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Neue Musik von Enno Bunger, Mitski, Sigrid, Br3nya, Vistas

Lukas ist zwar alt, aber nicht so alt, dass er heute die neuen Songs der Beatles und der Rolling Stones spielen würde. Stattdessen hat er herbstlich düstere Musik von Marika Hackman und Mitski dabei, afrikanisch beeinflusste Tracks von Br3nya und Belle, Euphorisches von Pano und Vistas und ein Lied über die Lebenswirklichkeit von Millennials von Enno Bunger. Wer hier nicht fündig wird, mag vielleicht einfach keine Musik!

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Alle Songs:

  • Enno Bunger feat. Sebastian Madsen – Einfache Leute
  • Marika Hackman – Hanging
  • Sigrid – Ghost
  • Mitski – My Love Mine All Mine
  • Br3nya – Betting On Me
  • Belle – Love Motion
  • Pano – Cut The Corners
  • Vistas – Dopamine
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Musik

Ein Klavier, ein Klavier!

Vor ein paar Wochen ging ein Video durchs Internet, auf dem fünf Menschen auf einer Gitarre ein Lied spielen. Das war kunsthandwerklich recht beeindruckend, aber das Lied war leider “Somebody That I Used To Know” von Gotye, das sich in meiner persönlichen Gunst inzwischen von “mag ich nicht” zu “hasse ich so sehr, dass ich noch meinen Kindern und Kindeskindern mehrstündige Litaneien über die Unzulänglichkeit dieses Machwerks angedeihen lassen werde” verschlechtert hat. (Das ist vielleicht etwas übertrieben. Ich will ja auch nicht zu viel Lebensenergie auf Sachen verwenden, die ich nicht mag — gerade, wo das Wetter gerade so toll ist. Aber das Radio schalte ich schon jedes Mal aus, wenn der Song läuft.)

JEDENFALLS: Fünf Leute und eine Gitarre kann ja jeder. Drei Leute an einem Flügel, das ist doch mal was anderes!

Enno Bunger haben offenbar die Ben-Folds-Schule für Piano-Manipulation besucht, bevor sie bei “TV noir” auftraten, um den Song “Regen” von ihrem neuen Album “Wir sind vorbei” dort aufwendig zu interpretieren:

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Gut, textlich ist das Geschmackssache, aber schon toll, was man mit so einem Instrument alles anstellen kann.

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Musik

Gesammelte Platten Februar 2010

Dieser Eintrag ist Teil 2 von bisher 8 in der Serie Gesammelte Platten

Die Idee, eine neue Serie zu starten, war ja gut. Der Gedanke, dass man aus Gründen des Gruppenzwangs eher versucht sein könnte, sich an Abgabetermine zu halten, war auch nicht schlecht. Und dann war’s natürlich wieder der (eigentlich nie) so genannte Chef, der am Längsten gebraucht hat.

Dafür haben wir jetzt eine (wie wir finden) ansehnliche Liste beisammen mit Platten aus dem Monat Februar (oder so — die Veröffentlichungstermine in Deutschland scheinen immer willkürlicher, absurder und mehrfacher zu werden). Und März kommt dann hoffentlich auch recht bald!

The Album Leaf – A Chorus Of Storytellers
Der Titel des fünften Album von The Album Leaf wundert mich überhaupt nicht. Er passt sogar wunderbar, denn das neue Werk aus der Feder von Jimmy LaValle und seinem Team hat mich wirklich beeindruckt. Atmosphärischer Post-Rock, der beim Hören Klangwelten aufbaut, die einen hinwegtragen und zu einem Soundtrack des Moments werden lassen, wenn man denn will. “Momentaufnahmen” beschreibt das Werk ziemlich nah, ohne es zu sehr einzugrenzen. Kohäsiv sind die Songs und fügen sich in das Bild von Geschichten sehr gut. Clever verknüpfte Geigen mit pulsierenden Melodien.
Liegt vielleicht auch daran, dass LaValle “A Chorus Of Storytellers” wie seine Vorgänger auf Island aufgenommen hat. Passen die Songs doch perfekt zu Landschaften, die man mit Island in Verbindung bringt, in denen Zeit in anderen Einheiten gezählt wird. An manchen Liedern bleibt man hängen und Zeit spielt keine Rolle, bis man weitergetragen wird und die Zeit rennt. Texte verteilt Jimmy LaValle auf dieser Platte nicht viele, wenn er es dennoch tut, bleibt viel Platz für Möglichkeiten: “There’s a wind behind everyone / That takes us through our lives / I wish I could have stayed / But this wind takes me away.” Vielleicht ist das Album auch ein wenig die Entdeckung der Langsamkeit. (AK)

The Blue Van – Man Up
Können wir offen sprechen? Ich bin in letzter Zeit ein bisschen genervt bis enttäuscht von Gitarrenrockbands. Die Sachen, die mich im letzten Jahr wirklich gekickt haben, waren meist Hip-Hop oder Elektro, gerne auch irgendwas mit viel Klavier, Glockenspielen und Xylophonen. Nicht die beste Voraussetzung also, um sich mit einer skandinavischen Indierockband zu befassen. Und doch hat das dritte Album von The Blue Van aus Dänemark einiges von dem Schwung der Debüts von Mando Diao und Franz Ferdinand und erinnert darüber hinaus an Bands wie The Hives, Jet und The Alexandria Quartet. Also: Definitiv nix Neues, aber durchaus druckvoll und unterhaltsam. (LH, Rezensionsexemplar)

Enno Bunger – Ein bisschen mehr Herz
Es braucht in der Regel nicht viel mehr als ein Klavier, um mich zu begeistern. Enno Bunger, der Frontmann von Enno Bunger, spielt Klavier, also sieht es mit Anleihen bei Keane, Coldplay und Straylight Run schon mal ganz gut aus. Bei den Texten bin ich durchaus zu Diskussionen bereit, denn deutschsprachiges Gesinge über Gefühle läuft ja schnell Gefahr, schlageresk zu klingen. In der Tat sind manche Texte selbst für mich als Virginia-Jetzt!-Gutfinder hart an der Grenze, aber wenn man das Trio aus Leer erst mal live gesehen hat, erschließt sich einem das Werk sehr viel besser. Ich kann verstehen, wenn man Enno Bunger nicht mag, aber ich mag sie. (LH, Rezensionsexemplar)

Lightspeed Champion – Life Is Sweet! Nice To Meet You.
Nach dem Ende der Test Icicles machte Dev Hynes (der, wie ich gerade erschrocken feststelle, auch jünger ist als ich selbst) plötzlich Folkmusik und veröffentlichte mit “Falling Off The Lavender Bridge” vor zwei Jahren ein Album, das nach Wüstenstaub klang. Davon verabschiedet sich das Zweitwerk schon relativ früh und schwankt dann durch die verschiedenen Spielarten von Indiepop. Das Album erinnert an WHY?, We Are Scientists und die Shout Out Louds, dann bricht plötzlich (“The Big Guns Of Highsmith”) ein Männerchor hervor, wie man ihn seit “Sam’s Town” von den Killers nicht mehr gehört hat. Das ist manchmal ein bisschen zu eklektisch (und mit 15 Songs auch etwas zu viel), aber insgesamt immer noch sehr schön. (LH)

Local Natives – Gorilla Manor
Verkürzt könnte man diese Platte folgendermaßen beschreiben: Ein Bisschen wie Vampire Weekend, nur eben ohne fürchterlich zu sein. Dass da Resterklärungsbedarf zurückbleibt, ist zumindest vorstellbar. Local Natives kommen aus Silver Lake (oder Silverlake?), worüber ich mir einmal (mit etwa 700 anderen zusammen) auf einem “Konzert” von Henry Rollins persönlich erklären lassen durfte, dass das eine ziemlich üble Ecke in Los Angeles ist (oder war, der Herr Rollins hat da wohl um 1840 mal gewohnt). Der Herkunftsort ist natürlich völlig irrelevant, aber man soll ja persönliche oder geographische Bezüge zu seinem Untersuchungsobjekt herstellen. Jedenfalls war mein erster Gedanke beim Hören dieser Platte: “Hui. Klingt wie Vampire Weekend, nur nicht so fürchterlich.” Tut es ja aber gar nicht. “Gorilla Manor” ist halt eigentlich ganz schön Indie-Rock, aber eben mit dem Extra-Meter Spaß (Ah, Rezensionsplattitüden!), den man gemeinhin als den “The-Blood-Arm-Effekt” kennt: Auf den ersten Blick sehr direkter Schubladenrock, der es aber aus bestimmten, unvorhersehbaren Gründen schafft, zu wachsen und Bedeutung zu erlangen. Insofern sind Referenzen auch deplaziert, wer aber trotzdem welche braucht: Ein wenig Grizzly Bear (wegen der Chöre), ein bisschen Animal Collective (wegen der sporadischen Buschtrommeln) und ein wenig The National (wegen der konventionellen Machart). Gefällt mir sehr gut! Objektiver wird es nicht. (MS)

Massive Attack – Heligoland
Kein Mann ist eine Insel. Stimmt. Heligoland ist in dem Fall das fünfte Studioalbum des britischen Trip-Hop-Duos Massive Attack. Nach einiger Wartezeit, in der die Beiden sich mit Soundtracks und anderen ambitionierten Projekten beschäftigt haben, war ein komplettes Album fertig, was jedoch wieder verworfen wurde. Für Heligoland haben sich die Beiden den wunderbaren Tunde Adebimpe von TV On The Radio, Damon Albarn von Blur, Adrian Utley von Portishead, Guy Garvey von Elbow und etliche andere Künstler an Bord geholt, die durchaus charmant für “Heligoland” kollaborierten und man kann sagen, es ist eine eindringliche Platte geworden. Nicht ganz bequem beim ersten Mal hören, aber die Kanten, an die man beim Hören aneckt, sind sehr sehr gut konzipiert. Vor allem “Babel” und “Paradise Circuits” sind für mich Highlights. Düster, wabernde Beats, ein wenig losgelöste Melodien. Massive Attack wie man Sie kennt. Ich bin dann mal auf Heligoland. Inselurlaub. (AK)

Joanna Newsom – Have One On Me
Was diese Frau auch immer macht. Da bringt sie zuletzt ein Album auf den Markt, das mit “Ys” einen doch eher undurchsichtigen Titel sein Eigen nennt. Wird man dann allerdings des Covers angesichtig, verschlägt es einem fast die Sprache ob des ganzen Mittelalter-Klimbims, den man da vor sich hat. Ein Hören der Musik kann einen dann sofort eines Besseren belehren, wenn man sich nicht schon zu arg darauf eingeschossen hat, das als Herr-der-Ringe-Soundtrack abtun zu wollen. Aber um “Ys” geht es ja nicht. Es geht darum, was sie jetzt schon wieder gemacht hat, die gute Frau Newsom. In Zeiten der nachhaltigen Fürtoterklärung der haptischen Komponente von Musik entscheidet sie sich dafür, eine Dreifach-CD / LP herauszubringen. Natürlich ist da durchaus einiges an Booklet und Artwork dabei, um den tatsächlichen Hardcover-Käufer für seine anachronistische Tat zu entlohnen, aber dennoch: Produktionskosten und so, Sperrigkeit etc. pp. Apropos: Nicht einer dieser ganzen Songs hat konventionelle Popsonglänge (ob das generell gut oder generell schlecht ist, steht in einem anderen Pamphlet, das selbst schon müde geworden ist; auch eine herausragende Leistung für etwas aus Papier, nicht wahr?). Darüberhinaus wurde hier mit einer derartigen instrumentalen Opulenz ans Werk gegangen, dass man sich allein im Opener “Easy” verlieren kann und beständig Neues hört, und das vor allem (jetzt kommt fast der wichtigste Punkt), ohne sich auch nur einmal zu fragen, warum man das jetzt irgendwie gut finden soll. Es fehlt also quasi der Moderne-Kunst-Moment, in dem man vor einem Triptychon von Miró mit dem Titel “Gefängnis aus der Sicht eines Insassen” oder so ähnlich steht und denkt: “Hm, das ist jetzt also diese Kunst, von der immer alle sprechen”. Natürlich ist Miró super, keine Sorge, und so schön bunt und so. Aber “Have One On Me” könnte tatsächlich so in etwa die Analogie zu Pieter Brueghels des Älteren “Landschaft mit dem Sturz des Ikarus” sein: Handwerklich hervorragend, aber darüberhinaus so allegorien- und bildreich, dass man sich noch Jahrhunderte lang darüber den Kopf zerbrechen kann. Wenn man das mag. Ansonsten ist es auch einfach so ziemlich schön! (MS)

Scary Mansion – Make Me Cry
Manchmal ist es gut, dass Albumcover in Zeiten von MP3s eine eher untergeordnete Rolle spielen, denn das zu “Make Me Cry” hätte mich dann doch nicht unbedingt zum Hören eingeladen. Da wäre mir doch glatt was entgangen, denn der Indierock dieser Band aus Brooklyn gefällt mir ausgesprochen gut. Mein Musikgenrebenennrobotor hat grad den Dienst quittiert, also versuche ich mich lieber an Vergleichen: The Pains Of Being Pure At Heart, Yo La Tengo, The Sounds … Na ja, so ungefähr. Jedenfalls: Liebreizender Gesang einer Sängerin über verzerrte Gitarren, die mal Uptempo, mal epischer sind. Das wird mich im kommenden Frühling sicher noch länger begleiten. (LH, Rezensionsexemplar)

Seabear – We Built A Fire
Seabear, das sind sieben auf einen Streich. Was als Soloprojekt von Sindri Már Sigfússon aus Island begann, ist jetzt eine siebenköpfige musizierende Band, die mit ihrem Indie-Folk einen gelungen Nachfolger zu ihrem Debutalbum “The Ghost That Carried Us Away” abliefert. “We Built A Fire” kann sich auf jeden Fall hören lassen, egal zu welcher Jahreszeit. Es ist alles dabei: Hörner, Geigen, unaufdringliches Schlagzeug, tolle Melodien und diese besonderen isländischen Emotionen, oder was die sonst noch in ihre Songs reinmischen, dass man einfach gebannt vor dem Lautsprecher sitzt. Von leisen Tönen (“Cold Summer”) bis hin zu frechen Tönen (“Wolfboy”, “Wodden Teeth”) ist auf “We Built A Fire” alles vorhanden. Vor allem aber ist nichts vorraussehbar, außer dass Seabear wirklich ein gelungenes Werk geschaffen haben, das die leichten Melodien auch immer mit der dazugehörigen Tiefe verbindet. Was es deshalb so empfehlenswert macht. (AK)

Shout Out Louds – Work
Ist das Konzept dieser Serie hier eigentlich, nur Empfehlungen auszusprechen? Dann hat die neue Shout-Out-Louds-Platte hier eigentlich nicht viel verloren, denn sie ist schon eine ziemliche Enttäuschung. Dass sie etwas ruhiger ist als die beiden Vorgänger, ist an sich ja nichts schlimmes, aber leider bleibt außer der Single “Fall Hard” einfach nicht viel hängen. Nach einigen Durchgängen kommt dann zwar ein bisschen Atmosphäre auf, aber bis dahin hat man eigentlich schon lieber zu “Our Ill Wills” oder “Howl Howl Gaf Gaff” gegriffen. Schade! (LH)

Yeasayer – Odd Blood
Irgendwann vor zwei Wochen habe ich eine Sammel-Mail bekommen mit der Frage, ob jemand mit aufs Yeasayer-Konzert im Friedrichshainer Postbahnhof gehen würde. Habe dann ganz schnell Yea gesagt. Hätte ich vielleicht nicht tun sollen, denn es war eins der langweiligsten Konzerte, an die ich mich erinnern kann. Nicht, dass es schlecht gewesen wäre, dann hätte man ja einfach gehen können. Es war im Gegenteil immer mal wieder ganz gut, vielversprechend, sodass man ständig darauf gewartet hat, dass es endlich mal richtig los geht. Das ist dann leider den ganzen Abend lang nicht passiert, was allerdings seltsam ist, in Anbetracht dessen, dass es auf diesem Album eigentlich die ganze Zeit, Verzeihung, so richtig los geht. Von diesem irreführenden, genialen Opener mit der effektverzierten und hunderte Oktaven nach unten gedrückten Stimme über den, Verzeihung nochmals, Hit “Ambling Alp” bis zum Schluss ist das durchweg interessante Kost, die durchaus gewöhnungsbedürftig ist, aber doch – auf die gute Art! – Hippiemusik mit Techno und total übertriebenem Latinokitsch vermischt. Eigentlich überhaupt nicht mein Ding, wäre es aber sicherlich geworden und hätte “Odd Blood” zu einem dieser gebetsmühlenartig beschworenen “frühen Anwärter” auf mein Album des Jahres werden lassen. Wäre nicht dieses Konzert so vermaledeit öde gewesen. Schade! Anhören lohnt sich wohl aber trotzdem. (MS)

Mitarbeit an dieser Ausgabe:
AK: Annika Krüger
LH: Lukas Heinser
MS: Markus Steidl

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Musik

Hier, dort und überall

Wenn ich endlich mal dazu käme, meine Beiträge für die “Gesammelte Platten”-Rubrik im Februar zu schreiben, könnten Sie meine Empfehlung des Debütalbums “Ein bisschen mehr Herz” von Enno Bunger lesen.

Bis es so weit ist, verweise ich schon mal auf die Deutschlandtour des Trios, die morgen in Nürnberg beginnt und die Band am Mittwoch nach Köln führt.

Und für genau dieses Köln-Konzert am 17. März 2010 um 20 Uhr im Blue Shell verlost Coffee And TV einmal zwei Gästelistenplätze!

Alles, was Sie tun müssen, ist bis Dienstag, 16. März 2010, 23:59:59 (das ist morgen), eine E-Mail mit dem Stichwort “Enno Bunger” an gewinnegewinnegewinne@coffeeandtv.de schicken. Aus allen Einsendungen (jeder darf nur ein Mal schreiben) zieht unsere Redaktions-Glücksfee dann einen Gewinner, der am Mittwoch +1 auf der Gästeliste steht.

Die E-Mails werden nach der Verlosung gelöscht, die Daten nicht an Dritte weitergegeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Tourdaten stehen auf ennobunger.de, wo es auch das Video zur neuen Single “Hier & Jetzt” zu sehen gibt.

Aber weil das zufälligerweise auch mein Lieblingslied auf dem Album ist, gibt es das Video auch hier (und jetzt) zu sehen:

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Nachtrag, 17. März: Die Gewinnerin wurde inzwischen benachrichtigt, für alle Anderen gibt es noch genug Karten an der Abendkasse.

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Musik Digital

Songs For The Dumped

Aus Anlass des heutigen Valentinstags haben sich die Macher der besten Musikshow der Welt, “All Songs Considered”, mal was besonderes einfallen lassen: Nachdem es im letzten Jahre ein paar weniger bekannte Liebeslieder gab, geht es diesmal um breakup songs, also Lieder rund um Beziehungsenden.

Sympathischerweise ist es wieder einmal eine Show in großer Runde, das heißt neben Standard-Moderator Bob Boilen sind auch Produzent Robin Hilton, sowie die Redaktionskollegen Stephen Thompson und Carrie Brownstein mit dabei. Wie immer, wenn die Vier gemeinsam eine Sendung schmeißen, sind die Dialoge und die zwischenmenschlichen Neckereien fast genauso schön wie die Musik.

Die Songauswahl schwankt zwischen naheliegend und abwegig. Die ganzen wütenden Abrechnungen (s. Überschrift) wurden weggelassen, dafür gibt es viel Herzschmerz — und eine musikalische Bandbreite, die von den Ramones zu Justin Timberlake, von Stars zu Vic Chesnutt reicht. Dazwischen: Beck und The Replacements.

Ein bisschen positiver geht es dagegen beim Valentins-Geschenk von Enno Bunger weiter: Deren schmucke Single “Herzschlag” kann man heute (ganz ohne Anmeldung) kostenlos herunterladen.

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Musik

Listenpanik 11/09

Normalerweise kommen im November nur noch Live- und Best-Of-Alben. Normalerweise, denn dieses Jahr scheint alles anders zu sein und es gab noch mal richtig was zu schleppen.

Hier die Highlights, wie immer total subjektiv ausgewählt und ungelenk beschrieben:

Alben
Jay Farrar & Benjamin Gibbard – One Fast Move Or I’m Gone
Der Idee, einen autobiographischen Roman zu vertonen, stand ich erst einmal skeptisch gegenüber — auch wenn der Roman von Jack Kerouac ist und die Vertonung unter anderem durch Ben Gibbard erfolgt, der ja sowieso immer alles richtig macht. Aber das, was der Death-Cab-For-Cutie-Frontmann und Jay Farrar (Ex-Uncle Tupelo) hier aus Kerouacs “Big Sur” herausgeholt haben, kann sich wirklich sehen lassen. Zwar würde man bei Kerouac musikalisch ja eher Jazz und Bop erwarten, aber auch die reduzierten Folkklänge stehen den Texten – von denen man wirklich nicht annehmen würde, dass sie aus einem Roman zusammengestellt wurden – nicht im Weg. Dass das Album der Soundtrack zu einem Dokumentarfilm über Kerouac und sein Buch ist (der Film liegt der Special Edition des Albums bei), macht das ganze Projekt medial noch etwas komplexer, aber wenn man sich von den ganzen Hintergründen erst mal frei macht, ist “One Fast Move Or I’m Gone” auch einfach ein wunderschönes Album.

k-os – Yes!
Ich bin ja wahrlich kein Experte für Hip-Hop (ich habe erst in diesem Herbst angefangen, mich intensiver mit dem Genre zu beschäftigen), aber mich interessieren eh keine Genrebezeichnungen und keine Namen, ich will nur hören, was mir gefällt. Und “Yes!” gefällt mir sehr gut. Der Klang ist vielschichtig, die Beats sind tight (das sagt man doch so, oder?) und die Reime sind sehr lässig. Außerdem samplet k-os Phantom Planet und Frida (ja, die von ABBA!). Das ist genau die Musik, die man hören sollte, während draußen ein Zustand tobt, für den das Adjektiv “usselig” erfunden wurde!

Annie – Don’t Stop
“Wer soll das sein?”, wurde ich im Plattenladen meines Vertrauens gefragt. “Die norwegische Kylie Minogue”, antwortete ich, was ja irgendwie die naheliegendste Beschreibung war. Ich fand “Anniemal”, Annies Debütalbum von vor vier, fünf Jahren, ja schon sehr gut, aber im Februar in Oslo habe ich mich dann – gemeinsam mit den fünfzig anderen Männern in den ersten Reihen – ein bisschen in Anne Lilia Berge Strand verliebt. Nach doppeltem Labelwechsel, Austausch diverser Songs und mehrfacher Verschiebung ist “Don’t Stop” jetzt endlich erschienen und es ist ein sehr, sehr gutes Album. Oft hart an der Grenze zur völligen Überzuckerung jagt ein Tanzbodenfüller den nächsten, Entspannung gibt’s nur selten, wie bei der sensationellen Achtziger-Ballade “When The Night”. Mitwirkende sind unter anderem Xenomania, die schon am letzten Pet-Shop-Boys-Album mitgeschraubt hatten, und die Gitarristen von Franz Ferdinand. “I Don’t Like Your Band” ist der wahrscheinliche beste Slogan-Song des Jahres und der Titeltrack wäre in einer gerechten Welt ein Riesenhit. Dass im überdrehten (leicht nervigen) “Breakfast Song” der Name dieses Blogs fällt, ist natürlich kein Grund, warum ich das Album so gut finde.

Robbie Williams – Reality Killed The Video Star
Wenn es kommerziell und/oder künstlerisch nicht mehr so läuft, besinnen sich kluge Künstler auf ihre Kernkompetenzen und bringen ein Album heraus, das all das kombiniert, was sie bisher erfolgreich und/oder gut gemacht hat. Robbie Williams ist klug und so klingt sein neues Album wie eine Zusammenfassung von allem, was er zwischen “Sing When You’re Winning” und “Rudebox” gemacht hat. So tolle Britpop-Sachen wie auf seinen ersten beiden Alben konnte oder wollte er offenbar nicht mehr machen, nur “Won’t Do That” wagt sich in die Nähe. “Bodies”, das ich als Single noch mittel fand, haut im Albumkontext ordentlich rein. Große Schmuseballaden und Tanzbodenstampfer wechseln sich ab. Aber irgendwie bezeichnend, dass das beste Lied mindestens sieben Jahre alt ist und noch aus der Zusammenarbeit mit Guy Chambers stammt: “Blasphemy” hat einen wortspielreichen Text, der zwischen “brillant” und “albern” schwankt, und große Melodien. Robbie Williams klingt nicht mehr so verkrampft wie auf den letzten beiden Alben, als er unbedingt zu neuen Ufern aufbrechen wollte, sondern regelrecht entspannt und zufrieden. Das reicht für ein sehr ordentliches Album. Und ein sehr gutes hat er ja schon 1998 herausgebracht.

Devendra Banhart – What Will We Be
Die … äh: “Hippie-Musik” von Devendra Banhart war bisher nie so meins. Vielleicht liegt es am Major-Deal und der damit zunehmenden Popigkeit, aber “What Will We Be” gefällt mir ziemlich gut. Die Musik ist immer noch verschroben und außergewöhnlich, aber irgendwie sagt sie mir jetzt stärker zu. Die uptempo-igeren Songs wie “Baby” und “16th & Valencia Roxy Music” gefallen mir besonders gut, aber auch die ruhigeren, teils … äh: fremdsprachigen Folkballaden haben ihren Reiz. In einem Song wie “Rats” schafft Banhart es, gleichzeitig nacheinander wie The Doors, David Bowie und Beck zu klingen. Hoffen wir also gemeinsam, dass Devendra Banhart einfach hörbarer geworden ist — und ich mich nicht langsam in einen Hippie verwandle.

Shirley Bassey – The Performance
Das Konzept “Walisische Legende, u.a. berühmt für James-Bond-Titelsongs, plant Comeback mithilfe junger Künstler ihr Comeback” ist nicht ganz neu: Schon vor zehn Jahren hatte sich Tom Jones so völlig neue Zuhörerschaften erspielt. Bei Shirley Bassey (man verzeihe mir die “Bild”-Altersangabe, aber: 72, wow) läuft es aber etwas anders ab: Die Mitmusiker sind nicht zum Covern und Duettieren da, sondern haben die Songs nur geschrieben. Die Gastbeiträge stammen aus den Federn von Leuten wie Gary Barlow, KT Tunstall, Nick Hodgson (Kaiser Chiefs), Rufus Wainwright, den Pet Shop Boys und – da schließt sich wieder der Kreis zu Tom Jones – den Manic Street Preachers. In Form gegossen hat es dann ein Mann, der neben Dame Shirley als der Experte für James-Bond-Sound gilt: David Arnold, Soundtrack-Komponist der letzten fünf Bond-Streifen. Er sorgt dafür, dass das Album trotz der unterschiedlichen Songschreiber wie aus einem Guss klingt. Und vor allem: riesig. Unter einem Orchester läuft da gar nichts, aber trotzdem ist “The Performance” quasi nie over the top. (Als ob etwas, an dem Rufus Wainwright und die Pet Shop Boys beteiligt sind, jemals over the top sein könnte.) Das ist genau jene überlebensgroße Sorte von Musik, die man in der Vorweihnachtszeit braucht (aber glücklicherweise völlig ohne Glöckchen-Gebimmel und “Santa Claus”-Geseufze) und die man unbesorgt seinen Eltern schenken kann, egal, was die sonst so hören. Man kann aber auch ganz egoistisch sein und das Album selbst behalten. Es lohnt sich.

Songs
k-os – I Wish I Knew Natalie Portman
Es gilt, was ich hier bereits schrieb.

Jay Farrar & Benjamin Gibbard – California Zephyr
Ja, klar: Ich habe einen soft spot für so ziemlich alles, was mit California zu tun hat (Ausnahme: LA), und Ben Gibbard könnte mir auch ein Telefonbuch vorsingen (Ausnahme: das von LA) — und trotzdem ist “California Zephyr” unbestreitbar ein tolles Lied. Wie diese Orgel da plötzlich in den Song drängt, während Gibbard “Now I’m transcontinental / 3000 Miles from my home / I’m on the California Zephyr / Watching America roll by” singt: ganz toll. Ein Lied, das einem die Weite Amerikas nahe bringt, selbst wenn man gerade mit einem Regionalexpress durchs Ruhrgebiet juckelt.

Enno Bunger – Herzschlag
“Ein neuer Tag öffnet mir meine Augen / Alles erstrahlt in goldenem Licht” — Songs, die so beginnen, kommen entweder aus der Nähe von Florian Silbereisen oder aus der von Blumfeld, Kante oder Tocotronic. Enno Bunger (das ist der Name der Band, benannt nach dem Sänger — das Danko-Jones-Phänomen) könnten es schaffen, die Zielgruppen beider Pole zu bedienen. Natürlich stehen die Jungs aus Leer leicht unter Schlagerverdacht — dass sie trotzdem poetische und pathetische Songtexte auf Deutsch anstimmen, spricht für ihren Mut. Musikalisch liegen sie als gitarrenloses Trio (die Ben-Folds-Five-Besetzung mit Schlagzeug, Bass und Klavier) in der Nähe von Keane und Coldplay und hätten das große Publikum von Silbereisen- bis Tocotronic-Fans durchaus verdient.

Annie – My Love Is Better
Erst dachte ich, das hier sei die beste Catfight-Androhung seit langem, aber irgendwie scheint der Adressat des Textes dann doch keine Nebenbuhlerin zu sein, sondern der Macker höchstselbst. Egal: Popmusik kann gar nicht genug Komparative vertragen, das weiß man spätestens seit Daft Punk. Und was Annie da wem auch immer um die Ohren haut, ist dann eben die charmanteste Kampfansage seit langem.

Shirley Bassey – The Girl From Tiger Bay
Ich hätte wirklich erst ein paar Mal das Album hören sollen und dann nachsehen, wer eigentlich welchen Song geschrieben hat. So bleibt das Risiko, dass ich diesen Song nur so toll finde, weil er aus der Feder der Manic Street Preachers stammt. Nee: “The Girl From Tiger Bay” ist schon ein sehr schönes Lied, dessen übergroßer, pathetischer Refrain sich durchaus mit den besten Arbeiten der drei Waliser messen lassen kann. Wenn mir jetzt nur noch einfiele, aus welchem ihrer eigenen Songs sie den Melodiebogen entlehnt haben könnten …

[Listenpanik, die Serie]

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Haldern Rock im Saal

Sieben mal bin ich schon mit dem Auto von Dinslaken nach Haldern und zurück gefahren, bevor ich zum ersten Mal Google Maps nach dem kürzesten Weg befragt habe. Und siehe da: Der führt nicht etwa über die Autobahn, sondern strunzlangweilig die ganze Zeit die B8 entlang.

Aber warum fährt man außerhalb der Festival- und Spargel-Saison eigentlich ins Lindendorf am schönen Niederrhein? Na, um Konzerte zu gucken, natürlich.

“Rock im Saal”, den kleinen Bruder des Haldern Pop gibt es mittlerweile auch seit 15 Jahren. Am vergangenen Samstag trafen sich die Halderner Dorf- und die nordrhein-westfälische Indiejugend wieder im Gasthof Tepferdt, um in der gemütlichsten mir bekannten Atmosphäre Livemusik zu genießen.

Enno Bunger

Enno Bunger
Glaubt man jenen Quellen, denen man im Bezug auf sowas immer trauen sollte, sind Enno Bunger das nächste größere Ding. Die Mischung aus Keane (die Musik, die fehlenden Gitarren) und Blobkanal/Janka (die Texte, der Gesang) dürfte eigentlich ein Hit werden, auch wenn es den natürlichen Lebensraum für solche Musik, Sarah Kuttners Shows auf Viva bzw. MTV, seit Jahren nicht mehr gibt.

Die rockigen Nummern, die die Band um Sänger, Pianist und Namensgeber Enno Bunger am Samstag gespielt haben, gefielen mir ausgesprochen gut und erinnerten ein bisschen an die guten Sachen von Virginia Jetzt! Die ruhigeren Songs sind vermutlich auch nicht schlecht, waren aber einfach nicht das, was ich in dem Moment hören wollte.

Hören kann man Enno Bunger bei MySpace und live. Die letzten Exemplare der EP wurden am Samstag verkauft, bis zum Debütalbum dauert es noch ein bisschen.

Kilians

Kilians
Ich hatte Sie gewarnt — Kilians-Content ist der neue Obama-Content hier im Blog.

Der Auftrittsapplaus hätte Robbie Williams neidisch gemacht, die Stimmung während des Konzerts erinnerte ein bisschen an Kindergeburtstag (was vor allem am Durchschnittsalter des Publikums lag) und wenn eine Band vier neue Songs hintereinander raushauen kann, ohne dass die Begeisterung der Zuhörer nachlässt, dann haben sich da zwei gefunden. (Das war eine Metapher, denn die Band war wie üblich zu fünft und das Publikum zu ein paar Hundert.)

Was nicht funktioniert, ist Ironie in Song-Ansagen: “Wir waren seit Jahren nicht mehr hier”, hat angesichts des fünften Konzerts auf Halderner Boden in knapp zweieinhalb Jahren kein Schwein verstanden.

Hören kann man die Kilians bei MySpace, live und auf CD — aber das erzähl ich Ihnen bis zum Release von “They Are Calling Your Name” eh noch ein paar tausend Mal.

Gisbert zu Knyphausen

Gisbert zu Knyphausen
Willkommen zu unserer neuen Serie “Hypes ignorieren mit Herrn Heinser”. Die erste Folge (Glasvegas) entfällt, wir machen direkt weiter mit Gisbert zu Knyphausen, über den ich vorher eigentlich nur wusste, dass der wirklich so heißt.

Gisbert zu Knyphausen macht, das muss man unumwunden sagen, Mädchenmusik. Aber Mädchenmusik, die von tollen Mädchen gehört wird und deshalb auch von Jungen gut gefunden werden kann. Außerdem kann er – was mir vorher gar nicht klar war – auch sehr ordentlich rocken und erinnert dann fast an die frühen Tocotronic.

Da der Begriff “Liedermacher” durch Reinhard Mey und Wolf Maahn bis ans Ende der deutschen Sprache verbrannt ist, muss man sich mit dem (angesichts deutscher Texte etwas deplatziert wirkenden) Begriffspaar “Singer/Songwriter” behelfen. Zur Orientierung seien noch zwei Namen genannt, die vermutlich den wenigsten Gisbert-zu-Knyphausen-Hörerinnen noch etwas sagen werden: Tom Liwa und Thommie Bayer.

Hören kann man Gisbert zu Knyphausen auf MySpace, live und auf CD.

Alle Fotos: © Martina Drignat für mainstage.de. Mit freundlicher Genehmigung.