Kategorien
Musik

Nah dran

Ich bin jetzt in einem Alter, in dem die meis­ten Men­schen neue Musik nur noch über das Radio wahr­neh­men. Beruf und Fami­lie ver­hin­dern eine nähe­re Aus­ein­an­der­set­zung und man muss auch erken­nen, dass das bei vie­len Leu­ten eigent­lich nie anders war: Die haben halt immer schon gehört, was in den Charts war oder was die Peer Group gehört hat – und das ist ja auch total okay, denn wenn sich alle Leu­te der­art in Musik und Pop­kul­tur ver­lie­ren wür­den, käme ja nie­mand mehr zum Arbei­ten und Kin­der erzie­hen.

Obwohl ich mich bemü­he, mit den allen aktu­el­len Ver­öf­fent­li­chun­gen mit­zu­hal­ten, höre ich dann doch meis­tens nur die neu­en Alben der Künst­ler, die mich schon lan­ge beglei­ten: Mei­ne meist­ge­hör­ten CDs im letz­ten Jahr waren die neu­en von Weezer und Jim­my Eat World. Die­ses Jahr habe ich mit Sam­pha und Storm­zy immer­hin schon zwei Debüt­al­ben gehört, aber aktu­ell auf hoher Rota­ti­on ist ein Künst­ler, der mich seit fast 15 Jah­ren beglei­tet: Andrew McMa­hon.

Andrew McMahon In The Wilderness - Zombies On Broadway (Albumcover)Ich habe schon ange­sichts des ers­ten Andrew-McMa­hon-In-The-Wil­der­ness-Albums ver­sucht, das beson­de­re Ver­hält­nis zu beschrei­ben, dass ich zu ihm und sei­ner Musik – zuvor in den Bands Some­thing Cor­po­ra­te und Jack’s Man­ne­quin – habe. Andrew McMa­hon könn­te auch ein Album vol­ler Wea­ther-Chan­nel-Jin­gles ver­öf­fent­li­chen und ich wür­de es rauf und run­ter hören – was ganz prak­tisch ist, denn „Zom­bies On Broad­way“ ist bei­na­he ein Album vol­ler Wea­ther-Chan­nel-Jin­gles gewor­den.

Offen­bar hat er viel mit sei­nen Kum­pels von fun. rum­ge­han­gen, denn „Zom­bies“ setzt noch mehr auf gro­ßen, gro­ßen Pop als die Ver­öf­fent­li­chun­gen davor: Key­board­flä­chen, Chö­re, pro­gram­mier­te Beats, vie­le Pau­ken (aber weni­ge Trom­pe­ten). Unge­fähr jeder der zehn Songs auf dem Album klingt, als wol­le sich Andrew McMa­hon als ESC-Kom­po­nist bewer­ben – im Posi­ti­ven, wie im Nega­ti­ven. Nur wenig erin­nert noch an Some­thing-Cor­po­ra­te-Kra­cher wie „Only Ashes“ oder „If You C Jor­dan“ oder einen Jack’s‑Mannequin-Song wie „The Mixed Tape“ (gut: da hat auch Tom­my Lee getrom­melt) – außer natür­lich Andys Stim­me (die über die Jah­re deut­lich siche­rer und vol­ler gewor­den ist), die unwi­der­steh­li­chen Melo­dien und die sanf­te Melan­cho­lie, die in jedem Song irgend­wo durch­scheint.

Der Sprech­ge­sang des Ope­ners „Brook­lyn, You’­re Kil­ling Me“ klopft bei Twen­ty One Pilots an, ohne deren Ori­gi­na­li­tät und Viel­sei­tig­keit zu errei­chen. „Don’t Speak For Me“, des­sen Intro gar an die schreck­li­chen Chains­mo­kers erin­nert, war laut Andys Aus­sa­ge ursprüng­lich für eine/​n andere/​n Künstler/​In gedacht – und es ist ange­sichts des Sounds nicht ganz abwe­gig, dass das jemand wie Tay­lor Swift oder Sele­na Gomez hät­ten sein sol­len (ohne jetzt irgend­was gegen die bei­den sagen zu wol­len). „Love And Gre­at Buil­dings“ klingt nicht nur im Intro wie Owl City, son­dern ver­läuft sich auch genau­so zwi­schen den Bild­spen­dern sei­ner Meta­phern: „Love and gre­at buil­dings will sur­vi­ve /​ Strong hearts and con­cre­te stay ali­ve /​ Through the gre­at depres­si­ons /​ Yeah, the best things are desi­gned to stand the test of time“. Ja, schon klar: das kann man unglaub­lich chee­sy, schreck­lich und schlimm fin­den, aber ich mag’s – aber ich moch­te ja auch „Fire­f­lies“.

Mein High­light „So Clo­se“ ist ein groß­ar­ti­ges Lie­bes­lied, das in den Stro­phen noch am ehes­ten an die alten Band-Sachen erin­nert, um im Refrain dann irgend­wo zwi­schen „Hap­py“ und „Can’t Stop The Fee­ling“ her­um­zu­tan­zen, und die Vor­ab­sin­gle „Fire Escape“ macht akus­tisch das gro­ße Fass der Chö­re und Trom­meln auf, das auf dem Album fast zum Über­lau­fen kommt.

Wie beim letz­ten Album gilt: Ich kann total ver­ste­hen, wenn man zu die­sem Radio­pop – der in den USA jetzt tat­säch­lich mal im Radio läuft – kei­nen Zugang fin­det und lie­ber zu Twen­ty One Pilots, Tay­lor Swift oder Owl City greift (die Chains­mo­kers blei­ben natür­lich indis­ku­ta­bel). Und wenn man mit dem Alter­na­ti­ve Rock von Some­thing Cor­po­ra­te auf­ge­wach­sen ist, kos­tet es schon etwas Über­win­dung, die­sen musi­ka­li­schen Weg mit­ge­hen zu wol­len.

Andrew McMa­hon fin­det dazu wie immer die pas­sen­den Wor­te: „And the­se could be the best or dar­kest days /​ The lines we walk are paper thin /​ And we could pull this off or push away /​ Cau­se you and me have always been“ – um dann ganz oft die Wor­te „so clo­se“ zu wie­der­ho­len.

Kategorien
Leben

Wochenendspaß mit der WAZ (1)

Am Mor­gen (oder, genau­er: Vor­mit­tag) nach der „1Live Kro­ne“ durch­weht den Bochu­mer Haupt­bahn­hof immer ein ent­fern­ter Hauch von Jet­set und Gla­mour: Musik­in­dus­trie­mit­ar­bei­ter, leicht zu erken­nen an der Kom­bi­na­ti­on „Jog­ging­an­zu­g/­Lou­is-Vuit­ton-Weeken­der“ und der Base­ball­kap­pe auf dem Kopf, war­ten auf ihre Züge, die sie zurück nach Ham­burg, Ber­lin oder … äh, ja: nach Ham­burg oder Ber­lin brin­gen.

Ich habe ges­tern kurz den Schluss der Ver­an­stal­tung im WDR Fern­se­hen gese­hen und bekam das woh­li­ge Gefühl, es mir gera­de exakt in dem Lebens­ab­schnitt bequem machen zu kön­nen, wo ich 90% der dort ver­tre­te­nen Leu­te nicht mehr bzw. noch nicht ken­nen muss.

Das bringt aber auch gewis­se Schwie­rig­kei­ten mit sich, wenn man sich über Ver­lauf und Aus­gang der Ver­an­stal­tung bei WAZ.de (ehe­mals Der Wes­ten) infor­mie­ren will.

Oder kön­nen Sie mir sagen, wie vie­le Per­so­nen die fol­gen­de Auf­zäh­lung umfasst?

Mark Fos­ter, Sil­ber­mond, die Kat­ze, Danie­la Kat­zen­ber­ger mit ihrem Mann, Felix Jaehn, die Rap­per von Bonez MC & Raf Camo­ra.

Mei­ne Lieb­lings­stel­le in dem Arti­kel, die bei mir wil­des­tes Kopf­ki­no aus­ge­löst hat, ist aber die­se hier:

Nach dem Ende der Ver­an­stal­tung aber hat [Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Eis­kirch (SPD)] dann ein ande­res Pro­blem. Er müss­te drin­gend auf die Toi­let­te, die Hal­le füllt sich nur lang­sam.

Und wo wir ein­mal auf der „Bochum“-Seite von WAZ.de sind, möch­te ich Ihnen noch zwei wei­te­re aktu­el­le High­lights mit an die Hand geben: Die­se Bil­der­ga­le­rie, die beweist, dass man im Ruhr­ge­biet wirk­lich zu fei­ern weiß (und zwar alles), und die­sen Blau­licht­mel­dung über einen Mann, der mit 2,8 Pro­mil­le im Blut einen Not­arzt­wa­gen in Wat­ten­scheid mit But­ter bewor­fen hat­te, weil ihn des­sen Mar­tins­horn stör­te.

So weit, so nor­mal. Spek­ta­ku­lär wird die Mel­dung durch die­sen Satz:

Spon­tan ent­riss der 46-Jäh­ri­ge sei­ner eben­falls betrun­ke­nen Beglei­te­rin zwei Päck­chen But­ter, wie die Poli­zei berich­te­te.

Laut Pres­se­mit­tei­lung der Poli­zei Bochum waren es übri­gens sogar „zwei zuvor gekauf­te Pake­te But­ter und ein Kunst­stoff­teil, das aus einer Bau­stel­len­ab­sper­rung stamm­te“.

Kategorien
Musik

The music that saves you

Bei den meis­ten wirk­lich guten Freund­schaf­ten kann man sich ja noch dar­an erin­nern, wie man sich ken­nen­ge­lernt hat. Einen mei­ner bes­ten und lang­jäh­rigs­ten Freun­de lern­te ich am ers­ten Schul­tag auf dem Gym­na­si­um ken­nen, als wir uns gegen­sei­tig aufs Maul hau­en woll­ten.

Die Musik von Andrew McMa­hon lern­te ich im Som­mer 2003 ken­nen, als das Debüt­al­bum sei­ner Band Some­thing Cor­po­ra­te in Deutsch­land erschien. Wie es damals so üblich war, besorg­te ich mir ein paar Songs („Hur­ri­ca­ne“ und „If You See Jor­dan“, wenn ich mich rich­tig erin­ne­re) in soge­nann­ten Tausch­bör­sen, hör­te sie eini­ge Male, pack­te sie auf Mix­tapes und kauf­te mir ein paar Mona­te spä­ter dann end­lich auch „Lea­ving Through The Win­dow“. Der ers­te Song, den ich (eher zufäl­lig) hör­te, nach­dem mei­ne Eltern mich im Stu­den­ten­wohn­heim abge­setzt und allei­ne auf den Heim­weg gemacht hat­ten, war „The Astro­naut“. Sowas prägt.

Ich wuss­te damals nicht, wie die Band­mit­glie­der von Some­thing Cor­po­ra­te hie­ßen, und habe auch nicht all­zu sehr auf die Tex­te geach­tet. Als das Zweit­werk „North“ (wie­der­um mit eini­ger Ver­spä­tung) in Deutsch­land erschien, besorg­te ich mir wie­der ein paar Songs, dach­te aber nicht wei­ter an die Band. Irgend­wann las ich bei visions.de, dass der Sän­ger an Leuk­ämie erkrankt sei, dach­te „Puh“ und ver­gaß auch das wie­der.

„North“ kauf­te ich mir schließ­lich bei Ras­pu­tin Records, als ich im Herbst 2006 für drei Mona­te in San Fran­cis­co leb­te. Gemein­sam mit eini­gen ande­ren Alben bil­de­te das Album den Sound­track mei­nes Auf­ent­halts. Aber rich­tig los ging die Geschich­te erst drei Jah­re spä­ter.

Im Som­mer 2009 stol­per­te ich bei WDR 2 (of all places) über einen Song mit viel Kla­vier, der mir sehr gefiel. Wie sich raus­stell­te, war es „The Reso­lu­ti­on“ von Jack’s Man­ne­quin von denen ich wuss­te, dass es die Zweit­band des Some­thing-Cor­po­ra­te-Sän­gers war. Andrew McMa­hon. Im Som­mer und Herbst 2009 habe ich „The Glass Pas­sen­ger“ qua­si unun­ter­bro­chen gehört. Mein Leben war damals sehr im Umbruch und die Musik beglei­te­te mich dabei. Ich hör­te auch wie­der die alten Some­thing-Cor­po­ra­te-Alben und ach­te­te dies­mal auch auf die Tex­te — und es klingt doof und nach Selbst­hil­fe­grup­pe, aber da sprach jemand zu mir. Andrew McMa­hon sang über Mäd­chen, die jede Nacht mit einem ande­ren Typen nach hau­se gin­gen und die er ret­ten woll­te; über betrun­ke­ne Mäd­chen, die er (also: das Lyri­sche Ich, so viel Lite­ra­tur­stu­di­um muss sein) geküsst hat­te, obwohl er es nicht hät­te tun sol­len; und dar­über, den Kopf über Was­ser zu hal­ten und wei­ter zu schwim­men, bis man den Hori­zont erreicht. Und ich dach­te: „Krass. Ja. Kenn ich.“

Andrew McMa­hon war gegen die schon erwähn­te Leuk­ämie ange­schwom­men, er sang „I’m alive/​ I don’t need a wit­ness /​ To know that I sur­vi­ved“. Mit der Geschich­te im Hin­ter­kopf (Lyri­sches Ich am Arsch!) singt man ein biss­chen vor­sich­ti­ger mit, weil man sich das Aus­maß gar nicht vor­stel­len kann. Man bekommt aber eine Ahnung davon in dem Film „Dear Jack“, in dem Andy (ich ken­ne sei­ne Musik jetzt so lan­ge, ich nenn’ ihn ein­fach mal so) sei­ne Kran­ken­ge­schich­te doku­men­tiert. Ich habe mir das nur ein­mal anse­hen kön­nen, aber es war sehr bewe­gend und – ent­schul­di­gen Sie das Ekel­wort – inspi­rie­rend.

Lan­ge Rede, kur­zer Sinn: Ich glau­be, ich habe inzwi­schen alle Auf­nah­men, an denen Andrew McMa­hon jemals betei­ligt war. Er lös­te nach dem drit­ten Album auch Jack’s Man­ne­quin auf und ver­öf­fent­lich­te die­ser Tage ein neu­es Album, das wie sein neu­es Pro­jekt heißt und damit fast wie er selbst: Andrew McMa­hon In The Wil­der­ness.

Andrew McMahon (Pressefoto)

Nach den ers­ten Hör­pro­ben war ich skep­tisch. „Ceci­lia And The Satel­li­te“ war eine durch­aus schö­ne Hym­ne an die neu­ge­bo­re­ne Toch­ter, aber irgend­wie klang das alles sehr pop­pig und damit mei­len­weit von zumin­dest Some­thing Cor­po­ra­te weg. Aber das ist offen­sicht­lich Absicht und kon­se­quent zu Ende gedacht: „Dri­ving Through A Dream“ etwa könn­te bis ins kleins­te Detail der Pro­duk­ti­on ein Song von Phil Coll­ins sein. Als jemand, der mit Phil Coll­ins auf­ge­wach­sen ist und sei­ne Musik bis heu­te liebt, füh­le ich mich dort sofort sehr zuhau­se.

Nor­ma­ler­wei­se ist man zwi­schen 15 und 20 Jah­re alt, wenn man sich von Musik direkt ange­spro­chen fühlt — ich habe kürz­lich noch mal „Hin­ter all die­sen Fens­tern“ von Tom­te gehört und – hell, yeah! – ich weiß, wovon ich spre­che. Dass ich mit 31 noch ein­mal ein Album auf Dau­er­schlei­fe lau­fen las­sen wür­de, hät­te ich – gera­de vor dem Hin­ter­grund, dass ich im Moment eher wenig zum Musik­hö­ren kom­me – nicht gedacht. Und doch läuft „Andrew McMa­hon In The Wil­der­ness“ bei mir jetzt seit zwei­ein­halb Wochen rauf und run­ter. Ich ken­ne Andrew McMa­hon nicht per­sön­lich und habe kei­ne Ahnung, ob wir uns ver­ste­hen wür­den, wenn wir uns mal in einer Bar trä­fen, aber auf eine völ­lig bizar­re Art, die ich sonst nur von aus­ge­wähl­ten deutsch­spra­chi­gen Tex­tern ken­ne, füh­le ich mich ihm sehr ver­bun­den — was auch damit zusam­men­hän­gen mag, dass er nur ein Jahr älter ist als ich und wir bei­de die­ses Jahr zum ers­ten Mal Väter gewor­den sind (wor­auf er gleich in zwei Lie­dern – dem schon erwähn­ten „Ceci­lia And The Satel­li­te“ und dem etwas schwa­chen „See Her On The Weekend“ – ein­geht).

In fast jedem Song des Albums gibt es min­des­tens eine Zei­le, die ich mir sofort täto­wie­ren (oder zumin­dest rah­men) las­sen würde:„Take all your trou­bles, put them to bed /​ Burn down the mis­si­on, the maps in your head“ („Can­yon Moon“), „I’ve loved some girls that I bare­ly knew /​ I’ve made some fri­ends, and I’ve lost some too“ („Ceci­lia And The Satel­li­te“), „You dance with your head­pho­nes on and I /​ Could watch you all night long /​ Dancing to someone else’s song“ („High Dive“), „There’s only two mista­kes that I have made /​ It’s run­ning from the peo­p­le who could love me best /​ And try­ing to fix a world that I can’t chan­ge.“ („All Our Lives“), „Do you ever rewind to the sum­mer you knew me?“ („Black And White Movies“), „No cash in the bank /​ No paid holi­days /​ All we have is /​ Gas in the tank /​ And maps for the geta­way“ („Maps For The Geta­way“).

Das Gefühl von „Ich ver­ste­he Dich“ bzw. „Da ist jemand, der mich ver­steht“ ist so stark, dass ich mich in weni­ger auf­rich­ti­gen Momen­ten fast selbst beru­hi­gen möch­te: Ist ja nur Musik. Nee, ist mehr.

Andrew McMahon In The Wilderness (Albumcover)In Zeit­schrif­ten und Blog­ar­ti­keln wer­den wir bom­bar­diert mit Gene­ra­ti­ons­be­schrei­bun­gen, Labels und Ansprü­chen, von denen wir uns gleich­zei­tig ganz schnell frei machen sol­len. Unse­re Frau­en sol­len Fami­lie und Beruf nicht nur unter einen Hut krie­gen, son­dern das auch wol­len — wäh­rend sie dabei wie Hol­ly­wood-Stars und ganz natür­lich aus­schau­en. Unse­re Kin­der sol­len drei Fremd­spra­chen ler­nen, die ver­pass­ten Chan­cen von uns und unse­ren Eltern nach­ho­len und sich dabei frei ent­fal­ten kön­nen. Und wir Män­ner sol­len gleich­zei­tig ein­fühl­sam, stark, sport­lich und krea­tiv sein. Vor allem aber, immer wie­der: „wir“, die­ser lächer­li­che Fra­ter­ni­sie­rungs­ver­such von zehn­tau­sen­den Ertrin­ken­den, die sich anein­an­der klam­mern. Mit Gefüh­len, die irgend­wel­che Slam-Poe­tin­nen in (geborg­te) Wor­te fas­sen, wor­auf­hin dann alle andert­halb Tage sehr emo sind, bis Jan Böh­mer­mann eine Par­odie dar­auf ver­öf­fent­licht und alle wie­der total iro­nisch sein kön­nen.

Da höre ich lie­ber die Songs von Andrew McMa­hon.

Ich weiß nicht, wie Men­schen die­ses Album hören, die vor­her gar nichts oder nur wenig von ihm kann­ten — als eher okayes Pop-Album, ver­mut­lich. Wirk­lich über­all sind Key­board­flä­chen, auf vir­tuo­ses Kla­vier­spiel ver­zich­tet Andy hier eben­so wie auf Gitar­ren. In eini­gen Tex­ten ver­ar­bei­tet er der­art deut­lich sei­ne eige­ne Lebens­ge­schich­te, dass ich den meis­ten Musi­kern raten wür­de: „Nimm Dich mal zurück, leg hier nicht alles offen, sei doch auch mal lite­ra­risch“. Bei man­chen Leu­ten ertra­ge ich das nicht (mehr), bei Andrew McMa­hon aber füh­le ich mich zuhau­se, auch wenn er über Din­ge singt, die mit mei­nem Leben eher gar nichts zu tun haben.

In sei­nen Tex­ten geht es – dar­an hat sich nicht viel geän­dert – um Welt­raum, Was­ser und Stra­ßen, auf denen er unter­wegs ist, also um Men­schen in Iso­la­ti­on und in Bewe­gung. Das ers­te Jack’s‑Mannequin-Album hieß ja nicht umsonst „Ever­y­thing In Tran­sit“. Bemer­kens­wert ist da eher, dass Mar­cus Wie­busch, der Sän­ger von kett­car, der die­ses Jahr auch ein sehr, sehr tol­les Solo­al­bum auf­ge­nom­men hat, in sei­nem Song „Sprin­gen“ so ein­deu­tig auf Jack’s Man­ne­quins „Swim“ Bezug nimmt, dass das eigent­lich kein Zufall sein kann: „Halt den Kopf oben“ singt er da („Just keep your head abo­ve“) und benennt, wie Andy, eini­ge Grün­de, war­um man wei­ter­schwim­men soll­te: „Schwim­men für die Songs, die noch geschrie­ben wer­den“. Zum Bei­spiel von Andrew McMa­hon.

Kategorien
Musik Print

Baby guck mich an, ich bin ein Rockstar

Die gute Nach­richt: Auch nach fünf Jah­ren inten­si­ve­rer Beschäf­ti­gung mit den eher unschö­nen Sei­ten des Jour­na­lis­mus glau­be ich offen­bar immer noch an das Gute in der Bran­che.

Die schlech­te Nach­richt: Des­we­gen habe ich ges­tern Unfug geschrie­ben.

In mei­nem Cro-Kon­zert­be­richt hat­te ich behaup­tet, dass wegen des Foto-Ver­bots für Pres­se-Foto­gra­fen in der Lokal­pres­se kei­ne Kon­zert­re­zen­sio­nen erschie­nen sind. Das war blau­äu­gig.

Die „Ruhr Nach­rich­ten“ been­den ihren Arti­kel mit einer kri­ti­schen ent­täusch­ten Anmer­kung zum Foto-Ver­bot:

Wenig nach­voll­zieh­bar war indes, dass das Manage­ment des Künst­lers kurz­fris­tig alle Foto­gra­fen vom Kon­zert aus­ge­schlos­sen hat­te. Etwa drei Stun­den vor der Show wur­de mit­ge­teilt, dass kei­ne Fotos von exter­nen (Presse-)Fotografen ange­fer­tigt wer­den dür­fen. Ledig­lich die vom Manage­ment frei­ge­ge­be­nen Bil­der durf­ten im Nach­gang der Show benutzt wer­den. Ob sol­che Extra-Würs­te tat­säch­lich von Nöten sind, darf bezwei­felt wer­den. Immer­hin pro­fi­tiert auch der Künst­ler selbst von der Arbeit der Foto­gra­fen und der Pres­se vor Ort.

Dafür wur­den wäh­rend des Kon­zerts tau­sen­de Han­dy­fo­tos gemacht und Vide­os gedreht, die schon wenig spä­ter im Inter­net kur­sier­ten. Kon­se­quen­ter­wei­se hät­te Cros Manage­ment auch alle Han­dys ein­kas­sie­ren las­sen müs­sen – so bleibt ein fader Bei­geschmack. Auch wenn das Kon­zert rich­tig gut war.

Es braucht schon sehr wenig Selbst­ach­tung, um eine Kon­zert­kri­tik, die so schließt, dann mit zwei der vom Manage­ment frei­ge­ge­be­nen Bil­der zu bebil­dern. Da kann man einem bocki­gen Klein­kind, das statt Gemü­se lie­ber Fast Food möch­te, den Bur­ger auch gleich auf dem Sil­ber­ta­blett ser­vie­ren.

Die­se Merk­wür­dig­keit ver­blasst aller­dings völ­lig gegen das Fass, das die „WAZ“ gleich­zei­tig auf­ge­macht und zum Über­lau­fen gebracht hat.

Im über­re­gio­na­len Kul­tur­teil gab Georg Howahl Cro einen „klei­nen Foto­tipp für Pan­dar­ap­per“ mit auf den Weg:

Lie­ber Cro, wenn Du dich dem­nächst, an einem ein­sa­men, kal­ten Win­ter­abend mal wie­der selbst auf den ein­schlä­gi­gen Netz­ka­nä­len suchst: Wäre es da nicht schön, wenn du zur Abwechs­lung auch mal ein gutes Bild oder Video von dir fän­dest? Denk mal drü­ber nach!

„Zur Abwechs­lung“, weil es auf You­Tube „zwölf (!) kräch­zen­de, unschar­fe Wackel­vi­de­os“ von Cros Auf­tritt in Bochum zu sehen gebe, was aller­dings bei genau­er Betrach­tung erstaun­lich wenig mit der Fra­ge zu tun hat, ob Foto­gra­fen Fotos (also: Stand­bil­der ohne Ton) von dem Auf­tritt machen durf­ten.

Auf der glei­chen Sei­te erklär­te der Bochu­mer Lokal­re­dak­teur Jür­gen Stahl:

Die WAZ hat sich ent­schlos­sen, auf eine Kri­tik des Cro-Auf­tritts zu ver­zich­ten. Kei­ne Fotos, kei­ne Kon­zert­be­spre­chung.

Eine kla­re, nach­voll­zieh­ba­re Ansa­ge, die nur leicht davon kon­ter­ka­riert wird, dass die „WAZ“ nicht einen, nicht zwei, son­dern gleich drei Kon­zert­be­spre­chun­gen ver­öf­fent­licht hat.

Eine erschien im Lokal­teil von Hat­tin­gen, eine im Lokal­teil von Wit­ten und eine im Lokal­teil von Bochum.

Letz­te­re geschrie­ben von dem Jür­gen Stahl, der erklärt hat­te, die „WAZ“ wer­de kei­ne Kri­tik des Kon­zer­tes ver­öf­fent­li­chen. Sei­nen WAZ-Kol­le­gen Ingo Otto (in Bochum berühmt für sei­ne beson­de­re Gabe, bei wirk­lich jedem The­ma und Motiv noch eine blon­de jun­ge Frau im Bild zu plat­zie­ren) zitiert Stahl mit den Wor­ten, einen kom­plet­ten Aus­schluss wie bei Cro habe er noch nie erlebt.

Stahl erklärt, dass die Orga­ni­sa­to­ren kei­ne Schuld tref­fe, dann wie­der­holt er sei­ne Ankün­di­gung:

Auf wei­te­re Infor­ma­tio­nen aus dem Spar­kas­sen­zelt müs­sen die WAZ-Leser ver­zich­ten. Die Redak­ti­on hat sich ent­schlos­sen, über das 75-minü­ti­ge Cro-Gast­spiel nicht zu berich­ten. Kei­ne Foto­er­laub­nis, kei­ne Kon­zert­be­spre­chung.

Dann refe­riert er aber doch noch, dass „sämt­li­che 4200 jun­gen Besu­cher die Hit­ze­schlacht unbe­scha­det über­stan­den“ haben, dass „etli­che Kin­der und Jugend­li­che (90 Pro­zent weib­lich) schon Stun­den vor Kon­zert­be­ginn auf Ein­lass“ gewar­tet hat­ten, „um sich die begehr­ten Plät­ze direkt vor der Büh­ne zu sichern“, der „größ­te Tee­nie-Auf­marsch der letz­ten Jah­re in Bochum“ ohne beson­de­re Zwi­schen­fäl­le ver­lau­fen sei und dass ange­sichts der Tem­pe­ra­tu­ren im Zelt das Mit­brin­gen eige­ner Geträn­ke erlaubt war.

Gut: Kein Wort über die Musik, aber Stahl hat es trotz­dem geschafft, mit dem Kon­zert, über das er kein Wort ver­lie­ren woll­te, eine hal­be Sei­te zu fül­len. Das muss­te er natür­lich auch, denn der Platz war ja ver­mut­lich fest ein­ge­plant, außer­dem war der Redak­teur ja auch extra vor Ort gewe­sen.

Also onkelt Stahl auch noch in einem Kom­men­tar:

Wir Medi­en­men­schen machen im Umgang mit Pro­mi­nen­ten immer wie­der eine Erfah­rung: Je grö­ßer der Name, des­to unkom­pli­zier­ter die Zusam­men­ar­beit. Im Musik­ge­schäft ist es beson­ders auf­fäl­lig. Bei­spiel Zelt­fes­ti­val 2012: Wäh­rend die Rock-Legen­den von Sta­tus Quo sofort und ger­ne zu einem WAZ-Leser­tref­fen bereit waren, ließ New­co­mer Cro eine ent­spre­chen­de Anfra­ge unse­rer Zei­tung lan­ge unbe­ant­wor­tet, um schließ­lich abzu­leh­nen. Scha­de, aber bei wei­tem nicht so skan­da­lös wie das Arbeits­ver­bot, dass der Jüng­ling kur­zer­hand offen­bar will­kür­lich vor sei­nem Kon­zert „erließ“. Wer der­art selbst­herr­lich mit Fans und Medi­en umgeht, wird als­bald wie­der dort lan­den, wo er her­ge­kom­men ist: ganz unten.

Nun mögen Sta­tus Quo für Jür­gen Stahl einen gro­ßen Namen haben, aber es geht ja um etwas ganz ande­res als WAZ-Leser­tref­fen. Und beim The­ma „exzen­tri­sche Wün­sche bezüg­lich Kon­zert­fo­tos“ sind Künst­ler wie Lin­kin Park, Cold­play, Brit­ney Spears, The Off­spring, Tom Jones und Ramm­stein schon nega­tiv auf­ge­fal­len. Gro­ße Namen, wahn­sin­nig kom­pli­zier­te Zusam­men­ar­bei­ten.

Auch ist Cro ja nicht „selbst­herr­lich mit Fans und Medi­en“ umge­gan­gen, son­dern „nur“ mit Medi­en. Dass die das nicht gut fin­den, ist klar und ver­ständ­lich, aber es ist ja auch nicht der Unter­gang des Abend­lan­des oder der Pres­se­frei­heit, nicht über ein Kon­zert berich­ten zu kön­nen. Denn was ist ein Kon­zert? Men­schen bezah­len Geld dafür, damit sie ande­ren Men­schen beim Musi­zie­ren zuse­hen kön­nen. Ob Drit­te, die kein Geld bezahlt haben, hin­ter­her drü­ber schrei­ben, ist da erst mal ziem­lich zweit­ran­gig.

Klar: Ohne Medi­en wäre kaum ein Pop­star da, wo er heu­te ist. (Wobei: Wie vie­le Hörer mag Cro der „WAZ“ und den „Ruhr Nach­rich­ten“ ver­dan­ken?) Wenn man sich dann aber den müh­sam gefüll­ten Platz in der Zei­tung und Jür­gen Stahls bil­li­ges „ganz unten“-Gerumpel anschaut, stellt sich schon die Fra­ge, wer hier eigent­lich wen drin­gen­der braucht.

Die Ant­wort weiß Ed Sheeran, der pas­sen­der­wei­se nächs­ten Diens­tag beim Zelt­fes­ti­val Ruhr spielt. Schau­en wir mal, ob mit Foto­gra­fen und Lokal­re­dak­teu­ren oder ohne.

Kategorien
Musik

Wir waren hier

Wir sind alt, sehr alt. Die vie­len jun­gen, meist weib­li­chen Men­schen um uns her­um könn­ten unse­re Kin­der sein – zumin­dest, wenn wir damals so früh geschlechts­reif gewe­sen wären wie sie offen­sicht­lich heu­te. Trotz­dem bie­tet uns nie­mand einen Sitz­platz an, so dass wir auf der 24-minü­ti­gen Fahrt mit dem Shut­tle­bus ste­hen müs­sen. Wenigs­tens ist der kli­ma­ti­siert.

Am Ziel („Frei­zeit­bad Heve­ney“) herrscht eine Stim­mung wie auf einem Schul­aus­flug zum One-Direc­tion-Kon­zert. Mor­gen ist der letz­te Feri­en­tag und heu­te war es den gan­zen Tag so heiß, dass Mama und Papa nichts sagen kön­nen, wenn ihre Töch­ter wenig mehr anha­ben als beim Aus­flug ins Frei­bad. Das hier ist aber Kon­zert, genau­er: Fes­ti­val.

Ich füh­le mich schon wie­der so alt, wenn ich den­ke, dass ich kei­nen Bock mehr auf Zelt­plät­ze vol­ler Skin­ny Jeans, Was­ser­pfei­fen und Akus­tik­gi­tar­ren habe, aber es ist doch wahr: Kon­zer­te besu­chen und anschlie­ßend im eige­nen Bett schla­fen und am nächs­ten Mor­gen duschen kön­nen, das hat eine gewis­se Lebens­qua­li­tät, auch wenn Punk natür­lich anders geht.

Hier, beim Zelt­fes­ti­val Ruhr, soll Punk aber auch gar nicht gehen, son­dern Rap. Oder prä­zi­ser: Raop. Selbst­er­nann­ter König die­ses Sub­gen­res ((vgl. Wend­ler, Micha­el: Der König des Pop­schla­gers.)) ist Cro und wenn Sie noch nie von dem Mann mit der Pan­da­mas­ke gehört haben, waren Sie ver­mut­lich blin­der Pas­sa­gier auf dem Mars­ro­bo­ter Curio­si­ty. Mit „Easy“ hat­te der jun­ge Mann das Kunst­stück fer­tig­ge­bracht, einen Song erst als Teil eines Mix­tapes zu ver­schen­ken und anschlie­ßend bei kom­mer­zi­el­ler Ver­öf­fent­li­chung mit dem Lied trotz­dem auf Platz 2 der Charts zu gehen. Sein Album „Raop“ ging direkt auf 1, blieb dort zunächst vier Wochen, muss­te dann für eine Woche den Ami­gos den Vor­tritt las­sen, wird aber am Frei­tag wie­der auf die Spit­zen­po­si­ti­on gehen. Einen grö­ße­ren Pop­star gibt es zur Zeit in Deutsch­land nicht.

Das zeigt sich auch dar­an, dass am Nach­mit­tag die Ansa­ge an die Pres­se­ver­tre­ter ergeht, dass beim Auf­tritt kei­ne Foto­gra­fen zuge­las­sen sind. In der Lokal­pres­se wer­den ent­spre­chend kei­ne Kon­zert­re­zen­sio­nen erschei­nen.* Es ist ja durch­aus noch ver­ständ­lich, wenn ein (angeb­lich) 19-Jäh­ri­ger öffent­lich nur mit Mas­ke auf­tre­ten und abge­bil­det wer­den will, aber bei Foto­ver­bo­ten auf Kon­zer­ten wird’s dann doch pein­lich. Zumal die mehr als 4.000 Teen­ager im Zelt natür­lich foto­gra­fie­ren und fil­men, was das iPho­ne her­gibt.

Erst mal aber krei­schen sie. Als das Licht aus­geht, als der Beat los­geht, als Cro auf die Büh­ne kommt. Waren wir auch mal so? Bestimmt. Die Zeit, wo man sich wochen­lang auf Kon­zer­te freut, Tage vor­her nur die Musik des auf­tre­ten­den Künst­lers hört, alle Tex­te aus­wen­dig kann und sich auf­bre­zelt wie spä­ter nur noch für Abi­ball und Hoch­zeit, ist kurz und kost­bar. Wenn man im fort­ge­schrit­te­nen Alter nicht gera­de in ein Par­al­lel­uni­ver­sum wie den Euro­vi­si­on Song Con­test stol­pert, ist es mit dem Fan­dom irgend­wann ein­fach vor­bei.

Hier steht es hin­ge­gen in vol­ler Blü­te: Das größ­te Zelt ist aus­ver­kauft, was man nicht ahnen wür­de, wenn man wei­ter hin­ten steht. Die gan­ze Mas­se der Besu­cher ist auf zwei Drit­tel der Flä­che kom­pri­miert. Arme sind in der Luft, die Lyrics parat und die Leu­te begeis­tert. Ein paar Meter hin­ter der Meu­te ste­hen wir, noch ein paar Meter dahin­ter: Eltern. Wir sind doch nicht die Ältes­ten!

Cro live in Bochum

Die Stim­mung ist hehr, die Samples sind cle­ver zusam­men­ge­sucht (Bloc Par­ty, Cae­sars, Kili­ans), kein Track dau­ert län­ger als drei Minu­ten. Wenn man vor­her noch kei­nen Song von Cro gehört hat, kann man das hier nicht ver­ste­hen: Die Tex­te nicht und den Aus­nah­me­zu­stand der Men­schen nicht. Letz­te­res erklärt sich aber vor allem durch Ers­te­re, denn Cros Tex­te loh­nen tat­säch­lich die nähe­re Betrach­tung. Wäre ich noch zwan­zig Jah­re älter, wür­de ich schrei­ben, da habe jemand den Nerv einer Gene­ra­ti­on getrof­fen, sei zu deren Stim­me gewor­den. Viel­leicht fehlt einem irgend­wann der Zugang zu Zei­len wie „Wir schi­cken SMS, denn wir haben kein‘ Bock zu reden /​ Und kein Plan, was du ernst­haft brauchst /​ Komm drück auf Like, sie gefällt dir doch auch“, aber irgend­wo zwi­schen 12 und 30 kann das noch ver­dammt bedeut­sam sein.

Nach 45 Minu­ten ist erst mal Schluss, dann kommt der fast halb­stün­di­ge Zuga­ben­block inkl. „Easy“. Die Hüt­te brennt, Herr Cro muss kaum noch was machen, das Publi­kum rappt selbst. Wir auch. Wenn alt sein so wei­ter­geht, kann ich damit leben.

*) Nach­trag, 22. August: Oder eben doch. „Ruhr Nach­rich­ten“ halt.

Kategorien
Musik Rundfunk Digital

Not for sale

Am Sonn­tag­abend schau­te ich mir das auf DVD an, von dem ich annahm, dass es die letz­te Fol­ge „Skins“ sein wür­de: Die zehn­te Fol­ge der sechs­ten Staf­fel, die drit­te Gene­ra­ti­on der Haupt­cha­rak­te­re ist durch. Es war, nach einer schwer ent­täu­schen­den fünf­ten, eine erstaun­lich gute Staf­fel, die Zeit­an­zei­ge näher­te sich der 45-Minu­ten-Mar­ke und dann lief zur gro­ßen Abschluss­mon­ta­ge ein Lied, das ich auf Anhieb lieb­te.

Ich habe noch nicht vie­le Seri­en kom­plett durch­ge­guckt, aber ich erin­ne­re mich noch gut an das Fina­le von „Scrubs“ ((Also das eigent­li­che Fina­le von „Scrubs“, nicht die Unzu­mut­bar­kei­ten der neu­en Fol­gen.)) und wie ich danach tage­lang nur „The Book Of Love“ von Peter Gabri­el hören konn­te.

Wie auch bei „Scrubs“ wird es bei „Skins“ noch wei­ter­ge­hen: Eine fina­le Staf­fel, in der die Cha­rak­te­re aus allen drei Gene­ra­tio­nen auf­tau­chen wer­den, wird im kom­men­den Jahr lau­fen, was ich aber erst hin­ter­her gele­sen habe. Und wie auch bei „Scrubs“ hat­te ich anschlie­ßend das Pro­blem, dass ich die­sen gro­ßen, bedeu­ten­den, magi­schen Song nicht kau­fen konn­te.

„Don’t Go“ der erst 19-jäh­ri­gen Singer/​Songwriterin Rae Mor­ris ist bei War­ner Music UK erschie­nen und bis­her nur im bri­ti­schen iTu­nes-Store und bei amazon.co.uk zu kau­fen – das macht es mir als deut­schem Hörer qua­si unmög­lich, ((Ja, ich weiß: Es gibt Tricks und natür­lich hät­te ich mir bei mei­nem letz­ten Besuch im Ver­ei­nig­ten König­reich ein­fach mal einen bri­ti­schen iTu­nes-Gut­schein kau­fen kön­nen …)) die­sen Song legal zu erwer­ben.

Dabei wäre ich durch­aus bereit, mehr als die 99 bzw. 89 Pence dafür zu bezah­len, ich wür­de glatt zehn Pfund dafür hin­blät­tern, die­ses Lied end­lich auf mei­ner Fest­plat­te zu haben. Aber es geht nicht. Und so bekommt die jun­ge Frau, die die­ses für mich so bedeu­ten­de Lied geschrie­ben hat, jetzt eben kein Geld von mir – oder nur die paar Cent­bruch­stü­cke, die es abwirft, dass ich den Song seit zwei Tagen gefühl­te hun­dert Male auf ihrer Sound­cloud-Sei­te gehört habe.

Rae Mor­ris. · Don’t Go

Die­ser Ein­trag ist womög­lich ein Bei­trag zur Urhe­ber­rechts­de­bat­te.

Kategorien
Musik

Something To Arrive

Wir schal­ten kurz nach Ober­loh­berg, wo unser Außen­re­por­ter Simon den Har­tog ein paar Brea­king News zu ver­kün­den hat:

Eine neue Web­site gibt es auch – und wenn es nach dem Logo geht, wird die neue Plat­te wohl ein Kon­zept­al­bum über Micha­el Knight und sein Auto:

Kategorien
Musik

Ich sang die ganze Zeit von Dir

Im Früh­jahr 2001 waren Ash groß. „Shi­ning Light“ lief auf Viva 2 rauf und run­ter und die Band spiel­te bei der guten alten Oster­rock­nacht in der Düs­sel­dor­fer Phil­ips­hal­le. Alan Bangs frag­te Sän­ger Tim Whee­ler damals, ob er eigent­lich noch mit der Frau zusam­men sei, über die er das Lied geschrie­ben habe, und Whee­ler ant­wor­te­te: Ja, das sei ja auch sonst komisch, den Song jeden Abend spie­len zu müs­sen. Inzwi­schen ist Tim Whee­ler mit Emmy The Gre­at zusam­men, die bei­den ver­öf­fent­li­chen in Kür­ze ein gemein­sa­mes Weih­nachts­al­bum. „Shi­ning Light“ spie­len Ash aber immer noch.

Man darf in der Musik wie in der Lite­ra­tur das Lyri­sche Ich nie mit dem Ver­fas­ser ver­wech­seln. John­ny Cash hat (nach allem, was wir wis­sen) nie einen Mann in Reno erschos­sen, nur um ihn ster­ben zu sehen. Und doch erwar­tet man beson­ders bei Lie­bes­lie­dern oft einen Zusam­men­hang zwi­schen Werk und Rea­li­tät – zumal, wenn der per­for­men­de Künst­ler sie selbst geschrie­ben hat.

Ande­rer­seits wird es natür­lich auch schnell unin­ter­es­sant, für wen ein Lie­bes­lied gedacht war, weil alle den Song auf ihren jeweils aktu­el­len Schwarm oder Part­ner pro­ji­zie­ren. Und irgend­wo in der Welt sitzt dann eine allein­er­zie­hen­de Mut­ter, die damit leben muss, dass ihr frü­he­rer Lebens­ge­fähr­te immer noch ein Hei­den­geld damit macht, sie zu besin­gen, obwohl er sie schon nach drei Mona­ten betro­gen hat, und für hun­dert­tau­sen­de Pär­chen ist ihr Lied (also das der Frau) jetzt „ihr Lied“ (also das der Pär­chen).

In Nick Horn­bys „High Fide­li­ty“ erklärt der Ich-Erzäh­ler Rob Flem­ming:

All my life I have wan­ted to go to bed with — no, have a rela­ti­onship with — a musi­ci­an: I’d want her to wri­te songs at home, and ask me what I thought of them, and may­be include one of our pri­va­te jokes in the lyrics, and thank me in the slee­ve notes, may­be even include a pic­tu­re of me on the insi­de cover, in the back­ground some­whe­re, and I could watch her play live from the back, in the wings (alt­hough I’d look a bit of a berk at the Lau­der, whe­re the­re are no wings: I’d be stan­ding on my own, in full view of ever­y­bo­dy).

Die Idee ist ver­mut­lich nur so lan­ge roman­tisch, wie die Bezie­hung noch intakt ist.

Auf sei­nem letz­ten Album erzählt Ben Folds in „Belin­da“ die Geschich­te eines altern­den Musi­kers, der jeden Abend sei­nen ein­zi­gen Hit spie­len muss, den er vor Jah­ren für sei­ne Ehe­frau geschrie­ben hat­te, bevor er sie für eine jün­ge­re Frau („big breasts /​ a nice smi­le /​ and no kids eit­her“) ver­ließ. Der Text zu „Belin­da“ stammt aus der Feder von Nick Horn­by und lan­ge dach­te ich, dass er damit auf eine ver­que­re Art Folds‘ per­sön­lichs­ten Text geschrie­ben hät­te.

Denn auch Folds spielt bei Kon­zer­ten immer noch „The Luckiest“. Als die­ses zau­ber­haf­te Lie­bes­lied vor zehn Jah­ren auf „Rockin‘ The Sub­urbs“ erschien, muss­te man anneh­men („I don’t get many things right the first time“), dass er das Lied für sei­ne drit­te Frau und die Mut­ter sei­ner Zwil­lin­ge („my col­la­bo­ra­tor, part­ner and wife“, wie er sie im Book­let bezeich­net) geschrie­ben hat­te. Im Jahr 2006 lie­ßen sich die bei­den schei­den.

In den Liner Notes zu sei­nem Retro­spek­ti­ve-Album „The Best Imi­ta­ti­on Of Mys­elf“ (auf dem auch drei neue Ben-Folds-Five-Songs sind, die ich hier sträf­li­cher­wei­se noch gar nicht gewür­digt habe) erklärt Folds nun, das Lied extra für einen Film geschrie­ben zu haben, in dem es dann doch kei­ne Ver­wen­dung fand.

Folds schreibt:

Any­way, I did­n’t under­stand com­ple­te­ly what I was wri­ting abaout until years later when I met my Fleur [sei­ne vier­te Ehe­frau].

Es erscheint auf den ers­ten Blick recht unglaub­wür­dig, dass aus­ge­rech­net so ein groß­ar­ti­ger Love­song „ein­fach so“ ent­stan­den sein soll­te. Ande­rer­seits ist das ja genau die Magie von Pop und womög­lich sind „I’ll Catch You“ (The Get Up Kids), „The Book Of Love“ (The Magne­tic Fields) oder „Balu“ (kett­car) in Wahr­heit auch für nie­mand spe­zi­el­len geschrie­ben. Dafür sind dann die Men­schen echt, die sich in „Song For The Dum­ped“ (Ben Folds Five) oder „Not Fair“ (Lil­ly Allen) ihre mensch­li­chen bzw. sexu­el­len Unzu­läng­lich­kei­ten vor­wer­fen las­sen müs­sen.

Jeden­falls hat Ben Folds die Geschich­te mit dem Film auch den Leu­ten vom „A.V. Club“ noch ein­mal erzählt, die ihn in sei­nem Stu­dio in Nash­ville, TN besucht haben. Den Song gespielt hat er bei der Gele­gen­heit auch:


Ben Folds dis­cus­ses and per­forms „The Luckiest“

„The Luckiest“ funk­tio­niert übri­gens auch sehr schön als Sam­ple in Novels „I Am“ und Ben Folds Five pla­nen, gemein­sam ein neu­es Album auf­zu­neh­men.

Kategorien
Musik Digital

Von der GEMA entstellt

Weil wir gera­de über­le­gen, wie wir inhalt­lich wie­der mehr Musik in die­ses Blog krie­gen, ohne Mona­te nach einer Ver­öf­fent­li­chung hilf­lo­se Kurz­re­zen­sio­nen in die Tas­ten zu hau­en (bzw. wie­der das Wich­tigs­te zu ver­ges­sen), habe ich mich mal über die Pod­cast-Kon­di­tio­nen bei der GEMA infor­miert.

Die Lizenz sieht unter ande­rem vor, dass ein­zel­ne Epi­so­den des Pod­casts nicht län­ger als 30 Minu­ten sein dür­fen und die Musik pro Pod­cast nicht mehr als 75% der Gesamt­län­ge der ein­zel­nen Epi­so­de ein­neh­men darf.

Außer­dem gilt:

Als Song wird jedes ver­wen­de­te Musik­werk gezählt, das weder Intro noch Out­ro ist. Dabei darf jedes Lied nur zur Hälf­te aus­ge­spielt wer­den, und es muss am Anfang und am Ende in das lau­fen­de Lied hin­ein­mo­de­riert wer­den (sog. „talk over“).

Das ist lus­tig, weil die GEMA gleich­zei­tig auf fol­gen­den Sach­ver­halt hin­weist:

Nicht umfasst ist zudem das Urhe­ber­per­sön­lich­keits­recht (§ 14 UrhG). Es muss unab­hän­gig von einer Pod­cas­ting-Lizenz beach­tet wer­den. Das bedeu­tet, dass die genutz­ten Musik­wer­ke ohne geson­der­te Ein­wil­li­gung der Berech­tig­ten nicht bear­bei­tet bzw. umge­stal­tet wer­den dür­fen (§ 23 UrhG). Eine Ver­let­zung des Urhe­ber­per­sön­lich­keits­rech­tes kann ins­be­son­de­re vor­lie­gen bei Ent­stel­lung eines Musik­wer­kes, eine uner­laub­te Bear­bei­tung kann vor­lie­gen bei Neu­tex­tie­rung oder sons­ti­gen Ver­än­de­rung eines Musik­wer­kes.

Was, bit­te, soll ein hal­ber und zuge­quatsch­ter Song sein, wenn kei­ne „Ent­stel­lung“?!

Kategorien
Musik Unterwegs

Tag 5: Düsseldorf

Die­ser Ein­trag ist Teil 6 von bis­her 9 in der Serie Das Simon den Hart­blog

Mitt­woch, 7. April 2010

Heim­spiel

Wir sit­zen im son­ni­gen Bier­gar­ten und unser Tour­ma­na­ger run­zelt die Stirn, man sieht Zahn­rä­der in sei­nem Kopf mah­len und er starrt auf den Bild­schirm sei­nes Lap­tops, als wäre es das Auf­ga­ben­blatt einer Mathe-Klas­sen­ar­beit. Der Grund: Die Gäs­te­lis­te ist zu lang. Kein Wun­der, denn heu­te ist Heim­spiel. Kei­ner von uns wohnt in Düs­sel­dorf, doch Düs­sel­dorf ist die­je­ni­ge Stadt die­ser Tour, die unse­ren Hei­mat­städ­ten am nächs­ten liegt. Des­halb wird es auch nicht lan­ge dau­ern, bis es hier von Freun­den von uns und Band­kum­pa­nen ande­rer Musik­for­ma­tio­nen Simon den Har­togs wim­melt. Da wirkt die Band direkt viel ner­vö­ser, denn heu­te gilt es zu glän­zen, sonst muß man sich die nächs­ten fünf Jah­re auf jeder drit­ten Par­ty den Schwank über das legen­dä­re Düs­sel­dor­fer Kon­zert anhö­ren, über von der Büh­ne fal­len­de Sän­ger, vom Hocker fal­len­de Schlag­zeu­ger, aus der Rol­le fal­len­den Bas­sis­ten, Tas­ten­hei­nis und Gitar­ris­ten. Die waren wie­der mal alle zu besof­fen, heißt es dann wie­der, und meis­tens stimmt das ja auch. Aber besof­fen oder nüch­tern, ges­tern wur­de geglänzt, kei­ner fiel von irgend­was oder gar aus der Rol­le.

Sonnige Band im sonnigen Düsseldorf.
Son­ni­ge Band im son­ni­gen Düs­sel­dorf.

Schön, wenn man sei­nen Liebs­ten mal zei­gen kann, was man den Rest der Woche über eigent­lich so treibt.
Des­halb ist das Heim­spiel für den Sound­mann auch etwas ganz beson­de­res. In der Hei­mat wird der Sound­mann näm­lich auch von hüb­schen Mädels umringt, als wäre er der Sän­ger und das Misch­pult sei­ne Büh­ne.

So kam es dann auch, dass ich ange­schwips­te Mäd­chen mit 300 PS zurück nach Köln kut­schie­ren durf­te. Böse Zun­gen behaup­ten, ich wäre der pas­sivs­te Auto­fah­rer der Welt und wahr­schein­lich haben sie recht. Anders kann ich mir die “drück drauf“- und “gib doch mal Gas“-Sprüche mei­ner Hoch­ge­schwin­dig­keits­bei­fah­re­rin­nen nicht erklä­ren.

Natür­lich hab ich mal wie­der den größ­ten aller Tour­feh­ler began­gen: Beim Ver­las­sen der Woh­nung das Bett abge­zo­gen, aber nicht frisch bezo­gen. Natür­lich ist das letz­te was man nach fünf anst­re­gen­den Tour-Tagen machen möch­te, sein Bett bezie­hen. Dann ist stun­den­lan­ges Rum­gam­meln vor­pro­gram­miert, bis die Müdig­keit die Faul­heit besiegt.

Auch wenn mor­gen der Beginn der Rück­run­de beson­ders hart wird, da ich mein gelieb­tes Bett, mei­ne Kaf­fee­ma­schi­ne und mei­ne Bade­wan­ne nach die­sem kur­zen Inter­mez­zo wie­der zurück­las­sen muss, freue ich mich sehr auf die rest­li­chen drei Shows. Zunächst geht es nach Osna­brück in die klei­ne Frei­heit. Übri­gens für den Schlag­zeu­ger Chris­toph das nächs­te Heim­spiel, der war hier näm­lich aufm Gym­mi…

Der Soundmann. Nicht im Bild: Hübsche Mädchen.
Der Sound­mann. Nicht im Bild: Hüb­sche Mäd­chen.
Kategorien
Musik Unterwegs

Tag 3: Wiesbaden

Die­ser Ein­trag ist Teil 4 von bis­her 9 in der Serie Das Simon den Hart­blog

Mon­tag, 5. April 2010

Täg­lich grüßt das Mur­mel­tier

Rou­ti­ne, Rou­ti­ne, die böse Tour­rou­ti­ne klopft kräf­tig an unse­re über­mü­de­ten Köp­fe. Die kann sich aber nur ein­stel­len, wenn alles wirk­lich gut läuft, und das tut es. Des­halb möch­te ich hier auch gar nicht meckern, aber auf Tour glei­chen sich die Abläu­fe der Tage wie ein Ei dem ande­ren.
Lei­der bekom­men wir von den Städ­ten selbst nicht viel mit, sehen meist nur die Clubs und deren Nach­bar­schaft.
Die Aus­tra­li­er von An Hor­se schei­nen über­rascht zu sein, wie sehr wir Deut­schen uns um Essen bemü­hen. Bei ihrem Kon­zert erwähnt Sän­ge­rin Kate, sie habe das Gefühl, noch nie so viel geges­sen zu haben wie in den letz­ten drei Tagen. Viel­leicht liegt das an den für aus­tra­li­sche Mägen eher unge­wohn­ten Käse­spätz­le, die uns in Erlan­gen berei­tet wur­den.
Aber recht hat sie, geges­sen wird viel und gut, da wer­den wir gegen Ende der Tour die Gür­tel wohl ein biss­chen wei­ter machen müs­sen.

Simons Blick ins Wiesbadener Publikum.
Simons Blick ins Wies­ba­de­ner Publi­kum.

Ich habe heu­te zum Abend­essen einen Som­mer­sa­lat mit Fei­gen bestellt.
Ich fin­de: Fei­gen klingt irgend­wie gut, ein biss­chen exo­tisch. Unter den nei­di­schen Bli­cken der ande­ren bekom­me ich dann aber statt Fei­gen Erd­bee­ren. Zum Glück die Kro­ne jeg­li­chen mir bekann­ten Obs­tes, im
Salat aller­dings völ­lig fehl am Platz und nicht mal halb so exo­tisch wie Fei­gen. Um den exo­ti­schen Touch des Sala­tes zu erhal­ten, hat man mir net­ter­wei­se noch zwei Hän­de voll Rosi­nen in den Salat gehau­en…

Es gibt einen Song von Simon den Har­tog und Band, über den wir in den letz­ten Tagen viel gewun­dert haben. Den „Cow­boy-Song“.
Erstaun­li­cher­wei­se hat er näm­lich kei­nen guten Stand bei den Eltern der Musi­ker. Chris­ti­ans Eltern hör­ten ihn in Stutt­gart und fan­den ihn gräss­lich, Domi­nics Eltern in Erlan­gen waren auch nicht gera­de
begeis­tert. Dabei gefällt er uns und dem rest­li­chen Publi­kum sehr gut und er sticht gar nicht so sehr aus dem rest­li­chen Set her­aus. Dass gera­de die­ser Song ja gera­de­zu eltern­ver­hasst ist, leuch­tet uns in
kei­ner Wei­se ein.

Fin­det es selbst her­aus und kommt bei Simon den Har­tog und Band vor­bei, zum Bei­spiel heu­te im KFZ in Mar­burg.

Alles, was das Fan-Herz begehrt...
Alles, was das Fan-Herz begehrt…
Kategorien
Musik Unterwegs

Tag 0: Köln

Die­ser Ein­trag ist Teil 1 von bis­her 9 in der Serie Das Simon den Hart­blog

Frei­tag, 2. April 2010

Wir könn­ten Freun­de wer­den

Seit den Toco­tro­nic Tour­ta­ge­bü­chern fängt wahr­schein­lich jedes drit­te Tour­blog mit die­sem Satz an. Die­ses hier dann also auch, dabei sind die Band und ich eigent­lich schon Freun­de, oder zumin­dest dicke Kum­pels – prak­tisch für mich und mein qua­si nicht vor­han­de­nes Namens­ge­dächt­nis, denn als ich das ers­te Mal mit den Kilia­nern unter­wegs war, habe ich irgend­wie gedacht, einer von ihnen wür­de Nor­bert hei­ßen. Das fiel beim Sound­check natür­lich eher unan­ge­nehm auf. Mitt­ler­wei­le weiß ich, dass Nor­bert in Wahr­heit Domi­nic heißt, bei den Kili­ans Gitar­re spielt und nun Bass bei „Simon den Har­tog und Band“. Ich wer­de ihn mor­gen beim Sound­check natür­lich trotz­dem Nor­bert nen­nen.

Heu­te schla­fen wir das letz­te Mal im eige­nen Bett­chen, bevor mor­gen früh das Aben­teu­er “Simon den Har­tog und Band“ star­tet. Ich hab eher das Gefühl, ich wür­de mor­gen früh in den Urlaub fah­ren als auf Deutsch­land­tour zu gehen. Aben­teu­er, oder bes­ser noch Aben­teu­er­ur­laub, trifft es tat­säch­lich ziem­lich gut.

Das gro­ße Aben­teu­er ist, dass hier gera­de etwas Neu­es pas­siert und ent­steht, schließ­lich hat die­se Band noch nie ein Kon­zert gege­ben und die meis­ten Songs, die sie spie­len, hat vor­her noch nie jemand gehört. Auf Simons MySpace-Sei­te gibt es drei Titel zu hören, ansons­ten las­se auch ich mich über­ra­schen.

Denn das ist das wirk­lich beson­de­re an die­ser Tour: Es geht nicht um Pro­mo für Chart­pla­zie­run­gen, Plat­ten­ver­kaufs­zah­len, Plat­ten­fir­men, A&R‑Manager, oder die gro­ße Koh­le. Eine Plat­te gibt es näm­lich über­haupt noch nicht und Geld ver­die­nen wird wohl kei­ner so wirk­lich, schon gar nicht Simon. Aber das scheint kei­nem wirk­lich wich­tig zu sein.

Dies­mal geht es nur dar­um, unter­wegs zu sein und Live­mu­sik in die Musik­clubs Eures Ver­trau­ens zu brin­gen. Erstaun­lich, aber gera­de des­halb schei­nen alle ein biss­chen auf­ge­reg­ter als sonst zu sein.

Ich habe mich von vie­len so ver­ab­schie­det, als wäre ich die nächs­ten zwei Jah­re aus der Welt, dabei wer­den wir nur 8 Tage unter­wegs sein …

Heu­te Abend also in Stutt­gart im Kel­ler: Das ers­te Kon­zert von Simon den Har­tog und Band!

Schlagzeuger Christoph, Sänger Simon, Tourmanager Christian.
Schlag­zeu­ger Chris­toph, Sän­ger Simon, Tour­ma­na­ger Chris­ti­an am Tag vor der Abrei­se.