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Old man yells at cloud

Seit meine Familie ihre Sommerurlaube in den Niederlanden verbringt (also seit kurz nach Ende des Wiener Kongress), ist es lieb gewonnene Tradition, bei Ausflügen ins Nachbarland die dortigen Supermärkte aufzusuchen und all jene kleinen Köstlichkeiten in gerade noch haushaltsüblichen Mengen rauszuschleppen, die in Deutschland rätselhafterweise nicht zu haben sind: Pindakaas, Pasta Choca, Krentenbollen, Vla und Hagelslag. Erst letzten Monat nutzte ich eine Familienfeier im Grenzgebiet, um anschließend noch mal ordentlich was fürs holländische Bruttoinlandsprodukt zu tun. ((Wie das ungefähr aussieht, hatte ich vor sieben Jahren hier im Blog schonmal gezeigt.)) In Zeiten der Globalisierung sind diese grocery shopping sprees allerdings zunehmend symbolischer geworden: Schokoladenstreusel bekommt man hier schon lange, seit einiger Zeit auch Vla und seit kurzem bekommt man bei jedem Discounter abgepackte Rosinenbrötchen, die den niederländischen Originalen zumindest in Konsinstenz und Optik zum Verwechseln ähneln. Das nimmt den Produkten den Reiz der begrenzten Verfügbarkeit und sorgt nebenher für so ernüchternde Erkenntnisse wie die, dass ich eigentlich gar keinen Pudding mag.

Holländische Spezialitäten.

Ich habe Probleme, mich zu entscheiden. Deswegen meide ich Restaurants mit großen Karten, ((Ich verfüge nämlich auch nicht über eine dieser Lebensmittelunverträglichkeiten, die einem die Auswahl massiv eingrenzt — solange keine Walnüsse im Essen sind oder es sich um gefüllte Nudeln handelt, kann und mag ich alles essen.)) Kaufhäuser und diese Bars mit 246 Sorten Gin. Noch schlimmer sind Frühstücksbüffets und “All you can eat”-Läden, weil ich da immer das Gefühl habe, ich müsste jetzt wirklich alles probieren und verzehren — ich hab ja schließlich dafür gezahlt und das Zeugs steht da jetzt rum und darf eh nicht zurück in die Küche. Und während ich beim Betreten von Buchhandlungen seit jeher leicht depressive Schübe bekomme, weil ich denke: “Das werde ich bis zum Ende meines Lebens niemals alles lesen können”, sind Leihbüchereien noch schlimmer, denn da kann ich ja nicht mal mehr auf eine Intervention meines Kontostands hoffen. Lauter offene Türen, also Zeit, klaustrophobisch zu werden.

Und so komme ich dann auch mit dem Konzept “Streaming” überhaupt nicht klar: Seit ich Kunde bei Musikstreamingdiensten bin (erst Spotify, dann Apple Music) habe ich weniger Musik gehört als je zuvor in meinem Leben. Jede Woche werden mir dutzende neue Songs und Alben angezeigt, von denen ein Algorithmus glaubt, dass sie mir gefallen könnten — also höre ich lieber das, was ich kenne, und kaufe die neuesten Werke der Künstler, von denen ich sonst schon alles habe. ((Tolle neue Alben von Weezer und den Pet Shop Boys, übrigens!)) Natürlich auf CD, denn das ist ja mein anderes Dilemma: Ich will den ganzen Kram natürlich auch besitzen. Ins Regal stellen. Anfassen können. Haben. MP3s waren irgendwie auch noch okay, denn da “habe” ich ja die Datei auf der Festplatte. Streaming ist da wie Auto leasen: zahlen, aber am Ende nichts besitzen.

Gleiches Dilemma bei Fernsehserien: Weil ich es mag, wenn meine Amazon-Bestellungen noch am selben Tag verschickt werden, damit ich sie am übernächsten Werktag im Postamt abholen kann, bin ich “Prime”-Kunde — und bekomme ungefragt die Option, hunderte Fernsehserien jederzeit kostenlos anschauen zu können. So könnte ich die Stunden, in denen ProSieben keine Wiederholungen von “The Big Bang Theory” zeigt, mit Wiederholungen von “The Big Bang Theory” überbrücken. Wenn ich denn “The Big Bang Theory” gucken wollen würde — oder irgendeine andere Fernsehserie.

Fernsehen ist für mich wie für andere Leute Sport: Wenn jemand mitkommt und mich dazu zwingt, ist es meist ganz okay. Alleine fallen mir meist hundert Sachen ein, die ich dringender erledigen müsste. ((Sport, zum Beispiel.)) Dann möchte ich aber gerne auch, dass die Programmplaner mir gnadenlos vorgeben, was ich wann zu gucken habe. So wie früher, als ich jeden Montagabend zu meinen Großeltern gegangen bin, um “Akte X” zu gucken, weil meine Eltern keine Satellitenschüssel hatten. Der 50 Meter lange Rückweg durch einen nächtlichen Garten gewinnt für einen 12-Jährigen deutlich an Spannung, wenn er sich vorher mit Aliens, Zombies oder Verschwörungen beschäftigt hat. Wenn ich Fernsehen nicht linear (oder, wie ich es nenne: “normal”) gucken kann, will ich es gar nicht sehen. Und dann diese Mengen! “Guck Dir ‘Breaking Bad’ an!” — alles klar: 62 Folgen, ((Und damit noch für amerikanische Serien noch vergleichsweise wenig.)) sehe ich aus, als hätte ich so viel Zeit?! Ich habe bei meinen Eltern noch einen laufenden Meter VHS-Kassetten mit über hundert Folgen “Nash Bridges” stehen, die ich Ende der 1990er Jahre auf Vox mitgeschnitten habe!

Diese modernen Fernsehserien sind aber eh nichts für mich: Handlungsstränge, die sich über Wochen und Monate entfalten, “horizontales Erzählen”, Chronologiesprünge — urgs! Genauso schlimm wie diese unendlichen Kinofilme von Christopher Nolan und Zack Snyder! Ich lese auch am liebsten Bücher mit weniger als 300 Seiten, dann kann ich mehr verschiedene lesen. Wie dem älteren Herrn im Wartezimmer beim Arzt, der sehr detailliert, aber völlig pointenfrei erzählt, was er neulich im Wartezimmer beim Bürgerbüro erlebt hat, möchte ich sonst immer rufen: “Komm zum Punkt!” Aber ich schweife ab.

Neulich wollte ich “Solsbury Hill” von Peter Gabriel hören. Zu Schulzeiten hätte ich dazu erst meinen Vater befragt und wäre dann in die Stadtbibliothek gefahren. ((Musik aus der Stadtbibliothek ging übrigens immer total in Ordnung, die konnte man ja erst auf Kassette und später dann auf die Festplatte kopieren, also “haben” — versuchen Sie das mal mit einem Buch!)) Wenn das entsprechende Album dort auch nicht verfügbar gewesen wäre, hätte ich nacheinander die – mittlerweile natürlich alle geschlossenen – Plattenläden meiner Heimatstadt abklappern müssen. Ich erinnere mich, wie ich Anfang 2000 bei bitterer Kälte mit meinem Fahrrad jeden Ort in Dinslaken ansteuerte, an dem ich Tonträger hätte käuflich erwerben können — sogar den Karstadt und die drei Videotheken. ((Videotheken! “Wie Netflix, nur mit Kosten für Miete und Personal.”)) Nirgendwo gab es den Soundtrack zu “Fight Club”. Anderthalb Wochen später fuhr ich mit meinen Freunden mit dem Zug nach Essen, um die CD dort, in der großen Stadt, endlich zu erwerben. Das gleiche ein paar Monate später mit dem Album “St. Amour” von Tom Liwa. Was meinen Sie, wie euphorisch ich jeweils war, als ich die CDs endlich nach hause schleppen und dort hören konnte? Heute: drei Klicks — Mega-Spannungsbogen! Und so habe ich dann neulich auch blitzschnell das (wirklich phantastische) erste selbstbetitelte Album von Peter Gabriel ((Oder “Car”, wie wir Nerds sagen.)) hören können. Und seitdem nie wieder, denn es wäre ja theoretisch jederzeit verfügbar, genauso wie fast jedes andere Album der Musikgeschichte. Kein “Ich hab das jetzt gekauft, da muss ich es auch jeden Tag hören”-Rechtfertigungszwang mehr, kein “Ich hab doch nur soundso viele CDs”-Ressourcenmangel. Kein Wunder, dass Konzepte wie Polyamorie und Offene Beziehung plötzlich näher liegen als auf dem Dorf.

Musiksammlung.

Douglas Adams hat über das Verhältnis von Menschen und Technologie geschrieben:

I’ve come up with a set of rules that describe our reactions to technologies:

1. Anything that is in the world when you’re born is normal and ordinary and is just a natural part of the way the world works.

2. Anything that’s invented between when you’re fifteen and thirty-five is new and exciting and revolutionary and you can probably get a career in it.

3. Anything invented after you’re thirty-five is against the natural order of things.

Die Zahl “thirty-five” kann man bei mir bequem durch “twenty-five” ersetzen. Mit 13 war ich online, ((Wenn auch anfangs nur sehr wenig, sehr langsam, dafür aber sehr teuer.)) es ist für mich so normal wie elektrischer Strom oder analoges Antennenfernsehen. Mit 15 habe ich meine ersten Texte ins Internet geschrieben und das war so, wie eine eigene Zeitung herauszugeben: toll. Deswegen habe ich dann mit 23 einen Blog aufgemacht. Und obwohl ich hier in den nach unten offenen Kommentarspalten ((Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an dieses Bonmot aus der guten, alten Zeit.)) einige Freunde gefunden habe, muss ich zugeben, dass ich diesen Rückkanal gar nicht zwingend gebraucht hätte. Und hier sind ja zumeist total vernünftige Leute unterwegs! Stellen Sie sich mal vor, Sie arbeiten für die “Tagesschau”, halten Ihre Zuschauer für einigermaßen aufgeklärt und müssen dann erleben, was die auf Ihrer Seite oder gar bei Facebook kommentieren. Da wird der Betreuungsschlüssel nahegelegener Therapieeinrichtungen schnell überreizt!

Ich hätte deshalb gerne mein Internet von 2010 zurück: Blogs statt Facebook, ICQ statt WhatsApp und E-Mail statt Slack. Auch die Computer waren damals noch besser: MacBooks hatten verschiedene Anschlüsse für verschiedene Geräte und ein CD/DVD-Laufwerk, Mobiltelefone passten noch in Hosentaschen und auch die Betriebssysteme waren noch bedeutend besser als nach dem 17. Upgrade. “Online gehen” setzte, wenn schon nicht mehr die leicht umständliche Einwahl per Modem, so doch zumindest einen Computer voraus, der zumeist auch noch an einen Platz gebunden war. Heute “geht” man ja nicht mehr online, man ist es. Immer, überall. Kein drinnen und draußen mehr. ((Viele Leute wissen dabei nicht mal, dass sie das Internet nutzen, die nutzen nur Facebook.)) Das Foto, gerade gemacht, ist jetzt schon auf allen Geräten, die mit dem Konto verbunden sind — oder, wenn Sie prominent sind, beim Hacker.

Neuester Trend: Live-Videos. Journalisten, gleichermaßen geblendet vom Moment des Dabeiseins und den neuen technischen Möglichkeiten, streamen wie besoffen von Parteitagen, Konferenzen und Festivals, ((Wenn’s gut läuft. Wenn’s schlecht läuft, streamen sie live aus Polizeioperationen.)) die sie eigentlich besuchen, um zu beobachten, zu analysieren und einzuordnen. Positiver Nebenaspekt von so viel Live-Leben allerdings: Der früher oft so gefürchtete Dia- oder Videoabend nach einer großen (oder auch kleinen) Reise ist zurecht fast komplett ausgestorben.

Mag sein, dass andere Menschen mit dieser permanenten Verfügbarkeit von allem, inkl. ihrer selbst, besser klarkommen als ich. Gespräche mit Psychologen und Soziologen legen allerdings nahe, dass dem nicht so ist. Aber man kann sich ja jederzeit sein Entschleunigungs-Magazin mit Landhausflair und Lavendelduft auf dem iPad angucken oder die Meditations-App starten. Oder halt einfach durchdrehen, die Möbel aus dem Fenster schmeißen und den Kopf gegen die Wand schlagen.

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Unterwegs

Zeelandcontent

Westkapelle

Strand bei Domburg

Dünen bei Domburg

Zumindest ich wäre dann schon mal wieder da

Erwarten Sie aber nicht zu viel: Drei Tage ohne Internet, deutsche Medien und Politik sind ein Segen und ich tue mich sehr schwer damit, mich diesem Irrsinn überhaupt wieder auszusetzen. Momentan vertrete ich den Standpunkt, dass dieser ganze Fortschritt ein Fehler war und wir lieber alle in windschiefen Häusern hinter Deichen leben und Tulpen züchten sollten.

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Digital

Understanding In A Car Crash

Warnung!

In diesem Eintrag werden Seiten verlinkt, auf denen brutale und verstörende Fotos bzw. Videos zu sehen sind. Wenn Sie empfindlich auf solche Darstellungen reagieren oder es Ihnen reicht, sich vorzustellen, wie die Opfer eines Verkehrsunfalls aussehen, dann klicken Sie bitte auf keinen dieser Links!

Da hat man sich den Mund fusselig diskutiert nach dem Amoklauf von Winnenden, hat an journalistische Ethik oder einfach nur an den gesunden Menschenverstand appelliert, wenn es um Gewaltdarstellungen in den Medien ging. Gerade letzte Woche hatte ich mich und mögliche mitlesende Journalisten mal wieder gefragt (da dürften Sie jetzt drauf klicken, das ist nur ein Coffee-And-TV-Artikel), ob man eigentlich alle Quellen nutzen müsste, die einem so zur Verfügung stehen, um ein schreckliches Ereignis aufzubereiten.

Aber letztlich braucht es wohl einfach nur genug Blut und in den Gehirnen der Online-Redakteure reißen die letzten Synapsen ab.

Im niederländischen Apeldoorn ist bei der Parade zum heutigen Königinnentag gegen 12 Uhr Mittags ein Auto in die Menschenmenge gefahren und erst vor einem Denkmal zum Stehen gekommen. Im Moment geht man von vier Toten und mindestens 20 Verletzten aus.

Weil sich zumindest Teile dieses Unfalls in der direkten Nähe des königlichen Busses abspielten, wurden diese Bilder live im Fernsehen übertragen. Dass grausame Dinge on air passieren, gehört zu den Risiken einer Live-Übertragung. Die Frage ist, wie man in den nächsten Momenten damit umgeht.

Die Sender des niederländischen RTL haben Videos ins Internet gestellt, auf denen Menschen über die Straße geschleudert werden. Zuschauer schreien entsetzt (und gut hörbar) auf, später sieht man Polizisten bei verzweifelten Wiederbelebungsversuchen. Ich weiß nicht, was davon live über den Sender ging und was “nur” aufgenommen wurde — ich bin mir nur ziemlich sicher, dass die Betrachtung dieser brutalen Bilder keine zwingende Voraussetzung für ein Verständnis des Vorgangs “Auto rast in Menschenmenge” darstellt.

In den niederländischen Fernsehsendern sind die Bilder des Vorfalls immer wieder zu sehen — auf manchen nur die letzten Meter, bevor das Auto in die Umzäunung des Denkmals kracht, auf den Sendern der RTL-Gruppe auch noch mal ein paar Menschen, die getroffen werden. Reporter der Privatsender stehen vor dem Auto-Wrack, während im Bildhintergrund die abgedeckten Leichen liegen, die Öffentlich-Rechtlichen haben ihre Reporter inzwischen vor dem Königspalast abgestellt.

Aber die niederländischen Medien, die eh sehr viel liberaler sind im Umgang mit expliziten Darstellungen, sollen uns hier nur am Rande und unter exotischen Aspekten interessieren. Wir haben ja unsere eigenen Medien, allen voran die im Internet.

Trash-Portale wie “Spiegel Online”, Bild.de, focus.de und stern.de, aber auch FAZ.net zeigen Bildergalerien, in denen man sich unter anderem darüber informieren kann, wie eigentlich schwere Kopfverletzungen oder Mund-zu-Mund-Beatmungen aussehen.

tagesschau.de zeigt als Aufmacherbild eine Totale (wie man sie auch in der “Netzeitung” und der Klickstrecke von “RP Online” findet) mit mehreren Verletzen, während im Fernsehbeitrag hauptsächlich entsetzte Augenzeugen (darunter ein weinendes Kind) zu sehen sind.

Spekulationen schießen (natürlich) ins Kraut und Bild.de brauchte nur wenige Zentimeter, um aus einer Frage …

Schock für Beatrix am Königinnentag in Holland: War es ein Anschlag? Autofahrer raste in Menschenmenge - vier Tote und fünf Schwerverletzte

… eine Tatsache zu machen:

Anschlag auf Königin Beatrix: Der Bus mit der königlichen Familie – nur wenige Meter trennen ihn von der Stelle, an der der Suzuki in das Denkmal gerast ist. In der Mitte zu erkennen...

Beim Westen war vermutlich eher sprachliches Unvermögen als Zynismus Schuld an einer Bildunterschrift wie dieser:

Begeistert warten die Zuschauer im holländischen Apeldoorn auf den Besuch der Königsfamilie, als ein Auto in die Menschenmenge rast.

(Unnötig zu erwähnen, dass das Foto natürlich keine begeisterten Wartenden zeigt, sondern in Bewegung befindliche Unfallopfer. Der Bildausschnitt wurde übrigens später noch verändert, so dass nun weniger von den Körpern und mehr vom Auto zu sehen ist.)

Von allen großen Portalen, die mir spontan einfielen, kommt nur sueddeutsche.de ohne allzu brutale Fotos und/oder Bildergalerien aus. Allerdings erhielt meine zaghafte Erleichterung einen Dämpfer, als ich in den Kommentaren zum Artikel erst Kritik an (offenbar vorher dort gezeigten) Bildern fand und dann das hier las:

 30.04.2009  14:29:35 Moderator (sueddeutsche.de): Liebe user, obwohl das von uns zunächst gezeigte Bild aus dokumentarischen Gründen auch in anderen Publikationen zu sehen war, haben wir uns aus Pietätsgründen dazu entschieden ein anderes Bild zu verwenden. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Moderator

Die obligatorische Gegenprobe beim Online-Auftritt des “Guardian” ergab: Ein zertrümmertes Auto sagt auch viel aus.

Mit besonderem Dank an unsere Niederlande-Korrespondentin Leonie.

Nachtrag, 23:55 Uhr: Zu früh gelobt: Der “Guardian” hat mit einer Bildergalerie und einem Video nachgelegt, wo Bilder zu sehen sind, die meines Erachtens auch nicht nötig wären.

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Unterwegs

I Cross The Line

Wie Sie diesem Blog regelmäßig entnehmen können, sind es gerade die kleinen Dinge, über die ich mich stundenlang freuen könnte.

Seit zwei Tagen erfreue ich mich an einer vermutlich eher nebensächlichen Entdeckung, die ich machte, als ich in einer Gegend unterwegs war, deren Einwohner sich aus mir unerfindlichen Gründen dem Münsterland zugehörig fühlen — obwohl sie genauso gut am schönen Niederrhein wohnen könnten.

Aber sehen Sie selbst:

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Digital

“Something more substantial”

Mansfield Frazier, ein schwarzer Journalist aus Cleveland, warnt in einem Artikel bei The Daily Beast vor einer zu starken Vereinnahmung des neuen US-Präsidenten.

Eigentlich bezieht er sich dabei auf den Obama-Hype in der black community, wo man bereits Straßen und Schulen nach Barack Obama benannt hat:

When Obama asked us to get involved, I think he was asking us to do something more substantial, like going into the schools and helping by tutoring, not just taking the easy, cheap, and hollow shot of naming a school after him.

Er macht sich aber auch Sorgen, dass Obama noch weiter ausgeschlachtet werden könnte:

Let’s just pray that whites don’t catch the Obama fever at the corporate level. Things could get real ugly then in the marketplace: Obama fries at Mickey D’s.

Offenbar haben die Europäer den Amerikanern da ausnahmsweise mal was voraus.

Hier sind die Neuzugänge seit 1:32 Uhr heute Nacht:

Holländer taufen Apfelsorte "Obama"

[Aus den “Westfälischen Nachrichten”, entdeckt von Johannes]

WÜRZBURG Provinz auf Weltniveau? Yes WÜ can! Info- und Gesprächsabend zur umstrittenen Werbekampagne der Würzburg AG. Kritik hat es reichlich gehagelt an "Würzburg – Provinz auf Weltniveau". Dieter Schneider, in dessen Agentur der im September 2008 vorgestellte Werbespruch entstand, hält diesen nach wie vor für einen "Hammer-Slogan". [...] Dass für die Vermarktung von Würzburg was gehen muss, war bei der Gesprächsrunde herauszuhören. Dieter Schneider verabschiedete die Teilnehmer so optimistisch wie trendgerecht mit "Yes WÜ can".

[Aus der “Mainpost”, entdeckt von Björn]

Yes we did - The Obama Party

[Werbeplakat für eine Party in den Hamburger Docks, eingesandt von Martina]

Um noch mal Mansfield Frazier zu zitieren:

By making Obama something less than seldom seen, we’re at risk of destroying his cool mystique. We’re in danger of trivializing his brand by acting like a pack of mad paparazzi.

[Das Tor zur Hölle]

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Leben Unterwegs

Der Weg ist das Ziel

Arnhem Central

Ich war ja in Amsterdam. Das Hinkommen war allerdings ein bisschen knifflig, das Wegkommen noch mehr.

Und das kam so:

Am Mittwoch, 23. Juli Uhr bestieg ich um 09:35 Uhr in Oberhausen den ICE International 226 nach Amsterdam – dort sollte er allerdings nie ankommen, da kurz vor Utrecht allen Fahrgästen per Durchsage mitgeteilt wurde, der Zug werde heute nur bis Utrecht fahren. Etliche Leute mussten mit ihrer Arbeit aufhören, die sie sich für die 110-minütige Fahrt vorgenommen hatten (ich nur mit dem Gucken von DVDs), die Familie am Nebentisch, die sich auf einem Tagesausflug nach Amsterdam befand, begann ihr Besuchsprogramm im Geiste zusammenzustreichen. In Utrecht wurde unser Zug sofort nach Einfahrt zu einem ICE nach Frankfurt (Main) umdeklariert, der allerdings auch schon einiges an Verspätung hatte. Außerdem hätte er eigentlich aus Amsterdam abfahren sollen und eben nicht aus Utrecht. Wir aber stiegen in einen niederländischen Intercity (was ungefähr unseren Regionalexpressen entspricht) und kamen mit etwa 25 Minuten Verspätung in Amsterdam an.

Am Freitag, 25. Juli sollte der ICE International Richtung Frankfurt um 18:34 Uhr in Amsterdam Centraal losfahren. Eine dreisprachige Durchsage informierte mich und die anderen Fahrgäste darüber, dass der Zug heute erst ab Arnhem fahren werde – wir mögen bitte mit dem Intercity um 18:22 Uhr bis dort fahren. Man machte sich Sorgen, ob wir den ICE denn in Arnhem überhaupt erreichen würden – erst spät kamen Durchsagen, dass der ICE dort auf uns warten würde.

Er hätte nicht warten brauchen, denn wir erreichten Arnhem so, dass ein Wechsel in den dort für 19:37 Uhr eingeplanten ICE problemlos möglich gewesen wären – allein der ICE war nicht da. Er wende gerade, erklärte das ebenfalls wartende DB-Bordpersonal. Schließlich konnten wir ihn alle sehen, aber er kam nicht, weil vorher noch mehrere Regional- und Güterzüge den Bahnsteig passieren mussten. Mütter brachen vor ihren Familien in Tränen aus, Studenten mit Interrailtickets (für die es sich offenbar auszahlt, mit den Lehren des Zen-Buddhismus vertraut zu sein) überschlugen grob, ob sie Salzburg noch vor der Wiederkehr Christi erreichen würden.

Als der Zug schließlich einfuhr gab es tumultartige Szenen, wie man sie sonst nur aus Zombiefilmen der 1970er Jahre kennt. Mit vierzig Minuten Verspätung fuhr der ICE schließlich aus Arnheim los – und kam nach wenigen Minuten wieder zum Stehen. Von den ersten vierzig Minuten nach der Abfahrt verbrachten wir insgesamt 24 Minuten auf offener Strecke stehend, weil die langsamen Güterzüge, die wir im Bahnhof Arnhem noch hatten an uns vorbeifahren sehen, nun direkt vor unserem ICE waren. Ich begann zu ahnen, dass die wirklich anspruchsvollen Aufgaben der Diplomatie eher mit grenzübergreifendem Schienenverkehr zu tun hatten und weniger mit Atombomben und Gefangenenaustauschen.

In den Durchsagen wurde den Reisenden vage in Aussicht gestellt, dass ihre Anschlusszüge auf sie warten könnten – was eine völlige Sprengung des Fahrplans in halb Mitteleuropa zur Folge gehabt hätte. Auf Deutsch und Holländisch (schade für die vielen Amerikaner) wurde schließlich angekündigt, dass es für jeden Fahrgast ein kostenloses alkoholfreies Getränk gebe. Bis Oberhausen schaffte es unser Zug noch auf beeindruckende 73 Minuten Verspätung – bei 110 Minuten geplanter Reisezeit, wohlgemerkt.

Man muss sich folgendes noch mal vor Augen halten:

  • Der ICE nach Amsterdam fuhr am Mittwoch Mittag nur bis Utrecht.
  • Der ICE aus Amsterdam fuhr am Mittwoch Mittag erst ab Utrecht.
  • Der ICE aus Amsterdam fuhr am Freitag Abend erst ab Arnhem.
  • Der ICE nach Amsterdam fuhr am Freitag Abend offenbar nur bis Arnhem.

Bei dieser Summe von Einzelfällen innerhalb eines sehr überschaubaren Zeitrahmens klopft natürlich schon die Frage an, ob es eigentlich eher die Ausnahme oder die Regel ist, dass die ICEs auf dieser Strecke bis zu ihrem geplanten Ziel bzw. von ihrem geplanten Start fahren.

Bei der Deutschen Bahn AG war man bisher nicht Willens und/oder in der Lage, mir diese Frage zu beantworten hat man ausführlich auf meine Frage geantwortet. Nachzulesen hier.

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Unterwegs

Amsterdamcontent

Coffeeshop And TV und touri2 präsentieren: Tulpen Impressionen aus Amsterdam.

Herengracht in Amsterdam