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Musik

Nach Düsseldorf gefahren

Das Schrei­ben von Pres­se­infos zählt zu den schlimms­ten Auf­ga­ben im Stein­bruch der Unter­hal­tungs­in­dus­trie. Oft genug müs­sen un(ter)bezahlte Prak­ti­kan­ten, die kei­ner­lei Ver­hält­nis zum zu bewer­ben­den Künst­ler, Pro­dukt oder Ereig­nis haben, sie unter Zeit­druck zusam­men­zim­mern. Ich habe in mei­nem Leben ca. 2.000 Pro­mo­tex­te für Musik­ver­öf­fent­li­chun­gen gele­sen und zwei geschrie­ben und kei­ner davon wäre mir irgend­wie in posi­ti­ver Erin­ne­rung geblie­ben.

Inso­fern ist die Aus­zeich­nung für den espri­tigs­ten Pro­mo­text des Jah­res, die wir in weni­gen Zei­len ver­lei­hen wer­den, mut­maß­lich die ein­zi­ge ihrer Art und mit­hin gleich ein Preis fürs Lebens­werk.

Aus­ge­zeich­net wird der oder die unbe­kann­te Verfasser(in) des offi­zi­el­len Pro­mo­tex­tes zur „No One Can Catch Us“-Tour von Lena Mey­er-Land­rut.

Hier die ers­ten Zei­len:

Bei Raab gewon­nen. Plat­ten­ver­trag unter­schrie­ben. „Satel­li­te“ ver­öf­fent­licht. Bei Wet­ten, Dass ..? auf­ge­tre­ten. Ers­tes Album gemacht. Nach Oslo geflo­gen. Zwölf Punk­te von Lett­land gekriegt. Ein Schild­krö­ten­mäd­chen syn­chro­ni­siert. Wer­be­wirk­sam in einem Klein­wa­gen geses­sen. In der Sesam­stras­se ergrei­fen­des Duett mit Ernie gesun­gen. „Taken By A Stran­ger“ ver­öf­fent­licht. Zwei­tes Album gemacht. Sechs Songs gleich­zei­tig in den Top 100 gehabt. Kai Pflau­me und Gary Bar­low beim Echo ken­nen­ge­lernt. Deutsch­land­tour absol­viert. Nach Düs­sel­dorf gefah­ren. Dort von Frank Elst­ner inter­viewt wor­den. Acht Punk­te von Lett­land gekriegt. Für Mat­thi­as Schweig­hö­fer gesun­gen. Ein Bett gekauft. Rein­ge­legt. Aus­ge­schla­fen.

Die Jury lobt vor allem die kla­re Satz­struk­tur, das Under­state­ment, das auch ein Pars pro toto sein könn­te („Zwölf Punk­te von Lett­land gekriegt“), die Gleich­set­zung von Kai Pflau­me und Gary Bar­low und die Erwäh­nung von Frank Elst­ner.

Ich male nach­her noch eine Urkun­de, die ich dann per­sön­lich bei Con­tra Pro­mo­ti­on abge­ben wer­de.

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Musik Gesellschaft

Death Of A Clown

Heu­te pfei­fen wir mal auf all unse­re Prin­zi­pi­en und brin­gen eine Pres­se­mit­tei­lung im vol­len Ori­gi­nal-Wort­laut:

Pres­se­mit­tei­lung

Top Ten der Trau­er­hits: Unhei­lig Auf­stei­ger des Jah­res bei Beer­di­gun­gen

Ham­burg, 08. Sep­tem­ber 2011 – Seit über einem Jahr domi­niert die Band Unhei­lig die deut­schen Album Charts. Ihre Hit­sin­gle „Gebo­ren um zu leben“ ist laut einer Umfra­ge von Bestattungen.de schon das zweit­meist gespiel­te Lied bei Trau­er­fei­ern. Dies ist nur ein Bei­spiel für den all­ge­mei­nen Trend: Trau­er­mu­sik wird aktu­el­ler und indi­vi­du­el­ler. Bestattungen.de hat Bestat­ter und Ange­hö­ri­ge befragt und die dies­jäh­ri­gen Top Ten der „Trau­er­hits“ erstellt.

2011 belegt wie im Vor­jahr „Time To Say Good­bye“ von Sarah Bright­man den ers­ten Platz. „Pop-Bal­la­den domi­nie­ren wei­ter. Aber der Erfolg von Unhei­lig und die Top Ten Plat­zie­rung des Titels ‚High­way To Hell‘ von AC/​DC zei­gen, dass sich der gesell­schaft­li­che Trend zum Indi­vi­dua­lis­mus eben­falls bei der Aus­wahl von Trau­er­mu­sik abzeich­net“, erläu­tert Bestattungen.de-Geschäftsführer Fabi­an Schaaf.

Hin­ter Bright­man und Unhei­lig folgt der ver­stor­be­ne Hawai­ia­ner Isra­el Kama­ka­wi­wo’o­le mit „Some­whe­re Over The Rain­bow“ auf Platz drei. Auch Klas­sik und Schla­ger fin­det sich in der Bes­ten­lis­te, wie „Ave Maria“
von Franz Schu­bert (Platz vier) und „Über den Wol­ken“ von Rein­hard Mey (Platz acht). „Älte­re Titel sind wei­ter­hin stark ver­tre­ten. Jedoch zeigt sich, dass sich immer mehr Ange­hö­ri­ge für aktu­el­le Titel ent­schei­den“, erläu­tert Schaaf.

Wäh­rend Bestat­tun­gen frü­her gemäß den gesell­schaft­li­chen Nor­men sehr kon­ser­va­tiv waren, gibt es heu­te nicht mehr die „nor­ma­le“ Bestat­tung. Daher erwar­ten die Exper­ten von Bestattungen.de, dass sich der Trend
zu indi­vi­du­el­ler und aus­ge­fal­le­ner Musik wei­ter ver­stär­ken wird.

„Musik ist enorm wich­tig für die Trau­er­be­wäl­ti­gung. Bestat­ter müs­sen mit der Zeit gehen und den per­sön­li­chen Wil­len des Ver­stor­be­nen und der Ange­hö­ri­gen akzep­tie­ren. Ganz egal, wel­che Musik­rich­tung gewünscht wird“, for­dert Bestat­ter Burk­hard Huber. Musik von Unhei­lig und Lie­der wie „Always Look On The Bright Side Of Life“ von Eric Idle oder sogar „Bie­ne Maja“ von Karel Gott sind heu­te kein Tabu mehr, son­dern wer­den bei Trau­er­fei­ern immer häu­fi­ger gespielt.

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Musik Rundfunk Digital

Wer wohnt schon in Düsseldorf?

Bochum/​Berlin, 18. Febru­ar 2011. Lukas Hein­ser und Ste­fan Nig­ge­mei­er haben heu­te in einer Pres­se­mit­tei­lung bekannt­ge­ge­ben, dass sie sich auch vom Aus­tra­gungs­ort Düs­sel­dorf nicht davon abhal­ten wer­den, den Euro­vi­si­on Song Con­test erneut mit einem Video­blog zu beglei­ten. Im ver­gan­ge­nen Jahr hat­ten sie sich ohne Sta­tiv und Wind­schutz nach Nor­we­gen durch­ge­schla­gen und mit ihrem OSLOG nach Mei­nung vie­ler Exper­ten einen maß­geb­li­chen Bei­trag zum Erfolg von Lena Mey­er-Land­rut geleis­tet.

Hein­ser und Nig­ge­mei­er selbst erran­gen in einem etwas weni­ger beach­te­ten Wett­be­werb den drit­ten Platz: in der Kate­go­rie Unter­hal­tung bei der Wahl zu den „Jour­na­lis­ten des Jah­res 2010“. Die Jury des „Medi­um Maga­zins“ fand, dass OSLOG „selbst­iro­nisch mit dem Medi­en­hype um Lena spiel­te“ und „vor­führ­te, wel­ches Poten­ti­al in einem sol­chen Blog ste­cken kann“. Hein­ser, des­sen Ehr­geiz von Ken­nern mit dem von Ste­fan Raab ver­gli­chen wird, kom­men­tier­te das mit den Wor­ten: „Beim nächs­ten Mal wer­den wir die­ses ver­damm­te Poten­ti­al aus­schöp­fen!‘ “

Wäh­rend die Per­so­nal­fra­ge nach der Absa­ge von Tho­mas Gott­schalk und Gün­ther Jauch ähn­lich schnell ent­schie­den war wie bei der deut­schen Inter­pre­tin, war der Name der OSLOG-Neu­auf­la­ge lan­ge offen. Ent­wür­fe wie dueslog.tv, dussellog.tv, und dorflog.tv wur­den schließ­lich ver­wor­fen zuguns­ten von DUSLOG.tv. Das bewähr­te Kon­zept aus ver­geig­ten Anmo­de­ra­tio­nen, exklu­si­ven Inter­views und ver­ges­se­nen Inter­pre­ten­na­men soll bei­be­hal­ten wer­den. Geplant ist aller­dings eine wei­te­re Qua­li­täts­stei­ge­rung. „Wir erwä­gen die Inves­ti­ti­on in einen Wind­schutz für das Mikro­fon“, sagt Hein­ser. Nig­ge­mei­er ergänzt: „Und ich wer­de dies­mal weni­ger Namen ver­wech­seln als letz­tes Jahr in Däne­mark.“

Die hei­ße Pha­se mit täg­li­chen Videobe­rich­ten beginnt Anfang Mai. Bereits heu­te wer­den die neu­en Sei­ten ein­ge­weiht, die von Mar­kus „Herm“ Her­mann frisch tape­ziert und mit einem noch moder­ne­ren Fern­seh­ge­rät aus­ge­stat­tet wur­den: Das Fina­le des deut­schen Vor­ent­schei­des wird ab ca. 20 Uhr in einem Live­blog auf duslog.tv beglei­tet.

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Digital Musik

Wer kann am längsten?

Das mit den Charts ist natür­lich sowie­so so eine Sache: Bis vor weni­gen Jah­ren wur­den die Hit­pa­ra­den der meist­ver­kauf­ten Ton­trä­ger noch mit Hil­fe der Kno­chen von im Mond­licht geschlach­te­ten Hüh­nern errech­net. Mitt­ler­wei­le lis­ten sie tat­säch­li­che Ver­käu­fe auf, aber was drückt das schon aus, solan­ge die abso­lu­ten Zah­len geheim gehal­ten wer­den und man in man­chen Wochen angeb­lich schon mit drei­stel­li­gen Absatz­zah­len in die Top 100 kommt?

Die­se Woche wur­de den­noch eine klei­ne Sen­sa­ti­on gefei­ert: Die Band Unheil…

Moment, bevor ich wei­ter­schrei­be: Ich habe kei­ne Ahnung, wer oder was Unhei­lig ist oder wie ihre Musik klingt. Die Sin­gle „Gebo­ren um zu Leben“, die angeb­lich über Wochen die Charts und die Radio­sta­tio­nen domi­niert hat und in die­ser Zeit meh­re­re Mil­li­ar­den Male gekauft wur­de, habe ich ein ein­zi­ges Mal ver­se­hent­lich im Musik­fern­se­hen gese­hen. Ich fand’s nicht gut, aber auch zu egal, um mich dar­über auf­zu­re­gen, solan­ge es noch Revol­ver­held gibt.

Unhei­lig jeden­falls ist eine klei­ne Sen­sa­ti­on gelun­gen: 15 Mal stand ihr Album „Gro­ße Frei­heit“ auf Platz 1 der deut­schen Charts – ein Mal öfter als Her­bert Grö­ne­mey­ers „Ö“ von 1988.

Wich­tig ist hier das Wört­chen „öfter“, denn wäh­rend Grö­ne­mey­er 14 Wochen am Stück die Chart­spit­ze blo­ckier­te, gin­gen Unhei­lig immer mal wie­der „auf Eins“. Die Behaup­tung „am längs­ten“ wäre also falsch.

Und damit kom­men wir zu einer Pres­se­mit­tei­lung, die Media Con­trol, das Unter­neh­men, das in Deutsch­land die Charts ermit­telt, am Diens­tag ver­schick­te:

Unglaub­li­cher Rekord für den Gra­fen und sei­ne Band Unhei­lig: Zum 15. Mal ste­hen sie mit „Gro­ße Frei­heit“ an der Spit­ze der media con­trol Album-Charts – und legen damit das am längs­ten auf eins plat­zier­te deut­sche Album aller Zei­ten hin.

Dabei schloss man sich der For­mu­lie­rung von Unhei­ligs Plat­ten­fir­ma Uni­ver­sal an, die am Vor­tag ver­kün­det hat­te:

Seit die­ser Woche ist Unhei­lig mit dem aktu­el­len Album „Gros­se Frei­heit“ mit ins­ge­samt 15 Wochen an der Spit­ze der deut­schen Album­charts das am längs­ten auf Num­mer 1 plat­zier­te deut­sche Album aller Zei­ten!

Mit die­sen Vor­la­gen stan­den die Chan­cen auf eine feh­ler­freie Bericht­erstat­tung bei Null:

Die Plat­te „Gro­ße Frei­heit“ ist das am längs­ten auf eins plat­zier­te deut­sche Album in den deut­schen Charts.

(„Welt Online“)

Damit ist die Plat­te „das am längs­ten auf eins plat­zier­te deut­sche Album“.

(dpa)

Damit ist die Plat­te das am längs­ten auf Rang eins plat­zier­te deut­sche Album aller Zei­ten.

(„RP Online“)

Zum 15. Mal ste­hen sie mit ihrer Plat­te „Gro­ße Frei­heit“ an der Spit­ze der Album-Charts und legen damit das am längs­ten auf Platz 1 plat­zier­te deut­sche Album aller Zei­ten hin, wie Media Con­trol mit­teil­te.

(Bild.de)

Und weil die Anzahl der Chart­plat­zie­run­gen kei­ner­lei Schlüs­se auf die tat­säch­li­chen Absatz­zah­len zulässt, ist die For­mu­lie­rung von motor.de beson­ders falsch:

Damit ver­drängt Bernd Hein­rich Graf, wie der Musi­ker mit bür­ger­li­chen Namen heißt, sei­nen Kol­le­gen Her­bert Grö­ne­mey­er vom ewi­gen Thron der am meist­ver­kauf­ten deutsch­spra­chi­gen Pop-Alben aller Zei­ten.

Das Schö­ne ist: Es ist alles noch kom­pli­zier­ter. Media Con­trol ist näm­lich erst seit 1977 für die Erfas­sung der deut­schen Musik­charts zustän­dig, vor­her oblag die­se Auf­ga­be dem Maga­zin „Musik­markt“. Und das führ­te vom 31. Mai bis zum 3. Okto­ber 1974 – und damit geschla­ge­ne 18 Wochen – „Otto 2“ von Otto Waal­kes auf Platz 1. Somit wür­den Unhei­lig, die heu­te mal wie­der von der Spit­zen­po­si­ti­on gefal­len sind, noch vier Wochen feh­len zum Rekord.

Aber auch hier gibt es wie­der einen Haken: Der „Musik­markt“ hat die Charts damals noch Monats­wei­se ver­öf­fent­licht, man kann also nicht sagen, ob sich wäh­rend der 18 Wochen nicht viel­leicht mal das eine oder ande­re Album für eine Woche bes­ser ver­kauft hat als „Otto 2“.

Wie gesagt: Das mit den Charts ist so eine Sache. Aber was wären die Medi­en und die Plat­ten­fir­men ohne sie?

Mit Dank auch an Mar­co Sch.

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Musik Rundfunk

In Assoziationsketten gelegt

Die ZDF-Pres­se­stel­le ver­kün­det soeben fol­gen­de Nach­richt:

Claus Theo Gärt­ner ali­as Detek­tiv Josef Matu­la hat Grund zum Fei­ern: Wenn am heu­ti­gen Mitt­woch, 4. August 2010, die ers­te Klap­pe zur neu­en Fol­ge der ZDF-Kri­mi­se­rie „Ein Fall für zwei“ fällt, hat er den Kri­mi­klas­si­ker „Der­rick“ über­run­det. Mit 282 Fol­gen in der Rol­le des Pri­vat­de­tek­tivs bricht Gärt­ner den Rekord von Horst Tap­pert, der ins­ge­samt 281 Mal in der Rol­le des Ober­inspek­tors „Der­rick“ die Zuschau­er begeis­ter­te.

Ich neh­me das als Vor­wand, Ihnen die fol­gen­den Vide­os zu zei­gen:

Und wenn Sie jetzt sagen: „Das ist doch alles alt!“, dann sage ich: „Stimmt! Allen vor­an Claus Theo Gärt­ner.“

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Rundfunk Kultur

Die Pottheads vom WDR

Am Sonn­tag ist es end­lich soweit: Die A 40 wird zwi­schen Duis­burg und Dort­mund gesperrt, um dar­auf einen rie­si­gen Tisch zu errich­ten und ein Volks­fest zu fei­ern. Die Idee kann man char­mant fin­den oder bekloppt, aber es wird hof­fent­lich tol­le Bil­der geben, die mit­hel­fen, das Image des Ruhr­ge­biets zu ver­bes­sern.

Der West­deut­sche Rund­funk bringt des­halb meh­re­re Son­der­sen­dun­gen, die er in meh­re­ren Pres­se­mit­tei­lun­gen voll­mun­dig ankün­digt:

Kein Stau, kein Stress, kei­ne Autos – am 18. Juli geht auf der Auto­bahn A40 alles. Die RUHR 2010 sperrt den so genann­ten Pott-High­way.

Den was?!

den so genann­ten Pott-High­way.

Ach was. Und wer nennt den so?

Der West­deut­sche Rund­funk – und zwar offen­sicht­lich nur der West­deut­sche Rund­funk.

Aua.

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Musik

Endlich: Das große Comeback!

Hier in Oslo erhal­te ich täg­lich neue Ein­bli­cke ins TV- und Musik­ge­schäft. Eine beson­de­re Erkennt­nis ver­dan­ke ich aller­dings einer Mel­dung aus der Hei­mat:

Nach einer lan­gen Pau­se mel­den sich die Kili­ans zurück.

preist das Label den Arbeits­be­ginn am drit­ten Album an.

Eine „lan­ge Pau­se“ ent­spricht im schnell­le­bi­gen Musik­biz von heu­te also wahl­wei­se vier­zehn oder gleich vier­ein­halb Mona­ten.

Wie Ver­ti­go FM das ange­deu­te­te neue Album von Public Image Ltd. ankün­di­gen wür­de, mag man sich ange­sichts einer 18-jäh­ri­gen Pau­se kaum aus­ma­len.

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Rundfunk

Putting Dinslaken on the map (once more)

Stop the press!

Obwohl das The­ma „Wet­ter“ im Moment nicht gera­de zu den erfreu­lichs­ten zählt, gibt es sen­sa­tio­nel­le Nach­rich­ten von der Water­kant Wet­ter­kar­te:

Nie­mands­land ver­schwun­den

Dins­la­ken. Vie­le grö­ße­re Städ­te, schimpf­ten Bür­ger in Zuschrif­ten an die Stadt, sei­en auf der Wet­ter­kar­te des WDR in der „Lokal­zeit Duis­burg“ abge­bil­det, nur Dins­la­ken nicht. Ein kri­ti­scher Bewoh­ner erklär­te, ein Kon­takt in die­ser Sache mit dem WDR sei erfolg­los geblie­ben. Das ließ die städ­ti­sche Pres­se­stel­le nicht ruhen. Eine Mail und ein Tele­fon­ge­spräch, viel­leicht auch die kol­le­gia­len Kon­tak­te zu Stu­dio­lei­ter Klaus Beck, führ­ten zum Ziel. Auf der regio­na­len Wet­ter­kar­te des Lokal­zeit ist Dins­la­ken jetzt gut leser­lich ver­tre­ten.

Soweit die Pres­se­stel­le der Stadt.

Wetterkarte der Lokalzeit "Duisburg"

Die Pres­se­stel­le des West­deut­schen Rund­funks woll­te die­ses Groß­ereig­nis indes nicht mit einer eige­nen Ver­laut­ba­rung wür­di­gen.

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Print

Queen – „Park Avenue“ 1:0

Gera­de bin ich bei einer Recher­che zufäl­li­ger­wei­se über das hier gestol­pert:

Tritt Queen Eliza­beth II. in die­sem Jahr zurück?

Ham­burg (ots) – „Die Gerüch­te meh­ren sich, die Köni­gin pla­ne kei­nen behut­sa­men Rück­zug aus dem Amt, son­dern einen dra­ma­ti­schen Schritt“, schreibt Peter Obor­ne in der neu­en PARK AVENUE (erscheint am 25. April 2006). Viel­leicht noch in die­sem Jahr?

Queen Eliza­beth II. ist bekannt­lich immer noch im Amt – „Park Ave­nue“ hin­ge­gen

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Print Leben

Uschi Blum macht Lokalredakteure schwach

Hape Ker­ke­lings neue Komö­die „Ein Mann, ein Fjord“ läuft am 21. Janu­ar um 20:15 Uhr im ZDF. Für den Film hat der Komi­ker ein alte Rol­le reak­ti­viert, die auch schon in „Kein Par­don“ zu sehen war: die der Schla­ger­sän­ge­rin Uschi Blum.

Weil man das eben heut­zu­ta­ge so macht, bekam Uschi Blum eine Art Viral­kam­pa­gne spen­diert. Das ist zwar bei einem kos­tü­mier­ten Pro­mi­nen­ten ein wenig albern, aber mit eige­nem MySpace-Pro­fil, offi­zi­el­ler und Agen­tur-Web­site (vor dem Ankli­cken die Laut­spre­cher run­ter­dre­hen!) durch­aus auf­wen­dig und mit … äh: Lie­be zum Detail gemacht.

Natür­lich hat man auch an eine fik­ti­ve Bio­gra­phie gedacht und die besagt, dass Uschi Blum als Hil­de­gard Ster­c­zinski in Dins­la­ken gebo­ren wur­de, sie 1978 4. bei der Wahl zur „Miss Dins­la­ken“ war und sie eini­ge Jah­re das Hun­de-Nagel­stu­dio „Uschi’s Pföt­chen-Salon“ in der Din­kel­gas­se in Dins­la­ken betrieb.

Nun ist es offen gestan­den nur so mit­tel­ab­surd, ein Schla­ger­stern­chen aus­ge­rech­net aus Dins­la­ken kom­men zu las­sen, wenn doch schon der König des Pop­schla­gers dort zuhau­se ist. Aber als inof­fi­zi­el­ler Stadt­blog­ger Dins­la­kens habe ich natür­lich trotz­dem ver­sucht, über sein Manage­ment Kon­takt mit Hape Ker­ke­ling auf­zu­neh­men. Dass der im Moment flei­ßig Pro­mo macht und nicht auf die Anfra­gen jedes Feld‑, Wald- und Wie­sen­blog­gers reagiert, kann ich durch­aus ver­ste­hen. Offen­bar ist es aber auch den Kol­le­gen in der Lokal­re­dak­ti­on der „Rhei­ni­schen Post“ (für die ich frü­her geschrie­ben habe) nicht gelun­gen, eige­ne O‑Töne des belieb­ten Komi­kers zu bekom­men, wes­we­gen man dort den Helb­sei­ter, der wohl unbe­dingt in die Sams­tags­aus­ga­be soll­te, irgend­wie anders fül­len muss.

Sie kön­nen den Arti­kel ger­ne selbst mit der offi­zi­el­len „Bio­gra­phie“ und den wei­te­ren Pro­mo­tex­ten ver­glei­chen, ich hab Ihnen aber die wich­tigs­te Eigen­krea­ti­on des Autors hier mal kurz rüber­ko­piert:

Die [Inter­net­sei­te] von Uschi ist der Ham­mer.

Nun ist es viel­leicht etwas ande­res, ob man eine (fik­ti­ve) Künst­ler­bio­gra­phie in wei­ten Tei­len für einen redak­tio­nel­len Text über­nimmt, oder ein­fach Wer­be­tex­te für Unter­neh­men abschreibt (wie „RP Online“ das ja schon mal macht).

Trotz­dem hat der Arti­kel aus der „Rhei­ni­schen Post“ in mei­nen Augen wenig mit Jour­na­lis­mus zu tun. Sein Autor Ralf Schrei­ner ver­säumt es, auch nur ein Mal auf die Pres­se­info hin­zu­wei­sen. Nach einer Ein­lei­tung, in der Ker­ke­lings Ver­klei­dung erklärt, folgt über sechs Absät­ze der leicht modi­fi­zier­te Pro­mo­text. Sowas kann man machen, wenn man Kon­zer­te von Berg­ar­bei­ter­chö­ren oder Nach­wuchs­bands ankün­di­gen will – aber nicht, wenn man aus eige­nem Antrieb ein gro­ßes Por­trät für die Sams­tags­aus­ga­be schreibt.

Die „Neue Rhein Zei­tung“, das ande­re Blatt mit Dins­la­ke­ner Lokal­re­dak­ti­on, hat am Sams­tag eben­falls einen gro­ßen Arti­kel über Uschi Blum gebracht – der aller­dings im Super-Duper-Online­por­tal Der Wes­ten nicht zu fin­den ist. Dort steht im Wesent­li­chen das Sel­be drin (Dins­la­ken, „Miss Dins­la­ken“, „Uschi’s Pföt­chen-Salon“), aber wesent­lich kür­zer und sogar anmo­de­riert:

Außer­dem hat Uschi im Inter­net ihren lesens­wer­ten Lebens­lauf ver­öf­fent­licht. Dar­aus:

Auch dass die „NRZ“ bei der Kon­takt­auf­nah­me mit Ker­ke­ling geschei­tert ist, erfährt der Leser. Ver­packt in einen Info­kas­ten, der zumin­dest eine nähe­re Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Gegen­stand nahe­legt:

Warum ausgerechnet Dinslaken? Im vergangenen Jahr ließen ein Ehepaar, das sich mit einem anderen aus Dinslaken ein Hotelzimmer teilen musste und dafür Rabatt bekam (Cartoon "Hippenstocks Strategen", Süddeutsche Zeitung), ein weiterer Cartoon und eine Äußerung von Roger Willemsen die Frage aufkommen: Warum ausgerechnet Dinslaken? Hat Dinslaken einen lustigen Klang? Steht Dinslaken für etwas Besonderes? Für das Nirgendwo? Das Kleinstädtische? Das Geheimnisvolle? Oder für das Ende der Welt? Zumindest Hape Kerkeling konnte es uns nicht beantworten. Er sei bis Ende 2010 zu ausgebucht, um derartigen Anfragen nachzukommen, teilte sein Büro mit.

Ich glau­be, ich soll­te mich bei Roger Wil­lem­sen ent­schul­di­gen

Mit Dank auch an Micha­el M. für den Hin­weis und an mei­ne Mut­ter für den Scan!

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Digital

PR Online (2)

Heu­te Mor­gen stol­per­te ich bei mei­nen Freun­den von „RP Online“ im Rei­se-Res­sort über einen Arti­kel:

Für 39 Euro durch Deutschland: Aldi verkauft Germanwings-Tickets (RPO). Am 30. Oktober startet Aldi mit dem Verkauf von Flugtickets der Billig-Airline Germanwings. Die Flüge der Lufthansa-Tochter werden bundesweit zum Komplettpreis von 39 Euro angeboten.

„Hmmmmmm“, dach­te ich. „Wenn ‚Bild‘ das in der Print-Aus­ga­be macht, ist es Schleich­wer­bung…“ (s. BILD­blog)

Nun gilt der Pres­se­ko­dex zwar noch nicht für Online-Medi­en, aber das ist Gerich­ten im Zwei­fels­fall auch egal. Allein der Text des Arti­kels leg­te den Schluss nahe, dass das Autoren­kür­zel „RPO“ da mal wie­der völ­lig fehl am Plat­ze war.

Und sie­he da: der Arti­kel war eine nur mäßig umge­schrie­be­ne Pres­se­mit­tei­lung des Rei­se­ver­an­stal­ters Ber­ge & Meer, der für Aldi die Rei­sen abwi­ckelt.

Zum Ver­gleich:

Pres­se­mit­tei­lung „RP Online“
Am 30. Okto­ber star­tet ALDI mit dem Ver­kauf von Flug­ti­ckets der deut­schen Güns­tig-Air­line Ger­man­wings. Die Flü­ge der Luft­han­sa-Toch­ter wer­den über ALDI-Rei­sen bun­des­weit zum Kom­plett­preis von 39 Euro ange­bo­ten. Am 30. Okto­ber star­tet Aldi mit dem Ver­kauf von Flug­ti­ckets der Bil­lig-Air­line Ger­man­wings. Die Flü­ge der Luft­han­sa-Toch­ter wer­den bun­des­weit zum Kom­plett­preis von 39 Euro ange­bo­ten.
Die Tickets sind online über www.aldi-reisen.de oder tele­fo­nisch buch­bar. Im Preis ent­hal­ten sind alle Steu­ern und Gebüh­ren, die Kre­dit­kar­ten­ge­bühr, der Kero­sin­zu­schlag sowie der Trans­port eines Kof­fers. Die inner­deut­schen One­way-Flü­ge kön­nen bis zum 27. Novem­ber bei ALDI gebucht wer­den, geflo­gen wer­den muss bis zum 31. März 2009. Die Tickets sind online über www.aldi-reisen.de oder tele­fo­nisch buch­bar. Im Preis ent­hal­ten sind Steu­ern und Gebüh­ren, die Kre­dit­kar­ten­ge­bühr, der Kero­sin­zu­schlag sowie der Trans­port eines Kof­fers. Die inner­deut­schen One­way-Flü­ge kön­nen bis zum 27. Novem­ber gebucht wer­den, geflo­gen wer­den muss bis zum 31. März 2009.
„Die Son­der­ak­ti­on“, so Rei­ner Meutsch vom ALDI-Rei­se­part­ner Ber­ge & Meer, „star­tet zum Auf­takt des erwei­ter­ten ALDI-Rei­se­an­ge­bo­tes.“ Im Novem­ber liegt erst­mals ein 16-sei­ti­ger Kata­log mit aktu­el­len Monats-Schnäpp­chen sowie Früh­bu­cher-Ange­bo­ten für 2009 in allen Filia­len von Deutsch­lands größ­tem Dis­coun­ter aus. Tele­fo­ni­sche Buchun­gen unter 0180 5/​70 20 70 (ALDI NORD) und 0180 5/​70 30 70 (ALDI SÜD), Inter­net: www.aldi-reisen.de  
Down­load von wei­te­ren Infos und Fotos unter www.tourtipp.net im Bereich Kunden/​Berge & Meer. Die Tickets sind vom 30. Okto­ber 2008 an bei ALDI buch­bar.  
Bera­tung und Buchung erfol­gen sie­ben Tage die Woche von 8 bis 22 Uhr unter 0180 5/​70 20 70* für ALDI NORD und 0180 5/​70 30 70* für ALDI SÜD durch Urlaubs­exper­ten von Deutsch­lands erfolg­reichs­tem Rei­se-Direkt­an­bie­ter Ber­ge & Meer. (* EUR 0,14/Min aus dem deut­schen Fest­netz, abwei­chen­de Mobil­funk­netz­prei­se mög­lich). Bera­tung und Buchung erfol­gen sie­ben Tage die Woche von 8 bis 22 Uhr unter 0180 5/​70 20 70* für Aldi Nord und 0180 5/​70 30 70* für Aldi Süd durch Urlaubs­exper­ten. (* EUR 0,14/Min aus dem deut­schen Fest­netz, abwei­chen­de Mobil­funk­netz­prei­se mög­lich).

Mei­ne Fra­gen („Was ist an dem Arti­kel auf ‚RP Online‘ anders als bei dem in ‚Bild‘? Inwie­fern glau­ben Sie, dass es sich bei Ihrem Text NICHT um Schleich­wer­bung han­delt?“) an Fran­zis­ka Bluhm, die stell­ver­tre­ten­de Chef­re­dak­teu­rin von „RP Online“, blie­ben bis­her unbe­ant­wor­tet – aller­dings sah der Arti­kel kurz dar­auf deut­lich anders aus:

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Nach­trag, 15:30 Uhr: Frau Bluhm hat mir gera­de gemailt. Hier ihre, von Gruß­for­meln berei­nig­te, Ant­wort im Wort­laut:

vie­len Dank für Ihren Hin­weis, wir haben den Text off­line genom­men.

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Die Zeitungskrise erreicht den Westen

So ein biss­chen hat­te der WDR Pech mit sei­nem Timing. Da hat man mit „Dra­ma­ti­sche Ent­wick­lun­gen bei der WAZ-Grup­pe: Zei­tun­gen erschei­nen nur noch in redu­zier­tem Umfang“ eine Top-Mel­dung, die nicht nur für Medi­en­krei­se, son­dern weit dar­über hin­aus inter­es­sant ist, aber lei­der war es schon 19:00 Uhr, als die Pres­se­mit­tei­lung dazu raus­ging. Die Medi­en­diens­te und ‑blogs (mit Aus­nah­me von Medi­en­rau­schen) waren schon im Fei­er­abend und bei der „WAZ“ war nie­mand mehr (also: noch nie­man­der), der für Rück­fra­gen zur Ver­fü­gung hät­te ste­hen kön­nen. Auch bei den Pres­se­mit­tei­lun­gen der WAZ-Medi­en­grup­pe fin­det sich noch nichts zu den aktu­el­len Ent­wick­lun­gen.

Das Bran­chen­blatt „Wer­ben & Ver­kau­fen“ hat­te das zwar schon am Nach­mit­tag ange­deu­tet, aber dass die Zei­tun­gen des Kon­zerns („West­deut­sche All­ge­mei­ne Zei­tung“, „Neue Rhein/​Neue Ruhr-Zeitung“,„Westfälische Rund­schau“ und „West­fa­len­post“) schon ab mor­gen in deut­lich gerin­ge­rem Umfang erschei­nen sol­len (32 statt 48 Sei­ten), das ist schon ein ziem­li­cher Ham­mer. Dar­über hin­aus könn­ten bis zu einem Drit­tel der Stel­len abge­baut wer­den.

Die Zei­tungs­kri­se, die schon etli­che ame­ri­ka­ni­sche Tra­di­ti­ons­blät­ter zer­legt oder ins Inter­net gedrängt hat, ist damit mit­ten im Kern­ge­schäft von Deutsch­lands dritt­größ­tem Ver­lags­haus ange­kom­men. Das Fern­se­hen hat­te die Kri­se ja schon ges­tern erwischt.