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Einmal gemischte Gefühle, bitte!

Chris­toph Kra­mer ist mir grund­sätz­lich schon mal sym­pa­thisch, denn er hat sowohl für den VfL Bochum (2011–2013) als auch für Borus­sia Mön­chen­glad­bach (2013–2015, 2016–2024) gespielt. Das haben an nam­haf­ten Spie­lern sonst eigent­lich nur Kevin Stö­ger und Micha­el Front­zeck geschafft — und über Letz­te­ren redet in Städ­ten, in denen er mal unter Ver­trag gestan­den hat, nie­mand gern.

Außer­dem ist Chris­toph Kra­mer einer der weni­gen Fuß­ball-Exper­ten im deut­schen Fern­se­hen, die ich nicht bei jedem zwei­ten Satz schüt­teln möch­te,1 und der bis­her ein­zi­ge Mensch, der Fuß­ball­welt­meis­ter wur­de und einen Roman auf Platz 1 der „Spiegel“-Bestsellerliste hat­te.

In einer Welt, in der es Sport­me­di­en erwäh­nens­wert erscheint, wenn ein Fuß­ball­pro­fi Bücher liest, gibt es natür­lich schnell ein gro­ßes Hal­lo, wenn einer ein Buch schreibt. Die Öffent­lich­keit – Sport- und Kul­tur­me­di­en in sel­te­ner Ein­tracht Braun­schweig, sowie der durch­schnitt­li­che Dul­li auf Social Media, der ja einem weit unter­durch­schnitt­li­chen Dul­li in der Eck­knei­pe ent­spricht – wit­tert ein wei­ches Ziel. So wie wir Musi­ker bei Bene­fiz-Fuß­ball­tur­nie­ren für selbst­ver­ständ­lich hal­ten, aber bei Fuß­bal­lern, die im Trai­nings­la­ger oder andern­orts zur Gitar­re grei­fen, schon mal in vor­aus­ei­len­der Fremd­scham zusam­men­zucken, soll der Herr Mil­lio­när bit­te­schön bei sei­nem Leis­tungs­druck blei­ben.2

Kra­mers Roman „Das Leben fing im Som­mer an“, jeden­falls, erschien Mit­te März und es ist nicht dem Umfang oder der Kom­ple­xi­tät des Werks geschul­det, dass ich erst jetzt mit dem Rezen­si­ons­exem­plar fer­tig gewor­den bin, son­dern allein mei­ner eige­nen Ver­plant­heit. Es ist aller­dings auch ange­mes­sen, die­ses Buch auf einer Cam­ping­de­cke in der Juni­son­ne zu lesen, trägt es den Som­mer (die Jah­res­zeit, nicht Yann — oh, bit­te!) doch schon im Titel.

Haupt­fi­gur und Erzäh­ler ist der 15-jäh­ri­ge Chris Kra­mer aus Solin­gen, der gera­de aus der Jugend­ab­tei­lung von Bay­er Lever­ku­sen geflo­gen ist, und alle, die an die­ser Stel­le fra­gen: „Häää, also ist das eine Auto­bio­gra­phie und gar kein Roman?!“, haben in den letz­ten ca. 15 Jah­ren offen­bar nicht viel vom Lite­ra­tur­be­trieb (Knaus­gård, Mey­er­hoff, Stuck­rad-Bar­re) mit­be­kom­men. Aber das ist natür­lich auch ein schö­ner Neben­ef­fekt, wenn so ein Fuß­bal­ler mal ein Buch schreibt: Dass das plötz­lich ganz vie­le Men­schen lesen, die sonst viel­leicht nur zum „Kicker“-Sonderheft zum Sai­son­be­ginn grei­fen. Da muss man als kul­tur­pes­si­mis­ti­scher Bil­dungs­bür­ger schon mal sei­ne Prio­ri­tä­ten straf­fen.

Chris spielt Fuß­ball, hängt mit sei­nen bes­ten Freun­den John­ny und Sal­vo rum, him­melt sei­ne Mit­schü­le­rin Debbie an, fühlt sich aber viel zu uncool und zu häss­lich, um sie anzu­spre­chen. Er ist also ein ganz nor­ma­ler Teen­ager in einer Zeit, in der sich jun­ge Män­ner noch nicht via Tik­Tok und Männ­lich­keits-Pod­casts radi­ka­li­siert haben, denn der Roman spielt im Som­mer 2006.

Also: Der Roman gibt vor, im „Sommermärchen“-Sommer von 2006 zu spie­len, aber nahe­zu jede Pop­kul­tur-Refe­renz ist ana­chro­nis­tisch: Songs wie „Apo­lo­gi­ze“, „The Way I Are“ und „After Tonight“ und der Film „Nachts im Muse­um“, die alle­samt erwähnt wer­den, kamen erst spä­ter raus und im Buch beginnt die Fuß­ball-Welt­meis­ter­schaft, als in NRW schon Som­mer­fe­ri­en sind. Das lässt sich mit Schlud­rig­keit nicht erklä­ren, das muss Absicht sein, um eine klei­ne Neben­wirk­lich­keit zu erschaf­fen, die eben Roman ist und nicht Tat­sa­chen­be­richt. Was ja auch total okay ist — selbst wenn man in jedem Freund­schafts­buch „Pop­kul­tur“ und „Fak­ten che­cken“ als liebs­tes Hob­by ein­trägt.

In drei Tagen ent­spinnt sich auf einer Par­ty im Ver­eins­heim, im Frei­bad, im Kino, auf dem Hof­fest der eige­nen Eltern und in einem frem­den Auto eine Geschich­te, wie wir sie so oder so ähn­lich fast alle erlebt haben: Freund­schaf­ten, Alko­hol, die (natür­lich gro­ße und ein­zig wah­re) ers­te Lie­be, maxi­ma­le emo­tio­na­le Auf­ge­wühlt­heit und ein Aben­teu­er, das einem hin­ter­her kei­ner glau­ben wird. Da kann man jetzt ober­leh­rer­haft am Rand ste­hen und meckern, dass das aber alles ganz schön gene­risch sei, aber so ist das Leben ja nun wirk­lich meis­tens in dem Alter und nur die, die so etwas nicht erlebt haben (oder erfolg­reich ver­drängt haben, dass sie selbst mal jung waren), ste­hen hin­ter­her am Rand und meckern ober­leh­rer­haft rum.

Die Schil­de­run­gen kamen mir sogar so bekannt vor, dass ich mich irgend­wann gefragt habe, ob eigent­lich alle Jungs gleich sind oder wir nur alle die glei­chen Bücher, Fil­me und Songs kon­su­miert haben und des­halb alle die glei­chen Gedan­ken hat­ten, was Mäd­chen3 anging. Kra­mer schafft es dan­kens­wer­ter­wei­se, sei­nen Prot­ago­nis­ten aus­rei­chend reflek­tie­ren zu las­sen: „Ich hass­te es eigent­lich, so zu reden, aber alle Jungs spra­chen so über Mäd­chen.“ Stellt sich raus: Wer­den­de Män­ner hat­ten schon vor Tik­Tok und Männ­lich­keits-Pod­casts den Hang zu pro­ble­ma­ti­schem Ver­hal­ten, peer pres­su­re sei Dank.

Ich habe genug Roma­ne gele­sen und abge­bro­chen, in denen mir die Spra­che zu manie­riert erschien, die Cha­rak­te­re zu uner­träg­lich oder das gan­ze Werk zu unin­ter­es­sant. Das war hier alles nicht der Fall. Natür­lich ist es min­des­tens frag­lich, ob der Roman ver­öf­fent­licht wor­den wäre (und dann noch mit einem der­ar­ti­gen media­len Bohei) und ich ihn gele­sen hät­te, wenn der Autor nicht Chris­toph Kra­mer gehei­ßen hät­te, aber ich wür­de behaup­ten, dass ich Werk und Autor aus­rei­chend tren­nen kann, um das Buch auch so gut zu fin­den.

Klar: Kra­mer ist nicht Wolf­gang Herrn­dorf (und der Gedan­ke, dass er „Tschick“ gele­sen hat und moch­te, klopft mehr als ein­mal an) und ein Buch, das ich mit 41 lese, wird mich nicht mehr so beein­dru­cken wie es Jochen Tills „Der Jun­ge Son­nen­schein“ mit 16 oder eben „Tschick“ mit 27 tat, aber ver­gli­chen mit einem wei­te­ren Coming-of-Age-Roman, den ich mit Anfang Zwan­zig irgend­wie moch­te, vor eini­gen Jah­ren aber mit einer Mischung aus Rat­lo­sig­keit und Ableh­nung noch ein­mal gele­sen hat­te („Rock­ta­ge“ von Dana Bönisch), habe ich mich mit sei­nem Buch immer wohl gefühlt. Was viel­leicht auch dar­an liegt, dass der Haupt­cha­rak­ter im Lau­fe der Geschich­te sehr viel mehr zum Akteur wird als die Schluf­fis in vie­len ver­gleich­ba­ren Büchern und man das mit fort­ge­schrit­te­nem Alter und nach erfolg­rei­cher The­ra­pie dann doch zu schät­zen weiß.

Wenn der Schrift­stel­ler Chris­toph Kra­mer mit 15 wirk­lich schon so weit war wie sein Chris im Roman, kann man ihn jeden­falls nur beglück­wün­schen: Der weint und spricht davon, wie er sei­nen bes­ten Freund liebt („Nicht Lie­be im klas­si­schen Sin­ne. Eine ande­re, aber, glaub­te ich gera­de, viel­leicht ja die ein­zig wah­re.“). Der redet zu kei­nem Zeit­punkt davon, dass er sei­nen Crush ger­ne „ficken“, „bum­sen“, „nageln“, „vögeln“ oder sonst­wie beschla­fen möch­te (unge­fähr das ein­zi­ge, was ich aus Ben­ja­min Leberts „Cra­zy“ erin­ne­re). Der nicht so cool und abge­klärt tun will wie die ande­ren Jungs.

Trotz­dem gibt es in „Das Leben fing im Som­mer an“ die Frau bzw. das Mäd­chen als erra­ti­sches und unlo­gi­sches Wesen, die­sen John-Green-Topos. Eigent­lich müss­te man dafür die augen­rol­len­de Gesell­schafts­kri­tik­vo­ka­bel „schwie­rig“ her­vor­ho­len, wenn einem nicht genug Frau­en aus dem eige­nen Umfeld ein­fie­len, deren Ver­hal­ten zumin­dest an irgend­ei­nem Punkt erstaun­li­che Ähn­lich­keit zu dem der weib­li­chen Roman­fi­gur auf­ge­wie­sen hät­te. Aber bei kur­zem Nach­den­ken: Män­ner eben auch. Hier greift das Ave Maria für die etwas rum­pe­li­ge­ren Begeg­nun­gen inner­halb unse­rer Gene­ra­ti­on: „Ich hof­fe, da war in der Zwi­schen­zeit mal ein The­ra­pie­platz frei“.

Für mich ist die Hand­lung der meis­ten Bücher zweit­ran­gig. Ent­schei­dend ist, wie es geschrie­ben ist, und wie man sich beim Lesen fühlt.4 Und in die­sen Kate­go­rien ist das Buch mehr als ein schmut­zi­ger Sieg, denn Kra­mer hat ein Auge für Details und ein Talent für ori­gi­nel­le Ver­glei­che und For­mu­lie­run­gen. Er muss kein gro­ßes world buil­ding betrei­ben, es rei­chen ein paar gro­be Stri­che: Feld, Frei­bad, Trink­hal­le — sofort läuft der Asso­zia­ti­ons­film; wobei erst­mal unklar ist, ob man die eige­ne Jugend erin­nert oder Fil­me wie „Cra­zy“, „Schu­le“ oder „Tschick“.

Am Ende geht alles ganz schnell: Statt eines Zeit­sprungs wie am Ende von „Dawson’s Creek“, „O.C. Cali­for­nia“ oder „Har­ry Pot­ter“ gibt es drei. Eine spek­ta­ku­lä­re Kurz-vor-Schluss­poin­te5 hält das Buch noch bereit, dann sehen wir dem pen­sio­nier­ten Fuß­ball­pro­fi Chris­toph Kra­mer beim Schrei­ben zu und sol­len all das glau­ben, was er uns auf den 240 Sei­ten davor erzählt hat, obwohl der legal dis­clai­mer am Ende des Buchs natür­lich das Gegen­teil behaup­ten muss. Wer die Fra­ge, ob das, was in einem Roman steht, jetzt der Wahr­heit ent­spricht (und wie­weit), für spiel­ent­schei­dend hält, kann sich an die­sem Bei­spiel unnö­tig in Rage den­ken.

Für alle ande­ren ist eine im bes­ten Sin­ne total okaye Som­mer­lek­tü­re.

  1. Man muss da nie­man­den nament­lich her­vor­he­ben und außer­dem ist Stef­fen Freund ja nur für RTL im Euro­pa­po­kal-Ein­satz, also dort, wo kei­ner mei­ner Ver­ei­ne auf abseh­ba­re Zeit spielt. []
  2. Oder gefäl­ligst wenigs­tens gleich so einen aus­ge­wie­se­nen Trash schrei­ben wie wei­land Bodo und Bian­ca Ill­gner. []
  3. Es ist ja dann doch eine recht hete­ro­nor­ma­ti­ve Welt. []
  4. Him­mel: wie ich mich beim Lesen füh­le. Män­ner und ihre Gefüh­le, ey. []
  5. Tref­fer in der Nach­spiel­zeit, der Mann hat schließ­lich mal für Bay­er Lever­ku­sen gespielt. []
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Sex, Lügen und Video

In den letz­ten Tagen habe ich mei­ne hal­be peer group zuge­bal­lert mit der Fra­ge, ob sie ES denn schon gele­sen hät­ten — um dann jeweils nach­zu­schie­ben, dass mit „ES“ nicht der so beti­tel­te Roman von Ste­phen King gemeint sei, son­dern das mit vie­len über­ra­schen­den Groß­schrei­bun­gen durch­zo­ge­ne neue Buch von Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re (wobei es eigent­lich in bei­den um extrem gru­se­li­ge Clowns geht).

„Noch wach?“ ist die Geschich­te drei­er Män­ner – ein Ich-Erzäh­ler; ein mäch­ti­ger Medi­en­ma­na­ger, der immer nur als „mein Freund“ vor­ge­stellt wird; ein Chef­re­dak­teur in des­sen Kon­zern, der jede Men­ge Affä­ren mit ihm unter­ge­ord­ne­ten jun­gen Frau­en unter­hält -, und eini­gen die­ser Frau­en, die als ein­zi­ge Cha­rak­te­re Namen haben. Mehr oder weni­ger zufäl­lig gerät der Erzäh­ler in die­sen Sumpf aus Macht­miss­brauch, Män­ner­kum­pe­lei und poli­ti­scher Radi­ka­li­sie­rung. Eine #MeToo-Geschich­te, die trau­ri­ger­wei­se über­all spie­len könn­te, im Text aber in einem Ber­li­ner Kra­wall-Fern­seh­sen­der, wes­we­gen sich jetzt alle fra­gen, ob damit nicht eigent­lich ein sehr kon­kre­tes Ver­lags­haus gemeint sein müss­te.

Benjamin von Stuckrad-Barre: „Noch wach?“

Es ist schon amü­sant, wenn auch auf Dau­er depri­mie­rend, zu sehen, wie das ver­sam­mel­te Feuil­le­ton-Per­so­nal das Lite­ra­tur­grund­stu­di­um in den Wind schießt und wie von Sin­nen Autor und Erzäh­ler, Fik­ti­on und Rea­li­tät (oder doch Wirk­lich­keit?) durch­ein­an­der­wirft und die gan­ze Zeit (und schon vor Ver­öf­fent­li­chung) einen „Schlüs­sel­ro­man“ her­bei­sehnt. Da möch­te man irgend­wann nur noch rufen: Kin­der, Schlüs­sel sind hier echt nicht das Pro­blem, son­dern Tas­sen und Lat­ten. Im Schrank und … naja, las­sen wir das.

Der unbe­ding­te Wil­le zur Dechif­frie­rung ist sen­sa­ti­ons­lüs­tern und unge­recht gegen­über dem Autoren, denn das Buch ist eben vor allem wahn­sin­nig gut geschrie­ben. Stuck­rad-Bar­re kann, das beweist er jetzt auch schon seit über 25 Jah­ren, in Situa­tio­nen das Wesent­li­che erfas­sen (was ja sel­ten das ist, wor­über alle reden wür­den) und beschrei­ben.

Damit macht „Noch wach?“ die gan­ze Drum­her­um-Bericht­erstat­tung abso­lut über­flüs­sig. Es ist, gera­de weil es sich immer wie­der lus­tig macht über abso­lu­te Urtei­le und defi­ni­ti­ve Ein­schät­zun­gen, ein bei­na­he kom­plet­tes Abbild der mitt­le­ren 10er bis frü­hen 20er Jah­re. Ein etwas zu früh erschie­ne­nes Kom­pen­di­um für nach­ge­bo­re­ne Gene­ra­tio­nen, in dem die spä­ter noch mal nach­gu­cken kön­nen, was für einen Quatsch es damals (also: heu­te, wenn auch nicht mehr zwin­gend nächs­tes Jahr) so gab: Twit­ter, Fox News, Elek­tro­rol­ler, Wire­card und die FDP.

Der leib­haf­ti­ge Elon Musk hat einen Cameo-Auf­tritt und wird dabei von Stuck­rad-Bar­re der­art gut beschrie­ben, dass irgend­wel­che Bio­gra­phien her­nach über­flüs­sig sind (was sie natür­lich eh sind, denn Elon Musk ist – wie die aller­meis­ten Män­ner in die­sem Buch – ein abso­lu­ter Loser, des­sen rela­ti­ve Wich­tig­keit sich objek­tiv nicht erklä­ren lässt, was die­se gan­zen Män­ner und ihre jewei­li­gen Erfol­ge um so erschüt­tern­der macht). Sprach­lich legt der Autor eine bru­ta­le Prä­zi­si­on an den Tag; lau­ter fina­le Ret­tungs­schüs­se mit der abge­säg­ten Schrot­flin­te. Die Sili­con-Val­ley-Hörig­keit altern­der deut­scher Mana­ger wird genau­so abge­hakt wie die mit ihr ein­her­ge­hen­den „new work“-Immobilien — und wenn man tat­säch­lich jemals zu Archi­tek­tur tan­zen konn­te, dann in der Form, wie Stuck­rad-Bar­re die­se absur­den „The Circle“-Konzernzentralen beschreibt. Ihre „Phi­lo­so­phie“: Arbeit soll sich anfüh­len wie Frei­zeit — aber eben auch umge­kehrt. Und das passt dann natür­lich wie­der sehr gut zur Ver­knüp­fung von Dienst­li­chem und Pri­va­tem auf ganz ande­rer Ebe­ne.

Eigent­lich erzählt der Roman auch min­des­tens zwei Geschich­ten: Die von die­sem gan­zen Macht­miss­brauch-Elend und die eines Vater­lo­sen, der viel zu lan­ge an sei­nem väter­li­chen Freund fest­hält, wäh­rend die­ser viel zu lan­ge an sei­nem lei­ten­den Ange­stell­ten fest­hält. Die eine über­la­gert die ande­re zurecht, weil sie die grö­ße­ren Unge­heu­er­lich­kei­ten ent­hält, aber irgend­wann lohnt es sich viel­leicht auch noch mal genau­er hin­zu­schau­en, wie vie­le jun­ge Män­ner, deren Väter frü­her zu viel gear­bei­tet haben, im Lau­fe der Jahr­zehn­te ihre Kar­rie­ren in allen mög­li­chen Bran­chen älte­ren Män­nern ver­dan­ken, die zwar zu wenig zuhau­se waren, aber wenigs­tens bei der Arbeit als „Men­tor“ jeman­den „unter ihre Fit­ti­che neh­men“ kön­nen.

Und natür­lich steht irgend­wann breit­bei­nig die Fra­ge im Raum, ob die Geschich­te von Frau­en, die sich durch ein Minen­feld von juris­ti­schen Dro­hun­gen, beruf­li­cher Exis­tenz­angst und Retrau­ma­ti­sie­rung bewe­gen, denn jetzt unbe­dingt von einem wei­te­ren Mann erzählt wer­den muss — aber auch damit setzt sich der Erzäh­ler (aber in Inter­views auch sein Autor) immer wie­der aus­ein­an­der. Der Erzäh­ler sagt, dass er sich die­se Rol­le nicht aus­ge­sucht habe, aber wenn einer der bekann­tes­ten Autoren des Lan­des auf die ganz gro­ße Pau­ke haut, schlägt das eben höhe­re Wel­len, als wenn jemand anders ein ande­res Buch zum glei­chen The­ma geschrie­ben hät­te. Das kann man unbe­dingt schlecht fin­den oder unge­recht, aber es ist – Stand jetzt – der Zustand unse­rer Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie.

Dabei ist es beson­ders inter­es­sant, wie fast alle Medi­en über­se­hen, dass sie und ihre Spe­ku­la­ti­ons-Bericht­erstat­tung ja selbst schon im Roman vor­kom­men. Schwarz auf weiß, auf Sei­te 349:

Kurz­um, ein unwi­der­steh­li­ches Gos­sen­ge­schwätz­su­jet, und das berei­te­te vie­len die aller­größ­te Freu­de. Die Zuta­ten waren ja auch unschlag­bar: Sex, Schön­heit, lan­ge Näch­te — erst dadurch wur­de das gan­ze eine STORY, eine Sto­ry, die jeden inter­es­sier­te. Schwie­me­lig, dop­pel­deu­tig­keits­s­att und gei­fer­trie­fend geriet das Gere­de und Geschrei­be dar­über, und das nahm lei­der der eigent­li­chen Geschich­te ihre Wucht.

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Tied To The 90’s

„It’s hard to explain the soft dif­fe­ren­ces bet­ween life in the 2020s and life in the 1990s to any per­son who did not expe­ri­ence both of tho­se peri­ods as an adult“, schreibt Chuck Klos­ter­man auf Sei­te 6 sei­nes Buchs über die Neun­zi­ger und auch wenn ich das Jahr­zehnt nur als Kind bzw. Teen­ager mit­er­lebt habe, war ich schon mit dem glei­chen Bei­spiel kon­fron­tiert, das er einen Absatz spä­ter bringt: Erklärt mal einem Acht­jäh­ri­gen, war­um man frü­her Musik nicht ein­fach bei Spo­ti­fy gehört hat, son­dern CDs kau­fen muss­te!

„The Nineties“ von Chuck Klosterman (Foto: Lukas Heinser)

Anders als die alber­nen „Weißt Du noch?“-Paraden im deut­schen Fern­se­hen, in denen sich irgend­wel­che Halb-Pro­mis schen­kel­klop­fend dar­an erin­nern, dass es Songs, Trends und Ereig­nis­se tat­säch­lich gege­ben hat, setzt Klos­ter­man alles in Bezug zuein­an­der: Poli­tik, Gesell­schaft, Sport und natür­lich Pop­kul­tur reflek­tie­ren bei ihm immer ein­an­der und sie reflek­tie­ren ihre Zeit, denn, auch das wird im Buch immer wie­der deut­lich: Man kann die Ver­gan­gen­heit nicht durch die Bril­le der Gegen­wart erklä­ren.

Erwart­ba­rem stellt er längst Ver­ges­se­nes gegen­über; er hat sich durch zeit­ge­nös­si­sche Medi­en und Stu­di­en gefres­sen und alles zu einem wahn­sin­nig guten Buch zusam­men­ge­mixt, das zwar (wie er selbst sagt) kei­ne wis­sen­schaft­li­che Publi­ka­ti­on ist, aber auch Nach­ge­bo­re­nen hel­fen dürf­te, jenes Jahr­zehnt zu ver­ste­hen, das zwi­schen Ende des Kal­ten Krie­ges und 9/​11 eine Zeit rela­ti­ver Ruhe dar­stell­te und in dem die Wahr­neh­mung der Welt noch nicht frag­men­tiert war. Eine Zeit, in der „das Inter­net“ zwar schon exis­tier­te, aber kei­ne bedeu­ten­de Rol­le spiel­te, und in dem Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten und Nach­rich­ten­sen­der als voll­kom­men aus­tausch­bar gal­ten.

Klos­ter­man ist ohne­hin einer mei­ner abso­lu­ten Lieb­lings-Autoren und total prä­gend für mei­ne Arbeit und mei­nen Blick auf die Welt. „The Nine­ties“ wirkt, als habe jemand, der sehr viel mehr weiß als ich, ein Buch über mich geschrie­ben: über Nir­va­na und „The Matrix“, über VHS-Rekor­der und die Prä­si­dent­schaft von Bill Clin­ton. Es ist ein Buch, bei dem ich trau­rig war, als es zu Ende war, und in dem ich woh­nen möch­te!

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Die Feuerwehr Bochum stoppt Robert Frost im Weitmarer Holz

Wenn es geschneit hat, soll­te man bes­ser nicht in den Wald gehen — das gilt auch für gefei­er­te Dich­ter:

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Jan Böhmermanns Twitterwochen

Jan Böh­mer­mann hat sei­ne fern­seh­freie Zeit genutzt, um ein Buch zu ver­öf­fent­li­chen, das er über elf Jah­re geschrie­ben hat – näm­lich in Form von Bei­trä­gen auf dem Kurz­nach­rich­ten­dienst Twit­ter. Ich ver­su­che eigent­lich, Böh­mer­mann und Twit­ter in mei­nem Leben mög­lichst wenig Raum zu geben, aber in den letz­ten Tagen konn­te man kaum einen toten Fisch wer­fen, ohne irgend­ei­nen Arti­kel oder ein Inter­view zum Buch zu tref­fen.

Ver­gan­ge­nen Don­ners­tag mach­te Böh­mer­mann – natür­lich auf Twit­ter – publik, dass die „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung“ (für die ich in der Ver­gan­gen­heit eine Hand­voll Tex­te geschrie­ben habe) ein mit ihm geführ­tes und druck­fer­ti­ges Inter­view kurz­fris­tig aus dem Blatt genom­men habe; laut Böh­mer­mann auf „per­sön­li­che Anwei­sung“ von FAZ-Her­aus­ge­ber Jür­gen Kau­be.

Der Tweet mach­te die Run­de, die Empö­rung war groß, auch ich habe Böh­mer­manns „offe­nen Brief“ an Kau­be ret­weetet – und mich am nächs­ten Mor­gen geär­gert, dass ich mich da wie­der im ers­ten emo­tio­na­len Moment vor einen PR-Kar­ren habe span­nen las­sen. Böh­mer­mann hat­te geschrie­ben: „Sowas habe ich wirk­lich noch nie erlebt“, aber nach ein biss­chen Nach­den­ken fiel mir ein, dass ich selbst vor acht Jah­ren im BILD­blog über einen Fall geschrie­ben hat­te, der zumin­dest ein Stück weit ver­gleich­bar war: Diet­her Dehm, Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter der Lin­ken und als Musi­ker unter ande­rem am Text von Klaus Lages Hit „1000 und 1 Nacht (Zoom!)“ betei­ligt, hat­te damals ein neu­es Album her­aus­ge­bracht, über das sogar Bild.de einen län­ge­ren, durch­aus wohl­wol­len­den Text ver­öf­fent­licht hat­te. Der Text blieb nicht lan­ge online.

Mög­li­cher­wei­se hat­te Eri­ka Stein­bach, damals noch CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te, etwas damit zu tun, denn sie hat­te sich öffent­lich­keits­wirk­sam auf Twit­ter über die „Elo­ge“ auf Dehm beklagt. Diet­her Dehm, der in der Zwi­schen­zeit durch eine unan­ge­neh­me Nähe zu Ver­schwö­rungs­freaks wie Ken Jeb­sen auf­fäl­lig gewor­den ist, hat­te mir damals am Tele­fon erzählt, ihm sei­en Namen „aus den Frak­ti­ons­spit­zen der drei Par­tei­en“ CDU, SPD und FDP zu Ohren gekom­men, die am Wochen­en­de in der „Bild“-Redaktion „vor­stel­lig gewor­den“ sein sol­len, um sich über die posi­ti­ve Bericht­erstat­tung über ihn und sei­ne neue CD zu beschwe­ren. „Bild“ woll­te damals, wie so oft, nicht auf unse­re Fra­gen ant­wor­ten.

Doch zurück zu Jan Böh­mer­mann und sei­nem Twit­ter-Buch, das ich nicht gele­sen habe und auch nicht lesen möch­te, weil ich Böh­mer­manns Auf­tre­ten – gera­de auf Twit­ter – wahn­sin­nig anstren­gend fin­de. Nichts gegen ein biss­chen Wider­sprüch­lich­keit bei einer öffent­li­chen Per­so­na, aber die­ses Oszil­lie­ren zwi­schen Ober­stu­fen-Sar­kas­mus, ernst­haf­ter Empö­rung über gesell­schaft­li­che Miss­stän­de und nur not­dürf­tig iro­nisch gebro­che­ner Eitel­keit ist mir ein biss­chen zu viel.

Eine Freun­din hat mir aber einen Aus­schnitt aus dem Buch geschickt – aus eini­ger­ma­ßen nahe­lie­gen­den Grün­den:

USFO (Unser Star für Oslo): Ich bin für die Dunkelhaarige (Lena Meyer-Landrut).

Das Ding ist: Das ist Quatsch.

Der „Witz“ an die­sem Tweet war ja, dass im Fina­le von „Unser Star für Oslo“, dem deut­schen Vor­ent­scheid für den Euro­vi­si­on Song Con­test 2010, zwei dun­kel­haa­ri­ge Frau­en gegen­ein­an­der antra­ten: Lena Mey­er-Land­rut, die die Sen­dung und schließ­lich auch den ESC in Oslo gewann, und Jen­ni­fer Braun, deren Song „I Care For You“ anschlie­ßend noch ein biss­chen Radio-Air­play abbe­kam (und bei dem ich mir wirk­lich nicht sicher bin, ob ich ihn jemals wie­der­erkannt hät­te).

Natür­lich kann es sein, dass Jan Böh­mer­mann, als er den Tweet für sein Buch aus­wähl­te und mit Anmer­kun­gen ver­sah, sich ein­fach nicht mehr dar­an erin­ner­te, dass an jenem Abend zwei dun­kel­haa­ri­ge Frau­en auf der TV-Büh­ne gestan­den hat­ten und sein Tweet also durch­aus in jenem Moment auch eine Spur von Humor ent­hal­ten hat­te. Das wäre aller­dings ein bemer­kens­wer­ter Zufall, wenn man sich das durch­aus ange­spann­te Ver­hält­nis zwi­schen ihm und Lena Mey­er-Land­rut vor Augen hält.

Und dann war da ja noch mei­ne ganz per­sön­li­che Twit­ter-Begeg­nung mit Jan Böh­mer­mann:

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Digital Gesellschaft Literatur

Bist Du noch wach? — 2. Kannst Du gut mit Lob umgehen?

In der zwei­ten Fol­ge spre­chen Sue und Lukas unter ande­rem über Bücher, die ihr Leben nach­hal­tig ver­än­dert haben — was nahe­lie­gen­der­wei­se zu einer Dis­kus­si­on über pro­ble­ma­ti­sche Songs von Ade­le und Bruce Springsteen führt.

Es geht um Netz-Bekannt­schaf­ten, die Fra­ge, war­um Lukas nicht exis­tiert, und um Leben und Tod. Dafür spre­chen wir nicht über Din­ge, bei denen man ein­fach wort­los gehen darf, wenn sie jemand anders sagt.

Wenn Ihr uns schrei­ben wollt (zum Bei­spiel, weil Ihr eige­ne Fra­gen habt). könnt Ihr das jetzt unter bistdunochwach@coffeeandtv.de tun!

Show­no­tes:

Lukas’ Bücher:

  • Dou­glas Adams: „Per Anhal­ter durch die Gala­xis“
  • Hell­muth Kara­sek: „Bil­ly Wil­der — Eine Nah­auf­nah­me“
  • Johann Wolf­gang Goe­the: „Die Lei­den des jun­gen Wert­hers“
  • John Green: „The Fault in our Stars“ („Das Schick­sal ist ein mie­ser Ver­rä­ter“)
  • Wolf­gang Herrn­dorf: „Tschick“
  • Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re: „Remix“

Sues Bücher:

  • Nick Horn­by: „High Fide­li­ty“
  • Gary Kel­ler: „The One Thing“
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Musik Literatur

And through it all

Frü­her waren Leu­te berühmt, weil sie etwas (z.B. malen, sin­gen, schrei­ben, Krie­ge gewin­nen) beson­ders gut konn­ten. Heu­te sind sie berühmt, weil sie das Eine gut konn­ten und jetzt etwas ganz ande­res machen (z.B. Fern­seh­kö­che, Lena Mey­er-Land­rut, Donald Trump – wobei: was kann der schon?). Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re war vor fast 20 Jah­ren der gefei­er­te Jung- bzw. Pop­li­te­rat („Pop­jungli­te­rat“ ging wohl irgend­wie nicht), vor zwei Jah­ren der geläu­ter­te Held sei­ner Auto­bio­gra­phie und ist jetzt bin­nen weni­ger Mona­te zum König von Insta­gram gewor­den. Gut: Über 18.000 Fol­lower lachen ech­te Influen­cer natür­lich, aber was er da in kur­zer Zeit für eine (uh, ah) Com­mu­ni­ty auf­ge­baut hat, ist schon beein­dru­ckend. Erwach­se­ne Leu­te, die sich wei­gern wür­den, einer Par­tei oder auch nur einem Sport­ver­ein bei­zu­tre­ten, fil­men sich dabei, wie sie den (wirk­lich extrem cat­c­hy­gen) Titel sei­nes neu­en Buchs in die Kame­ra sagen: „Ich glaub, mir geht’s nicht so gut, ich muss mich mal irgend­wo hin­le­gen – Remix 3“.

Und so ist die­ser Abend hier in der Bochu­mer Zeche ein biss­chen wie die „Glow“ im Klei­nen. Für Leu­te, die mehr Bücher als Make­up zuhau­se haben. Erst­mal den Back­drop (auf dem dann doch nur Platz für „Remix 3“ war) bei Ins­ta pos­ten! In der Rei­he hin­ter mir sagen Män­ner den Satz, den Män­ner im Jahr 2018 so sagen, wenn sie das mit der Rock­star-Kar­rie­re wirk­lich auf­ge­ge­ben haben und die E‑Gitarren als Deko im Pin­te­rest-Wohn­zim­mer ver­stau­ben: „Lass mal ’nen Pod­cast zusam­men machen!“

Um kurz nach Acht geht das Saal­licht aus, ein pop­kul­tu­rel­les Maxi­mal-Mas­hup erklingt und dann, als Auf­marsch­mu­sik: „The Hea­vy Enter­tain­ment Show“ von Rob­bie Wil­liams. Das lief aber beim letz­ten Mal vor zwei Jah­ren auch schon! Der Pop­li­te­rat ist von Anfang an voll da und muss erst­mal umständ­lich eine Noel-Gal­lag­her-Fah­ne am Tisch befes­ti­gen („Es ist halt schon ein­fa­cher, wenn man Joko und Klaas ist!“). Die hat er beim Kon­zert in Ham­burg gekauft, von dem er aus­führ­lich via Insta­gram-Sto­ry berich­tet hat­te – und ich lag im Bett, sah das auf mei­nem iPho­ne und fühl­te mich ein biss­chen, als wäre ich selbst dabei gewe­sen.

Das Wort „Lesung“ hat es bei Stuck­rad-Bar­re noch nie so rich­tig getrof­fen, fast wich­ti­ger als die Tex­te ist das Drum­her­um, das Rum­hib­beln und das Abschwei­fen. Als er dann trotz­dem liest, steigt er direkt mit dem stärks­ten Text des Buches ein, einem Por­trät über Jür­gen Flie­ge, das ich schon bei Erst­ver­öf­fent­li­chung in der „Welt“ gele­sen und gefei­ert, danach aber für sechs­ein­halb Jah­re ver­ges­sen hat­te. Es ist ein Text der Sor­te „Unsag­bar gut, muss ich jetzt täg­lich drei Mal lesen, um mir zu mer­ken, wie man eigent­lich schreibt!“

Über­haupt: „Remix“ (das eine wil­de Samm­lung von zuvor ver­öf­fent­lich­ten Tex­ten ent­hielt und damals gegen den aus­drück­li­chen Wunsch des Autors nicht „Remix 1“ hieß) war im Som­mer vor 18 Jah­ren das Buch, bei dem es bei mir „Klick“ gemacht hat, und nach dem ich ange­fan­gen habe, eige­ne, sehr mei­nungs­freu­di­ge Tex­te zu schrei­ben und ins Inter­net zu stel­len (wo sie hof­fent­lich weni­ger Leser*innen hat­ten als ich heu­te Fol­lower auf Insta­gram). An „Fest­wert­spei­cher der Kon­troll­ge­sell­schaft: Remix 2“ kann ich mich kaum erin­nern (und dem Autor geht es da ver­mut­lich genau­so), die Bril­lanz kam dann erst wie­der mit „Auch Deut­sche unter den Opfern“ zum Vor­schein.

All die­sen Büchern ist gemein, dass es sich um Text­samm­lun­gen han­delt, die The­men und vor allem die Qua­li­tät also etwas schwan­ken. Nach dem gran­dio­sen Besuch beim TV-Pfar­rer folgt also in der Live-Dar­bie­tung ein Text dar­über, wie sich Stuck­rad und sei­ne Freun­din Part­ner­tat­toos ste­chen las­sen, weil sie so ver­liebt sind. Das ist im Buch schon einer der schwächs­ten Tex­te (die Faust­re­gel, wonach glück­li­che Künst­ler kei­ne gute Kunst erschaf­fen kön­nen, hat lei­der wei­ter­hin Bestand), wird in der Gegen­wart aber auch nur bedingt dadurch auf­ge­wer­tet, dass Bezie­hung und Tat­toos inzwi­schen schon wie­der Geschich­te sind.

Zur Auf­lo­cke­rung sol­len danach alle, die auch bei Insta­gram sind, auf die Büh­ne, damit er uns foto­gra­fie­ren und hin­ter­her tag­gen kann. Wir kom­men der Auf­for­de­rung brav nach, in die­sem Moment ist völ­lig unklar, ob das hier die Grün­dungs­ver­an­stal­tung einer neu­en Sek­te ist und wie viel das noch (wenn über­haupt) mit Iro­nie zu tun hat. Wir stel­len uns also zum ers­ten Klas­sen­fo­to seit 15, 20 Jah­ren auf und nach­dem wir end­lich rich­tig ste­hen und Stuck­rad-Bar­re sein Foto gemacht hat, bedankt er sich so über­schwäng­lich, dass lang­sam klar wird: der meint das ernst. Er macht sich stän­dig über die­sen Insta­gram-Kram und sei­ne Rol­le dar­in lus­tig, aber er genießt es wirk­lich, die­se Stim­mung in die ech­te Welt zu holen: „Auf Insta­gram gibt’s kei­ne Nazis, da gibt’s nur Her­zen!“ Hach.

Die Idee, im Früh­jahr 2018 einen Text über die Fuß­ball-WM 2010 zu lesen, ist dann gera­de­zu absurd, aber drum­her­um kom­men wie­der so vie­le Aus­schwei­fun­gen, dass Jogi Löws baby­blau­er Baby­kash­mir-Pull­ove­ra jetzt wirk­lich kaum noch was zur Sache tut. Dafür gibt es Geschich­ten aus dem Cha­teau Mar­mont, „in dem ich aus Image-Grün­den lebe – zumin­dest so lan­ge, bis die gan­ze Koh­le auf­ge­braucht ist und ich wie­der auf Lese­rei­se gehen muss“, und eine Dis­kus­si­on mit einer Zuschaue­rin über Toco­tro­nic (inkl. Hör­pro­be und Aus­füh­run­gen dar­über, dass man als Fan die Schuld für das Nicht-mehr-Ver­ste­hen eines Idols bei sich selbst suchen soll­te). Als Zuga­be, für die er aber gar nicht erst von der Büh­ne geht, dann den wie­der­um sehr guten Text über ein Madon­na-Kon­zert, bei dem das mit dem stän­di­gen „Remix“ jetzt end­lich mal Sinn ergibt (oder so ähn­lich), weil Stuck­rad den Namen „Madon­na“ (bei­na­he) kon­se­quent durch „Bet­ti­na Böt­tin­ger“ ersetzt.

Ein Lied habe er noch für uns, sagt er schließ­lich und aus der augen­zwin­kern­den Pop­kul­tur­re­fe­renz wird plötz­lich Ernst, denn vom Band (sagt man noch „Band“?) läuft jetzt plötz­lich eine Live-Ver­si­on von Rob­bie Wil­liams‘ „Angels“ und der Pop­li­te­rat wird zum Sän­ger (und das nicht mal schlecht):

Das ist nun plötz­lich no sur­face, all fee­ling: Anders als nie­de­re Unter­hal­tungs­künst­ler wie Jan Böh­mer­mann es viel­leicht machen wür­den, ist das hier kei­ne Pose mit Flucht­mög­lich­keit auf die Iro­nie-Ebe­ne. Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re meint das hier alles völ­lig ernst: Er singt ein Lied, das er liebt, und ist umge­ben von Men­schen, die sich freu­en, hier zu sein. Um das jetzt doof zu fin­den, muss man ent­we­der sehr kalt­her­zig sein oder mit Pop­kul­tur so gar nichts anfan­gen kön­nen (was aufs Sel­be raus­kommt).

Am Bücher­stand dür­fen wir uns alle sel­ber auf dem Grup­pen­fo­to mar­kie­ren, der Autor signiert und posiert lan­ge für Fotos, die natür­lich alle auf Insta­gram lan­den. Falls es so etwas gibt, fühlt es sich an wie die denk­bar posi­tivs­te Ver­si­on eines Klas­sen­tref­fens. Auch wenn wir da alle natür­lich eigent­lich nie hin­ge­hen wür­den.

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Literatur

Hinter dem Horizont geht’s weiter

„lit.COLOGNE zählt nicht: Da ist über­all aus­ver­kauft!“

Ist das Koket­te­rie, Under­state­ment oder ech­ter Selbst­zwei­fel? Bei Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re weiß man ja nie. Ver­mut­lich hät­ten die Mit­ar­bei­ter vom Ver­lag und vom WDR allei­ne den Sen­de­saal („Ist das eigent­lich der gro­ße?“) voll­ge­macht, aber es gibt wohl auch genug zah­len­de Gäs­te und auch noch genug zah­lungs­wil­li­ge, für die dann aber lei­der echt kein Platz mehr ist. Qua­si-Heim­spiel, Come­back, jetzt aber wirk­lich!

Stuck­rad-Bar­re hat, das war in den letz­ten Tagen viel­leicht gele­gent­lich mal in den Feuil­le­tons und Kul­tur­sen­dun­gen ange­klun­gen, ein neu­es Buch geschrie­ben, das „Panik­herz“ heißt, von ihm selbst kon­se­quent als „Memoir“ bezeich­net wird und eine Bestands­auf­nah­me der ers­ten vier­zig Jah­re Leben ist, die auch Stoff für acht­zig Jah­re gebo­ten hät­ten. Jetzt sind’s eben 564 Sei­ten gewor­den.

Im ers­ten Kapi­tel, das hier heu­te Abend live vor­ge­le­sen wird, geht es um die Zeit in der Redak­ti­on der kurz­le­bi­gen ARD-Sen­dung „Pri­vat­fern­se­hen“ mit Fried­rich Küp­pers­busch. Das ist inso­fern lus­tig, weil Fried­rich selbst auf der Büh­ne sitzt und vor­liest, was da über ihn, Küp­pers­busch, in der drit­ten Per­son geschrie­ben steht. Ich habe mehr als 15 Jah­re spä­ter in der Redak­ti­on sei­ner (von vorn­her­ein als kurz­le­big geplan­ten) WDR-Sen­dung „Tages­schaum“ gear­bei­tet und neben mir sitzt der Redak­ti­ons­lei­ter bei­der Sen­dun­gen und ich ver­su­che, alle sei­ne Reak­tio­nen zu deu­ten. Hal­lo, Her­me­neu­tik!

Es geht dann aber recht schnell auch um das, was „Panik­herz“ für die etwas bou­le­var­desker ein­ge­stell­ten Jour­na­lis­ten inter­es­sant macht: um Dro­gen, Abstür­ze und Selbst­zwei­fel. In einer lan­gen, aber gran­dio­sen Pas­sa­ge erklärt Stuck­rad-Bar­re, war­um er unter kei­nen Umstän­den zu sei­nem 20-jäh­ri­gen Abi­tref­fen gehen konn­te – dass jeder sei­nen Auf­stieg und Fall, wenn schon nicht live medi­al mit­er­lebt, in der Wiki­pe­dia nach­le­sen kann, spielt dabei kei­ne Rol­le, er fin­det genug ande­re Grün­de.

In den vor­ge­le­se­nen Kapi­teln sind Selbst­zwei­fel und Maxi­mal­ab­stür­ze mit­un­ter schon auf Poin­te gebürs­tet, das hilft hier natür­lich, denn über zwei Stun­den Elends­beich­te wären dann – lit.COLOGNE hin oder her – viel­leicht doch ein biss­chen zu viel. Kann man ja dann zuhau­se noch mal nach­le­sen und fest­stel­len, dass es eigent­lich gar nicht lus­tig ist. Und ohne Stuck­rads Udo-Lin­den­berg-Imi­ta­tio­nen (es geht in dem Buch viel um Udo Lin­den­berg, den Hel­den seit Kind­heits­ta­gen und Ret­ter in den dun­kels­ten Stun­den) fehlt bei der Lek­tü­re im Lehn­stuhl dann auch was.

Zwi­schen­durch den­ke ich: Da sit­zen jetzt echt der Mann, des­sent­we­gen ich schon als Kind zum Fern­se­hen woll­te, und mit dem ich heu­te ab und zu Pod­casts pro­du­zie­re, und der Mann, des­sent­we­gen ich als Teen­ager mit dem Schrei­ben ange­fan­gen habe, auf einer Büh­ne und lesen aus einem Buch, das zwar eigent­lich eine Auto­bio­gra­phie – Ver­zei­hung: ein Memoir! – ist, das aber auch super als Atlas der Pop­kul­tur der letz­ten 20 Jah­re taugt. Tell me more, tell me more!

Zwi­schen dem Auf­tritt mit Rock­star­ges­te zu „Sub­ur­bia“ von – natür­lich! – den Pet Shop Boys und der Ver­ab­schie­dung mit völ­lig auf­rich­tig wir­ken­der Dank­bar­keit lie­gen vie­le Sei­ten des Buches und eini­ges an Geplän­kel zwi­schen den bei­den Vor­tra­gen­den. Wer alles deu­ten und inter­pre­tie­ren will, sieht das geal­ter­te ADHS-Kind wäh­rend die­ser Zeit siche­rer – und damit weni­ger albern – wer­den. Wer bei der lan­gen Umar­mung, bevor Fried­rich Ben­ja­min die Büh­ne zur Zuga­be über­lässt, nicht schlu­cken muss, hat ein frit­tier­tes Herz.

Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re ist wie­der da und es sieht aus, als pla­ne er zu blei­ben. Aber jetzt ent­schul­di­gen Sie mich bit­te: ich hab noch über 400 Sei­ten vor mir.

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Literatur Digital

Geliefert, (fast) wie bestellt

Vor rund zwei Mona­ten hat­te ich mir hier im Blog gewünscht, Ama­zon wür­de – ana­log zum neu­en „Auto Rip“-Angebot, bei dem man die Musik frisch bestell­ter CDs direkt als MP3s her­un­ter­la­den kann – auch die Tex­te gedruck­ter Bücher zusätz­lich noch als Datei aus­lie­fern.

Heu­te hat Ama­zon reagiert und „Kind­le Match­book“ vor­ge­stellt, mit dem man die digi­ta­le Fas­sung von Büchern her­un­ter­la­den kann, die man seit 1995 bei Ama­zon gekauft hat.

Zunächst in den USA.
Für einen Preis zwi­schen 0 und 2,99 Dol­lar.
Falls der jewei­li­ge Ver­lag mit­macht.

Aber ich fin­de, das ist schon mal ein ganz guter Anfang.

[via @Atmos_CH bei Twit­ter]

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Literatur Digital

cmd+F „Nachtigall“

Ver­gan­ge­ne Woche hat der Inter­net­ver­sand­händ­ler Ama­zon (bekannt für den Ver­sand von Inter­neten) in Deutsch­land sein Ange­bot „Auto­Rip“ gestar­tet. Die Idee dahin­ter: Wer bei Ama­zon eine CD bestellt, kann sofort die MP3-Ver­si­on des Albums her­un­ter­la­den, schon bevor der eigent­li­che Ton­trä­ger per Post zuge­stellt wur­de.

Kei­ne ganz neue Idee, aber auch kei­ne schlech­te: Gera­de der ehe­ma­li­ge Com­pu­ter­her­stel­ler Apple ist ja inzwi­schen dazu über­ge­gan­gen, sei­ne Gerä­te ohne CD/DVD-Lauf­wer­ke aus­zu­lie­fern, so dass man die Musik gar nicht mehr ohne wei­te­res auf den Rech­ner, den MP3-Play­er oder das Mobil­te­le­fon bekommt.

Ich habe noch einen rich­ti­gen Com­pu­ter (also einen mit Lauf­werk), wes­we­gen „Auto­Rip“ für mich eher einen theo­re­ti­schen Nut­zen hat. Mir greift das Kon­zept aber auch noch nicht weit genug – ich will das Glei­che für Bücher!

Ich gehe davon aus, dass ich mich nie­mals mit soge­nann­ten E‑Book-Rea­dern und Tablets anfreun­den wer­de. Dafür mag ich Bücher ein­fach zu sehr. Aber Bücher sind lei­der nicht voll­text­durch­such­bar.

Zwar ist mein Gehirn ganz gut dar­in, sich grob zu mer­ken, was ich wo gele­sen habe – aber die Suche nach der exak­ten Text­stel­le ist häu­fig anstren­gend und nicht sel­ten gar erfolg­los. Wie prak­tisch wäre es da, alle Bücher, die ich im Regal habe, auch noch mal als PDF auf der Fest­plat­te zu haben: Ich müss­te nur noch wis­sen, nach wel­chen Wör­tern ich suchen muss, und könn­te die ent­spre­chen­de Text­stel­le sekun­den­schnell fin­den und die ent­spre­chen­de Pas­sa­ge sogar direkt per Copy & Pas­te wei­ter­ver­ar­bei­ten! Und wenn ich nicht mehr wüss­te, in wel­chem der vie­len Bücher von Dou­glas Adams oder Max Goldt die­se oder jene Stel­le jetzt vor­kam, könn­te ich buch­über­grei­fend danach suchen! Das wäre mir bei Büchern ein bis zwei zusätz­li­che Euro wert!

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Literatur

Bruce Banner kauft sich eine neue Hose, geht aber nicht mit mir essen

Es ist Sams­tag­vor­mit­tag, eine hal­be Auto­stun­de außer­halb Man­hat­tans, an einem der ers­ten Tage, die sich mehr nach Früh­ling als nach Win­ter anfüh­len. Bruce Ban­ner stellt sein Auto etwas zu schwung­voll auf dem Park­platz einer Shop­ping Mall ab. Der renom­mier­te Nukle­ar­phy­si­ker fliegt mor­gen zu einer Kon­fe­renz nach Kap­stadt und muss vor­her noch ein paar Ber­sor­gun­gen machen. Vor allem braucht er eine neue Smo­king-Hose: Die letz­te sei ihm bei einem bedau­er­li­chen Zwi­schen­fall geris­sen, erklärt der groß gewach­se­ne Wis­sen­schaft­ler mit einem ent­schul­di­gen­den Schul­ter­zu­cken.

Ban­ner betritt das Ein­kaufs­zen­trum durch einen Sei­ten­ein­gang. Eigent­lich möge er sol­che Orte nicht, sagt er, wäh­rend er sich ein wenig hilf­los umsieht: „Zu vie­le Men­schen, zu viel Hek­tik!“ In der Innen­stadt sei es aber noch anstren­gen­der, ein­zu­kau­fen: „Zu vie­le Tou­ris­ten!“

Nach einem skep­ti­schen Blick auf einen Lage­plan weiß Ban­ner zumin­dest, wo er hin muss: Das Geschäft von Brooks Brot­hers befin­det sich im ers­ten Stock der Mall, etwa 400 Meter nach Süden. „Das soll­te zu schaf­fen sein“, mur­melt er und zieht sein Schritt­tem­po etwas an. Wir schaf­fen es etwa 30 Meter weit, dann errei­chen wir die Roll­trep­pen. Oder genau­er: Wir errei­chen sie erst mal nicht. Vor uns steht ein jun­ges Pär­chen in Mul­ti­funk­ti­ons­ja­cken, das offen­kun­dig unent­schlos­sen ist, ob es die Roll­trep­pe neh­men soll oder nicht. Die Frau sagt mit leicht pat­zi­gem Unter­ton, sie wol­le jetzt aber „da ho-hoch“, der Mann erweckt den Ein­druck, als ob er das Ein­kaufs­zen­trum am Liebs­ten flucht­ar­tig ver­las­sen wol­le, die mög­li­chen Aus­wir­kun­gen auf die wei­te­re Wochen­end­pla­nung ihn aber noch davon abhal­ten. Sekun­den ver­strei­chen, die sich wie Stun­den anfüh­len, dann tre­ten die bei­den erst ein­mal zur Sei­te. Ein Rent­ner­ehe­paar drän­gelt sich an uns vor­bei, wir bestei­gen nach ihnen die Roll­trep­pe.

„Men­schen sind die ein­zi­gen Lebe­we­sen, die sich künst­li­che Umge­bun­gen geschaf­fen haben, in denen sie sich so unwohl füh­len kön­nen wie Tie­re, die von ihren Fress­fein­den in die Enge getrie­ben wer­den“, beginnt Ban­ner zu dozie­ren, muss dann aber abbre­chen, weil die Rent­ner am Ende der Roll­trep­pe unver­mit­telt ste­hen­ge­blie­ben sind und wir auf sie auf­fah­ren wie Fer­ti­gungs­gü­ter in einer Fabrik, deren Pro­duk­ti­ons­ab­lauf emp­find­lich gestört wur­de. Ban­ner flucht lei­se und drän­gelt sich zwi­schen Rent­ner­weib­chen und ‑männ­chen hin­durch.

Die nächs­ten Meter legt der aus Talk­shows bekann­te For­scher stram­men Schrit­tes zurück, wobei er gele­gent­lich ste­hen­den oder ent­ge­gen­kom­men­den Kon­su­men­ten aus­wei­chen muss. Er erle­digt dies mit leicht tän­zeln­den Bewe­gun­gen, die bei einem Mann sei­ner Sta­tur ein wenig fehl am Plat­ze wir­ken, aber auf eine gro­ße Erfah­rung schlie­ßen las­sen. Fast dro­he ich, den Anschluss zu ver­lie­ren.

Wort­los errei­chen wir die Brooks-Brot­hers-Filia­le. Hier ist es bedeu­tend ruhi­ger als in den gro­ßen Wan­del­gän­gen der Mall, das Licht ist gedämpft und auch die Tem­pe­ra­tur liegt ein paar grad unter der im Ein­kaufs­zen­trum. Außer uns ist nur ein ein­zi­ger wei­te­rer Kun­de da, der aber die Auf­merk­sam­keit bei­der Ver­käu­fer (ein Gen­tle­man mit grau­en, zurück gegel­ten Locken und eine hüb­sche Frau Anfang drei­ßig im Kos­tüm) zu bin­den scheint: „Auf dem Weg hier­hin hab ich ’nen Klas­sen­ka­me­ra­den getrof­fen“, berich­tet der Mann, der bestimmt schon acht­zig ist, im Zun­gen­schlag des nörd­li­chen New Jer­sey. „Also: ehe­ma­li­gen Klas­sen­ka­me­ra­den. Wil­liam Fair­banks. Drau­ßen auf dem Park­platz. Bestimmt vier­zig Jah­re nicht gese­hen, aber gleich wie­der­erkannt.“ Bei­de Ver­käu­fer nicken höf­lich und ich mer­ke, wie Bruce Ban­ner neben mir laut durch­schnauft.

„Ent­schul­di­gung“, sagt er und hebt zag­haft den rech­ten Zei­ge­fin­ger. „Ich brau­che eine Smo­king-Hose!“ Die Ver­käu­fe­rin blickt ihn an, macht eine ent­schul­di­gen­de Ges­te gegen­über dem alten Mann und kommt zu uns her­über geschwebt. „Ver­zei­hung“, sagt sie, wiegt ihren Kopf leicht zur Sei­te und blickt uns mit einem erwar­tungs­fro­hen Lächeln an. „Eine Smo­king-Hose“, wie­der­holt Ban­ner, eine Spur zu barsch für die hier vor­herr­schen­de Atmo­sphä­re. Ob er wis­se, aus wel­cher Kol­lek­ti­on die­se sei­en soll, fragt ihn die jun­ge Frau ohne ein Anzei­chen von Krän­kung und führt Dr. Ban­ner mit einer flie­ßen­den Bewe­gung in den hin­te­ren Bereich des Laden­lo­kals. Ich blei­be vor­ne zurück, stu­die­re die Innen­ein­rich­tung und lau­sche noch ein wenig den Aus­füh­run­gen des alten Man­nes.

Nach zehn Minu­ten kommt Ban­ner zurück, die neue Hose bereits bezahlt und in einer papie­re­nen Tasche ver­staut. „Eine Bund­grö­ße mehr als beim letz­ten Mal“, brum­melt er etwas unge­hal­ten. „Schon wie­der zuge­nom­men!“ Wir ver­las­sen das Geschäft und sind kurz von der Atmo­sphä­re im Inne­ren der Shop­ping Mall über­wäl­tigt: Der Strom der Men­schen scheint noch dich­ter gewor­den zu sein, das Gekrei­sche der Kin­der (und ver­ein­zel­ter Ehe­frau­en) noch eine Spur schril­ler. Dem frisch neu ein­ge­klei­de­ten Wis­sen­schaft­ler ent­fährt ein lei­ses Schnau­ben. „Las­sen Sie uns zuse­hen, dass wir hier schnell raus­kom­men“, raunzt er mir zu, dann läuft ein klei­nes Mäd­chen gegen sein Bein und fällt auf ihren Hin­tern. Sie blickt sich kurz um, dann fängt sie an zu wei­nen. Ban­ner seufzt, als eine leicht hys­te­risch wir­ken­de Blon­di­ne, Sor­te Trai­ler-Park-Schön­heit, auf uns zustürzt.

„Was haben Sie mei­ner Toch­ter getan“, herrscht sie Ban­ner in einer ras­peln­den Ton­la­ge an. „Nichts“, mur­melt Ban­ner und lässt die Schul­tern hän­gen. „Wenn’s nichts wäre, wür­de sie ja wohl kaum heu­len“, argu­men­tiert die Frau und bückt sich, um ihre Toch­ter auf den Arm zu neh­men. „Was hat der böse Onkel gemacht, Jana­tha-Fay“, fragt sie das viel­leicht drei­jäh­ri­ge Kind, in des­sen Ohr­läpp­chen ich klei­ne Erd­bee­rohr­ste­cker ent­de­cke.

Das Wort­ge­fecht geht noch ein wenig wei­ter, wobei Dr. Ban­ner sei­ne zunächst etwas defen­si­ve Hal­tung schnell auf­gibt und die Frau schließ­lich anschreit, sie sol­le sich „mit ihrem ver­damm­ten Mist­blag“ gefäl­ligst „ver­pis­sen“. Das ent­spannt die Situa­ti­on nicht wirk­lich, sorgt aber dafür, dass die ohne­hin schon sehr lang­sam lau­fen­den Kun­den um uns her­um nun schlicht ste­hen blei­ben. Wir müs­sen uns durch eine Trau­be von Men­schen kämp­fen, von denen eini­ge Ban­ner kopf­schüt­telnd hin­ter­her­schau­en.

„Kom­men Sie hier lang“, sagt Ban­ner zu mir und öff­net eine Tür, auf der „Not­aus­gang“ steht. „Ich muss drin­gend eine rau­chen!“ Wäh­rend drin­nen eine Alarm­si­re­ne los­heult, ste­hen wir auf einem Git­ter­gang und sehen uns um. Der Weg führt an der Außen­wand des Ein­kaufs­zen­trums ent­lang, in 50 Metern führt eine Metall­trep­pe nach unten. Am Hori­zont zeich­net sich die Sky­line Man­hat­tans ab. Dr. Ban­ner klopft sei­ne Jacken­ta­schen ab, dann ent­fährt ihm ein Fluch: „Schei­ße! Die Kip­pen sind im Auto!“ Er macht Geräu­sche wie ein Vul­kan kurz vor der Erup­ti­on, dann stapft er lang­sam in Rich­tung der Trep­pe.

Wir errei­chen Ban­ners Auto im Lauf­schritt, wobei wir auf dem Weg dort­hin fast noch von einem SUV über­fah­ren wor­den wären – ein Zwi­schen­fall, den der renom­mier­te For­scher mit Wor­ten und Ges­ten kom­men­tier­te, die an die­ser Stel­le nicht wie­der­ge­ge­ben wer­den sol­len. Der Schweiß steht uns bei­den auf der Stirn, auf Ban­ners Kopf sind aber auch die Adern deut­lich her­vor­ge­tre­ten. Er öff­net die Bei­fah­rer­tür, schleu­dert die Tasche mit der Smo­king-Hose (250 Dol­lar) auf die Rück­bank und holt eine Packung Ziga­ret­ten aus dem Hand­schuh­fach. Dann schlägt er die Tür wie­der zu.

Ban­ner steckt sich eine Ziga­ret­te („Marl­bo­ro Red“) in den Mund­win­kel und hält mir die offe­ne Schach­tel hin, doch ich leh­ne dan­kend ab. Er wühlt in sei­nen Hosen­ta­schen und holt ein Sturm­feu­er­zeug her­vor, das er mit einer läs­si­gen Bewe­gung auf­klap­pen lässt. Er betä­tigt das Reib­rad mit dem rech­ten Dau­men, aber nichts pas­siert. „Scheiß­din­ger“, brüllt Ban­ner, „immer ist der ver­fick­te Tank leer!“ Er schleu­dert das Feu­er­zeug mit einer aus­la­den­den Bewe­gung von ober­halb sei­nes Kop­fes auf den Asphalt und tritt es mit dem Fuß weg. Das Feu­er­zeug fliegt ein paar Meter durch die Luft und zer­split­tert die Schei­be eines par­ken­den Mer­ce­des, des­sen Alarm­an­la­ge los kreischt.

„Zahlt die Ver­si­che­rung“, bellt Ban­ner, des­sen Gesichts­far­be auf mich inzwi­schen einen unge­sun­den Ein­druck macht. Womög­lich ist die For­scher­le­gen­de unter­zu­ckert. Doch bevor ich ihm anbie­ten kann, eine Klei­nig­keit zum Mit­tag zu essen, hat Ban­ner schon wie­der die Bei­fah­rer­tür auf- und in die­sem Fall auch: aus den Angeln geris­sen. Er schwingt sich auf den Bei­fah­rer­sitz und fuch­telt an der Mit­tel­kon­so­le her­um. Vor­sich­tig nähe­re ich mich sei­nem Auto und beob­ach­te, wie er den Ziga­ret­ten­an­zün­der fast aus der Innen­aus­stat­tung her­aus­reißt. Doch sein Griff scheint nicht fest genug: Für einen Moment wirkt es, als wol­le Ban­ner mit dem Ziga­ret­ten­an­zün­der jon­glie­ren, dann fällt ihm das Teil mit der glü­hen­den Spi­ra­le vor­an auf den Schoß. Ich höre einen lau­ten Schrei – und das nächs­te, wor­an ich mich erin­nern kann, ist, dass ein paar Autos durch die Luft flie­gen.

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Woanders is‘ auch scheiße

Wenn ich Men­schen aus dem Aus­land erklä­ren soll, wo ich her­kom­me, höre ich mich immer noch viel zu oft mit „near Colo­gne“ ant­wor­ten. Bei den meis­ten Ame­ri­ka­nern kann man ja froh sein, wenn sie davon mal gehört haben. Bri­ten hin­ge­gen ken­nen, so sie denn mini­mal fuß­ball­in­ter­es­siert sind, natür­lich Dort­mund und Schal­ke, manch­mal sogar Bochum. Die „Ruhr Area“ aller­dings ist eher was für Leu­te, die im Erd­kun­de­un­ter­richt gut auf­ge­passt haben, aber so wür­den eh nur die Wenigs­ten über ihre Hei­mat spre­chen.

Bergbaumuseum Bochum

Das Ver­hält­nis der „Ruhr­is“ zum Ruhr­ge­biet ist ein zutiefst ambi­va­len­tes: Eine unheil­vol­le Mischung aus Lokal­pa­trio­tis­mus und Selbst­ver­ach­tung, aus Stolz und Skep­sis, Tra­di­ti­ons­be­wusst­sein und Wur­zel­lo­sig­keit führt dazu, dass sich im fünft­größ­ten Bal­lungs­raum Euro­pas nie­mand zuhau­se fühlt. Ein Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl ent­steht erst ganz lang­sam, Jahr­zehn­te nach der Blü­te­zeit der Ruhr­in­dus­trie und auch recht wider­wil­lig.

Kon­rad Lisch­ka und Frank Pata­long stam­men auch aus dem Ruhr­ge­biet. Lisch­ka ist 32 und in Essen auf­ge­wach­sen, Ptalaong 48 und aus Duis­burg-Wal­sum. Heu­te arbei­ten bei­de bei „Spie­gel Online“ in Ham­burg, aber sie haben ein Buch geschrie­ben über die „wun­der­ba­re Welt des Ruhr­potts“: „Dat Schöns­te am Wein is dat Pils­ken danach“.

Der Alters­un­ter­schied der bei­den und ihre unter­schied­li­che Her­kunft (Lisch­ka kam mit sei­nen Eltern aus Polen ins Ruhr­ge­biet, Pata­long ist Kind einer Arbei­ter­fa­mi­lie) machen den beson­de­ren Reiz des Buches aus, denn ihre Hin­ter­grün­de sind gera­de unter­schied­lich genug, um fast das gan­ze Ruhr­ge­biet an sich zu cha­rak­te­ri­sie­ren. Lisch­ka ist (wie ich auch) ohne nen­nens­wer­te Schwer­indus­trie vor Augen auf­ge­wach­sen, bei Pata­long konn­te man die Wäsche tra­di­tio­nell nicht drau­ßen trock­nen las­sen, weil sie dann schwarz gewor­den wäre. Sie beschrei­ben eine Regi­on, die bin­nen kür­zes­ter Zeit von Men­schen aus halb Euro­pa besie­delt wur­de, die jetzt alle in ihren eilig hoch­ge­zo­ge­nen Sied­lun­gen hocken und fest­stel­len, dass die Gold­grä­ber­zeit lan­ge vor­bei ist. Für die meis­ten endet die Welt immer noch an der Stadt­teil­gren­ze, wofür Lisch­ka das wun­der­schö­ne Wort „Lokalst­pa­trio­tis­mus“ erson­nen hat. Ent­schul­di­gung, ich komm aus Epping­ho­ven, was soll ich da mit jeman­dem aus Hies­feld?1

Das Buch ist geprägt von der so typi­schen Hass­lie­be der Ruhr­ge­biets­ein­woh­ner zu ihrer … nun ja: Hei­mat, zusam­men­ge­fasst im Aus­spruch „Woan­ders is‘ auch schei­ße“. Men­schen, die sich gott­weiß­was dar­auf ein­bil­den, aus einer bestimm­ten Stadt zu stam­men oder dort wenigs­tens „ange­kom­men“ zu sein, fin­det man viel­leicht in Düs­sel­dorf, Mün­chen oder Ham­burg, aber nicht im Ruhr­ge­biet. Wir sind nur froh, wenn man uns nicht mit Din­gen wie einem „Kul­tur­haupt­stadt­jahr“ behel­ligt, und packen alle Möch­te­gern-Hips­ter mit Röh­ren­jeans, asy­m­e­tri­schem Haar­schnitt und Jute­beu­tel in den nächs­ten ICE nach Ber­lin. Hier bit­te kei­ne Sze­ne, hier bit­te über­haupt nichts, Dan­ke!2

Emschermündung bei Dinslaken

Ich fürch­te, dass das Buch für Men­schen, die kei­ner­lei Ver­bin­dung zum Ruhr­ge­biet haben, des­halb in etwa so inter­es­sant ist wie eines über das Paa­rungs­ver­hal­ten perua­ni­scher Wald­amei­sen. Es muss von einer völ­lig frem­den Welt erzäh­len, in der Kin­der auf qual­men­de Abraum­hal­den klet­tern, die Leu­te eine Art Blut­pud­ding essen, der Pan­has heißt, und in der eine Spra­che gespro­chen wird, die im Rest der Repu­blik ein­fach als „fal­sches Deutsch“ durch­geht.

Aber wer von hier „wech kommt“, der wird an vie­len Stel­len „ja, genau!“ rufen – oder sich wun­dern, dass er die Gegend, in der er auf­ge­wach­sen ist, so ganz anders wahr­ge­nom­men hat, denn auch das ist typisch Ruhr­ge­biet. Frank Pata­long erklärt an einer Stel­le, wel­cher Ort im Ruhr­ge­biet bei ihm immer ein Gefühl von Nach­hau­se­kom­men aus­löst, und obwohl ich da noch nie drü­ber nach­ge­dacht habe, bin ich in die­sem Moment voll bei ihm: Auf der Ber­li­ner Brü­cke, der „Nord-Süd-Ach­se“, auf der die A 59 die Ruhr, den Rhein-Her­ne-Kanal und den Duis­bur­ger Hafen über­spannt. Wenn wir frü­her aus dem Hol­land-Urlaub kamen, war dies der Ort, an dem wir wuss­ten, dass wir bald wie­der zuhau­se sind, und auch heu­te ist das auf dem Weg von Bochum nach Dins­la­ken der Punkt, wo ich mei­ne Erwach­se­nen­welt des Ruhr­ge­biets ver­las­se und in die Kind­heits­welt des Nie­der­rheins zurück­keh­re.

Lisch­ka und Pata­long ver­klä­ren nichts, sie sind mit­un­ter für mei­nen Geschmack ein biss­chen zu kri­tisch mit ihrer alten Hei­mat, aber dabei spre­chen sie Punk­te an, die mir als immer noch hier Leben­dem in der Form wohl nie auf­ge­fal­len wären. Zum Bei­spiel das stän­di­ge Schimp­fen auf „die da oben“, das bei den hie­si­gen Lokal­po­li­ti­kern lei­der zu min­des­tens 80% berech­tigt ist, das aber auch zu einer gewis­sen Kul­tur- und Intel­lek­tu­el­len­feind­lich­keit geführt hat. Die Zei­ten, in denen man sich als Arbei­ter­kind in sei­ner alten Umge­bung recht­fer­ti­gen muss­te, weil man zur Uni ging, dürf­ten vor­bei sein, aber ein Blick in die Kom­men­ta­re unter einem belie­bi­gen Arti­kel beim Lokal­rum­pel­por­tal „Der Wes­ten“ zeigt, dass Muse­en, Biblio­the­ken oder Thea­ter zumin­dest für eini­ge Ein­woh­ner des Ruhr­ge­biets immer noch „über­flüs­si­ger Schnick­schnack“ sind.

Graffito an der S-Bahn-Station Bochum-Ehrenfeld

Und wäh­rend ich dar­über nach­den­ke, dass die Arbei­ter in Liver­pool, Detroit oder New Jer­sey irgend­wie sehr viel mehr für ihren Stolz berühmt sind und dann teil­wei­se auch noch Bruce Springsteen haben, fällt mir auf, dass ich zumin­dest selbst natür­lich wahn­sin­nig stolz bin auf die­se Gegend. Ja, das, was an unse­ren Städ­ten mal schön war, ist seit Welt­krieg und Wie­der­auf­bau über­wie­gend weg, aber wir haben wahn­sin­nig viel Grün in den Städ­ten3, ein schö­nes Umland und das bes­te Bier. Genau genom­men isses hier gar nicht schei­ße, son­dern eigent­lich nur woan­ders.

Und selbst wenn wir Ruhr­is inner­lich ziem­lich zer­ris­se­ne Cha­rak­te­re sind, die in ihren häss­li­chen Klein­städ­ten unter­schied­li­cher Grö­ße ste­hen und gucken, wie aus den Rui­nen unse­rer gol­de­nen Ver­gan­gen­heit irgend­et­was neu­es ent­steht: Es tut gut zu sehen, dass wir dabei nicht allei­ne sind. Will­kom­men im Pott!

Kon­rad Lisch­ka & Frank Pata­long – Dat Schöns­te am Wein is dat Pils­ken danach
Bas­tei Lüb­be, 271 Sei­ten
16,99 Euro.

  1. Bei­des sind Stadt­tei­le von Dins­la­ken, was schon in Köln kei­ner mehr kennt. []
  2. Ver­zei­hung, ich bin da etwas vom The­ma abge­kom­men. Aber ich woh­ne in einem soge­nann­ten „Sze­ne­vier­tel“ und wer­de da schnell emo­tio­nal. []
  3. Im Buch ver­weist Lisch­ka auf das soge­nann­te „Pan­tof­fel­grün“, ein Wort, das außer ihm und dem Pres­se­spre­cher der Stadt Dins­la­ken glau­be ich nie jemand ver­wen­det hat. []