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Bist Du noch wach? — 1. Was würdest Du Deinem jüngeren Ich gerne sagen?

„Bist Du noch wach?“ und ande­re gro­ße und klei­ne Fra­gen des Lebens: In der ers­ten Fol­ge ihrer neu­en Pod­cast-Rei­he spre­chen Sue und Lukas unter ande­rem über Freund­schaf­ten mit sich selbst, Fuß­ball und Ablauf­da­ten für Frau­en. Lukas erzählt die schöns­ten Par­ty-Anek­do­ten von Kon­fron­ta­tio­nen mit Sicher­heits­be­hör­den und die bei­den geben wich­ti­ge Tipps zum Selbst­fri­sie­ren — und was sie ihren jün­ge­ren Ichs sonst noch mit auf den Weg geben wür­den.

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Niemand will den Hund begraben

Mein Onkel Tho­mas, der seit 27 Jah­ren in San Fran­cis­co, CA lebt und dort als Foto­graf arbei­tet, hat ver­gan­ge­nes Wochen­en­de sei­ne Aus­stel­lung „Blick­win­kel“ eröff­net, die ich Ihnen auch dann ans Herz legen wür­de, wenn ich nicht mit dem Künst­ler ver­wandt wäre. Zu sehen ist die­se Werk­schau im Muse­um Vos­win­ckels­hof in Dins­la­ken, wo wir bei­de auf­ge­wach­sen sind.1 Bei der Eröff­nung, bei der das Muse­um fast aus allen Näh­ten platz­te, sprach die stell­ver­tre­ten­de Bür­ger­meis­te­rin ein Gruß­wort, in dem sie Tho­mas Hein­ser in eine Rei­he mit berühm­ten Ex-Dins­la­ken­ern wie Ulrich Dep­pen­dorf (Lei­ter des ARD-Haupt­stadt­stu­di­os), Udo Di Fabio (Rich­ter am Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt) und Andre­as Deja (Chef­zeich­ner bei Dis­ney) stell­te. Dins­la­ken, so erklär­te sie, sei „natür­lich“ zu klein für die wirk­lich gro­ßen Geis­ter, die die Stadt des­we­gen für die Metro­po­len die­ser Welt ver­las­sen, aber stets ger­ne in ihre alte Hei­mat zurück­keh­ren wür­den.2

In der Migra­ti­ons­theo­rie unter­schei­det man zwi­schen Pull- und Push­fak­to­ren, wenn es die Men­schen aus einer Regi­on in eine ande­re zieht bzw. treibt. Pull­fak­to­ren für soge­nann­te Krea­ti­ve sind etwa Kunst­hoch­schu­len und Jobs in Agen­tu­ren, die sie in die gro­ßen Kul­tur­me­tro­po­len zie­hen. Ein Push­fak­tor von Dins­la­ken wäre zum Bei­spiel Dins­la­ken.

Im Herbst 2011 eröff­ne­te in einem Laden­lo­kal in der Dins­la­ke­ner Innen­stadt, das zuvor unter ande­rem eine Espres­so­bar und ein Schuh­ge­schäft beher­bergt hat­te, die Gast­stät­te Vic­tor Hugo. Ein paar jun­ge Män­ner, die Dins­la­ken merk­wür­di­ger­wei­se nicht ver­las­sen hat­ten, hat­ten ihre Erspar­nis­se zusam­men­ge­schmis­sen und eröff­ne­ten ohne Unter­stüt­zung von Braue­rei­en, Ver­ei­nen oder Stadt­ver­wal­tung einen Laden, der mehr sein soll­te als nur Knei­pe: Mit Lesun­gen, Akus­tik­kon­zer­ten, Pub Quiz­zes und Poet­ry Slams soll­te ein biss­chen stu­den­ti­sche Kul­tur Ein­zug hal­ten in eine Stadt, deren ein­zi­ge Ver­bin­dung zu Uni­ver­si­tä­ten sonst der Bahn­hof ist.

Zur Eröff­nung war­ben die Macher des Vic­tor Hugo mit einem Zitat ihres Namens­pa­trons: „Nichts auf der Welt ist so mäch­tig wie eine Idee, deren Zeit gekom­men ist.“ Die kon­kre­te Idee war viel­leicht nicht revo­lu­tio­när, aber gut, die Zeit war sicher­lich gekom­men, aber der Ort war defi­ni­tiv der fal­sche – zumin­dest der kon­kre­te.

Offizieller Schriftzug der Stadt Dinslaken (Entwurf).

Von Anfang an gab es Ärger mit den Nach­barn bzw. wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe: mit exakt einem, der sich von den jun­gen Men­schen, die plötz­lich auch nach dem Hoch­klap­pen der Bür­ger­stei­ge um 18.30 Uhr in die Dins­la­ke­ner Innen­stadt kamen, um das Vic­tor Hugo zu besu­chen. Es ging, wohl­ge­merkt, nicht um betrun­ke­ne Hor­den, die um 3 Uhr mor­gens unter dem Abschmet­tern unflä­ti­ger Lie­der durch die engen Gas­sen in der Nähe des Markt­plat­zes zogen, son­dern um weit­ge­hend ver­nünf­ti­ge jun­ge Erwach­se­ne, die in gemüt­li­chem Ambi­en­te gemein­sam ein paar Geträn­ke neh­men, sich unter­hal­ten, ein paar Brett­spie­le spie­len oder ein wenig Kul­tur kon­su­mie­ren woll­ten. Gut, eini­ge von ihnen woll­ten auch vor der Tür rau­chen, denn das „Hugo“ war von Anfang an eines der ganz weni­gen Nicht­rau­cher­lo­ka­le Dins­la­kens. Aber das ver­lief, soweit ich gehört und bei eige­nen Besu­chen auch selbst fest­ge­stellt habe, in völ­lig geord­ne­ten Bah­nen. Oder: In Bah­nen, die nor­ma­le den­ken­de Men­schen als „völ­lig geord­net“ bezeich­nen wür­den.

Im Theo­dor-Heuss-Gym­na­si­um, das nicht weit vom Vic­tor Hugo steht und wo vie­le bedeu­ten­de Dins­la­ke­ner (aber auch ich) ihr Abitur gemacht haben, gibt es eine Tafel mit einem Aus­spruch des ers­ten Bun­des­prä­si­den­ten: „Die äuße­re Frei­heit der Vie­len lebt aus der inne­ren Frei­heit des Ein­zel­nen.“ Mit ein biss­chen Bie­gen und Bre­chen kriegt man den Satz auch ex nega­tivo gebil­det – oder man schreibt ihn gleich in Schil­lers „Wil­helm Tell“ ab: „Es kann der Frömms­te nicht in Frie­den blei­ben, wenn es dem bösen Nach­bar nicht gefällt.“

Die Beschwer­den gegen das Vic­tor Hugo häuf­ten sich (in Dins­la­ken ent­spricht das rund 30 Anru­fen bei der Poli­zei in andert­halb Jah­ren) und das Ord­nungs­amt muss­te tätig wer­den und ein Buß­geld­ver­fah­ren gegen die Betrei­ber ein­lei­ten. Die ver­spra­chen, in Zukunft für mehr Ruhe zu sor­gen, aber es kam schnell, wie es kom­men muss­te: via Face­book erklär­ten sie ges­tern das Aus zum 30. April.

Micha­el Blatt hat das viel zu schnel­le Ende des Vic­tor Hugo auf coolibri.de sehr pas­send ein­ge­ord­net:

Für Dins­la­ken ist das Aus der Bar ein Desas­ter. Nicht, weil Tag für Tag hun­der­te von Gäs­te in die mit viel Lie­be zum Detail gestal­te­te und als Hob­by betrie­be­ne Knei­pe ström­ten. Das war auch gar nicht der Anspruch. Aber das Hugo war ein Argu­ment, die Stadt nach der Schu­le nicht flucht­ar­tig zu ver­las­sen und erst mit der Geburt des ers­ten Kin­des wie­der zurück­zu­keh­ren. Von die­sen Argu­men­ten hat Dins­la­ken seit Jahr­zehn­ten nicht sehr vie­le. Zwi­schen Kon­zer­ten im ND-Jugend­zen­trum und Vor­trä­gen der Mar­ke „Der vor­ge­schicht­li­che Ein­baum aus dem Lip­pe­deich bei Gar­trop-Bühl“ (am 5. März im Dach­stu­dio der VHS) klafft eine alters­be­ding­te Lücke.

Und die Stadt ver­liert damit bin­nen kur­zer Zeit die zwei­te Anlauf­stel­le für Jugend­li­che: Erst Ende 2012 hat­te der legen­dä­re Jäger­hof sei­ne Pfor­ten geschlos­sen. Der mehr als reno­vie­rungs­be­dürf­ti­ge Music­club, in dem sich schon unse­re Eltern­ge­nera­ti­on zum soge­nann­ten Schwoof getrof­fen hat­te, lag zwar nicht in der Innen­stadt, aber direkt am Auto­bahn­zu­brin­ger, wes­we­gen vor sei­nen Türen immer wie­der Besu­cher in schwe­re Ver­kehrs­un­fäl­le ver­wi­ckelt wur­den. Im ver­gan­ge­nen März kam schließ­lich ein 19-Jäh­ri­ger ums Leben. Die Betrei­ber öff­ne­ten den Laden am nächs­ten Abend wie gehabt und sahen sich anschlie­ßend mit Pie­tät­lo­sig­keits­vor­wür­fen, sin­ken­den Besu­cher­zah­len und aus­blei­ben­den Ein­nah­men kon­fron­tiert.

Auch wenn ich vom Jäger­hof ger­ne als „Dorf­dis­co“ und von den ver­blie­be­nen jun­gen Dins­la­ken­ern als „Dorf­ju­gend“ spre­che, darf man nicht ver­ges­sen, dass Dins­la­ken mit sei­nen knapp 70.000 Ein­woh­nern3 anders­wo als Mit­tel­zen­trum durch­gin­ge. Soest, zum Bei­spiel, hat mehr als 20.000 Ein­woh­ner weni­ger, liegt aber ver­gleichs­wei­se ein­sam in der Bör­de rum und hat des­halb ein rela­tiv nor­ma­les Ein­zel­han­dels- und Kul­tur­ange­bot.4 Dins­la­ken liegt am Ran­de des Ruhr­ge­biets: Duis­burg und Ober­hau­sen sind gleich vor der Tür, Mül­heim, Essen, Bochum und Düs­sel­dorf maxi­mal eine Drei­vier­tel­stun­de mit dem Auto ent­fernt. Das ein­zi­ge Kauf­haus der Stadt hat vor Jah­ren geschlos­sen und wur­de kürz­lich abge­ris­sen. Wenn alles gut geht,5 wird dort irgend­wann ein Ein­kaufs­zen­trum ste­hen und Dins­la­ken wird end­lich sei­nen eige­nen H&M haben. Streng genom­men bräuch­te es den nicht mal, weil selbst die Teen­ager die Stadt mit dem Regio­nal­ex­press zum Shop­pen ver­las­sen, sobald sie genug Taschen­geld bei­sam­men haben.

Was bleibt, sind tat­säch­lich die alten Men­schen, die schlecht zu Fuß sind und schon immer in der Stadt gelebt haben. Aber auch denen geht es schlecht, weil der ein­zi­ge Super­markt, den es in der Innen­stadt noch gibt, immer kurz vor der Schlie­ßung steht. Wenn der Wort­vo­gel fragt, ob man Städ­te eigent­lich „ent­grün­den“ kön­ne, ist das für Dins­la­ken viel­leicht noch kei­ne aku­te Pro­ble­ma­tik, aber es sieht aus, als hät­te man in der Stadt vor­sichts­hal­ber schon mal damit ange­fan­gen.

Ande­rer­seits ist es kein neu­es Phä­no­men, dass die Dins­la­ke­ner nichts mit ihrer Stadt anzu­fan­gen wis­sen: Bereits im Jahr 1959 beschrieb der „Spie­gel“ die Ver­su­che, zu Ehren des desi­gnier­ten Bun­des­prä­si­den­ten Hein­rich Lüb­ke, der bis dahin Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter des Wahl­krei­ses Dins­la­ken-Rees gewe­sen war, ein rau­schen­des Fest aus­zu­rich­ten. Es ende­te damals so:

Nach sol­cher­lei Bekun­dun­gen wur­de Hein­rich Lüb­ke in einem Pfer­de­wa­gen von zwei Rap­pen durch die Stra­ßen in Rich­tung Dins­la­ken gezo­gen. Nur weni­ge nah­men Notiz von dem Mann, der ihnen in quer über die Stra­ße gespann­ten Trans­pa­ren­ten als der „neue Bun­des­prä­si­dent“ ange­kün­digt wor­den war.

Auf der Frei­licht­büh­ne des Burg­thea­ters begann das eigent­li­che Fest, das Lüb­ke ersehnt hat­te. Irri­tiert ließ er die Hul­di­gung des Dins­la­ke­ner Indus­tri­el­len Mey­er über sich erge­hen, der ihn mit „Herr Bun­des­prä­si­dent“ begrüß­te und ihm als Mit­glied des Ade­nau­er-Kabi­netts dank­te, daß dank sei­ner Inter­ven­tio­nen kein Trup­pen­übungs­platz im Dins­la­ke­ner Kreis ein­ge­rich­tet wor­den sei.

Viel­leicht wür­de heu­te wenigs­tens Micha­el Wend­ler sin­gen.

  1. In Dins­la­ken, nicht im Muse­um. []
  2. Was das im Umkehr­schluss für Micha­el Wend­ler und die ande­ren Ein­woh­ner der Stadt bedeu­tet, hat in die­sem Moment kei­ner gefragt. []
  3. Und den 1273 ver­lie­he­nen Stadt­rech­ten. []
  4. Außer­dem hat es natür­lich schmu­cke Fach­werk­häus­chen. []
  5. Was in Dins­la­ken in etwa so wahr­schein­lich ist wie in Bochum oder Ber­lin. []
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Der Ölprinz

Am Ende sind sie alle geschockt. Auf den Fern­seh­schir­men ist Adolf Hit­ler zu sehen, der „Füh­rer“ ihrer Orga­ni­sa­ti­on. „Ja, ja, Ihr wärt alle gute Nazis gewe­sen“, sagt ihr Leh­rer Ben Ross1 und die Schü­ler in der voll­be­setz­ten Aula schwei­gen betre­ten. Steht „Die Wel­le“ von Mor­ton Rhue eigent­lich immer noch auf dem Lehr­plan von Eng­lisch­kur­sen?

Nazi-Ver­glei­che ver­bie­ten sich eigent­lich als Stil­mit­tel in der sach­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung. Und den­noch fällt es schwer, ange­sichts von Hun­dert­tau­sen­den, meist jun­gen Men­schen, die sich bei Face­book „Gegen die Jagd auf Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg“ aus­spre­chen oder „Wir wol­len Gut­ten­berg zurück“ for­dern, nicht von einer „Gut­ten­berg­ju­gend“ zu spre­chen.

Es ist schwer zu sagen, woher aus­ge­rech­net bei einer eher als unpo­li­tisch geschol­te­nen Jugend plötz­lich die­se Begeis­te­rung für einen ein­zel­nen Minis­ter her­kommt – noch dazu für einen von der CSU, die sonst nicht unbe­dingt einen über­mä­ßi­gen Zuspruch jun­ger Wäh­ler erfährt. Ist es wirk­lich „eine ganz natür­li­che Nei­gung der Men­schen, nach einem Füh­rer Aus­schau zu hal­ten, nach irgend­je­man­dem, der alle Ent­schei­dun­gen“ trifft,2 oder fällt das Licht einer Mas­sen­hys­te­rie hier eher zufäl­lig auf einen Poli­ti­ker?

Chuck Klos­ter­man hat ein­mal geschrie­ben,3 dass man wahr­schein­lich alle Men­schen außer­halb sei­nes engs­ten Freun­des­krei­ses mit einem ein­zi­gen Satz beschrei­ben kön­ne. In Wahr­heit reicht ver­mut­lich ein ein­zi­ges Wort oder Gefühl aus: Der Typ, der auf dem Schul­hof immer allei­ne rum­stand? „Nerd“. Die Kell­ne­rin aus dem Café um die Ecke? „Nied­lich“. Ste­fan Effen­berg? „Trot­tel“.

Wer das poli­ti­sche Tages­ge­schäft nicht mal min­des­tens ver­folgt, aber an Titel­bil­dern wie „Der coo­le Baron“, „Die fabel­haf­ten Gut­ten­bergs“ oder „Wir fin­den die GUTT!“ vor­über­geht, spei­chert den cha­ris­ma­ti­schen Fran­ken natür­lich schnell unter „cool“ ab, so wie ich als Kind Hel­mut Kohl unter „dick und mit Sprach­feh­ler“ abge­spei­chert hat­te. Wenn Gut­ten­bergs Kar­rie­re nicht ein jähes vor­läu­fi­ges Endes gefun­den hät­te, wäre er bis zur Bun­des­tags­wahl 2013 sicher noch auf dem Cover des deut­schen „Rol­ling Stone“ (Her­aus­ge­ber: Ulf Pos­ch­ardt) und der „Bra­vo“ auf­ge­taucht.

Im Prin­zip ist Gut­ten­berg für die jun­gen Leu­te also nichts ande­res als Jus­tin Bie­ber, Miley Cyrus oder Katy Per­ry – und genau auf die­sem Level ver­tei­di­gen die Fans ihr Idol auch. Doch wäh­rend Dis­kus­sio­nen über musi­ka­li­sche Geschmä­cker müßig sind (ich fand „Baby“ von Jus­tin Bie­ber zum Bei­spiel gar nicht schlecht), fol­gen poli­ti­sche Dis­kus­sio­nen für gewöhn­lich gewis­sen argu­men­ta­ti­ven Regeln. (Die­ser Satz ist eine Arbeits­hy­po­the­se, die bei jeder Bun­des­tags­de­bat­te und jeder Polit-Talk­show wider­legt wird, aber anders kom­men wir hier nie aus dem Quark.)

Wie soll man jetzt jeman­dem begeg­nen, der „DIE sind doch nur nei­disch!“ für ein zwin­gen­des Argu­ment hält, einen Betrü­ger im Amt zu hal­ten – noch dazu, wenn die­ses „Argu­ment“ auch von füh­ren­den Uni­ons­po­li­ti­kern vor­ge­bracht wird? Was soll man jeman­dem ent­geg­nen, der wahr­schein­lich nicht ein­mal die Hälf­te der Bun­des­mi­nis­ter nament­lich benen­nen könn­te, aber im Brust­ton der Über­zeu­gung ver­kün­det: „Er war ein­fach der bes­te minis­ter von allen!!“? Und wie erklärt man Men­schen, die noch nie eine Uni­ver­si­tät von innen gese­hen haben oder – viel schlim­mer! – ein hek­ti­sches Bache­lor/­Mas­ter-Stu­di­um zum Zwe­cke der schnel­len Berufs­qua­li­fi­ka­ti­on durch­lau­fen haben, wie erklärt man denen, was wis­sen­schaft­li­che Ehre und Bil­dungs­ge­dan­ken sind?

Inso­fern kann man der Anru­fe­rin, die sich in einer zehn­mi­nü­ti­gen Dis­kus­si­on mit dem Radio-Fritz-Mode­ra­tor Hol­ger Klein wie­der­fand (von der sie ver­mut­lich anschlie­ßend annahm, aus ihr als Sie­ge­rin her­vor­ge­gan­gen zu sein), sicher attes­tie­ren: „Du bist Deutsch­land!“

Der Fall Gut­ten­berg war außer­halb des poli­ti­schen Ber­lins auch eine Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen zwei Lagern: Auf der einen Sei­te die bür­ger­li­che Pres­se und die ent­setz­ten Aka­de­mi­ker, die den Ruf des Bil­dungs­stand­or­tes Deutsch­land in aku­ter Gefahr sahen, auf der ande­ren Sei­te „Bild“ und das ein­fa­che Volk. Oder, vom Volk abge­grenzt, wie Her­der sagen wür­de: „der Pöbel auf den Gas­sen, der singt und dich­tet nie­mals, son­dern schreyt und ver­stüm­melt.„4

Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg hat viel falsch gemacht, aber Fans, die so etwas womög­lich ernst mei­nen könn­ten, hat auch er nicht ver­dient:

Gut­ten­berg ist der PERFEKTE Mensch! Sein selbst­kri­ti­sches Auf­tre­ten, sei­ne unein­ge­schränk­te Ehr­lich­keit sowie sei­ne reich­hal­ti­ge Kom­pe­tenz sind unüber­trof­fen. Gut­ten­berg ist der ERLÖSER!!! Er muss WELTHERRSCHER wer­den, dann wür­de es durch sei­ne MENSCHLICHKEIT end­lich WELTFRIEDEN geben!

Es sind halt Fans und Fans han­deln – das weiß jeder, der schon ein­mal im Fuß­ball­sta­di­on oder auf einem Rock­kon­zert war – nicht immer ratio­nal. Ent­we­der, sie blei­ben ihren Hel­den bis zur Selbst­ver­leug­nung treu, oder sie sind irgend­wann so ent­täuscht, dass sie sich gegen ihr Idol stel­len.

Ich bin mir sicher, vie­le der Gut­ten­berg-Fans fan­den vor zwei, drei Jah­ren auch Barack Oba­ma gut – ein­fach, weil er cool und anders war. Dabei wäre es doch irgend­wie beru­hi­gend zu wis­sen, dass die Men­schen den heu­ti­gen US-Prä­si­den­ten in ers­ter Linie ver­eh­ren, weil sie sei­ne Mei­nung tei­len und sei­ne Ver­su­che bewun­dern, sei­ner Linie trotz allem treu zu blei­ben. Dass er dabei unbe­streit­bar cool und ein­zig­ar­tig ist, kann ja dann ger­ne einer der wei­te­ren Grün­de für sei­ne Beliebt­heit sein.

Gut­ten­berg ist dabei gar nicht der ers­te deut­sche Nach­kriegs-Poli­ti­ker, der die Mas­sen zu mobi­li­sie­ren wuss­te: 1972 mach­ten jun­ge Leu­te, die noch lan­ge nicht selbst wäh­len durf­ten, unter dem Slo­gan „Wil­ly wäh­len!“ Wahl­kampf für Wil­ly Brandt. Nur: Die­se Leu­te unter­stütz­ten Brandt wegen sei­ner poli­ti­schen Ansich­ten, wegen sei­ner Ost­po­li­tik, ohne die Hel­mut Kohl nie zum „Kanz­ler der Ein­heit“ hät­te wer­den kön­nen. Bei Gut­ten­berg konn­ten nicht ein­mal auf­merk­sa­me Beob­ach­ter sagen, wofür er stand und was sei­ne Linie war. Es war ja auch fast jeden Tag eine ande­re: Bei einer staat­li­chen Ret­tung von Opel mit Rück­tritt dro­hen, dann doch im Amt blei­ben; den Luft­schlag von Kun­dus „ange­mes­sen“ nen­nen, dann „unan­ge­mes­sen“; in Sachen Gorch Fock kei­ne schnel­len Urtei­le fäl­len wol­len, dann spon­tan (und im Bei­sein der „Bild“-Zeitung) den Kom­man­dan­ten feu­ern. Und immer waren die Ande­ren schuld. Wer das ernst­haft als „gute Arbeit“ bezeich­net, den möch­te ich nicht mei­ne Hei­zung repa­rie­ren las­sen – er könn­te ja schon nächs­te Woche mit den mon­ta­ge­be­rei­ten Nacht­spei­cher­öfen vor der Tür ste­hen.

Wenn Kai Diek­mann jetzt vom „grau­en Mit­tel­maß“ der Poli­ti­ker schreibt, die nun wie­der das poli­ti­sche Ber­lin beherrsch­ten, und Niko­laus Blo­me die „poli­ti­sche Hygie­ne“ beklagt, möch­te ich ihnen ent­ge­gen rufen: Mei­net­we­gen kön­nen die Poli­ti­ker so grau sein, wie sie wol­len, sie sol­len ihre ver­damm­te Arbeit ordent­lich machen und sich anstän­dig ver­hal­ten! Poli­tik ist nicht Teil des Show­ge­schäfts, auch wenn das seit dem Umzug der Bun­des­re­gie­rung nach Ber­lin immer mal wie­der gern ver­ges­sen wird.

„Aber das Volk liebt ihn doch!“, wen­den Diek­mann und Blo­me dann uni­so­no ein. Der Vor­wurf, die Poli­tik höre nicht auf das, was die Bevöl­ke­rung wol­le, lenkt davon ab, dass selbst „Bild“ es nicht geschafft hat, Gut­ten­berg im Amt zu hal­ten, und damit wei­ter an Ein­fluss ver­lo­ren hat. Statt­des­sen bekla­gen ihre Redak­teu­re die wei­ter fort­schrei­ten­de „Poli­tik­ver­dros­sen­heit“, die Jour­na­lis­ten seit 20 Jah­ren zu erken­nen glau­ben. Dabei wäre es die ver­damm­te Auf­ga­be von Jour­na­lis­ten, den Bür­gern die Zusam­men­hän­ge zwi­schen der graue Poli­tik und ihrem Leben auf­zu­zei­gen und kri­tisch, aber nicht pau­schal ver­ur­tei­lend, zu beglei­ten, was „die da oben“ eigent­lich den gan­zen Tag so machen. Die Auf­ga­be der Pres­se ist es jeden­falls nicht, Polit­g­la­mour-Paa­re hoch­zu­schrei­ben!

War­um sich das deut­sche Volk (oder genau­er: gro­ße Tei­le des­sen) offen­bar mehr als 90 Jah­re nach Abschaf­fung des Adels in Deutsch­land aus­ge­rech­net einen „Frei­herrn“ ins Kanz­ler­amt wünscht, lässt sich eigent­lich nur damit erklä­ren, dass die Deut­schen zu oft beim Arzt und/​oder Fri­seur sind und ob der Lek­tü­re der dort aus­lie­gen­den Maga­zi­ne eine gewis­se Sehn­sucht nach Blau­blü­tern ver­spü­ren. Das ist irri­tie­rend, denn bis­her haben wir im Geschichts- und Poli­tik­un­ter­richt gelernt, dass die Mas­sen gegen die Klas­sen kämp­fen wür­den.

Eigent­lich ist es den Leu­ten aber eh egal, zu wem sie auf­schau­en, so lan­ge sie zu jeman­dem auf­schau­en kön­nen: Zu Lady Di, zum Papst oder eben zu „KT“ und sei­ner Ste­pha­nie. Die Gut­ten­bergs boten die öli­ge Pro­jek­ti­ons­flä­che für alle, die nie­mals König oder Köni­gin von Deutsch­land wer­den wür­den: Aus­ge­stat­tet mit einem ordent­li­chen Stamm­baum, in einer Bil­der­bu­chehe ver­hei­ra­tet, mit einem Pri­vat­ver­mö­gen im Rücken, des­sent­we­gen man gar nicht arbei­ten müss­te. Die Idyl­le lock­te wie ein alter Hei­mat­film.

Gut­ten­berg war die per­so­ni­fi­zier­te Umkehr der Zei­ten, als die Popu­lär­kul­tur poli­tisch wur­de: im Polit­be­trieb war er „Pop“, was der Kul­tur­wis­sen­schaft­ler Tho­mas Hecken als „Kür­zel für mal glat­te und ober­fläch­li­che, mal durch­schla­gen­de und inten­si­ve Rei­ze“ beschreibt.5

Ab einem bestimm­ten Punkt wird jede Bewe­gung zum Selbst­läu­fer; die Mas­se fin­det gut, was beliebt und erfolg­reich ist. So lässt sich der plötz­li­che unfass­ba­re Chart­erfolg einer 17 Jah­re alten Cover­ver­si­on eines heu­te mehr als 70 Jah­re alten Songs erklä­ren, aber auch der schier unglaub­li­che Zulauf, den die Pro-Gut­ten­berg-Sei­ten bei Face­book erfah­ren. Ich wüss­te ger­ne, wie vie­le der Gut­ten­berg-Jün­ger gleich­zei­tig auch Fans von Unhei­lig sind.

Nach dem sel­ben Prin­zip funk­tio­niert dann auch die Argu­men­ta­ti­on: Die Leu­te plap­pern nach, was sie anders­wo (also: bei Gleich­ge­sinn­ten) schon gehört und nicht ver­stan­den haben. Aber halt­lo­se Behaup­tun­gen wer­den nicht wah­rer, wenn sie hun­dert­fach wie­der­holt wer­den – und das gilt für bei­de Sei­ten, wie die pein­li­che Geschich­te mit dem angeb­li­chen „Star Trek“-Zitat in Gut­ten­bergs Rück­tritts­re­de beweist.

Dass man Ver­feh­lun­gen nicht gegen­ein­an­der auf­wiegt, lernt man nor­ma­ler­wei­se im Kin­der­gar­ten. Offen­bar wächst sich das mit der Zeit aber wie­der raus:

Für mich ist des ne Lapa­lie!!! Ande­re sind immer­noch im Amt und trei­ben viel schlim­mer Sachen ich sage nur Ber­lus­co­ni!!!! Dass das nicht ok ist mit dem Dok­tor­ti­tel ist klar aber des hat­te nichts mit sei­ner Arbeit als Poli­ti­ker zu tun!!!

Wenn nun also ernst­haft jun­ge Men­schen, die durch­aus Abitur haben und stu­die­ren, fra­gen: „Was hat die gefälsch­te Dok­tor­ar­beit denn mit den poli­ti­schen Fähig­kei­ten der Per­son zu tun?“, muss man erst mal kurz durch­at­men und die Blut­druck­hem­mer ein­wer­fen, bevor man in leicht ver­ständ­li­chen Wor­ten zu erklä­ren ver­sucht, dass man per­sön­lich für sei­nen Teil Men­schen, die als Betrü­ger ent­larvt sei­en, jetzt eher ungern in poli­ti­schen Ämtern sähe. Das mit „Vor­bild­funk­ti­on“ und „Bil­dungs­re­pu­blik“ lässt man lie­ber direkt weg.

Dann heißt es: „Wer ohne Sün­de ist, wer­fe den ers­ten Stein“,6 in dezen­ter Ver­ken­nung des Umstan­des, dass Jesus das damals ziem­lich kon­kret gemeint hat: Die Pha­ri­sä­er woll­ten die Ehe­bre­che­rin näm­lich stei­ni­gen. Näh­me man die Geschich­te aber als uni­ver­sel­len Rechts­grund­satz, wäre die Beset­zung von Rich­ter­bän­ken und Staats­an­walts­pos­ten eine unlös­ba­re Auf­ga­be.

Ohne Sün­de ist nie­mand (außer die Mut­ter Got­tes in der Katho­li­schen Kir­che), aber bestimm­te Sün­den sor­gen ein­fach dafür, dass man für bestimm­te – oder gar alle – Ämter unge­eig­net ist. (Die Aus­nah­me stellt auch hier wie­der die CDU/​CSU dar, wo man auch noch geschmei­dig Ver­kehrs­mi­nis­ter wer­den kann, nach­dem man unter Alko­hol­ein­fluss einen töd­li­chen Ver­kehrs­un­fall ver­schul­det hat, oder Finanz­mi­nis­ter, wenn man sich nicht dar­an erin­nern kann, ein­mal 100.000 DM in bar ent­ge­gen­ge­nom­men zu haben.) Und dass „alle ande­ren Poli­ti­ker auch Dreck am Ste­cken“ haben sol­len, ent­puppt sich spä­tes­tens dann als wind­schie­fe Ver­tei­di­gung, wenn der eige­ne Part­ner zu einem sagt: „Aber alle ande­ren gehen doch auch fremd, Schatz!“

Wenn irgend­wel­che Jung­spun­de bei Face­book jetzt also „Gut­ten­berg for Reichs­kai­ser“ for­dern, kön­nen wir nur von Glück spre­chen, dass Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg zwei­fels­oh­ne ein über­zeug­ter Demo­krat ist, und die Dem­ago­gen, die Deutsch­land in den letz­ten 65 Jah­ren her­vor­ge­bracht hat, alle­samt unan­sehn­lich oder rhe­to­risch über­for­dert waren – oder in den meis­ten Fäl­len gleich bei­des. Doch wehe, wenn jemand auf­tau­chen soll­te, der Pop-Appeal ver­strömt und neben­bei Volks­ver­het­zung betreibt!

Eines noch zum Schluss: Die Fra­ge „Gibt es denn nichts Wich­ti­ge­res auf der Welt?“ ist das dümms­te aller dum­men Null-Argu­men­te. Denn es gibt ja auch „Wich­ti­ge­res als Steu­er­hin­ter­zie­hung, Fah­ren im ange­trun­ke­nen Zustand, das Her­aus­te­le­fo­nie­ren von Lust­mäd­chen aus Unter­su­chungs­ge­fäng­nis­sen durch Minis­ter­prä­si­den­ten, Vul­ga­ri­tät und was nicht noch alles“, wie es Jür­gen Kau­be in der „F.A.Z.“ for­mu­liert hat.7 Die Ant­wort lau­tet also in nahe­zu jedem Kon­text: „Doch, natür­lich gibt es Wich­ti­ge­res.“ Gin­ge es danach, müss­te uns alles egal sein, was nicht direkt zur Schaf­fung des Welt­frie­dens bei­trägt. Ich schla­ge vor, dass wir mit dem Igno­rie­ren der Anzahl von Face­book-Fans anfan­gen.

  1. Mor­ton Rhue: Die Wel­le. Ravens­burg, 2011 (11984), S. 176. []
  2. ebd, S. 174. []
  3. Chuck Klos­ter­man: Sex, Drugs and Cocoa Puffs. New York, 2004, S. 202. []
  4. Johann Gott­fried Her­der: „Volks­lie­der. Nebst unter­misch­ten andern Stü­cken, Zwei­ter Teil“ [1779], in: Wer­ke, her­aus­ge­ge­ben von Ulrich Gai­er. Frank­furt am Main, 1990, S. 239. []
  5. Tho­mas Hecken: Popu­lä­re Kul­tur. Bochum, 2006, S. 32. []
  6. Johan­nes, 8.7 in: Die Bibel. []
  7. Jür­gen Kau­be: „Vgl. auch Gut­ten­berg 2009“, in: Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung vom 22. Febru­ar 2011, S. 27. []
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Leben Unterwegs

Vandalen auf der Durchreise

Gera­de im Regio­nal­ex­press die viel­leicht bes­te Durch­sa­ge ever gehört:

Ver­ehr­te Fahr­gäs­te, wir wis­sen selbst, dass das heu­te alles etwas beschei­den ist, aber lei­der hat­ten wir heu­te auf dem Weg von Aachen nach Hamm eine Schul­klas­se im Wagen 3, die die Sit­ze auf­ge­schlitzt und mit Flüs­sig­keit über­gos­sen hat. Wir muss­te den Wagen des­we­gen lei­der abschlie­ßen.

Der Rest der Durch­sa­ge ging im Geläch­ter der Fahr­gäs­te unter.

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Digital Gesellschaft

Kolossale Analogie

Screenshot: analogejugend.tumblr.comBei mei­nen Ver­su­chen, wie­der mal der Letz­te zu sein, der einen Inter­net-Hype ent­deckt hat, bin ich auf das Blog „Ana­lo­ge Jugend“ gesto­ßen.

Ver­se­hen mit Über­schrif­ten aus den schöns­ten deutsch­spra­chi­gen Pop­songs der letz­ten 20 Jah­re fin­den sich dort Fotos aus einer fer­nen Welt:

Ana­lo­ge Jugend is a blog about the last gene­ra­ti­on of kids gro­wing up wit­hout social media, digi­tal came­ras and a despe­ra­te force of self-expres­si­on.

Ich weiß nicht, wie die­se Fotos auf … sagen wir mal: heu­te 15-Jäh­ri­ge wir­ken (mut­maß­lich: „antik“), aber ich fand das Blog beim Durch­kli­cken glei­cher­ma­ßen herz­er­wär­mend und beun­ru­hi­gend: Etwa bei jedem zwei­ten Bild war ich mir sicher, frü­he­re Klas­sen­ka­me­ra­den oder mich selbst ent­deckt zu haben.

Mit frap­pie­ren­der Deckungs­gleich­heit krei­sen die Bil­der um Klas­sen­fahr­ten (und damit um Rei­se­bus­se, holz­ver­klei­de­te Par­ty­räu­me und und Regen­ja­cken), um Strän­de an Mee­ren und Bag­ger­seen und um sehr viel Blöd­sinn mit und ohne Alko­hol.

Mit die­sem unschein­ba­ren, aber kul­tur­his­to­risch wich­ti­gen Blog wäre dann auch gleich mal mit dem läs­ti­gen Gerücht auf­ge­räumt, wonach „die Jugend­li­chen“ „ja“ „heut­zu­ta­ge“ alle gleich aus­sä­hen.

Sie taten es immer schon:

Jugendliche, irgendwo in Deutschland, 1997.

Jugendliche, irgendwo in Deutschland, 2000.

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Literatur Print

Restposten der spätkindlichen Infantilgesellschaft

Ich weiß nicht, ob Sie’s mit­be­kom­men haben,1 aber es gibt da ja gera­de eine neue deut­sche Lite­ra­tur­sen­sa­ti­on, die die gro­ßen jun­gen deut­schen Lite­ra­tur­sen­sa­tio­nen der ver­gan­ge­nen Deka­den, „Cra­zy“ und „Feucht­ge­bie­te“ kurz­schließt: „Axolotl Road­kill“ von Hele­ne Hege­mann (17).

Gele­sen habe ich das Buch noch nicht,2 aber allein der Titel ist schon mal toll. „Axolo­tol“, die­se Bezeich­nung für einen mexi­ka­ni­schen Lurch, der sein Leben lang Kind bleibt, stand näm­lich immer auf der Lis­te der außer­ge­wöhn­li­chen Wor­te, die mein bes­ter Freund und ich zu Schul­zei­ten geführt haben.3

Über Hele­ne Hege­mann jeden­falls ist schon viel geschrie­ben wor­den, meist in der übli­chen ahnungs­lo­sen Begeis­te­rung, mit der sich Erwach­se­ne, die nicht als früh­ver­greist gel­ten wol­len, der Welt und der Spra­che von Jugend­li­chen nähern. Wer lan­ge genug sucht, wird sicher eine Rezen­si­on fin­den, in der früh­neu­hoch­deut­sche Begrif­fe wie „geil“ oder „Bock haben“ vor­kom­men.

Der Text, den Simo­ne Mei­er für die „Bas­ler Zei­tung“ geschrie­ben hat, ist anders. Er stellt die media­le Figur Hele­ne Hege­mann in Fra­ge, haut auf den ande­ren Feuil­le­to­nis­ten rum und knallt mit vol­ler Wucht ein paar For­mu­lie­run­gen raus, die man so ger­ne mal in Büchern lesen wür­de:

Das Selbst­be­wusst­sein und der Mut zum Lei­den sind glei­cher­mas­sen unge­heu­er, man hat die Hor­mo­ne im Kopf und den Wahn­sinn im Her­zen. Und man kann eine Pose so lan­ge und so betö­rend repro­du­zie­ren, bis es zu viel wird und man sie auto­ma­tisch wie­der erbricht. Selbst­fin­dung in der Puber­tät ist gewis­ser­mas­sen eine anhal­ten­de Buli­mie halb garer Hal­tun­gen und Gefüh­le.

Frau Mei­er stei­gert sich fast in einen grund­sym­pa­thi­schen Welt­hass Bernhard’scher Prä­gung, wenn sie in einem Absatz mal eben den hal­ben deut­schen Kul­tur­be­trieb, ach: die hal­be deut­sche Gesell­schaft umreißt:

Es scheint, als habe Hele­ne Hege­mann mit all ihren wie rasend her­ge­stell­ten, aus­ge­kotz­ten klei­nen Wer­ken wirk­lich einen wah­ren Kern gefun­den. So etwas wie den häss­li­chen Boden­satz der Ber­li­ner Bohè­me, mit dem sich die Kin­der der Gene­ra­ti­on Selbst­ver­wirk­li­chung her­um­schla­gen müs­sen. Es ist ein Boden­satz, in dem sich alle glei­chen, weil Kind­heit längst nicht mehr den Kin­dern gehört, son­dern zum Fetisch der Erwach­se­nen gewor­den ist. Das Erstaun­lichs­te an „Axolotl“ ist näm­lich dies: dass hier ein Teen­ager schreibt, als wäre er einer jener auf dem Dance­f­lo­or hän­gen geblie­be­nen Mitt­dreis­si­ger oder Anfangs­vier­zi­ger. Dass er zwei Gene­ra­tio­nen kurz­schliesst: die­je­ni­ge des früh­rei­fen Wun­der­kinds und jene der Rest­pos­ten aus der spät­kind­li­chen Infan­til­ge­sell­schaft.

Dass Frau Mei­er es schafft, einen Text, der der­art offen auf sei­ne Sub­jek­te ein­schlägt, ver­söhn­lich enden zu las­sen, spricht für die bei­den.

Aber lesen Sie selbst:

„Die Schön­heit des kaput­ten Kin­des“ von Simo­ne Mei­er

  1. Haha­ha­ha­ha. []
  2. Ich bin gera­de – leicht ande­re Bau­stel­le – mit „The Wild Things“ von Dave Eggers beschäf­tigt. []
  3. Eben­falls auf der Lis­te: „Wadi“, „semi­per­meable Mem­bran“ und „Aum“. Irgend­wann wer­den sich auch damit noch mal The­ra­peu­ten befas­sen müs­sen. []
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Digital

Hitler würde „Half-Life“ spielen

Ich habe län­ger über­legt, ob ich das Fol­gen­de auf­schrei­ben soll. Schließ­lich ist „Don Alphon­so“ der „Edel-Troll“ der deutsch­spra­chi­gen Blogo­sphä­re. Ein Mann, des­sen Tex­te ich in der Regel aus Sor­ge um mei­ne Gesund­heit igno­rie­re.

Ande­rer­seits ist dies hier das Fach­blog für Nazi-Ver­glei­che, also muss ich wohl ran:

Die­ser „Don Alphon­so“ hat, nach­dem ihm die vie­len, vie­len, teils (mut­maß­lich) unflä­ti­gen Kom­men­ta­re auf einen sei­ner Tex­te zu bunt wur­den, Fol­gen­des geschrie­ben:

Ich habe das freund­li­cher gesagt, als ich es mei­ne, denn in mei­nen Augen sind die­se expli­zit Sucht­kran­ken argu­men­ta­tiv auf dem glei­chen Niveau wie die Alt­na­zis bei uns in den Käf­fern.

Mit den „expli­zit Sucht­kran­ken“ meint er übri­gens Men­schen, die Com­pu­ter spie­len. Ob Alt­na­zis jetzt auch sucht­krank sei­en müs­sen oder nur Com­pu­ter­spie­ler gleich­zei­tig krank und wie Nazis sind, lässt sich sei­nem Text nicht ent­neh­men. Wohl aber, dass der Ver­gleich kein ein­ma­li­ger Aus­rut­scher war, denn ein paar Zei­len spä­ter wütet er:

Nun sind die­se Art Gamer eine ganz beson­de­re Grup­pe Mensch, die, ähn­lich wie die Gefolg­schaft von Neo­co­na­zi­sei­ten und extre­mis­ti­sche Isla­mis­ten, kei­ne Haf­tung in der Rea­li­tät mehr haben.

Fas­zi­nie­rend, wie man eine ohne­hin schon emo­tio­na­le Debat­te (in der ich Com­pu­ter­spie­le weder für „schul­dig“ noch für kom­plett „unschul­dig“ hal­te) mit ein biss­chen Arro­ganz, Dumm­heit und Schaum vor dem Mund noch ein wenig unsach­li­cher gestal­ten kann.

Dabei ist die ursprüng­li­che Kern­fra­ge, war­um Men­schen, die anspruchs­vol­le Lite­ra­tur lesen, so sel­ten Amok lau­fen, gar nicht mal unspan­nend. Ich hät­te sogar einen Erklä­rungs­ver­such: Aus den sel­ben Grün­den, war­um so weni­ge Klas­sik- und Schla­ger-Hörer Amok lau­fen – sie sind schlicht­weg älter.

Die wenigs­ten Jugend­li­chen haben ein Inter­es­se dar­an, sich mit jahr­hun­der­te­al­ter Lite­ra­tur, Kunst und Musik zu beschäf­ti­gen. Zum einen, weil ihnen das alles in der Schu­le madig gemacht wur­de, zum ande­ren, weil die­se Din­ge wenig mit ihrer Lebens­si­tua­ti­on zu tun haben. Wenn man älter und ruhi­ger wird, beschäf­tigt man sich viel­leicht irgend­wann auch mit der soge­nann­ten Hoch­kul­tur. Aber dann ist man (in der Regel) über die gefähr­li­che Pha­se im Leben hin­aus. Der Zusam­men­hang besteht also weni­ger zwi­schen Medi­en­kon­sum und Ver­hal­ten, son­dern zwi­schen Alter (wel­ches den Medi­en­kon­sum bedingt) und Ver­hal­ten. Über­spitzt gesagt: Wenn wir etwas ver­bie­ten müss­ten, dann die Puber­tät.

Davon ab könn­te man auch noch das Fass mit den „Lei­den des jun­gen Wert­hers“ und den angeb­li­chen Nach­ah­mungs­tä­tern auf­ma­chen, aber ein Goe­the-Spe­zia­list hat mir glaub­haft ver­si­chert, dass es kei­nen ein­zi­gen beleg­ten Fall eines Wert­her-Selbst­mords gibt.

[via Nerd­core]

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Digital

Klickbefehl (17)

Der Amok­lauf von Erfurt fand am 26. April 2002 statt, unse­rem aller­letz­ten Schul­tag.1 Ich habe daher nie erfah­ren, wie Schu­len auf sol­che Vor­fäl­le reagie­ren. Wäh­rend einer unse­rer Abi-Klau­su­ren wur­de zwar 200 Meter wei­ter eine Welt­kriegs­bom­be ent­schärft, aber ansons­ten waren wir nur Nor­ma­li­tät gewöhnt.

Ich bin mir sicher, dass mei­ne Schul­zeit anders aus­ge­se­hen hät­te, wenn das alles nicht nach uns pas­siert wäre. Wir waren die Nerds, wir haben „Half Life“ gespielt, Metal oder Punk­rock gehört (auch Pop, aber wen hät­te das inter­es­siert) und gera­de ich hat­te den Ruf, ein biss­chen wahn­sin­nig zu sein.2 Wir waren also komisch – wie alle Teen­ager. Und wir wären poten­ti­ell ver­däch­tig gewe­sen.

Die Muschel­schub­s­er­in hat einen sehr lesens­wer­ten Text dar­über geschrie­ben, wie das so war, als Teen­ager in einer Klein­stadt auf­zu­wach­sen.

Schon damals – in Zei­ten ohne Inter­net, Han­dys und Bal­ler­spie­len – hat nie­mand gemerkt, was wir wirk­lich tun, was uns wirk­lich bedrückt, wie aus­ge­schlos­sen wir uns gefühlt haben, wie sehr uns die Gesell­schaft ins Gesicht gespuckt hat, dass sie mit uns nicht viel anfan­gen kann. Wir alle hat­ten damals einen star­ken Trieb, der sich manch­mal in Aggres­si­vi­tät geäu­ßert hat. Und obwohl wir uns aus­ge­schlos­sen fühl­ten und es gewis­ser­ma­ßen auch waren, wur­den die meis­ten von uns in letz­ter Kon­se­quenz immer auf­ge­fan­gen, unter­stützt, behü­tet. Genau des­halb waren wir trotz allem durch­schnitt­li­che Jugend­li­che, nicht auf­fäl­li­ger als ande­re. Und genau des­halb sind wir heu­te ver­mut­lich alle ganz nor­ma­le Men­schen.

Eini­ges davon ken­ne ich aus eige­ner Erfah­rung, ande­res kann ich zumin­dest gut nach­voll­zie­hen. Und ich glau­be, das kann jeder, der mal jung und nicht Mit­glied der Jun­gen Uni­on war.

Auch John­ny Haeus­ler hat sich bei Spree­blick Gedan­ken dar­über gemacht, wie das eigent­lich so ist, als Jugend­li­cher in Deutsch­land. Wer sich für einen inter­es­siert und wie die Medi­en reagie­ren, wenn dann mal wie­der was pas­siert ist:

Wie laut muss man als Jugend­li­cher eigent­lich sein, um gehört zu wer­den?
Noch lau­ter als eine Beret­ta?

Und weil’s grad zum The­ma Kin­der passt, will ich Ihnen auch noch einen Ein­trag aus dem F.A.Z.-Fernsehblog ans Herz legen.

Dar­in geht es unter ande­rem um eine Mut­ter, die das Fol­gen­de in eine Fern­seh­ka­me­ra sag­te:

Ich ver­steh die Welt nicht mehr. Mei­ne Toch­ter war in der zehn­ten Klas­se, die hat das alles live mit­er­lebt. Die sitzt jetzt zuhau­se, zit­tert und weint. Sie sind aus dem Fens­ter gesprun­gen, sie und ihre Freun­din.

Der Fra­ge, war­um sie es in die­sem Moment für klü­ger hielt, die Welt­öf­fent­lich­keit dar­über zu infor­mie­ren, statt bei ihrer Toch­ter zu sein, möch­te ich mich ger­ne anschlie­ßen.

Auf eine Fra­ge mehr oder weni­ger kommt’s ja auch nicht mehr an.

  1. Am ande­ren Dins­la­ke­ner Gym­na­si­um waren die Abitu­ri­en­ten an die­sem Mor­gen – wenn ich das rich­tig im Kopf habe – mit Was­ser­pis­to­len durch die Klas­sen­räu­me gezo­gen, um ihren letz­ten Schul­tag zu fei­ern. []
  2. Der Ruf war nicht ganz unbe­grün­det. []
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Rundfunk

Leute Häute

Vor vie­len, vie­len Jah­ren war „Dawson’s Creek“ mei­ne liebs­te Fern­seh­se­rie. Nicht nur, weil sie gut gemacht und sehr stim­mungs­voll war, und nicht nur, weil sie damals auf dem idea­len Sen­de­platz (Sonn­tag­nach­mit­tag) lief – die Serie hat­te auch viel mit mei­nem Leben gemein: Ich war ein­deu­tig Daw­son Leery (ich woll­te ja sel­ber lang genug Regis­seur wer­den), mein bes­ter Freund war ein­deu­tig Pacey Whit­ter und für einen hal­ben Som­mer hat­ten wir sogar eine Joey Pot­ter. Dann wech­sel­te „Dawson’s Creek“ in Deutsch­land den Sen­de­platz, die Serie wur­de immer dra­ma­ti­scher und merk­wür­di­ger und die letz­ten drei Staf­feln habe ich (bis auf das gro­ße Fina­le) nie gese­hen.

Wäh­rend Katie „Joey Pot­ter“ Hol­mes eine Bezie­hung mit Tom Crui­se begann und uns lehr­te, dass die tolls­ten Mäd­chen immer bei den größ­ten Freaks enden, lief eine neue Jugend­se­rie an: „O.C., Cali­for­nia“. Die hat­te mit mei­nem Leben schon weni­ger zu tun (mal von Seth Cohens, also mei­nem Musik­ge­schmack abge­se­hen), war aber immer­hin eine Staf­fel lang gut und unter­halt­sam. Dann wur­de sie erst schal, dann sehr, sehr schlimm, dann ein­ge­stellt.

Ich war zu alt gewor­den für Jugend­se­ri­en. Mei­ne neu­en Lieb­lings­se­ri­en hie­ßen „Scrubs“, „Dr. House“ und „Weeds“ und hat­ten vor­der­grün­dig nichts mehr mit mei­nem Leben als Nicht-Medi­zi­ner und Nicht-Kif­fer am Hut.

Und dann kam – Gott­sei­dank, wir haben soeben die Ein­lei­tung hin­ter uns gebracht! – „Skins“. Bei Julia hat­te ich etwas über die Serie gele­sen und da ich das unbe­stimm­te Gefühl hat­te, vor­her schon mal loben­de Wor­te ver­nom­men zu haben, guck­te ich mir die ers­te Fol­ge im Inter­net an.

Ich war so begeis­tert, dass ich – so viel zum The­ma „Copy kills irgend­was“ – Minu­ten spä­ter die DVDs der ers­ten bei­den Staf­feln bestell­te. Natür­lich bei amazon.co.uk, wo ja im Moment alles so herr­lich güns­tig ist, und sich Seri­en-Fans des­halb rei­hen­wei­se ins Unglück stür­zen. Ich hat­te vor­her noch nie das Bedürf­nis gehabt, Fern­seh­se­ri­en auf DVD zu gucken (mei­ne ers­te Staf­fel „Dawson’s Creek“ habe ich bis zur vier­ten oder fünf­ten Fol­ge geschafft), aber „Skins“ woll­te ich unbe­dingt sehen. Sonn­tag Abend hat­te ich bestellt, Mitt­woch früh war das Paket da.

Die Serie hat dabei den (für sozia­le Rest­kon­tak­te sehr nütz­li­chen) Vor­teil, dass die ers­ten bei­den Staf­feln zusam­men aus nur 19 Fol­gen á 45 Minu­ten besteht, was man theo­re­tisch locker an einem Wochen­en­de weg­gu­cken könn­te.

Aber wor­um geht’s eigent­lich? Um eine Grup­pe von Teen­agern in Bris­tol und ihre Pro­ble­me mit Schu­le, Eltern, Lie­be, Sex und sich selbst. Nun bin ich selbst nicht mehr 17 (ich war selbst mit 17 kein gro­ßer Par­ty­gän­ger) und ken­ne mich beson­ders mit bri­ti­schen Jugend­kul­tu­ren nicht hun­dert­pro­zen­tig aus, aber ich habe das Gefühl, die Serie könn­te zum Rea­lis­tischs­ten zäh­len, was man je auf dem Gebiet der Jugend­se­rie gese­hen hat. (Was wie­der­um am 23-jäh­ri­gen Jamie Brit­t­ain lie­gen könn­te, der die Serie gemein­sam mit sei­nem Vater Bryan Els­ley ent­wi­ckelt hat.)

Da „Skins“ kei­ne ame­ri­ka­ni­sche Serie ist, dür­fen die jun­gen Haupt­per­so­nen hem­mungs­los flu­chen, Dro­gen kon­su­mie­ren, in Unter­wä­sche rum­lau­fen und Sex haben. Und trotz­dem ist „Skins“ nicht nur eine Jugend­se­rie, sie funk­tio­niert auf vie­len Ebe­nen: Die Dia­lo­ge sind oft­mals bril­lant, Kame­ra­ar­beit und Ton­schnitt fügen eine eige­ne Erzähl­ebe­ne hin­zu und über­haupt ist die gan­ze Serie so voll von lite­ra­ri­schen Anspie­lun­gen (und ein paar auf „Dawson’s Creek“ und „The O.C.“), dass man selbst mit einem Magis­ter in grie­chi­scher Mytho­lo­gie noch sei­nen Spaß dar­an haben kann.

Gro­ße Kon­flik­te um Loya­li­tät, Reli­gi­on, Sexua­li­tät und Ent­schei­dun­gen wer­den holz­schnitt­ar­tig, aber gar nicht mal so plump ver­han­delt. Die Dar­stel­ler sind durch die Bank gut, im glei­chen Alter wie ihre Rol­len und nicht über­trie­ben hübsch (man sieht regel­mä­ßig deut­lich ihr not­dürf­tig über­pu­der­ten Pickel). Nicho­las Hoult, der den coo­len Tony spielt, kennt man noch aus „About A Boy“, alle ande­ren wird man sicher­lich noch in irgend­wel­chen gro­ßen Film­pro­jek­ten wie­der­se­hen. Sogar ich habe mit dem nerdi­gen Sid wie­der eine Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur.

Das ein­zi­ge, was ich an „Skins“ kri­ti­sie­ren könn­te, ist der klas­si­sche Seri­en-Fluch: In der zwei­ten Staf­fel sind ein paar Kon­flik­te zu viel in die Dreh­bü­cher gerutscht. Zwar bewegt sich alles noch im rea­lis­ti­schen Rah­men (Schick­sals­schlä­ge tre­ten ja bekannt­lich immer in Grup­pen auf), aber ein klei­nes biss­chen weni­ger wäre auch okay gewe­sen. Und dann ist am Ende von Staf­fel 2 plötz­lich Schluss mit den alt­be­kann­ten Gesich­tern der ers­ten bei­den Staf­feln und in der drit­ten (die im Moment im UK im Fern­se­hen läuft) geht es um ganz ande­re Per­so­nen. Das ist ein guter Kunst­griff, den die Autoren da gemacht haben, um ihre Cha­rak­te­re nicht tot­zu­er­zäh­len, aber nach allem, was man gemein­sam „durch­ge­macht“ hat, schmerzt der Abschied schon.

Sie ent­neh­men mei­nen unge­wohnt eupho­ri­schen Schil­de­run­gen, dass „Skins“ eine Serie ist, die jeder, wirk­lich jeder, von Ihnen gese­hen haben soll­te (ein­zi­ge Aus­nah­me: Eltern von Kin­dern, die gera­de zwi­schen 15 und 18 Jah­re alt sind). Ich habe in mei­nem Leben kei­ne Fern­seh­se­rie gese­hen, die so wit­zig, auf­rich­tig, rea­lis­tisch, trau­rig, sexy, wahr und groß­ar­tig ist, wie „Skins“ – und dann haben die Macher auch hand­werk­lich noch alles rich­tig gemacht.

Bei aller Ver­eh­rung für die ame­ri­ka­ni­sche Pop­kul­tur: Das haben die Bri­ten wirk­lich ver­dammt gut hin­ge­kriegt.

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Print Gesellschaft

Was unternehmen für Unternehmen

Anschreiben der Jungen Presse NRW und Broschüre zum Wettbewerb "Enterprize"

Die „Initia­ti­ve Neue Sozia­le Markt­wirt­schaft“ (INSM) ist eine Lob­by­or­ga­ni­sa­ti­on, die vom Arbeit­ge­ber­ver­band Gesamt­me­tall betrie­ben wird. Ihr Name ist ziem­lich irre­füh­rend, denn ihre Posi­tio­nen las­sen sich gut unter dem Rubrum „Wirt­schafts­li­be­ra­lis­mus“ zusam­men­fas­sen: So tritt sie für eine Redu­zie­rung des Sozi­al­staats ein, for­dert „fle­xi­ble­re“ Löh­ne, „mehr Effi­zi­enz und mehr Tem­po“ in der Bil­dungs­po­li­tik und Steu­er­sen­kun­gen.

Bis hier­hin könn­te man noch von einem ganz nor­ma­len Inter­es­sen­ver­band spre­chen, der die Inter­es­sen sei­ner Mit­glie­der (eben der Arbeit­ge­ber) ver­tritt. Aber auch vie­le Poli­ti­ker gehö­ren zum „Bera­ter­kreis“ oder zum För­der­ver­ein der INSM, der von der INSM ent­wor­fe­ne Slo­gan „Sozi­al ist, was Arbeit schafft“ war auch schon Wahl­kampf­mot­to von CDU/​CSU und FDP. Es kann durch­aus schon mal vor­kom­men, dass in einer Fern­seh­talk­show die Hälf­te der Gäs­te die­sem Ver­ein nahe­ste­hen und sei­ne Posi­tio­nen ver­tre­ten. Der Zuschau­er erfährt von alle­dem nichts.

Das Pro­blem sind ja nicht pri­mär Orga­ni­sa­tio­nen, die bestimm­te Posi­tio­nen ver­tre­ten und PR-Fach­leu­te zur Ver­brei­tung ein­set­zen – das Pro­blem sind die Medi­en, die die­se Posi­tio­nen nicht kri­tisch hin­ter­fra­gen, ihre Leser und Zuschau­er nicht über die Hin­ter­grün­de auf­klä­ren oder gleich gemein­sa­me Sache mit sol­chen Orga­ni­sa­tio­nen machen. Und das gelingt der INSM meis­ter­haft: laut Wiki­pe­dia gab es bis­her „Medi­en­part­ner­schaf­ten“ mit der „Finan­cial Times Deutsch­land“, „Wirt­schafts­wo­che“, der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“, „Focus“, „Han­dels­blatt“ und der „Ful­da­er Zei­tung“. Mit der „FAS“ zeich­net die INSM ein­mal im Jahr den „Refor­mer des Jah­res“ aus, im Jahr 2003 gab es sogar den „Blo­ckie­rer des Jah­res“ – zufäl­li­ger­wei­se den Chef der IG Metall, Jür­gen Peters. (Noch mal zum Mit­schrei­ben: der Arbeit­ge­ber­ver­band Gesamt­me­tall ver­leiht über Ban­de einen Schmäh­preis an den Arbeit­nehm­er­füh­rer der Metall­in­dus­trie und die Pres­se schreibt das völ­lig kri­tik­los auf.)

Vor mehr als drei Jah­ren berich­te­te der „Frei­tag“ (für des­sen neu­en Inter­net­auf­tritt ich arbei­te) in einem mitt­ler­wei­le zum Klas­si­ker avan­cier­ten Arti­kel, wie die INSM kri­ti­sche Jour­na­lis­ten in Miss­kre­dit zu brin­gen ver­sucht, und auch die­ser etwa gleich alte Bei­trag von „Zapp“ (Tran­skript hier) lie­fert einen ganz guten Über­blick über die Arbeit der „Initia­ti­ve“. Es gibt also genü­gend Grün­de, die­sem Ver­ein kri­tisch gegen­über zu ste­hen.

Ent­spre­chend … äh: „über­rascht“ war ich, als ich von der Jun­gen Pres­se NRW, bei der ich seit knapp fünf Jah­ren Mit­glied bin, Unter­la­gen zu einem „Wett­be­werb für jun­ge Redak­teu­re“ geschickt bekam, der von der INSM und dem Jugend­me­di­en­zen­trum Deutsch­land ver­an­stal­tet wird.

In der Bro­schü­re wird der Wett­be­werb „Enter­pri­ze“ wie folgt beschrie­ben:

Hast Du schon mal in Dei­nen Schulbüchern das Kapi­tel über Unter­neh­mer­tum gefun­den? Wir auch nicht! In den meis­ten deut­schen Schulbüchern kom­men Unter­neh­men prak­tisch nicht vor. Dabei spie­len sie in unse­rem All­tag eine wich­ti­ge Rol­le: Vor allem den klei­nen und mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men ist es zu ver­dan­ken, dass die Arbeits­lo­sig­keit zuletzt so stark gesun­ken ist. Daher ist es wich­tig, sich näher mit der Bedeu­tung von Unter­neh­men und deren Arbeit zu beschäf­ti­gen.

Hier setzt der Wett­be­werb des Jugend­me­di­en­zen­trums Deutsch­land e.V. und der Initia­ti­ve Neue Sozia­le Markt­wirt­schaft (INSM) an. Ziel ist es, Dich als jun­gen Redak­teur für die Arbeit von Unter­neh­men zu inter­es­sie­ren. Tag für Tag ent­wi­ckeln sie neue Pro­duk­te, bie­ten inno­va­ti­ve Dienst­leis­tun­gen an und schaf­fen dabei viel­leicht auch Dei­nen zukünftigen Arbeits­platz. Was genau sie tun, sollst Du her­aus­fin­den! Was treibt die Unter­neh­mer an? Was ärgert sie, was freut sie?

Ja, was ärgert die­se inno­va­ti­ven Unter­neh­mer, die die Arbeits­lo­sig­keit so toll gesenkt haben?

Mög­li­che Ant­wor­ten bekommt man viel­leicht, wenn man die „mög­li­chen Leit­fra­gen“ aus der Bro­schü­re stellt:

  • Beschrei­be das Unter­neh­men (Grö­ße, Bran­che, Pro­dukt etc.).
  • Schil­de­re die Existenzgründung (Moti­va­ti­on des Unter­neh­mers, Idee, Ver­lauf der Gründung, För­de­rung etc.).
  • Stel­le dar, wie das Unter­neh­men sei­ne Wett­be­werbs­fä­hig­keit in der Zukunft sichern möch­te (Aus-/Fort­bil­dung, Kon­zen­tra­ti­on auf Markt­ni­schen etc.).
  • Erklä­re, was dem Unter­neh­mer an sei­ner Selbst­stän­dig­keit gefällt und was nicht.
  • Fra­ge, wel­che wirt­schafts­po­li­ti­sche Ver­än­de­rung dem Unter­neh­men am meis­ten hel­fen würde.

Für alle, die nicht nach­fra­gen wol­len, um wel­che „wirt­schafts­po­li­ti­schen Ver­än­de­run­gen“ es sich han­deln könn­te: Ich hät­te da so eine Idee

Es soll an die­ser Stel­le nicht ver­schwie­gen wer­den, dass die Bro­schü­re der Ziel­grup­pe („bun­des­weit für Schü­ler­zei­tungs­re­dak­teu­re aus­ge­schrie­ben“) kei­nes­wegs ver­schweigt, wer die­sen Wett­be­werb aus­rich­tet. Ob die Infor­ma­tio­nen aller­dings wirk­lich hilf­reich sind, steht auf einem ande­ren Blatt (das dem Info­ma­te­ri­al nicht bei­liegt):

Die Initia­ti­ve Neue Sozia­le Markt­wirt­schaft ist eine überparteiliche Bewe­gung von Bürgern, Unter­neh­men und Ver­bän­den für markt­wirt­schaft­li­che Refor­men. Getra­gen wird sie von den Arbeit­ge­ber­ver­bän­den der Metall- und Elek­tro-Indus­trie.

Nun weiß ich nicht, ob ich da viel­leicht etwas über­emp­find­lich bin, aber ich hal­te es für grenz­wer­tig, wenn ein Jour­na­lis­ten­ver­band gemein­sam mit einer Lob­by-Grup­pe einen Schreib­wett­be­werb ver­an­stal­tet – erst recht, wenn sich dar­an jun­ge Schrei­ber betei­li­gen sol­len. Vie­le von ihnen wer­den sich gar nicht groß mit dem Co-Aus­rich­ter befas­sen (was man ihnen – anders als ihren gro­ßen Kol­le­gen – auch nicht wirk­lich vor­wer­fen kann), den Namen INSM aber als etwas dif­fus Posi­ti­ves in ihrem Unter­be­wusst­sein abspei­chern. Und das ist ja Sinn und Zweck der Akti­on.

Ich habe bei der Jun­gen Pres­se und beim Jugend­me­di­en­zen­trum (die übri­gens bei­de unter der sel­ben Esse­ner Adres­se zu errei­chen sind) nach­ge­fragt, ob man dort mei­ne Bauch­schmer­zen teilt.

Felix Winnands, Vor­sit­zen­der der Jun­gen Pres­se NRW, schrieb mir, man sei dort „auf die Zusam­men­ar­beit mit Part­nern ange­wie­sen“, um die Leis­tun­gen und Ver­an­stal­tun­gen finan­zie­ren zu kön­nen.

Zum kon­kre­ten Fall schrieb er:

Sicher ist die INSM nicht unum­strit­ten, dies trifft jedoch auch auf ande­re Part­ner der Jun­ge Pres­se zu. Aus die­sem Grund regen wir zu unab­hän­gi­ger Bericht­erstat­tung an und las­sen natür­lich auch kri­ti­sche Bei­trä­ge zu unse­ren Part­nern zu (beim VISA Nach­wuchs­jour­na­lis­ten­preis „Eine bar­geld­lo­se Welt“ haben in der Aus­wahl der unab­hän­gi­gen Jury auch kri­ti­sche Bei­trä­ge gewon­nen und dar­auf legen wir erhöh­ten Wert).

Zu die­sen „nicht unum­strit­te­nen“ Part­nern gehört auch die GEMA, die letz­tes Jahr beim von der Jun­gen Pres­se ver­an­stal­te­ten Jugend­me­di­en­event eini­ge „GEMA-Scouts“ unter die Teil­neh­mer gemischt hat­te. Till Achin­ger, der wie ich Refe­rent beim Jugend­me­di­en­event war, hat­te damals recht aus­führ­lich dar­über gebloggt.

Das Jugend­me­di­en­zen­trum, das den Wett­be­werb gemein­sam mit der INSM aus­rich­tet und dem ich eben­falls die Mög­lich­keit einer Stel­lung­nah­me geben woll­te, hat auch nach mehr als einer Woche nicht auf mei­ne E‑Mail reagiert. Genau­so wenig wie das Jury-Mit­glied Ralf-Die­ter Bru­now­sky, Vor­sit­zen­der der Köl­ner Jour­na­lis­ten­schu­le für Poli­tik und Wirt­schaft.

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Der automatische Nazi-Beantworter

hellojed: @coffeeandtv: Bitte Liste aktualisieren http://is.gd/7LH0

Guten Tag, hier spricht der auto­ma­ti­sche Nazi-Beant­wor­ter von coffeeandtv.de. Was gibt’s?

Neuer Nazi-Vergleich: SPD-Mann vergleicht Jugendliche mit SA. Mit den Schlägern Adolf Hitlers hat der Potsdamer Oberbürgermeister protestierende Linksalternative gleichgesetzt. Entschuldigt hat er sich dafür bestenfalls halbherzig.

Bit­te gehen Sie wei­ter, es gibt nichts zu sehen!

„Schlim­mer als Hit­ler­krebs – Miss­glück­te Rhe­to­rik für Pro­fis“ jetzt vor­be­stel­len!

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Leben Unterwegs

Die Jugend der Weltpresse

Ges­tern durf­te ich beim Jugend­me­di­en­event zwei Semi­na­re unter dem Mot­to „Web 2.0 – Blogs, Social Net­works & Co“ lei­ten.1 Zwei­mal 16 Nach­wuchs­jour­na­lis­ten unter­schied­li­chen Alters und mit unter­schied­lichs­ten Vor­kennt­nis­sen woll­ten unter­hal­ten wer­den und soll­ten natür­lich etwas ler­nen.

Die ers­te Grup­pe war die pure Won­ne: die Jugend­li­chen2 hat­ten Inter­es­se am The­ma, kann­ten Por­ta­le, von denen ich noch nie gehört hat­ten, und mel­de­ten sich alle­samt bei twit­ter an, nach­dem ich ihnen den Dienst vor­ge­stellt hat­te. Sie wirk­ten ange­nehm skep­tisch und zurück­hal­tend, was die Anga­be per­sön­li­cher Daten im Netz anging, und sahen sich die Blogs, die wir uns gemein­sam vor­nah­men, mit Inter­es­se an.3

Die zwei­te Grup­pe erwies sich als sehr viel schwie­ri­ger zu kna­cken: die Fra­ge, war­um sie sich für die­ses Semi­nar ent­schie­den hät­ten, konn­te nie­mand so recht beant­wor­ten. Statt halb­wegs gleich­mä­ßig ver­teil­ter Rede­an­tei­le gab es ein paar weni­ge akti­ve Teil­neh­mer4, ein paar gelang­weil­te Bes­ser­wis­ser und viel Schwei­gen. Mit social net­works war die­ser Grup­pe kaum bei­zu­kom­men: nicht mal die Hälf­te war bei einem der Holtz­brinck-Fau­zet­te, kaum jemand bei Face­book und, wenn ich mich recht erin­ne­re, nie­mand bei MySpace. Die­se Men­schen inter­es­sie­ren sich vor allem für Blogs.

Eini­ge hät­ten vor­ab schon über­legt zu blog­gen, wuss­ten aber nicht genau, was, wie oder wo. Das „wo“ lässt sich ja recht leicht beant­wor­ten (blogger.com, wordpress.com, twoday.net), das „wie“ ist mit „(im Rah­men der juris­ti­schen Mög­lich­kei­ten) ein­fach drauf los“ auch schnell zusam­men­ge­fasst, das „was“ bleibt als zen­tra­le Fra­ge. Als Betrei­ber eines the­ma­tisch völ­lig offe­nen Blogs hielt ich den Hin­weis für ange­bracht, dass man sich dar­über auf alle Fäl­le im Vor­feld im Kla­ren sein soll­te. Manch­mal habe ich einen etwas merk­wür­di­gen Humor.

Ich weiß nicht, ob es an der Nach­mit­tags­zeit lag, die gene­rell trä­ge macht, am gleich­zei­tig statt­fin­den­den Bun­des­li­ga­spiel­tag oder an ganz ande­ren Grün­den, aber das mit der zwei­ten Grup­pe lief nicht so rich­tig rund. Mit­un­ter hat­te ich das Gefühl, zu skep­ti­schen Ver­tre­tern mei­ner Eltern-Gene­ra­ti­on zu spre­chen und nicht zu welt­of­fe­nen Jung­jour­na­lis­ten. Ande­rer­seits stell­ten ein paar von ihnen auch wirk­lich klu­ge Fra­gen.

Es war eine inter­es­san­te Erfah­rung, die unter ande­rem gezeigt hat, dass die fünf Jah­re zurück­lie­gen­de Ent­schei­dung, auf kei­nen Fall Leh­rer wer­den zu wol­len, eine sehr wei­se war. Wie ich mit Till, der eben­falls unter den Refe­ren­ten war5, spä­ter noch dis­ku­tier­te, sind auch längst nicht alle Leu­te, die heu­te jung sind und einen Com­pu­ter ein­schal­ten kön­nen, digi­tal nati­ves. Bei eini­gen besteht das Inter­net aus der „Drei­fal­tig­keit“ (Till) Goog­le, Stu­diVZ und Wiki­pe­dia. Aber um das zu ändern waren wir ja da.

Mein ins­ge­samt posi­ti­ver Grund­e­in­druck der Jung­jour­na­lis­ten wur­de aller­dings heu­te etwas getrübt, als ich im Blog „Online­ma­ga­zin“ zum Jugend­me­di­en­event den Bericht über mein Semi­nar las: die haben mei­nen Vor­na­men falsch geschrie­ben.

  1. Am Titel trifft mich kei­ne Schuld. []
  2. Genau genom­men waren die Ältes­ten der Grup­pe gera­de mal zwei Jah­re jün­ger als ich, die Jüngs­ten aber 14. Es war wohl eher Zufall, dass eine so hete­ro­ge­ne Mischung gut ging. []
  3. Ich hat­te wahl­los Plat­zie­run­gen aus den deut­schen Blog­charts an die ein­zel­nen Teil­neh­mer ver­teilt. Das war inso­fern span­nend, weil ich sel­ber nicht genau wuss­te, über wel­che Blogs wir spre­chen wür­den. Dass das Sys­tem auch Nach­tei­le hat, muss­te ich fest­stel­len, als ich eine Teil­neh­me­rin zur Aus­ein­an­der­set­zung mit der „Ach­se des Guten“ zwang. Es tut mir auf­rich­tig leid. []
  4. Und Teil­neh­me­rin­nen. Wenigs­tens mit dem Gerücht, Mäd­chen wür­den das Inter­net nur für die Ansicht von Pfer­de­fo­tos und das Erstel­len von MySpace-Pro­fi­len nut­zen, soll­te an die­ser Stel­le ein­mal gründ­lich auf­ge­räumt wer­den. []
  5. Das wuss­ten wir vor­her nicht. Die Ver­an­stal­ter woll­ten vor­ab kei­ne Refe­ren­ten­lis­ten her­aus­ge­ben, weil sie nicht „sicher­stel­len [konn­ten], dass jeder damit ein­ver­stan­den ist“. Ent­spre­chend wuss­ten wohl auch die Teil­neh­mer vor­ab gar nicht, mit wem sie das Ver­gnü­gen haben wür­den. Eine wie ich fin­de eher mit­tel­präch­ti­ge Idee. []