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Leben

Wochenendspaß mit der WAZ (1)

Am Morgen (oder, genauer: Vormittag) nach der “1Live Krone” durchweht den Bochumer Hauptbahnhof immer ein entfernter Hauch von Jetset und Glamour: Musikindustriemitarbeiter, leicht zu erkennen an der Kombination “Jogginganzug/Louis-Vuitton-Weekender” und der Baseballkappe auf dem Kopf, warten auf ihre Züge, die sie zurück nach Hamburg, Berlin oder … äh, ja: nach Hamburg oder Berlin bringen.

Ich habe gestern kurz den Schluss der Veranstaltung im WDR Fernsehen gesehen und bekam das wohlige Gefühl, es mir gerade exakt in dem Lebensabschnitt bequem machen zu können, wo ich 90% der dort vertretenen Leute nicht mehr bzw. noch nicht kennen muss.

Das bringt aber auch gewisse Schwierigkeiten mit sich, wenn man sich über Verlauf und Ausgang der Veranstaltung bei WAZ.de (ehemals Der Westen) informieren will.

Oder können Sie mir sagen, wie viele Personen die folgende Aufzählung umfasst?

Mark Foster, Silbermond, die Katze, Daniela Katzenberger mit ihrem Mann, Felix Jaehn, die Rapper von Bonez MC & Raf Camora.

Meine Lieblingsstelle in dem Artikel, die bei mir wildestes Kopfkino ausgelöst hat, ist aber diese hier:

Nach dem Ende der Veranstaltung aber hat [Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD)] dann ein anderes Problem. Er müsste dringend auf die Toilette, die Halle füllt sich nur langsam.

Und wo wir einmal auf der “Bochum”-Seite von WAZ.de sind, möchte ich Ihnen noch zwei weitere aktuelle Highlights mit an die Hand geben: Diese Bildergalerie, die beweist, dass man im Ruhrgebiet wirklich zu feiern weiß (und zwar alles), und diesen Blaulichtmeldung über einen Mann, der mit 2,8 Promille im Blut einen Notarztwagen in Wattenscheid mit Butter beworfen hatte, weil ihn dessen Martinshorn störte.

So weit, so normal. Spektakulär wird die Meldung durch diesen Satz:

Spontan entriss der 46-Jährige seiner ebenfalls betrunkenen Begleiterin zwei Päckchen Butter, wie die Polizei berichtete.

Laut Pressemitteilung der Polizei Bochum waren es übrigens sogar “zwei zuvor gekaufte Pakete Butter und ein Kunststoffteil, das aus einer Baustellenabsperrung stammte”.

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Digital

Tränen lügen nicht

In Bochum beginnen sie nun nach langem Hin und Her endlich mit dem Bau des Musikzentrums. Nachdem ein (wie üblich viel zu spätes) Bürgerbegehren dagegen vergangene Woche spektakulär gescheitert war, wurden am Montag die ersten Bäume am Bauplatz in der Innenstadt gefällt.

Wenn man dem “Westen” glauben darf, war es eine extrem feucht-traurige Veranstaltung:

Bochum. Tränen flossen, als zu Wochenbeginn die Platanen an der Marienkirche fielen. Für die Urbanatix-Familie markiert die umstrittene Fällung den Abschied von ihrer Trainingsstätte. Und neue Probenräume sind derzeit nicht in Sicht. Tränen flossen, als zu Wochenbeginn die Platanen an der Marienkirche fielen. Tränen flossen, als zu Wochenbeginn die Platanen an der Marienkirche fielen. Für die Urbanatix-Familie markiert die umstrittene Fällung den Abschied von ihrer Trainingsstätte. Und neue Probenräume sind derzeit nicht in Sicht.

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Siehste!

Hinterher hat man es ja sowieso immer gewusst. Im Nachhinein ist jedem klar, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, die Loveparade 2009 in Bochum abzusagen. Aber was haben wir damals auf den Stadtoberen rumgehackt …

Gut, die Art und Weise der Absage war peinlich gewesen: Nach Monaten plötzlich festzustellen, dass die Stadt dann doch irgendwie zu klein ist, deutete entweder auf erstaunlich schwache Ortskenntnisse hin — oder auf einen besorgniserregenden “Das muss doch irgendwie zu schaffen sein”-Aktionismus, der die Augen vor der Realität verschließt. Letztlich haben sie es in Bochum noch gemerkt, die Schuld an der Absage der Deutschen Bahn in die Schuhe geschoben und Häme und Spott einfach ausgesessen. Dass der damalige Polizeipräsident, der sich lautstark gegen die Durchführung der Loveparade ausgesprochen hatte, neun Monate später in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde, hatte ja ganz andere Gründe.

Erstaunlich aber: Von der Sicherheit war in all den Artikeln, Kommentaren und Pressemitteilungen kaum die Rede. Das kam nur am Rande zur Sprache:

Ganz andere Risiken bewegen Martin Jansen. Dem Leitenden Polizeidirektor wäre die Rolle zugefallen, den wohl größten Polizeieinsatz aller Zeiten in Bochum zu koordinieren. “Wir hätten die Loveparade nur unter Zurückstellung erheblicher Sicherheitsbedenken vertreten.” Knackpunkt ist nach seiner Einschätzung der Bochumer Hauptbahnhof.

Aber um die Sicherheit der zu erwartenden Menschenmassen ging es auch im Vorfeld der Duisburger Loveparade öffentlich nie, immer nur um die Kosten:

Fritz Pleitgen, Vorsitzender und Geschäftsführer der Ruhr.2010, beobachtet mit großer Sorge, wie sehr die Auswirkungen der Finanzkrise den Städten der Metropole Ruhr zu schaffen machen. Besonders prägnant sei das aktuelle Beispiel Loveparade in Duisburg. “Hier müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um dieses Fest der Szenekultur mit seiner internationalen Strahlkraft auf die Beine zu stellen.”

Dabei hätte das Argument “Menschenleben” bestimmt auch Dampfplauderer wie Prof. Dieter Gorny beeindrucken können, der im Januar mal wieder das tat, was er am Besten kann, und groß tönte:

“Man muss sich an einen Tisch setzten und den Willen bekunden, die Loveparade durchzuführen, statt klein beizugeben.” Die Politik müsse sich dahingehend erklären, dass sie sagt: “Wir wollen die Veranstaltung und alle Kraft einsetzen, sie zu retten!”

Gorny, der sonst keinen öffentlichen Auftritt auslässt, hat sich seit Samstagnachmittag zurückgezogen. Er sei “schwer erschüttert”, erklärte die Ruhr.2010 auf Anfrage, und fügte hinzu:

Wir haben beschlossen, dass für die Kulturhauptstadt ausschließlich Fritz Pleitgen als Vorsitzender der Geschäftsführung spricht und bitten, dies zu respektieren.

Aber es gibt ja immer noch die Journalisten, die sich spätestens seit der denkwürdigen Pressekonferenz am Sonntagmittag als Ermittler, Ankläger und Richter sehen. Und als Sachverständige:

“We were the only newspaper that said: ‘No. Stop it. The city is not prepared. We will not be able to cope with all these people,”

lässt sich Götz Middeldorf von der “Neuen Ruhr Zeitung” in der “New York Times” zitieren.

Bei “Der Westen” forderte Middeldorf bereits am Sonntag lautstark den Rücktritt von Oberbürgermeister Sauerland und kommentierte:

Auf die Frage der NRZ, ob man nicht gesehen habe, dass Duisburg nicht geignet ist für die Loveparade ging der OB nicht ein, sprach von “Unterstellung” und wies mögliches Mitverschulden der Stadt zurück.

Ich habe mich lange durch alte Artikel gewühlt, aber nichts dergleichen gefunden. Da das auch an der unfassbar unübersichtlichen Archivsuche bei “Der Westen” liegen kann, habe ich Herrn Middeldorf gefragt, nach welchen Artikeln ich Ausschau halten sollte. Eine Antwort habe ich bisher nicht erhalten.

Wie kritisch die Duisburger Presse war, kann man zum Beispiel an Passagen wie dieser ablesen:

Die Organisatoren gaben sich am Dienstag allerdings sehr optimistisch, dass es kein Chaos geben werde. “Die eine Million Besucher wird ja nicht auf einmal, sondern über den Tag verteilt kommen”, so Rabe. Es sei zwar nicht auszuschließen, dass der Zugang während der zehnstündigen Veranstaltung kurzzeitig gesperrt werden müsse, aber derzeit gehe man nicht davon aus. Und wenn der Fall doch eintrete, “dann haben wir ganz unterschiedliche Maßnahmen, mit denen wir das problemlos steuern können”, verspricht der Sicherheitsdezernent – bei den Details wollte er sich nicht in die Karten schauen lassen.

(Kritisch ist da der letzte Halbsatz, nehme ich an.)

Artikel wie der Kommentar “Die Loveparade als Glücksfall” vom 23. Juli oder die großspurigen Übertreibungen von Ordnungsdezernent Rabe und Veranstalter Lopavent die Kapazität des Festivalgeländes betreffend sind plötzlich offline — “Technikprobleme”, wie mir der Pressesprecher der WAZ-Gruppe bereits am Dienstag erklärte.

Den (vorläufigen) Gipfel des Irrsinns erklomm aber Rolf Hartmann, stellvertretender Redaktionsleiter der “WAZ” Bochum. Anders als seine Kollegen, die sich hinterher als aktive Mahner und Warner sahen, schaffte es Hartmann in seinem Kommentar am Dienstag, völlig hinter dem Thema zu verschwinden:

Meine Güte, war man Anfang 2009 über OB & Co hergefallen, als die Stadt Bochum die Loveparade 2009 in Bochum absagte.

“Man.”

Nachtrag, 1. August: Stefan Niggemeier hat in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” über das gleiche Thema geschrieben.

Ihm hat Götz Middeldorf auch geantwortet:

Auf Nachfrage räumt Middeldorf ein, dass Sicherheitsbedenken nicht das Thema waren. “Wir waren immer gegen die Loveparade, aber aus anderen Gründen.” Dann muss die “International Herald Tribune” ihn mit seinem Lob für die eigene, einzigartige Weitsichtigkeit wohl falsch verstanden haben? “Das vermute ich mal”, antwortet Middeldorf. “Das ist nicht ganz richtig.” Er klingt nicht zerknirscht.

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Sport

Eine neue Liga ist wie ein neues Leben

Das war nicht schön, am Samstag in der Stammkneipe zu stehen und den VfL Bochum mit hängenden Fahnen untergehen zu sehen. Als Fan von Borussia Mönchengladbach ist man zwar Kummer gewohnt (und nach dem 1:6 in Hannover, das die Bochumer in die unglückliche Ausgangslage vor dem letzten Spieltag brachte, auch nicht frei von schlechtem Gewissen), aber dieses kampf- und lieblose Gekicke da tat schon weh.

Noch während sich die Stadt von diesem Tiefschlag zu erholen versuchte (was bei diesem grauen Wetter noch ein wenig länger dauert), hat Frank Goosen, Kabarettist, Schriftsteller und treuer VfL-Fan eine Brandrede … äh: geschrieben, die “Der Westen” gestern veröffentlicht hat.

Es ist eine bittere Abrechnung, die den Tausenden Fans aus der Seele sprechen dürfte, die immer zu ihrem Verein gehalten haben, nur um irgendwann festzustellen, dass ihr Verein einige strukturelle Probleme hat:

Dieser Verein ist mittlerweile durchsuppt von einem Gestus der Mittelmäßigkeit, einer Haltung, die kein Ziel, keine Vision kennt, nur Langeweile. Wer einmal das Glück hatte, den Aufsichtsratsvorsitzenden auf einer Saisonabschlussfeier sprechen zu hören, weiß, wo das herkommt: Nicht der VfL Wolfsburg sei deutscher Meister geworden, hieß es da, sondern VW. Auf dem zweiten Platz seien Allianz und Telekom gelandet. Und so weiter. So richtet man sich in einer Opferrolle ein, die im wahrsten Sinne des Wortes un-sportlich ist. Kein Rhönradfahrer kann seinen Sport mit diesem Habitus betreiben

Trotz all der (sicherlich berechtigten) Vorhaltungen ist Goosens Text nicht durchweg negativ. Er zeigt sogar neue Möglichkeiten auf:

Wie gesagt, der Verein braucht eine Identität und eine Idee von sich selbst. Er braucht auf allen Ebenen Personal, das diese Idee verkörpert und dafür kämpft. Wir wollen wieder Lust auf unseren Verein haben. Wenn es dafür nötig ist, ihn umzubauen, sollten wir sofort damit anfangen

Für mich klingt das, als habe da jemand seinen Hut in den Ring geworfen.

“Gebt uns unseren Verein zurück” bei “Der Westen”

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Politik Print

Verstrahlt

Für den “Westen”, das in Abwicklung befindliche Internetportal der WAZ-Gruppe, scheint der Wahlkampfauftritt von Angela Merkel in Unna das Ereignis des Tages gewesen zu sein. Immerhin wurde der Bericht darüber zwischenzeitlich an oberster Stelle auf der Startseite angeteasert:

Angela Merkel in Unna: Bundeskanzlerin sorgt für strahlende Gesichter. Unna. Nur strahlende Gesichter in der Unnaer Stadthalle. Der Auftritt von Bundeskanzlerin und CDU-Parteichefin Angela Merkel Samstagmittag im Rahmen des NRW-Landtagswahlkampfes war für die Unnaer Christdemokraten so etwas wie eine Krönungsmesse   weiterlesen...

Und wie die Gesichter gestrahlt haben:

  • Der lokale Parteivorsitzende Werner Porzybot strahlte natürlich.
  • Hubert Hüppe strahlte.
  • Ganz besonders strahlten Hanna Koppelmann, Alexandra Gaber und Rabea Lehmann in der nicht ganz voll besetzten Stadthalle (rund 700 Besucher).
  • Strahlendes Gesicht bei Stadthallen-Chef Horst Bresan: “Das war eine Punktlandung. Alles ist reibungslos gelaufen. Es hat überhaupt keine Probleme gegeben.”
  • Strahlendes Antlitz von Rudi Fröhlich, Leitungskraft bei der Unnaer Polizei.

Das ist natürlich ein sprachliches Mittel, das die Menschen da zu Beginn eines jeden Absatzes strahlen lässt. Und letztlich ist so ein Wahlkampfauftritt ja nichts anderes als eine Produkt-Präsentation, über die man auch nur schwer einen brauchbaren, objektiven Text schreiben kann — man kann ja schlecht aus Gründen der Ausgewogenheit bei allen anderen Parteien nachfragen, wie die eigentlich den Besuch der Kanzlerin in ihrer Stadt fanden. Und dennoch wirkt der Text über die “Regierungs-Chefin (schwarze Hose, hellbrauner Blazer)” geradezu grotesk überzeichnet. Die CDU-Mitgliederzeitschrift hätte kaum verklärender über Angela Merkel schreiben können, als es Jens Schopp für die “Westfälische Rundschau” getan hat.

Da bekam “der Ex-Bundestagsabgeordnete von der Kanzlerin von der Rednertribüne attestiert, er sei ‘der beste Behindertenbeauftragter der Bundesregierung, den man sich nur denken könne'”, Schülerinnen haben es “tatsächlich geschafft, Angela Merkel eine kleine, tönerne Friedenstaube samt Friedensbotschaft zu überreichen” und “selbst für Unnas Bürgermeister und SPD-Mitglied Werner Kolter war es mehr als nur ein Pflichttermin”. Die Bundeskanzlerin “gab sie sich staatsmännisch” und holte “nur gelegentlich” “die Wahlkampfkeule heraus”. Fehlt eigentlich nur noch, dass alle auf ihre Kosten kamen, immerhin sagte Merkel ja auch noch was “zur Erheiterung des Auditoriums”.

Jens Schopp ist offenbar nicht, wie ich ursprünglich angenommen hatte, ein Schüler, der im Auftrag der “Westfälischen Rundschau” zur mit staunendem Blick von der ersten Politikveranstaltung seines Lebens berichtet: Er ist Redakteur der Zeitung.

Dass derart bratwurstige Texte am Montag in Unna in der gedruckten Zeitung erscheinen, ist das eine — Lokaljournalismus ist die Hölle, ich würde nie im Leben dorthin zurückkehren und habe neben Mitleid vor allem Respekt übrig für jene Journalisten, die sich in die Tiefen von Vereinen und Kleinkunst und das Spannungsfeld verschiedenster Interessenverbände begeben, die sofort mit der Kündigung von Abos drohen. Warum man derartige Artikel als Aufmacher auf die Startseite eines ambitionierten Nachrichtenportals packt, ist mir allerdings schleierhaft.

Warum man solche Kommentare stehen lässt, allerdings auch:

Sone Ostarschschlampe kann selbst die blöden paderborner Landbrotärsche begeistern ist ja sonst nix los bei den Flachmännern. Die würden sogar bei einem Wildschweinauftritt Hurra rufen! #1 von P:M:, vor 2 Stunden

Nachtrag, 28. März: Der “Westen” hat – mal mit, mal ohne Hinweis – wüst in den Kommentaren herummoderiert und dabei auch den hier zitierten Kommentar entfernt.

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Digital

Ein Loch ist im Dach

Bei der Schalker Veltins-Arena ist – möglicherweise in Folge der hohen Schneelast, 80 Millionen Experten spekulieren schon wieder – ein Teil des Glasfaserdachs eingerissen.

Damit man sich selbst ein Bild der Lage machen kann, hat “Der Westen”, das Online-Portal der WAZ-Mediengruppe, eine kleine Bildergalerie zusammengestellt, die das Ausmaß des Schadens zeigt:

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Entweder der Fotograf hat sich (bei Temperaturen um den Gefrierpunkt) keinen Millimeter bewegt, während er die Bilder gemacht hat — oder “Der Westen” zeigt einfach sechs Mal das gleiche Bild in einem anderen Ausschnitt.

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Print Leben

Nächste Woche: Koli-Quiz

Ich bin ja auch der Meinung, dass man mit der intellektuellen Förderung von Kindern gar nicht früh genug anfangen kann. Aber muss man diese verantwortungsvolle Aufgabe denn ausgerechnet Bakterien überlassen?

Salmonellen in Dinslakener Kitas geben Rätsel auf

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Digital Gesellschaft

Wohlfaile Empörung

Ich hab mir heute nach fast sechs Jahren in Bochum zum ersten Mal eine “WAZ” gekauft — für einen Artikel im BILDblog über das Koma-Saufen, zu dem die Junge Union hier in der Stadt angeblich einlädt.

Ich weiß nicht, was ich von einer Party halten soll, bei der man für 10 Euro Eintritt 25 Euro vertrinken kann, so dass die rot-grünen Shots, die “weg müssen”, im Endeffekt weniger als einen Euro kosten. Aber ich würde auch noch viel weniger ins Playa gehen, als ich CDU wählen würde.

Was ich weiß, ist, dass die ganze Aufregung um diese Party irgendwie typisch war: Beim “Westen” steht, die Gutscheine müssten in anderthalb Stunden vertrunken werden, und kurz darauf steht es so in vielen Blogs und mehr als 300 Leute twitterten, dass die Junge Union …

Auch ich hatte den Link zum “Westen” für eine Minute in meinen delicious-Links, ehe mir bei den dortigen Trackbacks der Link zu Waynes Blog auffiel, in dem dieser der “WAZ” schlechten Journalismus vorwarf.

Ob die Junge Union möglicherweise erst nach Erscheinen des Artikels beim “Westen” auf ihrer Website klargestellt hat, “dass der Gutschein zwar bis 23:30 an der Kasse erworben werden muss aber die ganze Nacht genutzt werden darf”, ist eigentlich unerheblich — die Blogger, die sich auf die Story stürzten, hätten wenigstens den Versuch unternehmen müssen, bei der Jungen Union nach Informationen zu suchen. (Ich natürlich auch, bevor ich den Link gespeichert habe. Ganz besonders, wenn die Quelle “WAZ Bochum” heißt.)

Es kann doch nicht sein, dass wir immer wieder die Informationen loben, die im Internet für jeden überall und frei verfügbar sind, und dann nicht mal drei Minuten darauf verwenden, bei einer solchen Geschichte auch die Gegenseite abzuchecken. Stattdessen wird der Link blindlings bei Twitter weiterverbreitet — natürlich nicht, ohne ihn vorher nicht noch mit “#fail”, “#cdu-” und “#piraten+” (aus Prinzip!) versehen zu haben.

Natürlich traue auch ich den Parteien (und zwar allen) im Wahlkampf so ziemlich alles zu. Aber es spricht trotzdem nicht für die Medienkompetenz von Internet-Powerusern, wenn sie blind auf eine Geschichte anspringen, die ihnen zufälligerweise ins Weltbild passt. Im Gegenteil: In solchen Momenten sind wir keinen Deut aufgeklärter als der alte Mann, der seit 60 Jahren immer die gleiche Partei wählt.

Nachtrag, 22:50 Uhr: Wie hatte ich nur “BO-Alternativ”, das lokale “Indymedia”-Pendant vergessen können? Dort sorgte die Junge Union schon gestern Nachmittag “mal wieder für einen Skandal”.

Andererseits hatte man sich dort die Mühe gemacht, bei der CDU-Jugendorganisation selbst nachzufragen:

Der Pressesprecher der JU Torsten Bade hält das alles für ein Missverständnis: Die Gäste könnten länger trinken und für jugendliche Disko-BesucherInnen sei das ein ganz normales Angebot. Er räumte aber auch ein, dass es schon mehrere Anrufe wegen der Geschichte gegeben habe und einige Plakate auch wieder abgehängt worden seien.

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Musik Digital

A Different Point Of View

So schwer ist das bei den Pet Shop Boys ja eigentlich nicht: Anders als bei Arcade Fire (ca. 7) oder The Polyphonics Spree (ca. 23) gibt es nur zwei Bandmitglieder — und wenn man die nicht auseinanderhalten kann, nimmt man eben ein Foto, wo beide drauf sind, und schreibt beide Namen darunter.

Man kann es natürlich auch so machen wie “Zeit Online” und die Namen der beiden unter ein Foto schreiben, das zwei der vier Backgroundsänger/-tänzer zeigt:

Aufgeräumt: Die Pet Shop Boys Neil Tennant und Chris Lowe halten Hof im Berliner Tempodrom

Beim “Westen” bleibt immerhin unklar, ob es sich um eine Bildunterschrift oder den Vorspann des Artikels handeln soll:

Köln. Sie haben so ziemlich alle Moden ihrer Pionierzeit überlebt, aber sie selbst haben sich brillant gehalten: Die Pet Shop Boys im Kölner "Palladium".

In Wahrheit sehen Neil Tennant und Chris Lowe bei den Konzerten (bzw. zu Beginn, wenn die Presse fotografieren darf) ein bisschen anders aus. Aber das hätte ich auch nicht gewusst, wenn ich nicht zufällig dagewesen wäre.

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Digital

Understanding In A Car Crash

Warnung!

In diesem Eintrag werden Seiten verlinkt, auf denen brutale und verstörende Fotos bzw. Videos zu sehen sind. Wenn Sie empfindlich auf solche Darstellungen reagieren oder es Ihnen reicht, sich vorzustellen, wie die Opfer eines Verkehrsunfalls aussehen, dann klicken Sie bitte auf keinen dieser Links!

Da hat man sich den Mund fusselig diskutiert nach dem Amoklauf von Winnenden, hat an journalistische Ethik oder einfach nur an den gesunden Menschenverstand appelliert, wenn es um Gewaltdarstellungen in den Medien ging. Gerade letzte Woche hatte ich mich und mögliche mitlesende Journalisten mal wieder gefragt (da dürften Sie jetzt drauf klicken, das ist nur ein Coffee-And-TV-Artikel), ob man eigentlich alle Quellen nutzen müsste, die einem so zur Verfügung stehen, um ein schreckliches Ereignis aufzubereiten.

Aber letztlich braucht es wohl einfach nur genug Blut und in den Gehirnen der Online-Redakteure reißen die letzten Synapsen ab.

Im niederländischen Apeldoorn ist bei der Parade zum heutigen Königinnentag gegen 12 Uhr Mittags ein Auto in die Menschenmenge gefahren und erst vor einem Denkmal zum Stehen gekommen. Im Moment geht man von vier Toten und mindestens 20 Verletzten aus.

Weil sich zumindest Teile dieses Unfalls in der direkten Nähe des königlichen Busses abspielten, wurden diese Bilder live im Fernsehen übertragen. Dass grausame Dinge on air passieren, gehört zu den Risiken einer Live-Übertragung. Die Frage ist, wie man in den nächsten Momenten damit umgeht.

Die Sender des niederländischen RTL haben Videos ins Internet gestellt, auf denen Menschen über die Straße geschleudert werden. Zuschauer schreien entsetzt (und gut hörbar) auf, später sieht man Polizisten bei verzweifelten Wiederbelebungsversuchen. Ich weiß nicht, was davon live über den Sender ging und was “nur” aufgenommen wurde — ich bin mir nur ziemlich sicher, dass die Betrachtung dieser brutalen Bilder keine zwingende Voraussetzung für ein Verständnis des Vorgangs “Auto rast in Menschenmenge” darstellt.

In den niederländischen Fernsehsendern sind die Bilder des Vorfalls immer wieder zu sehen — auf manchen nur die letzten Meter, bevor das Auto in die Umzäunung des Denkmals kracht, auf den Sendern der RTL-Gruppe auch noch mal ein paar Menschen, die getroffen werden. Reporter der Privatsender stehen vor dem Auto-Wrack, während im Bildhintergrund die abgedeckten Leichen liegen, die Öffentlich-Rechtlichen haben ihre Reporter inzwischen vor dem Königspalast abgestellt.

Aber die niederländischen Medien, die eh sehr viel liberaler sind im Umgang mit expliziten Darstellungen, sollen uns hier nur am Rande und unter exotischen Aspekten interessieren. Wir haben ja unsere eigenen Medien, allen voran die im Internet.

Trash-Portale wie “Spiegel Online”, Bild.de, focus.de und stern.de, aber auch FAZ.net zeigen Bildergalerien, in denen man sich unter anderem darüber informieren kann, wie eigentlich schwere Kopfverletzungen oder Mund-zu-Mund-Beatmungen aussehen.

tagesschau.de zeigt als Aufmacherbild eine Totale (wie man sie auch in der “Netzeitung” und der Klickstrecke von “RP Online” findet) mit mehreren Verletzen, während im Fernsehbeitrag hauptsächlich entsetzte Augenzeugen (darunter ein weinendes Kind) zu sehen sind.

Spekulationen schießen (natürlich) ins Kraut und Bild.de brauchte nur wenige Zentimeter, um aus einer Frage …

Schock für Beatrix am Königinnentag in Holland: War es ein Anschlag? Autofahrer raste in Menschenmenge - vier Tote und fünf Schwerverletzte

… eine Tatsache zu machen:

Anschlag auf Königin Beatrix: Der Bus mit der königlichen Familie – nur wenige Meter trennen ihn von der Stelle, an der der Suzuki in das Denkmal gerast ist. In der Mitte zu erkennen...

Beim Westen war vermutlich eher sprachliches Unvermögen als Zynismus Schuld an einer Bildunterschrift wie dieser:

Begeistert warten die Zuschauer im holländischen Apeldoorn auf den Besuch der Königsfamilie, als ein Auto in die Menschenmenge rast.

(Unnötig zu erwähnen, dass das Foto natürlich keine begeisterten Wartenden zeigt, sondern in Bewegung befindliche Unfallopfer. Der Bildausschnitt wurde übrigens später noch verändert, so dass nun weniger von den Körpern und mehr vom Auto zu sehen ist.)

Von allen großen Portalen, die mir spontan einfielen, kommt nur sueddeutsche.de ohne allzu brutale Fotos und/oder Bildergalerien aus. Allerdings erhielt meine zaghafte Erleichterung einen Dämpfer, als ich in den Kommentaren zum Artikel erst Kritik an (offenbar vorher dort gezeigten) Bildern fand und dann das hier las:

 30.04.2009  14:29:35 Moderator (sueddeutsche.de): Liebe user, obwohl das von uns zunächst gezeigte Bild aus dokumentarischen Gründen auch in anderen Publikationen zu sehen war, haben wir uns aus Pietätsgründen dazu entschieden ein anderes Bild zu verwenden. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Moderator

Die obligatorische Gegenprobe beim Online-Auftritt des “Guardian” ergab: Ein zertrümmertes Auto sagt auch viel aus.

Mit besonderem Dank an unsere Niederlande-Korrespondentin Leonie.

Nachtrag, 23:55 Uhr: Zu früh gelobt: Der “Guardian” hat mit einer Bildergalerie und einem Video nachgelegt, wo Bilder zu sehen sind, die meines Erachtens auch nicht nötig wären.

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Musik

Overwhelmed by their hometown

Gestern also spielten die Kilians anlässlich der Veröffentlichung ihres zweiten Albums “They Are Calling Your Name” (erscheint Ende nächster Woche, kann man jetzt schon bei last.fm hören) in ihrer Heimatstadt Dinslaken.

Wie es wirklich war, werden wir am Montag (also 60 Stunden nach dem Konzert) in den Lokalzeitungen lesen können. Da wird dann vermutlich auch die exakte Besucherzahl stehen (Coffee-And-TV-Schätzungen: 1.200 bis 1.500).

Bis dahin verweise ich auf ungefilterte Live-Eindrücke in 13 Fotos und sechs Tweets:

Auf in die Stadt, #Kilians gucken. l:Dinslaken
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Leben Gesellschaft

Homegrown Terror

Vorhin hatte ich noch zwei Absätze über meine Schule und die Folge von Amokläufen geschrieben.

Was ich nicht ahnen konnte: Zu diesem Zeitpunkt war das Theodor-Heuss-Gymnasium in Dinslaken in heller Aufregung. Im Internet (aha!) hatte jemand mit einem Amoklauf gedroht — “Wahrscheinlich ein Nachahmungstäter”, wie die “Rheinische Post” berichtet.

Während sich bei derwesten.de Kommentare besorgter Eltern sammeln, habe ich meinen Bruder Justus, der in diesem Jahr am THG sein Abitur macht, gebeten, mir seine Eindrücke vom Vormittag zu schildern:

Als ich heut morgen zur Schule lief, war ich spät dran. Von weit weg habe ich zwei Polizeiautos gesehen. Erst dachte ich, die Polizei würde wieder armen Schülern Geld für das Fahren auf der falschen Straßenseite abnehmen, aber als ich dann noch 2 Mannschaftswagen sah dachte ich mir, es muss was größeres sein.

Die ersten beiden Stunden verliefen normal, nach der 1. großen Pause blieben jedoch alle Schüler auf dem Schulhof, da fiel erst auf, dass sich kein Lehrer auf dem Schulhof befand. Diese haben in der Zwischenzeit, im Lehrerzimmer eingeschlossen, einen Crashkurs in Sachen Amokverhalten bekommen. In der Situation hat man sich gefragt: “Wenn alle Lehrer und Polizisten im Lehrerzimmer sind, wer passt dann hier auf, falls wirklich einer Amok laufen sollte?”

Eine halbe Stunde später ging der Unterricht weiter und unser Lehrer hat uns mitgeteilt, dass in einem Chat im Internet ein Schüler des THGs eine Amokwarnung geschrieben hat. Als Vorsichtsmaßnahme sollen die Türen abgeschlossen werden und bei einem bestimmten Codewort durch die Lautsprecher sollten Tische umgeworfen werden und die Schüler sich flach auf den Boden legen.

In der Freistunde danach wurde bekannt, dass der Username irgendwas mit Marcus wäre und jeder Marcus der Schule verhört wurde. Bei manchen soll die Polizei sogar zuhause gewesen sein. Als ich mit einem Freund den Schulhof verlassen wollte, wurde uns mitgeteilt, dass wir beim Wiederbetreten des Schulhofs unseren Ausweis vorzeigen müssen. Allgemeiner Unterrichtsschluss war um 13.15 Uhr, damit die Polizisten Feierabend machen können. Nächsten Montag und Dienstag soll die Schule ebenfalls überwacht werden.

Alles in allem waren 2 Motorradpolizisten im Stadtpark, 2 Mannschaftswagen, 4 Streifenwagen und auch noch ein Zivilfahrzeug rund ums Schulgelände positioniert.

Wir hatten nicht wirklich Angst. Eher kamen Scherze von allen Seiten zu den Markusen unserer Schule. Keiner ist wirklich davon ausgegangen das was passieren würde, bis auf ein paar junge Lehrerinnen.