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Digital Gesellschaft

Old man yells at cloud

Seit meine Familie ihre Sommerurlaube in den Niederlanden verbringt (also seit kurz nach Ende des Wiener Kongress), ist es lieb gewonnene Tradition, bei Ausflügen ins Nachbarland die dortigen Supermärkte aufzusuchen und all jene kleinen Köstlichkeiten in gerade noch haushaltsüblichen Mengen rauszuschleppen, die in Deutschland rätselhafterweise nicht zu haben sind: Pindakaas, Pasta Choca, Krentenbollen, Vla und Hagelslag. Erst letzten Monat nutzte ich eine Familienfeier im Grenzgebiet, um anschließend noch mal ordentlich was fürs holländische Bruttoinlandsprodukt zu tun. ((Wie das ungefähr aussieht, hatte ich vor sieben Jahren hier im Blog schonmal gezeigt.)) In Zeiten der Globalisierung sind diese grocery shopping sprees allerdings zunehmend symbolischer geworden: Schokoladenstreusel bekommt man hier schon lange, seit einiger Zeit auch Vla und seit kurzem bekommt man bei jedem Discounter abgepackte Rosinenbrötchen, die den niederländischen Originalen zumindest in Konsinstenz und Optik zum Verwechseln ähneln. Das nimmt den Produkten den Reiz der begrenzten Verfügbarkeit und sorgt nebenher für so ernüchternde Erkenntnisse wie die, dass ich eigentlich gar keinen Pudding mag.

Holländische Spezialitäten.

Ich habe Probleme, mich zu entscheiden. Deswegen meide ich Restaurants mit großen Karten, ((Ich verfüge nämlich auch nicht über eine dieser Lebensmittelunverträglichkeiten, die einem die Auswahl massiv eingrenzt — solange keine Walnüsse im Essen sind oder es sich um gefüllte Nudeln handelt, kann und mag ich alles essen.)) Kaufhäuser und diese Bars mit 246 Sorten Gin. Noch schlimmer sind Frühstücksbüffets und “All you can eat”-Läden, weil ich da immer das Gefühl habe, ich müsste jetzt wirklich alles probieren und verzehren — ich hab ja schließlich dafür gezahlt und das Zeugs steht da jetzt rum und darf eh nicht zurück in die Küche. Und während ich beim Betreten von Buchhandlungen seit jeher leicht depressive Schübe bekomme, weil ich denke: “Das werde ich bis zum Ende meines Lebens niemals alles lesen können”, sind Leihbüchereien noch schlimmer, denn da kann ich ja nicht mal mehr auf eine Intervention meines Kontostands hoffen. Lauter offene Türen, also Zeit, klaustrophobisch zu werden.

Und so komme ich dann auch mit dem Konzept “Streaming” überhaupt nicht klar: Seit ich Kunde bei Musikstreamingdiensten bin (erst Spotify, dann Apple Music) habe ich weniger Musik gehört als je zuvor in meinem Leben. Jede Woche werden mir dutzende neue Songs und Alben angezeigt, von denen ein Algorithmus glaubt, dass sie mir gefallen könnten — also höre ich lieber das, was ich kenne, und kaufe die neuesten Werke der Künstler, von denen ich sonst schon alles habe. ((Tolle neue Alben von Weezer und den Pet Shop Boys, übrigens!)) Natürlich auf CD, denn das ist ja mein anderes Dilemma: Ich will den ganzen Kram natürlich auch besitzen. Ins Regal stellen. Anfassen können. Haben. MP3s waren irgendwie auch noch okay, denn da “habe” ich ja die Datei auf der Festplatte. Streaming ist da wie Auto leasen: zahlen, aber am Ende nichts besitzen.

Gleiches Dilemma bei Fernsehserien: Weil ich es mag, wenn meine Amazon-Bestellungen noch am selben Tag verschickt werden, damit ich sie am übernächsten Werktag im Postamt abholen kann, bin ich “Prime”-Kunde — und bekomme ungefragt die Option, hunderte Fernsehserien jederzeit kostenlos anschauen zu können. So könnte ich die Stunden, in denen ProSieben keine Wiederholungen von “The Big Bang Theory” zeigt, mit Wiederholungen von “The Big Bang Theory” überbrücken. Wenn ich denn “The Big Bang Theory” gucken wollen würde — oder irgendeine andere Fernsehserie.

Fernsehen ist für mich wie für andere Leute Sport: Wenn jemand mitkommt und mich dazu zwingt, ist es meist ganz okay. Alleine fallen mir meist hundert Sachen ein, die ich dringender erledigen müsste. ((Sport, zum Beispiel.)) Dann möchte ich aber gerne auch, dass die Programmplaner mir gnadenlos vorgeben, was ich wann zu gucken habe. So wie früher, als ich jeden Montagabend zu meinen Großeltern gegangen bin, um “Akte X” zu gucken, weil meine Eltern keine Satellitenschüssel hatten. Der 50 Meter lange Rückweg durch einen nächtlichen Garten gewinnt für einen 12-Jährigen deutlich an Spannung, wenn er sich vorher mit Aliens, Zombies oder Verschwörungen beschäftigt hat. Wenn ich Fernsehen nicht linear (oder, wie ich es nenne: “normal”) gucken kann, will ich es gar nicht sehen. Und dann diese Mengen! “Guck Dir ‘Breaking Bad’ an!” — alles klar: 62 Folgen, ((Und damit noch für amerikanische Serien noch vergleichsweise wenig.)) sehe ich aus, als hätte ich so viel Zeit?! Ich habe bei meinen Eltern noch einen laufenden Meter VHS-Kassetten mit über hundert Folgen “Nash Bridges” stehen, die ich Ende der 1990er Jahre auf Vox mitgeschnitten habe!

Diese modernen Fernsehserien sind aber eh nichts für mich: Handlungsstränge, die sich über Wochen und Monate entfalten, “horizontales Erzählen”, Chronologiesprünge — urgs! Genauso schlimm wie diese unendlichen Kinofilme von Christopher Nolan und Zack Snyder! Ich lese auch am liebsten Bücher mit weniger als 300 Seiten, dann kann ich mehr verschiedene lesen. Wie dem älteren Herrn im Wartezimmer beim Arzt, der sehr detailliert, aber völlig pointenfrei erzählt, was er neulich im Wartezimmer beim Bürgerbüro erlebt hat, möchte ich sonst immer rufen: “Komm zum Punkt!” Aber ich schweife ab.

Neulich wollte ich “Solsbury Hill” von Peter Gabriel hören. Zu Schulzeiten hätte ich dazu erst meinen Vater befragt und wäre dann in die Stadtbibliothek gefahren. ((Musik aus der Stadtbibliothek ging übrigens immer total in Ordnung, die konnte man ja erst auf Kassette und später dann auf die Festplatte kopieren, also “haben” — versuchen Sie das mal mit einem Buch!)) Wenn das entsprechende Album dort auch nicht verfügbar gewesen wäre, hätte ich nacheinander die – mittlerweile natürlich alle geschlossenen – Plattenläden meiner Heimatstadt abklappern müssen. Ich erinnere mich, wie ich Anfang 2000 bei bitterer Kälte mit meinem Fahrrad jeden Ort in Dinslaken ansteuerte, an dem ich Tonträger hätte käuflich erwerben können — sogar den Karstadt und die drei Videotheken. ((Videotheken! “Wie Netflix, nur mit Kosten für Miete und Personal.”)) Nirgendwo gab es den Soundtrack zu “Fight Club”. Anderthalb Wochen später fuhr ich mit meinen Freunden mit dem Zug nach Essen, um die CD dort, in der großen Stadt, endlich zu erwerben. Das gleiche ein paar Monate später mit dem Album “St. Amour” von Tom Liwa. Was meinen Sie, wie euphorisch ich jeweils war, als ich die CDs endlich nach hause schleppen und dort hören konnte? Heute: drei Klicks — Mega-Spannungsbogen! Und so habe ich dann neulich auch blitzschnell das (wirklich phantastische) erste selbstbetitelte Album von Peter Gabriel ((Oder “Car”, wie wir Nerds sagen.)) hören können. Und seitdem nie wieder, denn es wäre ja theoretisch jederzeit verfügbar, genauso wie fast jedes andere Album der Musikgeschichte. Kein “Ich hab das jetzt gekauft, da muss ich es auch jeden Tag hören”-Rechtfertigungszwang mehr, kein “Ich hab doch nur soundso viele CDs”-Ressourcenmangel. Kein Wunder, dass Konzepte wie Polyamorie und Offene Beziehung plötzlich näher liegen als auf dem Dorf.

Musiksammlung.

Douglas Adams hat über das Verhältnis von Menschen und Technologie geschrieben:

I’ve come up with a set of rules that describe our reactions to technologies:

1. Anything that is in the world when you’re born is normal and ordinary and is just a natural part of the way the world works.

2. Anything that’s invented between when you’re fifteen and thirty-five is new and exciting and revolutionary and you can probably get a career in it.

3. Anything invented after you’re thirty-five is against the natural order of things.

Die Zahl “thirty-five” kann man bei mir bequem durch “twenty-five” ersetzen. Mit 13 war ich online, ((Wenn auch anfangs nur sehr wenig, sehr langsam, dafür aber sehr teuer.)) es ist für mich so normal wie elektrischer Strom oder analoges Antennenfernsehen. Mit 15 habe ich meine ersten Texte ins Internet geschrieben und das war so, wie eine eigene Zeitung herauszugeben: toll. Deswegen habe ich dann mit 23 einen Blog aufgemacht. Und obwohl ich hier in den nach unten offenen Kommentarspalten ((Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an dieses Bonmot aus der guten, alten Zeit.)) einige Freunde gefunden habe, muss ich zugeben, dass ich diesen Rückkanal gar nicht zwingend gebraucht hätte. Und hier sind ja zumeist total vernünftige Leute unterwegs! Stellen Sie sich mal vor, Sie arbeiten für die “Tagesschau”, halten Ihre Zuschauer für einigermaßen aufgeklärt und müssen dann erleben, was die auf Ihrer Seite oder gar bei Facebook kommentieren. Da wird der Betreuungsschlüssel nahegelegener Therapieeinrichtungen schnell überreizt!

Ich hätte deshalb gerne mein Internet von 2010 zurück: Blogs statt Facebook, ICQ statt WhatsApp und E-Mail statt Slack. Auch die Computer waren damals noch besser: MacBooks hatten verschiedene Anschlüsse für verschiedene Geräte und ein CD/DVD-Laufwerk, Mobiltelefone passten noch in Hosentaschen und auch die Betriebssysteme waren noch bedeutend besser als nach dem 17. Upgrade. “Online gehen” setzte, wenn schon nicht mehr die leicht umständliche Einwahl per Modem, so doch zumindest einen Computer voraus, der zumeist auch noch an einen Platz gebunden war. Heute “geht” man ja nicht mehr online, man ist es. Immer, überall. Kein drinnen und draußen mehr. ((Viele Leute wissen dabei nicht mal, dass sie das Internet nutzen, die nutzen nur Facebook.)) Das Foto, gerade gemacht, ist jetzt schon auf allen Geräten, die mit dem Konto verbunden sind — oder, wenn Sie prominent sind, beim Hacker.

Neuester Trend: Live-Videos. Journalisten, gleichermaßen geblendet vom Moment des Dabeiseins und den neuen technischen Möglichkeiten, streamen wie besoffen von Parteitagen, Konferenzen und Festivals, ((Wenn’s gut läuft. Wenn’s schlecht läuft, streamen sie live aus Polizeioperationen.)) die sie eigentlich besuchen, um zu beobachten, zu analysieren und einzuordnen. Positiver Nebenaspekt von so viel Live-Leben allerdings: Der früher oft so gefürchtete Dia- oder Videoabend nach einer großen (oder auch kleinen) Reise ist zurecht fast komplett ausgestorben.

Mag sein, dass andere Menschen mit dieser permanenten Verfügbarkeit von allem, inkl. ihrer selbst, besser klarkommen als ich. Gespräche mit Psychologen und Soziologen legen allerdings nahe, dass dem nicht so ist. Aber man kann sich ja jederzeit sein Entschleunigungs-Magazin mit Landhausflair und Lavendelduft auf dem iPad angucken oder die Meditations-App starten. Oder halt einfach durchdrehen, die Möbel aus dem Fenster schmeißen und den Kopf gegen die Wand schlagen.

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Film

Cinema And Beer: “Steve Jobs”

Genie oder Arschloch, Biopic oder Kammerspiel, Steve Jobs oder Aaron Sorkin — wir sprechen über den, Film der ausgewählte Momente aus dem Leben eines Mannes präsentiert, der die Gegenwart erfunden hat. Oder zumindest ziemlich viel Unterhaltungselektronik.

Steve Jobs (Offizielles Filmplakat)

Cinema And Beer: “Steve Jobs”
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Literatur Digital

Geliefert, (fast) wie bestellt

Vor rund zwei Monaten hatte ich mir hier im Blog gewünscht, Amazon würde – analog zum neuen “Auto Rip”-Angebot, bei dem man die Musik frisch bestellter CDs direkt als MP3s herunterladen kann – auch die Texte gedruckter Bücher zusätzlich noch als Datei ausliefern.

Heute hat Amazon reagiert und “Kindle Matchbook” vorgestellt, mit dem man die digitale Fassung von Büchern herunterladen kann, die man seit 1995 bei Amazon gekauft hat.

Zunächst in den USA.
Für einen Preis zwischen 0 und 2,99 Dollar.
Falls der jeweilige Verlag mitmacht.

Aber ich finde, das ist schon mal ein ganz guter Anfang.

[via @Atmos_CH bei Twitter]

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Digital Literatur

cmd+F “Nachtigall”

Vergangene Woche hat der Internetversandhändler Amazon (bekannt für den Versand von Interneten) in Deutschland sein Angebot “AutoRip” gestartet. Die Idee dahinter: Wer bei Amazon eine CD bestellt, kann sofort die MP3-Version des Albums herunterladen, schon bevor der eigentliche Tonträger per Post zugestellt wurde.

Keine ganz neue Idee, aber auch keine schlechte: Gerade der ehemalige Computerhersteller Apple ist ja inzwischen dazu übergegangen, seine Geräte ohne CD/DVD-Laufwerke auszuliefern, so dass man die Musik gar nicht mehr ohne weiteres auf den Rechner, den MP3-Player oder das Mobiltelefon bekommt.

Ich habe noch einen richtigen Computer (also einen mit Laufwerk), weswegen “AutoRip” für mich eher einen theoretischen Nutzen hat. Mir greift das Konzept aber auch noch nicht weit genug — ich will das Gleiche für Bücher!

Ich gehe davon aus, dass ich mich niemals mit sogenannten E-Book-Readern und Tablets anfreunden werde. Dafür mag ich Bücher einfach zu sehr. Aber Bücher sind leider nicht volltextdurchsuchbar.

Zwar ist mein Gehirn ganz gut darin, sich grob zu merken, was ich wo gelesen habe — aber die Suche nach der exakten Textstelle ist häufig anstrengend und nicht selten gar erfolglos. Wie praktisch wäre es da, alle Bücher, die ich im Regal habe, auch noch mal als PDF auf der Festplatte zu haben: Ich müsste nur noch wissen, nach welchen Wörtern ich suchen muss, und könnte die entsprechende Textstelle sekundenschnell finden und die entsprechende Passage sogar direkt per Copy & Paste weiterverarbeiten! Und wenn ich nicht mehr wüsste, in welchem der vielen Bücher von Douglas Adams oder Max Goldt diese oder jene Stelle jetzt vorkam, könnte ich buchübergreifend danach suchen! Das wäre mir bei Büchern ein bis zwei zusätzliche Euro wert!

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Print Digital

Adam and Steve

Heute wird die Firma “Apple” (die meinen defekten iPod übrigens nach nur zwei Monaten ausgetauscht bekommen hat) offensichtlich ein Gerät vorstellen, das – wenn ich das richtig verstanden habe – über einen Flux-Kompensator, einen Warp-Antrieb und ein Autoradio verfügen wird, das ausschließlich gute Musik spielt. (Okay: Letzteres wird vermutlich technisch unmöglich sein.)

Bevor es aber so weit ist, möchte ich Ihnen zwei Texte zum Thema empfehlen.

Der eine beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Journalisten und Apple:

Der Jubel von heute abend ist seit Tagen bereits zu hören – er hat in den Blättern und Sendern längst begonnen. Und wenn auch das in den Fanblogs und Magazinen für Videogamer nichts Neues ist: In der Tages- und Wochenpresse ist es zumindest in den aktuellen Ausmaßen ungewohnt, um nicht zu sagen verantwortungslos.

“Steve Jobs als Messias einer Branche” von Peter Sennhauser

Der andere stammt von einem Mann, der nicht gerade oft durch eine besonnene und vernünftige Kommentierung der Welt auffällt. Aber er sorgt mit seiner verzerrten Wahrnehmung der Welt durchaus für einen Moment des Innehaltens:

Ich liebe es, wenn der Postbote bei mir läutet, meine Abo-Hörzu auf dem Fernseher liegt, mein Nachbar mich fragt, wie es mir geht und ich die alte Dame im dritten Stock über den eisglatten Gehweg zum Gemüsetürken begleite

“Lieber Steve Jobs (Mr. Apple)” von Franz Josef Wagner

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Digital

Vom Apfel und der Schlange

Die Firma Apple war mir lange Zeit sympathisch, ein bisschen so wie der Volvo unter den Computerfirmen.

Im Sommer des letzten Jahres kaufte ich mir ein MacBook — weil ich mit Windows immer unzufrieden und bei vorherigen Arbeiten an Macs einigermaßen begeistert von der Übersichtlichkeit und Funktionsweise dieser Computer gewesen war. Dass Apple längst eine Lifestyle-Firma war – und in dieser Funktion langsam aber sicher vom Gucci der Computerwelt zum Ed Hardy wurde -, war mir ziemlich egal: Ich wollte einen Computer, der ordentlich arbeitet, und das tat das MacBook.

Als ich mir einen MP3-Player kaufen wollte, war klar, dass es ein iPod werden würde. Meine Apple-Beraterin riet mir zum Modell “touch”, weil man damit auch via W-Lan ins Internet könne und überhaupt ganz viele tolle Programme darauf liefen.

Letztes Jahr zu Weihnachten schenkte ich mir zwei Drittel des iPods selbst, den Rest schenkten meine Eltern. Nach einem halben Tag mit dem Gerät wollte ich ein iPhone haben, so begeistert war ich von dem Teil. Es wurde mir ein treuer Begleiter, spielte immer brav die Musik, die ich gerade hören wollte, und verkürzte mir mit Sudokus, Fußballsimulationen und anderen Spielen so manche Bahnfahrt.

Im September drehte mein iPod selbständig seine Lautstärke auf Null. Er gab keine (hörbaren) Geräusche mehr von sich, was bei einem Gerät, das primär als Musikabspieler gekauft wurde, wenig hilfreich ist. Ich ging zu einem Bochumer Apple-Händer und reklamierte das Teil. Nach einer Woche kriegte ich es zurück: Es sei kein Fehler gefunden worden. Dafür bekam ich neue Kopfhörer, denn die halten bei Apple in der Regel so lange wie ein Fahrradschlauch auf Dinslakener Radwegen (Anm.: Also nicht sehr lange.)

Drei Wochen später tauchte derselbe Fehler wieder auf, ich brachte den iPod wieder in den Laden und konnte eine Woche später ein neues Exemplar abholen.

Keine drei Wochen später ging der neue iPod aus. “Haben Sie versucht, ihn wiederherzustellen?”, fragte der Mitarbeiter des Apple-Händlers am Telefon. Ich versuchte es, wobei der iPod derart abstürzte, dass er danach nicht einmal mehr von meinem MacBook erkannt wurde. Ich brachte ihn wieder vorbei.

Seit fast fünf Wochen ist mein iPod nun in Reparatur. Zufälligerweise fiel das Ende der einjährigen Garantiephase genau in diese Zeit. Angeblich dauert es so lange, weil mein neuer iPod (hoffentlich aus einer anderen Produktionscharge) noch graviert werden muss.

Ich bin also im Moment nur so mittelgut auf die Firma Apple zu sprechen. Vielleicht der richtige Zeitpunkt, um festzustellen, dass sich der iTunes Store in diesem Jahr für seine Aktion “12 Tage Geschenke” einen ganz besonderen Kooperationspartner ausgesucht hat: Bild.de.

Interessanterweise findet sich bei Apple selbst kein Hinweis auf Bild.de — im Gegenzug versucht “Bild” allerdings auch den Eindruck zu erwecken, als verschenke die Zeitung selbst ganz alleine jeden Tag einen Download an ihre Leser.

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Digital Gesellschaft

What Difference Does It Make?

Ich zeig Euch Individualität!

Als ich 16 Jahre alt war, stand ich vor einem moralischen Dilemma: WDR 2 hatte angekündigt, ein Konzert meiner Lieblingsband Ben Folds Five auszustrahlen. Einerseits freute ich mich darüber, die Band mal “live” zu hören, ((Ja, liebe Kinder, damals hatten wir noch kein YouTube und Live-Mitschnitte von Konzerten waren seltene Sammlerstücke.)) andererseits dachte ich, damit sei die Band endgültig im Mainstream angekommen. ((Ich saß damals der selben Fehlinterpretation des Begriffs “Mainstream” auf, die heute im Bezug auf die Verbreitung von twitter die Runde macht.)) Ich las “Soloalbum” und “Tristesse Royale”, die voller Arroganz und Distiktionswut waren, und freute mich, als der deutsche “Rolling Stone” die “Drawn From Memory” von Embrace schlecht bewertete, weil ich dachte, dann würden weniger Leute diese CD hören. Das alles ist lange her und mein damaliges Verhalten bezeichnet man analog zur damaligen Lebensphase als pubertär.

Heute freue ich mich, wenn Bands, die ich schätze, in die Charts einsteigen, weil das die Chance erhöht, dass die Musiker von ihrer Musik auch leben können. Natürlich ist es schade, Bands wie Coldplay oder die Killers nicht mehr in kleinen Clubs sehen zu können, ((Als ob ich das je hätte.)) aber es kommen ja fast täglich neue Bands für die Clubs dazu und unter einem kulturellen Aspekt ist es doch allemal besser, wenn die Friseurinnen und Kindergärtnerinnen, die man bei Coldplay-Konzerten argwöhnisch mustert, eben solche Musik hören und nicht Silbermond.

Natürlich gibt es auch heute noch Menschen, die Bands automatisch scheiße finden, wenn sie mehr als 300 Hörer haben, ((Wer sich eine Band durch äußere Umstände verleiden lässt, hat sie meines Erachtens nie wirklich gemocht.)) aber die nennt man dann eben “Indienazis” und sie müssen zur Strafe Texte von Jan Wigger, Diedrich Diederichsen und Plattentests online lesen.

Das alles kam mir in den Sinn, als ich durch Zufall einen Eintrag im Blog von Stefan Winterbauer auf meedia.de las:

Problem: Das iPhone ist gewöhnlich geworden.

Mittlerweile ist das Gerät derart weit verbreitet (selbst unter Studenten!), dass es beim besten Willen nicht mehr als Statussymbol herhalten kann. Manchmal muss man sich geradezu schämen. Zum Beispiel, wenn ein Vertriebs-Ochse in Kurzarm-Hemd und schriller Krawatte im Zug ein iPhone zückt.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ernst der Text gemeint ist, ((Mein Ironie-Detektor ist gerade zur Jahres-Inspektion.)) glaube aber, dass sich im Zweifelsfall genug Menschen fänden, die Winterbauer auch dann zustimmen würden, wenn er das eigentlich irgendwie augenzwinkernd gemeint hätte.

Jetzt denkt jeder Schlipsträger aus Vertrieb und Mittel-Management, ein bisschen was von Glanz und Sexyness des iPhone abhaben zu können. No way. Das Gegenteil ist der Fall. Dadurch, dass diese Schnauzbartträger, Kurzarmhemden und blonde Damen auf hohen Hocken jetzt alle ein iPhone haben, machen sie den Mythos kaputt.

Winterbauer sitzt da zunächst einmal einem weit verbreiteten Missverständnis auf: Unterwegs zu telefonieren – oder breiter gefasst: zu kommunizieren – hat nichts mit Glamour und Sexyness zu tun, sondern mit Abhängigkeit oder mangelnder Organisation. Wer noch auf dem Nachhauseweg in der S-Bahn mit dienstlichen Problemen behelligt wird, wäre selbst dann noch ein armes Schwein, wenn er mit einem Platinbarren telefonierte, und wer aus dem Zug seine Ankunftszeit mitteilt, war in den meisten Fällen nur zu faul, sich vorher eine Verbindung herauszusuchen und dann rechtzeitig am Bahnhof zu sein. ((Ich weiß, wovon ich spreche.))

Als in der letzten Woche das Mobilfunknetz von T-Mobile zusammenbrach war ich aufrichtig überrascht über die Auswirkungen, die das auf das Leben vieler Menschen zu haben schien. Mein ME 45 mit Prepaid-Karte dient mir in erster Linie als Uhr und Wecker, mit dem ich hin und wieder SMSen schreiben kann. Und als ich feststellte, dass ich nach wie vor über T-Mobile telefonieren konnte, musste ich 20 Minuten überlegen, wen ich eigentlich anrufen könnte, um ihm diese (völlig irrelevante) Sensation mitzuteilen.

Das heißt nicht, dass ich das iPhone an sich schlecht fände — ich bin ja auch von meinem iPod touch ziemlich begeistert. Aber den mag ich, weil es ein gut durchdachtes und funktionierendes technisches Gerät ist, nicht wegen des angebissenen Apfels auf der Rückseite. ((Die Rückseite ist übrigens sowieso ein Desaster. Der Idiot, der auf die Idee gekommen ist, einen Gebrauchsgegenstand zur Hälfte mit einer hochglänzenden Metallic-Oberfläche zu versehen, sollte eigentlich öffentlich ausgepeitscht werden, bis er genauso viele Striemen auf dem Hintern hat wie mein iPod Kratzer.)) Auch mein MacBook nutze ich, weil ich Apples Betriebssystem gelungener finde als Windows, weil der Akku länger hält und auch – das gebe ich gerne zu – weil das Gerät einfach besser aussieht als so ziemliche jeder andere Laptop — aber doch nicht aus Prestigegründen.

Wer glaubt, sich über sein Mobiltelefon profilieren und von anderen abgrenzen zu müssen, hat möglicherweise zu wenig Geld für den Porsche, der von den zu kleinen Genitalien ablenken soll. Es ist mir ein Rätsel, warum ausgerechnet ein Kommunikationswerkzeug Ausdruck von Individualität sein sollte. ((Wobei ein iPhone ja in der Regel sehr individuell ist: Man kann einen Sinnspruch eingravieren lassen und Programme und Musik nach eigenem Wunsch darauf überspielen.)) Wer anders sein will, muss sich schon ein bisschen mehr Mühe geben — zum Beispiel indem er die bei H&M gekauften Motiv-T-Shirts erst mal ein Jahr in den Schrank packt, ehe er sie trägt. Sogar die Punks sahen irgendwann alle gleich aus mit ihren Irokesenschnitten und Sicherheitsnadeln.

Und wer Menschen bewundert, nur weil sie ein teures Spielzeug mit sich führen, ist möglicherweise noch oberflächlicher als der Technik-Besitzer selbst, der einen gerade für Schnauzbart und Kurzarmhemd verachtet.

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Musik Kultur

Turm und Jungfrau sind aus dem Spiel

Ein iPod und eine CD-Sammlung (Ausschnitt).

Der Virgin Megastore in San Francisco (Ecke Market und Stockton Street) macht dicht. Die Menschen werden ihre Kiss-Hemden, AC/DC-Unterhosen und Jonas-Brothers-Regenschirme in Zukunft woanders angucken (denn wer kauft sowas schon?) müssen.

cnet.com illustriert diesen Vorgang mit einem Foto, dem man hohe Symbolkraft unterstellen könnte: Genau gegenüber vom Virgin Megastore verkauft der Apple Store seine iPods — und Downloads machen inzwischen ein Drittel der verkauften Musik in den USA aus.

Ich will das alles nicht kleinreden. Seit ich meinen iPod habe, habe ich auch mehr aktuelle Alben in Form von Downloads gekauft als auf CD. Nur Musik von Künstlern, deren Gesamtwerk ich im Regal stehen habe, muss weiterhin auch physisch erworben werden — was bei Starsailor z.B. hieß, dass ich für die Hülle und das Booklet acht Euro Aufpreis gezahlt habe, was selbst unter Fan-Aspekten einigermaßen bescheuert ist.

Was ich aber am Beispiel San Francisco besonders faszinierend finde: Zweieinhalb Jahre, nachdem Tower Records pleite ging und sein Filialen an der Ecke Columbus/Bay Street schließen musste, zieht sich die zweite große Entertainment-Kette zurück. Es bleiben Best Buy (eine Art amerikanischer Media Markt außerhalb der Innenstädte) und die “alternativen” Klein-Ketten wie Rasputin und Amoeba (s.a. Reisetipps für San Francisco: Geschäfte). Die sind natürlich viel zu groß und dann doch zu gut organisiert, um noch als “David” durchzugehen (andererseits: verglichen mit Virgin …), aber doch scheinen sie gewonnen zu haben.

Die Frage bleibt, wie lange es überhaupt noch Plattenläden geben wird.

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Unterwegs

New York, New York

Die Freiheitsstatue vor New York

Unsere Autorin Annika fliegt in Kürze nach New York City. Wie schon im Januar mit San Francisco habe ich auch diesmal wieder einen kleinen Reiseführer zusammengestellt — aber weil ich nur vier Tage in New York war, gibt es diesmal nicht drei Teile, sondern nur einen, in dem dafür so ziemlich alles abgeklappert wird, was man in vier Tagen machen kann. Nur der obligatorische Ausflug auf einen der noch stehenden Wolkenkratzer fehlt hier — die waren mir einfach zu teuer.

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Digital

Macworld Expo: Erste Eindrücke vom neuen Apple

Heute beginnt in San Francisco, CA die Macworld Expo, die Messe für alles rund um die Produktpalette von Apple.

Dank unserer guten Kontakte vor Ort können wir schon jetzt das erste Highlight vorstellen:

iTouch myself by Apple

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Leben

Neuer iPod schon lange bekannt

Das hier ist seit Monaten auf Plakaten der Bogestra zu sehen:

Der neue iPod "Verryloud" Hier nicht! Essen, Trinken und lautes Musikhören verboten!

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Digital

We come from Garageland

Wie es so ist, wenn man ein neues Spielzeug hat, hab ich heute erst mal mit meinem MacBook rumgespielt. Im Überschwang des Neuen hab ich dann auch mal mit Garageband 08 rumgespielt und innerhalb einer Dreiviertelstunde folgende Miniatur aufgenommen:

[audio:http://www.coffeeandtv.de/wp-content/uploads/2008/06/post_scriptum.mp3]

Auf den ersten Blick ist Garageband recht ordentlich, man kann damit eine Menge, wenn auch natürlich nicht alles machen. Für Demos ist es ideal, weil man gerade nicht vorhandene Instrumente wie Klavier, Schlagzeug oder Streicher sogar mit der Laptoptastatur einspielen kann. Und dafür, dass es beim System kostenlos dabei war (wie auch iMovie und diverser anderer Kram) will ich echt nicht meckern. Morgen guck ich mir die Samples an und baue mir dann auch einen weltweiten Hit.

Nachtrag, 28. Juni: Extra für SvenR: Der Remix inkl. Streichern und Drums.

[audio:http://www.coffeeandtv.de/wp-content/uploads/2008/06/ps_remix.mp3]

Und falls jemand die Originalversion herunterladen möchte: einmal hier rechts klicken und “Speichern unter” wählen.