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Don’t Stop ‚Til You Get Enough

Als Musik- und Sta­tis­tik­fan ist last.fm natür­lich eine mei­ner Lieb­lings­web­sei­ten.

Jetzt, wo alle auf das Jahr zurück­bli­cken und ich auch lang­sam mal über­le­gen soll­te, was mei­ne Hits 2009 sind, war­tet last.fm wie­der mit unglaub­li­chen Sta­tis­ti­ken auf.

Dar­un­ter auch ein „Micha­el Jack­son Spe­cial“, des­sen Fak­ten man auf den ers­ten Blick zynisch fin­den könn­te:

This year, 69% of Micha­el Jack­son tracks were scrob­bled after his death. Over­all, scrob­bles from ‘09 account for over half of all the MJ tracks ever scrob­bled to Last.fm (sin­ce ’03).

Es drän­gen sich zwei Les­ar­ten auf, je nach Welt­sicht:
a) Nur ein toter Pop­star ist ein guter Pop­star.
b) Men­schen ver­lie­ren die Din­ge, die ihnen wich­tig sind, zwar manch­mal aus den Augen, aber sie ver­ges­sen sie nie.

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Der Weg zum Rockstar in sechs Milliarden Schritten

Falls ich mal eine Lis­te machen müss­te „Musi­ker, die auf die Musik­in­dus­trie nicht so rich­tig gut zu spre­chen sind“, stün­den zwei Namen ganz oben: Thom Yor­ke von Radio­head (deren letz­tes Album „In Rain­bows“ gegen so ziem­lich jede Logik der Bran­che ver­sto­ßen hat) und Trent Rez­nor von den Nine Inch Nails.

Letz­te­rer hat sich letz­te Woche mit einem Bei­trag im Forum sei­ner Band­web­site zu Wort gemel­det, in dem er mal eben kurz und holz­schnitt­ar­tig die Mög­lich­kei­ten erklärt, die man als Musi­ker heu­te so hat. Kurz zusam­men­ge­fasst lau­ten sie unge­fähr „Lass Dich tra­di­tio­nell von einem Major­la­bel ver­mark­ten und gib die Kon­trol­le ab“ und „Mach alles sel­ber, sei aktiv und beiß Dich durch“. Das ist natür­lich grob ver­ein­fa­chend (und von mir noch mal destil­liert), kommt aber so in etwa hin.

Wie genau das mit der Selbst­ver­mark­tung lau­fen soll, erklärt Rez­nor dann gleich aus­führ­li­cher:

Have your MySpace page, but get a site out­side MySpace – it’s dying and reads as cheap /​ gene­ric. Remo­ve all Flash from your web­site. Remo­ve all stu­pid intros and load-times. MAKE IT SIMPLE TO NAVIGATE AND EASY TO FIND AND HEAR MUSIC (but don’t auto­play). Con­stant­ly update your site with con­tent – pic­tures, blogs, wha­te­ver. Give peo­p­le a reason to return to your site all the time. Put up a bul­le­tin board and start a com­mu­ni­ty. Enga­ge your fans (with cau­ti­on!) Make cheap vide­os. Film yours­elf tal­king. Play shows. Make inte­res­t­ing things. Get a Twit­ter account. Be inte­res­t­ing. Be real. Sub­mit your music to blogs that may be inte­res­ted. NEVER CHASE TRENDS. Uti­li­ze the multi­tu­de of tools available to you for very litt­le cost of any – Flickr /​ You­Tube /​ Vimeo /​ Sound­Cloud /​ Twit­ter etc.

Ich habe Bücher gele­sen, die in der Sum­me unkon­kre­ter waren.

Aber die Pro­blem­lö­sung führt natür­lich zu neu­en Pro­ble­men: Ers­tens muss ich mich als Musi­ker neben der Musik (und dem … äh: Leben) auch noch um die gan­zen Ver­brei­tungs­ka­nä­le küm­mern. Im Best­fall ist das nur unglaub­lich auf­wen­dig – wenn man Pech hat, kann man aber weder mit Video­schnitt, noch mit Sozia­len Netz­wer­ken umge­hen. Zwei­tens wird man ja nie die ein­zi­ge Nach­wuchs­band sein, die die­se Wege geht. Statt auf dem tra­di­tio­nel­len Musik­markt mit ein paar hun­dert ande­ren Acts kon­kur­riert man heu­te bei MySpace mit – set­zen wir die Schät­zung mal opti­mis­tisch an – sechs Mil­li­ar­den Kapel­len.

Wäh­rend man ja schon bei offi­zi­ell (also via Plat­ten­fir­ma) ver­öf­fent­lich­ter Musik in aller Regel genau die Sachen nie mit­kriegt, die einen sonst am meis­ten begeis­tert hät­ten, gleicht es einem Blitz­schlag nach dem Lot­to­ge­winn, bei MySpace (oder irgend­ei­ner ande­ren der paar Tau­send Musik­platt­for­men) eine unbe­kann­te Band zu ent­de­cken, die einen kickt. Das, was ich immer über Blogs gesagt habe („Man muss halt Medi­en­kom­pe­tenz ent­wi­ckeln und ein biss­chen Glück haben, dann fin­det man schon ein paar Sachen, die einen rich­tig begeis­tern“), erscheint mir im Bezug auf Musik plötz­lich hoff­nungs­los naiv.

Wie also kom­men Musi­ker und Hörer zusam­men? Nicht mehr unbe­dingt durch Radio-DJs und Musik­fern­se­hen, wenn man die­ser Stu­die über den Medi­en­kon­sum von Teen­agern glaubt – wobei Radio-DJs in Deutsch­land eh seit den 1980er Jah­ren unbe­kannt sind. Häu­fig bekommt man Musik von auto­ma­ti­sier­ten Diens­ten wie last.fm oder von Freun­den emp­foh­len. Aber da geht’s bei mir schon wie­der los: „Höre ich mir jetzt neben­her die­se gan­zen unbe­kann­ten Sachen an oder las­se ich ein­fach zum hun­derts­ten Mal The Killers/​Travis/​Oasis lau­fen?“ Ob ich mich dazu zwin­gen könn­te, an einem Tag in der Woche nur neue Musik zu hören?

Natür­lich war es nie ein­fa­cher, ohne Kon­tak­te und ohne indus­tri­el­les Mar­ke­ting sei­ne Hörer zu fin­den. Und gleich­zei­tig nie schwie­ri­ger. Bis heu­te gibt es kei­ne mir bekann­te Band, die aus­schließ­lich durch das Inter­net in die ers­te Liga auf­ge­stie­gen wäre (und sagen Sie nicht „Arc­tic Mon­keys“ oder „Lily Allen“, die haben sowie­so wie­der nor­ma­le Plat­ten­ver­trä­ge unter­schrie­ben). Die gan­zen social media-Akti­vi­tä­ten erfor­dern eini­ges an Auf­wand und es bleibt immer offen, ob und wann es sich lohnt. (Das Beru­hi­gen­de dar­an ist wie­der­um: Es bleibt auch bei Major­la­bels offen, ob ein „The­ma“ funk­tio­niert. Da sind die Fehl­schlä­ge auch viel teu­rer.)

Lus­ti­ger­wei­se höre ich in letz­ter Zeit von vie­len Nach­wuchs­bands, dass sie jetzt ein eige­nes Manage­ment hät­ten. Das sind dann häu­fig Men­schen, die in einem Hin­ter­hof ein Ton­stu­dio für Wer­be­jin­gles haben und immer schon den Geruch des Rock’n’Roll ein­at­men woll­ten. (Rock’n’Roll riecht übri­gens nach kal­tem Rauch, Schweiß und Bier. Man kann es sich ganz leicht in der hei­mi­schen Küche züch­ten.) Im Best­fall haben die­se Mana­ger vor zwan­zig Jah­ren mal selbst in einer Band gespielt (man­che von ihnen haben Mil­lio­nen von Plat­ten ver­kauft, aber das weiß und glaubt heu­te nie­mand mehr) und wis­sen noch, wie die Bran­che damals funk­tio­niert hat. Ande­re „Mana­ger“ könn­ten sonst auch als „Model-Agent“ jun­ge Blon­di­nen in der Dis­co anspre­chen. (Spie­len Sie die gan­zen bösen Kli­schees ruhig im Geis­te alle mal durch, sie stim­men sowie­so alle. Das Gegen­teil aber auch immer, das ist ja das tol­le.)

Vie­le Bands sind natür­lich nur Musi­ker – die brau­chen jeman­den, der sich um alles ande­re küm­mert und auf sie auf­passt. Sol­che Leu­te gibt es, aber sie kos­ten im Zwei­fels­fall viel Geld. Geld, das man nicht hat, nie ver­die­nen wird und sowie­so für Equip­ment und Kip­pen aus­ge­ben muss.

Geld mache man heut­zu­ta­ge mit Kon­zer­ten, heißt es immer wie­der. Das ist unter bestimm­ten Aspek­ten (z.B. wenn man U2 ist) sicher nicht falsch, aber man muss sie erst mal spie­len. Außer­halb von Jugend­zen­tren (die natür­lich auch alle kein Geld haben bzw. machen) ist das schwie­rig bis unmög­lich. Boo­king ist die Höl­le für alle Betei­lig­ten, wes­we­gen ich mich da auch nie ran­ge­traut habe: Die Bands ver­schi­cken Demos und Band­in­fos im Dut­zend und die Ver­an­stal­ter haben den Schreib­tisch voll mit dem Kram. Wenn man heut­zu­ta­ge als Nach­wuchs­mu­si­ker irgend­was wirk­lich braucht, dann einen geschei­ten Boo­ker, der im Ide­al­fall ein gan­zes Port­fo­lio von Bands hat und den Ver­an­stal­tern genau das prä­sen­tie­ren kann, was zu ihnen passt. (Und das mit den Kon­tak­ten geht auch ein­fa­cher.) Winz­lings-Labels und ‑Ver­trie­be sind mei­nes Erach­tens ver­zicht­bar: Für die Down­loads­to­res (die heut­zu­ta­ge unver­zicht­bar sind, wenn man sei­ne Musik nicht eh ver­schen­ken will) gibt es Dienst­leis­ter wie Tun­e­co­re und die CDs, die man bei Kon­zer­ten unbe­dingt dabei haben soll­te, kann man ent­we­der in klei­ner Stück­zahl pres­sen las­sen oder gleich – Sakri­leg! – selbst bren­nen.

Wich­tig ist heut­zu­ta­ge vor allem der Aus­tausch unter­ein­an­der. Des­we­gen bin ich auch sehr gespannt auf die all2gethernow, die „Anti-Pop­komm“, die im Sep­tem­ber in Ber­lin statt­fin­den wird.

Ihre Zie­le kann man natür­lich auch total eke­lig aus­drü­cken, aber ich find’s trotz­dem span­nend:

Spä­tes­tens jetzt geht es dar­um nach vor­ne zu schau­en, neue Ideen und inno­va­ti­ve Pra­xis in der Krea­tiv­wirt­schaft zu beleuch­ten. Ziel muss sein gemein­sam Model­le zu defi­nie­ren, die Krea­ti­ven und Künst­lern mit ihrer Arbeit Ein­künf­te ermög­li­chen. Jede Form des Input ist hilf­reich, denn fina­le Ant­wor­ten gibt es noch nicht. Eine offe­ne Form der Dis­kus­si­on wie sie ein Bar­camp gewähr­leis­tet ist des­halb ide­al.

(Mehr über „Krea­tiv­wirt­schaft“ und „Input“ kön­nen Sie dem­nächst in mei­nem neu­en Buch „Die 1.000 dümms­ten Begrif­fe des frü­hen 21. Jahr­hun­derts“ nach­le­sen. Auf den Sei­ten zwi­schen „Digi­tal Nati­ve“, „Gene­ra­ti­on Upload“ und „fail“.)

Jeden­falls soll dis­ku­tiert und nicht nur reprä­sen­tiert wer­den und Musi­ker und Blog­ger dür­fen auch dabei sein.

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Es ist nicht immer Delmenhorst

Und Sie hat­ten schon gedacht, ich hät­te es ver­ges­sen:

Heu­te ist die neue Sin­gle der Kili­ans erschie­nen. Es han­delt sich dabei um den Song „Home­town“, den ich hier schon ein­mal geprie­sen hat­te, und der laut Simon den Har­tog trotz allem nicht von Dins­la­ken han­delt.

Trotz­dem hät­te ich es natür­lich irgend­wie fun­ky gefun­den, das Video in Dins­la­ken zu dre­hen, aber es ist auch so ganz hübsch gewor­den:

[Direkt­link]

Viel­leicht erklärt Chris Mar­tin dem Simon ja bei den Cold­play-Kon­zer­ten ja noch, wie man das mit dem Rück­wärts­sin­gen noch bes­ser hin­kriegt …

Eine B‑Seite gibt’s übri­gens auch bei der Sin­gle: Einen „Hometown“-Remix der Sala­zar Brot­hers (die wo die neue Man­do Diao gemacht haben), den man sich auch ohne Kau­fen bei last.fm anhö­ren kann.

Die Sin­gle gibt’s in allen bekann­ten Down­loads­to­res. Die Kili­ans, vie­le ande­re Bands und die Über­schrift-inspi­rie­ren­den Ele­ment Of Crime gibt es noch mor­gen und über­mor­gen beim Fest van Cleef.

Zir­kel­schluss-Epi­so­de zum Abschluss: Vor­ges­tern saß ich mit Simon den Har­tog in einem Köl­ner Bus, als eine Frau im Micha­el-Wend­ler-T-Shirt ein­stieg. Ich bin ja immer noch der Mei­nung, man müss­te Micha­el Wend­ler feat. Kili­ans zum Grand Prix nach Trom­sø schi­cken.

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Allerletztes.fm 2008

Wer­fen wir einen letz­ten Blick zurück auf die Musik des ver­gan­ge­nen Jah­res!

last.fm wur­de ja pri­mär für Sta­tis­tik- und Lis­ten­ge­eks wie mich ent­wi­ckelt, die Social-Net­work-Kom­po­nen­te ist da eher ein Neben­ef­fekt. Ich habe mei­nen neu­en iPod auch nur, damit auch die unter­wegs gehör­ten Musik­stü­cke in mei­ne Sta­tis­ti­ken mit ein­flie­ßen. Für 2009 wer­den die Zah­len also (von Radio- und Kon­zert­be­schal­lung viel­leicht mal ab) noch exak­ter sein – für 2008 tun’s aber auch fast exak­te Sta­tis­ti­ken.

Etwas erstaun­lich fin­de ich, dass unter den 25 meist­ge­hör­ten Künst­lern des Jah­res gleich acht sind, die 2008 kei­ne neu­en Alben ver­öf­fent­licht haben – dar­un­ter der unan­ge­foch­te­ne Spit­zen­rei­ter:

Meist­ge­hör­te Künst­ler
1. Hem (353 Songs)
2. R.E.M. (253)
3. Tra­vis (223)
4. Tom­te (203)
5. Cold­play (200)
6. The Kil­lers (195)
7. Goldf­rapp (178)
8. Hotel Lights (175)
9. Oasis (169)
10. Kett­car (161)
11. Slut (153)
12. The Clash (140)
13. Ste­reo­pho­nics (138)
14. The Beat­les (128)
15. Danko Jones (127)
16. Ben Folds (124)
17. The Smas­hing Pump­kins (117)
18. Manic Street Pre­a­chers (116)
19. Jim­my Eat World (114)
20. Nada Surf (110)
21. Ben Folds Five (106)
22. Gre­gor Meyle (105)
23. Niz­lo­pi (103)
24. Star­sail­or (93)
24. Death Cab For Cutie (93)

Meist­ge­hör­te Songs
1. Goldf­rapp – A&E (50 Mal)
2. The Kil­lers – Human (47)
3. The Gas­light Anthem – Old White Lin­coln (27)
4. Gre­gor Meyle – Nie­mand (25)
4. R.E.M. – Super­na­tu­ral Super­se­rious (25)
6. Hem – Not Cali­for­nia (23)
7. Cold­play – Viva La Vida (22)
7. Cold­play – Vio­let Hill (22)
9. Ste­fa­nie Heinz­mann – My Man Is A Mean Man (20)
9. Black Lab – Lonely Boy (20)
11. Hotel Lights – Ame­lia Bright (19)
11. Hem – Hotel Fire (19)
11. Tom­te – Der letz­te gro­ße Wal (19)
14. Tra­vis – Song To Self (18)
14. Gre­gor Meyle – Irgend­wann (18)
14. Tra­vis – J. Smith (18)
17. Hem – The Burnt-Over Dis­trict (17)
17. Tra­vis – Get Up (17)
17. Tra­vis – Befo­re You Were Young (17)
20. Stef­fi List – Break The Silence (16)
20. Goldf­rapp – Some Peo­p­le (16)
20. R.E.M. – Living Well Is the Best Reven­ge (16)
23. Slut – If I Had A Heart (15)
23. Sigur Rós – Inní Mér Syn­gur Vitley­sin­gur (15)
23. Gre­at Lake Swim­mers – Your Rocky Spi­ne (15)
23. Goldf­rapp – Mons­ter Love (15)

[und hier die Hits des Vor­jah­res]

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Digital

Auswärtsspiel: Kanal 14

Für sei­nen Pod­cast Kanal 14 hat mich Sebas­ti­an Keil nach mei­ner Mei­nung zum neu­en Musik­por­tal Roc­ca­tune gefragt. Mit dabei sind Roc­ca­tune-Chef Con­stan­tin Thys­sen, Tho­mas Knü­wer und Dju­re Mei­nen.

Hören und/​oder her­un­ter­la­den kann man das Gan­ze hier.

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Scheiß auf Freunde bleiben

Kürz­lich frag­te ich in die Run­de der Dins­la­ke­ner Schul- und Jugend­freun­de, ob und wie sie eigent­lich online zu errei­chen wären. MySpace, Face­book, Live­Jour­nal, Twit­ter, last.fm, … – es gäbe da ja zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten. Eine der Ant­wor­ten lau­te­te sinn­ge­mäß, der­ar­ti­ge Platt­for­men sei­en Zeit­ver­schwen­dung und dien­ten nur der Aus­brei­tung des Pri­vat­le­bens vor den Augen der Welt­öf­fent­lich­keit, per­sön­li­che Gesprä­che sei­en doch viel bes­ser.

Nun kann man natür­lich dar­über strei­ten, ob eine sol­che Aus­sa­ge nicht eher zu grei­sen Redak­teu­ren Lesern der „Süd­deut­schen Zei­tung“ pas­se als zu auf­ge­schlos­se­nen Mitt­zwan­zi­gern – noch dazu, wenn die­se schon aus beruf­li­chen Grün­den am Erhalt und Aus­bau von Netz­wer­ken inter­es­siert sein soll­ten. Ich will aber gar nicht dar­über urtei­len, jeder Mensch soll bit­te genau so leben und kom­mu­ni­zie­ren, wie er es für rich­tig hält. Ich will auf etwas völ­lig ande­res hin­aus: Die Gesell­schaft wird sich über kurz oder lang nicht mehr (nur) in alt und jung, arm und reich, oder nach Wohn­or­ten auf­tei­len, die Gren­ze wird ent­lang von „online“ und „off­line“ ver­lau­fen.

Natür­lich: Ich ver­wei­ge­re mich ja auch vehe­ment der Nut­zung von Stu­diVZ (seit dem Ein­trag sind bei denen noch mal etwa drei Dut­zend neue Sün­den­fäl­le hin­zu­ge­kom­men). Wer das tut, ver­schließt sich auto­ma­tisch einem brei­ten Teil sei­ner Alters­ge­nos­sen, denn wenn jemand von denen online ist, dann bei Stu­diVZ. Ande­rer­seits stellt sich sowie­so die Fra­ge, ob man Leu­te, denen man in der Uni oder gar in der Schu­le ab und zu „Hal­lo“ gesagt hat, in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den „Wie geht’s?“ fra­gen und ihnen zum Geburts­tag gra­tu­lie­ren soll­te, wenn einen die ent­spre­chen­de Web­site dar­auf hin­weist. Ich habe Schul­freun­de, die nicht bei Goog­le zu fin­den sind, und zu denen ich seit Jah­ren kei­nen Kon­takt mehr habe, was ich immer­hin auf­rich­ti­ger fin­de, als wenn sie Kar­tei­lei­chen in mei­nem Face­book-Account wären.

Die meis­ten Leu­te, die davon spre­chen „im Inter­net“ zu sein, mei­nen damit ihre E‑Mail-Adres­se für die gan­ze Fami­lie bei T‑Online, bei der sie ein­mal in der Woche nach elek­tro­ni­scher Post gucken. Das ist völ­lig in Ord­nung und wer sei­ne Eltern oder gar Groß­el­tern ein­mal so weit gebracht hat, will ihnen nicht auch noch Use­net, IRC, Instant Mes­sen­ger und VoIP-Diens­te erklä­ren. Als mei­ne Groß­mutter mir ein­mal in einem Neben­satz mit­teil­te, dass sie die­ses Blog hier lese, hät­te ich fast mei­nen Kaf­fee gegen den Fern­se­her über den Tisch geprus­tet.

Außen­ste­hen­den zu erklä­ren, wor­um es sich beim Bar­camp Ruhr oder der re:publica han­del­te, wird schwie­ri­ger, je tie­fer man in der Mate­rie drin ist. Zwar konn­te ich gera­de noch so erklä­ren, was ein Start­up ist („ein jun­ges Unter­neh­men im Inter­net“), aber die Fra­ge nach Twit­ter hät­te ich nicht beant­wor­ten wol­len – geschwei­ge denn die Fra­ge, was man denn davon über­haupt habe.

Wäh­rend die gro­ße Mehr­heit an Leu­ten im Inter­net höchs­tens Nach­rich­ten „Spie­gel Online“ liest, befasst sich ein klei­ner Kreis von Leu­ten mit immer schnel­ler wech­seln­den Spiel­zeu­gen. Aus der Mode gekom­me­ne Sachen sind heu­te nicht mehr „so 2000“, son­dern „so März 2008“. Das, was ich mitt­ler­wei­le doch ganz ger­ne „Web 2.0“ nen­ne, ist selbst für vie­le Leu­te, die in Web­fo­ren und ähn­li­chen 1.0‑Gebilden aktiv sind, oft genug noch ter­ra inco­gni­ta.

Ich war selbst lan­ge Zeit skep­tisch, was vie­le die­ser Din­ge angeht, habe aber mit der Zeit gemerkt, dass es gar nicht weh­tut, Social Net­works zu nut­zen, zu twit­tern oder zu Tref­fen (pl0gbar, Bar­camp, re:publica) hin­zu­ge­hen. So habe ich über das Web 2.0 neue Leu­te ken­nen­ge­lernt und sogar neue Freun­de gefun­den. Mein Bekann­ten­kreis glie­dert sich zuneh­mend in On- und Off­li­ner, wobei ich mit ers­te­ren fast täg­lich in Kon­takt ste­he, mit letz­te­ren meist nur noch zu Weih­nach­ten.

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Allerletztes.fm

Ich fin­de, ich habe noch nicht genug Sta­tis­ti­ken und Lis­ten für 2007 gepos­tet. Des­we­gen hier und jetzt als Zuga­be: die Aus­wer­tung mei­nes last.fm-Accounts!

Meist­ge­hör­te Songs
1. Tra­vis – Col­der (40 Mal)
2. Tra­vis – Batt­le­ships (35)
3. Tra­vis – Clo­ser (32)
4. Wir Sind Hel­den – The Geek (Shall Inhe­rit) (29)
5. Kai­ser Chiefs – Ruby (27)
6. Kili­ans – Fight The Start (25)
6. Bloc Par­ty – I Still Remem­ber (25)
8. Shout Out Louds – Tonight I Have To Lea­ve It (24)
8. The Kil­lers – Read My Mind (24)
8. The Blood Arm – Sus­pi­cious Cha­rac­ter (24)
8. Mika – Grace Kel­ly (24)
12. Tra­vis – My Eyes (23)
12. Kili­ans – When Will I Ever Get Home (23)
12. Muff Pot­ter – Die Guten (23)
12. Rihan­na feat. Jay‑Z – Umbrel­la (23)
16. The Fray – How To Save A Life (22)
16. The Pos­tal Ser­vice – Such Gre­at Heights (22)
16. Bloc Par­ty – Sun­day (22)
16. Manic Street Pre­a­chers – Your Love Alo­ne Is Not Enough (22)
16. Tra­vis – Sel­fi­sh Jean (22)
21. The Fray – Over My Head (Cable Car) (21)
22. Manic Street Pre­a­chers – Indi­an Sum­mer (20)
22. Gui­ded By Voices – Hold On Hope (20)
22. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chro­nic­les Of A Bohe­mi­an Teen­ager (Part 2) (20)
22. Get Cape. Wear Cape. Fly – War Of The Worlds (20)

Meist­ge­hör­te Künst­ler
1. Tra­vis (534 Songs)
2. Manic Street Pre­a­chers (378)
3. The Kil­lers (313)
4. Jim­my Eat World (228)
5. Ben Folds (227)
6. R.E.M. (223)
7. Oasis (210)
8. Get Cape. Wear Cape. Fly (196)
9. Wir Sind Hel­den (191)
9. Ste­reo­pho­nics (191)
9. Ben Folds Five (191)
12. Muff Pot­ter (190)
13. Kili­ans (187)
14. Rob­bie Wil­liams (180)
15. Bloc Par­ty (177)
16. The Wall­flowers (173)
17. The Fray (165)
18. The Wea­k­erthans (160)
19. Tom­te (156)
20. Shout Out Louds (155)
20. The Ata­ris (155)
20. Lily Allen (155)
23. The Smas­hing Pump­kins (148)
24. Finn Brot­hers (145)
25. Mika (141)

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Über Listen

Jedes Jahr im Dezem­ber ist es das glei­che Elend: Musik­zeit­schrif­ten und Web­sei­ten-Betrei­ber rufen ihre Leser zum Ein­sen­den derer per­sön­li­chen Jah­res­hit­pa­ra­den auf und ich sit­ze mit zer­wühl­ten Haa­ren und wir­rem Blick vor mei­nem Com­pu­ter und einem Berg von Noti­zen und ver­su­che, Ord­nung in das Musik­jahr zu brin­gen.

Den­ke ich wäh­rend des Jah­res immer, es sei­en ja dies­mal nicht soooo vie­le gute Songs und Alben erschie­nen, zwi­schen denen ich mich ent­schei­den müs­se, wird die­se Ein­schät­zung spä­tes­tens beim Anblick der extra dafür ange­leg­ten iTu­nes-Play­list bzw. der eige­nen Sta­tis­tik bei last.fm zunich­te gemacht. Immer­hin weiß ich jetzt, wel­che Songs ich am häu­figs­ten gehört habe – aber waren das auch die bes­ten? Und wie defi­nie­re ich „die bes­ten“? Nach pseu­do-objek­ti­ven Kri­te­ri­en oder danach, wie viel Spaß ich beim Hören habe? Wür­de ich ein­fach mei­nen häu­figs­ten und pene­tran­tes­ten Ohr­wurm zum „Song des Jah­res“ ernen­nen, wäre das „Umbrel­la“ von Rihan­na – aber auch nur, weil „Durch den Mon­sun“ von Tokio Hotel, der mir nach den EMAs drei Wochen lang im Hirn kleb­te, schon zwei Jah­re alt ist.

Dabei trägt es nicht gera­de zur schnel­len Fin­dung bei, wenn der eige­ne Musik­ge­schmack immer eklek­ti­scher wird und sich auf der Long­list mun­ter Indierock­bands, Girl­groups, Hip-Hop­per, Main­stream-Pop­per, Deutsch­punks und Elek­tro­ni­ker tum­meln. Denn, mal im Ernst: Wie soll ich „Love Me Or Hate Me“ mit „Don’t Stop Now“ ver­glei­chen, wie „D.A.N.C.E.“ mit „Imi­ta­tio­nen“?

Nun wird der Außen­ste­hen­de viel­leicht den­ken: „War­um tut sich die­ser jun­ge Mann das an? War­um ver­schwen­det er sei­ne Zeit mit so unbe­deut­sa­men Über­le­gun­gen? Er soll lie­ber was gegen den Treib­haus­ef­fekt tun oder der CDU die Herd­prä­mie aus­re­den!“ Das Erstel­len per­sön­li­cher Bes­ten­lis­ten nimmt sich gegen das Elend in Dar­fur oder auch nur das vor der eige­nen Haus­tür natür­lich lächer­lich und klein aus, aber in die­sen Dimen­sio­nen den­ken Pop­kul­tur­fans nicht. Und selbst wenn: Es wür­de kaum etwas ändern.

Wer „High Fide­li­ty“ gele­sen und sich dar­in wie­der­ge­fun­den hat, ist von einem inne­ren Zwang getrie­ben, das Unsor­tier­ba­re sor­tie­ren zu wol­len und die gro­ße Unord­nung, die Rock’n’Roll nun mal ist, in geord­ne­te Bah­nen len­ken zu müs­sen. Dabei müs­sen auch so ver­schie­de­ne Dimen­sio­nen wie der Song, bei dem man das ers­te Mal ein Mäd­chen geküsst hat, und das Lied, das man als ers­tes gehört hat, als Elliott Smith sich umge­bracht hat, irgend­wie mit­ein­an­der ver­gli­chen wer­den kön­nen.

Genau die­sem Dilem­ma bin ich jetzt aus­ge­setzt. Aber ich kann Ihnen ver­si­chern: Sie wer­den es auch noch!

PS: Da ich kei­ne pas­sen­de Stel­le in die­sem Ein­trag gefun­den habe, wo ich den wun­der­ba­ren jüngs­ten Bei­trag in Phil­ipp Hol­steins Pop­kul­tur­blog bei „RP Online“ hät­te ver­lin­ken kön­nen, mache ich es ein­fach geson­dert hier.