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Don’t Stop ‘Til You Get Enough

Als Musik- und Statistikfan ist last.fm natürlich eine meiner Lieblingswebseiten.

Jetzt, wo alle auf das Jahr zurückblicken und ich auch langsam mal überlegen sollte, was meine Hits 2009 sind, wartet last.fm wieder mit unglaublichen Statistiken auf.

Darunter auch ein “Michael Jackson Special”, dessen Fakten man auf den ersten Blick zynisch finden könnte:

This year, 69% of Michael Jackson tracks were scrobbled after his death. Overall, scrobbles from ‘09 account for over half of all the MJ tracks ever scrobbled to Last.fm (since ’03).

Es drängen sich zwei Lesarten auf, je nach Weltsicht:
a) Nur ein toter Popstar ist ein guter Popstar.
b) Menschen verlieren die Dinge, die ihnen wichtig sind, zwar manchmal aus den Augen, aber sie vergessen sie nie.

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Der Weg zum Rockstar in sechs Milliarden Schritten

Falls ich mal eine Liste machen müsste “Musiker, die auf die Musikindustrie nicht so richtig gut zu sprechen sind”, stünden zwei Namen ganz oben: Thom Yorke von Radiohead (deren letztes Album “In Rainbows” gegen so ziemlich jede Logik der Branche verstoßen hat) und Trent Reznor von den Nine Inch Nails.

Letzterer hat sich letzte Woche mit einem Beitrag im Forum seiner Bandwebsite zu Wort gemeldet, in dem er mal eben kurz und holzschnittartig die Möglichkeiten erklärt, die man als Musiker heute so hat. Kurz zusammengefasst lauten sie ungefähr “Lass Dich traditionell von einem Majorlabel vermarkten und gib die Kontrolle ab” und “Mach alles selber, sei aktiv und beiß Dich durch”. Das ist natürlich grob vereinfachend (und von mir noch mal destilliert), kommt aber so in etwa hin.

Wie genau das mit der Selbstvermarktung laufen soll, erklärt Reznor dann gleich ausführlicher:

Have your MySpace page, but get a site outside MySpace – it’s dying and reads as cheap / generic. Remove all Flash from your website. Remove all stupid intros and load-times. MAKE IT SIMPLE TO NAVIGATE AND EASY TO FIND AND HEAR MUSIC (but don’t autoplay). Constantly update your site with content – pictures, blogs, whatever. Give people a reason to return to your site all the time. Put up a bulletin board and start a community. Engage your fans (with caution!) Make cheap videos. Film yourself talking. Play shows. Make interesting things. Get a Twitter account. Be interesting. Be real. Submit your music to blogs that may be interested. NEVER CHASE TRENDS. Utilize the multitude of tools available to you for very little cost of any – Flickr / YouTube / Vimeo / SoundCloud / Twitter etc.

Ich habe Bücher gelesen, die in der Summe unkonkreter waren.

Aber die Problemlösung führt natürlich zu neuen Problemen: Erstens muss ich mich als Musiker neben der Musik (und dem … äh: Leben) auch noch um die ganzen Verbreitungskanäle kümmern. Im Bestfall ist das nur unglaublich aufwendig — wenn man Pech hat, kann man aber weder mit Videoschnitt, noch mit Sozialen Netzwerken umgehen. Zweitens wird man ja nie die einzige Nachwuchsband sein, die diese Wege geht. Statt auf dem traditionellen Musikmarkt mit ein paar hundert anderen Acts konkurriert man heute bei MySpace mit – setzen wir die Schätzung mal optimistisch an – sechs Milliarden Kapellen.

Während man ja schon bei offiziell (also via Plattenfirma) veröffentlichter Musik in aller Regel genau die Sachen nie mitkriegt, die einen sonst am meisten begeistert hätten, gleicht es einem Blitzschlag nach dem Lottogewinn, bei MySpace (oder irgendeiner anderen der paar Tausend Musikplattformen) eine unbekannte Band zu entdecken, die einen kickt. Das, was ich immer über Blogs gesagt habe (“Man muss halt Medienkompetenz entwickeln und ein bisschen Glück haben, dann findet man schon ein paar Sachen, die einen richtig begeistern”), erscheint mir im Bezug auf Musik plötzlich hoffnungslos naiv.

Wie also kommen Musiker und Hörer zusammen? Nicht mehr unbedingt durch Radio-DJs und Musikfernsehen, wenn man dieser Studie über den Medienkonsum von Teenagern glaubt — wobei Radio-DJs in Deutschland eh seit den 1980er Jahren unbekannt sind. Häufig bekommt man Musik von automatisierten Diensten wie last.fm oder von Freunden empfohlen. Aber da geht’s bei mir schon wieder los: “Höre ich mir jetzt nebenher diese ganzen unbekannten Sachen an oder lasse ich einfach zum hundertsten Mal The Killers/Travis/Oasis laufen?” Ob ich mich dazu zwingen könnte, an einem Tag in der Woche nur neue Musik zu hören?

Natürlich war es nie einfacher, ohne Kontakte und ohne industrielles Marketing seine Hörer zu finden. Und gleichzeitig nie schwieriger. Bis heute gibt es keine mir bekannte Band, die ausschließlich durch das Internet in die erste Liga aufgestiegen wäre (und sagen Sie nicht “Arctic Monkeys” oder “Lily Allen”, die haben sowieso wieder normale Plattenverträge unterschrieben). Die ganzen social media-Aktivitäten erfordern einiges an Aufwand und es bleibt immer offen, ob und wann es sich lohnt. (Das Beruhigende daran ist wiederum: Es bleibt auch bei Majorlabels offen, ob ein “Thema” funktioniert. Da sind die Fehlschläge auch viel teurer.)

Lustigerweise höre ich in letzter Zeit von vielen Nachwuchsbands, dass sie jetzt ein eigenes Management hätten. Das sind dann häufig Menschen, die in einem Hinterhof ein Tonstudio für Werbejingles haben und immer schon den Geruch des Rock’n’Roll einatmen wollten. (Rock’n’Roll riecht übrigens nach kaltem Rauch, Schweiß und Bier. Man kann es sich ganz leicht in der heimischen Küche züchten.) Im Bestfall haben diese Manager vor zwanzig Jahren mal selbst in einer Band gespielt (manche von ihnen haben Millionen von Platten verkauft, aber das weiß und glaubt heute niemand mehr) und wissen noch, wie die Branche damals funktioniert hat. Andere “Manager” könnten sonst auch als “Model-Agent” junge Blondinen in der Disco ansprechen. (Spielen Sie die ganzen bösen Klischees ruhig im Geiste alle mal durch, sie stimmen sowieso alle. Das Gegenteil aber auch immer, das ist ja das tolle.)

Viele Bands sind natürlich nur Musiker — die brauchen jemanden, der sich um alles andere kümmert und auf sie aufpasst. Solche Leute gibt es, aber sie kosten im Zweifelsfall viel Geld. Geld, das man nicht hat, nie verdienen wird und sowieso für Equipment und Kippen ausgeben muss.

Geld mache man heutzutage mit Konzerten, heißt es immer wieder. Das ist unter bestimmten Aspekten (z.B. wenn man U2 ist) sicher nicht falsch, aber man muss sie erst mal spielen. Außerhalb von Jugendzentren (die natürlich auch alle kein Geld haben bzw. machen) ist das schwierig bis unmöglich. Booking ist die Hölle für alle Beteiligten, weswegen ich mich da auch nie rangetraut habe: Die Bands verschicken Demos und Bandinfos im Dutzend und die Veranstalter haben den Schreibtisch voll mit dem Kram. Wenn man heutzutage als Nachwuchsmusiker irgendwas wirklich braucht, dann einen gescheiten Booker, der im Idealfall ein ganzes Portfolio von Bands hat und den Veranstaltern genau das präsentieren kann, was zu ihnen passt. (Und das mit den Kontakten geht auch einfacher.) Winzlings-Labels und -Vertriebe sind meines Erachtens verzichtbar: Für die Downloadstores (die heutzutage unverzichtbar sind, wenn man seine Musik nicht eh verschenken will) gibt es Dienstleister wie Tunecore und die CDs, die man bei Konzerten unbedingt dabei haben sollte, kann man entweder in kleiner Stückzahl pressen lassen oder gleich – Sakrileg! – selbst brennen.

Wichtig ist heutzutage vor allem der Austausch untereinander. Deswegen bin ich auch sehr gespannt auf die all2gethernow, die “Anti-Popkomm”, die im September in Berlin stattfinden wird.

Ihre Ziele kann man natürlich auch total ekelig ausdrücken, aber ich find’s trotzdem spannend:

Spätestens jetzt geht es darum nach vorne zu schauen, neue Ideen und innovative Praxis in der Kreativwirtschaft zu beleuchten. Ziel muss sein gemeinsam Modelle zu definieren, die Kreativen und Künstlern mit ihrer Arbeit Einkünfte ermöglichen. Jede Form des Input ist hilfreich, denn finale Antworten gibt es noch nicht. Eine offene Form der Diskussion wie sie ein Barcamp gewährleistet ist deshalb ideal.

(Mehr über “Kreativwirtschaft” und “Input” können Sie demnächst in meinem neuen Buch “Die 1.000 dümmsten Begriffe des frühen 21. Jahrhunderts” nachlesen. Auf den Seiten zwischen “Digital Native”, “Generation Upload” und “fail”.)

Jedenfalls soll diskutiert und nicht nur repräsentiert werden und Musiker und Blogger dürfen auch dabei sein.

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Musik

Es ist nicht immer Delmenhorst

Und Sie hatten schon gedacht, ich hätte es vergessen:

Heute ist die neue Single der Kilians erschienen. Es handelt sich dabei um den Song “Hometown”, den ich hier schon einmal gepriesen hatte, und der laut Simon den Hartog trotz allem nicht von Dinslaken handelt.

Trotzdem hätte ich es natürlich irgendwie funky gefunden, das Video in Dinslaken zu drehen, aber es ist auch so ganz hübsch geworden:

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[Direktlink]

Vielleicht erklärt Chris Martin dem Simon ja bei den Coldplay-Konzerten ja noch, wie man das mit dem Rückwärtssingen noch besser hinkriegt …

Eine B-Seite gibt’s übrigens auch bei der Single: Einen “Hometown”-Remix der Salazar Brothers (die wo die neue Mando Diao gemacht haben), den man sich auch ohne Kaufen bei last.fm anhören kann.

Die Single gibt’s in allen bekannten Downloadstores. Die Kilians, viele andere Bands und die Überschrift-inspirierenden Element Of Crime gibt es noch morgen und übermorgen beim Fest van Cleef.

Zirkelschluss-Episode zum Abschluss: Vorgestern saß ich mit Simon den Hartog in einem Kölner Bus, als eine Frau im Michael-Wendler-T-Shirt einstieg. Ich bin ja immer noch der Meinung, man müsste Michael Wendler feat. Kilians zum Grand Prix nach Tromsø schicken.

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Musik Digital

Allerletztes.fm 2008

Werfen wir einen letzten Blick zurück auf die Musik des vergangenen Jahres!

last.fm wurde ja primär für Statistik- und Listengeeks wie mich entwickelt, die Social-Network-Komponente ist da eher ein Nebeneffekt. Ich habe meinen neuen iPod auch nur, damit auch die unterwegs gehörten Musikstücke in meine Statistiken mit einfließen. Für 2009 werden die Zahlen also (von Radio- und Konzertbeschallung vielleicht mal ab) noch exakter sein — für 2008 tun’s aber auch fast exakte Statistiken.

Etwas erstaunlich finde ich, dass unter den 25 meistgehörten Künstlern des Jahres gleich acht sind, die 2008 keine neuen Alben veröffentlicht haben — darunter der unangefochtene Spitzenreiter:

Meistgehörte Künstler
1. Hem (353 Songs)
2. R.E.M. (253)
3. Travis (223)
4. Tomte (203)
5. Coldplay (200)
6. The Killers (195)
7. Goldfrapp (178)
8. Hotel Lights (175)
9. Oasis (169)
10. Kettcar (161)
11. Slut (153)
12. The Clash (140)
13. Stereophonics (138)
14. The Beatles (128)
15. Danko Jones (127)
16. Ben Folds (124)
17. The Smashing Pumpkins (117)
18. Manic Street Preachers (116)
19. Jimmy Eat World (114)
20. Nada Surf (110)
21. Ben Folds Five (106)
22. Gregor Meyle (105)
23. Nizlopi (103)
24. Starsailor (93)
24. Death Cab For Cutie (93)

Meistgehörte Songs
1. Goldfrapp – A&E (50 Mal)
2. The Killers – Human (47)
3. The Gaslight Anthem – Old White Lincoln (27)
4. Gregor Meyle – Niemand (25)
4. R.E.M. – Supernatural Superserious (25)
6. Hem – Not California (23)
7. Coldplay – Viva La Vida (22)
7. Coldplay – Violet Hill (22)
9. Stefanie Heinzmann – My Man Is A Mean Man (20)
9. Black Lab – Lonely Boy (20)
11. Hotel Lights – Amelia Bright (19)
11. Hem – Hotel Fire (19)
11. Tomte – Der letzte große Wal (19)
14. Travis – Song To Self (18)
14. Gregor Meyle – Irgendwann (18)
14. Travis – J. Smith (18)
17. Hem – The Burnt-Over District (17)
17. Travis – Get Up (17)
17. Travis – Before You Were Young (17)
20. Steffi List – Break The Silence (16)
20. Goldfrapp – Some People (16)
20. R.E.M. – Living Well Is the Best Revenge (16)
23. Slut – If I Had A Heart (15)
23. Sigur Rós – Inní Mér Syngur Vitleysingur (15)
23. Great Lake Swimmers – Your Rocky Spine (15)
23. Goldfrapp – Monster Love (15)

[und hier die Hits des Vorjahres]

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Digital

Auswärtsspiel: Kanal 14

Für seinen Podcast Kanal 14 hat mich Sebastian Keil nach meiner Meinung zum neuen Musikportal Roccatune gefragt. Mit dabei sind Roccatune-Chef Constantin Thyssen, Thomas Knüwer und Djure Meinen.

Hören und/oder herunterladen kann man das Ganze hier.

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Scheiß auf Freunde bleiben

Kürzlich fragte ich in die Runde der Dinslakener Schul- und Jugendfreunde, ob und wie sie eigentlich online zu erreichen wären. MySpace, Facebook, LiveJournal, Twitter, last.fm, … – es gäbe da ja zahlreiche Möglichkeiten. Eine der Antworten lautete sinngemäß, derartige Plattformen seien Zeitverschwendung und dienten nur der Ausbreitung des Privatlebens vor den Augen der Weltöffentlichkeit, persönliche Gespräche seien doch viel besser.

Nun kann man natürlich darüber streiten, ob eine solche Aussage nicht eher zu greisen Redakteuren Lesern der “Süddeutschen Zeitung” passe als zu aufgeschlossenen Mittzwanzigern – noch dazu, wenn diese schon aus beruflichen Gründen am Erhalt und Ausbau von Netzwerken interessiert sein sollten. Ich will aber gar nicht darüber urteilen, jeder Mensch soll bitte genau so leben und kommunizieren, wie er es für richtig hält. Ich will auf etwas völlig anderes hinaus: Die Gesellschaft wird sich über kurz oder lang nicht mehr (nur) in alt und jung, arm und reich, oder nach Wohnorten aufteilen, die Grenze wird entlang von “online” und “offline” verlaufen.

Natürlich: Ich verweigere mich ja auch vehement der Nutzung von StudiVZ (seit dem Eintrag sind bei denen noch mal etwa drei Dutzend neue Sündenfälle hinzugekommen). Wer das tut, verschließt sich automatisch einem breiten Teil seiner Altersgenossen, denn wenn jemand von denen online ist, dann bei StudiVZ. Andererseits stellt sich sowieso die Frage, ob man Leute, denen man in der Uni oder gar in der Schule ab und zu “Hallo” gesagt hat, in unregelmäßigen Abständen “Wie geht’s?” fragen und ihnen zum Geburtstag gratulieren sollte, wenn einen die entsprechende Website darauf hinweist. Ich habe Schulfreunde, die nicht bei Google zu finden sind, und zu denen ich seit Jahren keinen Kontakt mehr habe, was ich immerhin aufrichtiger finde, als wenn sie Karteileichen in meinem Facebook-Account wären.

Die meisten Leute, die davon sprechen “im Internet” zu sein, meinen damit ihre E-Mail-Adresse für die ganze Familie bei T-Online, bei der sie einmal in der Woche nach elektronischer Post gucken. Das ist völlig in Ordnung und wer seine Eltern oder gar Großeltern einmal so weit gebracht hat, will ihnen nicht auch noch Usenet, IRC, Instant Messenger und VoIP-Dienste erklären. Als meine Großmutter mir einmal in einem Nebensatz mitteilte, dass sie dieses Blog hier lese, hätte ich fast meinen Kaffee gegen den Fernseher über den Tisch geprustet.

Außenstehenden zu erklären, worum es sich beim Barcamp Ruhr oder der re:publica handelte, wird schwieriger, je tiefer man in der Materie drin ist. Zwar konnte ich gerade noch so erklären, was ein Startup ist (“ein junges Unternehmen im Internet”), aber die Frage nach Twitter hätte ich nicht beantworten wollen – geschweige denn die Frage, was man denn davon überhaupt habe.

Während die große Mehrheit an Leuten im Internet höchstens Nachrichten “Spiegel Online” liest, befasst sich ein kleiner Kreis von Leuten mit immer schneller wechselnden Spielzeugen. Aus der Mode gekommene Sachen sind heute nicht mehr “so 2000”, sondern “so März 2008”. Das, was ich mittlerweile doch ganz gerne “Web 2.0” nenne, ist selbst für viele Leute, die in Webforen und ähnlichen 1.0-Gebilden aktiv sind, oft genug noch terra incognita.

Ich war selbst lange Zeit skeptisch, was viele dieser Dinge angeht, habe aber mit der Zeit gemerkt, dass es gar nicht wehtut, Social Networks zu nutzen, zu twittern oder zu Treffen (pl0gbar, Barcamp, re:publica) hinzugehen. So habe ich über das Web 2.0 neue Leute kennengelernt und sogar neue Freunde gefunden. Mein Bekanntenkreis gliedert sich zunehmend in On- und Offliner, wobei ich mit ersteren fast täglich in Kontakt stehe, mit letzteren meist nur noch zu Weihnachten.

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Digital Musik

Allerletztes.fm

Ich finde, ich habe noch nicht genug Statistiken und Listen für 2007 gepostet. Deswegen hier und jetzt als Zugabe: die Auswertung meines last.fm-Accounts!

Meistgehörte Songs
1. Travis – Colder (40 Mal)
2. Travis – Battleships (35)
3. Travis – Closer (32)
4. Wir Sind Helden – The Geek (Shall Inherit) (29)
5. Kaiser Chiefs – Ruby (27)
6. Kilians – Fight The Start (25)
6. Bloc Party – I Still Remember (25)
8. Shout Out Louds – Tonight I Have To Leave It (24)
8. The Killers – Read My Mind (24)
8. The Blood Arm – Suspicious Character (24)
8. Mika – Grace Kelly (24)
12. Travis – My Eyes (23)
12. Kilians – When Will I Ever Get Home (23)
12. Muff Potter – Die Guten (23)
12. Rihanna feat. Jay-Z – Umbrella (23)
16. The Fray – How To Save A Life (22)
16. The Postal Service – Such Great Heights (22)
16. Bloc Party – Sunday (22)
16. Manic Street Preachers – Your Love Alone Is Not Enough (22)
16. Travis – Selfish Jean (22)
21. The Fray – Over My Head (Cable Car) (21)
22. Manic Street Preachers – Indian Summer (20)
22. Guided By Voices – Hold On Hope (20)
22. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chronicles Of A Bohemian Teenager (Part 2) (20)
22. Get Cape. Wear Cape. Fly – War Of The Worlds (20)

Meistgehörte Künstler
1. Travis (534 Songs)
2. Manic Street Preachers (378)
3. The Killers (313)
4. Jimmy Eat World (228)
5. Ben Folds (227)
6. R.E.M. (223)
7. Oasis (210)
8. Get Cape. Wear Cape. Fly (196)
9. Wir Sind Helden (191)
9. Stereophonics (191)
9. Ben Folds Five (191)
12. Muff Potter (190)
13. Kilians (187)
14. Robbie Williams (180)
15. Bloc Party (177)
16. The Wallflowers (173)
17. The Fray (165)
18. The Weakerthans (160)
19. Tomte (156)
20. Shout Out Louds (155)
20. The Ataris (155)
20. Lily Allen (155)
23. The Smashing Pumpkins (148)
24. Finn Brothers (145)
25. Mika (141)

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Musik

Über Listen

Jedes Jahr im Dezember ist es das gleiche Elend: Musikzeitschriften und Webseiten-Betreiber rufen ihre Leser zum Einsenden derer persönlichen Jahreshitparaden auf und ich sitze mit zerwühlten Haaren und wirrem Blick vor meinem Computer und einem Berg von Notizen und versuche, Ordnung in das Musikjahr zu bringen.

Denke ich während des Jahres immer, es seien ja diesmal nicht soooo viele gute Songs und Alben erschienen, zwischen denen ich mich entscheiden müsse, wird diese Einschätzung spätestens beim Anblick der extra dafür angelegten iTunes-Playlist bzw. der eigenen Statistik bei last.fm zunichte gemacht. Immerhin weiß ich jetzt, welche Songs ich am häufigsten gehört habe – aber waren das auch die besten? Und wie definiere ich “die besten”? Nach pseudo-objektiven Kriterien oder danach, wie viel Spaß ich beim Hören habe? Würde ich einfach meinen häufigsten und penetrantesten Ohrwurm zum “Song des Jahres” ernennen, wäre das “Umbrella” von Rihanna – aber auch nur, weil “Durch den Monsun” von Tokio Hotel, der mir nach den EMAs drei Wochen lang im Hirn klebte, schon zwei Jahre alt ist.

Dabei trägt es nicht gerade zur schnellen Findung bei, wenn der eigene Musikgeschmack immer eklektischer wird und sich auf der Longlist munter Indierockbands, Girlgroups, Hip-Hopper, Mainstream-Popper, Deutschpunks und Elektroniker tummeln. Denn, mal im Ernst: Wie soll ich “Love Me Or Hate Me” mit “Don’t Stop Now” vergleichen, wie “D.A.N.C.E.” mit “Imitationen”?

Nun wird der Außenstehende vielleicht denken: “Warum tut sich dieser junge Mann das an? Warum verschwendet er seine Zeit mit so unbedeutsamen Überlegungen? Er soll lieber was gegen den Treibhauseffekt tun oder der CDU die Herdprämie ausreden!” Das Erstellen persönlicher Bestenlisten nimmt sich gegen das Elend in Darfur oder auch nur das vor der eigenen Haustür natürlich lächerlich und klein aus, aber in diesen Dimensionen denken Popkulturfans nicht. Und selbst wenn: Es würde kaum etwas ändern.

Wer “High Fidelity” gelesen und sich darin wiedergefunden hat, ist von einem inneren Zwang getrieben, das Unsortierbare sortieren zu wollen und die große Unordnung, die Rock’n’Roll nun mal ist, in geordnete Bahnen lenken zu müssen. Dabei müssen auch so verschiedene Dimensionen wie der Song, bei dem man das erste Mal ein Mädchen geküsst hat, und das Lied, das man als erstes gehört hat, als Elliott Smith sich umgebracht hat, irgendwie miteinander verglichen werden können.

Genau diesem Dilemma bin ich jetzt ausgesetzt. Aber ich kann Ihnen versichern: Sie werden es auch noch!

PS: Da ich keine passende Stelle in diesem Eintrag gefunden habe, wo ich den wunderbaren jüngsten Beitrag in Philipp Holsteins Popkulturblog bei “RP Online” hätte verlinken können, mache ich es einfach gesondert hier.