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Kultur Musik

Turm und Jungfrau sind aus dem Spiel

Ein iPod und eine CD-Sammlung (Ausschnitt).

Der Virgin Megastore in San Francisco (Ecke Market und Stockton Street) macht dicht. Die Menschen werden ihre Kiss-Hemden, AC/DC-Unterhosen und Jonas-Brothers-Regenschirme in Zukunft woanders angucken (denn wer kauft sowas schon?) müssen.

cnet.com illustriert diesen Vorgang mit einem Foto, dem man hohe Symbolkraft unterstellen könnte: Genau gegenüber vom Virgin Megastore verkauft der Apple Store seine iPods — und Downloads machen inzwischen ein Drittel der verkauften Musik in den USA aus.

Ich will das alles nicht kleinreden. Seit ich meinen iPod habe, habe ich auch mehr aktuelle Alben in Form von Downloads gekauft als auf CD. Nur Musik von Künstlern, deren Gesamtwerk ich im Regal stehen habe, muss weiterhin auch physisch erworben werden — was bei Starsailor z.B. hieß, dass ich für die Hülle und das Booklet acht Euro Aufpreis gezahlt habe, was selbst unter Fan-Aspekten einigermaßen bescheuert ist.

Was ich aber am Beispiel San Francisco besonders faszinierend finde: Zweieinhalb Jahre, nachdem Tower Records pleite ging und sein Filialen an der Ecke Columbus/Bay Street schließen musste, zieht sich die zweite große Entertainment-Kette zurück. Es bleiben Best Buy (eine Art amerikanischer Media Markt außerhalb der Innenstädte) und die “alternativen” Klein-Ketten wie Rasputin und Amoeba (s.a. Reisetipps für San Francisco: Geschäfte). Die sind natürlich viel zu groß und dann doch zu gut organisiert, um noch als “David” durchzugehen (andererseits: verglichen mit Virgin …), aber doch scheinen sie gewonnen zu haben.

Die Frage bleibt, wie lange es überhaupt noch Plattenläden geben wird.

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Unterwegs

If you’re going to San Francisco … (Teil 1)

Die Kollegin Kathrin ist zur Zeit in San Francisco, CA. Weil ich vor zweieinviertel Jahren einmal elf Wochen in dieser Stadt verbracht – oder kosmopolitischer ausgedrückt: dort gelebt – habe, fühlte ich mich bemüßigt, ihr eine Liste mit Empfehlungen mitzugeben, was man unbedingt gesehen und besucht haben sollte. Und weil das ein ziemlicher Aufwand war, können Sie jetzt auch davon profitieren:

Cocoa And Books — Der große Coffee-And-TV-San-Francisco-Führer

Teil 1: Geschäfte

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Musik Leben

Was geht

Am Samstag schloss der Traditionsplattenladen “Elpi” in Bochum für immer seine Pforten. Nach langer Zeit (ich hab vergessen, noch mal nachzufragen, meine aber, mich an die Zahl von 28 Jahren erinnern zu können) zieht sich damit ein traditionsreicher Einzelhändler zurück, ein fast schon prototypischer Plattenladen wie in “High Fidelity”.

Ich war das erste Mal vor grob vier Jahren bei “Elpi”, an meinem ersten Tag in Bochum, dem Tag meiner Einschreibung. Ich kaufte mir damals “Sea Change” von Beck im Angebot, packte die CD in meinen Discman und weil sie so unendlich traurig ist, ich vom ersten Eindruck Bochums ziemlich deprimiert war und es auch noch anfing zu regnen, machte ich sie wieder aus und habe sie dieses Jahr am Abend vor meiner Examensfeier zum ersten Mal an einem Stück gehört.

Ich war gerne bei “Elpi” und habe viele CDs gekauft, aber ehrlich gesagt nur wenige neue. Da konnte der Laden, der zu keiner großen Kette gehörte, nicht mit den Preisen der Elektronikkaufhäuser und Internet-Versandhäsuer mithalten. Und nicht nur ich zuckte bei Preisen von siebzehn, achtzehn Euro immer wieder zusammen, auch viele andere kauften nicht mehr in dem kleinen Laden in der Fußgängerzone.

Deshalb war jetzt Schluss. Nicht wegen “Saturn”, wie mir die Mitarbeiter erzählten, aber die Perspektive eines riesigen CD-Angebots zu Kampfpreisen in der Nachbarschaft beschleunigte die Entscheidung wohl. So war immerhin noch ein würdevoller Abschied möglich und der Laden musste nicht leer bleiben, während die alten Kunden mit schlechtem Gewissen zur Konkurrenz schlichen. Der Name und die Mitarbeiter bleiben immerhin im “Elpi-Ticketshop” erhalten, der im neuen “Saturn” neben der CD-Abteilung im zweiten Stock liegt.

Die letzten Wochen waren natürlich die übliche Leichenfledderei mit Ausverkauf und Rabatten von 25 bis 50 Prozent. “Soll man da überhaupt noch mal hingehen?”, fragte ich mich und mein imaginary friend sagte: “Doch, klar. Erstens hast Du ja schon früher da gekauft und zweitens nehmen die so wenigstens noch was Geld ein.” Und so kaufte ich noch mal CDs: The Clash, Sugababes und Randy Newman, als allerletztes “Neon Golden” von The Notwist.

Und auf der heißt es ja:

Fail with consequence, lose with eloquence and smile.