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Rundfunk

Putting Dinslaken on the map (once more)

Stop the press!

Obwohl das The­ma „Wet­ter“ im Moment nicht gera­de zu den erfreu­lichs­ten zählt, gibt es sen­sa­tio­nel­le Nach­rich­ten von der Water­kant Wet­ter­kar­te:

Nie­mands­land ver­schwun­den

Dins­la­ken. Vie­le grö­ße­re Städ­te, schimpf­ten Bür­ger in Zuschrif­ten an die Stadt, sei­en auf der Wet­ter­kar­te des WDR in der „Lokal­zeit Duis­burg“ abge­bil­det, nur Dins­la­ken nicht. Ein kri­ti­scher Bewoh­ner erklär­te, ein Kon­takt in die­ser Sache mit dem WDR sei erfolg­los geblie­ben. Das ließ die städ­ti­sche Pres­se­stel­le nicht ruhen. Eine Mail und ein Tele­fon­ge­spräch, viel­leicht auch die kol­le­gia­len Kon­tak­te zu Stu­dio­lei­ter Klaus Beck, führ­ten zum Ziel. Auf der regio­na­len Wet­ter­kar­te des Lokal­zeit ist Dins­la­ken jetzt gut leser­lich ver­tre­ten.

Soweit die Pres­se­stel­le der Stadt.

Wetterkarte der Lokalzeit "Duisburg"

Die Pres­se­stel­le des West­deut­schen Rund­funks woll­te die­ses Groß­ereig­nis indes nicht mit einer eige­nen Ver­laut­ba­rung wür­di­gen.

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Musik Unterwegs

Haldern Pop 2009: Liveblog Freitag

Hauptquartier der Elite.

Herz­lich Will­kom­men!

Auch in die­sem Jahr gibt es ein Hald­ern Pop Fes­ti­val und über­ra­schen­der­wei­se auch ein dazu­ge­hö­ri­ges Live­blog. (Oder meh­re­re, aber spe­zi­ell soll uns hier erst mal die­ses hier inter­es­sie­ren.)

Aus ver­schie­de­nen Grün­den, zu denen unter ande­rem die Absa­ge von Soap & Skin für den gest­ri­gen Abend zäh­len, bin ich erst heu­te ange­reist. Das Wet­ter ist nahe­zu ide­al: Die Son­ne scheint, aber es ist nicht zu heiß; der Zelt­platz­bo­den ist weich genug, dass man die Herin­ge rein­trei­ben kann, aber weit von mat­schig ent­fernt und ich will schwer hof­fen, dass ich die Gum­mi­stie­fel die­ses Jahr völ­lig umsonst mit­ge­nom­men habe.

Asaf Avi­dan & The Mojos
Nach­dem ich die ers­ten Songs vom Pres­se­zelt aus gehört hat­te und zur Büh­ne ging, war ich über­rascht: Da sang ein Mann. Vom Klang her hät­te ich eher eine Pat­ti-Smit­h‑, Janis-Jop­lin-ähn­li­che Sän­ge­rin erwar­tet. Auch der blue­si­ge Rock­sound wirk­te ein biss­chen wie aus einem län­ger zurück­lie­gen­den Jahr­zehnt, schlug aber beim Publi­kum prompt ein. Die israe­li­sche Band (kennt man ja auch nicht sooo vie­le) hat gera­de einen Ver­lags­deal mit Chry­sa­lis unter­schrie­ben, was den Ver­dacht nahe­legt, dass ihr Debüt­al­bum bald auch regu­lär in Deutsch­land erschei­nen wird.

Port O’Bri­en
Eine die­ser Bands, bei denen ich weiß, dass ich das Album besit­ze, es gut fand und trotz­dem fast nie gehört hab. Dann jetzt eben live, inklu­si­ve Songs vom neu­en, im Okto­ber erschei­nen­den Album. Wie vie­le ande­re Bands die­ses Jahr spie­len auch Port O’Bri­en Folk-Musik im enge­ren Sin­ne und es kann nicht mehr lan­ge dau­ern, bis allen Fes­ti­val-Besu­chern (auch den weib­li­chen) Voll­bär­te, Fern­fah­rer­müt­zen und karier­te Baum­woll­hem­den gewach­sen sind.

Final Fantasy beim Haldern Pop 2009.

Final Fan­ta­sy
Wenn Sie bei „jun­ger Mann mit Gei­ge“ an den Gewin­ner des dies­jäh­ri­gen Schla­ger-Grand-Prix den­ken müs­sen, ken­nen Sie Owen Pal­lett ver­mut­lich noch nicht. Der hat nicht nur bei diver­sen Alben sei­ne Fin­ger im Spiel (und am Instru­ment) gehabt, son­dern auch sein Solo­pro­jekt Final Fan­ta­sy. Und wenn ich „Solo“ schrei­be, mei­ne ich: Ja, der Mann steht ganz allei­ne auf der Büh­ne, spielt immer neue Samples ein und singt dazu. Das Ergeb­nis klingt eini­ger­ma­ßen unver­gleich­lich und passt wun­der­bar zur frü­hen Abend­son­ne.

Wood­pi­ge­on
Mein ers­ter Aus­flug ins gehass­lieb­te Spie­gel­zeit. Noch vor weni­gen Stun­den muss es hier unglaub­lich heiß gewe­sen sein, jetzt geht’s. Auch gut, dass das Rau­chen im Zelt jetzt ver­bo­ten ist und die Kon­zer­te auf eine Groß­bild­lein­wand im Bier­gar­ten vor dem Zelt über­tra­gen wer­den. Der Bier­gar­ten ist noch vol­ler als das Zelt. Sie mer­ken schon: Über die Musik von Wood­pi­ge­on mag ich nur ungern schrei­ben. Net­ter Folk, aber das war’s dann irgend­wie auch schon.

Noah And The Whale beim Haldern Pop 2009

Noah And The Wha­le
Jubel­stür­me im Publi­kum und mir hat’s auch gefal­len. Ich weiß nur beim bes­ten Wil­len nicht, wie ich die Musik beschrei­ben soll. Schon so ein biss­chen wie­der die­se Acht­zi­ger-Dun­kel-Kis­te, aber dann doch irgend­wie mit deut­lich mehr Folk-Ein­flüs­sen. Egal, wonach es klingt: Es klang toll.

Anna Tern­heim
Und da hät­ten wir dann auch mein ers­tes ech­tes High­light des Fes­ti­vals: Anna Tern­heim, die mir auch schon öfter von Freun­den emp­foh­len wor­den war, was ich wie üblich irgend­wie nicht in einen Hör-Impuls hat­te umwan­deln kön­nen. Jeden­falls habe ich ihre Musik jetzt gehört und war begeis­tert. Klu­ger Sin­ger/­Song­wri­ter-Pop zwi­schen Regi­na Spek­tor und First Aid Kit.

Colin Munroe beim Haldern Pop 2009.

Colin Mun­roe
Ein ganz per­sön­li­cher Favo­rit von Hald­ern-Orga­ni­sa­tor Ste­fan Reich­mann, der zwi­schen­durch auch selig lächelnd neben der Büh­ne stand. Über­haupt lächel­ten alle im Spie­gel­zelt und wer nicht lächel­te, war grad mit Tan­zen beschäf­tigt. Colin Mun­roe aus Toron­to, der in Hald­ern sei­ne ers­te Show außer­halb Nord­ame­ri­kas spiel­te, ist mit Hip­Hop auf­ge­wach­sen und kom­bi­niert die­sen sehr läs­sig mit Pop und knallt dem Publi­kum einen Sound vor den Latz, bei dem man schon dem Hirn­tod nahe sein muss, um ruhig zu blei­ben. Wie Jason Mraz (nur mehr nach vor­ne), wie die New Radi­cals (nur moder­ner), wie The Whitest Boy Ali­ve (nur noch zwin­gen­der). Mei­ne Her­ren, defi­ni­tiv der Höhe­punkt des ers­ten Tages, egal was jetzt noch kommt.

Athlete beim Haldern Pop 2009.

Ath­le­te
Ath­le­te ver­öf­fent­li­chen die­ses Jahr ihr vier­tes Album, was bei mir die Fra­ge auf­wirft, wie ich eigent­lich ihr drit­tes ver­pas­sen konn­te. Nun ja: zu spät. Gespielt haben sie Songs aus allen Schaf­fens­pe­ri­oden, ihren mut­maß­lich größ­ten Hit „Half Light“ gleich an drit­ter Stel­le. Das war schon deut­lich main­stream­ra­dio­taug­li­cher als die meis­ten ande­ren Bands, hat aber genau­so viel Spaß gemacht. Die Mischung aus Melan­cho­lie und Eupho­rie (s.a. Star­sail­or, Vega4, The Upper Room) muss man frei­lich mögen. Ich tu’s und so war’s ein gelun­ge­ner Abschluss für den (also: mei­nen) ers­ten Fes­ti­val­tag.

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Musik Unterwegs

It’s always raining somewhere

Im Geis­te von Har­ry Rowohlt habe ich mich ent­schlos­sen, es fol­gen­der­ma­ßen zu sagen: Ich erzäh­le mal kurz was übers La-Pam­pa-Fes­ti­val. Ich habe das inzwi­schen über­all rum­er­zählt; da sehe ich nicht ein, wes­halb ich es aus­ge­rech­net Ihnen nicht auch erzäh­len soll. Das war’s jetzt aber auch mit dem frei­en Zitie­ren.

Über das Fes­ti­val selbst muss man zumin­dest Fol­gen­des sagen: Es ste­hen zwei bis drei Büh­nen (die Zahl hängt mas­siv davon ab, wie die per­sön­li­che Defi­ni­ti­on des Wor­tes „Büh­ne“ bei den jewei­li­gen Besu­chern beschaf­fen ist) auf einem See­bad-Gelän­de am Süd­ost­zip­fel des Lan­des Sach­sen, in der Nähe von Gör­litz, genau­er: Hagen­wer­der bei Gör­litz. Um den See her­um kann man zel­ten, unmit­tel­ba­re Nähe zum Was­ser ist hier­bei unbe­dingt emp­feh­lens­wert. Denn mit jedem Zen­ti­me­ter, um den man sich mit dem Zelt vom See ent­fernt, steigt die ohne­hin schon gefähr­li­che Pro­xi­mi­tät zur anlie­gen­den Gleis­an­la­ge. Die­se wird zwar nur jede Stun­de von einer S‑Bahn der ODEG (Ost­deut­sche Eisen­bahn GmbH – des­halb müss­te sie eigent­lich ODEGMBH hei­ßen, aber was weiß ich schon?) befah­ren, ist aber auch nicht mit einem Zaun vom Weg um den See abge­trennt. Wie durch ein Wun­der kommt, soviel ich weiß, am gan­zen Wochen­en­de nie­mand dabei ums Leben.

Ich wer­de jetzt hier nicht chro­no­lo­gisch auf­zäh­len, was alles schief gegan­gen ist oder schlech­ter als gedacht funk­tio­niert hat. Das mit dem Wet­ter, dafür kann ja nie­mand was, aber wenn es jeden Abend pünkt­lich um 22 Uhr anfängt, ein pie­sa­cken­des Biss­chen mehr als zu nie­seln, macht das aus einem ent­spann­ten Kon­zert von The Notwist am Frei­tag schon mal eine klei­ne Hän­ge­par­tie, vor allen Din­gen des­halb, weil an den Stel­len der Songs, die auf­grund ihrer stei­gen­den Inten­si­tät auch mit mehr Licht unter­malt wer­den, das Aus­maß des Regens erst gut beleuch­tet sicht­bar wird und man dadurch ganz und gar nicht zum Jubeln und Froh­lo­cken auf­ge­legt ist.

Irgend­wann hat man sich natür­lich dran gewöhnt. So um 1 Uhr nachts oder so, da ist man dann halt nass, Leug­nen hilft auch nicht mehr. Was dazu führt, dass ich Bona­par­te um Vier­tel vor Drei schon so früh zu mei­nem per­sön­li­chen Fes­ti­val­hö­he­punkt erklä­re und mir vor­neh­me, zukünf­tig mein streng abschät­zi­ges Ver­hält­nis zu, par­don, Hüpf- und Spring­mu­sik, noch ein­mal zu über­den­ken.

Die Nacht fin­det aller­dings lei­der nicht statt, weil es so laut reg­net, dass ich das Gefühl habe, eine Mil­li­on klei­ner Stei­ne fie­le auf das Zelt­dach. Das wird nur über­trof­fen von einer Hand­voll männ­li­cher Jugend­li­cher aus dem nahe gele­ge­nen Gör­litz-Hagen­wer­der/­Wein­hü­bel, oder wie auch immer das heißt, die einen gefühl­ten Zen­ti­me­ter von mei­nem Ohr ent­fernt einen unfass­ba­ren Radau machen, unter ande­rem so gear­tet, dass mit stei­gen­dem Alko­ho­li­sie­rungs­grad die Laut­stär­ke steigt, die Qua­li­tät der Wit­ze aller­dings rapi­de absinkt, bis sie bei wahn­sin­nig­un­ter­ir­di­schen Ras­sis­men gegen Polen ange­kom­men sind, bei denen ich eigent­lich hoff­nungs­voll über­zeugt war, dass sie end­lich, end­lich, end­lich ein­mal aus der Mode kom­men wür­den. Statt­des­sen schä­me ich mich stell­ver­tre­tend für die gesam­te Mensch­heit und ver­su­che neu­ro­tisch, mich in den Schlaf zu wie­geln. Immer­hin fin­de ich ein Oro­pax, das ich in der Mit­te salo­mo­nisch zer­tei­le, damit bei­de mei­ner Ohren ihre Ruhe krie­gen.

Sams­tag spie­len Por­tu­gal. The Man in der Haupt­sa­che, und viel­leicht noch Click­Click­De­cker, den/​die ich eigent­lich sehr gern mag, die aber im Ver­gleich zum immer noch nach­wir­ken­den groß­ar­ti­gen Ein­druck von Bona­par­te eine eher schwam­mi­ge und lasche Vor­stel­lung ablie­fern, mit­un­ter sicher auch des­halb, weil sie sehr lei­se sind. Ande­rer­seits aber auch des­halb, weil ich glau­be ich so lang­sam genug Lie­der gehört habe, die am Ach­tel-Fie­ber lei­den. But that’s just me.

Wenn ich aber nun zusam­men­fas­send ein biss­chen zwie­ge­spal­ten bin und sage, dass ich schon weiß, war­um ich kaum auf Fes­ti­vals gehe, und mein letz­tes davor mitt­ler­wei­le schon sechs Jah­re her ist (und des­halb not­wen­dig war, weil ich sonst ver­mut­lich nie mehr Radio­head live gese­hen hät­te, ohne dafür mei­ne See­le für den Ticket­preis zu ver­kau­fen), dann liegt das mit Sicher­heit nicht an der Musik, die näm­lich, trotz aller bösen Kon­no­ta­ti­on des Aus­drucks, wenn nicht sehr gut, dann immer­hin gut gemeint war. Es liegt viel­mehr dar­an, dass ich noch heu­te, zwei Tage danach, Ohrenzwi­cker aus dem Zelt in mei­nem Zim­mer fin­de. Oder dass ich die Schu­he, die ich dabei hat­te, wahr­schein­lich weg­wer­fen muss, nach­dem ich ver­sucht habe, mit dem Mes­ser den alten krus­ti­gen Schlamm aus den offe­nen Zwi­schen­räu­men zwi­schen Stoff und Soh­le zu ent­fer­nen. Und an einem mehr oder weni­ger fie­sen Schnup­fen, den ich so gut gebrau­chen kann wie ein Loch im Knie.

Zum Schluss noch eine päd­ago­gi­sche Note. Wenn Sie unsi­cher dar­über sind, wie das Wort „Mate­ri­al“ rich­tig aus­ge­spro­chen wird, und sich dies­be­züg­lich infor­mie­ren möch­ten, hal­ten Sie nicht, ich wie­der­ho­le, nicht, unter kei­nen Umstän­den, an einem Rast­hof in der Nähe von Kosel an der Bun­des­stra­ße 99. Egal, wie leer der Tank ist. Es sei denn natür­lich, sie wol­len für den Rest Ihres Lebens mit einem brei­ten, auf­dring­li­chen „Mat­t­är­jol“ auf der Zun­ge her­um­lau­fen.

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Musik Unterwegs

Bochum Total 2009

In den letz­ten Tagen war Bochum mal wie­der der Mit­tel­punkt irgend­ei­ner Welt – mut­maß­lich der Musik­welt Nord­rhein-West­fa­lens. Jeden­falls war Bochum Total und aus mir selbst nicht ganz nach­voll­zieh­ba­ren Grün­den woll­te ich mög­lichst viel davon mit­krie­gen.

Ort der Gegensätze: Bochum Total

Vier Tage, 60 Bands, hun­dert­tau­sen­de Liter Bier und noch ein biss­chen mehr Regen­was­ser – eine per­sön­li­che Doku­men­ta­ti­on:

Don­ners­tag, 2. Juli

Man kann nicht behaup­ten, ich sei schlecht vor­be­rei­tet gewe­sen: Cen­ti­me­ter­dick hat­te ich Son­nen­creme auf­ge­tra­gen, um eine zer­fetz­te Nase wie nach mei­nem Nord­see-Urlaub zu ver­mei­den. Ich hat­te eine Son­nen­bril­le auf, die nicht nur unge­fähr­de­tes fas­sungs­lo­ses Anstar­ren bizarr geklei­de­ter Men­schen ermög­lich­te, son­dern auch derbs­te Gewit­ter­tier­chen-Schwär­me davon abhielt, mir in die Augen zu flie­gen. War­um das alles nur halb­gut vor­be­rei­tet war, lesen Sie gleich …

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Musik Unterwegs

Oslog (1)

Wenn man Mitte/​Ende Febru­ar mit dem Flug­zeug in Oslo lan­det, hat man zunächst ein­mal Angst, die Maschi­ne wer­de gleich die ver­schnei­ten Tan­nen­wip­fel rasie­ren. Dann denkt man, man gin­ge auf einem Acker nie­der. Und dann erkennt man, dass genau an der Stel­le, an der die Maschi­ne auf­setzt, doch so ein biss­chen Lan­de­bahn ist. Not­dürf­tig geräumt und schon wie­der leicht mit Schnee zuge­weht. Wären deut­sche Stra­ßen in die­sem Zustand, das Ver­kehrs­chaos wäre vor­pro­gram­miert.

by:Larm

Die Win­ter in Nor­we­gen schei­nen kalt zu sein, sehr kalt. Alle öffent­li­chen Gebäu­de haben Dreh­tü­ren, die ver­hin­dern sol­len, dass kal­te Luft von außen her­ein­kommt. Am Flug­ha­fen gibt es sogar zwei Dreh­tü­ren hin­ter­ein­an­der, eine regel­rech­te Schleu­se gegen die Käl­te.

Sooo kalt ist es in Oslo gar nicht: +1°C zei­gen die Ther­mo­me­ter an. Aber es weht ein kal­ter Wind und es fällt unauf­hör­lich Schnee. Neben den Stra­ßen, auf den Plät­zen und Dächern türmt sich die wei­ße Pracht (Quel­le: Syn­onym-Wör­ter­buch für Lokal­re­dak­teu­re) meter­hoch. Zwei­mal wäre ich mit mei­nen schwe­ren Win­ter­stie­feln schon fast auf die Fres­se geflo­gen. Der Kol­le­ge vom „Intro“ hat nur Turn­schu­he mit.

Oslo im Schnee (Foto: Lukas Heinser)

Bei mei­ner kur­zen Run­de durch die nähe­re Umge­bung fiel mir (neben den offen­sicht­li­chen Wet­ter­ver­hält­nis­sen) eines auf: die Nor­we­ger sind unfass­bar hübsch. Alle. Ich war vor­ge­warnt wor­den, aber man kann sich das nicht vor­stel­len, wenn man es nicht selbst gese­hen hat. „The O.C.“ war nichts dage­gen. Und tadel­los geklei­det sind sie auch alle, vom Kin­der­gar­ten­kind bis zur alten Dame, vom Ska­ter (ich habe bis­her nur einen gese­hen, die Oslo­er tra­gen auf­fal­lend mehr Lang­lauf­s­kier mit sich her­um als Skate­boards) bis zum Arbei­ter.

Hier im Hotel, wo der/​die/​das by:Larm statt­fin­det, ist es noch schlim­mer: Hun­der­te adret­ter Indie­kin­der in viel zu engen Röh­ren­jeans (die Boys) und Röcken über der Hose (die Girls). Es wirkt ein biss­chen wie die Fusi­on von Viva 2 und „Harper’s Bazaar“.

Aber genug der Äußer­lich­kei­ten. Ich wer­de mich nun ins bun­te Trei­ben (Quel­le: Syn­onym-Wör­ter­buch für Lokal­re­dak­teu­re) stür­zen und dann beim nächs­ten Mal inhalt­li­ches berich­ten. Mög­li­cher­wei­se.

Oslo im Schnee (Foto: Lukas Heinser)

Was es mit dem Oslo-Trip auf sich hat, steht hier.

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Digital

Restekichern

Das Jahr 2008, in dem ich Sie alle recht herz­lich will­kom­men hei­ßen möch­te, begann mit der dich­tes­ten Nebel­wand, die ich in mei­nem Leben je gese­hen habe. Am sonst so schö­nen Nie­der­rhein war es der­art die­sig (wie man hier sagt), dass man die Nach­barn auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te nicht sehen konn­te – von den Rake­ten, die in zwan­zig, drei­ßig Metern Höhe explo­dier­ten, ganz zu schwei­gen. Aller­dings wur­de der Nebel durch den vie­len Fein­staub im Feu­er­werk noch dich­ter, so dass die Sicht­wei­te um 00:15 Uhr noch ziem­lich genau zehn Meter betrug (und das ist weder eine Über­trei­bung noch dem Alko­hol oder mei­ner Kurz­sich­tig­keit geschul­det).

But now for some­thing com­ple­te­ly dif­fe­rent: Die Ver­öf­fent­li­chung der schöns­ten Such­an­fra­gen, mit denen Men­schen auf coffeeandtv.de gesto­ßen sind, hat­te im Novem­ber zu eini­ger­ma­ßen gro­ßer Freu­de geführt.

Da will ich Ihnen die schöns­ten Such­an­fra­gen für den Dezem­ber 2007 natür­lich nicht vor­ent­hal­ten:

  • advent ankom­men weg­ge­hen bahn­hof
  • alles über bün­de im dezem­ber 2007
  • auf dem weih­nachts­markt
  • bil­der da wo vanes­sa ganz nackt ist
  • bill kau­litz aus hey
  • bus­tou­ren bochum – emden
  • cof­fee to go zun­ge ver­bren­nen
  • cord­sackos grös­se 64
  • dickes mäd­chen ziga­ret­te
  • ech­te kon­tak­te? foto­han­dy tv ‑test ‑flat­rate
  • ehe­mann sitzt immer am pc
  • ein­mal in der woche ohne tv *island
  • eltern nackt­bil­der
  • geschlechts­akt
  • glat­ze schnei­den las­sen
  • größ­te füh­rer aller zei­ten
  • hol­län­disch duschen cof­fie trin­ken
  • ich bin dr. jekyll und mr. hyde wit­zig
  • in der hal­le wel­len­rei­ten
  • inter­view hin­ter­grund­ge­räu­sche
  • kein alko­hol und ziga­ret­ten­ver­kauf am sonn­tag
  • kin­der­spiel­zeug bil­lig für arzt­pra­xis
  • lebens­lauf wolf­gang schäub­le töch­ter
  • lied dan­ke für die­sen guten mor­gen umtex­ten
  • lokal­jour­na­lis­mus ner­vig
  • mann abschlep­pen
  • mar­ga­re­te schrei­ne­ma­kers nackt­fo­tos
  • meis­ter pru­fung machen-ich bin auto­me­cha­ni­ker
  • „mir­jam weich­sel­braun“ zuge­nom­men
  • mmmm mmmm
  • nackt vor­her und nach­her
  • namens­wit­ze jens
  • „nar­ren gefres­sen“ nackt
  • pimp my weih­nachts­baum
  • polin für voll­pfle­ge
  • power point prä­sen­ta­ti­on tv und radio deutsch­land
  • prei­se pro­sti­tu­ier­te in bre­men
  • pulp fic­tion küchen­quirl
  • rau­cher­ki­no rade­vorm­wald
  • rechts­an­walt ken­kel in gel­sen­kir­chen berich­te
  • sat1 bur­ger game
  • schlei­mi­ge frau­en
  • sin­nes­täu­schung bahn
  • south­park schlag­zeug
  • sozie­tät frank schwa­be
  • stin­ken geschich­te mp3
  • täto­wie­rer im duis­bur­ger haupt­bahn­hof
  • tex­te gegen alko­hol
  • tra­di­ti­on defi­ni­ti­on berühm­ter per­so­nen
  • vani­ty fair rei­se­ta­schen
  • weih­nachts­schmuck rock´n roll
  • wie­viel stan­gen ziga­ret­ten seit dezem­ber 2007 deutsch­land
  • wie­vie­le stän­de weih­nachts­markt bochum
  • you tube hit­ler­re­den
  • zei­tun­gen in deutsch­land wochen­zei­tung schund­blatt
  • ziga­ret­ten­au­to­ma­ten kna­cken
  • zivil­dienst dins­la­ken gute stel­le ?
  • zusatz­zah­len 2007

Und dann sind da noch die Such­an­fra­gen, die wirk­lich als Fra­gen an das gro­ße Goog­le-Ora­kel for­mu­liert wur­den:

  • inter­es­siert sich heu­te noch jemand für barock­mu­sik
  • ist vanes­sa hud­gens katho­lisch?
  • kann ich mir selbst fin­ger bre­chen?
  • war­um läßt man den klo­de­ckel oben?
  • wer hat das advent erfun­den
  • wer hat das datum erfun­den
  • wer hat das tele­vi­si­on erfun­den
  • wer hat fern­se­hen erfun­den
  • wer hat ostern erfun­den?
  • wie lan­ge darf ein elf­jäh­ri­ger täg­lich vor den com­pu­ter?
  • wie schreibt man eine gerichts­re­por­ta­ge
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Leben

Die Schere im Kopf

Wenn der Herbst durch das Ruhr­ge­biet streift wie ein zau­se­li­ger Wan­ders­mann und die Bäu­me in Wal­dorf­schul-mäßi­ge Far­ben taucht, dann spü­re ich mei­nen Hang zur Sozi­al­ro­man­tik.

Die Tage ging ich zur U‑Bahn-Sta­ti­on, vor­bei an den Vor­gär­ten der Dop­pel­häu­ser, und sah Haus­frau­en, die vom Ein­kau­fen kamen; Rent­ner, die in ihrer Ein­fahrt Laub zusam­men­kehr­ten, wohl wis­send, dass ihre Arbeit schon wie­der ver­ges­sen sein wür­de, wenn sie den Rechen in den Werk­zeug­schup­pen stel­len wür­den. Ich sah eine alte Frau, die aus ihrem offe­nen Wohn­zim­mer­fens­ter, hin­ter dem die Tages­gar­di­nen im Auf­wind der Hei­zung flat­ter­ten, ein Ver­län­ge­rungs­ka­bel in den Vor­gar­ten gewor­fen hat­te, an das sie nun den Elek­tro­mä­her ihres Gat­ten anschloss, um den letz­ten Rasen­schnitt der Sai­son vor­zu­neh­men – peni­bel genau bis zu der ansons­ten unsicht­ba­ren Grund­stücks­gren­ze, an der auch die Fas­sa­de des Dop­pel­hau­ses von Schie­fer­ver­tä­fe­lung in dun­kel­grü­nen Rauh­putz über­ging. Die Frau grüß­te wort­los und für das mensch­li­che Auge kaum sicht­bar den Post­bo­ten, der auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te Brie­fe aus­trug, ver­mut­lich Anschrei­ben der Bun­des­knapp­schaft, Post­kar­ten der Enkel aus den Herbst­fe­ri­en und viel­leicht die eine oder ande­re Todes­an­zei­ge.

Es roch nach nas­sem Laub, frisch gemäh­tem Rasen und Kohl­rou­la­den, als sich die Son­ne in einem sol­chen Win­kel durch eine schon kah­le Baum­kro­ne brach, dass jeder Maler dies­seits von Monet kopf­schüt­telnd von sei­ner Staf­fe­lei zurück­ge­tre­ten wäre und gewar­tet hät­te, bis es alles ein biss­chen weni­ger kit­schig aus­sieht. Ich ging an der nahe gele­ge­nen Grund­schu­le vor­bei und war bei­na­he froh, kein fröh­lich glu­ckern­des Kin­der­la­chen zu ver­neh­men, weil mir das in die­sem Moment wohl den Rest gege­ben hät­te und ich voll­ends davon über­zeugt gewe­sen wäre, in der 3Sat-Vari­an­te der „Tru­man Show“ mit­zu­spie­len. Nein, die Kin­der saßen, wie es sich gehört, in der Schu­le auf ihren klei­nen Stühl­chen, auf denen sich ihre Eltern beim Eltern­abend immer so komisch zusam­men­fal­ten müs­sen, an ihren klei­nen Tisch­chen und mal­ten hof­fent­lich Bil­der von herbst­li­chen Stra­ßen­zü­gen oder bas­tel­ten aus Kas­ta­ni­en und Zahn­sto­chern klei­ne Männ­chen, die immer wie­der umfal­len wür­den.

Und so ging ich selig lächelnd mei­nes Wegs, trat nicht in die Hun­de­schei­ße und frag­te mich: „War­um zum Hen­ker soll­test Du das jetzt blog­gen?“

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Musik

All They Want To Do Is Rock

Ent­ge­gen mei­ner gest­ri­gen Behaup­tung wird das Wet­ter offen­bar doch nicht vom Spiel­plan der Fuß­ball­bun­des­li­ga bestimmt, son­dern vom Tour­ka­len­der bri­ti­scher Rock­bands. Denn kaum hat­te ich ges­tern Mit­tag zur Ein­stim­mung auf das abend­li­che Tra­vis-Kon­zert Musik mei­ner schot­ti­schen Lieb­lin­ge auf­ge­legt, öff­ne­te Petrus auch schon alle Schleu­sen und zwang mich, zur U‑Bahn zu waten.

In Köln-Mül­heim ange­kom­men, hat­te sich das Wet­ter wie­der beru­higt, aber im E‑Werk erwar­te­ten mich die nächs­ten Schocks – oder Schö­cke? Jeden­falls war der Laden um zwan­zig vor Acht gera­de mal mit geschätz­ten zwei­hun­dert Leu­ten gefüllt und über­all hin­gen rie­si­ge Wer­be­ban­ner von WDR 2. „Neeeeeeiii­in!“, schrie ich, „ich bin doch noch viel zu jung! Ich will nicht auf Kon­zer­te, die von die­sem Eltern-Sen­der prä­sen­tiert wer­den, gehen!“ Spä­ter sah ich, dass die Sound­mi­scher das Kon­zert mit­schnit­ten – und soll­te WDR 2 es schaf­fen, das kom­plet­te Kon­zert aus­zu­strah­len, wäre ich sogar mit den Ban­nern und dem Gefühl des Alt­s­eins ver­söhnt.1

Vor­band waren The Tas­te aus Mün­chen, eine Art White Stripes mit umge­kehr­ter Geschlech­ter­ver­tei­lung. Das war ganz nett und kurz­wei­lig und weil die Dame und der Herr jedes Lied nament­lich ankün­dig­ten weiß ich jetzt, dass nahe­zu alle The-Tas­te-Songs ein „you“ im Titel haben. Öhm, das klingt jetzt nicht son­der­lich posi­tiv, aber stel­len Sie sich mal vor, wie sie auf noch so gute Bands reagie­ren wür­den, die Ihre Lieb­lings­band sup­port­en müss­ten. Da guckt man halt immer auf die Uhr.

Auf die Uhr geguckt wur­de auch von offi­zi­el­ler Sei­te sehr exakt (WDR-2-Kon­zert halt): 19:59 Uhr Vor­band, 21:00 Uhr Licht aus für Tra­vis. Wie man es schon aus die­sem Mit­schnitt kennt, erklang zunächst die Hym­ne von 20th Cen­tu­ry Fox, ehe die Band in Bade­män­tel gehüllt zum „Rocky The­me“ in die Hal­le ein­zog. Durchs Publi­kum, das inzwi­schen glück­li­cher­wei­se doch noch ein biss­chen ange­wach­sen war. Fran Hea­ly sieht von nahem sehr viel klei­ner, bär­ti­ger und grau­er aus als auf der Büh­ne, aber er hat sehr wache Augen und einen fes­ten Hän­de­druck.

Als die vier Schot­ten und ihr schwe­di­scher Tour-Key­boar­der die Büh­ne erklom­men hat­ten, schmis­sen sie sich mit Schma­ckes in „Sel­fi­sh Jean“, wobei Fran Hea­ly wäh­rend des gan­zen Kon­zer­tes eines der T‑Shirts trug, die sich Deme­tri Mar­tin im Video zum Song vom Kör­per schält. Ohne aus­ufern­de Ansa­gen, die Fran noch auf ver­gan­ge­nen Tou­ren gemacht hat­te, sprang die Band von Song zu Song und damit kreuz und quer durch die eige­ne Geschich­te. Noch auf kei­ner Tour nach 2000 haben Tra­vis so vie­le Songs von ihrem Debüt­al­bum gespielt („Good Day To Die“, „The Line Is Fine“, „Good Fee­ling“ und „All I Want To Do Is Rock“), noch nie stan­den alte und neue Songs der­art Schul­ter an Schul­ter. Was beim Hören der ver­schie­de­nen Alben mit­un­ter nur schwer vor­stell­bar ist, wur­de live völ­lig klar: Die­se Songs stam­men alle von der sel­ben Band und sie sind auch alle Kin­der glei­chen Geis­tes.

Zwar spiel­te die Band jede Men­ge Sin­gles, aber das Kon­zert wirk­te den­noch nicht wie eine Grea­test-Hits-Show. Dafür fehl­ten die Nicht-Album-Sin­gles „Coming Around“ und „Wal­king In The Sun“, aber auch „Re-Offen­der“ von „12 Memo­ries“. Über­haupt gab’s vom unge­lieb­ten „dunk­len“ Album gera­de mal zwei Songs zu hören: „The Beau­tiful Occu­pa­ti­on“ und das luf­ti­ge „Love Will Come Through“. Was aber noch viel merk­wür­di­ger war: Es gab auch gera­de mal vier Songs vom aktu­el­len Album „The Boy With No Name“. Kein „Col­der“, kein „Batt­le­ships“, kein „Big Chair“.

Die Sie­ger im Set hie­ßen also „The Man Who“ (5 von 11 Songs, nur „Blue Flas­hing Light“ fehl­te zur vol­len Glück­se­lig­keit) und „The Invi­si­ble Band“ (5 von 12 Songs, davon „Flowers In The Win­dow“ in einer wun­der­ba­ren Akus­tik­ver­si­on, bei der die gan­ze Band sang). Die Reak­tio­nen im Publi­kum mach­ten deut­lich, dass es sich bei den Bei­den in der Tat um die Lieb­lings­al­ben der meis­ten Fans han­deln muss.

Obwohl das Set also etwas merk­wür­dig aus­sah und min­des­tens zwei Songs (für mich „Blue Flas­hing Light“ und „Col­der“) zu wün­schen übrig ließ, war es ein tol­les Kon­zert, denn die Band hat­te sicht­lich Spaß bei dem, was sie da tat, und die­se Freu­de über­trug sich auf das Publi­kum. Als letz­ten Song im Zuga­ben­block gab es dann natür­lich „Why Does It Always Rain On Me?“, das Lied, das für Tra­vis das ist, was „Creep“ für Radio­head, „Loser“ für Beck und „Won­der­wall“ für Oasis ist: Das Lied, das jeder kennt, auch wenn er sonst nichts von der Band kennt. Aber Tra­vis schaf­fen es, mit die­sem Hit wür­de­voll umzu­ge­hen und wenn das Publi­kum erst mal hüpft wie eine Kolo­nie juve­ni­ler Frö­sche, ist die kom­mer­zi­el­le Bedeu­tung des Lieds eh egal. Und weil Fran den Song beim ers­ten Mal falsch zu Ende gebracht hat­te („This does­n’t hap­pen that often becau­se usual­ly I’m per­fect“), gab’s das Fina­le dann ein zwei­tes Mal.

Das nächs­te Mal wol­len Tra­vis nicht wie­der vier Jah­re auf sich war­ten las­sen. Im Dezem­ber geht’s ins Stu­dio, um ein neu­es Album auf­zu­neh­men.

1 Ja, ich glau­be, das war eine Auf­for­de­rung.

Und hier noch die Set­list für die Jäger und Samm­ler:

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Leben Sport

Wie Wetter gemacht wird

Heu­te ist es kalt. Das erfuhr ich im Super­markt. Zwar wür­de ich per­sön­lich 15°C Mit­te Okto­ber als nicht wirk­lich kalt bezeich­nen, aber es ist immer­hin knap­pe zehn Grad käl­ter als am Wochen­en­de.

Viel wich­ti­ger ist aber, dass ich dort auch erfuhr, war­um es jetzt kalt ist/​wird: Das liegt dar­an, dass Bochum am Sams­tag gegen Bay­ern spielt. Auch in den letz­ten Jah­ren sei es da immer kalt gewe­sen, erklär­te die Kas­sie­re­rin der Frau am Bäcke­rei­t­re­sen.

Wie das Spiel aus­ge­hen wird, habe ich lei­der nicht erfah­ren.

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Unterwegs

Regenzeit

Nach nun­mehr 48 Stun­den Dau­er­re­gen („gefühl­tem Dau­er­re­gen“, zumin­dest) dach­te ich mir, es sei mal an der Zeit für ein biss­chen Eska­pis­mus und Fern­weh.

Des­we­gen jetzt und hier: Eine Minu­te San Fran­cis­co, CA – im Regen. Auf­ge­nom­men im ver­gan­ge­nen Novem­ber.

So lan­ge wie ich zum Umco­die­ren und Hoch­la­den mei­nes ers­ten You­Tube-Clips ever gebraucht habe, hat es natür­lich auf­ge­hört zu reg­nen.

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Musik Unterwegs

Haldern-Liveblog (Samstag)

15:06 Uhr: Was bis­her geschah: Drecks­ver­damm­tes Mist­wet­ter! Die­se Hit­ze! Im Zelt füh­le ich mich wie Colo­nel Kurtz in der grü­nen Höl­le, außer­halb wie Erwin Rom­mel in Nord­afri­ka. Wie, mir kann man’s auch nicht recht machen? 22°C, bewölkt – soll­te doch kein Pro­blem sein.

Auf dem Weg zum Fes­ti­val­ge­län­de noch lau­war­mes Bier ver­nich­tet, aber was tut man nicht alles für authen­ti­sches Fes­ti­val-Fee­ling? Das ist näm­lich jetzt schon wie­der vor­bei, weil ich Prol­lo-Pres­se­mensch im schat­ti­gen Pres­se­zelt sit­zen darf, wäh­rend die unbarm­her­zi­ge nie­der­rhei­ni­sche Son­ne auf den ehe­mals mat­schi­gen Alten Reit­platz nie­der­brennt. Navel und Sere­e­na Manee­sh hab ich des­halb schon ver­passt, aber das Hald­ern-Blog schafft Abhil­fe.

Gera­de ste­hen Fris­ka Vil­jor auf der Büh­ne und von dem, was hier hin­ten noch ankommt, wür­de ich auf Indie-Rock tip­pen. Das soll­te mal genau­er unter­sucht wer­den.

15:35 Uhr: Den­ken Sie bei einem bär­ti­gen, lang­haa­ri­gen Mann mit Hut und Man­do­li­ne nicht auch auto­ma­tisch an Hans Süper? Sie könn­ten auch an Fris­ka Vil­jor den­ken. Die klan­gen ein biss­chen wie eine Mischung aus Arca­de Fire, Kai­zers Orches­tra, The Smith und einer durch­ge­knall­ten Coun­try­band und waren (natür­lich des­halb, nicht trotz­dem) außer­ge­wöhn­lich unter­halt­sam. Wenn es auf dem Niveau wei­ter­geht, wird das ein sehr fei­ner, aber ultra-anstren­gen­der Tag.

16:30 Uhr: Na gut: Sooooo doll ging’s dann doch nicht wei­ter. Vox­t­rot haben zwar ein Kla­vier dabei und klin­gen ein biss­chen wie dir frü­hen R.E.M., aber so ganz kön­nen mich die Texa­ner nicht über­zeu­gen.

Dafür hat der WDR wie­der sei­ne Kame­ras ein­ge­schal­tet und in den Weg gestellt, was mich aus obsku­ren Grün­den an den schöns­ten Fes­ti­val-TV-Moment ever erin­nert …

17:19 Uhr: Auch wenn sie mal aus­nahms­wei­se nicht auf­tre­ten, sind The Divi­ne Come­dy auf dem Hald­ern Pop omnis­pär­sent – und wenn es nur als Umbau­mu­sik und T‑Shirt-Beschrif­tung ist.

Gera­de spie­len John­os­si, die „schwe­di­schen White Stripes“. Es sei sehr heiß auf der Büh­ne sagt Sän­ger John und ein „Ach was“ geht durch die Men­ge. Aber man habe auch gehört, es sei das ers­te tro­cke­ne Hald­ern-Fes­ti­val seit dem 18. Jahr­hun­dert. Das Publi­kum hockt zur Zeit ver­mut­lich lie­ber im Bade­see neben dem Fes­ti­val­ge­län­de und hört von dort aus zu. Alle ande­ren haben schon braun­ge­brann­te Haut oder pfei­fen auf Son­nen­brän­de. Wenn es nicht so uner­träg­lich heiß wäre, wür­den die Leu­te viel­leicht nicht nur beim größ­ten Hit der Band tan­zen. Aber der heißt ja immer­hin „Man Must Dance“.

18:17 Uhr: Ein Teil des gera­de antrock­nen­den Fes­ti­val­ge­län­des stand zwi­schen­zeit­lich wie­der unter Was­ser – dort war eine pro­vi­so­ri­sche Fes­ti­val-Dusche zur Abküh­lung auf­ge­baut wor­den. Auch wenn es schon frü­her Abend ist, sind die Tem­pe­ra­tu­ren nach wie vor hoch.

Die Zuschau­er, die sich gera­de Mala­ju­be geben, las­sen sich davon aber nicht auf­hal­ten. Und auch wenn die Kana­di­er sonst „Mon­tré­al ‑40°C“ besin­gen, kommt ihr fran­zö­sisch­spra­chi­ger Indie­rock gut an. Ich ver­mu­te unter den lau­ten Gitar­ren und Krach­wän­den klei­ne Pop-Per­len, aber die sol­len offen­bar nicht zu auf­fäl­lig sein.

19:38 Uhr: Gera­de gab es die obli­ga­to­ri­sche Pres­se­kon­fe­renz. Ver­an­stal­ter Ste­fan Reich­mann ist zufrie­den mit dem Wet­ter und den Besu­cher­zah­len (5.500 bis 6.000). Er erzählt, dass Indie in vie­len Berei­chen jetzt Main­stream sei, und man in Hald­ern nicht bereit sei, den „Head­li­ner-Ter­ror“, der letzt­end­lich nur die Kos­ten der Ein­tritts­kar­ten in die Höhe trei­be, wei­ter mit­zu­ma­chen. Und auch ohne die ganz gro­ßen „Indie“-Headliner sind Besu­cher­zah­len und Stim­mung ja bes­tens.

Zur Zeit ste­hen Archi­tec­tu­re In Hel­sin­ki auf der Büh­ne, was Raum für etwa ein Halb­dut­zend mie­ser Wort­spie­le lie­ße. Las­sen wir das lie­ber blei­ben und freu­en uns an dem dezent ver­spul­ten Indiepop, der gera­de von der Büh­ne don­nert.

Ab 20 Uhr soll Eins Live, die sog. Jugend­wel­le des omni­prä­sen­ten WDR, übri­gens das Fes­ti­val für vier Stun­den live über­tra­gen. Ich bin ja mal gespannt, ob man dort sei­nem Publi­kum wirk­lich ein Kon­zert von Loney, Dear „zumu­tet“ und dann nach zehn Minu­ten Jan Delay aus­steigt, wie es der Zeit­plan vor­sieht.

20:28 Uhr: Es gibt Geschich­ten, da habe ich das Gefühl, dass mir ein Puz­zle­teil feh­le. Bei Archi­tec­tu­re In Hel­sin­ki bin ich mir des­sen sogar sicher: Alle erzäh­len einem, wie toll die doch sei­en, doch weder auf Plat­te noch live kann mich die Band irgend­wie packen. Letzt­end­lich klingt ihre Musik in mei­nen Ohren wie der Migrä­ne­an­fall einer Wal­dorf-Kin­der­gärt­ne­rin.

Gos­sip am Ran­de: Hier im VIP-Zelt läuft auch Den­nis von Muff Pot­ter rum, den ich gera­de auf ver­mut­lich recht pein­li­che Wei­se ange­quatscht habe. Ich soll­te mir die­ses unpro­fes­sio­nel­le Fan­dom im Dienst mal abge­wöh­nen. Ande­rer­seits: Soll­te man Leu­ten, die groß­ar­ti­ge Musik machen, nicht auch in ihrer Frei­zeit sagen dür­fen, dass sie das tun? Viel­leicht grü­bel ich gleich bei Loney, Dear mal dar­über nach.

21:00 Uhr: Wäh­rend die tief­stehen­de Son­ne den nie­der­rhei­ni­schen Him­mel in ein hol­län­di­sches Oran­ge taucht, geht die Swe­dish Inva­si­on auf der Büh­ne in die nächs­te Run­de: Loney, Dear ali­as Emil Svan­än­gen und sei­ne Begleit­band zau­bern melan­cho­li­schen Indiepop zwi­schen Bright Eyes und The Pos­tal Ser­vice. Die mit­un­ter über­ra­schend text­ar­men Songs („Nanananana­na“, „Dad­ad­ada­da“, „Lal­al­a­la­la“, …) klin­gen live nicht so elek­trisch wie auf Plat­te, wes­we­gen sich der Pos­tal-Ser­vice-Ver­gleich nicht mehr ganz so auf­drängt. Irgend­wie aber eben doch, wes­we­gen ich die Band eben­so als Refe­renz nen­nen möch­te wie Elec­tric Pre­si­dent. Sol­che Musik wür­de auch schön in die Nacht pas­sen.

Apro­pos Nacht: Nach den Erfah­run­gen von ges­tern Abend grü­bel ich noch, ob ich es über­haupt ver­su­chen soll, mir Ghosts und Duke Spe­cial im Spie­gel­zelt anzu­se­hen. Zwar muss man der Fair­ness hal­ber erwäh­nen, dass das Gesche­hen aus dem Zelt auch nach drau­ßen über­tra­gen wird (inkl. Groß­bild­lein­wand) – aber ob das so viel bringt, wenn auf der Haupt­büh­ne gera­de Jan Delay und sei­ne Band spie­len?

Nach­trä­ge Sonn­tag: Pünkt­lich zu den Shout Out Louds wur­de es voll auf dem Platz. So viel zum The­ma „Mäh, gibt ja kei­nen Head­li­ner“. Es war von vor­ne bis hin­ten ein groß­ar­ti­ger Auf­tritt und als nach fünf­zig Minu­ten „Tonight I Have To Lea­ve It“ kam (als letz­ter regu­lä­rer Song vor dem drei­tei­li­gen Zuga­ben­block), brann­te wie erwar­tet die Luft. Man kommt um die­se stän­di­gen The-Cure-Ver­glei­che wirk­lich kaum umhin, weil Adam Oleni­us wirk­lich wie Robert Smith klingt. Ganz klar ein wür­di­ger Abschluss des Fes­ti­vals.

Aber das Fes­ti­val war ja noch nicht vor­bei: Wäh­rend immer mehr Men­schen zu Jan Delay auf den Platz ström­ten, wetz­te ich hin­aus ins Spie­gel­zelt, wo gera­de The Dro­nes am … haha: dröh­nen waren. Ich war mir auch am Ende des Auf­tritts nicht sicher, was ich von ihrem Noi­se-Blues-Rock mit Post-Grunge-Ein­flüs­sen hal­ten soll­te, aber inter­es­sant war es alle­mal.

So lang­sam füll­te sich das Spie­gel­zelt mit Leu­ten, die den Platz teils flucht­ar­tig ver­las­sen haben muss­ten. Ihre Aus­füh­run­gen über das, was Jan Delay da so gebracht habe, sol­len vor einer mög­li­cher­wei­se min­der­jäh­ri­gen Leser­schaft geheim­ge­hal­ten wer­den, des­we­gen nur so viel: Ich war froh, dass ich mich fürs Zelt ent­schie­den hat­te.

Gegen halb eins leg­ten dort Ghosts aus Lon­don mit ihrem char­man­ten Indiepop los, der live nicht mehr ganz so zucker­süß-lieb­lich klingt wie auf Plat­te. Die Band war (wie eigent­lich alle ande­ren auch) völ­lig begeis­tert vom Publi­kum und das Publi­kum auch von ihnen. Mit­ten im Set gab es ein neu­es Kapi­tel der Serie „Brit­pop-Bands covern gänz­lich unwahr­schein­li­che Songs“, als Sän­ger Simon Pet­ti­g­rew „Don’t Cha“ von den Pus­sy­cat Dolls anstimm­te, was wir natür­lich alle erst im Refrain bemerk­ten.

Wäh­rend die Kräf­te der Zuschau­er schwan­den und man­che schon im Ste­hen ein­schlie­fen, wur­de ein hal­bes Instru­men­ten­mu­se­um auf die Büh­ne des Spie­gel­zelts geschleppt. Duke Spe­cial, sonst eigent­lich nur Sänger/​Pianist Peter Wil­son, spiel­ten in vier­köp­fi­ger Beset­zung, bei der unter ande­rem auch Küchen­quirl und Käse­rei­be zum Ein­satz kamen. Wil­son stand hin­ter sei­nem Kla­vier wie sonst nur Ben Folds, und wer so schö­ne Cir­cus-Caba­ret-Indie-Folk-Orches­ter-Pop-Musik macht, dem sieht man auch mal nach, dass er Wurst­haa­re auf dem Kopf trägt.

Danach war Schluss. Zwar stand mit The Ear­lies noch eine letz­te Band auf dem Pro­gramm, aber Rücken, Füße, Lun­ge und Augen schrien „Bett!“ bzw. wenigs­tens „Schlaf­sack“. Und so ende­te das regen­freie Hald­ern-Pop-Fes­ti­val 2007 in die­ser seli­gen Hald­ern-Stim­mung, die einen irgend­wie jedes Jahr befällt. Auf dem Zelt­platz gab es noch John­ny Hills „Ruf Ted­dy­bär Eins-Vier“ und Howard Car­penda­les „Ti Amo“ und ich wuss­te: „Irgend­wie ist es auch gut, dass es jetzt erst mal wie­der vor­bei ist.“

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Wer bei Regen Sonnenmilch kauft, weiß, dass der Stuhl zuerst ein Baum ist

Es ist Hald­ern und die Son­ne scheint … nicht. Nein, es pisst.

Wenn das, was da gera­de run­ter­kommt, zu den für heu­te ange­kün­dig­ten „Schau­ern“ zählt, kann ich wirk­lich nur hof­fen, dass es nicht auch noch zu „Wol­ken­brü­chen“ kommt. Oder dass sich das gan­ze Was­ser jetzt abreg­net und es ab heu­te Abend zum Zelt­auf­bau tro­cken bleibt. Oder dass es nur im Ruhr­ge­biet reg­net, nicht aber am Nie­der­rhein.

Okay, das letz­te war jetzt wirk­lich eine absur­de Idee. Schließ­lich bin ich am Nie­der­rhein auf­ge­wach­sen und in mei­ner Erin­ne­rung reg­ne­te es qua­si immer. Das erklärt natür­lich auch die saf­ti­gen Wie­sen und die lieb­li­chen Auen, die bei­na­he als Tou­ris­ten­ma­gnet her­hal­ten könn­ten, wenn das Wet­ter (s.o.) nicht immer so schlecht wäre. Ver­mut­lich stand am Nie­der­rhein mal die höchs­te Gebirgs­ket­te der Welt (inkl. eines Neun­tau­sen­ders dort, wo heu­te Ding­den liegt, und eines Acht­tau­sen­ders bei Fried­richs­feld), aber der Regen hat das gan­ze Gestein weg­ge­wa­schen, so dass das Land dort nun flach ist wie … Hol­land.

Heu­te Abend wird es wohl noch kein Live­ge­b­log­ge geben, weil ich auf dem Zelt­platz erst recht kein Inter­net haben wer­de (und mein Sie­mens ME45 nicht wirk­lich für sol­che Vor­ha­ben zu gebrau­chen ist). Aber ab mor­gen wer­de ich dann ver­su­chen, immer was aktu­el­les zu schrei­ben.

Bis dahin ver­wei­se ich noch mal auf mein letz­tes Fes­ti­val-im-Regen-Blog und den Umstand, dass sich noch eine Band für heu­te Abend ange­kün­digt hat, die, wenn ich noch ein­mal ihren Namen nen­nen wür­de, ihre gefühl­te zwöl­f­und­drei­ßigs­te Erwäh­nung in die­sem Blog gefun­den hät­te. Und das muss ja nicht heu­te sein.