You So
Während Thees Uhlmann solo Karriere macht, hat der Rest der letzten Tomte-Besetzung umgesattelt und ist jetzt Backing Band (bzw. im Falle von Niko Potthoff auch noch Produzent) von Leslie Clio, der – großer Gott, Musikjournalisten! – “deutschen Antwort auf Adele”. “Told You So” ist clever, knackig und entspannt und gemeinsam mit der Nachfolgesingle “I Couldn’t Care Less” lässt das Großes für das im Februar erscheinende Debütalbum “Gladys” erwarten.

16. Frank Ocean – Lost
Und noch so ein Album, das völlig zu Recht auf allen Bestenlisten weit vorne gelandet ist. Ich habe länger gebraucht, um mit “Channel Orange” warm zu werden, aber es wird tatsächlich bei jedem Hören noch besser. “Lost” ist der … nun ja: eingängigste Song des Albums, der ein bisschen schüchtern vor sich hin groovt.

15. Cro – Easy
Ja, der Song hätte auch schon 2011 auf der Liste stehen können. Ja, man kann das mit der Panda-Maske albern finden. Ja, die ständige Medienpräsenz (außer in der “WAZ”) nervt ein bisschen. Aber bitte: “Easy” ist immer noch ein großartiger Song. Die Zeilen mit “AC/Deasy” und “Washington, Deasy” zählen zum Cleversten, was im deutschsprachigen Hiphop je passiert ist — wobei die Konkurrenz da jetzt auch überschaubar ist.

14. Alex Clare – Up All Night
Keine Ahnung, warum die großen Hits von Alex Clare jetzt “Too Close” und “Treading Water” sind: “Up All Night” hat doch viel mehr Energie und ist viel abwechslungsreicher. Andererseits dürften die Auswirkungen auf den Straßenverkehr auch verheerend sein, wenn so ein Lied plötzlich im Formatradio läuft. Verglichen mit dem Rest des Albums, der zwischen Soul und Dubstep schwankt, ist der Refrain von “Up All Night” nämlich ein regelrechtes Brett. Andrew W.K., mit dem Drumcomputer nachempfunden.

13. Burial – Loner
Von der Radiovariante zum Untergrundhelden: Kaum ein Künstlername passt so gut zur Musik wie der von Burial. Die Doppel-EP “Street Halo / Kindred” ist das, was Massive Attack seit Jahren nicht mehr richtig hinbekommen, und “Loner” ist mit knackigen siebeneinhalb Minuten noch das zugänglichste Stück in diesem düsteren Gewaber. Unbedingt mit Kopfhörern und geschlossenen Augen genießen!

12. The Wallflowers feat. Mick Jones – Reboot The Mission
Nach sieben Jahren Pause und zwei sehr guten Soloalben von Jakob Dylan sind die Wallflowers zurück — und klingen plötzlich nach The Clash! Und, klar, wenn sie im Text Joe Strummer erwähnen, können sie für die Gitarre und den Gesang im Refrain gleich auch noch Mick Jones verpflichten. Und ich bin so einfach gestrickt, dass ich es grandios finde!

11. Kathleen Edwards – Change The Sheets
Ich glaube, wenn ich alles zusammenzähle, ist Kathleen Edwards meine Lieblingssängerin: Diese wunderschöne Stimme, diese Stimmungsvollen Songs und die Bilder, die ihre Musik entstehen lässt! Und dann ist “Voyageur”, ihr viertes Album, auch noch von Justin Vernon von Bon Iver produziert und enthält Songs wie “Change The Sheets”! Toll!

10. Bob Mould – The Descent
Gut, Bob-Mould-Alben klingen immer gleich und viel Abwechslung gibt es auch auf “Silver Age” nicht. Aber als einzelner Song kann so etwas wunderbar funktionieren und was der Ex-Sänger von Hüsker Dü und Sugar da mit 52 aus dem Ärmel schüttelt, kriegen manche Musiker unter 30 nicht auf die Kette. Die Formel “Gitarrengeschrammel plus hymnische Chöre” ist natürlich denkbar einfach, kriegt mich aber fast immer.

09. Cloud Nothings – Stay Useless
Dieser Song ist erst ganz spät auf meiner Liste gelandet, als Stephen Thompson ihn in der Jahresbestenlistenshow von “All Songs Considered” gespielt hat und ich festgestellt habe, dass ich ihn schon das halbe Jahr über im Freibeuter gehört hatte. Natürlich auch denkbar einfach in seiner Wirkmächtigkeit, aber ich find’s gut, wenn ich weiß, was ich will, und das auch bekomme.

08. Carly Rae Jepsen – Call Me Maybe
Ich saß in Baku im Hotelzimmer, guckte russisches Musikfernsehen und sah dieses Video. Als der Song zu Ende war, zappte ich weiter und sah das Video auf dem nächsten Kanal direkt noch mal von vorn. “Komische Russen”, dachte ich, wollte den Song bei Facebook posten und stellte dann fest, dass ich bisher einen internationalen Hit verpasst hatte. “Call Me Maybe” mag mittlerweile ein ganz kleines bisschen nerven, aber es ist einer der besten Popsongs, der in diesem Jahrtausend geschrieben wurde (über die Produktion können wir uns streiten) und “Before you came into my life I missed you so bad” eine ganz rührende Zeile Teenager-Poesie. Popkulturtheoretisch spannend ist natürlich auch die Erkenntnis, dass die ganz großen Megahits (“Somebody That I Used To Know”, “Gangnam Style” und eben “Call Me Maybe”) inzwischen immer auch mit Webphänomenen einhergehen oder sogar aus ihnen entstehen.

07. Kraftklub – Songs für Liam
Noch so ein Song, den nicht mal Einslive totspielen konnte. So clever wurde Popkultur in deutschsprachigen Songtexten selten verhandelt, so wirkungsvoll wurden die Black Eyed Peas und Til Schweiger selten gedisst, so gut wurde der Wunsch, geküsst zu werden, selten begründet. Außerdem freut man sich ja über jede junge Band, die sich mal nicht von der Folkplattensammlung ihrer Eltern hat beeinflussen lassen.

06. First Aid Kit – Emmylou
… womit wir bei zwei schwedischen Teenagern wären, die maßgeblich von der Folkplattensammlung ihrer Eltern beeinflusst wurden. Ich verehre First Aid Kit, seit ich sie vor vier Jahren auf dem By:Larm in Oslo gesehen habe, und war etwas enttäuscht, dass ihr Debütalbum 2010 dann vergleichsweise egal ausfiel. Das haben sie jetzt mit “The Lion’s Roar” ausgeglichen, dem wundervollen Nachfolger. “Emmylou” wirft mit textlichen und musikalischen Referenzen nur so um sich und macht klar, dass sich Johanna und Klara Söderberg so intensiv mit der Materie beschäftigt haben, dass sie statt dieses Songs auch eine Habilitationsschrift hätten anfertigen können. Die wäre allerdings kaum so schön geworden.

05. kettcar – Rettung
Damit wäre jetzt auch nicht mehr zwingend zu rechnen gewesen, dass kettcar zehn Jahre nach ihrem grandiosen Debütalbum noch mal das beste Liebeslied veröffentlichen würden, das je geschrieben wurde. Doch, wirklich: Das muss man auch erst mal bringen, die besoffen kotzende Freundin zu besingen und mit “Guten Morgen, Liebe meines Lebens” zu schließen. “Liebe ist das was man tut”, lehrt uns Marcus Wiebusch hier ganz praktisch. Und musikalisch ist das auch eine der besten kettcar-Nummern.

04. Macklemore & Ryan Lewis – Thrift Shop
Wenn 2012 nicht ausgerechnet das erste Ben-Folds-Five-Album seit 13 Jahren erschienen und auch noch wahnsinnig gut ausgefallen wäre, wäre “The Heist” von Macklemore & Ryan Lewis mein Album des Jahres geworden. Auf der einen Seite gibt es dort unglaublich anrührende Songs wie “Same Love” und “Wing$”, auf der anderen so einen funkelnden Wahnsinn wie “Thrift Shop”, der eigentlich niemanden kalt lassen kann. Unbedingt auch das Video ansehen!

03. Japandroids – Fire’s Highway
Wie Sie gleich sehen werden, gab es 2012 für mich drei große Strömungen: Melancholische Klavierballaden, Hiphop und Garagenrockbretter. Hier der bestplatzierte Vertreter der letztgenannten Kategorie. “Celebration Rock” ist, wie Stephen Thompson bei “All Songs Considered” richtig bemerkt hat, das vielleicht am passendsten betitelte Album der Musikgeschichte: Acht Songs in 35 Minuten, ein durchgetretenes Gaspedal und Freude am eigenen Lärm. In allen anderen Bestenlisten taucht “The House That Heaven Built” auf, bei mir eben “Fire’s Highway”. Gitarrengeschrammel plus hymnische Chöre, Sie kennen das Prinzip.

02. Ben Folds Five – Away When You Were Here
Ich will ganz ehrlich sein: Ich hatte nicht damit gerechnet, dass “The Sound Of The Life Of The Mind” überhaupt ein gutes Album werden würde. 13 Jahre Warten waren einfach zu viel. Dass es letztlich ein sehr gutes Album geworden ist, liegt an Songs wie “Away When You Were Here”: Die Melodie klingt schon beim ersten Hören, als kenne man das Lied seit seiner Kindheit, und dass Ben Folds ein Lied an einen verstorbenen Vater singt, während sein eigener Vater noch lebendig und bei bester Gesundheit ist, untermauert seine Songwriter-Qualitäten. Jeder Depp kann besingen, was er fühlt oder sieht, aber mit fiktiven Geschichten derart zu Herzen zu rühren, das können nur wenige. Ben Folds kann es, natürlich.

01. Rae Morris – Don’t Go
Ich habe nicht viele TV-Serien komplett gesehen. Wenn ich es dann doch ausnahmsweise mal tue, sind die Abschlusslieder gleich mit besonderer Bedeutung aufgeladen. Das war mit Peter Gabriels “The Book Of Love” am Ende von “Scrubs” so (die Unzumutbarkeiten der neuen Folgen verschweigen wir einfach) und so war es auch mit “Don’t Go” am Ende von “Skins”. Dass auch diese Serie jetzt noch einen Appendix bekommt (der hoffentlich/mutmaßlich nicht so schlimm wird wie der von “Scrubs”), können wir an dieser Stelle getrost unterschlagen, so berührend und emotional verdichtet ist die Montage zu diesem Lied, das ich seitdem rauf und runter gehört habe — obwohl das zunächst gar nicht so einfach war. Ein schlichtes Lied einer jungen Singer/Songwriterin aus England, aber auch ein sehr schönes.

Jetzt nachhören: Meine Top 25 bei Spotify.

Und weil ich hier eh schon so viel über die Alben geschrieben habe, gibt’s deren Bestenliste diesmal unkommentiert.

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Print Digital

Papier ist geduldig

Gestern gab es gleich zwei schlechte Nachrichten im Mediensektor: Das Stadtmagazin “Prinz” wird im Dezember zum letzten Mal als gedruckte Ausgabe erscheinen und die “Frankfurter Rundschau” meldete Insolvenz an.

Sofort ging das Geraune wieder los, Print sei tot. Wahrscheinlich konnte man auch wieder das Idiotenwort “Totholzmedien” lesen. Gerne würde ich diesen Leuten ins Gesicht schreien, dass sie Unrecht haben. Das Problem ist: Ich würde mir selbst nicht glauben. Das Problem bin ich selbst.

Das letzte Mal, dass ich ein Printerzeugnis gekauft habe, war die September/Oktober-Ausgabe der “Spex”. Davor hatte ich in diesem Jahr vielleicht fünf, sechs andere Zeitungen und Zeitschriften gekauft. Nicht, weil ich die Produkte scheiße fände, im Gegenteil, aber: Wann soll ich die denn lesen?

Vielleicht liegt es daran, dass ich von zuhause aus arbeite — mein Weg vom Frühstücks- zum Schreibtisch beträgt sieben Meter, der Gang zur Tageszeitung im Briefkasten wäre ein Umweg. Als ich im ersten Semester meines Studiums noch täglich von Dinslaken nach Bochum gependelt bin, habe ich in dieser Zeit jeden Monat “Musikexpress”, “Rolling Stone”, “Visions” und “Galore” gelesen, dazu zahlreiche Bücher und an manchen Tagen gar Zeitungen. Tatsächlich habe ich alle Zeitschriften, die ich 2012 gekauft habe, in Bahnhofskiosken erworben. Aber auf Zugfahrten kann ich auch endlich mal in Ruhe Podcasts hören oder ein Buch lesen — oder halt die ganze Zeit auf den Bildschirm meines iPhones starren.

Es ist bescheuert, Texte auf einer Fläche lesen zu wollen, die kleiner ist als mein Handteller, und wir werden vermutlich eines Tages alle dafür bezahlen. Aber es ist auch so herrlich praktisch, in der S-Bahn, im Café oder morgens noch vor dem Aufstehen im Bett zu lesen, was gerade in der Welt passiert. Ein Buch würde ich so nie lesen wollen, aber Nachrichten? Warum nicht!

Gemessen daran ist die Tageszeitung, die ich auf dem Weg zum Bäcker kaufen könnte, natürlich alt. Dass sie deshalb überflüssig sei, ist natürlich auch so ein Quatsch-Argument der Internet-Apologeten: Schon vor 30 Jahren konnte es einem passieren, dass die “Tagesschau” um 20 Uhr berichtete, was man schon im “Morgenmagazin” auf WDR 2 gehört hatte. Es geht ja nicht nur um die reine Nachricht, sondern auch um deren Aufbereitung. Und selbst wer den ganzen Tag am Internet hängt, wird nicht alles mitbekommen haben, was sich an diesem Tag ereignet hat. Andererseits ist der Nutzwert einer Zeitung, die fast ausschließlich die gleichen Agenturmeldungen bringt, die am Vortag schon auf zweitausend Internetseiten zu lesen waren, tatsächlich gering. Das gilt leider auch für eine Lokalzeitung, die ihre schönen Enthüllungen schon vorab im eigenen Webportal veröffentlicht hat.

Natürlich liest man Zeitungen ganz anders als Webseiten: Das Auge streift Meldungen, Überschriften und Fotos, nach denen man nie gesucht hätte, die einen aber dennoch ansprechen können — nicht selten zur eigenen Überraschung. Ich liebe gut gemachte Zeitungen, trotzdem lese ich sie nicht. Ich weiß auch, was gutes Essen ist, trotzdem geht nichts in der Welt über Burger, Currywurst und Pizza. Aber warum bin ich, warum sind wir Menschen so?

Es kann mir niemand erzählen, dass die Lektüre eines Textes auf einem Bildschirm (egal ob Smartphone, Tablet oder Monitor) mit der eines Buchs vergleichbar ist. Der Text ist derselbe, aber “Lektüre” ist dann offenbar doch etwas anderes als schlichtes Lesen. Schon ein Taschenbuch fühlt sich nicht so wertig an wie eine gebundene Ausgabe mit Lesebändchen, die digitale Textanzeige ist dagegen ein Witz. ((Anderseits kann eine Volltextsuche schon sehr, sehr praktisch sein.)) Aber offensichtlich gibt es Menschen, denen das an dieser Stelle dann vielbeschworene sinnliche Leseerlebnis nicht so wichtig ist. Ich würde ja auch keine 20 Euro für eine Flasche Wein bezahlen.

Mein Verhältnis zu Vinyl-Schallplatten ist eher theoretischer Natur: Ich habe nur ein paar, das meiste sind Singles, die ich aus einer Mischung von Schnäppchenjagd, Witz und Sammelleidenschaft erworben habe. ((Eine spanische Pressung von “September” von Earth, Wind And Fire? Klar! Die Originalauflage von Sandie Shaws “Puppet On A String”? Brauch ich als ESC-Fan natürlich dringend!)) Ich besitze nicht mal eine ordentliche Stereoanlage, auf der ich die Dinger abspielen könnte, weiß aber natürlich um den legendären Ruf von Vinyl. Meine Sozialisation fand mit CDs statt und ehrlich gesagt frage ich mich manchmal schon, warum anfällige Schallplatten besser sein sollen als die dann doch recht robusten Silberscheiben. Und natürlich sind CDs für mich viel wertiger als MP3s, auch wenn ich viele CDs nur einmal aus der Hülle nehme, um sie in MP3s zu verwandeln. Aber MP3s sind für mich immer noch besser als Streaming-Dienste wie Spotify: Da “habe” ich ja wenigstens noch die Datei. Bei einem Streaming-Dienst habe ich Zugang zu fast allen Tonträgern der letzten 50 Jahre, wodurch jedes Album quasi völlig wertlos wird, auch wenn ich im Monat zehn Euro dafür bezahle, alles hören zu können. Dennoch nutze ich Spotify, wenn auch eher für Klassische Musik und zum Vorhören von Alben, die ich mir dann später kaufe. Ich gucke auch DVDs auf einem Laptop, dessen Bildschirm ungefähr Din-A-4-Größe hat und dessen Auflösung höher ist als die der DVD selbst.

Schadet es also dem Produkt, wenn das Medium als weniger wertig empfunden wird? Ich finde ja. Ich habe im Internet grandiose Texte gelesen, die ich glaub ich noch besser gefunden hätte, wenn ich sie auf Papier gelesen hätte. Nur, dass ich sie auf Papier nie gelesen hätte, weil ich sie dort nie gesucht und gefunden hätte. Und weil ich zu wenig Zeit habe, noch bedrucktes Papier zu lesen, weil ich fast den ganzen Tag vor dem Internet sitze. Es ist bekloppt!

Die meisten Menschen, die ich kenne, haben kein besonderes Verhältnis zu Pferden oder Autos, sie wollen nur möglichst schnell an irgendeinem Ziel ankommen. Das Auto ist schneller als das Pferd — basta! Das war vor hundert Jahren schlecht für die Pferdezüchter und Hufschmiede, aber so ist das. Der Automobilindustrie ginge es auch noch bedeutend schlechter, wenn wir endlich alle Raketenrucksäcke hätten oder uns beamen könnten.

Die meisten Menschen wollen auch einfach nur Musik hören. Von den Arschlöchern mal ab, denen es egal ist, ob die Musiker dafür auch entsprechend entlohnt werden, ist das völlig legitim, sie brauchen keine sieben CD-Regale in der Wohnung und Deluxe-Boxsets. Ihre Umzüge sind mutmaßlich auch weniger anstrengend.

Es gibt offensichtlich Menschen, die Bücher lesen, die keine Bücher mehr sind. Auch das ist legitim und beim Umzug von Vorteil. Ich kann das nicht verstehen, aber ich kann schon nicht verstehen, wie man sich Romane aus der Bücherei ausleihen kann: Wenn mir ein Buch gefällt, will ich Stellen unterstreichen und es anschließend, als Trophäe und zum Wiederhervorholen, im Regal stehen haben.

Die meisten Menschen brauchen aber offenbar auch keine gedruckten Zeitungen und Zeitschriften mehr — außer, sie ziehen gerade um. Ich würde das gern ebenfalls merkwürdig finden. Aber ich bin ja offenbar genauso.