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Songs des Jahres 2021

Und ein sozi­al­kri­ti­sches Schlag­zeug­so­lo spä­ter ist es soweit: Making dis­co a thre­at again!

Ich habe wie­der ein biss­chen län­ger gebraucht, aber ich möch­te auf kei­nen Fall sein wie Spo­ti­fy und Musik­zeit­schrif­ten, die schon zwi­schen Okto­ber und Niko­laus auf ein Jahr zurück­schau­en. Sowas braucht ja auch Zeit und muss sich erst mal set­zen – und dann muss man sich sel­ber erst mal set­zen, Songs in eine Rei­hen­fol­ge brin­gen, die einem in die­ser einen Mil­li­se­kun­de die rich­ti­ge erscheint, obwohl es natür­lich völ­lig absurd ist, Musik in irgend­ei­ne Rang­lis­te zu brin­gen.

Jeden­falls: Hier sind wir! Und hier sind sie: Mei­ne Top-25-Songs eines immer noch etwas müh­sa­men Jah­res!

25. Chi­ca­go Sin­fo­ni­et­ta – Dances In The Cane­bra­kes (Arr. W.G. Still for Orches­tra) : No. 3, Silk Hat And Wal­king Cane
Ich habe beschlos­sen, dass ich die Regeln für mei­ne Lis­te selbst bestim­men kann, also gehen auch Klas­sik-Songs! „Dances In The Cane­bra­kes“ ist eigent­lich ein Kla­vier­werk der Schwar­zen US-Kom­po­nis­tin Flo­rence Pri­ce (1887–1953), das hier für Orches­ter arran­giert wur­de und auf dem Album „Pro­ject W: Works by Diver­se Women Com­po­sers“ erschien – und zwar schon 2019. Da mir die­ser Umstand aber genau gera­de eben erst auf­ge­fal­len ist und mich das Stück bis dahin so sehr durch mein Jahr 2021 beglei­tet hat­te, dass ich es zwi­schen­zeit­lich als the­me in dem Film, der mein Leben ist, wahr­ge­nom­men habe, ist mir das alles egal! Es ist ein groß­ar­ti­ges Werk mit einem beein­dru­cken­den Hin­ter­grund, also stei­gen wir ein­fach hier­mit ein!

24. Aaron Lee Tas­jan – Up All Night
Auch wenn ich es nicht für mög­lich gehal­ten hät­te, gab es 2021 doch wie­der ein paar Aben­de, an denen ich ange­mes­sen alko­ho­li­siert den Heim­weg aus der Innen­stadt ange­tre­ten habe. Es war stets der per­fek­te Umstand, um die­sen Que­er-Folk-Power-Pop-Song in einer Laut­stär­ke zu hören, die einem Apple Health dann hin­ter­her wie­der vor­wurfs­voll um die Ohren haut.

23. Adam Levi­ne – Good Mood
Ich sage ja immer, dass es kei­ne pein­li­chen Lieb­lings­lie­der geben kann, aber der Sän­ger von Maroon 5, der den Titel­song zum „Paw Patrol“-Kinofilm singt – das ist schon eine schwe­re Hypo­thek, die man sich selbst gegen­über erst mal recht­fer­ti­gen muss!
Tat­säch­lich hat­te ich zuerst den Refrain als Wer­be­pau­sen-Ein­lei­tungs­mu­sik bei Fuß­ball-Über­tra­gun­gen gehört und sofort geliebt, weil ich sei­ne maxi­ma­le New-Radi­cals-Haf­tig­keit moch­te. In Wahr­heit hat der Songs nichts mit den New Radi­cals zu tun (anders als die Songs, die Adam Levi­ne in dem sehr char­man­ten Film „Begin Again“ und dem dazu­ge­hö­ri­gen Sound­track singt), aber das war dann auch schon egal. Kei­nen Song habe ich 2021 auf dem Fahr­rad im Fit­ness­stu­dio öfter gehört als „Good Mood“ und wenn Ihr bei die­sem Groo­ve nicht mit hoch­spe­zia­li­sier­ten Hun­de­wel­pen durch die Woh­nung tan­zen wollt, kann ich Euch auch nicht hel­fen!

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Acts des Jahres 2021

Hey, wie war denn Euer Jahr 2021 so? Genau. Mit Kon­zer­ten und Fes­ti­vals war das ja alles noch so eine Sache, aber Musik war natür­lich trotz­dem da – und gera­de zu Beginn des Jah­res, als alles noch so rich­tig schei­ße war (könnt Ihr Euch noch erin­nern, dass wir im April eine Aus­gangs­sper­re hat­ten?!), hat sie getrös­tet und ver­bun­den.

Nach­dem ich zu Beginn des letz­ten Jah­res groß­spu­rig ver­kün­det hat­te, nie wie­der eine „Alben des Jahres“-Liste zu ver­öf­fent­li­chen, weil man­che Acts gar kei­ne Alben mehr ver­öf­fent­li­chen und ande­re gleich zwei, brauch­te ich irgend­ei­ne ande­re Kate­go­rie, in der ich zu Beginn des nächs­ten Jah­res (ach, komm: is noch Anfang 2022!) Namen sor­tie­ren und mir erläu­tern­de Tex­te aus den Fin­gern sau­gen kön­nen wür­de.

Herz­lich Will­kom­men also bei mei­ner ers­ten „Acts des Jahres“-Liste, die es mir ermög­licht, ein biss­chen über den Tel­ler­rand hin­aus­zu­schau­en:

10. Månes­kin
Dass Ita­li­en irgend­wann noch mal den ESC gewin­nen wür­de, hat­te in den letz­ten zehn Jah­ren deut­lich in der Luft gele­gen. Dass sie es mit einer Rock­band tun wür­den, die klingt und aus­sieht, als wären ihre Mit­glie­der die letz­ten 45 Jah­ren ein­ge­fro­ren gewe­sen, nicht unbe­dingt – aber es hat dann auch nicht wei­ter über­rascht. Womit nun wirk­lich nicht zu rech­nen gewe­sen war: Dass die­se ESC-Sieger*innen zwei Wochen nach dem Song Con­test noch nicht ver­ges­sen waren; dass „I Wan­na Be Your Slave“, die zwei­te Sin­gle aus ihrer EP „Tat­ro d’i­ra – Vol. 1“ (RCA/​Sony; Apple Music, Spo­ti­fy), in der sie rela­tiv offen unge­fähr alle sexu­el­len Spiel­ar­ten durch­de­kli­nie­ren, ein noch grö­ße­rer Hit wer­den wür­de, der im Radio läuft und von deut­schen Grund­schul­kin­dern begeis­tert mit­ge­sun­gen wird; dass die­se Band mit einer vier Jah­re alten Cover­ver­si­on die welt­wei­ten Spo­ti­fy-Charts anfüh­ren wür­de; dass sie bei Jim­my Fallon und „Satur­day Night Live“ auf­tre­ten und für die rele­van­tes­ten Musik­fes­ti­vals bei­der­seits des Atlan­tiks gebucht wer­den wür­den.
Kurz­um: So etwas hat­te es in der 65-jäh­ri­gen Geschich­te des ESC (über die Ende Febru­ar ein sehr lesens­wer­tes Buch erscheint) noch nicht gege­ben. Die Band hat den ESC ins 21. Jahr­hun­dert kata­pul­tiert (wor­auf wir bei der neu­en Bun­des­re­gie­rung noch war­ten) und ist neben­bei die ers­te mir bekann­te Rock­band seit vie­len, vie­len Jah­ren, die der­art durch­star­tet.
So. Und jetzt stel­len Sie sich bit­te vor, Sie hät­ten zwei Wochen lang jeden Mor­gen zehn Meter von die­sen soon to be-Mega­stars ent­fernt gefrüh­stückt und wären nicht ein­mal auf die Idee gekom­men, nach einem gemein­sa­men Sel­fie zu fra­gen!

9. Weezer
Was Tay­lor Swift kann, kön­nen Weezer schon lan­ge: Zwei Alben in einem Jahr zu ver­öf­fent­li­chen pas­siert der Band jeden­falls nicht zum ers­ten Mal. Im Sep­tem­ber 2019 hat­ten sie ihr 14. Album „Van Weezer“ (Crush Music/​Atlantic; Apple Music, Spo­ti­fy) ange­kün­digt, das im Mai 2020 erschei­nen soll­te. Wie so vie­les ande­re wur­de auch der Release die­ses Albums ver­scho­ben – das Tri­but an die gro­ßen Hair-Metal-Bands (das durch den zwi­schen­zeit­li­chen Tod von Eddie van Halen eine zusätz­li­che Ebe­ne erreicht hat­te) erschien im Mai 2021 und war okay, aber nicht atem­be­rau­bend.
Inter­es­san­ter war „OK Human“ (Crush Music/​WEA; Apple Music, Spo­ti­fy), das zwei­te Album, das Weezer zwi­schen der Fer­tig­stel­lung und dem ver­spä­te­ten Release von „Van Weezer“ auf­ge­nom­men hat­ten (was es so gese­hen zu ihrem 15. Album macht, chro­no­lo­gisch aber natür­lich „Van Weezer“ nach hin­ten drängt und somit offi­zi­ell Nr. 14 ist – aber die Beat­les hat­ten „Abbey Road“ ja auch nach „Let It Be“ auf­ge­nom­men und vor die­sem ver­öf­fent­licht).
Es wur­de ohne elek­tri­sche Gitar­ren, aber mit einem 32-köp­fi­gen Orches­ter ein­ge­spielt, was ihm den Sound eines Unplug­ged-Albums (oder von Ben Folds‘ „So The­re“) ver­leiht, nur dass es zwölf brand­neue Songs sind und kei­ne neu ein­ge­spiel­ten Hits. Es klingt also wär­mer, ent­hält aber ansons­ten klas­si­sche unwi­der­steh­li­che Weezer-Melo­dien und cle­ve­re Tex­te über das Leben in Zei­ten von Gen­tri­fi­zie­rung, Smart­phones und unzäh­li­gen Zoom-Calls. Wenn „New Yorker“-Cartoons Musik wären, wären sie die­ses Album!

8. Dan­ger Dan
Ich hat­te natür­lich noch nie bewusst irgend­was von der Anti­lo­pen Gang gehört, als sich mein hal­ber Freun­des­kreis über­schlug, ich müs­se jetzt unbe­dingt die­se ZDF-Sen­dung schau­en, in der ein Mann namens Dan­ger Dan, der Mit­glied besag­ter Hip-Hop-Band sei, gemein­sam mit Thees Uhl­mann durch die Gegend zie­he und am Kla­vier sei­ne neu­en Solo-Songs spie­le. Ooooo­kay! Nicht alle Songs haben mich abge­holt, aber „Lauf davon“ ist natür­lich ein Meis­ter­werk der Melan­cho­lie; gleich­zei­tig Punk und Roman­tik, als hät­te sich Rio Rei­ser mit Igor Levit zusam­men­ge­tan. „Das ist alles von der Kunst­frei­heit gedeckt“ war mir erst einen Tacken zu Jan-Böh­mer­mann-Twit­ter-iro­nisch, aber die drit­te und vier­te Stro­phe haben mich mit offe­nem Mund vor dem Fern­se­her sit­zen las­sen: Wie er da mit Ken Jeb­sen, Jür­gen Elsäs­ser, Alex­an­der Gau­land, AfD, ras­sis­ti­schen Poli­zis­ten abrech­net, so etwas hat­te ich im Pop sel­ten gehört.
Und dann kam „Eine gute Nach­richt“ raus: Ein unend­lich poe­ti­sches, kom­plett unpein­li­ches Lie­bes­lied; eines der bes­ten, das je geschrie­ben wur­de – und das auf Deutsch!
Zum Album, das auch „Das ist alles von der Kunst­frei­heit gedeckt“ (Anti­lo­pen Geld­wä­sche; Apple Music, Spo­ti­fy) heißt, habe ich ein gespal­te­nes Ver­hält­nis – man­che Lie­der sind mir zu „lus­tig“, auf gan­ze Län­ge ist es mir ein biss­chen zu mono­ton, aber das ist eigent­lich egal: Schreibt mal drei Songs, die so unter­schied­lich rein­hau­en, und dann reden wir wei­ter!

7. Big Red Machi­ne
Beim ers­ten Album war Big Red Machi­ne noch die Mini-Super­group von Jus­tin Ver­non (Bon Iver) und Aaron Dess­ner (The Natio­nal) gewe­sen, in der Zwi­schen­zeit hat­ten die bei­den mit Tay­lor Swift für deren Meis­ter­wer­ke „Folk­lo­re“ und „Ever­mo­re“ zusam­men­ge­ar­bei­tet und so kam die Prä­si­den­tin des Pop fürs zwei­te Album „How Long Do You Think It’s Gon­na Last?“ (Jagjaguwar/​37d03d; Apple Music, Spo­ti­fy) zum Gegen­be­such vor­bei und traf dort unter ande­rem auf Anaïs Mit­chell, die Fleet Foxes (was ist eigent­lich aus denen gewor­den?!), Sharon van Etten, Ben Howard und ande­re, die gemein­sam mit Ver­non und erstaun­lich viel Dess­ner, der zuvor noch nicht groß als Sän­ger in Erschei­nung getre­ten war, melan­cho­lisch-hym­ni­sche Lie­der anstimm­ten. (Dass es sich die Band erlau­ben kann, den gemein­sa­men Song mit Micha­el Sti­pe gar nicht erst aufs Album zu packen, sagt schon viel aus!)
Nun läuft ein Album bei so vie­len Stim­men schnell Gefahr, eher nach Mix­tape zu klin­gen, aber was heißt hier „Gefahr“?! Wenn es ein so stim­mungs­vol­les, in sich geschlos­se­nes Mix­tape ist, wer wür­de sich da beschwe­ren?!

6. The Wall­flowers
Ich hat­te nicht damit gerech­net, dass die Wall­flowers neun Jah­re nach ihrem letz­ten Album (das neben einer The-Clash-Hul­di­gungs-Sin­gle nicht so rich­tig viel zu bie­ten hat­te) und nach dem Aus­stieg der letz­ten Band­mit­glie­der, die nicht Jakob Dylan hie­ßen, über­haupt noch mal ein Album auf­neh­men wür­den. Doch nach ein paar Vor­ab-Sin­gles war „Exit Wounds“ (New West Records/​LLC; Apple Music, Spo­ti­fy) da und schloss eigent­lich naht­los an ihr 25 Jah­re altes Erfolgs­al­bum „Brin­ging Down The Hor­se“ an: Ame­ri­ca­na-Musik über die ganz gro­ßen The­men, bei vier Songs gran­di­os unter­stützt durch Shel­by Lyn­ne.
Es ist Musik für Män­ner in Chucks und Karo­hem­den, die lang­sam, aber sicher auf die 40 zuge­hen (oder schon lan­ge dar­über hin­aus sind), aber in Zei­ten wie die­sen ist es toll, Musik zu haben, die wie ein gro­ßer Bru­der oder ein jun­ger Onkel zu einem kommt und sagt: „Hier ist ein Bier für Dich, mein Pick-Up-Truck steht vor der Tür – jetzt fah­ren wir in den Son­nen­un­ter­gang, schna­cken ein biss­chen und alles wird gut!“

5. Wild Pink
Es war wenig über­ra­schend „All Songs Con­side­red“, wo ich erst­mals auf die Musik von Wild Pink traf. „A Bil­li­on Litt­le Lights“ (Roy­al Moun­tain Records; Apple Music, Spo­ti­fy), das drit­te Album der New Yor­ker Band, erwies sich als die per­fek­te Früh­lings­mu­sik: ein biss­chen pas­tel­lig-opti­mis­tisch, ein biss­chen schläf­rig-melan­cho­lisch; zwi­schen Joshua Radin, Rogue Wave und Stars; orga­nisch, mit gele­gent­li­chen Coun­try-Gitar­ren und cle­ve­ren Tex­ten.
Vor zwölf, drei­zehn Jah­ren wäre sol­che Musik bei „Scrubs“ oder in iPod-Wer­be­spots gelau­fen, heu­te hört man sie allen­falls noch auf dem Hald­ern-Pop-Fes­ti­val – wenn es denn statt­fin­det.

4. Vanes­sa Peters
Lus­tig, wie man 2021 Musik ent­deckt: Insta­gram hat­te mir im Früh­jahr das Video zu einem Song namens „Cra­zy­ma­ker“ als Wer­bung aus­ge­spielt und ich hab den Song sofort auf mei­ne Play­list gepackt. Im Herbst hab ich dann mal nach­ge­schaut, was die Sän­ge­rin dahin­ter noch so macht.
Hin­ter dem Namen „Vanes­sa Peters“ ver­mu­te­te ich – deutsch aus­ge­spro­chen – erst mal eine Frau, die in irgend­ei­ner frü­hen DSDS-Staf­fel mal den drit­ten Platz belegt hat­te und/​oder mal Vor­letz­te beim ESC wur­de (man kann ihn aber bequem ame­ri­ka­nisch aus­spre­chen, denn sie stammt aus Texas), und das Roy-Lich­ten­stein-für-Arme-Cover ihres Albums „Modern Age“ (Idol Records; Apple Music, Spo­ti­fy) hat mich zunächst auch etwas abge­schreckt.
Ober­fläch­li­cher Scheiß, denn die Musik ist toll: Als hät­ten Aimee Mann, Suzan­ne Vega und Kath­le­en Edwards eine Super­group gegrün­det. Sehr ame­ri­ka­nisch, obwohl die back­ing band kom­plett aus Ita­lie­nern besteht.

3. Emi­ly Scott Robin­son
Ich hat­te noch nie von Emi­ly Scott Robin­son gehört, als ihr drit­tes Album „Ame­ri­can Siren“ (Oh Boy Records; Apple Music, Spo­ti­fy) – natür­lich – bei „All Songs Con­side­red“ vor­ge­stellt wur­de. Das bit­ter­sü­ße Tren­nungs­lied „Let ’Em Burn“, das dort lief, reprä­sen­tiert das Album als Pia­no­bal­la­de musi­ka­lisch einer­seits nicht so rich­tig, ande­rer­seits passt es aber auch per­fekt in die­ses Album mit sei­nen oft redu­zier­ten Coun­try- und Folk­songs mit klu­gen und gesell­schafts­kri­ti­schen Tex­ten.
Es ist das Album, das Kacey Mus­gra­ves 2021 lei­der nicht gemacht hat, es erin­nert an Lori McKen­na und Hem und es ist ein­fach wun­der­schön!

2. Meet Me @ The Altar
Hat jemand „que­er POC all-girl pop-punk band“ gesagt? Count me in!
Natür­lich war es auch wie­der „All Songs Con­side­red“, wo ich zum ers­ten Mal von Meet Me @ The Altar gehört habe. Musi­ka­lisch kann man sie als Teil des 2000er-Revi­vals, irgend­wo zwi­schen blink-182 und Para­mo­re, Taking Back Sun­day und Avril Lavi­gne, anse­hen (und sie sind eine der weni­gen jun­gen Bands, die beim gro­ßen Zu-schön-um-wahr-zu-sein-Emo/­Pop-Punk-Fes­ti­val „When We Were Young“ in Las Vegas spie­len wer­den), aber die Tex­te sind irgend­wie reflek­tier­ter als die unse­rer dama­li­gen Mit­gr­öl-Hym­nen.
Das ist die Ener­gie, die ich im ver­gan­ge­nen Jahr gebraucht habe! Nach ihrer EP „Model Citi­zen“ (Fue­led By Ramen; Apple Music, Spo­ti­fy) hat die Band für 2022 ein Album ange­kün­digt, was bei so jun­gen Leu­ten dann doch über­ra­schend ist. Und schön.

1. Sir Simon & Bur­kini Beach
„Hä? Hast Du jetzt zwei Acts auf Platz 1 gepackt, Lukas?!“
Jau. We make up the rules as we go along.
Aber der Rei­he nach: Sir Simon ist natür­lich Simon Front­zek, der unter die­sem Namen schon 2008 und 2011 zwei ganz tol­le Indiepop-Alben ver­öf­fent­licht hat­te, seit­dem aber nichts eige­nes mehr. Er spielt seit 2019 in der Band von Thees Uhl­mann – und zwar zusam­men mit Rudi Mai­er ali­as Bur­kini Beach. Als sie 2020 über­ra­schend viel Zeit hat­ten, haben die bei­den ein­fach zusam­men zwei Alben geschrie­ben und auf­ge­nom­men: eben eins für Simon („Repeat Until Fun­ny“, Com­fort Noi­se; Apple Music, Spo­ti­fy) und eins für Rudi („Best Wes­tern“, Com­fort Noi­se; Apple Music, Spo­ti­fy). Die sind im August am glei­chen Tag erschie­nen und der letz­te Song auf bei­den Alben ist jeweils – und ich bin mir sehr sicher, dass es die­se genia­le, eigent­lich total nahe­lie­gen­de Idee in der Musik­ge­schich­te bis­her noch nie gege­ben hat – „Not Coming Home“, ein Duett zwi­schen den bei­den.
Man kann die­se Alben also kaum getrennt von­ein­an­der beur­tei­len – und das muss man auch gar nicht, denn sie sind bei­de wun­der­schön gewor­den und haben mich ab August durchs Jahr getra­gen. „Repeat Until Fun­ny“ klingt, um mal mei­nen bes­ten Freund zu zitie­ren, ein biss­chen wie ein bis­her unver­öf­fent­lich­tes Wea­k­erthans-Album, „Best Wes­tern“ wie eins von Death Cab For Cutie (und wir mei­nen nicht, dass es wie ein Abklatsch klingt, son­dern dass da zwei Men­schen, die Musik wirk­lich lie­ben und ver­in­ner­licht haben, im Äther der Musik ihre eige­nen Spra­chen und Stimm­la­gen gefun­den haben und die­se jetzt mit uns tei­len). Auch die Tex­te sind wirk­lich sehr klug und lus­tig, was ja bei deut­schen Acts, die auf Eng­lisch sin­gen, jetzt auch nicht unbe­dingt immer der Fall ist. Also: Ja, es sind wirk­lich zwei gute Alben und weil man sie nicht tren­nen kann, ste­hen sie bei­de hier vor­ne! („Vor­ne“ im sonst eher unge­bräuch­li­chen Sin­ne von „ganz am Ende des Tex­tes“, aber eben auf Platz 1. Hier muss die­ser Blog-Ein­trag enden.)

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Songs des Jahres 2018

Die Alben hat­ten wir schon, kom­men wir nun zu den Songs des Jah­res 2018. Da ich neben mei­nen Haupt­quel­len für neue Musi­kent­de­ckun­gen, „All Songs Cosi­de­red“ und Radio­eins, auch wie­der auf die (meist sehr guter) „Das könn­te Dir gefallen“-Funktion von Spo­ti­fy und diver­se Zufalls­fun­de gesetzt habe, ist es wie­der eine eher eklek­ti­sche Lis­te, bei der ich nicht zu jedem Lied son­der­lich viel sagen könn­te.

Auch ist es eigent­lich eine absur­de Idee, die­se Songs irgend­wie gewich­ten und sor­tie­ren zu wol­len – eigent­lich ist spä­tes­tens ab Posi­ti­on 10 die Rei­hen­fol­ge ziem­lich will­kür­lich, wes­we­gen man die Lis­te auch wie­der sehr schön im Shuff­le-Modus hören kann.

Aber ich dach­te mir: Nach fünf­jäh­ri­ger Baby­pau­se ist mein Sohn inzwi­schen so alt, dass er eige­ne Rang­lis­ten erstel­len könn­te, ((Sei­ne Num­mer 1, ver­mut­lich: ent­we­der „Afri­ca“ von Weezer oder „Solo“ von Clean Ban­dit und Demi Lova­to, was übri­gens auch mein „Pein­lichs­tes Lieb­lings­lied des Jah­res“ sein dürf­te.)) und weil ich ja auch wie­der beruf­lich viel mehr über Musik schrei­be, neh­me ich mir jetzt 25 Songs und erklä­re die zu einer (wie immer nur 0,3 Mil­li­se­kun­den lang exakt gül­ti­gen) Hit­pa­ra­de.

Lukas, stop voting now!

25. Catch Fire – Petrifac­tion
Auto­ra­dio ist schwie­rig, weil es in NRW natür­lich kaum hör­ba­re Radio­sen­der mit Musik gibt. Aber in wei­ten Tei­len der Bochu­mer Innen­stadt emp­fan­ge ich halb­wegs gut CT das radio, mei­nen Hei­mat­sen­der, dem ich auf ewig ver­bun­den sein wer­de. Und da lief die­ser Song: Heu­len­de Gitar­ren­licks, häm­mern­de Drums, Geschrei und „Why does ever­y­thing that I touch turn to stone?“ – ich war sofort wie­der 19, die dun­kel getön­ten Haa­re fie­len mir in Sträh­nen ins Gesicht und ich woll­te an irgend­ei­nem Fluss ste­hen und bedeu­tungs­schwer aufs Was­ser star­ren. Es gibt ihn noch, den guten Emo!

24. The Fratel­lis – I’ve Been Blind
The Fratel­lis, waren das nicht die­se Indie-One-Hit-Won­der zu einer Zeit, als ich noch in der Musik­re­dak­ti­on von CT das radio tätig war? Was wol­len die denn 13 Jah­re spä­ter wie­der (und was haben sie in der Zwi­schen­zeit gemacht)? Nun, war­ten wir bis zum Refrain, der „Kno­wing Me, Kno­wing Me“ von ABBA in eine Mitgröhl­hym­ne für Stu­den­ten­knei­pen, Frei­tags­mor­gens um halb zwei, das letz­te Bier in die Luft gereckt, trans­fe­riert. Wo war die­ser Song, als ich jung war?

23. Hozier feat. Mavis Stap­les – Nina Cried Power
Wie wirkt die­ser Song wohl auf Men­schen, die die gan­zen Refe­ren­zen und das gan­ze name che­cking nicht ver­ste­hen? Nun: Die jun­gen Leu­te haben es mil­lio­nen­fach gestreamt und auf ihren Radio­sen­dern gehört, also wohl eben­falls gut. Aber wie soll man sich auch die­sem Groo­ve und die­ser Hym­ne über Hym­nen wider­set­zen? Extra-Respekt dafür, sich so durch die­sen Song zu croo­nen und dann das Spot­light auf Mavis Stap­les zu rich­ten, deren Stim­me natür­lich noch unge­fähr zehn mal wirk­mäch­ti­ger ist! (Übri­gens der ein­zi­ge Song, auf den Barack Oba­ma und ich uns letz­tes Jahr eini­gen konn­ten.)

22. Geor­ge Fitz­Ge­rald – Burns
Ich gebe zu, soeben zum ers­ten Mal gegoo­gelt zu haben, wer Geor­ge Fitz­Ge­rald eigent­lich ist (wobei die Infor­ma­tio­nen da auch nicht üppig sind). Aber die­ser hyp­no­tisch pum­pen­de Elek­tro-Song hat mich seit Mit­te März durch das Jahr beglei­tet. Sind das alles Stim­men? Syn­the­si­zer? Egal! Vor mei­nem geis­ti­gen Auge fah­ren U‑Bahnen durch nächt­li­che Groß­städ­te und alles ist cool und auf­re­gend.

21. Brand New Fri­end – Seat­belts For Aero­pla­nes

You’­re like a seat­belt on an air­plane with me late­ly
You’­re more for making me feel safe than for actu­al safe­ty
And for every sin­gle moment that you made me feel ama­zing
The­re were seve­ral other times that I felt kin­da hazy
But I know I was never your ever­y­thing, but
I hope I was some­thing, so come on

Das ist exakt die Musik, die ich in 2:42 Minu­ten von einer Trup­pe 19-bis-23-Jäh­ri­ger hören möch­te, die ein Demo auf­ge­nom­men hat­ten, das dann „ver­se­hent­lich“ zum offi­zi­el­len Album erklärt und für den Nor­t­hern Ire­land Music Pri­ze nomi­niert wur­de.

20. Oh Pep! – Truths
Bron­ze bei mei­nen Alben des Jah­res und ein Song, der die­ses Album wun­der­bar zusam­men­fasst: melan­cho­lisch und zer­brech­lich, aber auch druck­voll und mit hin­ter­grün­di­gem Text.

19. Aria­na Gran­de – No Tears Left To Cry
Schon für sich genom­men sind die­se drei Songs, die sich hier irgend­wie zu einem ver­ei­ni­gen, ja ein ech­tes Fest. Wenn man dann auch noch mit­denkt, dass hier eine Frau strah­len­den Opti­mis­mus ver­brei­tet, ein Jahr, nach­dem nach Abschluss ihres Kon­zerts in Man­ches­ter bei einem Bom­ben­an­schlag 22 Men­schen getö­tet und mehr als 500 ver­letzt wur­den, jagt einem das schon eine ganz schö­ne Gän­se­haut den Rücken run­ter. So muss man aus so einer Geschich­te erst mal wie­der raus­kom­men! One love!

18. Chil­dish Gam­bi­no – This Is Ame­ri­ca
„Wel­che Rol­le spielt das Musik­vi­deo noch im Jahr 2018, wo nie­mand mehr Musik­fern­se­hen guckt und auch You­Tube eher zur Hin­ter­grund­be­rie­se­lung genutzt wird?“ – „Nun, las­sen Sie mich so ant­wor­ten:

Ein poli­tisch-kul­tu­rel­les Gesamt­kunst­werk, das her­me­neu­tisch in tau­sen­de Ein­zel­tei­le zer­legt wer­den konn­te, und bei dem man sich den Song, nach­dem man das Video ein­mal gese­hen hat, nicht mehr ohne vor­stel­len kann. Offe­ne Mün­der, der Wahn­sinn!

17. MILCK – Black Sheep
MILCK, ali­as Con­nie Lim, wur­de 2017 berühmt mit „Quiet“, der inof­fi­zi­el­len Hym­ne des „Women’s March“. „Black Sheep“ könn­te man ent­spre­chend als inof­fi­zi­el­le Hym­ne der „It Gets Bet­ter“-Bewe­gung bezeich­nen: eine Lie­bes­er­klä­rung an alle, die anders sind, aus­ge­grenzt wer­den und sich allei­ne füh­len. „Don’t let anyo­ne turn your uni­que into flaws /​ Yeah, you know that I love you the way that you are“. Hach!

16. Res­to­ra­ti­ons – St.
Am Tag nach mei­ner Geburts­tags­fei­er ging ich, nach­dem ich alles so weit auf­ge­räumt und gespült hat­te, im strah­len­den Son­nen­schein die­ses unend­li­chen Som­mers spa­zie­ren und hör­te bei „All Songs Con­side­red“ die­sen Song. Ich habe dann noch ein paar Umwe­ge genom­men, um direkt das gan­ze (24-minü­ti­ge) Album zu hören. Anschlie­ßend muss­te mei­ne Musik­ko­lum­ne im „JWD“-Magazin noch mal geän­dert wer­den, denn „LP5000“ muss­te natür­lich sofort mit ins Heft!

15. Janel­le Monáe – I Like That

A litt­le cra­zy, litt­le sexy, litt­le cool
Litt­le rough around the edges, but I keep it smooth
I’m always left of cen­ter and that’s right whe­re I belong
I’m the ran­dom minor note you hear in major songs

Wer braucht noch Musik­jour­na­lis­mus bei die­ser Selbst­be­schrei­bung?

14. Toco­tro­nic – Unwie­der­bring­lich
Zwei Wochen nach der Beer­di­gung mei­nes Groß­va­ters saß ich mit mei­nem Sohn in sei­nem son­nen­durch­flu­te­ten Kin­der­zim­mer und hör­te zum ers­ten Mal das neue Toco­tro­nic-Album „Die Unend­lich­keit“. Nach einem lan­gen Kam­mer­mu­sik-Intro sang Dirk von Lowtzow „Dein Tod war ange­kün­digt /​ Das Leben ging dir aus /​ Unwie­der­bring­lich /​ Schlich es aus dir hin­aus“. Ich saß da, hör­te, biss mir auf die Unter­lip­pe und war unwie­der­bring­lich an die­ses Lied ver­lo­ren. Was da lyrisch abgeht, ist intel­lek­tu­ell kaum zu fas­sen, das knallt direkt in die Magen­gru­be!

13. Paen­da – Paper-Thin
Was haben die Öster­rei­cher eigent­lich im Trink­was­ser, dass sie uns jetzt – obwohl nur ein Zehn­tel der Ein­woh­ner­zahl Deutsch­lands – seit Jah­ren vor­ma­chen, wie Pop­mu­sik noch mal geht? Und damit mei­ne ich nicht nur Wan­da und Bil­der­buch (und Fal­co, hoho­ho), son­dern auch weit­ge­hend unbe­kann­te Juwe­le wie die Wie­ne­rin Gabrie­la Horn ali­as Paen­da, die sich mit ihrem viel­schich­ti­gen Elek­tro­pop hier irgend­wo zwi­schen Shura, Robyn und Sia ein­reiht.

12. Mit­ski – Nobo­dy
Bei man­chen Lie­dern kann ich exakt erklä­ren, war­um ich sie lie­be, bei ande­ren eher gar nicht. Aber ver­mut­lich passt hier ein­fach alles exakt rich­tig zusam­men: vom Text über die Instru­men­tie­rung und den Beat bis zur all­ge­mei­nen Anmu­tung, die dann im ent­schei­den­den Moment mehr als nur einen Hauch an „Love­fool“ von den Car­di­gans erin­nert.

11. Andrew McMa­hon In The Wil­der­ness – House In The Trees
Es brauch­te knapp 13 Sekun­den. Andrew McMa­hon hat­te noch gar nicht ange­fan­gen zu sin­gen, da wuss­te ich schon, dass ich die­sen Song lie­ben wür­de: Das Intro, das ein biss­chen an „Sky High“ von Ben Folds Five erin­nert, die The-War-On-Drugs-Gitar­ren – und dann die­ser Text von Freund­schaf­ten, die irgend­wann ein­fach nicht mehr die sel­ben sind. Andrew McMa­hon hat­te ein­mal mehr einen Song geschrie­ben, der direkt zu mir sprach – ja, mehr noch: der sich anfühl­te, als hät­te ich ihn schrei­ben kön­nen, wenn ich nur mehr Talent hät­te und mir ein biss­chen Mühe geben wür­de.

10. Mar­te­ria & Cas­per – Cham­pi­on Sound
Deutsch­spra­chi­ger Hip­hop ist für mich wirk­lich schwie­rig: ent­we­der so stumpf, men­schen- und frau­en­ver­ach­tend dumm und von allen guten Geis­tern ver­las­sen wie die Rap­per-Kari­ka­tu­ren Kol­le­gah und Cil­lit Bang, oder so egal geal­tert wie die Über­le­ben­den der ers­ten Wel­le in den 1990er Jah­ren (Fan­ta Vier, Fet­tes Brot, Beg­in­ner). Aber es gibt ja noch Cas­per und Mar­te­ria: Als die „Cham­pi­on Sound“ vor­leg­ten, die­ses feis­te Brett, das den „Wir sind die Coolsten“-Gestus mit so viel Witz, Lie­be zum Detail und dickem Blä­ser­satz erträg­lich mach­te, dach­te ich, dass sie mit ihrem gemein­sa­men Album alles in den Schat­ten stel­len wür­den. Ganz so über­mä­ßig gut war „1982“ dann lei­der doch nicht, aber die­ser Song: mei­ne deutsch­spra­chi­ge Nr. 1, wie ich schon jetzt ver­ra­ten möch­te.

9. Metric – Now Or Never Now
Erin­nert sich noch jemand an Bris­ke­by, die­ses nor­we­gi­sche Mini-One-Hit-Won­der, das vor … puh: 18 Jah­ren mal kurz­zei­tig als nächs­tes gro­ßes Ding gehan­delt wur­de? Nun, Metric klin­gen auf „Now Or Never Now“, als hät­ten sie der Band ein Denk­mal set­zen wol­len – was ja nun echt absurd wäre, weil Metric ja nun wirk­lich genug eige­nes Renom­mee mit­brin­gen. Aber weil ich das Bris­ke­by-Debüt damals moch­te, hat mich die­ser Song irgend­wie schwer abge­holt. Und dass der Song in der Album­ver­si­on vol­le fünf Minu­ten braucht, bis er sei­ne Hook (und Titel­zei­le) erreicht, macht ihn auch noch mal ein biss­chen tol­ler!

8. The Go! Team – Semicir­cle Song
Blä­ser und Drum­li­ne, die noch fet­ter sind als bei Mar­te­ria & Cas­per, Gesang, bei dem man drei­mal nach­gu­cken muss, ob man da nicht gera­de die Jack­son 5 hört, und Men­schen, die ihre Stern­zei­chen auf­zäh­len – völ­lig nor­ma­le Zuta­ten für einen Song, den man eigent­lich nur lie­ben kann. Und da: ein Glo­cken­spiel!

7. Leo­ni­den – Kids
„Again“, ist, wie gesagt, ein sehr, sehr Album. Und „Kids“ ist der bes­te unter einer gan­zen Rei­he sehr guter Songs. Fuck it all, we kil­led it tonight!

6. DJ Koze – See­ing Ali­ens
Die „Exten­ded Breakth­rough Listen“-Version dau­ert 8:17 Minu­ten und wird dabei an kei­ner Stel­le lang­wei­lig. Irgend­wo zwi­schen Buri­al und Under­world sta­peln sich hier irgend­wel­che Sounds über einem trei­ben­den Beat, der immer mal wie­der ein- und aus­gef­a­det wird, wes­we­gen der gan­ze Track mehr nach einer Zug- oder Auto­fahrt klingt, bis sich dann der eigent­li­che Song her­vor­schält, der es schafft, gleich­zei­tig völ­lig frisch zu klin­gen und so, als wür­de man ihn bereits seit 25 Jah­ren ken­nen.

5. Chris­ti­ne And The Queens – 5 Dol­lars
Defi­ni­tiv Rosé­wa­ve, defi­ni­tiv que­er, also defi­ni­tiv ein Song nach mei­nem Geschmack!

4. Meg Myers – Numb
Wenn man in einem Semi­nar erklä­ren müss­te, wie man einen Song auf­baut, emp­feh­le ich „Numb“: vor­sich­tig rein­groo­ven, lang­sam stei­gern, dann alle Tore öff­nen und alles in einer fina­len Refrain-Zei­le kul­mi­nie­ren las­sen, die das Fes­ti­val-Publi­kum im Zwei­fels­fall auch bei 2 Pro­mil­le noch mit­brül­len kann. Ach, für die­sen Song müss­te man das Bizar­re-Fes­ti­val wie­der auf­er­ste­hen las­sen!

3. Hay­ley Kiyo­ko – Curious
Sie wol­le nur wis­sen, ob es was Erns­tes sei, singt Hay­ley Kiyo­ko und ihr „If you let him touch ya, touch ya, touch ya, touch ya, touch ya, touch ya /​ The way I used to, used to, used to, used to, used to, used to“ lässt fer­ne Erin­ne­run­gen an eine der dra­ma­tischs­ten Fra­gen der Pop­ge­schich­te wach wer­den: „Does it feel the same /​ When she calls your name?“ („The Win­ner Takes It All“, natür­lich). Dass da eine Frau singt, der neue Part­ner der/​des Besun­ge­nen aber ein Mann ist, ver­wirrt höchs­tens altern­de Englischlehrer*innen, die bei die­sem Musik­vi­deo einen roten Kopf bekom­men: It’s 20GAYTEEN, remem­ber?

2. Big Red Machi­ne – Hym­no­stic
Wir unter­bre­chen die­se Gale­rie jun­ger Frau­en kurz für zwei nicht mehr gaaa­anz so jun­ge Män­ner (37 und 42, oh, ver­dammt!): Jus­tin Ver­non (Bon Iver, Vol­ca­no Choir, The Shou­ting Matches, usw. usf.) und Aaron Dess­ner (The Natio­nal) haben gemein­sam ein Album auf­ge­nom­men, das die Zeit bis zu den neu­en Alben von Bon Iver und The Natio­nal wun­der­bar über­brückt. Und das mit „Hym­no­stic“ eine lang­sam vor sich hin gos­peln­de Sin­gle hat, die die Son­ne in jeder noch so tie­fen Nacht auf­ge­hen lässt.

1. Rae Mor­ris – Do It
Was zu erwar­ten war: Im März hat­te ich mich in „Do It“ ver­liebt und seit­dem nichts unver­sucht gelas­sen, den Song zum Som­mer­hit des Jah­res 2018 zu pushen. Das hat auf offi­zi­el­ler Ebe­ne nicht geklappt, aber mein Sohn singt begeis­tert den Refrain mit und was will man da noch mehr ver­lan­gen? Ein Song, ein Video, ein Album, wo nahe­zu alles stimmt und des­halb – die Sta­tis­ti­ker unter Ihnen hat­ten schon auf­ge­regt in ihren Unter­la­gen gewühlt – gehen die Aus­zeich­nun­gen für „Album des Jah­res“ und „Song des Jah­res“ erst­mals seit zwölf Jah­ren („Buch­sta­ben über der Stadt“ und „New York“ von Tom­te – und wer mich ein biss­chen kennt, weiß, wel­che Fuß­stap­fen das sind!) wie­der an ein und den­sel­ben Act. Herz­li­chen Glück­wunsch, Rae Mor­ris!

(Wei­te­rer sta­tis­ti­scher fun fact: Rae Mor­ris ist damit der ers­te Act über­haupt in der 18-jäh­ri­gen Geschich­te mei­ner per­sön­li­chen Bes­ten­lis­ten, der zum zwei­ten Mal den Titel „Song des Jah­res“ ein­fah­ren konn­te. Wow!)

Und hier sind alle 60 Songs in einer prak­ti­schen Spo­ti­fy-Play­list, die sehr, sehr gut ist: