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Rasende Reporter

Alle paar Mona­te muss ich über mei­nen Schat­ten sprin­gen und die „Rhei­ni­sche Post“ loben. Ich tue es gern ange­sichts der Jugend­bei­la­ge (falls Sie da noch mal schnell ein Wort für hät­ten, das weni­ger nach Acht­zi­ger Jah­ren und Han­ni-und-Nan­ni-Star­schnitt klingt …) „Herz­ra­sen“, die der Zei­tung heu­te bei­liegt.

Dar­in unter ande­rem: Krea­ti­ve Bas­tel­ideen von thereifixedit.com wer­den mit einem Exper­ten von der Hand­werks­kam­mer bespro­chen, eine Repor­ta­ge über die „demo­kra­tischs­te Cola der Welt“ und ein Rol­len­tausch für eine Sams­tag­nacht, bei dem sich der ver­ehr­te Kol­le­ge Sebas­ti­an Dal­kow­ski in der Düs­sel­dor­fer Alt­stadt ver­gnü­gen soll, wäh­rend sei­ne Kol­le­gin Gesa Evers zuhau­se vor dem Fern­se­her hockt.

Der Text ist online lei­der nicht ver­füg­bar (Och, bit­te, bit­te …), daher müs­sen Sie mit die­sen Kost­pro­ben vor­lieb neh­men:

Als ich das Ober­bay­ern betre­te, den­ke ich: Wer volljährig ist, kommt hier nur nicht rein, wenn er mit einem Maschi­nen­ge­wehr kommt. Gefühlte 75 Pro­zent der Gäste gehören zu einem der Jung­ge­sel­len­ab­schie­de, sie trin­ken bun­ten Alko­hol aus Eimern oder Toilettenschüsseln. […]

Ich sehe vie­le Men­schen, die fort­ge­hen, mit Gesich­tern, die nichts mehr ausdrücken. Wer jetzt noch nie­man­den gefun­den hat, fin­det nie­man­den mehr. Falls doch, wird es rich­tig bit­ter.

Falls Sie sich irgend­wie in der Nähe von Duis­burg befin­den, kön­nen Sie heu­te Abend ab 20 Uhr zur „Herz­ra­sen-Par­ty“ ins Café Stein­bruch gehen, wo zunächst Herr Dal­kow­ski ein paar sei­ner Tex­te vor­le­sen wird, dann musi­ziert der Singer/​Songwriter Dani­el Ben­ja­min und anschlie­ßend ist Par­ty.

Und um die­sen Lob­prei­sungs- und Wer­be­ein­trag (für den ich – bis­her – noch nicht mal ein Bier bekom­men habe) jetzt abzu­run­den, erklä­re ich die­se Bild­un­ter­schrift aus der Par­ty-Ankün­di­gung zu mei­nem Lieb­ling des Monats:

Lampe in Anlehnung an Daniel Benjamin.

Und jetzt ist aber bis Weih­nach­ten auch erst mal wie­der gut …

Nach­trag, 19. Okto­ber: Das gesam­te „Herzrasen“-Magazin kann man nun kos­ten­los als PDF her­un­ter­la­den.

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Musik Rundfunk Digital

Positive Role Model

2006 hat die BBC nach 42 Jah­ren ihre Musik­sen­dung „Top Of The Pops“ ein­ge­stellt. Neil Ten­n­ant von den Pet Shop Boys fin­det das nicht gut, wie er jetzt noch ein­mal in einem Inter­view ver­riet.

Einer bri­ti­schen Nach­rich­ten­sei­te war das einen eige­nen Arti­kel wert, über dem groß steht:

Tennant slams BBC for ending TOTP

Der Name der Nach­rich­ten­sei­te? bbc.co.uk – das Inter­view lief heu­te Mor­gen im BBC-Radio.

PS: Noch schö­ner war übri­gens die Über­schrift, die der BBC-Arti­kel im RSS-Feed trug. Sie lau­te­te schlicht „It’s a Sin“.

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Musik Unterwegs

Oslog (4)

Ver­zei­hung, ich habe grad über­haupt kei­ne Zeit.

Ich habe heu­te Mit­tag eine Band gese­hen, deren Ver­eh­rung nun mei­ne gan­ze Zeit in Anspruch nimmt. Es han­del­te sich um First Aid Kit, zwei schwe­di­sche Schwes­tern, die 15 und 17 Jah­re alt sind und eine Unschuld auf die Büh­ne brach­ten, wie man sie im Musik­busi­ness sel­ten erlebt.

First Aid Kit

Die Bei­den stimm­ten aller­liebs­te Folk­mu­sik ame­ri­ka­ni­scher Prä­gung an und san­gen über Din­ge, von denen man anneh­men soll­te, dass sie kei­ne Ahnung davon hät­ten. Aber es war toll und erin­ner­te ein unter ande­rem an Fleet Foxes, She & Him und Bon Iver – und damit an gleich drei mei­ner letzt­jäh­ri­gen Lieb­lings­al­ben. Von den Fleet Foxes stimm­ten sie dann sogar noch den „Tiger Moun­tain Peasant Song“ an, was ganz schlimm hät­te dane­ben­ge­hen kön­nen, aber ganz wun­der­bar klang. (Wie ich spä­ter erfuhr, hat­te das Video die­ses Covers das Duo bei You­Tube unter ande­rem so berühmt gemacht.) Dass sie mit „I Walk The Line“ zuvor auch noch einen wei­te­ren Song aus der Kis­te mit der Auf­schrift „Bes­ser nicht covern!“ sehr unpein­lich zum Bes­ten gege­ben hat­ten, spricht eben­falls für die Band.

Aber jetzt müs­sen sie mich wirk­lich ent­schul­di­gen: Ich habe im Plat­ten­la­den die vor­letz­te Aus­ga­be ihrer EP „Drun­ken Trees“ erstan­den und muss die jetzt erst mal hören. (Vor­her set­ze ich aber 50 Euro dar­auf, dass die Band die­ses Jahr beim Hald­ern Pop spielt.)

Ver­su­chen Sie’s solan­ge hier­mit:

[„Our Own Pret­ty Ways“]

[„Tiger Moun­tain Peasant Song“]

First Aid Kit bei MySpace

Was es mit dem Oslo-Trip auf sich hat, steht hier.

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Rundfunk

Leute Häute

Vor vie­len, vie­len Jah­ren war „Dawson’s Creek“ mei­ne liebs­te Fern­seh­se­rie. Nicht nur, weil sie gut gemacht und sehr stim­mungs­voll war, und nicht nur, weil sie damals auf dem idea­len Sen­de­platz (Sonn­tag­nach­mit­tag) lief – die Serie hat­te auch viel mit mei­nem Leben gemein: Ich war ein­deu­tig Daw­son Leery (ich woll­te ja sel­ber lang genug Regis­seur wer­den), mein bes­ter Freund war ein­deu­tig Pacey Whit­ter und für einen hal­ben Som­mer hat­ten wir sogar eine Joey Pot­ter. Dann wech­sel­te „Dawson’s Creek“ in Deutsch­land den Sen­de­platz, die Serie wur­de immer dra­ma­ti­scher und merk­wür­di­ger und die letz­ten drei Staf­feln habe ich (bis auf das gro­ße Fina­le) nie gese­hen.

Wäh­rend Katie „Joey Pot­ter“ Hol­mes eine Bezie­hung mit Tom Crui­se begann und uns lehr­te, dass die tolls­ten Mäd­chen immer bei den größ­ten Freaks enden, lief eine neue Jugend­se­rie an: „O.C., Cali­for­nia“. Die hat­te mit mei­nem Leben schon weni­ger zu tun (mal von Seth Cohens, also mei­nem Musik­ge­schmack abge­se­hen), war aber immer­hin eine Staf­fel lang gut und unter­halt­sam. Dann wur­de sie erst schal, dann sehr, sehr schlimm, dann ein­ge­stellt.

Ich war zu alt gewor­den für Jugend­se­ri­en. Mei­ne neu­en Lieb­lings­se­ri­en hie­ßen „Scrubs“, „Dr. House“ und „Weeds“ und hat­ten vor­der­grün­dig nichts mehr mit mei­nem Leben als Nicht-Medi­zi­ner und Nicht-Kif­fer am Hut.

Und dann kam – Gott­sei­dank, wir haben soeben die Ein­lei­tung hin­ter uns gebracht! – „Skins“. Bei Julia hat­te ich etwas über die Serie gele­sen und da ich das unbe­stimm­te Gefühl hat­te, vor­her schon mal loben­de Wor­te ver­nom­men zu haben, guck­te ich mir die ers­te Fol­ge im Inter­net an.

Ich war so begeis­tert, dass ich – so viel zum The­ma „Copy kills irgend­was“ – Minu­ten spä­ter die DVDs der ers­ten bei­den Staf­feln bestell­te. Natür­lich bei amazon.co.uk, wo ja im Moment alles so herr­lich güns­tig ist, und sich Seri­en-Fans des­halb rei­hen­wei­se ins Unglück stür­zen. Ich hat­te vor­her noch nie das Bedürf­nis gehabt, Fern­seh­se­ri­en auf DVD zu gucken (mei­ne ers­te Staf­fel „Dawson’s Creek“ habe ich bis zur vier­ten oder fünf­ten Fol­ge geschafft), aber „Skins“ woll­te ich unbe­dingt sehen. Sonn­tag Abend hat­te ich bestellt, Mitt­woch früh war das Paket da.

Die Serie hat dabei den (für sozia­le Rest­kon­tak­te sehr nütz­li­chen) Vor­teil, dass die ers­ten bei­den Staf­feln zusam­men aus nur 19 Fol­gen á 45 Minu­ten besteht, was man theo­re­tisch locker an einem Wochen­en­de weg­gu­cken könn­te.

Aber wor­um geht’s eigent­lich? Um eine Grup­pe von Teen­agern in Bris­tol und ihre Pro­ble­me mit Schu­le, Eltern, Lie­be, Sex und sich selbst. Nun bin ich selbst nicht mehr 17 (ich war selbst mit 17 kein gro­ßer Par­ty­gän­ger) und ken­ne mich beson­ders mit bri­ti­schen Jugend­kul­tu­ren nicht hun­dert­pro­zen­tig aus, aber ich habe das Gefühl, die Serie könn­te zum Rea­lis­tischs­ten zäh­len, was man je auf dem Gebiet der Jugend­se­rie gese­hen hat. (Was wie­der­um am 23-jäh­ri­gen Jamie Brit­t­ain lie­gen könn­te, der die Serie gemein­sam mit sei­nem Vater Bryan Els­ley ent­wi­ckelt hat.)

Da „Skins“ kei­ne ame­ri­ka­ni­sche Serie ist, dür­fen die jun­gen Haupt­per­so­nen hem­mungs­los flu­chen, Dro­gen kon­su­mie­ren, in Unter­wä­sche rum­lau­fen und Sex haben. Und trotz­dem ist „Skins“ nicht nur eine Jugend­se­rie, sie funk­tio­niert auf vie­len Ebe­nen: Die Dia­lo­ge sind oft­mals bril­lant, Kame­ra­ar­beit und Ton­schnitt fügen eine eige­ne Erzähl­ebe­ne hin­zu und über­haupt ist die gan­ze Serie so voll von lite­ra­ri­schen Anspie­lun­gen (und ein paar auf „Dawson’s Creek“ und „The O.C.“), dass man selbst mit einem Magis­ter in grie­chi­scher Mytho­lo­gie noch sei­nen Spaß dar­an haben kann.

Gro­ße Kon­flik­te um Loya­li­tät, Reli­gi­on, Sexua­li­tät und Ent­schei­dun­gen wer­den holz­schnitt­ar­tig, aber gar nicht mal so plump ver­han­delt. Die Dar­stel­ler sind durch die Bank gut, im glei­chen Alter wie ihre Rol­len und nicht über­trie­ben hübsch (man sieht regel­mä­ßig deut­lich ihr not­dürf­tig über­pu­der­ten Pickel). Nicho­las Hoult, der den coo­len Tony spielt, kennt man noch aus „About A Boy“, alle ande­ren wird man sicher­lich noch in irgend­wel­chen gro­ßen Film­pro­jek­ten wie­der­se­hen. Sogar ich habe mit dem nerdi­gen Sid wie­der eine Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur.

Das ein­zi­ge, was ich an „Skins“ kri­ti­sie­ren könn­te, ist der klas­si­sche Seri­en-Fluch: In der zwei­ten Staf­fel sind ein paar Kon­flik­te zu viel in die Dreh­bü­cher gerutscht. Zwar bewegt sich alles noch im rea­lis­ti­schen Rah­men (Schick­sals­schlä­ge tre­ten ja bekannt­lich immer in Grup­pen auf), aber ein klei­nes biss­chen weni­ger wäre auch okay gewe­sen. Und dann ist am Ende von Staf­fel 2 plötz­lich Schluss mit den alt­be­kann­ten Gesich­tern der ers­ten bei­den Staf­feln und in der drit­ten (die im Moment im UK im Fern­se­hen läuft) geht es um ganz ande­re Per­so­nen. Das ist ein guter Kunst­griff, den die Autoren da gemacht haben, um ihre Cha­rak­te­re nicht tot­zu­er­zäh­len, aber nach allem, was man gemein­sam „durch­ge­macht“ hat, schmerzt der Abschied schon.

Sie ent­neh­men mei­nen unge­wohnt eupho­ri­schen Schil­de­run­gen, dass „Skins“ eine Serie ist, die jeder, wirk­lich jeder, von Ihnen gese­hen haben soll­te (ein­zi­ge Aus­nah­me: Eltern von Kin­dern, die gera­de zwi­schen 15 und 18 Jah­re alt sind). Ich habe in mei­nem Leben kei­ne Fern­seh­se­rie gese­hen, die so wit­zig, auf­rich­tig, rea­lis­tisch, trau­rig, sexy, wahr und groß­ar­tig ist, wie „Skins“ – und dann haben die Macher auch hand­werk­lich noch alles rich­tig gemacht.

Bei aller Ver­eh­rung für die ame­ri­ka­ni­sche Pop­kul­tur: Das haben die Bri­ten wirk­lich ver­dammt gut hin­ge­kriegt.

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Der schwarze Gürtel im Nervensägen

Als ich noch ein klei­ner Jun­ge war und mit mei­ner Fami­lie in der Innen­stadt von Dins­la­ken wohn­te, fuhr die Stra­ßen­bahn­li­nie 903 direkt hin­ter unse­rem Haus ent­lang. Mit mei­nem bes­ten Freund habe ich oft an den Glei­sen gespielt (was man natür­lich, lie­be Kin­der an den Bild­schir­men zuhau­se, nie tun soll­te) und ein, zwei Mal bin ich auch (natür­lich in Beglei­tung Erwach­se­ner) mit der Stra­ßen­bahn nach Duis­burg und von da aus wei­ter in den Zoo gefah­ren.

War­um erzäh­le ich Ihnen das? Ralf Birk­han hat für die „NRZ“ eine Repor­ta­ge über die Linie 903, mit der man durch halb Duis­burg juckeln kann, geschrie­ben. Es ist eine sehr atmo­sphä­ri­sche Schil­de­rung gewor­den, die sprach­li­chen Bil­der sind manch­mal etwas zu bemüht, aber man­che Sät­ze sind auch ganz groß­ar­tig in ihrer Schlicht­heit:

An der Hal­te­stel­le „Fischer­stra­ße” in Hoch­feld ist der Mit­tag gekom­men, sonst nie­mand.

Und weil hier ja viel zu oft über schlech­ten Jour­na­lis­mus geme­ckert und guter viel zu sel­ten gelobt wird, möch­te ich Ihnen die Repor­ta­ge mit dem lei­der fürch­ter­lich ver­un­glück­ten Titel „Stra­ßen­bahn-Linie 903: mit­tags beim „Kua­för” – abends das Arbei­ter-Bier“ hier­mit ans Herz legen – auch, wenn Sie noch nie in Duis­burg waren.

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Digital Sport

Emfohlen

Set­zen Sie sich erst mal!

Atmen Sie tief durch.

Neh­men Sie einen Rot­stift und umkrin­geln Sie das heu­ti­ge Datum auf ihrem Kalen­der.

Ich muss Ihnen näm­lich jetzt eine Klick­stre­cke emp­feh­len. Bei „RP Online“.

Ich glau­be, es ist das ers­te Mal in der Geschich­te von „RP Online“, dass eine Bil­der­ga­le­rie mit einem Namen ver­se­hen wur­de. Inso­fern will ich Tho­mas Grul­ke ganz direkt loben für etwas, das eigent­lich eine online­jour­na­lis­ti­sche Selbst­ver­ständ­lich­keit sein soll­te – aber für „RP Online“ gel­ten ja spe­zi­el­le Regeln.

Herr Grul­ke hat alle Trai­ner von Borus­sia Mön­chen­glad­bach von 1964 bis heu­te zusam­men­ge­stellt und dabei nicht nur auf doo­fe, nichts­sa­gen­de Fotos gesetzt, wie es in sei­nem Hau­se sonst üblich ist.

Das Ergeb­nis erin­nert viel mehr an ein Auto­quar­tett: Foto, Dau­er der Amts­zeit, Bun­des­li­ga­spie­le mit Borus­sia, Punk­te­schnitt und Erfol­ge sind bei jedem extra auf­ge­führt. Zwar wären die Daten in einer Tabel­le bes­ser ver­gleich­bar, aber irgend­wie erscheint mir auch das Kon­zept „Bil­der­ga­le­rie“ in die­sem Fall ange­mes­sen.

Gut, es tut ein biss­chen weh, sich noch ein­mal an die Tage mit Han­nes Bon­gartz, Ewald Lie­nen oder Dick Advo­caat erin­nern zu müs­sen und vie­le der Namen (Trai­ner von 1964–1987: drei, Trai­ner von 1987 bis heu­te: fünf­zehn) hat­te ich als Fan nicht ohne Grund ver­drängt, aber was soll’s.

Eine Ant­wort auf die Fra­ge, was bei der Borus­sia eigent­lich falsch läuft, bie­tet die Klick­stre­cke zwar auch nicht, aber immer­hin kann man noch ein­mal in Erin­ne­run­gen an gute und noch schlech­te­re Zei­ten schwel­gen:

„Die Trai­ner-Gale­rie von Borus­sia Mön­chen­glad­bach“ bei „RP Online“

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Fernsehen Rundfunk

Erste Schlag-Sahne

so lang­wei­lig war schlag den raab glaub ich noch nie

(Ste­fan Nig­ge­mei­er, ges­tern Abend um 23:29 Uhr via ICQ)

Ziem­lich exakt zwei Stun­den spä­ter (und damit eine gute Stun­de nach dem anvi­sier­ten Ende der Sen­dung) konn­te der Kan­di­dat Oluf­e­mi, der zuvor desas­trös zurück­ge­le­gen hat­te, sei­nen Gewinn im Emp­fang neh­men: 2,5 Mil­lio­nen Euro, den Jack­pot aus fünf Sen­dun­gen, und damit die höchs­te Sum­me, die man je aus eige­ner Kraft im deut­schen Fern­se­hen hat­te gewin­nen kön­nen.

Und das macht unter ande­rem den Reiz von „Schlag den Raab“ aus: dass selbst pro­fes­sio­nel­le Fern­seh­zu­schau­er wie Ste­fan mit­ten in der Sen­dung deren Ende nicht erah­nen kön­nen. Ich selbst hat­te erst um Vier­tel nach Zehn ein­ge­schal­tet und damit in zwei Stun­den Sen­dung gera­de mal die Kan­di­da­ten­aus­wahl ver­passt – und die ers­ten vier Spie­le, die Oluf­e­mi eben­so ver­lo­ren hat­te wie das fol­gen­de fünf­te, dann das sieb­te und etli­che wei­te­re.

„Wie kann es denn sein, dass ich von den fünf­zehn Spie­len schon acht gewon­nen habe und trotz­dem noch wei­ter­ma­chen muss?“, frag­te Ste­fan Raab dann auch vor dem alles ent­schei­den­den letz­ten Spiel. Wer sich so einen Quatsch denn aus­ge­dacht habe? Letz­te­res war wohl eher als Witz gemeint, aber aus Sicht der Zuschau­er ist es ein­deu­tig ein Lob. Die Idee, dass es im ers­te Spiel gera­de mal einen Punkt zu holen gibt, im zwei­ten zwei, und immer so wei­ter bis zu den fünf­zehn Punk­ten im fünf­zehn­ten Spiel, macht die Sen­dung auch bei maxi­ma­ler Län­ge (fünf­ein­vier­tel Stun­den sind in etwa dop­pelt so lang wie eine durch­schnitt­li­che Aus­ga­be von „Ver­ste­hen Sie Spaß?“) noch span­nend. Im Ide­al­fall, der ges­tern fast erreicht wor­den sein dürf­te, wird es eben erst in den letz­ten zwei­ein­halb Stun­den rich­tig span­nend.

Gera­de der Umstand, dass die ers­ten fünf Spie­le geschlos­sen an Raab gin­gen, erzeug­ten beim Publi­kum zunächst ein­mal Mit­leid mit dem Kan­di­da­ten, das sich dann in auf­rich­ti­ge Unter­stüt­zung wan­del­te. Der völ­lig ver­bis­se­ne Gro­ßen­ter­tai­ner brauch­te viel­leicht genau die­sen Her­aus­for­de­rer, der nach dem ver­lo­re­nen Jet­ski-Ren­nen aus dem Was­ser gezo­gen wer­den muss­te, zu die­sem Zeit­punkt schon gar nicht mehr wie ein Geg­ner wirk­te und schließ­lich doch noch zurück­kam.

Dass die Sen­dung dann aus­ge­rech­net mit einem Elf­me­ter­schie­ßen ende­te (also einem tat­säch­li­chen), wirk­te ange­sichts eines Kan­di­da­ten, der Regio­nal­li­ga­fuß­ball spielt und bei 1860 Mün­chen im Mar­ke­ting arbei­tet, schon fast ein biss­chen insze­niert. Trotz Raabs Schwä­che war das Elf­me­ter­schie­ßen ange­sichts des win­ken­den Gewinns dann unge­fähr so span­nend wie das Shoot Out zwi­schen Deutsch­land und Argen­ti­ni­en bei der Fuß­ball-WM vor zwei Jah­ren.

Man kann es gar nicht oft genug schrei­ben: Aus­ge­rech­net Ste­fan Raab, der stets belä­chel­te „Blö­del­mo­de­ra­tor“ hat die gro­ße Sams­tag­abend­show zurück ins Fern­se­hen gebracht (viel mehr: die ganz gro­ße Spiel­show im Sti­le von „Spiel ohne Gren­zen“, das ja gar nicht am Sams­tag­abend lief). Der Trick dabei ist (neben der Abwechs­lung von Sport‑, Geschick­lich­keits- und Wis­sens­spie­len), nicht meh­re­re unbe­kann­te Kan­di­da­ten gegen­ein­an­der antre­ten zu las­sen, son­dern immer nur einen gegen den als fast krank­haft ehr­gei­zig bekann­ten Ste­fan Raab. So lie­gen die Sym­pa­thien fast immer beim Kan­di­da­ten – außer, der ist so blass wie der Her­aus­for­de­rer Anfang April.

Wie ernst es Raab in die­ser Sen­dung wirk­lich ist, stell­te er dann ges­tern auch noch mal eher unfrei­wil­lig unter Beweis: als er bei einem Spiel eine fal­sche Ant­wort gab, schlug er mit der fla­chen Hand so fest auf sein Pult, dass er die Glas­ab­de­ckung zum Bers­ten brach­te.

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Musik

It’s not California here

Ich kam in letz­ter Zeit eher sel­ten zum Hören neu­er Ton­trä­ger, wes­halb auch die letz­te Lis­ten­pa­nik so lan­ge gebraucht hat. Schuld dar­an ist ein etwas älte­res Album, das ich bei­na­he täg­lich höre, hören muss: „Fun­nel Cloud“ von Hem.

Hem kom­men aus Brook­lyn, NY und spie­len „Coun­try­po­li­tan“, „Indie Folk-Rock“ oder „Folk Pop“. Letzt­lich ist es natür­lich egal, wie man das nennt, als gro­be Rich­tungs­an­ga­be reicht, dass sie wun­der­schö­ne, eher ruhi­ge Musik nord­ame­ri­ka­ni­scher Prä­gung machen. Und weil mit Sal­ly Elly­son eine Frau singt, ist man mit Joni-Mit­chell-Ver­glei­chen schnell zur Hand und rela­tiv nah dran.

Sehr wohl California

Ken­nen­ge­lernt habe ich die Band durch ihren Song „Not Cali­for­nia“, den ich vor etwa andert­halb Jah­ren auf der CD-Bei­la­ge des ame­ri­ka­ni­schen „Pas­te“-Maga­zins fand. Nach mei­ner Rück­kehr aus Kali­for­ni­en wähn­te ich in dem Text mein gan­zes Fern­weh aus­ge­drückt – auch wenn er ganz anders gemeint war. Nach­dem ich das Lied etwa ein Jahr lang gehört hat­te, woll­te ich doch mal mehr von der Band ken­nen ler­nen. Im Import waren die CDs gro­tesk teu­er, bei iTu­nes (ja, selbst im deut­schen iTu­nes Music Store) kos­te­te die Musik gera­de mal 9,99 Euro. So kauf­te ich „Fun­nel Cloud“, das vier­te Album der Band, wo auch „Not Cali­for­nia“ drauf ist, hör­te und war hin und weg.

Ich habe häu­fi­ger beim Musik­hö­ren Bil­der vor Augen, aber bei „Fun­nel Cloud“ waren sie beson­ders stark: Das gan­ze Album klingt wie der Sound­track zu einem end­lo­sen Herbst­nach­mit­tag in den nord­ka­li­for­ni­schen Hügeln. Die Son­ne steht die gan­ze Zeit über tief am Him­mel und man spürt den Staub, der beim Streif­zug über die tro­cke­nen Wie­sen an den Schu­hen kle­ben bleibt. Nicht schlecht für eine Band, die genau aus der ent­ge­gen­ge­setz­ten Ecke der USA kommt.

Auch California

Und so ist „Fun­nel Cloud“ andert­halb Jah­re nach sei­nem Erschei­nen mein bis­her meist gehör­tes Album des Jah­res 2008. Die ange­nehm dahin­plät­schern­de Musik beru­higt mich, wenn ich ent­nervt im nord­rhein-west­fä­li­schen Nah­ver­kehr fest­hän­ge, und wenn ich das Album am Com­pu­ter höre, bin ich danach immer ganz erstaunt, in Bochum zu sit­zen und nicht irgend­wo in der unend­li­chen Land­schaft Ame­ri­kas. Ich möch­te Ihnen drin­gend ans Herz legen, wenigs­tens mal rein­zu­hö­ren.

Offi­zi­el­le Band-Web­site
Band­pro­fil bei MySpace
Aus­führ­li­che Fan­page

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Rundfunk Fernsehen

Licht und Schatten: Heute-Journal

Am Mon­tag durf­te Stef­fen Sei­bert das „Heu­te-Jour­nal“ im ZDF mode­rie­ren – Claus Kle­ber war ver­mut­lich ent­we­der krank, Fast­nacht fei­ern oder auf dem Weg zum super tues­day. Direkt zu Beginn muss­te er einen Bei­trag über das aktu­el­le Cha­os bei Unicef Deutsch­land ankün­di­gen, aber bevor der schließ­lich lief, brach­te Sei­bert noch das, was man in Blogs immer mal wie­der als „Dis­clai­mer“ bezeich­net fin­det:

Ich soll­te Ihnen ehr­li­cher­wei­se an die­ser Stel­le sagen, dass ich seit län­ge­rem und mit gan­zem Her­zen bei Unicef mit­ar­bei­te – das „Heu­te-Jour­nal“ und unse­ren Autor Peter Böh­mer hin­dert das natür­lich nicht, alle nöti­gen kri­ti­schen Fra­gen zu stel­len.

Erst war ich mir nicht sicher, ob ich das für eine etwas eit­le Serio­si­täts­ges­te oder für auf­rich­ti­ges Wind-aus-den-Segeln-Neh­men hal­ten soll­te, aber ich ent­schied mich schnell für letz­te­res. Es pass­te auch schön in mein Bild, das ich in letz­ter Zeit vom „Heu­te-Jour­nal“ als bes­ter Nach­rich­ten­sen­dung Deutsch­lands habe.

Aber dann …

Dann kam im Bör­sen­teil die seit Frei­tag gras­sie­ren­de Mel­dung, dass Micro­soft Yahoo! über­neh­men wol­le. Eine Geschich­te, die selbst ich als Wirt­schafts-Igno­rant mit­be­kom­men hat­te. Vor allem aber: Eine Geschich­te, die am Mon­tag rich­tig span­nend wur­de, als es hieß, Goog­le-Chef Eric Schmidt wol­le dem Kon­kur­ren­ten Yahoo! unter die Arme grei­fen, um Micro­soft doch noch abzu­wim­meln. Davon erfuhr der ZDF-Zuschau­er im „Heu­te-Jour­nal“ lei­der nichts. Viel­leicht, weil der Bei­trag schon vor­pro­du­ziert und die zustän­di­ge Redak­ti­on im Fasching unter­wegs war.

Über­haupt: Kar­ne­val. Mit einem lus­tisch-gereim­ten Bei­tra­aach über die Fasenacht am Ende der Sen­dung hat die „Heute“-Redaktion dann den gan­zen guten Ein­druck der ers­ten Sen­de­mi­nu­te platt gemacht. Das „Heu­te-Jour­nal“ ist trotz­dem die bes­te Nach­rich­ten­sen­dung im deut­schen Fern­se­hen.

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Digital

Licht und Schatten: Bildergalerien

Bil­der­ga­le­rien sind nicht so meins, Kar­ne­val noch viel, viel weni­ger. Trotz­dem will es mir als eine recht gute Idee erschei­nen, aus­ge­rech­net Kar­ne­vals­zü­ge in einer Bil­der­ga­le­rie abzu­fei­ern: Der Foto­graf ist eh vor Ort und ver­knippst etli­che Fil­me Spei­cher­kar­ten und die Kos­tü­mier­ten freu­en sich, wenn Sie am nächs­ten Tag im Inter­net zu sehen sind.

Ges­tern war Kar­ne­vals­zug in Voer­de und die Lokal­re­dak­ti­on der „Rhei­ni­schen Post“ fea­tured die­ses Ereig­nis mit einem Arti­kel und einer dazu­ge­hö­ri­gen 27-teil­i­gen Bil­der­ga­le­rie.

Die „Neue Rhein Zei­tung“, Teil und Zulie­fe­rer des Inter­net-Regio­nal­por­tals „Der­Wes­ten“ hat eben­falls einen Arti­kel und eine Bil­der­ga­le­rie. Das habe ich aber nur durch Zufall fest­ge­stellt: Der Arti­kel ist eher eine Mel­dung und fällt recht kurz aus. Die 31-teil­i­ge Bil­der­ga­le­rie ist dort weder erwähnt noch ver­linkt und wird auch nicht im Feed ver­schickt, sie fand ich auf der Über­sichts­sei­te von Dins­la­ken.

Dins­la­ken? Hat­te ich nicht gera­de noch von Voer­de geschrie­ben? Natür­lich, aber Dins­la­ken und Voer­de tei­len sich einen Lokal­teil mit Hün­xe. Auf der Über­sichts­sei­te von Voer­de fehlt der Zug.

Nach­trag 13:30 Uhr: Im Lau­fe des Vor­mit­tags wur­de die Bil­der­ga­le­rie auf der Voer­der Start­sei­te hin­zu­ge­fügt. Ver­mut­lich war am Sonn­tag­abend ein­fach nie­mand ver­füg­bar. Die Mel­dung zum Zug fehlt dort aber immer noch.

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Rundfunk Digital

Jahr doch!

Gute Wit­ze, bis­si­ge Kom­men­ta­re, eine humor­vol­le Rück­schau auf das Jahr 2007 – all das wer­den Sie wohl kaum krie­gen, wenn Sie sich mor­gen Abend die „Schei­ben­wi­scher-Gala“ in der ARD anse­hen.

Gehen Sie lie­ber in die ZDF-Media­thek und sehen Sie sich dort „Nuhr 2007“ an, den ges­tern aus­ge­strahl­ten Jah­res­rück­blick mit Die­ter Nuhr. Nuhr zeigt hier ein­mal mehr, dass er einer der bes­ten … äh … *Hand­schu­he anzieh* … *Anfüh­rungs­zei­chen raus­kram* … „poli­ti­schen Kaba­ret­tis­ten“ Deutsch­lands ist, wenn man ihn denn nur lässt. Außer­dem ist er natür­lich sowie­so der bes­te, weil ein­zig gute „Come­di­an“ der Repu­blik, weil sei­ne All­tags­be­ob­ach­tun­gen wirk­lich komisch sind, er nicht tau­send­fach Durch­ge­kau­tes wie­der auf­wärmt und er nicht mit Kli­schees um sich wirft. Kurz­um: Die­ter Nuhr ist der Gegen­ent­wurf zu Mario Barth und trotz­dem rela­tiv erfolg­reich.

Wenn Sie sich vor­ge­nom­men haben, nur einen Jah­res­rück­blick zu schau­en, neh­men Sie „Nuhr 2007“.

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Politik

Helden (Für einen Tag)

Erst woll­te ich eine Lis­te der 366 Abge­ord­ne­ten pos­ten, die heu­te für die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung gestimmt haben. Aber nach andert­halb Stun­den Copy & Pas­te hat­te ich gera­de mal ein Drit­tel der Namen mit ihrem Wahl­kreis und Links zu ihren Web­sites ver­se­hen. Gucken Sie also in der PDF-Datei des Bun­des­tags selbst nach, ob Ihr Abge­ord­ne­ter dabei war.

(Ich wei­se vor­sichts­hal­ber mal dar­auf hin, dass eini­ge Kom­men­ta­to­ren bei Spree­blick der Mei­nung sind, man kön­ne schon durch Ankli­cken des Links Opfer von geheim­dienst­li­cher Über­wa­chung wer­den.)

Anstatt also Leu­te in die Pfan­ne zu hau­en, die eh schon genug Pro­ble­me haben, ver­wei­se ich doch lie­ber auf Dr. Hans Georg Faust (CDU, Arzt), Dr. Peter Gau­wei­ler (CSU, Rechts­an­walt), Wolf­gang Gun­kel (SPD, Poli­zei­prä­si­dent a. D.), Petra Heß (SPD, Kin­der­gärt­ne­rin), Eike Hover­mann (SPD, Leh­rer), Ulrich Kel­ber (SPD, Diplom-Infor­ma­ti­ker), Dr. Rolf Koschor­rek (CDU, Zahn­arzt), Katha­ri­na Land­graf (CDU, Diplom-Melio­ra­ti­ons­in­ge­nieu­rin), Sön­ke Rix (SPD, Erzie­her), Frank Schwa­be (SPD, Gäs­te­füh­rer) und Jörn Thie­ßen (SPD, Pas­tor).
Die­se elf Män­ner und Frau­en fühl­ten sich offen­bar stär­ker ihrem Gewis­sen ver­pflich­tet als ihren Frak­tio­nen. (Dr. Her­mann Scheer und Ott­mar Schrei­ner haben sich ent­hal­ten.)

Die Abge­ord­ne­ten von FDP, Die Lin­ke und Bünd­nis ’90/​Die Grü­nen haben geschlos­sen gegen den Gesetz­ent­wurf gestimmt.