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Taking Oslo back

Als ich am Frei­tag Nach­mit­tag die ers­ten Bil­der aus Oslo sah, fühl­te ich mich auch per­sön­lich betrof­fen. Immer­hin war zum ers­ten Mal eine Bom­be in einer Stadt explo­diert, in der ich vor­her schon mal gewe­sen war. Es ist eine merk­wür­di­ge For­mu­lie­rung, weil es natür­lich kein Volk die­ser Erde ver­dient hät­te, aber die fried­li­chen, lie­bens­wür­di­gen Nor­we­ger hat­ten es irgend­wie ganz beson­ders wenig ver­dient.

Die Nor­we­ger reagie­ren jetzt mit dem Auf­ruf zur Ver­söh­nung, zum Frie­den und zur Lie­be, was mir einer­seits gleich noch mal das Herz bricht, die­ses aber ande­rer­seits auch wärmt. Stim­men wie die der instinkt- und wür­de­lo­sen CSU-Fal­ken, die här­te­re Sicher­heits­ge­set­ze for­der­ten, noch ehe die Lei­chen kalt waren, habe ich aus Nor­we­gen kei­ne ver­nom­men.

In zwei Wochen fin­det in Oslo das Øya-Fes­ti­val statt, das Men­schen, die schon mal dort waren, als eines der schöns­ten Fes­ti­vals über­haupt bezeich­nen. Die Orga­ni­sa­to­ren haben mit sich gerun­gen, ob sie es absa­gen soll­ten – und sich dann dage­gen ent­schie­den.

Statt­des­sen schrei­ben sie:

The last few days have been hea­vy and unre­al. Our thoughts go out to ever­yo­ne who has lost someone or in some other way has been affec­ted by the tra­ge­dy in the cent­re of Oslo and at Utøya. We send our con­do­len­ces and com­pas­si­on to the peo­p­le who are strugg­ling right now. The­se are times for mour­ning and reflec­tion, and we know that many will now have to use all their time and ener­gy on working through what has hap­pen­ed. In the midst of all this, we find it important that our city and its citi­zens shall not be bro­ken by what hap­pen­ed this weekend. Orga­nisers of con­certs and events in Oslo have joint­ly agreed that this shall not stop us. The Poli­ce, the Govern­ment and the gene­ral audi­ence have expres­sed a strong wish that Oslo resu­mes some kind of nor­ma­li­ty as soon as pos­si­ble. Tog­e­ther with the popu­la­ti­on of Oslo and visi­tors from abroad we wish to take our city back. Fes­ti­vals, con­certs and other cul­tu­ral or sports events are meant to be are­nas for com­mon expe­ri­en­ces, unity and posi­ti­ve impres­si­ons during hard times. We hope that our events can help ease the sad­ness and also be good mee­ting places in the days and weeks to come. We wish to take Oslo back by once again fil­ling it with the gre­at varie­ty of cul­tu­ral acti­vi­ties this city is known for and also by spre­a­ding a clear mes­sa­ge that our popu­la­ti­on wants to take care of each other.

Ich möch­te gleich ein gan­zes Land in den Arm neh­men.

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Der blonde Teufel von Seite 1

Der Fuß­ball­welt­ver­band FIFA steht nicht gera­de in dem Ver­dacht, ein Ort zu sein, an dem logi­sche und ratio­na­le Ent­schei­dun­gen gefällt wer­den. Doch die FIFA hat ihren eige­nen Fern­seh­leu­ten, die etwa die Live­über­tra­gun­gen von Fuß­ball­welt­meis­ter­schaf­ten durch­füh­ren, die Anwei­sung gege­ben, mög­li­che Stö­rer im Sta­di­on nicht im Bild zu zei­gen. Was auf den ers­ten Blick nur wie die Wah­rung einer Hei­le-Welt-Fas­sa­de aus­sieht, ist in Wahr­heit viel logi­scher begrün­det: Stö­rer wol­len Öffent­lich­keit, also gilt es, die­se Öffent­lich­keit zu ver­mei­den. Von dem (kom­plett beklei­de­ten) „Flit­zer“ beim letzt­jäh­ri­gen WM-Fina­le war also in der offi­zi­el­len FIFA-Über­tra­gung fast nichts zu sehen – erst die Medi­en berich­te­ten hin­ter­her, dass es sich um jenen Spa­ni­er han­del­te, der schon beim Euro­vi­si­on Song Con­test in Oslo die Büh­ne gestürmt hat­te, und boten dem Mann damit die Büh­ne, die er mit sei­nen Aktio­nen sucht.

Jedes Mal, wenn irgend­wo in der Welt ein Schü­ler Amok läuft, über­bie­ten sich die Medi­en dar­in, dem fei­gen, arm­se­li­gen Täter das Denk­mal zu errich­ten, das er mit sei­ner Tat errich­ten woll­te. Wenn es Fotos gibt, die den spä­te­ren Täter mit Trench­coat, Son­nen­bril­le und Pis­to­le zei­gen, dann kommt das auf die Titel­sei­ten der Zei­tun­gen. Und mit­hil­fe mög­li­cher Pro­fil­sei­ten in sozia­len Netz­wer­ken wird eine Exege­se betrie­ben, die jeweils nur einen Schluss zulässt: Man hät­te es kom­men sehen müs­sen.

Jetzt also die­ser Mann, der in Oslo eine Bom­be gezün­det und auf Utøya ein Blut­bad ange­rich­tet hat. Er hat – anders als die aller­meis­ten Amok­läu­fer – nach sei­ner Tat kei­nen Selbst­mord began­gen, son­dern sich fest­neh­men las­sen. Sei­ne Ver­haf­tung sol­le den Beginn einer „Pro­pa­gan­da­pha­se“ mar­kie­ren, hat er geschrie­ben. Er hat nicht nur Video­bot­schaf­ten oder wir­re Arti­kel vor­be­rei­tet, er ist auch noch selbst da, um zu spre­chen – und er will spre­chen, das ist klar. Damit erin­nert er ein wenig an John Wil­kes Booth, der auf die Büh­ne sprang, nach­dem er Abra­ham Lin­coln in einem Thea­ter erschos­sen hat­te. Der Täter aus Nor­we­gen sucht eine Büh­ne und die Medi­en stel­len sie ihm zur Ver­fü­gung.

Kei­ne deut­sche Bou­le­vard­zei­tung kam am Mon­tag ohne ein Foto des Man­nes aus, den sie wahl­wei­se als „Mord-Maschi­ne“ („Ber­li­ner Kurier“), „Bes­tie“ („Express“) oder „Teu­fel“ („tz“, „Bild“) bezeich­ne­ten. Blät­ter wie die „Ham­bur­ger Mor­gen­post“ oder die „Abend­zei­tung“ taten ihm den Gefal­len und zeig­ten ihn in Kampf­mon­tur, mit Waf­fe im Anschlag. Ein Bild wie aus einer Wer­be­an­zei­ge für jene Com­pu­ter­spie­le, die von den glei­chen Medi­en dann ger­ne „Kil­ler­spie­le“ genannt wer­den.

Medi­en wie „Spie­gel Online“ grif­fen dank­bar die Bro­cken auf, die ihnen der Täter bei Face­book, You­Tube und in irgend­wel­chen zwie­lich­ti­gen Web­fo­ren hin­ge­wor­fen hat­te, und bas­tel­ten sich aus die­sen Infor­ma­tio­nen halb­ga­re Psy­cho­gram­me. Nicht ein­mal Lady Gaga schafft es, dass die Medi­en exakt so über sie berich­ten, wie sie sich das wünscht, doch dem Täter vom Frei­tag ist genau das gelun­gen. So wie Detec­ti­ve David Mills in „Sie­ben“ am Ende den per­fi­den Plan des Kil­lers voll­endet, erwei­sen sich die Jour­na­lis­ten jetzt als will­fäh­ri­ge Erfül­lungs­ge­hil­fen einer Pro­pa­gan­da, die sie selbst als geis­tes­krank brand­mar­ken.

Es muss schon eini­ges falsch gelau­fen sein, wenn die Stim­me der Ver­nunft aus­ge­rech­net aus dem Kör­per von Franz Josef Wag­ner spricht:

Ich glau­be, die höchs­te Stra­fe für den Atten­tä­ter wäre die Bedeu­tungs­lo­sig­keit. Nicht mehr über ihn zu berich­ten, sei­ne Fotos nicht mehr zu zei­gen, sei­ne wir­ren Ideen nicht mehr im Inter­net zu lesen.

Die­ser Typ will ja, dass alle Welt über sei­ne Mor­de berich­tet. Die Höchst­stra­fe für die­sen Psycho ist, dass er ein klei­nes Arsch­loch ist.

(Wag­ners Wor­te erschie­nen natür­lich in einer Zei­tung, die die­ses „klei­ne Arsch­loch“ heu­te vier Mal zeigt, davon ein­mal groß auf der Titel­sei­te. Und einen Tag, nach­dem Wag­ner sei­ne „Post“ an den Täter adres­siert hat­te.)

Der Täter hat dar­über hin­aus ein „Mani­fest“ von 1.516 Sei­ten ver­fasst. Es dürf­te (wie die meis­ten „Mani­fes­te“ die­ser Art) eine eher freud­lo­se Lek­tü­re abge­ben. Und es stellt die poten­ti­el­len Leser (also mut­maß­lich vor allem Jour­na­lis­ten) vor die Fra­ge, wie sie mit der Ideo­lo­gie des Täters umge­hen sol­len.

Mög­lich­keit Eins ist der Klas­si­ker, der bereits in vol­lem Gan­ge ist: Die Dämo­ni­sie­rung. Men­schen, die Jugend­li­che in einem Feri­en­la­ger erschie­ßen, klei­ne Kin­der miss­brau­chen oder die Erobe­rung Euro­pas und die Aus­lö­schung aller Juden pla­nen, sind eine enor­me Her­aus­for­de­rung für das mensch­li­che Gehirn. Ein­fa­cher wird es, wenn die Tat von einer „Bes­tie“ oder einer „Mord-Maschi­ne“ ver­übt wird – dann kann man sich im Lehn­stuhl zurück leh­nen und das Grau­en beob­ach­ten wie eine Natur­ka­ta­stro­phe. Solan­ge wir die Deu­tungs­ho­heit dar­über haben, wer Mensch ist und wer nicht, haben wir zumin­dest ein mini­ma­les Rest­ge­fühl von Kon­trol­le. Des­we­gen ist es so ver­lo­ckend, Täter in außer­mensch­li­che Kate­go­rien ein­zu­sor­tie­ren.

Mög­lich­keit Zwei wäre die inhalt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung. Sie ist tech­nisch (im Sin­ne von „in den meis­ten mensch­li­chen Gehir­nen“) unmög­lich, weil sie von einer ein­ge­bau­ten Moral­sper­re blo­ckiert wird. Das theo­re­ti­sche Gere­de vom „Kul­tur­mar­xis­mus“ (aktu­ell) oder der „Juden­ras­se“ (his­to­risch) taugt nicht mal als Arbeits­hy­po­the­se, die man argu­men­ta­tiv wider­le­gen könn­te, weil es prak­tisch zur Legi­ti­ma­ti­on von Taten her­an­ge­zo­gen wur­de, die jeder Mensch, der noch alle Tas­sen im Schrank hat, ver­ur­tei­len muss.

Muss man das „Mani­fest“ also lesen und bespre­chen? Dafür sprä­che, dass der Täter dar­in recht weit ver­brei­te­te Ängs­te auf­greift, etwa vor einer „Über­frem­dung“ und einem „Iden­ti­täts­ver­lust“. Es sind die glei­chen Ängs­te, die auch von isla­mo­pho­ben Hass­blogs bedient wer­den, die mit Stim­mun­gen und fal­schen Fak­ten han­tie­ren, oder von Poli­ti­kern ver­schie­de­ner Par­tei­en. Des­we­gen wer­den jetzt Logik­ket­ten geknüpft, die Thi­lo Sar­ra­zin, Hen­ryk M. Bro­der und ande­re Laut­spre­cher in einen direk­ten oder indi­rek­ten Zusam­men­hang mit dem nor­we­gi­schen Mas­sen­mör­der set­zen. Das ist unge­fähr so bil­lig wie die Argu­men­ta­ti­ons­wei­se der Gegen­sei­te, die eine direk­te Linie vom Koran zum isla­mis­ti­schen Ter­ror zie­hen will. Dabei ist Bro­der nur ein Bor­der­line-Komi­ker, der sich auch die rech­te Hand abha­cken wür­de für eine bil­li­ge Poin­te, ein biss­chen Applaus und viel Auf­ruhr.

Gegen die aus­führ­li­che Exege­se des Mani­fests spricht, dass es nie jemand gele­sen hät­te, wenn sein Autor nicht durch ein die Vor­stel­lungs­kraft her­aus­for­dern­des Ver­bre­chen dar­auf auf­merk­sam gemacht hät­te. Es ist ein per­ver­ser PR-Plan eines offen­sicht­lich kran­ken Man­nes und die Medi­en tun alles, um die­sen Plan auf­ge­hen zu las­sen.

Die Medi­en­be­richt­erstat­tung, die sich nach Ver­bre­chen so häu­fig auf die Täter kon­zen­triert, mag eine kathar­ti­sche Wir­kung haben. Wir füh­len uns bes­ser, wenn wir den immer freund­li­chen Nach­barn und Sach­be­ar­bei­ter, der einen klei­nen Jun­gen miss­braucht und getö­tet hat, anschlie­ßend als „Schwein“ bezeich­nen, und viel­leicht glau­ben Jour­na­lis­ten tat­säch­lich, dass es irgend­et­was ändern oder irgend­wie hel­fen kann, ihn in einem unschar­fen Foto für jeden erkenn­bar auf der Titel­sei­te zu zei­gen. Doch es ist vor allem ein Aus­druck von Hilf­lo­sig­keit (die völ­lig okay ist, sich nur viel­leicht nicht unbe­dingt in Zei­tungs­ti­tel­sei­ten nie­der­schla­gen soll­te) – und im Fall von wahn­haf­ten Mas­sen­mör­dern ist es sogar eine Form von Mit­tä­ter­schaft.

Ich glau­be, heu­te muss ich Franz Josef Wag­ner ein­fach mal voll­um­fäng­lich zustim­men.

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Betr.: Norwegen, Amy Winehouse

Wenn ich hier auf­schrie­be, was ich in den letz­ten 48 Stun­den am liebs­ten mit einer Viel­zahl Jour­na­lis­ten ange­stellt hät­te, wür­de man mich als „Hass­blog­ger“ bezeich­nen. Ver­mut­lich nicht ganz zu unrecht.

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Gesellschaft

Grand Prix 2010: Es kann nur besser werden

Mos­kau, Grand-Prix-Aus­rich­ter 2009:

Screenshot: tagesschau.de

Oslo, Grand-Prix-Aus­rich­ter 2010:

Gay Kids
(Irgend­wo auf­ge­nom­men wäh­rend des Oslo-Trips im Febru­ar.)

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Unterwegs

Oslog (7)

Kom­men wir nun zu einem abschlie­ßen­den Nach­klapp zum by:Larm-Festival und dem damit ver­bun­de­nen Oslo-Trip:

How to look at by:Larm (Montage: Lukas Heinser)

Eigent­lich hät­te ich so durch die Gegend lau­fen müs­sen, denn gro­tes­ke Napo­le­on-Dyna­mi­te-Bril­len und Iro­nie-Schnauz­bär­te schei­nen im Moment der Ren­ner unter den Musik-nahen Skan­di­na­vi­ern zu sein. Ansons­ten mach­ten die­se aber einen ganz nor­ma­len und höf­li­chen Ein­druck.

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Musik Unterwegs

Oslog (6)

Gut, dass ich mei­nen Nach­be­richt zum by:Larm noch nicht ange­fan­gen hat­te, denn Seth Werk­hei­ser, mit dem ich wäh­rend der Kon­fe­renz ein paar mal get­wit­tert habe und an dem ich dann doch immer vor­bei­ge­lau­fen bin, hat für Buzzg­rin­der sehr schön zusam­men­ge­fasst, was dort alles pas­siert ist.

Besucher des by:Larm in Oslo

Na gut, ein paar Sachen will ich dann doch noch etwas aus­füh­ren: Der dort bereits erwähn­te Vor­trag „Things I Have Lear­ned In My Life So Far“ des Gra­fik­de­si­gners Ste­fan Sag­meis­ter war wirk­lich groß­ar­tig und … ja, doch: inspi­rie­rend. Das dazu­ge­hö­ri­ge Buch sei hier unbe­se­hen emp­foh­len.

Eben­falls sehr erhel­lend (und gleich­zei­tig unend­lich depri­mie­rend) war das Panel, auf dem Fes­ti­val-Orga­ni­sa­to­ren aus Schott­land erklär­ten, wie sie ihre Städ­te (teil­wei­se gemein­sam) über die dor­ti­ge Kul­tur ver­mark­ten. Das Depri­mie­ren­de dar­an war jeder ein­zel­ne Gedan­ke, der mich von Schott­land weg und in mei­ne Hei­mat­re­gi­on Ruhr­ge­biet führ­te, wo jede Stadt mit viel Lust ver­sucht, sich von ihren Nach­bar­städ­ten abzu­gren­zen – anstatt end­lich zu erken­nen, dass wir hier in einer der größ­ten Metro­po­len Euro­pas leben. Leben könn­ten, wenn wir nur alle woll­ten.

Konzertbesucher beim by:Larm

Über­haupt lau­te­te eine der zen­tra­len Erkennt­nis­se: Deutsch­land ist ein durch sei­ne Durch­bü­ro­kra­ti­sie­rung weit­ge­hend ent­kul­tu­ra­li­sier­tes Land. Wenn man hört, wie gut die Kul­tur­för­de­rung (die expli­zit Rock­mu­sik mit ein­be­zieht) in Skan­di­na­vi­en orga­ni­siert ist, kön­nen einem nur die Trä­nen kom­men. Ein Fes­ti­val wie das by:Larm wäre hier­zu­lan­de ver­mut­lich undenk­bar, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass man in Deutsch­land (oder auch ger­ne im deutsch­spra­chi­gen Raum) genug gute Künst­ler zusam­men­trom­meln könn­te. Und selbst, wenn es ein Jahr funk­tio­nier­te und Musik­in­dus­trie, Regie­rung, Künst­ler und Spon­so­ren gemein­sam etwas auf die Bei­ne stell­ten: Danach wür­den sich wie­der alle hoff­nungs­los zer­strei­ten und dann käme Die­ter Gor­ny vor­bei, um nach dem Musik­fern­se­hen, der Pop­komm und dem Ruhr­ge­biet das nächs­te gro­ße Ding zu rui­nie­ren.

Was es mit dem Oslo-Trip auf sich hat­te, steht hier.

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Musik Unterwegs

Oslog (5)

Ich bin wie­der zuhau­se. Ges­tern hat­te unse­re klei­ne deut­sche Rei­se­grup­pe noch einen schö­nen Spa­zier­gang am Oslo­er Hafen ent­lang und hoch zum Königs­schloss unter­nom­men (Fotos fol­gen viel­leicht), dann ging es mit dem Flie­ger zurück in hei­mi­sche Gefil­de, die uns beson­ders herz­lich, also in Form von Nie­sel­re­gen und betrun­ke­nen Kin­dern, begrüß­ten.

Oslo bei Nacht

Die Rei­se­ta­sche ist aus­ge­packt, auf mei­nem Schreib­tisch sta­peln sich die neu­en CDs, aber als ers­tes ist es an der Zeit, die Bands vom Sams­tag­abend noch zu wür­di­gen:

Simon Says No (Foto: Lukas Heinser)

Simon Says No
Nach all den ver­track­ten, ver­spiel­ten, sonst­wo beein­fluss­ten Bands tat es gut, end­lich mal wie­der eine zu hören, die ein­fach nur gera­de nach vor­ne rock­ten: Simon Says No erin­ner­ten an die frü­hen Radio­head, die frü­hen R.E.M., Dino­saur Jr. und Edi­tors. Lei­der hielt sich mei­ne Begeis­te­rung nicht sehr lan­ge, denn unge­fähr nach drei Songs wur­de das Gan­ze ein biss­chen span­nungs­arm. Ob die Leu­te, die den Club im Dut­zend ver­lie­ßen, ähn­lich dach­ten oder nur drin­gend zu einem ande­ren Kon­zert woll­ten, weiß ich lei­der nicht.

Fennesz/Food

Fennesz/​Food
Der öster­rei­chi­sche Saxo­pho­nist Chris­ti­an Fen­nesz spiel­te gemein­sam mit dem nor­we­gi­schen Duo Food, das aus einem Schlag­zeu­ger und einem DJ besteht. (Nach­trag: Wer da gespielt hat, steht hier.) Und sie spiel­ten eine hal­be Stun­de ohne Unter­bre­chung eine ein­zi­ge lan­ge Impro­vi­sa­ti­on, die nur noch wenig mit Pop zu tun hat­te, dafür viel mit Jazz und Düs­ter­nis. Das klang schon mal nach David-Lynch-Fil­men und nach schwe­ren Migrä­ne-Atta­cken, war aber durch­aus sehens­wert. Zum Schluss stei­ger­te sich die Musik wie erwar­tet in ein unglaub­li­ches Lärm­ge­wit­ter, aber das war nach den über­wie­gend sehr zugäng­li­chen Sachen auch mal toll.

The Whitest Boy Alive

The Whitest Boy Ali­ve
Ich hat­te ja schon mal erwähnt, dass Erlend Øye Mas­kott­chen und Star des by:Larm in Per­so­nal­uni­on war, nun durf­te er auch mit sei­ner Band Head­li­ner sein. Dance Music in Band­be­set­zung und über Tau­send Nor­we­ger tanz­ten undw wipp­ten und rie­fen am Schluss auf Deutsch „Kal­te Füße!“ (aber das ist eine lan­ge Geschich­te). Øyes Son­der­rol­le wur­de dadurch deut­lich, dass die Band nicht nur sie­ben Minu­ten über­zog, son­dern auch ein­fach noch eine Zuga­be spiel­te. Aber das ging völ­lig in Ord­nung.

Lind­strøm
Ich habe immer so mei­ne Schwie­rig­kei­ten, wenn es um Live-Auf­trit­te von Elek­tro­künst­lern geht. Es ist halt nicht soooo span­nend, einem Mann zuzu­se­hen, der hin­ter einem Misch­pult und einem Mac­Book steht. Die Musik war dafür durch­aus schön und an der Gren­ze zwi­schen tanz­bar und chil­lig. (Refe­renz­grö­ßen hier: die ers­te Röyk­s­opp, die letz­te Under­world.)

WhoMadeWho

Who­Ma­de­W­ho
Der Abschluss und angeb­lich der Head­li­ner des Fes­ti­vals: drei Dänen, die eine Sor­te von Musik mach­ten, die mir nach unge­fähr vier Tak­ten gehö­rig auf die Ket­ten ging. Wenn man’s mag, war’s bestimmt toll, aber für mich war das MGMT und Kla­xons in ner­vig.

Fazit
Rund 20 Acts in drei Tagen, da kann man schnell den Über­blick ver­lie­ren. Was ist hän­gen­ge­blie­ben? Auf alle Fäl­le die bei­den Mädels von First Aid Kit. Die beein­dru­ckends­te Live­show war wohl die von I Was A Teenage Satan Wor­ship­per, die gleich­zei­tig den tolls­ten Band­na­men hat­ten. Annie war auch toll und von Pony The Pira­te wer­den wir sicher auch noch was hören.

Es folgt noch min­des­tens ein Ein­trag zur Kon­fe­renz und dem gan­zen Drum­her­um, aber ich kann schon ein­mal zusam­men­fas­sen, dass der Aus­flug zum by:Larm eine fei­ne Sache war und ich jede Men­ge gute neue Musik gehört habe.

Was es mit dem Oslo-Trip auf sich hat­te, steht hier.

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Oslog (4)

Ver­zei­hung, ich habe grad über­haupt kei­ne Zeit.

Ich habe heu­te Mit­tag eine Band gese­hen, deren Ver­eh­rung nun mei­ne gan­ze Zeit in Anspruch nimmt. Es han­del­te sich um First Aid Kit, zwei schwe­di­sche Schwes­tern, die 15 und 17 Jah­re alt sind und eine Unschuld auf die Büh­ne brach­ten, wie man sie im Musik­busi­ness sel­ten erlebt.

First Aid Kit

Die Bei­den stimm­ten aller­liebs­te Folk­mu­sik ame­ri­ka­ni­scher Prä­gung an und san­gen über Din­ge, von denen man anneh­men soll­te, dass sie kei­ne Ahnung davon hät­ten. Aber es war toll und erin­ner­te ein unter ande­rem an Fleet Foxes, She & Him und Bon Iver – und damit an gleich drei mei­ner letzt­jäh­ri­gen Lieb­lings­al­ben. Von den Fleet Foxes stimm­ten sie dann sogar noch den „Tiger Moun­tain Peasant Song“ an, was ganz schlimm hät­te dane­ben­ge­hen kön­nen, aber ganz wun­der­bar klang. (Wie ich spä­ter erfuhr, hat­te das Video die­ses Covers das Duo bei You­Tube unter ande­rem so berühmt gemacht.) Dass sie mit „I Walk The Line“ zuvor auch noch einen wei­te­ren Song aus der Kis­te mit der Auf­schrift „Bes­ser nicht covern!“ sehr unpein­lich zum Bes­ten gege­ben hat­ten, spricht eben­falls für die Band.

Aber jetzt müs­sen sie mich wirk­lich ent­schul­di­gen: Ich habe im Plat­ten­la­den die vor­letz­te Aus­ga­be ihrer EP „Drun­ken Trees“ erstan­den und muss die jetzt erst mal hören. (Vor­her set­ze ich aber 50 Euro dar­auf, dass die Band die­ses Jahr beim Hald­ern Pop spielt.)

Ver­su­chen Sie’s solan­ge hier­mit:

[„Our Own Pret­ty Ways“]

[„Tiger Moun­tain Peasant Song“]

First Aid Kit bei MySpace

Was es mit dem Oslo-Trip auf sich hat, steht hier.

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Musik Unterwegs

Oslog (3)

Über die Kon­fe­renz, die das by:Larm zur Hälf­te aus­macht, muss ich ein ander­mal schrei­ben. Viel­leicht so viel vor­ab: Obwohl ich Vor­trä­ge und soge­nann­te Panels sonst eher has­se, suh­le ich mich hier mit Freu­den in Erkennt­nis­ge­win­nen.

Kom­men wir nun zur ande­ren Hälf­te: den Kon­zer­ten, die hier in so ziem­li­chen allen Clubs der Stadt (sowie in Kon­gress­hal­len und Zel­ten) statt­fin­den. Alles liegt näher zusam­men als Hun­de­hau­fen auf Ber­li­ner Bür­ger­stei­gen, aber trotz­dem muss man natür­lich stän­dig Jacke, Müt­ze, Schal und Hand­schu­he anzie­hen, über die mit­un­ter lebens­ge­fähr­li­chen Bür­ger­stei­ge stap­fen (eine Räum­pflicht scheint in Nor­we­gen eher unbe­kannt), in den nächs­ten Club rein, alles so gut es geht able­gen und ver­su­chen, sich nicht zu viel zu bewe­gen, weil man sich unter der Jacke sonst tot­schwitzt.

Wartende Menschen in Oslo

Ist man aber ein­mal im Rausch, will man jede Band, die gera­de spielt, sehen – oder zumin­dest jeweils eine. Nur einer scheint in jedem Moment über­all gleich­zei­tig zu sein: Erlend Øye von den Kings Of Con­ve­ni­ence und The Whitest Boy Ali­ve. Er ist gleich­zei­tig Star und Mas­kott­chen des Fes­ti­vals, so eine Art Thees Uhl­mann Nor­we­gens. Wo er auf­taucht und zur Musik mit­wippt, stei­gen die Chan­cen der jewei­li­gen Band auf den gro­ßen Durch­bruch. 30 Minu­ten sind eine sym­pa­thi­sche Län­ge, um sich einen Ein­druck über die Künst­ler zu ver­schaf­fen, den man dann spä­ter ver­tie­fen kann (oder eben nicht).

Kom­men wir nun zu den Künst­lern des heu­ti­gen Abends und – in Erman­ge­lung von klar defi­nier­ten Gen­res – wie­der zu einem mun­te­ren Name­drop­ping:

I Was A Teenage Satan Worshiper

I Was A Teenage Satan Wor­ship­per
Ja, geil, das ist mal ein Band­na­me. Nicht Oasis, Blur, The Kil­lers, The Fray oder Occi­dent, son­dern I Was A Teenage Satan Wor­ship­per. Bands, die so hei­ßen, will man doch auf Anhieb gut fin­den. Und die Fin­nen sind gar nicht schlecht: ein biss­chen wie The Sounds mit Sän­ger, ein biss­chen wie The Kil­lers auf Speed. Durch­ge­knall­ter, tanz­ba­rer Indie­rock mit sat­tem Syn­the­si­zer dahin­ter. Dazu Tex­te, die von Ske­le­tor und lee­ren Augen­hölen han­deln. Auf Dau­er wird’s ein biss­chen lang­wei­lig, aber defi­ni­tiv eine Band für die absei­ti­ge­ren Mix­tapes. Wobei der Band­na­me da ein biss­chen lang ist für die­se klei­nen Papier­ein­le­ger.

Pony The Pirate

Pony The Pira­te
Eine Band, die in Nor­we­gen als nächs­tes gro­ßes Ding gehan­delt wird. Sie­ben Musi­ker (bzw. fünf und zwei Musi­ke­rin­nen), die so ziem­lich alles spie­len, was eine ordent­li­che Musi­ka­li­en­hand­lung so ver­kauft: Glo­cken­spiel, Pedal Steel, Saxo­phon, Trom­pe­te und den gan­zen nor­ma­len Quatsch. Haben viel von Arca­de Fire und ein biss­chen was von The Gas­light Anthem. Und einen Sän­ger, der Bass spielt und aus­sieht wie Bil­ly Cor­gan. 10 Euro, dass die die­ses Jahr auf dem Hald­ern spie­len.

Under Dogs Inter­na­tio­nal
Die ers­ten fünf Minu­ten dach­te ich: „Ja, doch, aber hal­lo!“ Jazz, Gyp­sie­sound und Dub, ein biss­chen Eng­lisch, ein biss­chen Nor­we­gisch. Dann dach­te ich: „Na gut, es nervt doch sehr auf Dau­er.“ Wür­de mich aber nicht wun­dern, wenn wir die die­ses Jahr beim Grand Prix wie­der­sä­hen.

The Alexandria Quartet

The Alex­an­dria Quar­tet
Die hat­te ich ja schon vor Tra­vis gese­hen und für ganz ordent­lich befun­den. Die­ser Ein­druck hat sich heu­te ver­fes­tigt: Indie­rock zwi­schen Man­do Diao, den frü­hen Kil­lers und Tra­vis. Die ruhi­gen Sachen gefal­len mir aller­dings ein biss­chen bes­ser als die rocki­ge­ren.

Olaf­ur Arnalds
Auf dem Hald­ern letz­tes Jahr war ich irgend­wie zu müde, um mir mit­ten in der Nacht noch ruhi­ge Musik im Zelt anzu­hö­ren. Heu­te spiel­te er in einem bestuhl­ten Saal im Kon­gress­zen­trum und ich sah mich schon wie­der dahin­schlum­mern. Aber dann blieb ich doch wach, um der wun­der­schön ent­rück­ten Musik zu hören, die der jun­ge Islän­der da mit Hil­fe eines Flü­gels, eines Lap­tops und eines Streich­quar­tetts in den Raum ergoss. Es erin­ner­te ein biss­chen an The Notwist, ein biss­chen mehr an Sigur Rós und für Sekun­den­bruch­tei­le an Richard Clay­der­man, und die Fra­ge, ob das eigent­lich noch Pop sei, hät­te sicher ange­klopft, wenn Anklop­fen bei die­ser ruhi­gen Instru­men­tal­mu­sik nicht denk­bar unhöf­lich gewe­sen wäre. Von Herrn Arnalds kam auch die bes­te Ansa­ge bis­her: „I will sell the CD for … like what? One hundret Kro­ner? That’s a nice pri­ce … not for you, but it’s very, very much in Ice­lan­dic money.“ Viel­leicht hät­te man den Kon­trast zwi­schen sei­ner Musik und die­ser lako­ni­schen Mode­ra­ti­on mit­er­le­ben müs­sen, aber der Saal hat getobt.

Fjor­den Baby!
Deren Sän­ger hat­te ich ges­tern auf dem Weg zurück zum Hotel getrof­fen und ihm ver­spro­chen, mir sei­ne Band anzu­se­hen. Ich ver­su­che bei sowas ja immer Wort zu hal­ten, zumal er mir die bes­te nor­we­gi­sche Band unse­rer Zeit ver­spro­chen hat. Die habe ich dann aber zumin­dest nach mei­nem Emp­fin­den nicht gese­hen. Als ich rein­kam, spiel­ten sie gera­de irgend­was in Rich­tung Reggae/​Dub mit nor­we­gi­schen Tex­ten. Die ande­ren Songs waren rhyth­misch ver­track­ter, klopf­ten dafür aber auch mal beim Nu Metal an. Das ist Musik, von der ich gar nicht weiß, was ich davon hal­ten soll. Wer Kai­zers Orches­tra mag, könn­te Fjor­den Baby! unter Umstän­den etwas abge­win­nen. Aber ich mag ja eigent­lich Kai­zers Orches­tra …

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Musik Unterwegs

Oslog (2)

Nach­dem auf der Kon­fe­renz Ian Gittins noch ein biss­chen was über die Zukunft des Musik­jour­na­lis­mus erzählt hat­te (die alten Musik­ma­ga­zi­ne ster­ben mit ihren Lesern, die Bruce Springsteen und die Rol­ling Stones hören aus; Blogs sind heu­te das, was frü­her Punk Fan­zines waren), mach­te sich die klei­ne deut­sche Dele­ga­ti­on in Oslo auf den Weg, viel Geld für Piz­zen aus­zu­ge­ben.

Und dann ging die Kon­zert­run­de los: Erst in die Kon­gress­hal­le, in der gleich drei Büh­nen stan­den, dann rüber in den nächs­ten Club mit eben­so vie­len Büh­nen. Hal­be Stun­de Auf­tritt, nächs­te Band. Es war ein biss­chen wie frü­her die Abhör­sit­zun­gen beim Radio. Ich stell­te als­bald fest, dass ich viel zu wenig Musik ken­ne, um sagen zu kön­nen, ob eine Band jetzt ori­gi­nell ist oder nur klingt wie zig ande­re, von denen ich nur nie etwas gehört habe.

Aber da wir hier im Dienst­leis­tungs­blog Cof­fee And TV sind, will ich hier mal zu jeder Band mei­ne 20 Øre auf­schrei­ben:

Choir Of Young Belie­vers
Der Sän­ger sah mit sei­nem Hut und sei­nem Bart aus wie Dra­fi Deut­scher (die Älte­ren wer­den sich – damm, damm – erin­nern), der Indiepop klang mal ein biss­chen nach Bei­rut (die Folk­lo­re), mal nach Aqu­alung (der Fal­sett-Gesang). Ins­ge­samt kamen mir in den Lied­tex­ten ein paar zu vie­le „Aaaaaaaah“-Passagen vor, um mich damit län­ger zu beschäf­ti­gen.

Retro Stefson

Retro Stef­son
Island, das Land am Ran­de des Abgrunds, hofft auf die­se Schü­ler­band, die die hei­mi­sche Wirt­schaft nur mit­hil­fe ihrer Plat­ten­ver­käu­fe aus der Kri­se füh­ren soll. Dafür wird mun­ter Reg­gae mit Pol­ka und Ska mit Dis­co ver­mischt, bis eine sym­pa­thisch-kru­de Mischung ent­steht, die so gar nichts mit den ande­ren gro­ßen islän­di­schen Künst­lern (Björk und Sigur Rós) gemein­sam hat. Eigent­lich fand ich das Ergeb­nis gar nicht schlecht, aber in der Sum­me war es dann doch etwas zu gewollt eklek­tisch.

Mer­lin
Also, für Hard­core bin ich beim bes­ten Wil­len kein Exper­te. Aber es hat schon ordent­lich ger­ummst, so viel ist klar.

Underwater Sleeping Society

Under­wa­ter Slee­ping Socie­ty
In mei­nem schlau­en Notiz­buch steht „Mischung aus Kash­mir & Kili­ans, Radio­head & Sigur Rós (inkl. Kla­ri­net­te) => sehr gut“. Das dürf­te der end­gül­ti­ge Beweis sein, dass ich zu weni­ge Bands ken­ne. Die­se hier ist aber sicher eine, die es sich ken­nen­zu­ler­nen lohnt.

Har­rys Gym
Den Preis für den blö­des­ten Band­na­men bei gleich­zei­tig guter Musik haben ja eigent­lich Schrott­gren­ze auf Lebens­zeit bekom­men, aber „Haralds Turn­hal­le“ ist auch nicht schlecht gut. Dies­mal klingt die Sän­ge­rin nach Björk, der Rest der Musik hat was von The Notwist und Port­is­head. Lei­der bin ich zu die­sen Klän­gen in den sehr beque­men Ses­seln (das Kon­zert fand in einer Art Thea­ter­saal mit bestuhl­ter Empo­re statt) mehr­fach in beun­ru­hi­gen­de Traum­wel­ten ver­schwun­den, aber ich bin mir sicher, dass die­se Musik sehr real und sehr, sehr gut war. Scha­de, dass das, was ich gera­de auf der MySpace-Sei­te der Band höre, nicht ganz so gut ist wie die Live-Show.

Annie

Annie
Und hier der ers­te Künst­ler des heu­ti­gen Tages, den ich vor­her kann­te und von dem ich sogar eine CD besit­ze. Annie galt bei Erschei­nen ihres Debüt­al­bums „Annie­mal“ vor drei­ein­halb Jah­ren als „neue Madon­na“ und „bes­se­re Kylie Mino­gue“. Zumin­dest letz­te­res stimmt. Ich kann mich nicht erin­nern, jemals bei einem Kon­zert eine ers­te Rei­he gese­hen zu haben, die aus­schließ­lich aus Män­nern bestand. Und Anne Lilia Ber­ge Strand flir­te­te mit ihnen, was das Zeug hielt. Der Bubble­gum-Sound, der das Album mit­un­ter etwas schwer hör­bar mach­te, wur­de von der Live­band weit­ge­hend weg­ge­bü­gelt, bis nur noch kno­chen­tro­cke­nes Dis­co-Gestamp­fe übrig war.

Und damit möch­te ich den ers­ten Tag hier in Oslo beschlie­ßen. Ich bin bald 24 Stun­den wach, habe ein paar hun­dert Kilo­me­ter in so ziem­lich jedem Ver­kehrs­mit­tel außer Schiff hin­ter mir, und muss mor­gen wie­der an einer Kon­fe­renz teil­neh­men …

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Musik Unterwegs

Oslog (1)

Wenn man Mitte/​Ende Febru­ar mit dem Flug­zeug in Oslo lan­det, hat man zunächst ein­mal Angst, die Maschi­ne wer­de gleich die ver­schnei­ten Tan­nen­wip­fel rasie­ren. Dann denkt man, man gin­ge auf einem Acker nie­der. Und dann erkennt man, dass genau an der Stel­le, an der die Maschi­ne auf­setzt, doch so ein biss­chen Lan­de­bahn ist. Not­dürf­tig geräumt und schon wie­der leicht mit Schnee zuge­weht. Wären deut­sche Stra­ßen in die­sem Zustand, das Ver­kehrs­chaos wäre vor­pro­gram­miert.

by:Larm

Die Win­ter in Nor­we­gen schei­nen kalt zu sein, sehr kalt. Alle öffent­li­chen Gebäu­de haben Dreh­tü­ren, die ver­hin­dern sol­len, dass kal­te Luft von außen her­ein­kommt. Am Flug­ha­fen gibt es sogar zwei Dreh­tü­ren hin­ter­ein­an­der, eine regel­rech­te Schleu­se gegen die Käl­te.

Sooo kalt ist es in Oslo gar nicht: +1°C zei­gen die Ther­mo­me­ter an. Aber es weht ein kal­ter Wind und es fällt unauf­hör­lich Schnee. Neben den Stra­ßen, auf den Plät­zen und Dächern türmt sich die wei­ße Pracht (Quel­le: Syn­onym-Wör­ter­buch für Lokal­re­dak­teu­re) meter­hoch. Zwei­mal wäre ich mit mei­nen schwe­ren Win­ter­stie­feln schon fast auf die Fres­se geflo­gen. Der Kol­le­ge vom „Intro“ hat nur Turn­schu­he mit.

Oslo im Schnee (Foto: Lukas Heinser)

Bei mei­ner kur­zen Run­de durch die nähe­re Umge­bung fiel mir (neben den offen­sicht­li­chen Wet­ter­ver­hält­nis­sen) eines auf: die Nor­we­ger sind unfass­bar hübsch. Alle. Ich war vor­ge­warnt wor­den, aber man kann sich das nicht vor­stel­len, wenn man es nicht selbst gese­hen hat. „The O.C.“ war nichts dage­gen. Und tadel­los geklei­det sind sie auch alle, vom Kin­der­gar­ten­kind bis zur alten Dame, vom Ska­ter (ich habe bis­her nur einen gese­hen, die Oslo­er tra­gen auf­fal­lend mehr Lang­lauf­s­kier mit sich her­um als Skate­boards) bis zum Arbei­ter.

Hier im Hotel, wo der/​die/​das by:Larm statt­fin­det, ist es noch schlim­mer: Hun­der­te adret­ter Indie­kin­der in viel zu engen Röh­ren­jeans (die Boys) und Röcken über der Hose (die Girls). Es wirkt ein biss­chen wie die Fusi­on von Viva 2 und „Harper’s Bazaar“.

Aber genug der Äußer­lich­kei­ten. Ich wer­de mich nun ins bun­te Trei­ben (Quel­le: Syn­onym-Wör­ter­buch für Lokal­re­dak­teu­re) stür­zen und dann beim nächs­ten Mal inhalt­li­ches berich­ten. Mög­li­cher­wei­se.

Oslo im Schnee (Foto: Lukas Heinser)

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Digital Musik

Programmhinweis: by:Larm 2009

Auf Ein­la­dung des by:Larm-Festivals und der nor­we­gi­schen Bot­schaft wer­de ich mor­gen nach Oslo rei­sen, um mir das by:Larm vor Ort anzu­se­hen.

Dabei han­delt es sich um eine Kon­fe­renz zum The­ma Musik (also pri­mär Musik­in­dus­trie und deren Zukunft), sowie um zahl­rei­che Kon­zer­te in so ziem­lich allen Clubs der Stadt. Wenn man so will, ist es also das skan­di­na­vi­sche Gegen­stück zum South By Sou­thwest – nur, dass nicht gleich ein paar Tau­send Bands auf­tre­ten, son­dern nur ein paar Hun­dert.

Ich wer­de mich bemü­hen, jeden Tag ein biss­chen was über das by:Larm und Oslo zu schrei­ben. Alle Ein­trä­ge zum The­ma wer­den mit dem Tag „bylarm“ ver­se­hen, damit Sie die­se ent­we­der schnell fin­den oder igno­rie­ren kön­nen.

Wenn Sie sich jetzt bit­te erhe­ben wür­den für die Natio­nal­hym­ne von Nor­we­gen!