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Leben Unterwegs

Vandalen auf der Durchreise

Gera­de im Regio­nal­ex­press die viel­leicht bes­te Durch­sa­ge ever gehört:

Ver­ehr­te Fahr­gäs­te, wir wis­sen selbst, dass das heu­te alles etwas beschei­den ist, aber lei­der hat­ten wir heu­te auf dem Weg von Aachen nach Hamm eine Schul­klas­se im Wagen 3, die die Sit­ze auf­ge­schlitzt und mit Flüs­sig­keit über­gos­sen hat. Wir muss­te den Wagen des­we­gen lei­der abschlie­ßen.

Der Rest der Durch­sa­ge ging im Geläch­ter der Fahr­gäs­te unter.

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Leben

Someday We’ll Know

Es wäre unhöf­lich, den Haupt­bahn­hof von Mül­heim an der Ruhr als her­un­ter­ge­kom­mens­ten Bahn­hof des Ruhr­ge­biets zu bezeich­nen. Es gibt ja noch Duis­burg und Dort­mund und sämt­li­che S‑Bahn-Hal­te­punk­te dazwi­schen. Die bes­te Zeit aber hat­te das Gebäu­de in der Stadt mei­ner Vor­vä­ter defi­ni­tiv schon län­ger hin­ter sich und das wuss­te auch jeder in Mül­heim.

Nun ist es soweit: Seit Diens­tag wird der Bahn­hof auf den bald begin­nen­den Umbau vor­be­rei­tet! Der Platz vor dem Haupt­ein­gang soll einen eige­nen „ ‚Kiss & Ride‘-Bereich“ bekom­men, was ich ganz ent­zü­ckend fin­de.

Mit den jetzt tat­säch­lich anste­hen­den Bau­ar­bei­ten ist dann aller­dings auch das legen­dä­re Schild hin­fäl­lig, das schon vor län­ge­rem (angeb­lich) den Mül­hei­mer Haupt­bahn­hof zier­te:

Bau­be­ginn: Dem­nächst
Eröff­nung: Nach Fer­tig­stel­lung

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Digital Leben

Zettel-Traum

Tho­mas schrieb in den Kom­men­ta­ren zum Bei­trag über mein selbst­ge­mal­tes Schild im Trep­pen­haus:

Ein­fach noch einen Zet­tel schrei­ben. Mit Recht­schreib­feh­lern, mehr Unter­strei­chun­gen und WICHTIGEN WÖRTERN IN GROSSBUCHSTABEN!!!!! So ähn­lich wie die Zet­tel am Dins­la­ke­ner Bahn­hof bit­te.

Damit konn­ten Sie als Nicht-Dins­la­ke­ner ver­mut­lich wenig anfan­gen.

Das macht aber nichts, denn es gibt ein wun­der­ba­res Blog, das die geheim­nis­vol­len Zet­tel am Dins­la­ke­ner Bahn­hof minu­ti­ös doku­men­tiert. Seit andert­halb Jah­ren foto­gra­fiert und kom­men­tiert der mir unbe­kann­te Blog­ger alle neu­en Bot­schaf­ten, die man am Bahn­steig und in der Ein­gangs­hal­le lesen kann.

Mein bis­he­ri­ges Lieb­lings­mo­tiv:

Verbot!! Wer besitzt die Unverschämtheit und bringt von zu Hause Mülltüten hier mit und wirft diese in die Behälter der DB? Nur für Reiseabfall. Benutzen Sie zu Hause für Ihren Müll. Ihre Restmülltonne.

Aber nicht nur die Expo­na­te selbst sind sen­sa­tio­nell, auch die dazu­ge­hö­ri­gen Kom­men­ta­re sor­gen immer wie­der für Lacher.

So wie die­ser hier:

Was auf den ers­ten Blick wie ein altes, bekann­tes Hin­weis­schild­chen aus­schaut, ent­puppt sich bei genau­er Betrach­tung als ein Hin­weis­schild­chen der vier­ten oder fünf­ten Gene­ra­ti­on. Immer wie­der neu muss hier also mit Hil­fe von Freund Tesa­film für den frei­en Zugang zum Abfall­be­häl­ter gekämpft wer­den.

Hin­ter die­sen omi­nö­sen Zet­teln steckt ver­mut­lich Man­fred Rei­ners, ein Rent­ner, der sich seit eini­gen Jah­ren ehren­amt­lich um den ansons­ten völ­lig her­un­ter­ge­kom­me­nen Dins­la­ke­ner Bahn­hof küm­mert und es damit immer­hin schon zu Erwäh­nun­gen im Lokal­teil der „Rhei­ni­schen Post“, in der „Wirt­schafts­wo­che“ und beim WDR gebracht hat.

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Leben

Train In Vain

Seit 15 Jah­ren ver­kehrt zwi­schen den Haupt­bahn­hö­fen von Bochum und Gel­sen­kir­chen die Nokia-Bahn, deren wich­tigs­te Hal­te­stel­le der Bahn­hof Bochum-Nokia am Nokia-Werk in Bochum-Riem­ke ist.

Allein: Das Nokia-Werk gibt es nicht mehr, seit sich der fin­ni­sche Han­dy­her­stel­ler spon­tan und unter Zah­lung von Abfin­dun­gen aus der Stadt ver­ab­schie­det hat. Die Hal­te­stel­le und die Bahn-Linie der pri­va­ten Fir­ma Abel­lio brau­chen also einen neu­en Namen, wes­we­gen der Ver­kehrs­ver­bund Rhein-Ruhr (VRR) einen Wett­be­werb ins Leben geru­fen hat, bei dem man sei­ne Vor­schlä­ge ein­rei­chen kann.

Na, dann wol­len wir doch mal anfan­gen:

  • BO-GE-n-Bahn (fährt ja zwi­schen Bochum und Gel­sen­kir­chen und in einem schö­nen Bogen über das Bochu­mer Bermuda3eck)
  • Ber­mu­da-Express (weil wegen Bermuda3eck; aus den Kom­men­ta­ren bei den Ruhr­ba­ro­nen)
  • Rim­mel­bahn (benannt nach RIM, der neu­en Fir­ma in den alten Nokia-Gebäu­den; erfun­den von Jens)
  • Blau-Weiß-Express (passt zwar schön zu den Erst­li­ga­ver­ei­nen der bei­den Städ­te, ist aber inso­fern albern, als die jewei­li­gen Sta­di­en nur von Stra­ßen­bah­nen ange­steu­ert wer­den)
  • Urbahn (braucht ein biss­chen län­ger, bis er zün­det, wird sich aber bei Leu­ten, die in Restau­rants namens „Ess-Bar“ gehen, gro­ßer Beliebt­heit erfreu­en)
  • Trup­pen­ab-Zug (der heim­li­che Favo­rit der Par­tei „Die Lin­ke“)
  • Wes­tern And Occi­den­tal Express (immer­hin hält er in Bochum-West und die Zeit des Under­state­ments muss im Pott end­lich mal vor­bei sein)
  • City Express (als Hom­mage an die­se unfass­bar schlech­te ARD-Serie, die ich immer mit gro­ßer Begeis­te­rung geschaut habe)
  • Star­light Express

Sehr cool wäre ja ein Cof­fee-And-TV-Express, aber ich fürch­te, selbst wenn wir alle zusam­men­schmei­ßen, reicht das nicht aus.

Was mei­nen Sie?

[via Ruhr­ba­ro­ne]

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Leben Unterwegs

Der Weg ist das Ziel

Arnhem Central

Ich war ja in Ams­ter­dam. Das Hin­kom­men war aller­dings ein biss­chen kniff­lig, das Weg­kom­men noch mehr.

Und das kam so:

Am Mitt­woch, 23. Juli Uhr bestieg ich um 09:35 Uhr in Ober­hau­sen den ICE Inter­na­tio­nal 226 nach Ams­ter­dam – dort soll­te er aller­dings nie ankom­men, da kurz vor Utrecht allen Fahr­gäs­ten per Durch­sa­ge mit­ge­teilt wur­de, der Zug wer­de heu­te nur bis Utrecht fah­ren. Etli­che Leu­te muss­ten mit ihrer Arbeit auf­hö­ren, die sie sich für die 110-minü­ti­ge Fahrt vor­ge­nom­men hat­ten (ich nur mit dem Gucken von DVDs), die Fami­lie am Neben­tisch, die sich auf einem Tages­aus­flug nach Ams­ter­dam befand, begann ihr Besuchs­pro­gramm im Geis­te zusam­men­zu­strei­chen. In Utrecht wur­de unser Zug sofort nach Ein­fahrt zu einem ICE nach Frank­furt (Main) umde­kla­riert, der aller­dings auch schon eini­ges an Ver­spä­tung hat­te. Außer­dem hät­te er eigent­lich aus Ams­ter­dam abfah­ren sol­len und eben nicht aus Utrecht. Wir aber stie­gen in einen nie­der­län­di­schen Inter­ci­ty (was unge­fähr unse­ren Regio­nal­ex­pres­sen ent­spricht) und kamen mit etwa 25 Minu­ten Ver­spä­tung in Ams­ter­dam an.

Am Frei­tag, 25. Juli soll­te der ICE Inter­na­tio­nal Rich­tung Frank­furt um 18:34 Uhr in Ams­ter­dam Cen­tr­a­al los­fah­ren. Eine drei­spra­chi­ge Durch­sa­ge infor­mier­te mich und die ande­ren Fahr­gäs­te dar­über, dass der Zug heu­te erst ab Arn­hem fah­ren wer­de – wir mögen bit­te mit dem Inter­ci­ty um 18:22 Uhr bis dort fah­ren. Man mach­te sich Sor­gen, ob wir den ICE denn in Arn­hem über­haupt errei­chen wür­den – erst spät kamen Durch­sa­gen, dass der ICE dort auf uns war­ten wür­de.

Er hät­te nicht war­ten brau­chen, denn wir erreich­ten Arn­hem so, dass ein Wech­sel in den dort für 19:37 Uhr ein­ge­plan­ten ICE pro­blem­los mög­lich gewe­sen wären – allein der ICE war nicht da. Er wen­de gera­de, erklär­te das eben­falls war­ten­de DB-Bord­per­so­nal. Schließ­lich konn­ten wir ihn alle sehen, aber er kam nicht, weil vor­her noch meh­re­re Regio­nal- und Güter­zü­ge den Bahn­steig pas­sie­ren muss­ten. Müt­ter bra­chen vor ihren Fami­li­en in Trä­nen aus, Stu­den­ten mit Inter­rail­ti­ckets (für die es sich offen­bar aus­zahlt, mit den Leh­ren des Zen-Bud­dhis­mus ver­traut zu sein) über­schlu­gen grob, ob sie Salz­burg noch vor der Wie­der­kehr Chris­ti errei­chen wür­den.

Als der Zug schließ­lich ein­fuhr gab es tumult­ar­ti­ge Sze­nen, wie man sie sonst nur aus Zom­bie­fil­men der 1970er Jah­re kennt. Mit vier­zig Minu­ten Ver­spä­tung fuhr der ICE schließ­lich aus Arn­heim los – und kam nach weni­gen Minu­ten wie­der zum Ste­hen. Von den ers­ten vier­zig Minu­ten nach der Abfahrt ver­brach­ten wir ins­ge­samt 24 Minu­ten auf offe­ner Stre­cke ste­hend, weil die lang­sa­men Güter­zü­ge, die wir im Bahn­hof Arn­hem noch hat­ten an uns vor­bei­fah­ren sehen, nun direkt vor unse­rem ICE waren. Ich begann zu ahnen, dass die wirk­lich anspruchs­vol­len Auf­ga­ben der Diplo­ma­tie eher mit grenz­über­grei­fen­dem Schie­nen­ver­kehr zu tun hat­ten und weni­ger mit Atom­bom­ben und Gefan­ge­nen­aus­tau­schen.

In den Durch­sa­gen wur­de den Rei­sen­den vage in Aus­sicht gestellt, dass ihre Anschluss­zü­ge auf sie war­ten könn­ten – was eine völ­li­ge Spren­gung des Fahr­plans in halb Mit­tel­eu­ro­pa zur Fol­ge gehabt hät­te. Auf Deutsch und Hol­län­disch (scha­de für die vie­len Ame­ri­ka­ner) wur­de schließ­lich ange­kün­digt, dass es für jeden Fahr­gast ein kos­ten­lo­ses alko­hol­frei­es Getränk gebe. Bis Ober­hau­sen schaff­te es unser Zug noch auf beein­dru­cken­de 73 Minu­ten Ver­spä­tung – bei 110 Minu­ten geplan­ter Rei­se­zeit, wohl­ge­merkt.

Man muss sich fol­gen­des noch mal vor Augen hal­ten:

  • Der ICE nach Ams­ter­dam fuhr am Mitt­woch Mit­tag nur bis Utrecht.
  • Der ICE aus Ams­ter­dam fuhr am Mitt­woch Mit­tag erst ab Utrecht.
  • Der ICE aus Ams­ter­dam fuhr am Frei­tag Abend erst ab Arn­hem.
  • Der ICE nach Ams­ter­dam fuhr am Frei­tag Abend offen­bar nur bis Arn­hem.

Bei die­ser Sum­me von Ein­zel­fäl­len inner­halb eines sehr über­schau­ba­ren Zeit­rah­mens klopft natür­lich schon die Fra­ge an, ob es eigent­lich eher die Aus­nah­me oder die Regel ist, dass die ICEs auf die­ser Stre­cke bis zu ihrem geplan­ten Ziel bzw. von ihrem geplan­ten Start fah­ren.

Bei der Deut­schen Bahn AG war man bis­her nicht Wil­lens und/​oder in der Lage, mir die­se Fra­ge zu beant­wor­ten hat man aus­führ­lich auf mei­ne Fra­ge geant­wor­tet. Nach­zu­le­sen hier.

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Züge, Tiere, Sensationen

Das mit den Tie­ren und der Deut­schen Bahn ist noch viel schlim­mer, als bis­her ver­mu­tet:

[Direkt­link]
Biber

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Musik

What’s new to you?

Män­ner tun ja manch­mal merk­wür­di­ge Din­ge. Frau­en hei­ra­ten, zum Bei­spiel, oder acht­ein­halb Stun­den unter­wegs sein für 75 Minu­ten Kon­zert. Ich habe ges­tern letz­te­res gemacht und mir die Ste­reo­pho­nics ange­se­hen.

Erst muss man nach Köln fah­ren, was ja für sich genom­men schon schlimm genug ist, und dann steht man auch noch inmit­ten von ange­trun­ke­nen Bri­ten und alten Leu­ten, die aus­se­hen, als hät­ten sie eigent­lich zu Bryan Adams gehen wol­len, und wird mit dem Gesamt­werk der über­aus schreck­li­chen Band Live beschallt. Das aller­dings war, wie sich bald her­aus­stel­len soll­te, eine gute Vor­be­rei­tung auf die Vor­band Hero. Die ver­ein­ten näm­lich auf beein­dru­cken­de Wei­se so ziem­lich alles, was ich an Bands wie Sta­tus Quo, Bush, Simp­le Minds und INXS nicht aus­ste­hen kann, und hat­ten einen Sän­ger der aus­sah wie der von Right Said Fred. Danach lie­fen zum Glück die größ­ten Hits von The Clash.

Nach schier end­lo­sem und wie­der­hol­tem Gitar­ren­stim­men auf der Büh­ne (das ist so nicht Rock’n’Roll) gin­gen die Ste­reo­pho­nics nebst Zusatz­gi­tar­rist und ‑key­boar­der um Punkt 22:00 Uhr auf die Büh­ne. Da ich noch den letz­ten Zug nach Bochum erwi­schen muss­te, wuss­te ich schon, dass ich nicht das gan­ze Kon­zert wür­de sehen kön­nen. Das war aber erst mal egal, als die ers­ten Tak­te von „Bank Holi­day Mon­day“ erklan­gen und die Band los­leg­te wie ein Hau­fen jun­ger Hun­de.

Die Set­list war eine aus­ge­wo­ge­ne Zusam­men­stel­lung aus nahe­zu allen Schaf­fens­pe­ri­oden der Band, nur „You Got­ta Go The­re To Come Back“ blieb kom­plett außen vor. Am meis­ten gefei­ert wur­den die ganz neu­en Songs von „Pull The Pin“ und die Hits der ers­ten bei­den Alben – „Super­man“, „Devil“ und „Door­man“ von „Lan­guage. Sex. Vio­lence. Other?“ lie­fen irgend­wie ins Lee­re. Lei­der gab es nach dem furio­sen Auf­takt immer wie­der Hän­ger, „Pick A Part That’s New“ droh­te gar völ­lig aus­ein­an­der zu fal­len, so erschre­ckend lahm­ar­schig geriet der Refrain. „Traf­fic“ stand ähn­lich auf der Kip­pe, aber „Mr. Wri­ter“ und mein Pho­nics-Lieb­ling „Just Loo­king“ waren dafür makel­los.

Die Band war bes­tens gelaunt (ich glau­be, ich habe Kel­ly Jones vor­her noch nie lachen gese­hen) und ließ sich das auch nicht vom bis­wei­len etwas leb­lo­sen Publi­kum kaputt machen. Mit­sin­gen tut man in Deutsch­land halt nur bei Pur, kett­car und Oasis und groß Bewe­gen ging in der gut gefüll­ten und auf Sau­na­tem­pe­ra­tu­ren auf­ge­heiz­ten Live Music Hall auch nicht so gut. Zwi­schen „It Means Not­hing“, der ers­ten Sin­gle aus „Pull The Pin“, und dem Klas­si­ker „Local Boy In The Pho­to­graph“, der das regu­lä­re Set abschloss, gab es mit „My Own Worst Ene­my“ einen neu­en Song, der auch fürs nächs­te Album wie­der Mut macht: Die Ste­reo­pho­nics haben eben auf jedem Album eine Hand­voll wirk­lich guter Songs, wie es eine Kon­zert­be­su­che­rin auf dem Weg nach drau­ßen prä­zi­se zusam­men­fass­te.

Wegen des oben beschrie­be­nen Zeit­drucks (Kon­zer­te um 21:00 Uhr soll­ten unter der Woche ver­bo­ten wer­den), muss­te ich die Hal­le lei­der vor den Zuga­ben ver­las­sen. Wenn sich die Band an den Set­lis­ten der ande­ren Deutsch­land-Kon­zer­te ori­en­tiert hat, habe ich „Roll Up And Shi­ne“ und lei­der auch „Dako­ta“ ver­passt. Letz­te­res konn­te ich aber dank You­Tube heu­te früh noch nach­ho­len.

Mein ers­tes Ste­reo­pho­nics-Kon­zert seit sechs­ein­halb Jah­ren war ein biss­chen wie ein Tref­fen mit alten Freun­den: Man erin­nert sich gemein­sam an die schö­nen Zei­ten, als man noch jung war und durch die Gegend hüpf­te, hört inter­es­siert, was die ande­ren jetzt so machen, denkt sich zwi­schen­durch „Ich soll­te sowas nicht mehr machen“ und geht dann doch mit einem woh­li­gen Gefühl nach hau­se.

Set­list:

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Und was ist mit „Vanity Fair“?

Der Zeit­schrif­ten­markt ist so unüber­sicht­lich, dass man selbst als Leser des Zeit­schrif­ten­blogs nicht alles mit­be­kom­men kann. Inso­fern fin­de ich es immer beson­ders inter­es­sant, was die Leu­te im Zug so lesen.

Mei­ne Favo­ri­ten:
Fire & Food – Das Bar­be­que-Maga­zin
Das Micro­wa­ve Jour­nal
Golf­Punk

PS: Dazu pas­send: „Galo­re“ gibt’s jetzt mit neu­em Lay­out und neu­em Kon­zept.

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Leben Unterwegs

Die lustigste Geschichte

Unter allen Men­schen, die ich mal per­sön­lich getrof­fen habe, dürf­te es etwa drei bis vier geben, denen ich die­se Geschich­te noch nicht erzählt habe. Da mein bes­ter Freund kürz­lich mein­te, man müs­se sich mit mir ja gar nicht mehr unter­hal­ten, wenn man die­ses Blog nur auf­merk­sam genug lese, gehe ich also davon aus, die­se Geschich­te nun zum letz­ten Mal erzäh­len zu müs­sen:

Vor sie­ben Jah­ren, als ich noch in Dins­la­ken zur Schu­le ging, fuh­ren mein ande­rer bes­ter Freund und ich zu einem Kon­zert von Tom Liwa im Bahn­hof Lan­gen­d­re­er. Die­se Infor­ma­ti­on ist eigent­lich nur von min­de­rer Bedeu­tung für den wei­te­ren Ver­lauf der Geschich­te, könn­te ande­rer­seits auch eine wich­ti­ge Erklä­rung für ihre Poin­te sein.

Wenn ich es mir recht über­le­ge, wird die Geschich­te die Erwar­tungs­hal­tun­gen an sie, die ich bis­her auf­ge­baut habe, ver­mut­lich nicht erfül­len kön­nen, aber ich fah­re ein­fach mal fort: Nach dem Kon­zert muss­ten wir, damals bei­de noch min­der­jäh­rig und ohne Füh­rer­schein, also mit der S‑Bahn zurück­fah­ren. Wir stie­gen in Lan­gen­d­re­er ein, die S‑Bahn ruckel­te los in die Dun­kel­heit, als plötz­lich ein Mann mitt­le­ren Alters ent­setzt auf­sprang.

„Ist das hier die S‑Bahn Rich­tung Düs­sel­dorf?“, rief er panisch in die Bahn.
„Ja, ja“, bestä­tig­ten wir.
„Oh, dann ist gut“, ant­wor­te­te er und atme­te tief durch. „Dann hab‘ ich mich nur fal­schrum hin­ge­setzt!“

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Politik Gesellschaft

Das ist Bahnsinn

Die Gewerk­schaft der Lok­füh­rer (GdL) möch­te von Mitt­woch bis Sams­tag im Güter‑, Nah- und Fern­ver­kehr strei­ken.

Aller­dings droh­te GDL-Chef Schell im Gespräch mit der „Pas­sau­er Neu­en Pres­se“: „Wir kön­nen einen Streik län­ger durch­hal­ten, als es die Bun­des­re­pu­blik ver­kraf­tet“, sag­te er, „und vor allem deut­lich län­ger, als der Bahn­vor­stand dies glaubt“.

Zitat: Welt.de

Äh, okay. Alles klar.

Leu­te, wenn Eure Streik­kas­sen so der­ma­ßen gefüllt sind, dass Ihr schon ver­bal Fuf­fies im Club schmeißt, wie wäre es dann, wenn Ihr ein­fach alle Gewerk­schafts­funk­tio­nä­re wür­det, Euch qua­si selbst durch­füt­tert und die Füh­rer­stän­de für Leu­te räumt, die Spaß am Zug­fah­ren hät­ten?

Viel­leicht könn­te man auch ein­fach in irgend­ei­nem Stadt­thea­ter einen schmu­cken Bal­kon räu­men, Schell und Meh­dorn dort in die Ses­sel tackern und den gan­zen Tag im Kin­der­pro­gramm grum­meln las­sen, wäh­rend Gewerk­schaft und Unter­neh­men von weni­ger dick­köp­fi­gen Men­schen geführt wer­den.

Mit einer Inter­ven­ti­on des Bahn-Eigen­tü­mers (das sind Sie und ich, ver­tre­ten durch die Bun­des­re­gie­rung) ist bis auf wei­te­res übri­gens auch nicht zu rech­nen, denn in Ber­lin hat man gera­de ande­re Sor­gen.

(Höl­le, Höl­le, Höl­le!)

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Leben Gesellschaft

Ein Rauch von Nichts

Seit Jah­ren ver­su­che ich, mit dem Rau­chen anzu­fan­gen, aber ich schaf­fe es ein­fach nicht. Es könn­te dar­an lie­gen, dass ich weder Ziga­ret­ten noch Feu­er­zeu­ge besit­ze und die Momen­te, in denen ich irgend­wo ste­he und mir den­ke, ich müss­te jetzt drin­gend „eine qual­men“, somit unge­nutzt ver­strei­chen.

Eigent­lich will ich über­haupt nicht rau­chen. Das wäre auch absurd: Mei­ne Eltern rau­chen nicht, von mei­nen Freun­den in der Schu­le hat nie­mand geraucht und wenn die Bou­le­vard­jour­na­lis­ten auf der Suche nach jeman­dem wären, der auch in den tiefs­ten Momen­ten der Puber­tät nie auch nur ein­mal an einer Ziga­ret­te gezo­gen hat, dann wären sie bei mir an der rich­ti­gen Adres­se. Aber Bou­le­vard­jour­na­lis­ten sind wohl eher auf der Suche nach Kin­dern, die mit zwölf Jah­ren ihre ers­te Alko­hol­ver­gif­tung hat­ten und mit 14 die Kat­ze der Nach­bars­toch­ter getö­tet haben. Nach­dem sie die Nach­bars­toch­ter geschwän­gert haben.

Jeden­falls kann­te ich bis zu mei­nem zwei­und­zwan­zigs­ten Lebens­jahr qua­si kei­ne Rau­cher und hat­te auch nie das Bedürf­nis, selbst einer zu wer­den. Als unser Eng­lisch­leh­rer in der zehn­ten Klas­se meh­re­re Stun­den damit füll­te, uns auf Deutsch vor­zu­rech­nen, wie viel Geld wir spa­ren könn­ten, wenn wir es nicht für Ziga­ret­ten aus­gä­ben, son­dern zur Bank bräch­ten, inter­es­sier­te mich das nicht: Mein Taschen­geld ging für CDs und Musik­ma­ga­zi­ne raus, da war an Rauch­wa­ren und Spar­kon­ten nicht zu den­ken.1

Eigent­lich gibt es kei­ne Argu­men­te für das Rau­chen: Es ist die ein­zi­ge Dro­ge, die kei­nen Rausch ver­ur­sacht, den Kör­per aber trotz­dem schä­digt; es ist jetzt noch teu­rer als schon zu mei­nen Schul­zei­ten und es stinkt ekel­haft. War­um habe ich also Tage, an denen ich den­ke, ich müss­te jetzt drin­gend rau­chen? Viel­leicht, weil es immer noch als Rock’n’Roll-Ges­te gilt? Oder weil ich das Gefühl habe, irgend­was mit mei­nen Hän­den und Lip­pen tun zu müs­sen, und ich nicht schon wie­der zum Lip­pen­pfle­ge­stift grei­fen kann, weil die Umste­hen­den dann (nicht ganz zu Unrecht) glau­ben, ich sei von dem Ding kör­per­lich abhän­gig?

Ich wet­te, ich wäre einer die­ser Men­schen, bei denen Rau­chen auch noch gänz­lich uncool aus­sieht. Die ers­ten zehn, zwölf Stan­gen wür­de ich eh in einem alten Bun­ker im Wald rau­chen müs­sen, damit mich kei­ner beim Hus­ten und Schleim aus­wür­gen beob­ach­ten kann. Ich müss­te mei­ne Kla­mot­ten jeden Abend auf den Bal­kon hän­gen, müss­te aber im Gegen­zug nicht mehr vor dem Waschen über­le­gen, ob ich in den nächs­ten Tagen noch weg­ge­hen will, weil sowie­so alle mei­ne Klei­dungs­stü­cke ganz grau­en­haft röchen. Das ist auch der Grund, wes­halb ich Rau­cher für ver­ant­wor­tungs­lo­ser hal­te als bei­spiels­wei­se Hero­in­jun­kies: Der Jun­kie setzt sich in einer dunk­len Ecke sei­nen Schuss und riecht viel­leicht unge­wa­schen, mit einer Hand­voll Rau­chern im Raum rie­chen danach alle unge­wa­schen. Ein Bier­trin­ker, der einer ande­ren Per­son ver­se­hent­lich ein hal­bes Glas Bier übers Hemd schüt­tet, müss­te sich danach wer-weiß-was anhö­ren und die Rei­ni­gung bezah­len. Ein Rau­cher allei­ne ist nicht wei­ter schlimm, in der Grup­pe ver­dre­cken sie aber allen Leu­ten in ihrer Umge­bung die Klei­dung, erhö­hen deren Chan­cen, an Krebs zu erkran­ken, und zah­len nie­man­dem die Rei­ni­gung. „Selbst­mord­at­ten­tä­ter“, nennt Vol­ker Pis­pers die­se Leu­te, die sich selbst töten und dabei noch so vie­le Unschul­di­ge wie mög­lich mit­neh­men.

Obwohl ich das Rau­chen aus den oben genann­ten Grün­den has­se und auch ger­ne lebens­lan­ges Bahn­ver­bot für die Men­schen for­de­re, die auf den Toi­let­ten ansons­ten rauch­frei­er Züge ihrer Sucht frö­nen, fin­de ich Nicht­rau­cher oft genug noch uner­träg­li­cher: Wer schon laut und affek­tiert hus­tet, wenn sich jemand knapp inner­halb sei­ner Sicht­wei­te eine Ziga­ret­te ansteckt, hat ver­mut­lich ande­re Pro­ble­me als den nahen­den Tod durch Pas­siv­rau­chen. Auch in die­sen Momen­ten ärge­re ich mich, dass ich nicht rau­che.

Ich freue mich auf das Rauch­ver­bot, das ab 1. Janu­ar auch in NRW gel­ten soll. Es wird merk­wür­dig sein, in mei­ner Dins­la­ke­ner Stamm­knei­pe, die außer von mei­nem Freun­des­kreis haupt­säch­lich von älte­ren Her­ren und Stamm­tisch­brü­dern bevöl­kert wird, vom hin­ters­ten Tisch aus noch die The­ke sehen zu kön­nen. Ich hof­fe, dass die Gäs­te mit ihrer Sucht umzu­ge­hen ler­nen und dem Wirt kein finan­zi­el­ler Nach­teil ent­steht. Ein Freund aus Baden-Würt­tem­berg berich­te­te mir kürz­lich, dass es in den dor­ti­gen Clubs und Dis­co­the­ken immer grau­en­haft nach Schweiß und Bier stin­ke, seit dort nicht mehr geraucht wer­den darf. Das wäre in der Tat ein unschö­ner Neben­ef­fekt. Zu Beginn die­ses Jahr­zehnts war ein nach Melo­ne duf­ten­des Par­füm sehr in Mode, das mich auch heu­te immer noch ver­zückt, wenn ich es an jun­gen Damen rie­che. Ich wür­de mir vom Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um wün­schen, dass die­ses Par­füm kos­ten­los an die Bevöl­ke­rung aus­ge­ge­ben wird, bis uns eine ande­re Lösung ein­ge­fal­len ist.

1 An Spar­kon­ten ist auch heu­te noch nicht zu den­ken, wie mein Anla­ge­be­ra­ter neu­lich erst wie­der fest­stell­te.

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Leben

Zeit ist nicht auf ihrer Seite

Ich habe das Wochen­en­de bei der Fami­lie in Dins­la­ken ver­bracht. Als mich mei­ne Geschwis­ter zum Bahn­hof brach­ten, fiel mir auf, dass die gro­ße Uhr auf dem Bahn­hofs­vor­platz noch auf Som­mer­zeit stand. Nun hat man in Bahn­hofs­nä­he in der Regel eine dif­fu­se Ahnung, wel­che Stun­de die rich­ti­ge sein müss­te – wich­ti­ger wäre da, dass die Uhr vor dem Bahn­hof und die am Gleis mög­lichst syn­chron gehen, damit man bei­spiels­wei­se bei der Park­platz­su­che weiß, ob man sich beei­len soll­te. Natür­lich trifft auch das nicht zu.

Da fiel mir auch wie­der ein, dass schon die letz­te Zeit­um­stel­lung im Früh­jahr, die ja auch kein spon­tan auf­ge­tre­te­nes Ereig­nis war, in Dins­la­ken ver­spä­tet von­stat­ten gegan­gen war. Etwa drei oder vier Wochen stand sie noch auf Win­ter­zeit, bis ich eines Frei­tags am Bahn­hof ankam und mich sehr wun­der­te: Ent­we­der hat­te sich spon­tan ein Loch im Raum-Zeit-Kon­ti­nu­um gebil­det, oder ich war tat­säch­lich vor mei­ner Abfahrt aus Bochum in Dins­la­ken ange­kom­men. Dann fiel mir auf: Die Uhren waren in die fal­sche Rich­tung umge­stellt wor­den und gin­gen nun zwei Stun­den nach.