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Rundfunk

Eine unglückliche Frau

Manch­mal, wenn mein Blut­druck so nied­rig ist, dass ihn nicht mal die Mel­dun­gen der „Tages­schau“ auf Tou­ren brin­gen kön­nen, schal­te ich gegen 20 Uhr Vox ein, wo eine Frau namens Con­stan­ze Rick all­abend­lich über das Pri­vat­le­ben von Pro­mi­nen­ten doziert und urteilt.

Man könn­te die­se Sen­dung als „ver­film­te ‚Bild‘-Zeitung“ oder „ver­film­te ‚Bun­te‘ “ bezeich­nen, aber das trifft es nicht ganz. So viel geball­te Über­heb­lich­keit und Men­schen­ver­ach­tung fin­det man nicht mal bei Sprin­ger und Bur­da. Wäh­rend zeit­gleich in der ARD mög­lichst sach­lich die welt­po­li­ti­sche Lage refe­riert wird, hecheln sie bei Vox das durch, was die ein­schlä­gi­gen Pro­mi-Sei­ten im Inter­net unge­fähr einen Tag zuvor berich­tet hat­ten – nur nicht ganz so seri­ös.

Wenn man die­ses For­mat ein paar Mal gese­hen haben, fällt einem auf, wie weit sich die Redak­ti­on von klas­si­schen Fern­seh­kon­ven­tio­nen ver­ab­schie­det hat: Da ist etwa die Mode­ra­to­rin, die durch Stra­ßen und men­schen­lee­re Räu­me streift, wäh­rend sie gleich­zei­tig aus dem Off spricht (aber dar­über haben Ste­fan und Peer schon vor Jah­ren geschrie­ben), oder der Umstand, dass ein Bei­trag erst ange­teasert wird – und dann direkt danach anfängt, weil in den 15 Minu­ten Sen­de­zeit gar nicht so vie­le Wer­be­blö­cke lau­fen kön­nen, wie es die umständ­li­che „Sehen Sie gleich“-Formatierung ver­langt.

Auch das Prin­zip „Schnitt­bil­der“ wird hier auf die Spit­ze getrie­ben, weil es das Aller­meis­te, was im Off-Kom­men­tar beschrie­ben wird, gar nicht als Bewegt­bild gibt. Anders als ihre Print-Kol­le­gen haben die Macher von „Pro­mi­nent“ also das Pro­blem, jeden ein­zel­nen ihrer süf­fi­san­ten Sät­ze bebil­dern zu müs­sen. Des­halb sieht man dann mehr­mals hin­ter­ein­an­der, wie der 80-jäh­ri­ge Karl Lager­feld von Papa­raz­zi bedrängt ins Stol­pern gerät, oder die Wit­we von Phil­ip Sey­mour Hoff­man, die mit den gemein­sa­men Kin­dern zur Trau­er­fei­er anreist, in End­los­schlei­fe.

Als ich am Mitt­woch ein­schal­te­te, ging es um den Tod von L’W­ren Scott. Scott war eine nam­haf­te Mode­de­si­gne­rin, aber auch die Freun­din von Mick Jag­ger. Und sie hat sich das Leben genom­men.

Was das für die inter­na­tio­na­le Bericht­erstat­tung bedeu­tet, hat Jane Mar­tin­son für den „Guar­di­an“ sar­kas­tisch so kom­men­tiert:

What makes a beau­tiful, suc­cessful and extre­me­ly rich woman take her own life? In lieu of any sort of evi­dence, the suspec­ted sui­ci­de of desi­gner L’W­ren Scott is as baff­ling as it is heart­brea­king for anyo­ne who belie­ves that depres­si­on is the sole pre­ser­ve of the poor and ugly.

Unless, of cour­se, you belie­ve that a child­less, unmar­ried woman has every reason in the world to be depres­sed.

Das „New York Maga­zi­ne“ hat ein biss­chen doku­men­tiert, wie sich die Medi­en vor allem auf Scott als Frau an Jag­gers Sei­te kon­zen­triert haben, und erklärt:

In one sen­se, to tho­se who fol­low cele­bri­ty and music as oppo­sed to fashion, yes, Scott was the long­time part­ner of Jag­ger. But in life, she defi­ned hers­elf as not a han­ger-on, not as a fame-who­re, not just as one half of a rela­ti­onship, but as L’Wren Scott, a woman who pul­led hers­elf up by her incre­di­bly chic boot­straps and beca­me an entre­pre­neur.

Und damit zurück zu „Pro­mi­nent“, wo Con­stan­ze Rick in dem ihr eige­nen Ton­fall über ver­färb­te Archiv­auf­nah­men und einen dicken Strei­cher­tep­pich spricht:

Eigent­lich hat­te Mick Jag­gers Freun­din alles: Sie sah gut aus, hat­te eine Kar­rie­re als Star-Desi­gne­rin, ein Luxus­le­ben und einen berühm­ten Freund. Doch jetzt sagt L’W­ren Scotts Schwes­ter: sie war eine unglück­li­che Frau.

Sie genoss das Blitz­licht, lächel­te in die Kame­ras und prä­sen­tier­te sich immer als star­ke, selbst­be­wuss­te Frau an der Sei­te eines eben­so star­ken Man­nes: L’W­ren Scott und Mick Jag­ger, vor fünf Mona­ten in New York. Ihr letz­ter gemein­sa­mer Auf­tritt — als glück­lich wir­ken­des Paar. Doch das war viel­leicht nur Fas­sa­de. Hier muss es der 49-Jäh­ri­gen schon schlecht gegan­gen sein, von Dämo­nen und Depres­sio­nen ist die Rede.

Sie war unglück­lich, behaup­tet jetzt auch ihre Schwes­ter Jen: „Ein­mal sahen wir uns in die Augen und sie sag­te: Ich benei­de Dich. Ich frag­te: War­um benei­dest Du aus­ge­rech­net mich? Und sie ant­wor­te­te trau­rig: Du hast all die­se Kin­der, du hast eine Fami­lie.“ All das hat L’W­ren nicht.

Na dann!

Es folgt ein „Rück­blick“, also eine Art kurz­re­fe­rier­ter Wiki­pe­dia-Ein­trag, über die fami­liä­ren Hin­ter­grün­de von Scott. Dar­in die­se Bild­be­spre­chung:

Hier ein 14 Jah­re altes Fami­li­en­fo­to: L’W­ren steht in der letz­ten Rei­he, ihre Schwes­ter und ihre Mut­ter sit­zen mit­ten­drin. Mick Jag­ger ist hier noch kein The­ma, erst ein Jahr spä­ter ver­lie­ben sie sich.

Dann ging es aber end­lich auf­wärts mit dem Leben in der letz­ten Rei­he: Frau Scott wur­de die Freun­din des Rol­ling-Stones-Front­manns.

Aber eben nur sei­ne Freun­din, 13 Jah­re lang. Nie sei­ne Ehe­frau. Auch nicht die Mut­ter sei­ner Kin­der. Ein Grund für einen Selbst­mord?

Das fragt Con­stan­ze Rick wirk­lich. Im glei­chen Ton­fall, in dem nor­ma­le Men­schen „Noch was Kaf­fee?“ fra­gen wür­den.

Es folgt dann noch mal ein mut­maß­li­ches Zitat der Schwes­ter der Ver­stor­be­nen, das – wie das ers­te – aus dem „Dai­ly Mir­ror“, also einer für Bou­le­vard­jour­na­lis­ten voll ver­trau­ens­wür­di­gen Quel­le stammt. „Ich wür­de alles dafür geben, noch ein­mal mit ihr reden zu kön­nen“, sagt die Schwes­ter da und Con­stan­ze Rick kom­men­tiert gefühl­voll:

Dafür ist es zu spät. Am Mon­tag stran­gu­lier­te sich L’Wren Scott mit einem Schal. Die Frau, die ver­meint­lich alles hat­te.

Nach einer Fol­ge „Pro­mi­nent“ muss ich erst mal zwei Stun­den Tier­ba­by­vi­de­os gucken.

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The Numbers Of The Beasts

Ich habe Mathe­ma­tik immer gehasst. Noch heu­te, mehr als zehn Jah­re nach mei­nem Abitur, träu­me ich hin und wie­der davon, im Mathe­un­ter­richt zu sit­zen und zu den­ken „Oh Gott, das wer­de ich bis zur Klau­sur nie­mals ver­ste­hen!“ Manch­mal träu­me ich auch direkt von Klau­su­ren, denen ich mich dann auf irgend­wel­che Arten – z.B. durch Zer­stö­rung des gan­zen Schul­ge­bäu­des – ent­zie­hen muss.

Ande­rer­seits habe ich auch schon seit vie­len Jah­ren einen Fai­ble für Sta­tis­tik und ande­re Zah­len­spie­le­rei­en: Das Tolls­te am Euro­vi­si­on Song Con­test bleibt die Punk­te­ver­ga­be, man kann eine gan­ze Bun­des­li­ga­sai­son vor­ab auf dem Papier durch­rech­nen und wenn man sich nur eine klu­ge For­mel aus­denkt, kann man aus der Anzahl der Wie­der­ga­ben und der Bewer­tung eines Songs in iTu­nes sicher­lich ganz logisch sei­ne per­sön­li­che Jah­res­bes­ten­lis­te erstel­len.

Ver­mut­lich könn­te man sogar aus­rech­nen, wie groß die Wahr­schein­lich­keit war, dass ich ges­tern gleich zwei Arti­kel mit gro­ßer Freu­de gele­sen habe, die sich mit Zah­len aus­ein­an­der­set­zen:

Hol­ger Dam­beck hat bei „Spie­gel Online“ ver­sucht her­zu­lei­ten, wie (un)wahrscheinlich es eigent­lich war, dass bei der Aus­lo­sung der Ach­tel­fi­nals der Cham­pi­ons League exakt die glei­chen Paa­run­gen gezo­gen wur­den wie bei einer vor­he­ri­gen Pro­be­aus­lo­sung.

Ein Pro­blem, das auf­grund der vie­len Regeln, die es bei der Aus­lo­sung zu berück­sich­ti­gen gilt (nur Grup­pen­ers­te gegen Grup­pen­zwei­te, kei­ne Vor­run­den­geg­ner als Ach­tel­fi­nal­geg­ner, kein Geg­ner aus dem eige­nen Land), eini­ger­ma­ßen unlös­bar erscheint:

Ich schaue mir an, wel­che Geg­ner die Zweit­plat­zier­ten bekom­men kön­nen. Weil nur die Paa­run­gen selbst inter­es­sie­ren, nicht aber die Rei­hen­fol­ge, in der sie gelost wer­den, fan­ge ich beim fik­ti­ven Losen mit den bei­den spa­ni­schen Mann­schaf­ten an: FC Valen­cia und danach Real Madrid. Valen­cia hat fünf ver­schie­de­ne mög­li­che Geg­ner, Real eben­falls. Das müss­te dann für Valen­cia fünf Vari­an­ten erge­ben, und für Real eine weni­ger, also vier, denn eine Mann­schaft wur­de ja Valen­cia schon zuge­lost. Das ergibt dann 5*4=20 Mög­lich­kei­ten, dach­te ich – und war bereits in die ers­te Fal­le getappt.

Denn es gibt einen Son­der­fall, den ich nicht bedacht habe. Wenn Valen­cia der Sie­ger aus der Real-Madrid-Grup­pe – das ist Borus­sia Dort­mund – zuge­lost wird, gibt es für Real nicht nur noch vier mög­li­che Geg­ner, son­dern wei­ter­hin fünf. Denn Dort­mund schei­det als Geg­ner für Real von Vorn­her­ein aus, bei­de waren in der Grup­pen­pha­se zusam­men. Statt 5*4 = 20 gibt es des­halb 4*4+5 = 21 unter­schied­li­che Vari­an­ten der bei­den Ach­tel­fi­nals mit Betei­li­gung von Madrid und Valen­cia.

Hach. Ich kann die Begeis­te­rung, die einen an die­ser Stel­le ergreift, völ­lig nach­voll­zie­hen. Und ich bin mir sicher, dass ich auf dem Weg zur Lösung drei bis vier kapi­ta­le Denk­feh­ler gemacht hät­te.1 Der Satz „Jetzt wird es kom­pli­ziert“ folgt übri­gens erst ein biss­chen spä­ter im Text.

Hol­ger Dam­beck kam dann mit Papier und Blei­stift irgend­wann auch nicht mehr wei­ter:

Das Pro­blem ist trotz­dem lös­bar – und zwar mit Hil­fe eines klei­nen Com­pu­ter­pro­gramms, das ein­fach alle mög­li­chen Vari­an­ten durch­zählt. Ein Kol­le­ge aus der SPIE­GEL-Doku­men­ta­ti­on hat genau dies gemacht und ist dabei auf die Zahl von 5463 Vari­an­ten gekom­men. Die­se Anga­be ist ohne Gewähr!

* * *

Der ande­re Text steht auf der Web­site des „Guar­di­an“ und erklärt, war­um der 20.12.2012 so beson­ders ist/​war:

It’s one of tho­se dates whe­re the digits crea­te inte­res­t­ing pat­terns. It also comes at the end of 13 years that have been asto­nis­hin­gly fer­ti­le for such num­e­ro­lo­gi­cal­ly „magic“ dates. The rest of the cen­tu­ry is going to be a desert by com­pa­ri­son.

Hugo Dixon kommt auf „68 magi­sche Daten im 21. Jahr­hun­dert“, von denen inzwi­schen 43 vor­bei sind. Er beginnt bei der Serie, die am 01.01.01 begann und am 12.12.12 ende­te, arbei­tet sich über beson­ders magi­sche Momen­te wie den 11.11.11 11.11 Uhr vor und kommt irgend­wann bei den Palin­dro­men an, von denen uns am 02.02.2020 das nächs­te erwar­tet.2

Es ist eine eigent­lich völ­lig sinn­lo­se Betrach­tung der Welt, aber ich kann die Schön­heit und Magie, die Dixon da beschreibt, völ­lig nach­voll­zie­hen. Man muss ja nicht gleich an so einem Tag hei­ra­ten.

  1. Mei­ne Spe­zia­li­tät bei Mathe-Klau­su­ren waren immer die soge­nann­ten Fol­ge­rich­tig-Punk­te, die man bekam, wenn man nach einem Feh­ler in sich schlüs­sig wei­ter­ge­rech­net hat­te. []
  2. Die Schreib­wei­sen vari­ie­ren immer mal wie­der, je nach­dem, ob die vor­an­ge­stell­te „20“ unse­res Jahr­hun­derts gera­de ins Sche­ma passt oder nicht. []
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Digital

Understanding In A Car Crash

War­nung!

In die­sem Ein­trag wer­den Sei­ten ver­linkt, auf denen bru­ta­le und ver­stö­ren­de Fotos bzw. Vide­os zu sehen sind. Wenn Sie emp­find­lich auf sol­che Dar­stel­lun­gen reagie­ren oder es Ihnen reicht, sich vor­zu­stel­len, wie die Opfer eines Ver­kehrs­un­falls aus­se­hen, dann kli­cken Sie bit­te auf kei­nen die­ser Links!

Da hat man sich den Mund fus­se­lig dis­ku­tiert nach dem Amok­lauf von Win­nen­den, hat an jour­na­lis­ti­sche Ethik oder ein­fach nur an den gesun­den Men­schen­ver­stand appel­liert, wenn es um Gewalt­dar­stel­lun­gen in den Medi­en ging. Gera­de letz­te Woche hat­te ich mich und mög­li­che mit­le­sen­de Jour­na­lis­ten mal wie­der gefragt (da dürf­ten Sie jetzt drauf kli­cken, das ist nur ein Cof­fee-And-TV-Arti­kel), ob man eigent­lich alle Quel­len nut­zen müss­te, die einem so zur Ver­fü­gung ste­hen, um ein schreck­li­ches Ereig­nis auf­zu­be­rei­ten.

Aber letzt­lich braucht es wohl ein­fach nur genug Blut und in den Gehir­nen der Online-Redak­teu­re rei­ßen die letz­ten Syn­ap­sen ab.

Im nie­der­län­di­schen Apel­doorn ist bei der Para­de zum heu­ti­gen Köni­gin­nen­tag gegen 12 Uhr Mit­tags ein Auto in die Men­schen­men­ge gefah­ren und erst vor einem Denk­mal zum Ste­hen gekom­men. Im Moment geht man von vier Toten und min­des­tens 20 Ver­letz­ten aus.

Weil sich zumin­dest Tei­le die­ses Unfalls in der direk­ten Nähe des könig­li­chen Bus­ses abspiel­ten, wur­den die­se Bil­der live im Fern­se­hen über­tra­gen. Dass grau­sa­me Din­ge on air pas­sie­ren, gehört zu den Risi­ken einer Live-Über­tra­gung. Die Fra­ge ist, wie man in den nächs­ten Momen­ten damit umgeht.

Die Sen­der des nie­der­län­di­schen RTL haben Vide­os ins Inter­net gestellt, auf denen Men­schen über die Stra­ße geschleu­dert wer­den. Zuschau­er schrei­en ent­setzt (und gut hör­bar) auf, spä­ter sieht man Poli­zis­ten bei ver­zwei­fel­ten Wie­der­be­le­bungs­ver­su­chen. Ich weiß nicht, was davon live über den Sen­der ging und was „nur“ auf­ge­nom­men wur­de – ich bin mir nur ziem­lich sicher, dass die Betrach­tung die­ser bru­ta­len Bil­der kei­ne zwin­gen­de Vor­aus­set­zung für ein Ver­ständ­nis des Vor­gangs „Auto rast in Men­schen­men­ge“ dar­stellt.

In den nie­der­län­di­schen Fern­seh­sen­dern sind die Bil­der des Vor­falls immer wie­der zu sehen – auf man­chen nur die letz­ten Meter, bevor das Auto in die Umzäu­nung des Denk­mals kracht, auf den Sen­dern der RTL-Grup­pe auch noch mal ein paar Men­schen, die getrof­fen wer­den. Repor­ter der Pri­vat­sen­der ste­hen vor dem Auto-Wrack, wäh­rend im Bild­hin­ter­grund die abge­deck­ten Lei­chen lie­gen, die Öffent­lich-Recht­li­chen haben ihre Repor­ter inzwi­schen vor dem Königs­pa­last abge­stellt.

Aber die nie­der­län­di­schen Medi­en, die eh sehr viel libe­ra­ler sind im Umgang mit expli­zi­ten Dar­stel­lun­gen, sol­len uns hier nur am Ran­de und unter exo­ti­schen Aspek­ten inter­es­sie­ren. Wir haben ja unse­re eige­nen Medi­en, allen vor­an die im Inter­net.

Trash-Por­ta­le wie „Spie­gel Online“, Bild.de, focus.de und stern.de, aber auch FAZ.net zei­gen Bil­der­ga­le­rien, in denen man sich unter ande­rem dar­über infor­mie­ren kann, wie eigent­lich schwe­re Kopf­ver­let­zun­gen oder Mund-zu-Mund-Beatmun­gen aus­se­hen.

tagesschau.de zeigt als Auf­ma­cher­bild eine Tota­le (wie man sie auch in der „Net­zei­tung“ und der Klick­stre­cke von „RP Online“ fin­det) mit meh­re­ren Ver­let­zen, wäh­rend im Fern­seh­bei­trag haupt­säch­lich ent­setz­te Augen­zeu­gen (dar­un­ter ein wei­nen­des Kind) zu sehen sind.

Spe­ku­la­tio­nen schie­ßen (natür­lich) ins Kraut und Bild.de brauch­te nur weni­ge Zen­ti­me­ter, um aus einer Fra­ge …

Schock für Beatrix am Königinnentag in Holland: War es ein Anschlag? Autofahrer raste in Menschenmenge - vier Tote und fünf Schwerverletzte

… eine Tat­sa­che zu machen:

Anschlag auf Königin Beatrix: Der Bus mit der königlichen Familie – nur wenige Meter trennen ihn von der Stelle, an der der Suzuki in das Denkmal gerast ist. In der Mitte zu erkennen...

Beim Wes­ten war ver­mut­lich eher sprach­li­ches Unver­mö­gen als Zynis­mus Schuld an einer Bild­un­ter­schrift wie die­ser:

Begeistert warten die Zuschauer im holländischen Apeldoorn auf den Besuch der Königsfamilie, als ein Auto in die Menschenmenge rast.

(Unnö­tig zu erwäh­nen, dass das Foto natür­lich kei­ne begeis­ter­ten War­ten­den zeigt, son­dern in Bewe­gung befind­li­che Unfall­op­fer. Der Bild­aus­schnitt wur­de übri­gens spä­ter noch ver­än­dert, so dass nun weni­ger von den Kör­pern und mehr vom Auto zu sehen ist.)

Von allen gro­ßen Por­ta­len, die mir spon­tan ein­fie­len, kommt nur sueddeutsche.de ohne all­zu bru­ta­le Fotos und/​oder Bil­der­ga­le­rien aus. Aller­dings erhielt mei­ne zag­haf­te Erleich­te­rung einen Dämp­fer, als ich in den Kom­men­ta­ren zum Arti­kel erst Kri­tik an (offen­bar vor­her dort gezeig­ten) Bil­dern fand und dann das hier las:

 30.04.2009  14:29:35 Moderator (sueddeutsche.de): Liebe user, obwohl das von uns zunächst gezeigte Bild aus dokumentarischen Gründen auch in anderen Publikationen zu sehen war, haben wir uns aus Pietätsgründen dazu entschieden ein anderes Bild zu verwenden. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Moderator

Die obli­ga­to­ri­sche Gegen­pro­be beim Online-Auf­tritt des „Guar­di­an“ ergab: Ein zer­trüm­mer­tes Auto sagt auch viel aus.

Mit beson­de­rem Dank an unse­re Nie­der­lan­de-Kor­re­spon­den­tin Leo­nie.

Nach­trag, 23:55 Uhr: Zu früh gelobt: Der „Guar­di­an“ hat mit einer Bil­der­ga­le­rie und einem Video nach­ge­legt, wo Bil­der zu sehen sind, die mei­nes Erach­tens auch nicht nötig wären.

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Digital Gesellschaft

You don’t know me at all

Ach­tung: Erhöh­te Selbst­re­fe­ren­tia­li­tät!

Ich weiß weder, wer Micha­el Arring­ton, noch, was Tech­crunch ist.1 Aber dass er bei dem/​der/​dem DLD in Mün­chen2 ange­spuckt wur­de, das habe sogar ich mit­be­kom­men.

Jeder Mensch weiß, dass man sowas nicht macht, und der­je­ni­ge, der es getan hat, wird sich hof­fent­lich eine ordent­li­che Ohr­fei­ge von sei­ner Mama ein­han­deln, wenn sie dahin­ter kommt. Ande­rer­seits hat er ver­mut­lich sowie­so genug Pro­ble­me.

Paul Carr, von dem ich eben­falls nicht weiß, wer er ist und was er sonst so schreibt, hat für den Online-Auf­tritt des „Guar­di­an“ einen sehr lesens­wer­ten Arti­kel geschrie­ben, in dem er sei­ne eige­nen Erfah­run­gen auf dem/​der/​dem DLD und bei ähn­li­chen Ereig­nis­sen beschreibt. Wie die Leu­te auf ihn zukom­men und ihn für irgend­wel­che Gehäs­sig­kei­ten loben, die er mal geschrie­ben oder get­wit­tert hat, und ihn fra­gen, ob er die­se Ver­an­stal­tung und jene Per­son mor­gen auch wie­der öffent­lich schlach­ten wür­de.

Und obwohl mir die­se Welt – wie oben oft genug ange­merkt – fremd ist, kamen mir Carrs Schil­de­run­gen selt­sam ver­traut vor.

Wenn ich hier mal etwas vor­stel­le, was mir wirk­lich gefällt, fal­len die Reak­tio­nen beschei­den aus: ein Kom­men­tar oder gar kei­ner. Wenn ich mich ein biss­chen über Sym­bol­fo­tos von dpa lus­tig mache, gibt’s deut­lich mehr.

Natür­lich habe ich in den letz­ten drei Wochen jede Men­ge schwach­sin­ni­ger Oba­ma-Anbie­de­run­gen auf­ge­schrie­ben. Zum einen, weil ich ein­mal damit ange­fan­gen hat­te und ich alle Bei­spie­le auf die eine oder ande­re Art bemer­kens­wert fand, zum ande­ren, weil unse­re Leser mich mit Ein­sen­dun­gen über­häuft haben. Als ich die Post­kar­te in mei­nem Brief­kas­ten fand, war ich glei­cher­ma­ßen belus­tigt von der idio­ti­schen Kar­te und gerührt von der Ges­te, dass ein mir unbe­kann­ter Mensch mir sowas ein­fach wei­ter­ge­lei­tet hat.

Ich habe schon ernst­haft über­legt, ob ich über Blog-Bei­trä­ge wie die zum dpa-Sym­bol­bild oder den gan­zen Oba­mas viel­leicht „Ach­tung, irrele­vant!“ schrei­ben soll­te, damit ja nie­mand glaubt, dahin­ter ste­cke mehr als mein schlich­ter Wunsch, das kurz auf­zu­schrei­ben.

Wir haben Cof­fee And TV vor fast zwei Jah­ren als Grup­pen­blog gestar­tet,3 in dem es um alles gehen soll­te, was uns inter­es­siert. Ich woll­te Musik, Fil­me und Bücher, die mir gefal­len, mit mög­li­chen Lesern tei­len und vor Sachen war­nen, die mir per­sön­lich nicht so gefal­len. Dass das The­ma Medi­en immer mehr Platz ein­nahm, lag dar­an, dass ich mich immer stär­ker damit beschäf­tigt habe und mir vie­le Din­ge auf­ge­fal­len sind, die mich mit­un­ter empört haben4 oder die ich erwäh­nens­wert fand, weil sie lus­tig, merk­wür­dig oder auch ein­fach nur gut waren. Dass es mehr Platz braucht, wenn man über bizar­re Stil­le-Post-Spiel­chen und Unge­reimt­hei­ten bei der Recher­che schreibt, als wenn man eben einen guten Text emp­feh­len will,5 liegt wohl in der Natur der Sache.

Natür­lich ist es etwas hin­der­lich, dass hier im Blog kur­ze Quatsch-Bei­trä­ge und län­ge­re Gedan­ken­gän­ge, die mir wich­tig sind, völ­lig gleich­be­rech­tigt über­ein­an­der ste­hen. Hier gibt es kei­ne Auf­ma­cher und kei­ne „Kurz notiert“-Spalte und das mag ich eigent­lich auch. Ich ver­traue dar­auf, dass die Leser mer­ken, was mir wich­tig ist und was nicht, und ich bin mir sicher, dass das bei den meis­ten auch ganz gut gelingt.

Als ich am Mon­tag die Mel­dung der „Ber­li­ner Zei­tung“ zum Atom­müll­la­ger Asse ver­link­te und mit dem spon­ta­nen Gedan­ken, der mir beim Hören der Mel­dung gekom­men war, anrei­cher­te, dach­te ich, dass die dras­ti­schen Wor­te, die ich hier im Blog sonst nie benut­ze, für sich spre­chen und mei­ner Resi­gna­ti­on gegen­über unse­rer Bun­des­re­gie­rung Aus­druck ver­lei­hen wür­den. Statt­des­sen erfuhr ich aus den Kom­men­ta­ren,6 dass die­ses Blog „von sinn­lo­ser Pole­mik, Hoch­nä­sig­keit, pseu­do-poli­ti­schen Anma­ßun­gen und Klug­schei­ße­rei“ lebe.

Da frag­te ich mich schon: Mache ich auf Sie wirk­lich den Ein­druck eines arro­gan­ten, bla­sier­ten Men­schen, der nie weiß, wor­über er schreibt und sowie­so nur aus­tei­len will?

Falls ja, wür­de ich näm­lich sofort auf­hö­ren mit die­sem Blog.

  1. Und Sie sind bit­te so anstän­dig und schrei­ben jetzt nicht alle „Das ist doch … !“ []
  2. Da weiß ich auch nicht so ganz, was das ist aber das ist auch uner­heb­lich. []
  3. Und es ist immer noch eines, auch wenn die Autoren weni­ger gewor­den sind und ich am häu­figs­ten schrei­be. []
  4. Wobei ich von nie­man­dem erwar­te, dass er mei­ne Empö­rung tei­len muss. []
  5. Beach­ten Sie dazu die Rubrik „Lese­tipps“ in der rech­ten Spal­te die­ses Blogs. []
  6. Natür­lich von einem anony­men Kom­men­ta­tor. []
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Musik

Gone 4 Real

Am 1. Febru­ar 1995 ver­schwand Richey James Edwards, Tex­ter und Rhyth­mus-Gitar­rist der Manic Street Pre­a­chers. Zwei Wochen spä­ter wur­de sein Auto auf dem Park­platz einer Rast­stät­te in der Nähe der Severn Bridge gefun­den.

In der Fol­ge gab es immer wie­der Gerüch­te, er sei hier und dort gesich­tet wor­den, immer mal wie­der wur­den Kno­chen gefun­den, die aber nicht von Edwards stamm­ten.

Die Band hat nach sei­nem Ver­schwin­den wei­ter­ge­macht – zunächst mit den Tex­ten, die er ihnen hin­ter­las­sen hat­te, dann nur noch mit Mate­ri­al von Bas­sist Nicky Wire. Sie waren erfolg­rei­cher denn je und lan­de­ten mit „If You Tole­ra­te This Your Child­ren Will Be Next“ ihre ers­te Num­mer 1 in Groß­bri­tan­ni­en. Von allen Ein­nah­men gin­gen 25% auf ein Treu­hand­kon­to, das die Band auf Edwards‘ Namen ein­ge­rich­tet hat­te. Vor weni­gen Wochen kün­dig­ten sie ein neu­es Album an, auf dem noch übrig geblie­be­ne Richey-Edwards-Tex­te ver­ar­bei­tet wer­den sol­len.

Obwohl Edwards‘ Fami­lie seit 2002 die Gele­gen­heit gehabt hät­te, ihren Sohn für tot erklä­ren zu las­sen, hat sie davon jah­re­lang kei­nen Gebrauch gemacht. Als ich Manics-Sän­ger James Dean Brad­field vor zwei Jah­ren zu sei­nem Solo­al­bum inter­viewt habe (Über­res­te des Gesprächs sind hier nach­zu­le­sen), kam er nach weni­ger als drei­ßig Sekun­den erst­mals auf Richey zu spre­chen – von sich aus.

Vor weni­gen Tagen aber haben sich Edwards‘ Eltern nun doch dazu ent­schie­den, Richey James für tot erklä­ren zu las­sen.

Band­spre­che­rin Teri Hall ließ die „Mail on Sun­day“ wis­sen:

The band has been awa­re this was coming,’ she said. ‘It is huge­ly emo­tio­nal for all of us. This is the par­ents’ choice and the band is hap­py to go with what the par­ents deci­de is best. We all dream Richey will come back one day. You hope he is still around some­whe­re.

But it is no lon­ger a rea­li­stic hope and if this offers some kind of clo­sure then the band will be con­tent with that.

Und so konn­te der „Guar­di­an“ dann auch heu­te sei­nen seit min­des­tens 13 Jah­ren geschrie­be­nen Nach­ruf aus der Schub­la­de kra­men und ver­öf­fent­li­chen.

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Musik Gesellschaft

A Different Beat

Ich gebe zu, ich hat­te nicht mit­be­kom­men, dass sich Boy­zo­ne zu einer Reuni­on zusam­men­ge­fun­den hat­ten. East 17: klar, Take That: sowie­so, aber Boy­zo­ne, die immer­hin auf Platz 3 mei­ner ima­gi­nä­ren Lis­te der okay­en Boy­bands der Neun­zi­ger stan­den: nee, ver­passt.

Dabei hat die Band im Okto­ber mit „Back Again … No Mat­ter What“ ihre immer­hin sechs­te Grea­test-Hits-Com­pi­la­ti­on auf den Markt gebracht (zum Ver­gleich: in den Neun­zi­gern kamen drei regu­lä­re Alben raus). Am 8. Dezem­ber erscheint die Sin­gle „Bet­ter“, die reich­lich öde ist und des­halb bes­te Chan­cen hat, Christ­mas No. 1 in Groß­bri­tan­ni­en zu wer­den.

All das wäre nicht der Rede wert, wenn … ja, wenn das Video nicht eine klei­ne Sen­sa­ti­on dar­stell­te: wäh­rend sei­ne vier Band­kol­le­gen eine Frau zum Ansin­gen und ‑schmach­ten haben, kuschelt Ste­phen Gate­ly mit einem Mann.

"Better"-Video: Stephen Gately und ein anderer MannGenau genom­men ist das nur kon­se­quent, denn Gate­ly war 1999 auch das ers­te akti­ve Boy­band-Mit­glied, das sei­ne Homo­se­xua­li­tät öffent­lich mach­te. Aber wäh­rend t.A.T.u. und Katy Per­ry mit Les­ben-Chic koket­tie­ren und „Bild“ ernst­haft (also, so weit man bei „Bild“ von Ernst spre­chen kann) „War­um ist les­bi­sche Lie­be plötz­lich so schick?“ fragt, waren kuscheln­de Jungs und Män­ner im Main­stream der Pop­kul­tur bis­her nicht mal eine Aus­nah­me, son­dern schlicht nicht exis­tent.

Es stimmt also durch­aus, wenn Caro­li­ne Sul­li­van im „Guar­di­an“ schreibt, das Boy­zo­ne-Video sei „rather ground­brea­king“. Aller­dings schränkt sie auch ein, man sol­le nicht zu vie­le Nach­ah­mer erwar­ten:

With less to lose than an ascen­dant new band, it was easy for Boy­zo­ne to do the right thing by Gate­ly. The few other estab­lished groups with open­ly gay mem­bers tend to tread light­ly around the sub­ject.

Das eigent­lich Erstaun­li­che an dem Video – neben der Fra­ge, war­um es zuerst schwu­le Bür­ger­meis­ter und Par­tei­vor­sit­zen­de gab und dann erst kuscheln­de Män­ner in Musik­vi­de­os – ist die fast schon neben­säch­li­che Selbst­ver­ständ­lich­keit, mit der zwi­schen den vier Man­n/­Frau-Paa­run­gen die­se zwei Män­ner ste­hen: kein Schock­ef­fekt, kein „Seht her, zwei Schwu­le!“ wie damals in der „Lin­den­stra­ße“. Es ist die­ses Plä­doy­er für Nor­ma­li­tät, die die­ses durch­schnitt­li­che Video für ein lang­wei­li­ges Lied zu etwas Außer­ge­wöhn­li­chem macht. Im Jahr 2008.

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Musik Digital

mtv.de geht im Whirlpool unter

mtv.de wür­de ich aus guten Grün­den nicht als mei­ne bevor­zug­te Nach­rich­ten­quel­le für den Bereich Musik und Enter­tain­ment bezeich­nen. Aber manch­mal schi­cken einen Goog­le Alerts eben auf sol­che Sei­ten.

Zum Bei­spiel zu sol­chen Über­schrif­ten:

Britisches Gericht verbietet Babyshambles!

„Hol­la“, denkt man da natür­lich, „sind wir schon wie­der so weit?“ Dann liest man den dazu­ge­hö­ri­gen Arti­kel, wun­dert sich, liest ihn noch ein­mal und ist sich anschlie­ßend sicher, ihn Schritt für Schritt durch­ge­hen zu müs­sen.

Fan­gen wir also an:

Die Babysham­bles schaf­fen einen gefähr­li­chen „Whirl­pool-Effekt“. Uhhhh!

Ver­meint­li­che Nach­rich­ten­mel­dun­gen, die mit Aus­ru­fen wie „Uhhhh!“, „Wow!“ oder „Aha!“ auf­war­ten, kann man meis­tens getrost in die Ton­ne klop­pen. Da fin­det sich jemand wit­zig und die Chan­cen ste­hen gut, dass sich kein wei­te­res intel­li­gen­tes Lebe­we­sen im gan­zen Uni­ver­sum fin­den wird, das die­se Ansicht teilt.

Pete und Co. wech­seln zu schnell den Rhyth­mus!

Was uns die­ser Satz sagen will, erfah­ren wir viel­leicht spä­ter noch.

Die Babysham­bles soll­ten eigent­lich auf dem bri­ti­schen „Moon­fest“ (29. – 31. August) in Wiltshire auf­tre­ten. Dies berei­te­te den Behör­den anschei­nend sol­che Sor­gen, daß das ört­li­che Gericht kur­zer­hand den Auf­tritt ver­bot und schließ­lich das gesam­te Fes­ti­val abge­sagt wur­de. Mit rech­ten Din­gen ist das Gan­ze nicht zuge­gan­gen. Es gab zwar Ermitt­lun­gen, jedoch weder eine ordent­li­che Gerichts­ver­hand­lung noch wur­de ein Band­mit­glied oder Ver­an­stal­ter befragt. Poli­zei und Gericht schei­nen das Ver­bot unter sich aus­ge­macht zu haben.

Nun war ich nicht dabei, aber der Umstand, dass im „Guar­di­an“ der Ver­an­stal­ter John Green von einem „Gerichts­ver­fah­ren“ spricht, in des­sen Ver­hand­lungs­pau­se man ihm ein „Ange­bot“ unter­brei­tet habe, könn­te natür­lich in gewis­ser Wei­se doch für Gesprä­che unter­ein­an­der spre­chen:

Green said poli­ce had offe­red him a deal during a pau­se in court pro­cee­dings to allow the night to go ahead if he agreed to spend more on secu­ri­ty and remo­ved Doh­erty from the lin­e­up but he refu­sed the „offer“.

Aber wei­ter im Text bei mtv.de:

Zur Info: Pete Doh­erty besitzt ein Haus in Wiltshire – was der ört­li­chen Poli­zei anschei­nend gar nicht paßt. John Green, Ver­an­stal­ter des „Moon­fest“ sag­te laut nme.com hier­zu:

„Sie [die Poli­zei] haben mir per­sön­lich gesagt, daß es has­sen, ihn hier woh­nen zu sehen.“

Und so sag­te er das laut nme.com:

„They [the poli­ce] told me pri­va­te­ly they hate the fact he lives in Wiltshire and they don’t want him on their patch,“ Green told the Guar­di­an

Wir schal­ten nun um zum Frei­stil-Schwa­feln:

Die absur­de Geschich­te nimmt aller­dings ech­te Mon­ty Python-Züge an, wenn man den Poli­zei­be­richt liest. Die Band schaf­fe einen „Whirl­pool-Effekt“ bei ihrem Publi­kum. Sie sen­ke absicht­lich den Rhyth­mus und zöge dann das Tem­po wie­der an, was „Gewalt-auf­ru­fend“ sei.

Zum Ver­gleich noch mal das Ori­gi­nal­zi­tat, wie­der­ge­ge­ben von nme.com:

„What he does as part of his rou­ti­ne is to gee up the crowd. They speed up and then slow down the music and crea­te a whirl­pool effect in the crowd.

„They [the crowd] all get geed up and then they start fight­ing.“

Aber wir wol­len nicht zu klein­lich sein. Wirk­lich absurd an der Geschich­te ist wohl vor allem, dass die ört­li­che Poli­zei einen Geheim­dienst-Beam­ten zu den Babysham­bles befragt hat und dabei laut „Guar­di­an“ zu fol­gen­dem Ergeb­nis kam:

„Experts are tel­ling us that the pro­fi­le of fans that fol­low Pete Doh­erty and Babysham­bles is vola­ti­le and they can easi­ly be whip­ped up into a fren­zy, whe­re­as the pro­fi­le of someone that would fol­low around Cliff Richard or Bucks Fizz, for exam­p­le, is com­ple­te­ly dif­fe­rent.“

Das ist natür­lich nur dann wit­zig, wenn man weiß, wer oder was Cliff Richard oder Bucks Fizz sind. Für Leser und Schrei­ber von mtv.de also eher nicht. Aber die haben eh einen ande­ren Humor:

Wow! Adam Ficek, Drum­mer der Babysham­bles, hat’s erkannt:

„Die gan­ze Sache ist reif für eine Komö­die.“

Ja, wow! Und so komö­di­an­tisch hat er’s gesagt:

Reac­ting to the police’s decis­i­on, Babysham­bles drum­mer Adam Ficek said he was angry, but said that the band would try to orga­ni­se an alter­na­ti­ve show. „The who­le thing is a far­ce, it’s almost comic­al,“ he told NME.COM

Bleibt nicht viel mehr, als den Schluss­ab­satz von mtv.de in den Raum zu stel­len:

Die Babysham­bles ver­su­chen nun, einen Alter­na­tiv-Gig zu orga­ni­sie­ren. Wir warten’s ab, lachen uns schlapp und hof­fen, daß die Queen sich bald ein­schal­tet.

Bit­te, lie­be Leu­te von mtv.de: Könn­tet Ihr viel­leicht beim nächs­ten Mal ein­fach jeman­den schrei­ben las­sen, der sich gera­de nicht schlappt­lacht, statt­des­sen mit Quel­len und fremd­sprach­li­chen Zita­ten umge­hen kann, und sei­ne Stil­blü­ten­aus­bil­dung nicht in irgend­ei­ner Lokal­re­dak­ti­on gemacht hat?

Sie, lie­be Leser, lesen statt­des­sen viel­leicht lie­ber die­sen char­man­ten Kom­men­tar von Tim Jon­ze im „Guar­di­an“. Der ist wenigs­tens rich­tig lus­tig:

The clo­sest you nor­mal­ly come to a riot here is when the bat­tery on someone’s Nokia N93i came­ra-pho­ne dies. Bands such as Cold­play and U2 are typi­cal of your avera­ge sta­di­um band, making mid-paced, epic music that is impos­si­ble to dance to wit­hout loo­king like someone’s „cool dad“ (ie, the rest of the crowd).