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Musik

Und Jay-Z singt uns ein Lied

Vielleicht haben Sie am Sonntagabend die Abschlussfeier der Paralympics in London gesehen:

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Coldplay als Backing Band für Jay-Z und Rihanna. Es ist schwer, sich irgendeine Kombination lebender Künstler vorzustellen, die noch größer sein könnte.

Aber Herr Carter hat gerade letzte Woche noch mit Pearl Jam gespielt:

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Das “Spin Magazine” hat dazu einen schönen Hintergrundtext veröffentlicht, der erklärt, wie die Zusammenarbeit zwischen Band und Rapper zusammenkam.

Pearl-Jam-Bassist Jeff Ament sagt darin:

“It’s the first time I’ve been that close to somebody who really, really raps,” says Ament. “Just to see his body while we were playing: it basically becomes a metronome. You see him stretching things out over notes, bringing it back in. It was really cool. His eyes were closed the whole time. It’s all rhythm.”

Und wo wir grad bei Jay-Z sind: Im Magazin der “New York Times” war letzte Woche ein durchaus lesenswertes Porträt, geschrieben von Zadie Smith.

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Musik

Songs des Jahres 2011

Bevor 2012 richtig Fahrt aufnimmt oder ich meine Liste komplett verworfen habe, hier noch schnell meine Songs des Jahres 2011 (die Alben gibt’s hier):

25. Andreas Bourani – Nur in meinem Kopf
Na, da überrasch ich mich doch mal selbst und fang mit einem deutschsprachigen Singer/Songwriter an! “Nur in meinem Kopf” hab ich geliebt, als ich es das erste Mal im Radio gehört habe, und auch massive Rotationen konnten dem Lied nicht viel anhaben. Es wirkt aber zugegebenermaßen auch wie für mich am Reißbrett entworfen: Pianointro, Four-To-The-Floor-Beat, galoppierende Beats, gerade so viel U2-Anleihen, wie ich ertrage, und dann noch die großartige Zeile von wegen “alles kaputthauen”. Schöne Stimme übrigens und sehr schönes Video, auch!

24. Death Cab For Cutie – You Are A Tourist
“Codes And Keys”, das letztjährige Album von Death Cab For Cutie, hat mich nie so richtig packen können. Kein schlechtes Album, gewiss, aber die Band hatte schon bessere und mein Indie-Müdigkeit macht sich einmal mehr bemerkbar. Die spektakulärste Meldung im Bezug auf die Band im vergangenen Jahr war die Nachricht, dass sich Sänger Ben Gibbard und Zooey Deschanel scheiden lassen (und ich mich nicht entscheiden kann, wen von beiden ich lieber heiraten würde). ANYWAY: “You Are A Tourist” ist ein schöner Song mit einem sehr spannenden Groove, der auf der Tanzfläche noch bedeutend mitreißender ist, als vor dem heimischen Plattenspieler.

23. Lady GaGa – The Edge Of Glory
Wenn man in ein-, zweihundert Jahren ein Buch über die Geschichte des Pop schreiben wird, wird man an Lady Gaga nicht vorbeikommen. Die Frau schafft es meisterhaft, sowohl den intellektuellen Hintergrund des Begriffs “Pop” auszufüllen, als auch Songs am Fließband rauszuhauen, die genau das sind: Pop. Wenn “Spex”-Leser und Schützenfestbesucher zur gleichen Musik tanzen können, ist das eine Leistung, die zumindest die Nominierung für den Friedensnobelpreis nach sich ziehen sollte. Weiteres Argument für “The Edge Of Glory”: Es ist die letzte veröffentlichte Aufnahme von E-Street-Band-Saxophonist Clarence Clemons vor dessen Tod. Gerade noch rechtzeitig, damit eine ganz neue Generation von Musikfans den “Big Man” ins Herz schließen konnte.

22. James Blake – The Wilhelm Scream
“Songs” sind die wenigsten Tracks auf James Blakes phantastischem Debütalbum, Radio-Singles gibt es eigentlich keine. Aber wenn überhaupt, dann ist “The Wilhelm Scream” das poppigste und zugänglichste Stück. Am ausschließlich in musikjournalistischen Texten verwendeten Verb “pluckern” führt kaum ein Weg vorbei, aber es dröhnt, rauscht, zirpt und echot auch ganz gewaltig unter und über Blakes Falsettgesang. Musik wie ein verstörender, aber doch sehr erholsamer Traum.

21. Jupiter Jones – Still
Das Einmal-zu-oft-gehört-Phänomen im neuen Gewand: Wenn “Still” im Radio anfängt, bin ich ein bisschen genervt. Wenn ich den Song selber auflege ist es aber immer noch wie im ersten Moment: Wow! Allein diese Bassline, die gleichermaßen Schlag in die Magengrube wie Schulterklopfen ist! Jupiter Jones hatten vielleicht schon bessere, wütendere oder verzweifeltere Trennungslieder, aber “Still” ist auf seine Art schon sehr besonders — und besonders wahr. Die schönste Version ist natürlich die mit Ina Müller.

20. Rihanna feat. Calvin Harris – We Found Love
Für Rihanna gilt ähnliches wie das, was ich gerade über Lady GaGa geschrieben habe. Sie arbeitet zwar nicht so aktiv selbst an ihrem Gesamtkunstwerk mit, aber sie ist einer der bestimmenden Superstars unserer Zeit. Allein die Liste ihrer Kollaborationen deckt die gegenwärtige Popmusik sehr gut ab: Jay-Z, Kanye West, David Guetta, Eminem, will.i.am, Justin Timberlake, Ne-Yo und Coldplay stehen da zum Beispiel drauf. Diesmal also mit Calvin Harris, der ein House-Feuerwerk abbrennt, während Rihanna einen Song von erhabener Schönheit singt. Ja: “We Found Love” ist nicht nur cool/geil/whatever, sondern auch schön und sollte jedem einsamen Menschen “in a hopeless place” zwischen Dinslaken und Bitterfeld Hoffnung machen.

19. Noah And The Whale – Tonight’s The Kind Of Night
“Last Night On Earth”, das aktuelle Album von Noah And The Whale, hatte ich schon bei den Alben gelobt. “Tonight’s The Kind Of Night” ist ein perfektes Beispiel für diesen Technicolor-Pop mit seinen treibenden Rhythmen und euphorisierenden Chören. Und sagt man sich nicht jeden Abend “Tonight’s the kind of night where everything could change”? Eben! Muss ja nicht, aber könnte!

18. Foster The People – Pumped Up Kicks
Einmal Indiepop-Sommerhit zum Mitnehmen, bitte! “Pumped Up Kicks” hat einen schlichten Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Der Song lief merkwürdigerweise nie in der Werbung eines Mobilfunkanbieters (was eigentlich sein natürlicher Lebensraum gewesen wäre), hat eine Saison länger zum Hit gebraucht als angenommen und hat darüber hinaus noch einen milde gewaltverherrlichenden Text, der dem amerikanischen MTV zu viel war — aber davon ab ist es auch einfach ein sehr schöner Song.

17. Jack’s Mannequin – My Racing Thoughts
Hatte ich schon mal erwähnt, dass keine Band in den letzten fünf Jahren eine so große Bedeutung für mich hatte wie Jack’s Mannequin? Gut. So richtig genau kann ich nämlich auch nicht erklären, warum mir “My Racing Thoughts” so gut gefällt, beim ersten Hören fand ich es nämlich regelrecht cheesy. Jetzt aber mag ich es, weil es ein harmloser, erbaulicher Popsong ist. Und dieser “she can read my, she can read my”-Part ist toll!

16. Rival Schools – Wring It Out
Nein, ein zweites “Used For Glue” ist auf dem zweiten Rival-Schools-Album nicht enthalten. Aber fast. “I wanna wring it out / Every ounce / I wanna do the right thing, when the right thing counts” sind doch genau die Zeilen, die man zum Beginn eines Jahres hören möchte. Und dann einfach rein ins Leben, die richtigen Dinge tun, die falschen Dinge tun, aber in jedem Fall jede Unze rausquetschen. Was für eine Hymne!

15. Maritime – Paraphernalia
Das vierte Maritime-Album “Human Hearts” ist irgendwie komplett an mir vorbeigegangen, aber die Vorab-Single, die hat mich das ganze Jahr über begleitet. Indierock, der nicht nervt, weil er nicht ach so cool sein will, sondern beschwingt unterhält. So einfach ist das manchmal.

14. Adele – Rolling In The Deep
Die Geschichte mit der Echo-Verleihung hab ich ja blöderweise schon bei den Alben erzählt. Muss ich mir jetzt was neues ausdenken? Ach was! Großer Song, bleibt groß! Punkt.

13. Example – Stay Awake
Auf “Playing In The Shadows” sind fünf, sechs Songs, die alle in dieser Liste hätten auftauchen können. “Stay Awake” ist es letztlich geworden, weil die stampfenden House-Elemente (manche würden auch sagen: “die Kirmes-Elemente”) sonst ein wenig unterrepräsentiert gewesen wären. Und dann dieser Refrain: “If we don’t kill ourselves we’ll be the leaders of a messed-up generation / If we don’t kid ourselves will they believe us if we tell them the reasons why” und der Kontrast zwischen dem Four-To-The-Floor-Refrain und den zitternden Dubstep-Strophen! Hach, jetzt ‘n Autoscooter …

12. The Naked And Famous – Young Blood
Vielleicht hab ich mich vertan und es war gar nicht “Pumped Up Kicks” der Indiepop-Sommerhit, sondern “Young Blood”. Immerhin war der Song Jingle-Musik bei Viva und WDR 2 (!) und lief in gefühlt jeder TV-Sendung. Egal, sie können’s ja auch beide gewesen sein, wobei “Young Blood” ganz klar überdrehter und charmanter und … äh: lauter ist. Wegen maximaler Penetration kurz vor nervig, aber eben nur vor.

11. Twin Atlantic – Make A Beast Of Myself
Dieser Break nach zwei Sekunden! Dieses Brett von Gitarrengeschrammel! Diese entspannt vor sich hin groovenden Strophen, die sich in diesen Orkan von Refrain entladen! Und, vor allem: Dieser niedliche schottische Akzent, vor allem beim Wort “universe”! Mein Punkrock-Song des Jahres!

10. Patrick Wolf – The City
Dieser Song hätte unter Umständen der britische Beitrag zum Eurovision Song Contest sein können — und wäre damit einer der besten in der Geschichte des Wettbewerbs gewesen. Nun ist es “nur” ein dezent überdrehter Indiepop-Song mit Handclaps, Saxophon, verzerrten Stimmen und hypnotischen Beats.

9. Coldplay – Every Teardrop Is A Waterfall
Sie haben’s schon bemerkt: Wir sind in dem Teil der Liste angekommen, wo ich die vorgeblich rationalen Argumente weggepackt habe und mehr mit hilflosen Emotionalitäten und “Hach”s um mich werfe. Hier toll: Das absurde Sample, die Rhythmusgitarre, die Leadgitarre, die grandiose Schlagzeugarbeit von Will Champion, der Text und der Moment nach drei Minuten, wenn sich alles aufeinander türmt. Hüpfen! Tanzen! Hach!

8. Jonathan Jeremiah – Happiness
Mein Jahr 2011 lässt sich in zwei Teile teilen: den vor Jonathan Jeremiah und den danach. Mit “Happiness” fühlt sich mein Leben an wie eine britische Komödie mit Hugh Grant. I’m going home where my people live.

7. Imaginary Cities – Hummingbird
Der Weakerthans-Livegitarrist Rusty Matyas hat mit Sängerin Marti Sarbit die Band Imaginary Cities gegründet, deren Debütalbum “Temporary Resident” im letzten Jahr auf Grand Hotel van Cleef erschienen ist. So viel zur Theorie. Die Praxis … ach, hören Sie einfach selbst! Was für ein Song!

6. Cold War Kids – Finally Begin
Früher, als ich noch mit dem Fahrrad durch die Stadt meiner Jugend gefahren bin, hab ich manchmal auf dem Heimweg die Arme ausgebreitet, die Augen zugemacht und bin zur Musik aus meinem Walkman quasi durch die Nacht geflogen. Glücklicherweise nie auf die Fresse, aber das ist schon recht gefährlich, Kinder. Jedenfalls: “Finally Begin” wäre ein Song für genau solche Flugmanöver. Diese Gitarren! Diese Harmonien, die offenbar direkt die Endorphinausschüttung im Hirn anwerfen können! Und dieser Text über überwundene Bindungsangst! Für eine Nacht noch mal 16 sein in Dinslaken, bitte!

5. The Mountain Goats – Never Quite Free
Wie gesagt: “Never Quite Free” wurde Anfang Dezember innerhalb von 48 Stunden zu einem der meist gehörten Songs des Jahres. Wer braucht schon das Strophe/Refrain-Schema? Wenn ich Ihre Aufmerksamkeit auf diese Stelle nach ziemlich exakt zwei Minuten lenken darf, wo das Schlagzeug richtig losscheppert und der Schellenkranz einsetzt: für solche Momente wird Musik gemacht und für solche Momente höre ich Musik.

4. The Pains Of Being Pure At Heart – Heart In Your Heartbreak
Gerade beim Tippen festgestellt: Wenn man für jedes “heart” in Bandnamen und Songtitel einen Schnaps trinken würde, wäre das ein schöner Start in den Abend. Schöner würde der natürlich, wenn der Song auch liefe, denn es ist ein herrlicher Song, der übrigens auch in der (ansonsten etwas freudlosen) fünften Staffel von “Skins” zu hören war. (Radio-)DJs hassen die beunruhigend lange Pause nach 2:42 Minuten, aber ansonsten kann man diesen Song natürlich nur lieben.

3. Ed Sheeran – The A Team
“+”, das großartige Debüt-Album von Ed Sheeran, das Sie bald auch in Deutschland kaufen können (und sollten!), habe ich mir im September im Schottland-Urlaub gekauft, weil Plattenfirma und HMV mich mit ihrer Platzierungspolitik geradezu gewaltsam dazu gedrängt haben. Auf dem Weg zum Flughafen habe ich es zum ersten Mal gehört und ich war nicht direkt verzaubert, was aber auch an dem schottischen Landregen gelegen haben mag, mit dem ich auf meinem Fußmarsch noch zu kämpfen hatte. Beim zweiten Mal jedoch: Was für ein Album! Und was für ein Opener! Zärtlich, ohne weinerlich zu sein! Schmusig, ohne zu langweilen. Vergleiche mit deutschen Singer/Songwritern verbieten sich, aber vielleicht kommt ja auch mal ein Ed-Sheeran-Äquivalent daher.

2. Bon Iver – Calgary
Zugegeben: Das war beim ersten Hören schon etwas verwirrend mit diesen ganzen Keyboardflächen. Aber nur kurz! Justin Vernon könnte auch das Telefonbuch von Milwaukee singen (und manchmal habe ich ehrlich gesagt den Verdacht, er würde es zwischendurch zumindest mal versuchen) und ich würde immer noch eine Gänsehaut bekommen.

1. Bright Eyes – Shell Games
Anfang April schrieb ich, dass der Popsong des Jahres, wenn in den verbleibenden neun Monaten nicht noch ein Wunder geschehe, “Shell Games” sein würde, und ich sollte Recht behalten. Es wirkt ein bisschen, als habe sich Conor Oberst die Pop-Blaupause eines Gregg Alexander vorgenommen und nur noch ein paar persönliche Sonderheiten reingeworfen. Zur Bilder-des-Jahres-Montage in meinem Kopf läuft dieser Song, der auch das Liedzitat 2011 bereit hält: “My private life is an inside joke / No one will explain it to me”.

Hinweis: Bitte beachten Sie auch diesmal beim Kommentieren wieder die Regeln.

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Musik Digital

Something That I Didn’t Want To Know

Das Internet sorgt mit seiner ständigen Verfügbarkeit von unterschiedlichsten Musiken bekanntlich für eine immer stärkere Individualisierung des Musikgeschmacks. Der Einfluss der großen Plattenfirmen geht zurück, jeder hört nur noch das, was ihm gefällt und was er irgendwo entdeckt hat. So weit die Theorie.

Wenn sich die Menschen im Internet aber mal auf einen gemeinsamen Song einigen können, dann richtig: Seit Wochen posten meine Facebook-Kontakte jedweden Alters, Musikgeschmacks und jedweder sexueller Orientierung immer wieder ein Musikvideo. Gefühlt müssen alle aktuell 255 Freunde den Clip mindestens zwei Mal “geteilt” haben.

Da ich nicht jedes Video anschaue und jeden Song anhöre, den irgendjemand bei Facebook gepostet hat, ging der Song anfangs an mir vorbei. Gehört hab ich ihn tatsächlich das erste Mal im Radio, als alle anderen schon mitsingen konnten, auch wenn ich Song und Video-Posts erst anschließend in Verbindung zueinander setzen konnte:

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Ich mag “Somebody That I Used To Know” von Gotye nicht besonders. ((Das Video habe ich gerade für diesen Artikel tatsächlich zum ersten Mal gesehen und ich mag es noch viel, viel weniger. Das sieht ja aus, als sei es von den ältlichen Hausfrauen gedreht worden, die sonst Steppdecken für die Wände von Pfarrgemeindehäusern und Arztpraxenwartezimmern quilten!)) Den Refrain finde ich sehr anstrengend und der echte Peter Gabriel hätte das schöner hinbekommen. Aber ich will nicht ausschließen, dass meine Ablehnung nicht allein auf dem Song selbst beruht, sondern auch auf dem merkwürdigen Hype, der ihn begleitet.

Ich habe nämlich festgestellt, dass, wenn nur genug Menschen in einem kurzen Zeitraum ein Video, einen Artikel oder ähnliches, das ich noch nicht kenne, auf Facebook geteilt haben, ich kein Interesse mehr daran habe, es überhaupt kennenzulernen. Es ist quasi ein innerer Backlash, der eigentlich ein Prelash ist. Ich nenne es: das “Videogames”-Paradox.

Denn auch Lana Del Reys Debütsingle hat einen derartigen Marsch durch alle Institutionen hinter sich, dass mich Nachfolgesingles und Album gar nicht mehr interessieren — dabei mochte ich den Song anfangs sogar.

Ich kann gar nicht erklären, warum sich manche Lieder so schnell “abnutzen”, andere schon vor dem Hören nerven und wieder andere mit jedem Mal besser werden. “We Found Love” von Rihanna und Calvin Harris liebe ich zum Beispiel umso mehr, je öfter ich es höre (und ich fand’s von Anfang an spitzenmäßig).

Bemerkenswert ist aber noch etwas: Auch wenn ich glaube, dass sich Hits nicht mit letzter Gewissheit planen lassen, wenn ich zugebe, dass “Somebody That I Used To Know” und “Videogames” beides sehr unwahrscheinliche Hits (Nummer-Eins-Hits in Deutschland gar) sind, und ich anerkenne, dass beide Songs in überraschendem Maße alle Altersgruppen und sozialen Schichten erreichen — beide erscheinen beim beinahe letzten existierenden Majorlabel Universal.

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Digital Sport

Wenn Basketball mal langweilig wird …

Im Finale der amerikanischen Basketball-Liga NBA spielen LA Lakers und Orlando Magic gerade sieben Mal gegeneinander.

Was glauben Sie, wie viele Bildergalerien man damit füllen kann? Also: Mit den prominenten Zuschauern dieser Spiele? Wenn man “RP Online” ist?

Da hätten wir zunächst mal eine allgemeine, 24-teilige Bildergalerie, deren Betextung zwischen vollendetem Wahnsinn und Selbstironie oszilliert:

Dagegen hat Rapper Will I Am mächtig Spaß mit Leonardo DiCaprio. Hie einmal von hinten.Von vorn hatten wir den ja schon ein paar Mal.

Zac Efron (ich schreib mal “High School Musical” in Klammern dazu, Sie scheinen meine Begeisterung für den Disney Channel ja nur bedingt zu teilen) war übrigens auch im Publikum. Und weil er dabei eine Wollmütze trug (das scheint tatsächlich der Aufhänger zu sein), kann man damit natürlich noch mal eine eigene neunteilige Bildergalerie befüllen:

In Sachen Basketball kennt Efron sich aus.

In allen drei High-School-Musical-Teilen spielt er Basketball...

... in "17 Again", seinem aktuellen Film, auch.

Ach, und dann war Rihanna auch noch bei mehreren Spielen.

Um das besondere Verhältnis von “RP Online” und Rihanna zu verstehen, muss man wissen, dass sich im Archiv etliche Bildergalerien zur jungen Sängerin (aus Barbados, Hit: “Umbrella”) befinden, deren Betextung eigentlich nur den Schluss zulässt – wir begeben uns hier ins schlammige Terrain der Spekulation -, dass bei “RP Online” ein 15-jähriger Praktikant arbeitet, dessen ganzes Zimmer mit Rihanna-Postern tapeziert ist und der keinen Zugang zu kalten Duschen hat.

Der folgende Überblick ist sicher unvollständig: “Rihannas sexy Auftritt in Kanye Wests Video” (12 Bilder), “Rihanna als Miss Terminator” (30 Bilder, eingeleitet mit den Worten “Endlich mal wieder ein Auftritt von einer unserer Lieblingssängerinnen”), “Hat Rihanna ihren Geschmack verloren?” (7 Bilder), “Justin Timberlake schickt Rihanna in die Wüste” (9 Bilder), “Wurde Rihanna von Chris Brown geschlagen?” (7 Bilder), “Und die Gewinnerin ist… Rihanna!” (15 Bilder), “Rihanna und Co. erhalten ‘American Music Award'” (23 Bilder), “Rihanna – die immer schöne Stilikone” (28 Bilder), “Rihanna und Beyoncé im Vergleich” (20 Bilder), “Rihanna im schrägen Gothic-Look” (11 Bilder), “Sängerin Rihanna als Modell” (7 Bilder), “Rihanna für Unicef – so schön kann Helfen sein” (11 Bilder), “Rihanna auf der Mailänder Modewoche” (19 Bilder), “Duffy und Rihanna beim Schuh-Shopping” (9 Bilder), “Rihannas sexy Auftritt in Manila” (26 Bilder), “Rihanna begeistert bei den BET-Awards” (8 Bilder), “Rihanna hat sich neu erfunden” (13 Bilder), “Das düstere Video von Rihanna” (10 Bilder), “Für den guten Zweck: Rihanna mit Milchbart” (11 Bilder), “Rotlicht-Alarm bei Rihanna” (8 Bilder), “Rihannas Outfits im Vier-Punkte-Check” (12 Bilder) und natürlich der Klassiker “Rihanna ist stolz auf ihren Po” (14 Bilder).

Jedenfalls war Rihanna auch da. Das reicht für sieben Bilder und kompetente Einschätzungen:

Rihanna sieht endlich wieder glücklich aus. Die Sängerin besuchte das Spiel der Los Angeles Lakers bei den Orlando Magic.

Basketball ist halt ab und zu auch mal langweilig. Rihanna, die auch an den Fingern tätowiert ist, vetreibt sich die Zeit mit einem Softdrink.

Nach vier Spielen führen die Lakers übrigens 3:1 gegen Orlando …

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Digital

Shut Up And Klick

Ich bin mit den baulichen Voraussetzungen der Redaktionsräume von “RP Online” nicht vertraut, aber …

Wäre es vielleicht möglich, dort noch irgendwo eine Dusche aufzustellen, damit sich die männlichen Mitarbeiter zwischendurch mal kalt abbrausen können?

Endlich mal wieder ein Auftritt von einer unserer Lieblingssängerinnen: Rihanna begeisterte die Massen bei einem Konzert im Vorfeld des Super Bowl im Ford Amphitheatre in Tampa in Florida. Und die Schöne von Barbados blieb sich treu, wieder sahen wir sie in einem ungewöhnlichem Outfit.

Fangen wir mal unten an: Bis zur Mitte des Oberschenkels möchte man doch sicher davon ausgehen, dass Rihanna sich als Hauptdarstellerin für den nächsten Terminator-Film zu bewerben gedenkt. Dann wird es ungefähr 30, 40 Zentimeter sexy.

Der Oberkörper steckt in einem schwarzen Jäckchen mit vielen Bändern und Schnüren und dann noch die scharfen Lederhandschuhe.

So scharf Rihanna ja mal wieder aussah, schauen Sie sich mal die zwei Tänzerinnen an. Die tragen doch irgendwelche ollen Klamotten aus den 80er-Jahren auf. Naja, man darf der Chefin ja auch nicht die Show stehlen.

Falls Sie die weiteren … Ergüsse lesen wollen: Deutschlands erfolgreichstes Regionalzeitungsportal hält eine 30-teilige Bildergalereie bereit.

Vieles davon kommt einem allerdings bekannt vor, zum Beispiel aus dieser Galerie (“Rihanna sieht einfach immer gut aus”), dieser (“Der makellose Körper ist Rihanna extrem wichtig”), dieser (“Denn eigentlich ist sie doch so schön”) oder dieser (“Rihanna hat eine volle Oberweite, die sie gerne zur Schau trägt”).

Nur auf dieses legendäre Bild hat “RP Online” diesmal verzichtet:

...und der Popo (s. Pfeil) im kurzen Kleidchen werden stolz präsentiert.

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Digital

Die Top-Themen von “RP Online” (3)

Britneys Schwester: Verlobter hatte Affäre mit Ex. Konto fast leer: Rihanna angeblich pleite. Nervenkitzel pur: Die gefährlichsten Reiseziele der Welt. Nervenkitzel pur: Die gefährlichsten Reiseziele der Welt. Sängerin Shakira: Kann man so die Hüfte schwingen?

[noch mehr “RP Online”]

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Musik Digital

Sex sells anything

Amazon.de meint derzeit, preiswerte CDs unter der Überschrift “Sex-Symbole” verkaufen zu müssen.

Da finden sich dann naheliegende Kandidatinnen wie Nelly Furtado, Sugababes, Rihanna, Shakira, Vanessa Paradis oder Natalie Imbruglia; bedingt nachvollziehbares wie Avril Lavigne, Christina Aguilera, Kylie Minogue, Ashanti, Robbie Williams oder Ronan Keating; bereits Verstorbene wie Elvis Presley und Aaliyah; in Würde Gealterte (Brigitte Bardot, Jane Birkin, Leonard Cohen, Bob Dylan, Tom Jones, Eurythmics) und nur Gealterte (Kim Wilde, Tommy Lee, Billy Idol, Aerosmith, Skid Row, Rod Stewart, Tina Turner). Es gibt Unvermeidliches wie Britney Spears und Madonna, special interests wie Shania Twain, Loona, Michelle, Evanescence und Roger Cicero – und es gibt von mir hoch verehrte Künstler, die ich in diesem Kontext nun wirklich nicht erwartet hätte: The Clash und Ben Folds.

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Musik

Ella, ella, eeh

Im Frühjahr 2007 erschien “Umbrella”, die erste Single aus dem dritten Album von Rihanna. Das zuvor semi-prominente R’n’B-Sternchen wurde über Nacht zum Superstar und “Umbrella” der Hit des Jahres, der es auch auf meine Bestenliste schaffte.

Bereits im September berichtete NPR über die damals schon zahlreichen Coverversionen des Songs und fragte:

Can It Be Too Soon to Cover a Pop Song?

Seitdem dürfte eine knappe halbe Million weiterer Neuinterpretationen hinzugekommen sein, von denen ich Ihnen nun einige vorstellen möchte:

Tegan And Sara
Die kanadischen Indie-Pop-Zwillinge haben sich einige Male live durch den Song gekämpft. Nicht immer ganz textsicher, aber immer sehr schön.

Mandy Moore
Nachdem sie schon “Someday We’ll Know” der New Radicals nicht kaputt gekriegt hat, hat Popsternchen Mandy Moore “Umbrella” also in eine Ballade verwandelt. Klappt auch.

Marié Digby
Mein Favorit unter den Coverversionen: laid back und mit einem eigenen Ansatz.

Lillasyster
Die Tatsache, dass nicht mal eine skandinavische Prollmetalband das Lied kaputt kriegt, spricht doch deutlich für dessen Qualität.

Vanilla Sky
Die knuffigen Italo-Punkrocker, die schon ein spektakuläres Cover von Vanessa Carltons “A Thousand Miles” aufgenommen hatten, covern nicht nur den Song, sondern gleich noch das Video. Ich mag vor allem, wie das Lied im Refrain richtig losdüst. Den Durchbruch werden sie damit aber wieder nicht schaffen.

Plain White T’s
Noch eine Punkrock-Kapelle: Nach ihrer (wirklich sehr schönen) Ballade “Hey There Delilah” droht der Band der Ruf des one hit wonders. Vielleicht sollten sie diese Akustikversion zu einer Single ausbauen …

Biffy Clyro
Eigentlich klingt der Alternative Rock der drei Schotten ja ganz anders, aber in der “Live Lounge” von BBC Radio 1, wo der Song mitgeschnitten wurde, hat man ja schon alles an abwegigen Coverversionen erlebt.

Keith Urban & Carrie Underwood
Die Version ist uninspiriert as hell, aber die Stimmen haben doch einen gewissen Reiz.

Manic Street Preachers
Sogar die walisischen Kommunisten-Rocker ließen sich nicht davon abhalten, “Umbrella” für eine NME-Compilation zu covern. Immerhin haben sie als eine der ganz wenigen den grandiosen Beat (bei dem es sich übrigens um “Vintage Funk Kit 03” aus Garage Band handelt) zumindest ansatzweise beibehalten.

Rihanna & Klaxons
Na, das war doch mal was bei den Brit Awards am Mittwoch: Rihanna singt den Song halt immer noch am Besten, während Klaxons im Hintergrund “Golden Skans” und “It’s Not Over Yet” spielen. So haucht man dem Song auch nach fast einem Jahr noch mal neues Leben ein.

[via OliverDing in den Kommentaren und “Visions Newsflash”]

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Musik Digital

Als wäre man selbst dabeigewesen

Am Montag ist zoomer.de, das neue töfte Nachrichtenportal für Menschen, die sich von Ulrich Wickert duzen lassen wollen, gestartet (Coffee And TV berichtete). Da der Start von derwesten.de gelehrt hat, dass sich am ersten Tag und nach Inaugenscheinnahme des Layouts nichts verlässliches über die Qualität eines neues Webangebots sagen lässt, habe ich es vorgezogen, mich mit Äußerungen zurückzuhalten, bis es auf der inhaltlichen Seite etwas bloggenswertes gibt. Also bis jetzt.

In London wurden am Mittwochabend die Brit Awards verliehen (den qualitativen Unterschied zum Echo können Sie schon daran ablesen, dass auf der offiziellen Website der Brit Awards die Preisträger sofort aufgelistet waren). zoomer.de entschied sich, die wichtigsten Gewinner in einer Bildergalerie vorzustellen. Nun sind Bildergalerien natürlich Geschmackssache und nicht so meins, aber wenn man ein paar schöne atmosphärische Bilder von der Preisverleihung hat: warum nicht?

Wegen Javascript kann ich die einzelnen Bilder (jedes ein Klick) leider nicht direkt verlinken, aber wir können die neun Seiten trotzdem kurz durchgehen:

Bild 1: Kanye West

Bester internationaler Künstler wurde bei den Brit Awards Kanye West. Vielleicht hebt der Sieg seine Stimmung. Seine Mutter ist vor ein paar Wochen an den Folgen einer Schönheits-OP gestorben.

“vor ein paar Wochen” ist natürlich ein dehnbarer Begriff, starb Dr. Donda West doch bereits im November. Das allerdings ist längst noch nicht so lange her wie der Anlass, bei dem das begleitende dpa-Foto entstanden ist – denn das war beim “Live Earth”-Konzert am 7. Juli 2007.

Bild 2: Kylie Minogue
Nun könnte es natürlich sein, dass Kylie Minogue bei den Brit Awards einfach wieder die gleiche Live-Show geboten hat wie bei der Verleihung der “Goldenen Kamera” und ich deshalb die Fotos verwechsle (bei den Echos hatte sie ja eine andere Frisur). Hat sie aber offenbar nicht.

Bild 3: Foo Fighters
Über den minimal verunglückten Albumtitel kann ich hinwegsehen, ich muss “Echoes, Silence, Patience & Grace” ja auch immer erst nachgucken. Das sind natürlich auch die Foo Fighters – aber das in ihrer Hand ist ziemlich sicher kein Brit Award.

Bild 4: Paul McCartney
Wenn Macca sich nicht während des Auftritts umgezogen hat, ist auch dieses ddp-Bild aus dem Archiv.

Bild 5: Take That
Ich finde auf die Schnelle nichts, was das Gegenteil beweist, also könnten wir davon ausgehen, dass das Bild tatsächlich Take That bei den Brit Awards zeigt, wenn – ja, wenn Take That dort gar nicht aufgetreten wären.

Bild 6: Arctic Monkeys
Tatsache: Das Bild mit der lustigen Verkleidung ist vom Mittwoch.

Bild 7: Mark Ronson
That’s easy: Das in seiner Hand ist ein Grammy.

Bild 8: Kate Nash

Bildnachweis: Promo

Na, jetzt wissen wenigstens alle, wie Kate Nash aussieht, wenn sie gerade nicht den Preis als beste britische Künstlerin erhält.

Bild 9: Mika
Ach, vielleicht ist das ja das gleiche Hemd. Ist letztlich auch egal fürs

Fazit
Von den neun Fotos der Fotostrecke “Brit Awards” stammen mindestens sieben aus dem Archiv, die Minimaltexte neben den Bildern führen noch nicht mal alle Gewinner auf (andererseits: Welcher deutsche Leser kennt schon Adele?) und über den Auftritt des Abends (Rihanna! Klaxons! Zusammen!!!!1) fehlt jedes Wort. Dafür brauch ich kein neues Portal, für derartigen Qualitätsjournalismus habe ich “Spiegel Online” und sueddeutsche.de …

Versöhnlicher Abschluss
Wenn Sie guten Musikjournalismus wollen, lesen Sie Kelefa Sannehs “New York Times”-Artikel über den New Yorker Auftritt von Tokio Hotel. Der ist wirklich toll und die zwei Bilder auf der Seite sind auch noch hundertmal besser als der Archiv-Krempel bei zoomer.de.

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Musik

Listenpanik: Alben 2007

So ein Jahr geht ja dann doch schneller zu Ende als man denkt: Zwar ist es irgendwie absurd, noch vor Silvester zurückzublicken, aber unsere hektische, durchorganisierte Welt lässt sich von Logik nicht aufhalten. Deshalb habe ich nach den Songs (bei denen ich am liebsten schon wieder mittelgroße Korrekturen vornehmen würde) jetzt meine Alben des Jahres 2007 sortiert, abgepackt und niedergeschrieben.

Zwar hatte ich nach der Lektüre der Jahresrückschau im “Musikexpress”, dessen Position als letztes von mir gelesenes Papiermagazin damit auch stark ins Wanken geraten ist, keine große Lust mehr, über dieses mir plötzlich beliebig und unspannend erscheinende Musikjahr zu schreiben, aber dann beguckte ich mein CD-Regal und dachte: “Jetzt erst recht!”

Und weil so viele Künstler auch in der Song-Liste vertreten waren, hab ich mir als Anspieltipps für die Alben mal andere Stücke ausgesucht.

1. Bloc Party – A Weekend In The City
Wo anfangen? Vielleicht mit dem Erstaunen darüber, dass Bloc Party ihr Erstwerk toppen konnten. Oder doch damit, dass kein Pop-Album der letzten fünf Jahre einen besseren Spannungsbogen hatte? Mit der großartigen Mischung aus Hoffnung und Resignation, Politik und Liebe, Tanzboden und Kuschelecke? Die tollen Rhythmen loben, die wunderbaren Gitarren, die astreine Produktion von Jackknife Lee oder die über allem thronende Stimme von Kele Okereke?
Bullshit: Wenn einen ein Album am 30. Dezember noch so begeistert wie am 2. Februar, dann ist es wohl das Album des Jahres.
Anspieltipp: “Sunday”

2. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chronicles Of A Bohemian Teenager
Kennen Sie Sam Duckworth? Ich musste den Namen auch gerade erst mal wieder nachschlagen. Aber seine Band Get Cape. Wear Cape. Fly sollten Sie kennen. So außergewöhnlich, dass mir dazu nur so sinnlose Beschreibungen wie “Akustikemolektro” einfallen. Klingt tausendmal toller als es sich anhört. Ein bisschen froh bin ich aber schon, dass das Album erst nach den großen Sinnkrisen meiner Teenager-Jahre erschienen ist.
Anspieltipp: “War Of The Worlds”

3. Kilians – Kill The Kilians
Es wäre eine schöne Gelegenheit, mit dieser 35. Erwähnung der Band in diesem Blog eine kleine diesbezügliche Pause einzulegen. Ich glaube, es ist schon alles gesagt, gesungen und gefilmt worden. Aber toll ist die Platte immer noch
Anspieltipp: “Something To Arrive”

4. Stars – In Our Bedroom After The War
Diese Kanadier: 33 Millionen Einwohner, von denen etwa die Hälfte in jeweils mindestens zwei Bands musiziert. Nicht alle sind so erfolgreich wie Bryan Adams und Avril Lavigne, aber auch nicht alle machen so schlechte Musik. Stars machen zum Beispiel ganz wunderbaren Indiepop, der zwischen Konzertsaal und Disco schwankt und sich mit großer Freude gleichzeitig bei The Smiths, Bee Gees und Phil Spector bedient. Toll!
Anspieltipp: “Take Me To The Riot”

5. Shout Out Louds – Our Ill Wills
Das selbe in grün schwedisch. The Cure statt The Smiths und Abba statt Bee Gees, sonst aber genauso gelungener Indiepop wie bei Stars. Die Shout Out Louds lieferten mit “Tonight I Have To Leave It” meinen Song des Jahres und sind auch bei den Alben wieder ganz vorne mit dabei.
Anspieltipp: “Parents Livingroom”

6. The Weakerthans – Reunion Tour
Schon wieder Kanadier. Na ja, das Land habe ich ja oben schon ausführlichst *hüstel* vorgestellt, da freuen wir uns lieber noch ein paar Zeilen über dieses tolle Album und wundern uns, dass kein Song in meiner Jahresbestenliste gelandet ist. Peinlich, peinlich. Wie’s klingt? Na ja, wenn ich jetzt wieder “Indiepop” schreibe, glaub ich es mir ja langsam selber nicht mehr. “Toll” war auch schon zu oft, dann klingt es halt einfach so, wie ein Weakerthans-Album im Jahr 2007 klingen sollte. Logikschleife geschlossen, Zeilen gefüllt!
Anspieltipp: “Civil Twilight”

7. Travis – The Boy With No Name
Ja, gut: Ich bin Fan, Travis werden wohl nie ein Album machen, das ich wirklich doof finde. Vielleicht war es deshalb der doch eher irgendwie ein bisschen enttäuschende Vorgänger “12 Memories”, der mich “The Boy With No Name” umso mehr mögen ließ. Aber was will man machen? Jede Menge schöne Melodien mit klugen Texten, viel mehr braucht’s halt auch nicht für ein gutes Album.
Anspieltipp: “Colder”

8. Tocotronic – Kapitulation
Tocotronic sind einfach mit jedem Album gut. Vielleicht nicht so gut, dass man “Kapitulation” gleich krakeelend zum Album des Jahres ernennen und der Band eine Vorreiterstellung in Wasauchimmer unterstellen muss, aber eben schon besser als jedes andere deutschsprachige Album in diesem Jahr. Freuen wir uns auch auf das nächste Album und hoffen, dass es nicht ausgerechnet in einem Jahr mit den neuen Werken von Element Of Crime und Tomte erscheint, was zu einem unnötigen Showdown führen würde.
Anspieltipp: “Verschwör dich gegen dich”

9. The Wombats – A Guide To Love, Loss & Desperation
Ja, was machen die denn da? Ich wollte doch nie mehr “junge freche britische Bands” hören. Sie stehen mir sowas von bis hier, dass ich das zweite Arctic-Monkeys-Album bis heute nicht gehört habe. Ein Fehler? Mir egal. Ich hab ja The Wombats und die sind besser als alle anderen Bands, die ich alle nicht kenne.
Anspieltipp: “Kill The Director”

10. Underworld – Oblivion With Bells
Berlin, Friedrichstraße. Oktober, Abend, Regen. Underworld machen aus dem Touristentrampelpfad vorbei an Luxuskaufhäusern für ein, zwei Momente New York. Ralph Fiennes wird in einem Auto an mir vorbei gezogen. Alles fühlt sich so urban an – und das liegt verdammtnochmal nicht an der “Arm, aber sexy”-Metropole, sondern an diesem atemberaubend guten Elektro-Album.
Neulich sah ich das Video zu “Beautiful Burnout” im Fernsehen (GoTV, natürlich): Über acht Minuten, überhaupt nicht weltstädtisch, sondern klein, billig, schmuddelig. Und trotzdem hatte ich wieder ein Gefühl wie auf dem Gipfel der Welt.
Anspieltipp: “Beautiful Burnout”

11. The Blood Arm – Lie Lover Lie
Wie man sich meine Gunst erspielt: Klavier nehmen, draufhauen, semi-alberne Texte mehrstimmig anstimmen. So sind Ben Folds Five damals meine Lieblingsband geworden, so ähnlich haben sich The Blood Arm einen Platz in meiner Liste erkämpft.
Anspieltipp: “The Chasers”

12. Justice – †
Es ist mir beinahe unangenehm, diese Platte zu nennen. Da könnte man ja gleich Grönemeyer oder … äh: Bloc Party nehmen, wenn man Konsens haben will. Egal, was die Musikfeuilletonisten jetzt schon wieder für einen Trend herbeischreiben wollen: Das Album mit dem Kreuz im Titel ist und bleibt super. Bitte tanzen Sie N.O.W.
Anspieltipp: “Tthhee Ppaarrttyy”

13. Wir Sind Helden – Soundso
Die ganz große Aufmerksamkeit in den Medien hat etwas nachgelassen, vielleicht hat “Polylux” nicht mal mehr einen Beitrag über Judith Holofernes als “Stimme ihrer Generation” gebracht. Wir Sind Helden haben ihr Leben zurück und sind so gut wie am ersten Tag. Bei fast jeder Band hätte ich Angst, dass sie einen Song wie “The Geek (Shall Inherit)” nicht mehr toppen können wird, aber Wir Sind Helden machen seit “Denkmal” ja nichts anderes. Also: Weitermachen!
Anspieltipp: “Soundso”

13. The Killers – Sawdust
“Ey, Alter, das ist doch nur eine Raritätensammlung! Was soll die denn bei den Alben des Jahres? ‘Alben’, hörst Du?” Also bitte, liebe Stimmen in meinem Kopf: Seid still! Natürlich ist das “nur” eine Raritätensammlung. Aber so manche Band wäre froh, das als Album hinzukriegen! Manche Sachen sind natürlich etwas sehr abseitig und würden auf einem “normalen” Album vielleicht überfordern, aber auf diesem Zwischending dürfen sich The Killers austoben. Mit Joy-Division-Cover, Westerngitarren und Lou Reed. Meine Prognose fürs dritte Album: Da geht noch einiges!
Anspieltipp: “Move Away”

14. Jimmy Eat World – Chase This Light
Liebe Kinder, wenn Ihr nicht wollt, dass Ihr auch mal eher so mittelmäßige Alben so lange hört, bis Ihr sie toll findet, dann werdet besser nie Fan!
Rational betrachtet ist “Chase This Light” immer noch ein relativ unbedeutendes Album, das eine ganze Spur zu poppig produziert wurde. Tatsächlich ist es aber genau die Musik, die ich morgens auf dem Weg zur Uni hören möchte. Oder nachts, wenn ich betrunken nach hause taumele. Oder dazwischen. Also muss man einfach zu dem stehen, was man mag, und sagen: “Chase This Light” ist doch ein ganz schönes Album, irgendwie.
Anspieltipp: “Here It Goes”

15. Muff Potter – Steady Fremdkörper
Wieso ist mir “Steady Fremdkörper” eigentlich nie so ein treuer Freund und Begleiter geworden wie die beiden Vorgängeralben? Vermutlich, weil das Album im Sommer rauskam, viel zu früh für kahle Bäume und Blättermatsch. Natürlich ist es trotzdem wieder ein sehr gutes Album geworden, was ich mit einem sehr okayen fünfzehnten Platz in meiner Jahreshitparade noch einmal hervorheben möchte.
Anspieltipp: “Das seh ich erst wenn ich’s glaube”

16. Manic Street Preachers – Send Away The Tigers
Die Manics nach der Frischzellenkur: Zurück auf Anfang “Everything Must Go”, zurück zu Pathos, großer Geste, Melancholie und Parolendrescherei. Es hielt sich letztlich nicht ganz so gut wie das interne Vorbild, aber “Send Away The Tigers” ist trotzdem ein gelungenes Album und ein guter Ausgangspunkt für einen Neuanfang.
Anspieltipp: “Indian Summer”

17. Foo Fighters – Echoes, Silence, Patience And Grace
Und noch eine Band, die schon vor zehn Jahren hätte auf dieser Liste stehen können. Langsam werden die Helden unserer Jugend eben auch älter und wir somit offenbar auch. Auf dem Album mit dem unmerkbarsten Titel der Saison merkt man davon aber noch nix, die Foo Fighters rocken so, als wollten sie Fall Out Boy, Good Charlotte und Konsorten zeigen, wo die Gitarre hängt. Dabei weiß das doch jedes Kind: tief.
Anspieltipp: “Long Road To Ruin”

18. Rihanna – Good Girl Gone Bad
Tja, da müssen wir jetzt gemeinsam durch. Oder ich muss das erklären, irgendwie. “Umbrella” ist halt ein Übersong, der überwiegende Rest ist auch recht gelungen und wenn schon irgendwas Massentaugliches im Radio laufen muss, dann doch bitte clever produzierte Songs mit einer charmanten Sängerin.
Anspieltipp: “Shut Up And Drive”

19. Maritime – Heresy And The Hotel Choir
Maritime gingen hier im Blog auch irgendwie völlig unter, was sehr schade ist, weil sie mit ihrem dritten Album wieder an die Qualität ihres Debüts anknüpfen konnten. Vielleicht würden die Beach Boys so klingen, wenn sie heute jung wären. (In Wahrheit wäre Brian Wilson wohl schon lange völlig wahnsinnig oder tot, wenn er heute jung wäre.)
Anspieltipp: “Guns Of Navarone”

20. Maxïmo Park – Our Earthly Pleasures
Mit dem ersten Maxïmo-Park-Album bin ich ja irgendwie nie so ganz warm geworden: Natürlich waren die Singles super, aber so wirklich vom Hocker hauen konnte mich “A Certain Trigger” nie. Da ist “Our Earthly Pleasures” eher ein Album zum Durchhören und Mögen. Dass Franz Ferdinand auch 2007 kaum vermisst wurden könnte an Maxïmo Park liegen.
Anspieltipp: “Parisian Skies”

21. Crowded House – Time On Earth
Stellen Sie sich vor, Ihr Kind würde sich in zwanzig Jahren über eine Comeback von … sagen wir mal: Starsailor freuen. Würden Sie da sagen “Aber Kindchen, dafür bist Du doch trotz eigener Wohnung, Rückenleiden und Uni-Abschluss viel zu jung”, oder würden Sie sich freuen, dass er/sie/es gute Musik zu schätzen weiß?
Warum habe ich eigentlich immer das Gefühl, mich für meinen Musikgeschmack rechtfertigen zu müssen? “Time On Earth” wäre doch auch toll, wenn die Musiker in meinem Alter wären.
Anspieltipp: “English Trees”

22. Die Ärzte – Jazz ist anders
Das sollte man vielleicht auch mal erwähnen, dass “Jazz ist anders” das erste Album von Die Ärzte ist, das ich wirklich gehört habe. Es ist aber auch ein sehr gelungenes Album, denn BelaFarinRod agieren sehr klug und fügen die verschiedensten Musikstile kunstvoll zu einem wirklich feinen Gesamtbild, das mit “Spaßpunk” oder ähnlichem wenig am Hut hat. Nur: “Junge” nervt inzwischen dann doch. Gewaltig.
Anspieltipp: “Himmelblau”

23. Smashing Pumpkins – Zeitgeist
Sagt mal, wo kommt Ihr denn her? “Aus Deiner tristen, teilzeit-depressiven Teenagerzeit, bitte sehr!”
Von mir aus hätte es das Comeback der Smashing Pumpkins nicht gebraucht, zu passgenau war ihr Auftauchen in und Verschwinden aus meinem Leben damals gewesen. Jetzt sind sie (zur Hälfte) aber doch wieder da und wo sie sich schon mal die Mühe gemacht haben, kann man natürlich das eigentlich gar nicht mal schlechte Album “Zeitgeist” erwähnen, das irgendwie aber auch sagenhaft unterging. Offenbar war mein Leben nicht das einzige, aus dem die Pumpkins zur rechten Zeit verschwunden waren.
Anspieltipp: “Doomsday Clock”

24. Mika – Life In Cartoon Motion
Als Mika in Deutschland seinen verdienten Durchbruch feierte und keine Stunde mehr verging, in der er nicht im Radio, Fernsehen oder in der Werbung zu hören war, war ziemlich genau der Punkt erreicht, an dem ich seine zuckersüßen Popsongs nicht mehr hören konnte. Dabei war “My Interpretation”, der beste von ihnen, doch gar nicht ausgekoppelt worden.
Anspieltipp: “My Interpretation”

25. Beirut – The Flying Club Cup
Auch Beirut sollen in dieser Liste nicht unerwähnt bleiben. Zwar finde ich das Debüt “Gulag Orkestar”, das ich auch erst in diesem Jahr entdeckt habe, ein bisschen besser, aber “The Flying Club Cup” ist mit seinem folkloristischen … äh: Indiepop auch ein sehr schönes Album. Der Tag, an dem ich dieses Album hörend durch eine in milchig-rötliches Licht getauchte Nachbarschaft zur Uni stapfte, wäre mit “surreal” recht passend umschrieben.
Anspieltipp: “The Penalty”

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Musik

Listenpanik: Songs 2007

Niemand weiß so recht, warum man sich ausgerechnet immer den doch recht beliebigen Zeitraum eines Kalenderjahres aussucht, um Listen zu erstellen von den Dingen, die da waren und über die Highlights abstimmen zu lassen. Aber es ist nun mal seit längerem so, dass im Dezember zurückgeblickt, unvergleichliches verglichen und unbeschreibliches beschrieben wird. Und diesem heidnischen Brauch schließe ich mich gerne an und eröffne mit der Liste meiner Songs Hymnen des Jahres:

1. Shout Out Louds – Tonight I Have To Leave It
Der “Ach, das sind gar nicht The Cure?”-Song des Jahres. Die Hymne des Haldern Pop Festivals. Das Lied des Jahres.

2. Kaiser Chiefs – Ruby
Wie lang ist die Mindesthaltbarkeit für Mitgrölhymnen? Erstaunlicherweise doch schon fast ein ganzes Jahr. Wenn man das Lied auch nach hundert Mal hören und im nüchternen Zustand noch gut findet, ist das schon die Silbermedaille wert.

3. Kilians – When Will I Ever Get Home
Let me introduce you to some friends of mine. Gute Freunde zu haben, die tolle Musik machen, und sich mit ihnen über ihren Erfolg zu freuen, ist das eine. Das andere ist, immer noch aufrichtig begeistert zu sein von einer mörderguten Stadionrock-Hymne wie die Kilians diese hier aus dem Ärmel geschüttelt haben.

4. Wir Sind Helden – The Geek (Shall Inherit)
Nicht, dass ich Wir Sind Helden nicht generell für eine tolle Band halten würde, deren Aufstieg ich seit beinahe dem ersten Tag mit Freuden verfolge. Aber dass sie auf jedem ihrer guten bis sehr guten Alben immer noch einen Song drauf haben, der alle anderen um Meilen überragt, macht sie noch ein bisschen toller. Nach “Denkmal” und “Wenn es passiert” jetzt also “The Geek (Shall Inherit)”, die Außenseiter-Hymne des Jahrzehnts.

5. Justice – D.A.N.C.E.
Vielleicht der Konsens-Song des Jahres: Ob Rocker, Hip-Hopper oder Elektriker – auf “D.A.N.C.E.” konnten sich (fast) alle einigen. Ein Tanzbodenfüller sondergleichen und vermutlich eine der Nummern, die man unseren Kindern in dreißig Jahren auf einem Sampler der “größten Hymnen der Nuller Jahre” im Teleshop (bzw. dessen Nachnachfolger) verkaufen wird.

6. Just Jack – Starz In Their Eyes
Hip-Hop? Disco? Ein unglaublich gut gemachter Song mit einem sehr klugen Text und immensem Mitwippfaktor. Und jetzt lassen Sie mich endlich als Werbetexter arbeiten!

7. Modest Mouse – Dashboard
Nach 14 Jahren Bandgeschichte gelang Modest Mouse mit der ersten Single aus ihrem fünften Album doch noch so etwas wie ein Durchbruch. Mit dieser Indiepop-Perle, einem Ex-Schmitz an der Gitarre und dem völlig überdrehten Piraten-Video.

8. Bloc Party – I Still Remember
Bloc Party haben mich mit ihrem Zweitwerk “A Weekend In The City” so sehr überzeugt, dass sie – so viel sei schon verraten – zum zweiten Mal mein persönliches Album des Jahres stellen. “I Still Remember” ist unter den allesamt großen Songs der Platte der größte, weil er trotz des eher traurigen Textes eine Euphorie verbreitet, die einen für 3:50 Minuten alles vergessen lässt.

9. Travis- Selfish Jean
Wer hätte gedacht, dass Travis zehn Jahre nach ihrem Debüt doch noch mal den Rock für sich entdecken würden? Mit dem charmantesten “Lust For Life”-Ripoff seit … äh: “Lust For Life” tanzen sich die sympathischsten Schotten im Musikgeschäft in die Top 10.

10. Little Man Tate – European Lover
Wenn es die Kilians nicht gäbe, hätten Little Man Tate gute Chancen auf meinen Titel “Newcomer des Jahres”. “European Lover” ist dabei der eingängigste, charmanteste Song ihres Debütalbums “About What You Know”.

11. Beatsteaks – Cut Off The Top
Zu den Beatsteaks muss man nicht mehr viel sagen, die haben immer schon fast alles richtig gemacht und mit “Limbo Messiah” ist ihnen wieder ein Top-Album gelungen. “Cut Off The Top” besticht durch seinen treibenden Beat und den phantastischen Mitgröl-Refrain: “Damage, damage!”

12. Muff Potter – Die Guten
Warum gibt es eigentlich so viele gute deutschsprachige Songs über Beziehungsenden? Vielleicht, weil es so viele deutschsprachige Songs über Beziehungsenden gibt und wenn man den ganzen Müll von Revolverheld, Juli oder Silbermond weglässt, bleiben eben die guten über. Oder, haha: “Die Guten”. Mit gewohnt tollem Text und schönen Jimmy-Eat-World-Gitarren erreichen Muff Potter ihre inzwischen schon traditionelle Erwähnung auf meinen Bestenlisten.

13. Rihanna feat. Jay-Z – Umbrella
Wenn ich an Kategorien wie “Peinlichstes Lieblingslied” glauben würde, stünde dieses Lied dieses Jahr unangefochten auf Platz 1. Aber warum sollten einem Lieder, die man toll findet, peinlich sein? Deshalb: “Umbrella” ist ein toller Song, der auch dann noch gut wäre, wenn Rihanna eine dicke, alte Frau wäre. Punkt.

14. Babyshambles – Delivery
Wer Pete Doherty nur als Ex-Freund und Drogenopfer aus der Boulevardpresse kennt, ist doof mag erstaunt sein, dass der Mann auch Musik macht – und zwar richtig gute. Mit der besten Post-Libertines-Single ever hat der Mann wieder ein bisschen an seinem Denkmal gebaut, an dessen Demontage er sonst so eifrig arbeitet.

15. The Blood Arm – Suspicious Character
Der Refrain des Jahres: “I like all the girls and all the girls like me”, so lange wiederholt, bis es der Dümmste glaubt. Oder der Sänger selbst. Wenn man solche Rocksongs dann auch noch mit Klavieren aufhübscht, kann man sich meiner Begeisterung sicher sein.

16. Kate Nash – Foundations
Irgendwie scheine ich eine Schwäche für Frauen mit außergewöhnlichem britischen Akzent zu haben. Was letztes Jahr Lily Allen war, ist dieses Jahr Kate Nash. “Foundations” hat darüber hinaus einen charmanten Text, ein Klavier (s.o.) und ist sowieso ein rundherum toller Song.

17. The Wombats – Let’s Dance To Joy Division
Erstaunlich, dass es immer noch Bands gibt, die im Prinzip genau die gleiche Musik wie alle anderen machen und trotzdem viel, viel toller sind. The Wombats sind so ein Fall einer mich überraschenderweise begeisternden Kapelle, “Let’s Dance To Joy Division” eine äußerst gelungene Single.

18. Lady Sovereign – Love Me Or Hate Me
Dass dieser Song in Deutschland kein Hit wurde und Lady Sovereign kein Star, hat mich dann doch überrascht. Vielleicht ist weiblich, britisch und rappen dann doch keine Kombination für “Bravo”-Leser. Schade eigentlich, denn “Love Me Or Hate Me” ist mein Hip-Hop-Song des Jahres.

19. Stars – The Night Starts Here
Und hier die bei Coffee And TV am sträflichsten vernachlässigte Band des Jahres: Stars. “In Our Bedroom After The War” ist eine wahnsinnig gute Platte, die uns in der Liste der besten Alben noch einmal recht weit vorne begegnen wird; “The Night Stars Here” ist bester orchestraler Indiepop.

20. Maxïmo Park – Girls Who Play Guitars
Maxïmo Park waren neben Bloc Party die spannendste Band der Class of 2005 und wie Bloc Party haben auch sie dieses Jahr ein überzeugendes Zweitwerk herausgebracht. “Girls Who Play Guitars” ist dabei noch einen Tacken besser als die anderen Songs.

21. Bruce Springsteen – Radio Nowhere
Und hier der Alterspräsident meiner diesjährigen Bestenliste, der Mann, den sie “Boss” nennen. Wenn ich mit 56 noch Blogeinträge schreibe wie Bruce Springsteen Songs, werde ich mich sehr, sehr glücklich schätzen.

22. Mika – Grace Kelly
Wann fingen Mika und dieser Song eigentlich an zu nerven? Irgendwann im Sommer dürfte es gewesen sein, weswegen sich “Grace Kelly” in der kontinuierlich aktualisierten Bestenliste beständig nach unten kämpfte. Mit etwas Abstand betrachtet ist das Lied dann aber immer noch ganz gut. Das können wir ja in zehn Jahren noch mal überprüfen.

23. Crowded House – Don’t Stop Now
Wen interessieren Led Zeppelin, die vor 20 Millionen Zuschauern hätten spielen können? Das Comeback des Jahres gelang Crowded House, die genau da weitermachen, wo sie vor elf Jahren aufgehört haben: mit zeitlos-tollen Popsongs.

24. Tocotronic – Imitationen
Tocotronic darf man jetzt wohl auch ruhigen Gewissens auf die Liste der Bands setzen, die wohl nichts mehr falsch machen werden in ihrer Karriere. “Kapitulation” ist wieder ein herausragendes, sehr kluges Album geworden, “Imitationen” eines der Highlights. “Dein gut ist mein gut / Dein schön ist mein schön.”

25. Stereophonics – Daisy Lane
Selbst auf ihren schwächeren Alben hatten die Stereophonics immer mindestens einen Song, den ich noch gut fand. “Pull The Pin” ist aber noch nicht mal ein schwaches Album. Das hypnotische “Daisy Lane” ist dennoch das Highlight der Platte und perfekt geeignet, diese Liste zu beschließen.

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Jedes Jahr im Dezember ist es das gleiche Elend: Musikzeitschriften und Webseiten-Betreiber rufen ihre Leser zum Einsenden derer persönlichen Jahreshitparaden auf und ich sitze mit zerwühlten Haaren und wirrem Blick vor meinem Computer und einem Berg von Notizen und versuche, Ordnung in das Musikjahr zu bringen.

Denke ich während des Jahres immer, es seien ja diesmal nicht soooo viele gute Songs und Alben erschienen, zwischen denen ich mich entscheiden müsse, wird diese Einschätzung spätestens beim Anblick der extra dafür angelegten iTunes-Playlist bzw. der eigenen Statistik bei last.fm zunichte gemacht. Immerhin weiß ich jetzt, welche Songs ich am häufigsten gehört habe – aber waren das auch die besten? Und wie definiere ich “die besten”? Nach pseudo-objektiven Kriterien oder danach, wie viel Spaß ich beim Hören habe? Würde ich einfach meinen häufigsten und penetrantesten Ohrwurm zum “Song des Jahres” ernennen, wäre das “Umbrella” von Rihanna – aber auch nur, weil “Durch den Monsun” von Tokio Hotel, der mir nach den EMAs drei Wochen lang im Hirn klebte, schon zwei Jahre alt ist.

Dabei trägt es nicht gerade zur schnellen Findung bei, wenn der eigene Musikgeschmack immer eklektischer wird und sich auf der Longlist munter Indierockbands, Girlgroups, Hip-Hopper, Mainstream-Popper, Deutschpunks und Elektroniker tummeln. Denn, mal im Ernst: Wie soll ich “Love Me Or Hate Me” mit “Don’t Stop Now” vergleichen, wie “D.A.N.C.E.” mit “Imitationen”?

Nun wird der Außenstehende vielleicht denken: “Warum tut sich dieser junge Mann das an? Warum verschwendet er seine Zeit mit so unbedeutsamen Überlegungen? Er soll lieber was gegen den Treibhauseffekt tun oder der CDU die Herdprämie ausreden!” Das Erstellen persönlicher Bestenlisten nimmt sich gegen das Elend in Darfur oder auch nur das vor der eigenen Haustür natürlich lächerlich und klein aus, aber in diesen Dimensionen denken Popkulturfans nicht. Und selbst wenn: Es würde kaum etwas ändern.

Wer “High Fidelity” gelesen und sich darin wiedergefunden hat, ist von einem inneren Zwang getrieben, das Unsortierbare sortieren zu wollen und die große Unordnung, die Rock’n’Roll nun mal ist, in geordnete Bahnen lenken zu müssen. Dabei müssen auch so verschiedene Dimensionen wie der Song, bei dem man das erste Mal ein Mädchen geküsst hat, und das Lied, das man als erstes gehört hat, als Elliott Smith sich umgebracht hat, irgendwie miteinander verglichen werden können.

Genau diesem Dilemma bin ich jetzt ausgesetzt. Aber ich kann Ihnen versichern: Sie werden es auch noch!

PS: Da ich keine passende Stelle in diesem Eintrag gefunden habe, wo ich den wunderbaren jüngsten Beitrag in Philipp Holsteins Popkulturblog bei “RP Online” hätte verlinken können, mache ich es einfach gesondert hier.