Kategorien
Musik Digital

Allerletztes.fm

Ich finde, ich habe noch nicht genug Statistiken und Listen für 2007 gepostet. Deswegen hier und jetzt als Zugabe: die Auswertung meines last.fm-Accounts!

Meistgehörte Songs
1. Travis – Colder (40 Mal)
2. Travis – Battleships (35)
3. Travis – Closer (32)
4. Wir Sind Helden – The Geek (Shall Inherit) (29)
5. Kaiser Chiefs – Ruby (27)
6. Kilians – Fight The Start (25)
6. Bloc Party – I Still Remember (25)
8. Shout Out Louds – Tonight I Have To Leave It (24)
8. The Killers – Read My Mind (24)
8. The Blood Arm – Suspicious Character (24)
8. Mika – Grace Kelly (24)
12. Travis – My Eyes (23)
12. Kilians – When Will I Ever Get Home (23)
12. Muff Potter – Die Guten (23)
12. Rihanna feat. Jay-Z – Umbrella (23)
16. The Fray – How To Save A Life (22)
16. The Postal Service – Such Great Heights (22)
16. Bloc Party – Sunday (22)
16. Manic Street Preachers – Your Love Alone Is Not Enough (22)
16. Travis – Selfish Jean (22)
21. The Fray – Over My Head (Cable Car) (21)
22. Manic Street Preachers – Indian Summer (20)
22. Guided By Voices – Hold On Hope (20)
22. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chronicles Of A Bohemian Teenager (Part 2) (20)
22. Get Cape. Wear Cape. Fly – War Of The Worlds (20)

Meistgehörte Künstler
1. Travis (534 Songs)
2. Manic Street Preachers (378)
3. The Killers (313)
4. Jimmy Eat World (228)
5. Ben Folds (227)
6. R.E.M. (223)
7. Oasis (210)
8. Get Cape. Wear Cape. Fly (196)
9. Wir Sind Helden (191)
9. Stereophonics (191)
9. Ben Folds Five (191)
12. Muff Potter (190)
13. Kilians (187)
14. Robbie Williams (180)
15. Bloc Party (177)
16. The Wallflowers (173)
17. The Fray (165)
18. The Weakerthans (160)
19. Tomte (156)
20. Shout Out Louds (155)
20. The Ataris (155)
20. Lily Allen (155)
23. The Smashing Pumpkins (148)
24. Finn Brothers (145)
25. Mika (141)

Kategorien
Musik Rundfunk

Sternstunden der Hörfunkgeschichte

Bratwurst, Messdiener, Photosynthese, Körperfettwaage

Simon den Hartog hat am Montagabend einen Kasten Bier gewonnen.

Die obigen Begriffe erreichten den Sänger der Kilians kurz vor seinem Live-Interview bei “EinsLive Plan B” per SMS. Wenn er alle vier ins Gespräch einfließen lasse, bekomme er von mir einen Kasten ausgegeben, schrieb ich ihm. Er antwortete nur “Dann hör genau hin mein lieber!”, und haute sie alle nacheinander raus.1 Da der Kontext mitunter etwas gewagt war, werden ihn einige Hörer nun für völlig durchgeknallt halten. Für mich ist er mein Held des Tages.

Und für den Kasten zitiere ich gerne einen weiteren Helden, nämlich den großen Ben Folds, der seine Sachbeschädigung am Flügel in der Berliner Columbiahalle vor zwei Jahren wie folgt kommentierte: “I’m happy to pay for it!”

1 Gerne würde ich auf einen Podcast der Sendung oder einen ähnlichen Audiobeweis verlinken, aber EinsLive, der crazy-coole Jugendsender des WDR, hat solche technischen Spielereien offenbar noch nicht im Angebot.

Kategorien
Musik Digital

Don’t Let The Sun Go Down On Me

Das Geständnis vorweg: Ich mag Elton John. Es muss am Klavier liegen, diesem Instrument, das mich sogar kurzzeitig glauben lässt, Songs von Orange Blue gut zu finden. Elton John hat aber auch einige großartige Songs geschrieben und spätestens seit “Almost Famous” (oder allerspätestens seit Ben Folds’ Interpretation) wissen wir, dass “Tiny Dancer” ein ganz, ganz großer Song ist.

Elton John hat auch einige schlimme Dinge getan: Drogen genommen, die erfolgreichste Single aller Zeiten veröffentlicht und Zeichentrick-Filme besungen. Letzteres ist aber (s. Phil Collins) verzeihlich, ersteres unter Umständen auch.

Jetzt hat Elton John dem britischen Boulevardblatt “Sun” einen kleinen Gesinnungsaufsatz in die letzte Mittwochsausgabe diktiert, in dem er fordert, das Internet zu schließen.

We’re talking about things that are going to change the world and change the way people listen to music and that’s not going to happen with people blogging on the internet.

Dieser seltsam konservative Satz dürfte in diesem Moment widerlegt sein, denn Ihre Art, Elton Johns Musik zu hören, hat sich doch sicher mit der Lektüre seines kleinen Textes geändert, oder etwa nicht?

I do think it would be an incredible experiment to shut down the whole internet for five years and see what sort of art is produced over that span.

Ob Mr John weiß, wie viele Bands mittlerweile ihre Songs und Arrangements via E-Mail erarbeiten, weil ihre Mitglieder beispielsweise ein paar Tausend Kilometer entfernt leben wie bei Maritime?

Dieser kleine Text ist aber auch geeignet, eine Frage auf den Tisch zu bringen, die ich mir am Samstag im Vorfeld des dann geknickten Jan-Delay-Auftritts gestellt habe: Welche Auswirkung hat eigentlich das, was man als Persönlichkeit eines Musikers wahrnimmt, auf die Rezeption der Musik?

Nun: Idealerweise gar keine. Hip-Hop-Künstler wirken fast durch die Bank irre, und auch mit Liam Gallagher oder Billy Corgan würde ich eher ungern zu Abend essen. Trotzdem gibt es nichts Idiotischeres, als seine private Plattensammlung zu dezimieren, wenn ein Künstler mal wieder irgendwie negativ aufgefallen ist. Das Geld ist eh schon futsch, da kann man die Platte auch ruhig im Regal lassen und wieder reinhören, wenn man nicht mehr weiß, warum man den Musiker zwischendurch mal so doof fand.

Sie werden deshalb auch nie erraten, wessen Musik ich gerade lausche …

[via Popkulturjunkie]

Kategorien
Musik

Autumnsongs

Als ich heute Morgen erwachte, war draußen Herbst. “Nun ja”, dachte ich, “das kann ja mal passieren!” Ich verwarf meine eigentlichen Blogpläne für heute, warf iTunes an und mich nebst Buch aufs Bett. Dann war mir aber doch für einen Moment langweilig und deshalb stelle ich jetzt hier exklusiv die Top Twenty meiner liebsten Herbst-Alben vor:

20. Manic Street Preachers – This Is My Truth Tell Me Yours (VÖ: 25. August 1998)
Überlebensgroßer Britpop des walisischen Trios. Jeder Song eine Hymne, jedes Streichinstrument eine Umarmung.
Definitiver Herbstsong: “The Everlasting”

19. The Smashing Pumpkins – Adore (VÖ: 2. Juni 1998)
Die unendliche Traurigkeit der zum Trio geschrumpften Pumpkins ging weiter. Billy Corgan spielt mit Drumcomputern rum und ist doch reduzierter denn je.
Definitiver Herbstsong: “Blank Page”

18. Dan Bern – New American Language (VÖ: 6. Mai 2002)
Amerikanischer Singer/Songwriter, der das exakte Mittelding zwischen Bob Dylan und Elvis Costello ist. Schade, dass das keiner kennt.
Definitiver Herbstsong: “Albuquerque Lullaby”

17. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chronicles Of A Bohemian Teenager (VÖ: 16. Februar 2007)
Der Junge mit der Gitarre und dem Drumcomputer aus Großbritannien. Muss sich eigentlich noch im kalendarischen Herbst beweisen, wird das aber sicher schaffen.
Definitiver Herbstsong: “Call Me Ishmael”

16. Toploader – Onka’s Big Moka (VÖ: 14. August 2000)
Das One Hit Wonder mit dem Bubblegum Radiopop. Trotzdem ist nicht nur das Albumcover wunderbar herbstlich, sondern auch die Musik.
Definitiver Herbstsong: “Only For A While”

15. Embrace – If You’ve Never Been (VÖ: 5. September 2001)
Die Britpop-Brüder, die nicht Oasis sind, mit ihrem eigentlich schwächsten Album. Trotzdem ein echter Herbst-Dauerbrenner mit einigen großen Melodien.
Definitiver Herbstsong: “Make It Last”

14. The Fray – How To Save A Life (VÖ: 27. Oktober 2006)
Collegerock auf dem Klavier, gemacht von vier überzeugten Christen aus Denver. Man muss schon einen Soft Spot für eine gewisse Menge Pathos haben, dann ist es aber großartig.
Definitiver Herbstsong: “Heaven Forbid”

13. Radiohead – Kid A (VÖ: 29. September 2000)
Das große, sperrige Meisterwerk der besten Band unserer Zeit. Unbeschreiblich und unbeschreiblich gut.
Definitiver Herbstsong: “How To Disappear Completely”

12. The Finn Brothers – Everyone Is Here (VÖ: 20. August 2004)
Neil und Tim Finn haben mit Split Enz und Crowded House beinahe im Alleingang die Musikgeschichte Neuseelands und Australien geschrieben. Als Finn Brothers schreiben sie daran weiter.
Definitiver Herbstsong: “Edible Flowers”

11. Kashmir – Zitilites (VÖ: 11. August 2003)
Die Wiederaufnahme von “Kid A” mit anderen, dänischen Mitteln. Kashmir machen alles richtig und sichern sich einen Platz in den Musikannalen, Kategorie: “Ständig übersehene Genies”.
Definitiver Herbstsong: “The Aftermath”

10. Maximilian Hecker – Infinite Love Songs (VÖ: 28. September 2001)
Sie können Falsettgesang und hoffnungslos romantische Texte nicht ausstehen? Dann werden Sie mit diesem Album nicht glücklich werden. Alle anderen schon.
Definitiver Herbstsong: “The Days Are Long And Filled With Pain”

09. The Cardigans – Long Gone Before Daylight (VÖ: 24. März 2003)
Mit diesem Folk-Album zeigten die Cardigans endgültig allen, dass sie kein Bubblegum Pop One Hit Wonder sind. Und wer vorher noch nicht in Nina Persson verliebt war, war es danach.
Definitiver Herbstsong: “You’re The Storm”

08. Death Cab For Cutie – Plans (VÖ: 29. August 2005)
Mit “O.C., California” und einem Majorlabel im Rücken eroberten DCFC endlich die Welt im Sturm. Wäre aber auch zu schade gewesen, wenn man dieses großartige Indiepop-Album übersehen hätte.
Definitiver Herbstsong: “Different Names For The Same Thing”

07. Muff Potter – Heute wird gewonnen, bitte (VÖ: 15. September 2003)
Nach Jahren des Übens und Fingerwundspielens an der Deutschpunk-Front waren Muff Potter bereit für ihr Meisterwerk. 14 Songs zwischen Bordsteinkante und Mond, die alles um einen herum vergessen machen.
Definitiver Herbstsong: “Das Ernte 23 Dankfest”

06. The Postal Service – Give Up (VÖ: 28. April 2003)
Death-Cab-Sänger Ben Gibbard und Dntel-Mastermind Jimmy Tamborello zeigen auf zehn Songs, dass sich Elektronik und Folksongs nicht ausschließen müssen – und die Welt von Indiedisco-DJs und Soundtrack-Kompilierern war hinfort nicht mehr die Selbe.
Definitiver Herbstsong: “The District Sleeps Alone Tonight”

05. Coldplay – Parachutes (VÖ: 21. Juli 2000)
Bevor sie Fußballstadien und Vorabendserien beschallten, waren Coldplay für einen Herbst die kleinen verhuschten Indienerds, die einen über unerfüllte Lieben und nasskalte Heimwege vom Schulsport hinwegtrösteten. We live in a beautiful world und everthing’s not lost.
Definitiver Herbstsong: “We Never Change”

04. Ben Folds – Rockin’ The Suburbs (VÖ: 11. September 2001)
Das erste Soloalbum nach dem Ende von Ben Folds Five, erschienen an dem Tag, nach dem nichts mehr so war wie zuvor. Großartige Songs voller Klaviere und Melancholie – und voller Witz und Ironie.
Definitiver Herbstsong: “Carrying Cathy”

03. Starsailor – Love Is Here (VÖ: 19. Oktober 2001)
Sie sollten die nächsten Coldplay werden, wenn nicht auch noch Jeff und Tim Buckley und möglicherweise Nick Drake – das konnte ja kaum klappen. Starsailor lieferten trotzdem ein unglaublich großartiges Album ab – und ließen Coldplay dann den Vortritt bei der Weltkarriere.
Definitiver Herbstsong: “Fever”

02. R.E.M. – Automatic For The People (VÖ: 1. Oktober 1992)
R.E.M. schafften den endgültigen Sprung vom Geheimtipp zu Megastars – sonst änderte sich nichts. Wer wissen will, wie sowas geht, sollte das Album hören.
Definitiver Herbstsong: Alle – einfach alle.

01. Travis – The Man Who (VÖ: 28. Mai 1999)
Kein Wunder, dass das Album in Deutschland erst im Herbst so richtig seine Hörer fand: der Sommer ’99 war einfach zu trocken für “Why Does It Always Rain On Me?”. Wer die Bedeutung des Wortes “Melancholie” erfahren will, ist hier richtig. Alle anderen auch.
Definitiver Herbstsong: “Turn”

Kategorien
Musik

Unsichtbar und namenlos: Die neue Travis im Detail

Am vergangenen Freitag erschien “The Boy With No Name”, das mittlerweile fünfte Album von Travis. Mit dem zeitgleich erschienen neuen Album der Manic Street Preachers und den bereits angekündigten neuen Alben von R.E.M., den Stereophonics, Ash und Slut können wir also in diesem Jahr die Wiederkehr des Musikjahres 2001 feiern – nur, dass zumindest Travis, Manics, Phonics und Ash damals noch irgendwie mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben.

Auch für Travis gibt es die Track-by-track-Analyse – wie immer total subjektiv und voller Querverweise:

3 Times And You Lose
So ruhig hat noch kein Travis-Album begonnen: Erst nach 43 Sekunden setzen Bass und Schlagzeug ein, um Fran Healy, seine Akustikgitarre und den Chorgesang zu begleiten. Von da an ist es ein sommerlich-fluffiger Popsong, der auch gut auf “The Invisible Band” gepasst hätte – und damit die Marschrichtung vorgibt.

Selfish Jean
“Lust For Life”? “Lifestyles Of The Rich And Famous”? Das dürfte die … nun ja: schnellste Travis-Nummer aller Zeiten sein, man ist fast versucht, etwas wie “nach vorne gehen” zu schreiben. Darauf sollte man sogar einen gepflegten Rock’n’Roll tanzen dürfen – wenn man’s denn kann. Eine der Überraschungen des Albums – und deshalb auch einer der besten Songs. Dass hier Teile der Uralt-B-Seite “Standing On My Own” recycelt werden, fällt weder auf, noch wäre es schlimm.

Closer
Die bereits andernorts gelobte erste Single. Sie braucht ihre zwei, drei Durchläufe, dann ist es sofort einer der Lieblingssongs. Der Echo-Gesang der zweiten Strophe ist ein Travis-typischer Gänsehautmoment, der aufzeigt, warum man diese Band noch mal so gerne hat.

Big Chair
Was ist das denn, eine Funk-Ballade oder doch eher der Versuch, Drum’n’Bass auf echten Instrumenten zu spielen? Was auch immer Travis sich dabei gedacht haben: Es ist ein wunderschönes Lied daraus geworden, schon wieder beinahe tanzbar, aber dafür viel zu laid back. Mit dem schönsten Klaviergeklimper seit Robbie Williams’ “Feel”. Und dass das Lied auch von Keane stammen könnte, ist für keine der beiden Bands beleidigend gemeint. Textlich vermutlich die Antwort auf Herbert Grönemeyers “Stuhl im Orbit”.

Battleships
“Be My Baby” haben Travis schon mal als B-Seite aufgenommen, diesmal borgen sie sich deshalb nur das Intro. “When will you carry me home / Like the wounded star in the movie” beginnt das Lied, das im Refrain eine zwar etwas abgegriffene, aber nicht minder anrührende Kriegsmetapher für das Scheitern einer Beziehung durchdekliniert: “We’re battleships, driftin’ in an alley river / Takin’ hits, sinking it’s now or never / Overboard, drownin’ in a sea of love and hate but it’s too late / Battleship down”. Herzzerreißend, großartig, “The Man Who”-Niveau!

Eyes Wide Open
Huch: Eine rotzige (aber leise) E-Gitarre und eine Four-To-The-Floor-Bassdrum in der Strophe, ein schwungvoller Beat im Refrain. Das hätte (auch in textlicher Hinsicht) auch bestens aufs letzte Oasis-Album gepasst. Außergewöhnlich, aber nicht unbedingt der Übersong.

My Eyes
Musikalisch und thematisch die Fortsetzung von “Flowers In The Window”. Damals ging’s ums Kinderkriegen, jetzt ist der Nachwuchs da: “You’ve got my eyes / We can see, what you’ll be, you can’t disguise / And either way, I will pray, you will be wise / Pretty soon you will see the tears in my eyes”. Das ist dann wohl das Lied für Clay, Fran Healys Sohn, dessen Wochen der Namenlosigkeit dem Album seinen Titel gaben. Die schönste Vater-Sohn-Nummer seit Ben Folds’ “Still Fighting It” – und auch fast so gut.

One Night
Jedes Travis-Album braucht offenbar ein “Luv” oder “Afterglow”, an das man sich schon beim nächsten Track kaum noch erinnert. Und mit Zeilen wie “One night can change everything in your life / One night can make everything alright” gewinnt man auch keinen Blumentopf. Wie die vorgenannten Songs aber auch, so fügt sich dieser Titel gut in den Albumkontext ein und eignet sich so gut als Füller.

Under The Moonlight
Travis, die ungekrönten Könige der fantastischen B-Seiten-Coverversionen, packen ein fremdes Lied auf eines ihrer Alben! Wobei, was heißt hier “fremd”? Geschrieben wurde “Under The Moonlight” von Susie Hug, einer engen Freundin der Band, deren letztes Album nicht nur von Fran Healy produziert wurde, sondern bei dem auch noch drei Viertel der Band (Bassist Dougie Payne musste grad umziehen) als Backing Band zu hören sind. Seltsam (aber kein bisschen schlimm) ist nur, dass es sich bei der Dame, die im Hintergrund singt, nicht um Susie Hug, sondern um KT Tunstall handelt.

Out In Space
Das obligatorische Lied ohne Schlagzeug. Klingt wie ein Überbleibsel der “Invisible Band”-Sessions und hat die gleiche atmosphärische Dichte. Seit der Regen vor meinem Fenster die Hitze abgelöst hat, passt dieser Song auch.

Colder
Das Schlagzeug rumpelt, Andy Dunlops Gitarren sirren und Fran Healy singt “I’m in love with everything” – klingt nach guter Laune? Quark: “The sky is falling down / And there’s an angel on the ground / It’s getting colder”. Fünf Pfund, dass es hier um einen verflucht kalten Winter geht. Im Refrain kommt erstmalig ein Vocoder zum (sparsamen, aber prägnanten) Einsatz, in der Middle 8 erwarten und Harfen und Mundharmonika. Der beste Travis-Song seit vielen Jahren, eine Kopfnick- und Armeausbreite-Hymne für die pathetischen Momente im Leben.

New Amsterdam
Oh, ein Lied über New York, hatten wir ja noch nie. Der lyrisch schwächste Travis-Song seit “She’s So Strange”. Dass New York einen sprachlos macht, ist klar. Dass dabei aber trotzdem noch gute Songtexte entstehen können, haben zuletzt Tomte bewiesen. Musikalisch trotzdem schön.

Sailing Away
Drei von jetzt fünf Travis-Alben haben Hidden Tracks, diese Quote schlägt nur noch Robbie Williams. Hier ist der aktuelle: Ein beschwingter Schunkler, der vor allem mit dem (doch wohl hoffentlich beabsichtigten) The-Clash-Zitat “I live by the river” punkten kann. Ein hübscher Abschluss der Platte und tausend- ach: milliardenfach besser als der letzte Schotte, der übers Segeln sang. Wie, das ist ja auch überhaupt nicht schwer? Na gut: stimmt.

Fazit
Okay, ich bin ehrlich: Ich bin überzeugter Travis-Fan. Gerade deshalb war ich aber irgendwie immer unzufrieden mit “12 Memories”, weil es mir irgendwie ein bisschen verkrampft, unrund und überambitioniert erschien. “The Boy With No Name” schaltet da zwei Gänge zurück und ist deshalb eher als direkter Nachfolger von “The Invisible Band” anzusehen – was sich übrigens auch in den sonnendurchfluteten Amerika-Fotos der jeweiligen Booklets wiederspiegelt. Trotzdem gibt es auch ein paar große “The Man Who”-Momente.
Es ist das erste Travis-Album, dass nicht nur Fran-Healy-Songs beinhaltet: Neben der externen Zulieferung “Under The Moonlight” stammen “3 Times And You Lose” und “Big Chair” (Andy Dunlop) und “Colder” (Dougie Payne) zumindest teilweise aus der Feder anderer Bandmitglieder, die ihre Songwriterqualitäten schon auf diversen B-Seiten beweisen durften. (Ich glaube, ich sollte mal dringend eine Liste mit den besten Travis-B-Seiten zusammenstellen – das dürfte deren zweitbestes Album werden.)
Die Band tat vermutlich sehr gut daran, den Breitwand-Tüftler Brian Eno nach ein paar Tagen in die Wüste zu schicken und das Album stattdessen mit Steve Orchard und ihrem langjährigen Begleiter Nigel Godrich zu produzieren.
Zu der von Jan Wigger aufgestellten Behauptung, Travis-Fans seien “auffallend genügsam” und erwarten eh immer nur das Gleiche, kann man stehen, wie man will, dieses Album liefert innerhalb des Travis-Kosmos doch die ein oder andere Neuerung und kann vielleicht im Kreis der Keane-, Snow-Patrol- und Coldplay-Anhänger sogar noch den einen oder anderen neuen Fan abgreifen.
Die letzte Frage, die sich jetzt noch stellt: Ist der im Booklet überschwänglich mit Dank bedachte “Wolfgang Doebling” wirklich Wolfgang Doebeling vom Rolling Stone?

Travis - The Boy With No Name
Travis – The Boy With No Name

VÖ: 04.05.2007
Label: Independiente
Vertrieb: SonyBMG

Kategorien
Musik

Ein Klavier, ein Klavier!

Jetzt betreiben wir dieses Blog seit fast drei Monaten und ich habe immer noch keinen Satz über Ben Folds verloren. Das ist insofern skandalös, als Folds mein absoluter Lieblingskünstler ist, der gar nicht genug gewürdigt werden kann. Wer noch nie etwas von Ben Folds oder seiner früheren Band Ben Folds Five gehört hat, möge sich bitte erst ein paar Minuten schämen und diese Bildungslücke anschließend schließen.
Der Zustand des Nichtgeschriebenhabens ändert sich heute, denn gleich zwei, nun ja: überraschende bis verwirrende Meldungen aus dem Hause Folds erblickten das Licht der Welt:

Zum einen wird Folds das Solodebüt der Dresden-Dolls-Sängerin Amanda Palmer produzieren. Zwar bestand wohl nicht ernsthaft die Gefahr, Palmers Soloalbum könnte nicht auch ohne Folds gelingen, aber so besteht natürlich besonderer Grund zur Freude. Denn Folds’ letzte Produktionsarbeit war das kleine Meisterwerk “Has Been” von William “Captain Kirk” Shatner – und dessen Vorgänger aus dem Jahr 1969 gilt immerhin als eines der schlechtesten Alben ever. Wenn Folds also aus einem alternden Weltraumcowboy nur das Beste rausholt, was soll er dann erst bei Miss Palmer machen?

Zum zweiten ging heute per Newsletter und MySpace-Blog eine Botschaft in die Welt, die am Besten gleich wörtlich zitiert wird:

i need a vacation. but i hate vacations because i don’t know what to do with my time. so i stayed up all last night dialing up friends who play music who also want a vacation and most of them told me to call back when i was sober and not crying.

i’ll ring them up again today, but my point is that i’d like to get a lot of talented musical artists together in one holiday moment of glory with possibly a few comedians and have some kind of magical experience ..MAN.

the idea of painting a large bus psychedelic purple, not taking baths for a week and driving around the country jamming out on one chord about the war got shot down quickly. everyone wanted to bring their blackberry’s and sing about their record companies, then there was an issue because some of the musical acts wanted corporate sponsorship on the side of the bus etc. we’ll get everyone on board…. soon. my people will come up with something and contact their people who will contact your people and we’ll make my vacation fantasies come true.

Um eine Phrase zu vermeiden: Man darf gespannt sein.