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Musik Unterwegs

Haldern Pop 2009: Liveblog Freitag

Hauptquartier der Elite.

Herzlich Willkommen!

Auch in diesem Jahr gibt es ein Haldern Pop Festival und überraschenderweise auch ein dazugehöriges Liveblog. (Oder mehrere, aber speziell soll uns hier erst mal dieses hier interessieren.)

Aus verschiedenen Gründen, zu denen unter anderem die Absage von Soap & Skin für den gestrigen Abend zählen, bin ich erst heute angereist. Das Wetter ist nahezu ideal: Die Sonne scheint, aber es ist nicht zu heiß; der Zeltplatzboden ist weich genug, dass man die Heringe reintreiben kann, aber weit von matschig entfernt und ich will schwer hoffen, dass ich die Gummistiefel dieses Jahr völlig umsonst mitgenommen habe.

Asaf Avidan & The Mojos
Nachdem ich die ersten Songs vom Pressezelt aus gehört hatte und zur Bühne ging, war ich überrascht: Da sang ein Mann. Vom Klang her hätte ich eher eine Patti-Smith-, Janis-Joplin-ähnliche Sängerin erwartet. Auch der bluesige Rocksound wirkte ein bisschen wie aus einem länger zurückliegenden Jahrzehnt, schlug aber beim Publikum prompt ein. Die israelische Band (kennt man ja auch nicht sooo viele) hat gerade einen Verlagsdeal mit Chrysalis unterschrieben, was den Verdacht nahelegt, dass ihr Debütalbum bald auch regulär in Deutschland erscheinen wird.

Port O’Brien
Eine dieser Bands, bei denen ich weiß, dass ich das Album besitze, es gut fand und trotzdem fast nie gehört hab. Dann jetzt eben live, inklusive Songs vom neuen, im Oktober erscheinenden Album. Wie viele andere Bands dieses Jahr spielen auch Port O’Brien Folk-Musik im engeren Sinne und es kann nicht mehr lange dauern, bis allen Festival-Besuchern (auch den weiblichen) Vollbärte, Fernfahrermützen und karierte Baumwollhemden gewachsen sind.

Final Fantasy beim Haldern Pop 2009.

Final Fantasy
Wenn Sie bei “junger Mann mit Geige” an den Gewinner des diesjährigen Schlager-Grand-Prix denken müssen, kennen Sie Owen Pallett vermutlich noch nicht. Der hat nicht nur bei diversen Alben seine Finger im Spiel (und am Instrument) gehabt, sondern auch sein Soloprojekt Final Fantasy. Und wenn ich “Solo” schreibe, meine ich: Ja, der Mann steht ganz alleine auf der Bühne, spielt immer neue Samples ein und singt dazu. Das Ergebnis klingt einigermaßen unvergleichlich und passt wunderbar zur frühen Abendsonne.

Woodpigeon
Mein erster Ausflug ins gehassliebte Spiegelzeit. Noch vor wenigen Stunden muss es hier unglaublich heiß gewesen sein, jetzt geht’s. Auch gut, dass das Rauchen im Zelt jetzt verboten ist und die Konzerte auf eine Großbildleinwand im Biergarten vor dem Zelt übertragen werden. Der Biergarten ist noch voller als das Zelt. Sie merken schon: Über die Musik von Woodpigeon mag ich nur ungern schreiben. Netter Folk, aber das war’s dann irgendwie auch schon.

Noah And The Whale beim Haldern Pop 2009

Noah And The Whale
Jubelstürme im Publikum und mir hat’s auch gefallen. Ich weiß nur beim besten Willen nicht, wie ich die Musik beschreiben soll. Schon so ein bisschen wieder diese Achtziger-Dunkel-Kiste, aber dann doch irgendwie mit deutlich mehr Folk-Einflüssen. Egal, wonach es klingt: Es klang toll.

Anna Ternheim
Und da hätten wir dann auch mein erstes echtes Highlight des Festivals: Anna Ternheim, die mir auch schon öfter von Freunden empfohlen worden war, was ich wie üblich irgendwie nicht in einen Hör-Impuls hatte umwandeln können. Jedenfalls habe ich ihre Musik jetzt gehört und war begeistert. Kluger Singer/Songwriter-Pop zwischen Regina Spektor und First Aid Kit.

Colin Munroe beim Haldern Pop 2009.

Colin Munroe
Ein ganz persönlicher Favorit von Haldern-Organisator Stefan Reichmann, der zwischendurch auch selig lächelnd neben der Bühne stand. Überhaupt lächelten alle im Spiegelzelt und wer nicht lächelte, war grad mit Tanzen beschäftigt. Colin Munroe aus Toronto, der in Haldern seine erste Show außerhalb Nordamerikas spielte, ist mit HipHop aufgewachsen und kombiniert diesen sehr lässig mit Pop und knallt dem Publikum einen Sound vor den Latz, bei dem man schon dem Hirntod nahe sein muss, um ruhig zu bleiben. Wie Jason Mraz (nur mehr nach vorne), wie die New Radicals (nur moderner), wie The Whitest Boy Alive (nur noch zwingender). Meine Herren, definitiv der Höhepunkt des ersten Tages, egal was jetzt noch kommt.

Athlete beim Haldern Pop 2009.

Athlete
Athlete veröffentlichen dieses Jahr ihr viertes Album, was bei mir die Frage aufwirft, wie ich eigentlich ihr drittes verpassen konnte. Nun ja: zu spät. Gespielt haben sie Songs aus allen Schaffensperioden, ihren mutmaßlich größten Hit “Half Light” gleich an dritter Stelle. Das war schon deutlich mainstreamradiotauglicher als die meisten anderen Bands, hat aber genauso viel Spaß gemacht. Die Mischung aus Melancholie und Euphorie (s.a. Starsailor, Vega4, The Upper Room) muss man freilich mögen. Ich tu’s und so war’s ein gelungener Abschluss für den (also: meinen) ersten Festivaltag.