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Podcast: Episode 7

Lukas ist ein biss­chen erkäl­tet und hat des­halb zum ers­ten Mal Hus­ten gehört, die Indie-Super­group von Gis­bert zu Knyphau­sen, Moses Schnei­der und Tobi­as Fried­rich. Außer­dem spielt er neue Songs von ARXX, Arlo Parks, Muff Pot­ter und The Natio­nal und ein Lieb­lings­lied von Japan­dro­ids:

Alle Songs:

  • Hus­ten feat. Sophie Hun­ger – Dasein
  • ARXX – The Last Time
  • Men I Trust – Ring Of Past
  • Arlo Parks – Impu­ri­ties
  • Muff Pot­ter – Beach­bar
  • Gra­cie Abrams – Whe­re Do We Go Now?
  • The Natio­nal – Euca­lyp­tus
  • Japan­dro­ids – Fire’s High­way
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Songs des Jahres 2012

Ich bin natür­lich viel zu spät dran. Ich habe inzwi­schen meh­re­re Songs im Radio oder in Gast­stät­ten gehört, die selbst­ver­ständ­lich noch auf die Lis­te gehört hät­ten, die ich aber schlicht­weg ver­ges­sen habe. Und ver­mut­lich habe ich die bes­ten Sachen eh wie­der nicht mit­be­kom­men.

Egal.

Hier sind mei­ne Songs des Jah­res 2012:

25.The Kil­lers – Runa­ways
„Batt­le Born“, das vier­te regu­lä­re Album der Kil­lers, hat nicht die Über­songs wie „Hot Fuss“, es ist kein geschlos­se­nes Meis­ter­werk wie „Sam’s Town“, aber auch nicht so unsor­tiert wie „Day & Age“. Kurz­um: Es ist ein völ­lig okayes Album – und es hat „Runa­ways“, die neu­es­te Springsteen-Hom­mage (Frau ken­nen­ge­lernt, schwan­ger gewor­den, gehei­ra­tet, Stim­mung im Arsch – man kennt das) aus dem Hau­se Flowers. „We can’t wait till tomor­row“!

24. Cal­vin Har­ris feat. Exam­p­le – We’ll Be Coming Back
Das Kon­zert von Exam­p­le in der Köl­ner Essig­fa­brik war eines der bes­ten und ener­gie­ge­la­dens­ten, die ich 2012 besucht habe. Lei­der wer­de ich mit dem neu­en Album „The Evo­lu­ti­on Of Man“ nicht rich­tig warm, aber die­se Kol­la­bo­ra­ti­on mit Cal­vin Har­ris, die auf den Alben bei­der Künst­ler ent­hal­ten ist, ist schon sehr ordent­lich gewor­den.

23. Frit­ten­bu­de – Zeit­ma­schi­nen aus Müll
Ein Plä­doy­er für den Spaß, die Par­ty, die Selbst­zer­stö­rung, ohne gleich­zei­tig gegen Spie­ßer­tum und Bau­spar­ver­trä­ge zu het­zen. Die Kern­aus­sa­ge „Jeder Tag ist der bes­te Tag eines Lebens“ ist viel­leicht nicht son­der­lich neu, aber sie run­det die­sen melan­cho­li­schen Car­pe-Diem-Pop­song wun­der­bar ab.

22. San­ti­gold – Dis­pa­ra­te Youth
Unse­ren jähr­li­chen Mobil­funk-Wer­be­song gib uns auch heu­te wie­der. Natür­lich haben die son­nen­durch­flu­te­ten Erleb­nis-Bil­der aus den Voda­fone-Spots die­sen ohne­hin gro­ßen Song noch ein biss­chen wei­ter mit Bedeu­tung auf­ge­la­den, aber auch nach der Dau­er­be­schal­lung im Fern­se­hen (und mehr noch: im Inter­net) hat das Lied nichts von sei­ner Schön­heit ver­lo­ren.

21. Ben­ja­min Gib­bard feat. Aimee Mann – Big­ger Than Love
Da ver­öf­fent­licht der Sän­ger von Death Cab For Cutie und The Pos­tal Ser­vice das ers­te rich­ti­ge Solo­al­bum unter eige­nem Namen („For­mer Lives“) und der bes­te Song ist wie­der mal eine Kol­la­bo­ra­ti­on. Nach „Big­ger Than Love“ wünscht man sich, Gib­bard und Mann hät­ten zusam­men ein kom­plet­tes Album auf­ge­nom­men, so groß­ar­tig har­mo­nie­ren ihre bei­den Stim­men und so schön ist das Ergeb­nis gewor­den.

20. The Gas­light Anthem – „45“
Ich wür­de sie ja ger­ne igno­rie­ren, die­se schreck­li­chen Krea­tio­nis­ten aus New Jer­sey, aber dafür machen sie lei­der immer noch viel zu gute Musik. „45“ ist eben lei­der ein groß­ar­ti­ger Ope­ner zu einem ziem­lich guten Album. Die Fra­ge, ob man guten Künst­lern nach­se­hen soll­te, dass sie offen­sicht­lich Idio­ten sind, klä­ren wir dann eben spä­ter.

19. Kid Kopp­hau­sen – Das Leich­tes­te der Welt
Seit dem 10. Okto­ber kann man Kid Kopp­hau­sen nicht mehr hören, ohne mit­zu­den­ken, dass Nils Koppruch, einer der zwei Köp­fe die­ser Band, starb, bevor es mit der Band rich­tig los­ge­hen konn­te. Hier singt nun die meis­te Zeit Gis­bert zu Knyphau­sen, der ande­re Kopf, und er singt so gran­di­os Zei­len wie „Denn jeder Tag ist ein Geschenk, er ist nur schei­ße ver­packt“. Das ist so mei­len­weit weg von den Acts, die jedes Jahr den „Bun­des­vi­si­on Song Con­test“ unsi­cher machen, so sagen­haft gut, dass es wirk­lich kei­nes Todes­falls bedurft hät­te, um die­ses Album noch beson­de­rer zu machen. Aber so ist das Leben manch­mal.

18. Kendrick Lamar – Swim­ming Pools (Drank)
Es sind so vie­le Lobes­hym­nen über Kendrick Lamar und sein Debüt­al­bum „good kid, m.A.A.d city“ erschie­nen, dass ich kei­ner­lei Ambi­tio­nen habe, dem noch etwas hin­zu­zu­fü­gen. Es ist ein wahn­sin­nig klu­ges Album, das viel­leicht nicht im eigent­li­chen Sin­ne cat­chy ist, an dem wir aber ver­mut­lich auch in 20, 30 Jah­ren noch unse­re Freu­de haben wer­den. Und „Swim­ming Pools (Drank)“ ist der bes­te Song dar­auf. Viel­leicht.

17. Les­lie Clio – Told You So
Wäh­rend Thees Uhl­mann solo Kar­rie­re macht, hat der Rest der letz­ten Tom­te-Beset­zung umge­sat­telt und ist jetzt Back­ing Band (bzw. im Fal­le von Niko Pott­hoff auch noch Pro­du­zent) von Les­lie Clio, der – gro­ßer Gott, Musik­jour­na­lis­ten! – „deut­schen Ant­wort auf Ade­le“. „Told You So“ ist cle­ver, kna­ckig und ent­spannt und gemein­sam mit der Nach­fol­ge­sin­gle „I Could­n’t Care Less“ lässt das Gro­ßes für das im Febru­ar erschei­nen­de Debüt­al­bum „Gla­dys“ erwar­ten.

16. Frank Oce­an – Lost
Und noch so ein Album, das völ­lig zu Recht auf allen Bes­ten­lis­ten weit vor­ne gelan­det ist. Ich habe län­ger gebraucht, um mit „Chan­nel Oran­ge“ warm zu wer­den, aber es wird tat­säch­lich bei jedem Hören noch bes­ser. „Lost“ ist der … nun ja: ein­gän­gigs­te Song des Albums, der ein biss­chen schüch­tern vor sich hin groovt.

15. Cro – Easy
Ja, der Song hät­te auch schon 2011 auf der Lis­te ste­hen kön­nen. Ja, man kann das mit der Pan­da-Mas­ke albern fin­den. Ja, die stän­di­ge Medi­en­prä­senz (außer in der „WAZ“) nervt ein biss­chen. Aber bit­te: „Easy“ ist immer noch ein groß­ar­ti­ger Song. Die Zei­len mit „AC/​Deasy“ und „Washing­ton, Dea­sy“ zäh­len zum Cle­vers­ten, was im deutsch­spra­chi­gen Hip­hop je pas­siert ist – wobei die Kon­kur­renz da jetzt auch über­schau­bar ist.

14. Alex Cla­re – Up All Night
Kei­ne Ahnung, war­um die gro­ßen Hits von Alex Cla­re jetzt „Too Clo­se“ und „Tre­a­ding Water“ sind: „Up All Night“ hat doch viel mehr Ener­gie und ist viel abwechs­lungs­rei­cher. Ande­rer­seits dürf­ten die Aus­wir­kun­gen auf den Stra­ßen­ver­kehr auch ver­hee­rend sein, wenn so ein Lied plötz­lich im For­mat­ra­dio läuft. Ver­gli­chen mit dem Rest des Albums, der zwi­schen Soul und Dub­step schwankt, ist der Refrain von „Up All Night“ näm­lich ein regel­rech­tes Brett. Andrew W.K., mit dem Drum­com­pu­ter nach­emp­fun­den.

13. Buri­al – Loner
Von der Radio­va­ri­an­te zum Unter­grund­hel­den: Kaum ein Künst­ler­na­me passt so gut zur Musik wie der von Buri­al. Die Dop­pel-EP „Street Halo /​ Kind­red“ ist das, was Mas­si­ve Attack seit Jah­ren nicht mehr rich­tig hin­be­kom­men, und „Loner“ ist mit kna­cki­gen sie­ben­ein­halb Minu­ten noch das zugäng­lichs­te Stück in die­sem düs­te­ren Gewa­ber. Unbe­dingt mit Kopf­hö­rern und geschlos­se­nen Augen genie­ßen!

12. The Wall­flowers feat. Mick Jones – Reboot The Mis­si­on
Nach sie­ben Jah­ren Pau­se und zwei sehr guten Solo­al­ben von Jakob Dylan sind die Wall­flowers zurück – und klin­gen plötz­lich nach The Clash! Und, klar, wenn sie im Text Joe Strum­mer erwäh­nen, kön­nen sie für die Gitar­re und den Gesang im Refrain gleich auch noch Mick Jones ver­pflich­ten. Und ich bin so ein­fach gestrickt, dass ich es gran­di­os fin­de!

11. Kath­le­en Edwards – Chan­ge The Sheets
Ich glau­be, wenn ich alles zusam­men­zäh­le, ist Kath­le­en Edwards mei­ne Lieb­lings­sän­ge­rin: Die­se wun­der­schö­ne Stim­me, die­se Stim­mungs­vol­len Songs und die Bil­der, die ihre Musik ent­ste­hen lässt! Und dann ist „Voy­a­ge­ur“, ihr vier­tes Album, auch noch von Jus­tin Ver­non von Bon Iver pro­du­ziert und ent­hält Songs wie „Chan­ge The Sheets“! Toll!

10. Bob Mould – The Des­cent
Gut, Bob-Mould-Alben klin­gen immer gleich und viel Abwechs­lung gibt es auch auf „Sil­ver Age“ nicht. Aber als ein­zel­ner Song kann so etwas wun­der­bar funk­tio­nie­ren und was der Ex-Sän­ger von Hüs­ker Dü und Sugar da mit 52 aus dem Ärmel schüt­telt, krie­gen man­che Musi­ker unter 30 nicht auf die Ket­te. Die For­mel „Gitar­ren­ge­schram­mel plus hym­ni­sche Chö­re“ ist natür­lich denk­bar ein­fach, kriegt mich aber fast immer.

09. Cloud Not­hings – Stay Use­l­ess
Die­ser Song ist erst ganz spät auf mei­ner Lis­te gelan­det, als Ste­phen Thomp­son ihn in der Jah­res­bes­ten­lis­ten­show von „All Songs Con­side­red“ gespielt hat und ich fest­ge­stellt habe, dass ich ihn schon das hal­be Jahr über im Frei­beu­ter gehört hat­te. Natür­lich auch denk­bar ein­fach in sei­ner Wirk­mäch­tig­keit, aber ich find’s gut, wenn ich weiß, was ich will, und das auch bekom­me.

08. Car­ly Rae Jep­sen – Call Me May­be
Ich saß in Baku im Hotel­zim­mer, guck­te rus­si­sches Musik­fern­se­hen und sah die­ses Video. Als der Song zu Ende war, zapp­te ich wei­ter und sah das Video auf dem nächs­ten Kanal direkt noch mal von vorn. „Komi­sche Rus­sen“, dach­te ich, woll­te den Song bei Face­book pos­ten und stell­te dann fest, dass ich bis­her einen inter­na­tio­na­len Hit ver­passt hat­te. „Call Me May­be“ mag mitt­ler­wei­le ein ganz klei­nes biss­chen ner­ven, aber es ist einer der bes­ten Pop­songs, der in die­sem Jahr­tau­send geschrie­ben wur­de (über die Pro­duk­ti­on kön­nen wir uns strei­ten) und „Befo­re you came into my life I missed you so bad“ eine ganz rüh­ren­de Zei­le Teen­ager-Poe­sie. Pop­kul­tur­theo­re­tisch span­nend ist natür­lich auch die Erkennt­nis, dass die ganz gro­ßen Mega­hits („Some­bo­dy That I Used To Know“, „Gang­nam Style“ und eben „Call Me May­be“) inzwi­schen immer auch mit Web­phä­no­me­nen ein­her­ge­hen oder sogar aus ihnen ent­ste­hen.

07. Kraft­klub – Songs für Liam
Noch so ein Song, den nicht mal Eins­li­ve tot­spie­len konn­te. So cle­ver wur­de Pop­kul­tur in deutsch­spra­chi­gen Song­tex­ten sel­ten ver­han­delt, so wir­kungs­voll wur­den die Black Eyed Peas und Til Schwei­ger sel­ten gedisst, so gut wur­de der Wunsch, geküsst zu wer­den, sel­ten begrün­det. Außer­dem freut man sich ja über jede jun­ge Band, die sich mal nicht von der Folk­plat­ten­samm­lung ihrer Eltern hat beein­flus­sen las­sen.

06. First Aid Kit – Emmy­lou
… womit wir bei zwei schwe­di­schen Teen­agern wären, die maß­geb­lich von der Folk­plat­ten­samm­lung ihrer Eltern beein­flusst wur­den. Ich ver­eh­re First Aid Kit, seit ich sie vor vier Jah­ren auf dem By:Larm in Oslo gese­hen habe, und war etwas ent­täuscht, dass ihr Debüt­al­bum 2010 dann ver­gleichs­wei­se egal aus­fiel. Das haben sie jetzt mit „The Lion’s Roar“ aus­ge­gli­chen, dem wun­der­vol­len Nach­fol­ger. „Emmy­lou“ wirft mit text­li­chen und musi­ka­li­schen Refe­ren­zen nur so um sich und macht klar, dass sich Johan­na und Kla­ra Söder­berg so inten­siv mit der Mate­rie beschäf­tigt haben, dass sie statt die­ses Songs auch eine Habi­li­ta­ti­ons­schrift hät­ten anfer­ti­gen kön­nen. Die wäre aller­dings kaum so schön gewor­den.

05. kett­car – Ret­tung
Damit wäre jetzt auch nicht mehr zwin­gend zu rech­nen gewe­sen, dass kett­car zehn Jah­re nach ihrem gran­dio­sen Debüt­al­bum noch mal das bes­te Lie­bes­lied ver­öf­fent­li­chen wür­den, das je geschrie­ben wur­de. Doch, wirk­lich: Das muss man auch erst mal brin­gen, die besof­fen kot­zen­de Freun­din zu besin­gen und mit „Guten Mor­gen, Lie­be mei­nes Lebens“ zu schlie­ßen. „Lie­be ist das was man tut“, lehrt uns Mar­cus Wie­busch hier ganz prak­tisch. Und musi­ka­lisch ist das auch eine der bes­ten kett­car-Num­mern.

04. Mack­lem­ore & Ryan Lewis – Thrift Shop
Wenn 2012 nicht aus­ge­rech­net das ers­te Ben-Folds-Five-Album seit 13 Jah­ren erschie­nen und auch noch wahn­sin­nig gut aus­ge­fal­len wäre, wäre „The Heist“ von Mack­lem­ore & Ryan Lewis mein Album des Jah­res gewor­den. Auf der einen Sei­te gibt es dort unglaub­lich anrüh­ren­de Songs wie „Same Love“ und „Wing$“, auf der ande­ren so einen fun­keln­den Wahn­sinn wie „Thrift Shop“, der eigent­lich nie­man­den kalt las­sen kann. Unbe­dingt auch das Video anse­hen!

03. Japan­dro­ids – Fire’s High­way
Wie Sie gleich sehen wer­den, gab es 2012 für mich drei gro­ße Strö­mun­gen: Melan­cho­li­sche Kla­vier­bal­la­den, Hip­hop und Gara­gen­rock­bret­ter. Hier der best­plat­zier­te Ver­tre­ter der letzt­ge­nann­ten Kate­go­rie. „Cele­bra­ti­on Rock“ ist, wie Ste­phen Thomp­son bei „All Songs Con­side­red“ rich­tig bemerkt hat, das viel­leicht am pas­sends­ten beti­tel­te Album der Musik­ge­schich­te: Acht Songs in 35 Minu­ten, ein durch­ge­tre­te­nes Gas­pe­dal und Freu­de am eige­nen Lärm. In allen ande­ren Bes­ten­lis­ten taucht „The House That Hea­ven Built“ auf, bei mir eben „Fire’s High­way“. Gitar­ren­ge­schram­mel plus hym­ni­sche Chö­re, Sie ken­nen das Prin­zip.

02. Ben Folds Five – Away When You Were Here
Ich will ganz ehr­lich sein: Ich hat­te nicht damit gerech­net, dass „The Sound Of The Life Of The Mind“ über­haupt ein gutes Album wer­den wür­de. 13 Jah­re War­ten waren ein­fach zu viel. Dass es letzt­lich ein sehr gutes Album gewor­den ist, liegt an Songs wie „Away When You Were Here“: Die Melo­die klingt schon beim ers­ten Hören, als ken­ne man das Lied seit sei­ner Kind­heit, und dass Ben Folds ein Lied an einen ver­stor­be­nen Vater singt, wäh­rend sein eige­ner Vater noch leben­dig und bei bes­ter Gesund­heit ist, unter­mau­ert sei­ne Song­wri­ter-Qua­li­tä­ten. Jeder Depp kann besin­gen, was er fühlt oder sieht, aber mit fik­ti­ven Geschich­ten der­art zu Her­zen zu rüh­ren, das kön­nen nur weni­ge. Ben Folds kann es, natür­lich.

01. Rae Mor­ris – Don’t Go
Ich habe nicht vie­le TV-Seri­en kom­plett gese­hen. Wenn ich es dann doch aus­nahms­wei­se mal tue, sind die Abschluss­lie­der gleich mit beson­de­rer Bedeu­tung auf­ge­la­den. Das war mit Peter Gabri­els „The Book Of Love“ am Ende von „Scrubs“ so (die Unzu­mut­bar­kei­ten der neu­en Fol­gen ver­schwei­gen wir ein­fach) und so war es auch mit „Don’t Go“ am Ende von „Skins“. Dass auch die­se Serie jetzt noch einen Appen­dix bekommt (der hoffentlich/​mutmaßlich nicht so schlimm wird wie der von „Scrubs“), kön­nen wir an die­ser Stel­le getrost unter­schla­gen, so berüh­rend und emo­tio­nal ver­dich­tet ist die Mon­ta­ge zu die­sem Lied, das ich seit­dem rauf und run­ter gehört habe – obwohl das zunächst gar nicht so ein­fach war. Ein schlich­tes Lied einer jun­gen Singer/​Songwriterin aus Eng­land, aber auch ein sehr schö­nes.

Jetzt nach­hö­ren: Mei­ne Top 25 bei Spo­ti­fy.

Und weil ich hier eh schon so viel über die Alben geschrie­ben habe, gibt’s deren Bes­ten­lis­te dies­mal unkom­men­tiert.

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Spexen für Anfänger

Wir Sind Hel­den haben ein Album ver­öf­fent­licht, das unse­re Autoren spal­tet: Katha­ri­na Schliebs ist begeis­tert von sei­ner Tie­fe, Lukas Hein­ser woll­te es nach zwei Durch­gän­gen eigent­lich nie wie­der auf­le­gen. Gemein­sam haben sie sich noch ein­mal durch „Bring mich nach Hau­se“ gehört und ihre Ein­drü­cke in ein Chat­fens­ter geschrie­ben.

Her­aus­ge­kom­men ist so etwas ähn­li­ches wie ein Text:

Katha­ri­na: „In den Biblio­the­ken städ­ti­scher Bal­lun­gen /​ sta­peln sich Bücher über läp­pi­sche Wal­lun­gen /​ neben Bän­den vol­ler Lie­der über Beu­len und Schräg­la­gen /​ und die Wän­de hal­len wie­der vom Heu­len und Weh­kla­gen.“ – Was für ein gro­ßer Text über die Klei­nig­kei­ten, die zur Soap des Lebens auf­ge­bla­sen wer­den.
Lukas: Den Song wür­de ich glaub ich skip­pen, wenn ich das Album hören wür­de.
Katha­ri­na: Der ist unglaub­lich schön in sei­ner zar­ten Sub­ti­li­tät. Gänz­lich undra­ma­tisch fließt es so dahin, und die­se Trom­pe­te ist wun­der­bar. (Ist es eine Trom­pe­te?) Ich hab den ges­tern im Zug immer wie­der auf repeat gehört. Die­ses Album ist eben etwas schwe­rer zugäng­lich.
Lukas: Ich find die­ses „Dra­ma-Dra­ma­ti­ker“ im Refrain so unfass­bar nerv­tö­tend.
Katha­ri­na: Ja, aber da haben wir eine Über­schnei­dung von Text/​Musik/​Aussage. Das ist so fein auf­ge­baut: Die Mäd­chen regen sich über die Jungs auf, die Jungs über die Mäd­chen, und die Ren­ter ste­hen für die Zuschau­er, die dann auch noch einen guten Rat parat haben – Früh­ver­grei­sung der Bes­ser­wis­ser Anfang 20… ach! Und alles ist immer so dra­ma­tisch, dabei pupst das Leben ein­fach unspek­ta­ku­lär vor sich hin. Und Judith Holo­fer­nes sagt im Inter­view: Es ist Zeit, mal weni­ger zu wol­len und die Din­ge ein­fach mal gesche­hen zu las­sen.
Lukas: Das sagt sich natür­lich leicht, wenn man gera­de ein Album auf­ge­nom­men hat, auf dem man defi­ni­tiv zu viel gewollt hat.
Katha­ri­na: Hat man? Ich find nicht!
Lukas: Das drit­te Album war ja schon ein biss­chen über­am­bi­tio­niert, aber das neue lässt mich noch rat­lo­ser zurück als Toco­tro­nic. Viel­leicht bin ich auch ein­fach nicht gebaut für Intel­lek­tu­el­len-Pop.
Katha­ri­na: Ja, das ist scha­de, dass es viel­leicht zu „intel­lek­tu­ell“ und damit schwe­rer zugäng­lich ist… ande­rer­seits müs­sen WsH auch kei­ne Ansprü­che erfül­len. Judith hat auch gesagt, sie hät­te schon beim 3. Album etwas dämo­nisch gedacht: „Mal gucken, wer da jetzt noch mit­kommt.“
Lukas: Was natür­lich eine schö­ne Wei­ter­ent­wick­lung vom Slo­gan-Pop des ers­ten Albums ist. Wobei die Slo­gans ja nur ver­schach­tel­ter gewor­den sind.
Katha­ri­na: Das gan­ze Album ist im Prin­zip das ers­te und das zwei­te Album nur in bes­ser! Die The­men sind die glei­chen, immer!
Lukas: Na, die The­men sind bei unge­fähr jeder Band immer die­sel­ben.
Katha­ri­na: „Dra­ma­ti­ker“ wäre zum Bei­spiel „Geht aus­ein­an­der“.
Lukas: Die­ser Sprach­witz, der bei „Die Zeit heilt alle Wun­der“ noch char­mant und unver­braucht war (obwohl das im Rück­blick auch nähe­rungs­wei­se albern ist), ermü­det mich auf die Dau­er. Das wird so Chris­ti­an-Mor­gen­stern-mäßig, Heinz-Erhardt-esk.
Katha­ri­na: Ja, aber irgend­wie find ich das immer noch lus­tig: Dra­ma­ti­ker, Bati­ker, Sta­ti­ker, Talar­sti­cker, Star­ki­cker. „Wer zu viel frisst aus Frust ver­lässt danach oft die Bar dicker“ – ich muss immer grin­sen. Und das ist ja nur das eine Lied! War­te mal die ande­ren ab!

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Gesammelte Platten Mai 2010

Die­ser Ein­trag ist Teil 5 von bis­her 8 in der Serie Gesam­mel­te Plat­ten

Band Of Hor­ses – Infi­ni­te Arms
Bei „All Songs Con­side­red“ spre­chen sie längst nur noch von „bär­ti­ger Musik“, wenn bär­ti­ge jun­ge Män­ner auf ihre Gitar­ren ein­dre­schen und mehr­stim­mig melan­cho­li­sche Songs schmet­tern. Band Of Hor­ses hal­ten die­se Grund­re­geln auch auf ihrem drit­ten Album ein, was sich aber bedeu­tend lang­wei­li­ger liest, als es sich anhört. Musi­ka­lisch irgend­wo zwi­schen Nada Surf, Built To Spill und Fleet Foxes wird eher geschwelgt als gerockt: Weit­ge­hend sehr ent­spannt pen­delt „Infi­ni­te Arms“ zwi­schen Ent­spannt­heit und Melan­cho­lie und wäre damit ten­den­zi­ell eher ein Herbst-Album, aber gute Musik ist jah­res­zeit­los schön.
Anspiel­tipps: „Fac­to­ry“, „On My Way Back Home“, „Evening Kit­chen“, „Bart­les + James“. (LH, Rezen­si­ons­exem­plar)

Beach Fos­sils – Beach Fos­sils
Beach Fos­sils klin­gen wie vor vier­zig Jah­ren oder wahl­wei­se eben auch wie Real Estate, die Pro­duk­ti­on ist rau­schig und ver­mumpft, und so rich­tig Dri­ve ist da auch nicht drin. Und trotz­dem sind sie groß­ar­tig. Andau­ernd muss ich sie hören, was viel­leicht etwas weni­ger mit der Musik zu tun hat als viel mehr mit einem in mir lan­ge ver­lo­ren geglaub­ten Ent­span­nungs­ge­fühl beim Hören lah­mer, halb­psy­che­de­li­scher Trend-Indie­mu­sik zusam­men hängt. So ein Meta-Moment, in dem mir rela­tiv wurscht wird, ob das, was ich höre, hoch­gra­dig inno­va­tiv ist oder nicht. Ein biss­chen wie Vel­vet Under­ground auch und Joy Divi­si­on, falls Sie da Refe­ren­zen brau­chen.
Anspiel­tipps: „Day­d­ream“, „Win­dow View“, „Wide Awa­ke“. (MS)

The Black Keys – Brot­her
Man bräuch­te ein Beam­ge­rät. Das den­ke ich so oft. Ein­fach rein und zack! ist man am gewünsch­ten Ort und muss nicht der Bahn das Geld in den Rachen wer­fen. Die­se Insti­tu­ti­on trans­por­tiert eh nur noch Mil­lio­nä­re, die­ser Tage. Lei­der gibt es noch kein Beam­ge­rät, aber das neue Album der Gebrü­der Black Keys ist ein klei­ner Ver­such.
Wenn man auf Play drückt, ertönt ein blue­si­ger Gitar­ren­sound aus den 70ern und beamt sich dann mal schnell ins Zeit­al­ter des Gara­gen­rock um dann wei­ter zu hüp­fen ins Jetzt. Sie neh­men aus den Jah­ren des Rock ein­fach das Bes­te mit.
„Brot­hers“, das sechs­te Werk mit dem super Cover, das nur den Titel trägt: „This is an album by The Black Keys. The name of the album is Brot­hers.“, ist viel­leicht das smoot­hes­te bis jetzt. Dan Auer­bach und Patrick Car­ney lie­fern ab.
Sie haben den dre­cki­gen Sound ihrer Vor­gän­ger­al­ben mit ein wenig fun­ky Smooth gekop­pelt, „Sinis­ter Kid“ drischt und macht lust auf Tan­zen bis man nicht mehr kann. Bei „Tigh­ten Up“ haben die bei­den sich Dan­ger Mou­se ins Stu­dio gebeamt und mei­nen unglaub­lich lang­wie­rigs­ten Ohr­wurm erschaf­fen (auch das Video dazu ist nur zu Emp­feh­len).
Oder man beamt sich ein wenig in ein Zeit­kon­ti­nu­um, in dem man die Zeit mal ver­gisst und ein­fach die­se super Plat­te genießt.
High­lights: „Tigh­ten Up“, „Sinis­ter Kid“. (AK)

The Divi­ne Come­dy – Bang Goes The Knight­hood
Ich bin ein wenig in Sor­ge, dass ich schon sehr bald nur noch neue Alben von Bands kau­fen wer­de, die ich sowie­so schon ken­ne und schät­ze, dass ich die­se Alben ein paar Mal hören und dann sagen wer­de: „Ja, schön, aber die hat­ten auch schon bes­se­re …“ Nun ja, wer ein Divi­ne-Come­dy-Album kauft, weiß, was ihn erwar­tet und genau das bekommt er auch: Luf­ti­gen Pop mit eher baro­cker Instru­men­tie­rung, intel­li­gen­te Tex­te und viel bri­ti­schen Stil – also ein biss­chen wie die Pet Shop Boys in ana­log. Neil Han­non macht also unge­fähr da wei­ter, wo er vor vier Jah­ren auf „Vic­to­ry For The Comic Muse“ auf­ge­hört hat (kul­mi­nie­rend im gro­ßen Selbst­zi­tat „The Lost Art Of Con­ver­sa­ti­on“), und das ist ja nicht das Schlech­tes­te. Die rich­tig her­aus­ra­gen­den Songs feh­len bis auf die Sin­gle „At The Indie Dis­co“ ein wenig, dafür ist der Ope­ner „Down In The Street Below“ so laid back wie kaum etwas seit der „Rege­ne­ra­ti­on“.
Anspiel­tipps: „Down In The Street Below“, „At The Indie Dis­co“, „When A Man Cries“, „I Like“. (LH)

Foals – Total Life Fore­ver
Dass ich mal was über Mathe schrei­ben wür­de. Aber die Her­ren Foals aus dem Ver­ei­ni­gen König­reich haben mit ihrer neu­en Plat­te „Total Life Fore­ver“ und ihrem Math-Rock ein­fach mit­ten in mein der­zei­ti­ges Elek­tro-Rock-Herz getrof­fen. Seit zwei Wochen lauf ich jetzt schon mit der Plat­te durch die Stra­ßen und grin­se in mich rein, wenn ich von den Beats im Ohr ange­feu­ert wer­de.
Bei „Spa­nish Saha­ra“ hal­te ich dann inne, weil ich jedes mal sowas von über­rum­pelt wer­de, wenn bei 4:12 ein Sound ein­setzt, der wie Som­mer­re­gen und Wun­der­ker­zen klingt. Jedes­mal bleib ich ste­hen oder schlie­ße die Augen und lass die­ses Lied über mich reg­nen. Das Kon­zept geht auf, wahn­sin­nig geni­al kom­po­nier­te Melo­dien gepaart mit einem super Schlag­zeug und der Stim­me von Sän­ger Yan­nis Phil­ip­pa­kis erzeu­gen ein­fach eine per­fek­te Gän­se­haut.
Es ist die­se Mischung aus futu­ris­ti­scher Welt­an­schau­ung und trotz­dem an alten Din­gen fest­hal­ten. Das Album passt als Gesamt­werk wun­der­bar zusam­men. Die Songs neh­men sich nichts weg, son­dern zei­gen ver­schie­de­nen Per­sepek­ti­ven und wer­fen neu­es Licht auf die Welt. Schö­ne Welt da, bei den Foals.
Anspiel­tipps: „Black Gold“, „Spa­nish Saha­ra“, „Ala­bas­ter“. (AK)

Gis­bert zu Knyphau­sen – Hur­ra! Hur­ra! So nicht
Men­schen kom­men und gehen und die wenigs­ten blei­ben. Die meis­ten gehen wie­der und die aller­we­nigs­ten las­sen etwas zurück. Mit Herrn zu Knyphau­sen war das ähn­lich. Ihn brach­te mir jemand mit, der dann wie­der ging, und er war einer der weni­gen, die gin­gen und etwas da lie­ßen, und so denk ich immer auch ein wenig an ihn, wenn ich Gis­bert höre.
Wenn wir jetzt in die neue Plat­te rein­sprin­gen, dann merkt man, dass Herr Knyphau­sen ein wenig ver­schmit­zer gewor­den ist („Es ist still auf dem Park­platz Krach­gar­ten“). Ähn­lich wie Dami­en Rice, der ein­mal in einem Inter­view sag­te, er wür­de nicht ewig nur trau­ri­ge Lie­der schrei­ben kön­nen, weil er gar nicht so melan­cho­lisch ist. Und so geht es mir mit Gis­berts zwei­tem gro­ßen Album „Hur­ra! Hur­ra! So nicht“. Natür­lich sind die Töne nach­denk­lich und beschrei­ben die­se Gefühls­nost­al­gie und Momen­te, aber es schwingt jetzt auch Opti­mis­mus in den Lie­dern mit. Auch das typi­sche Knyphau­sen-jaja­ja­ja ist dabei und das Talent, die irr­wit­zi­gen Momen­te des Lebens ins Bil­der umzu­bas­teln.
Es ist jetzt nicht mehr nur Gis­bert mit sei­ner Gitar­re, nein, es ist auch ein Schlag­zeug und ein Bass dabei! Und wenn mir auch die alten Lie­der des­halb so gefal­len haben, weil es nur er, die Gitar­re und du waren, so muss ich doch sagen, dass das Arran­ge­ment sehr gut gewor­den ist! Die Lie­der packen an der rich­ti­gen Stel­le, das Schlag­zeug morst die klei­nen musi­ka­li­schen Bot­scha­fen direkt ins Ohr und ins Herz. Die neue Plat­te ist gut, rich­tig gut!
Anspiel­tipps: „Grau Grau Grau“, „Es ist still auf dem Park­platz Krach­gar­ten“, „Krä­ne“. (AK)

The Natio­nal – High Vio­let
Eigent­lich hat­te ich ja bereits Anfang Mai ein paar hun­dert lob­prei­sen­de Absät­ze über die­ses Album geschrie­ben und eigent­lich nicht gedacht, dass da noch etwas hin­zu­zu­fü­gen sein könn­te. An mei­ner per­sön­li­chen Wer­tung, die objek­tiv irgend­wo bei 100 von 5 Ster­nen liegt, weil das halt ein­fach so ist, hat sich auch nichts geän­dert. Viel­leicht ist es aber ganz gut, mei­nen Anfangs­ein­druck nach mitt­ler­wei­le fast mehr­mo­na­ti­gem Hören und auch mal Nicht­hö­ren auf den neu­es­ten Stand zu brin­gen: Ent­ge­gen aller mei­ner Erwar­tun­gen über­sprin­ge ich den unty­pi­schen Ope­ner „Ter­ri­ble Love“ immer noch nicht, wenn ich das Album höre. Was für ein Knal­ler, mit einer Demo-Auf­nah­me anzu­fan­gen, wenn man sei­ne fünf­te LP ver­öf­fent­licht. In der Süd­deut­schen Zei­tung stand über „High Vio­let“: Kon­sens­rock. Mit schlech­ter Note. Ich mag mich irren, aber ist etwas von vorn­her­ein als lang­wei­lig zu ver­ur­tei­len, wenn jeder es irgend­wie hören kann, ohne sich über­ge­ben zu müs­sen? Oder weil die Gitar­ren einem nicht das Gehör zer­sä­gen, son­dern man sie sozu­sa­gen erst­mal suchen muss? Wei­ter möch­te ich mich gar nicht auf­re­gen. Super Sache, das Album! (MS)

The New Por­no­graph­ers – Tog­e­ther
Ein­mal Kana­di­er sein! Man stellt sich auf die Stra­ße vor die eige­ne Haus­tür, hebt kaum merk­lich für ein bis zwei Sekun­den die Hand, sagt etwas wie „Ich habe eine Gitar­re da drin, möch­te von euch viel­leicht irgend­wer mit­spie­len?“ und schwupps, hat man ein Orches­ter in der Hüt­te. Kei­ne Beschwer­den bit­te, die­se Vor­stel­lung bestä­tigt sich qua­si allei­ne, also ohne Stütz­rä­der, sozu­sa­gen von selbst, unge­fragt, wenn Sie mögen, wenn man sich nur mal Bro­ken Social Sce­ne anschaut und den Baum von Quer­ver­wei­sen, Zita­ten, Mit­glie­der­wech­seln, Aus­hilfs­gi­tar­ris­ten, Sän­ge­rin­nen und Sän­gern und so wei­ter ver­sucht nach­zu­voll­zie­hen, ohne dabei zumin­dest einen Notiz­block zu haben. Ein kaum über­wind­ba­rer Arbeits­berg. Zurück zum The­ma. The New Por­no­graph­ers bestehen, lässt man die halt­lo­se Anschul­di­gung, es han­de­le sich dabei um Sän­ger Carl New­man mit Gäs­ten, aus drei haupt­säch­lich mit Song­wri­ting und Sin­gen beschäf­tig­ten Men­schen, von denen A.C., oder Carl, New­man nur einer ist, und einer Rei­he wei­te­rer Musi­ker. Die übri­gen bei­den Song­schrei­ber der Band sind Neko Case, die vor nicht all­zu­lan­ger Zeit mit dem Solo­al­bum „Midd­le Cyclo­ne“ ein ganz schön tol­les Ding abge­lie­fert hat, und Dani­el Bejar, dem ein­zi­gen fes­ten Mit­glied der auch gar nicht so mar­gi­nal bekann­ten Band Des­troy­er. Hät­te ich das Bedürf­nis, geohr­feigt zu wer­den, wür­de ich für die New Por­no­graph­ers also ein Wort benut­zen, das mit S anfängt und mit uper­group auf­hört, aber ich bin ja nicht von allen guten Geis­tern ver­las­sen. Was soll die­se gan­ze Ein­lei­tung? Man erwar­tet von einer Band mit solch einem Kalei­do­skop der Eigen­köp­fig­keit und Solo­plat­ten­er­fah­rung mög­li­cher­wei­se eine ver­kopf­te, anstren­gen­de, über­kan­di­del­te Ver­öf­fent­li­chung nach der ande­ren. Das Bemer­kens­wer­te ist, dass „Tog­e­ther“ weni­ger eitel nicht sein könn­te. Es klingt, als wäre Carl New­man damals nicht nur ein­fach auf die Stra­ße gelau­fen, um Leu­te zu suchen, die mit ihm musi­zie­ren wol­len, son­dern hät­te in der Fra­ge auch ganz ein­deu­tig noch die For­mu­lie­rung „Bit­te bringt eine Tüte gute Lau­ne pro Per­son mit!“ benutzt. Ein hoch­gra­dig erhei­tern­des und schö­nes Album ist das hier. Wenn hier über­haupt ein Kon­zept durch­ge­zo­gen wer­den soll­te, dann ver­mut­lich ein­fach das, einen Rie­sen­spaß zu haben. Hat man die Band ein­mal live gese­hen, ver­dich­tet sich die­ser Ein­druck zusätz­lich, was lei­der manch­mal zu einem Hauch Schü­ler­band­ge­fühl führt. Muss ja aber auch nichts Schlim­mes sein.
Anspiel­tipps: „Val­ky­rie In The Rol­ler Dis­co“, „Crash Years“, „We End Up Tog­e­ther“. (MS)

Mit­ar­beit an die­ser Aus­ga­be:
AK: Anni­ka Krü­ger
LH: Lukas Hein­ser
MS: Mar­kus Steidl

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Musik

Haldern Rock im Saal

Sie­ben mal bin ich schon mit dem Auto von Dins­la­ken nach Hald­ern und zurück gefah­ren, bevor ich zum ers­ten Mal Goog­le Maps nach dem kür­zes­ten Weg befragt habe. Und sie­he da: Der führt nicht etwa über die Auto­bahn, son­dern strunz­lang­wei­lig die gan­ze Zeit die B8 ent­lang.

Aber war­um fährt man außer­halb der Fes­ti­val- und Spar­gel-Sai­son eigent­lich ins Lin­den­dorf am schö­nen Nie­der­rhein? Na, um Kon­zer­te zu gucken, natür­lich.

„Rock im Saal“, den klei­nen Bru­der des Hald­ern Pop gibt es mitt­ler­wei­le auch seit 15 Jah­ren. Am ver­gan­ge­nen Sams­tag tra­fen sich die Hald­er­ner Dorf- und die nord­rhein-west­fä­li­sche Indie­ju­gend wie­der im Gast­hof Tepferdt, um in der gemüt­lichs­ten mir bekann­ten Atmo­sphä­re Live­mu­sik zu genie­ßen.

Enno Bunger

Enno Bun­ger
Glaubt man jenen Quel­len, denen man im Bezug auf sowas immer trau­en soll­te, sind Enno Bun­ger das nächs­te grö­ße­re Ding. Die Mischung aus Kea­ne (die Musik, die feh­len­den Gitar­ren) und Blobkanal/​Janka (die Tex­te, der Gesang) dürf­te eigent­lich ein Hit wer­den, auch wenn es den natür­li­chen Lebens­raum für sol­che Musik, Sarah Kutt­ners Shows auf Viva bzw. MTV, seit Jah­ren nicht mehr gibt.

Die rocki­gen Num­mern, die die Band um Sän­ger, Pia­nist und Namens­ge­ber Enno Bun­ger am Sams­tag gespielt haben, gefie­len mir aus­ge­spro­chen gut und erin­ner­ten ein biss­chen an die guten Sachen von Vir­gi­nia Jetzt! Die ruhi­ge­ren Songs sind ver­mut­lich auch nicht schlecht, waren aber ein­fach nicht das, was ich in dem Moment hören woll­te.

Hören kann man Enno Bun­ger bei MySpace und live. Die letz­ten Exem­pla­re der EP wur­den am Sams­tag ver­kauft, bis zum Debüt­al­bum dau­ert es noch ein biss­chen.

Kilians

Kili­ans
Ich hat­te Sie gewarnt – Kili­ans-Con­tent ist der neue Oba­ma-Con­tent hier im Blog.

Der Auf­tritts­ap­plaus hät­te Rob­bie Wil­liams nei­disch gemacht, die Stim­mung wäh­rend des Kon­zerts erin­ner­te ein biss­chen an Kin­der­ge­burts­tag (was vor allem am Durch­schnitts­al­ter des Publi­kums lag) und wenn eine Band vier neue Songs hin­ter­ein­an­der raus­hau­en kann, ohne dass die Begeis­te­rung der Zuhö­rer nach­lässt, dann haben sich da zwei gefun­den. (Das war eine Meta­pher, denn die Band war wie üblich zu fünft und das Publi­kum zu ein paar Hun­dert.)

Was nicht funk­tio­niert, ist Iro­nie in Song-Ansa­gen: „Wir waren seit Jah­ren nicht mehr hier“, hat ange­sichts des fünf­ten Kon­zerts auf Hald­er­ner Boden in knapp zwei­ein­halb Jah­ren kein Schwein ver­stan­den.

Hören kann man die Kili­ans bei MySpace, live und auf CD – aber das erzähl ich Ihnen bis zum Release von „They Are Cal­ling Your Name“ eh noch ein paar tau­send Mal.

Gisbert zu Knyphausen

Gis­bert zu Knyphau­sen
Will­kom­men zu unse­rer neu­en Serie „Hypes igno­rie­ren mit Herrn Hein­ser“. Die ers­te Fol­ge (Glas­ve­gas) ent­fällt, wir machen direkt wei­ter mit Gis­bert zu Knyphau­sen, über den ich vor­her eigent­lich nur wuss­te, dass der wirk­lich so heißt.

Gis­bert zu Knyphau­sen macht, das muss man unum­wun­den sagen, Mäd­chen­mu­sik. Aber Mäd­chen­mu­sik, die von tol­len Mäd­chen gehört wird und des­halb auch von Jun­gen gut gefun­den wer­den kann. Außer­dem kann er – was mir vor­her gar nicht klar war – auch sehr ordent­lich rocken und erin­nert dann fast an die frü­hen Toco­tro­nic.

Da der Begriff „Lie­der­ma­cher“ durch Rein­hard Mey und Wolf Maahn bis ans Ende der deut­schen Spra­che ver­brannt ist, muss man sich mit dem (ange­sichts deut­scher Tex­te etwas deplat­ziert wir­ken­den) Begriffs­paar „Singer/​Songwriter“ behel­fen. Zur Ori­en­tie­rung sei­en noch zwei Namen genannt, die ver­mut­lich den wenigs­ten Gis­bert-zu-Knyphau­sen-Höre­rin­nen noch etwas sagen wer­den: Tom Liwa und Thom­mie Bay­er.

Hören kann man Gis­bert zu Knyphau­sen auf MySpace, live und auf CD.

Alle Fotos: © Mar­ti­na Dri­gnat für mainstage.de. Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung.