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Unterwegs

If you’re going to San Francisco … (Teil 1)

Die Kollegin Kathrin ist zur Zeit in San Francisco, CA. Weil ich vor zweieinviertel Jahren einmal elf Wochen in dieser Stadt verbracht – oder kosmopolitischer ausgedrückt: dort gelebt – habe, fühlte ich mich bemüßigt, ihr eine Liste mit Empfehlungen mitzugeben, was man unbedingt gesehen und besucht haben sollte. Und weil das ein ziemlicher Aufwand war, können Sie jetzt auch davon profitieren:

Cocoa And Books — Der große Coffee-And-TV-San-Francisco-Führer

Teil 1: Geschäfte

Rasputin Music (67 Powell Street)
Inmitten der besten Einkaufsgegend unweit des Union Square liegt ein Haus, bei dessen Betreten man besser noch weniger an den San-Andreas-Graben denkt als sowieso schon. Treppen gibt es nur bis in den ersten Stock, ab da muss man Fahrstuhl fahren — oder genauer: gefahren werden, denn die hochsensible Technik des ältlichen Aufzugs kann nur einem Mitarbeiter anvertraut werden, der den ganzen Tag mit ungebrochen guter Laune und Ghettoblaster zu seinen Füßen auf und ab fährt.
Wen all das nicht abschrecken kann, der wird mit einer unfassbaren Auswahl von CDs, DVDs, Vinyl, VHS und Kassetten (jeweils neu und gebraucht) belohnt. Ich habe mehr Geld bei Rasputin gelassen als in allen Kneipen der Bay Area zusammen und war ungefähr jeden zweiten Tag in der Second-Hand-Abteilung, die jedes Mal neue Schätze zu fast unanständig günstigen Preisen für mich bereithielt.

Amoeba Music, San Francisco, CA

Amoeba Music (1855 Haight Street)
Wer Angst vor den fünf (oder sechs – bei amerikanischer Zählung kommt man immer durcheinander) Stockwerken Rasputin hat, kann eine ähnlich große Auswahl auch horizontal verteilt finden: Amoeba sitzt in einem ehemaligen Bowling Center im Haight-Ashbury-Bezirk (weltberühmt für die dortige Hippiebewegung im Sommer 1967) und besonders beeindruckt hat mich dort die nicht unerhebliche Abteilung für asiatische Popmusik, aus der ich aber nach längerem Probehören doch keine einzige CD gekauft habe.
Amoeba kann für sich in Anspruch nehmen, der erste Plattenladen der Welt zu sein, in dem ich eine CD (fast) ausschließlich ihres Covers wegen gekauft habe: In “Is That The Tralala” der New Yorker Band Tralala habe ich noch zehn Sekunden reingehört, dann habe ich das Album gekauft und wochenlang gehört.

Kidrobot (1512 Haight Stret)
Wo Sie gerade eh in Haight Ashbury sind, können Sie auch noch in diesem kleinen, aber feinen Laden vorbeischauen, in dem Sie Puppen für Erwachsene finden. Also, nicht so, wie Sie jetzt denken, sondern Comicfiguren, Ugly Dolls und anderer Kram, den Ihnen “Polylux” in anderthalb Jahren als heißen Scheiß vorstellen würde, wenn es die Sendung noch gäbe.

City Lights Bookstore (261 Columbus Avenue)
Gut, diesen Tipp kriegen Sie in jedem verdammten Reiseführer, aber wenn Sie sich ein bisschen für (Pop-)Literatur interessieren, müssen Sie hier vorbeischauen. Immerhin erschien hier Allen Ginsbergs mehr als legendäre Gedichtsammlung “Howl and Other Poems” — und auch mehr als 50 Jahre später lohnt sich das Stöbern in den vielen kleinen Räumen.

Rainbow Grocery (1745 Folsom Street)
Das Wort “Supermarkt” wäre jetzt irgendwie irreführend für diesen als Co-Op (also den Mitarbeiten gehörenden) geführten Lebensmittelladen. Ein wenig speziell ist er sicherlich, dafür bekommen Sie organische Lebensmittel zu halbwegs fairen Preisen. Die offenen Selbstbedienungsbehältnisse für Nudeln, Getreide und ähnliches wären bei der deutschen Lebensmittelaufsicht vermutlich undenkbar, aber spannender als die Produkte sind sowieso die Menschen, die da rumlaufen. Bringen Sie viel Zeit mit und verhalten Sie sich unauffällig: Sie werden quite some characters sehen. Und kaufen Sie ruhig mal den Original-Büffelmozzarella — der Preis geht beim derzeitigen Dollarkurs fast in Ordnung.

Das waren jetzt mal fünf ausgewählte Beispiele. Natürlich gibt es auch noch den Virgin Megastore, einen Apple Store, Whole Foods und die ganzen Klamottenläden (von denen ich persönlich vor allem Hollister, Gap und Vans bevorzuge), aber das ist ja dann (fast) schon wieder Mainstream …

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