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Gelegentlich angeblich

Falls Sie die letz­ten Tage unter einem Stein oder auf einem ande­ren Pla­ne­ten ver­bracht haben soll­ten: Hape Ker­ke­ling hat am Sams­tag bei „Wet­ten dass..?“ ver­kün­det, dass er nicht als Nach­fol­ger von Tho­mas Gott­schalk zur Ver­fü­gung stün­de. Eines der „drei wich­ti­gen Ämter in Deutsch­land“ (neben Kanzler/​in und Bun­des­trai­ner) ist damit nach wie vor unbe­setzt.

Das … äh: „Nach­rich­ten­por­tal“ rentner-news.de („Von Rent­nern – für Rent­ner“) hat heu­te Vor­mit­tag die „ulti­ma­ti­ve Wahr­heit über die ‚Wet­ten dass.…?‘-Nachfolge von Tho­mas Gott­schalk“ ent­hüllt:

Wie aus dem nähe­ren Umfeld des ZDF nach der Sen­dung ver­lau­te­te, sol­len eini­ge Vor­stands­mit­glie­der des ZDF erst wäh­rend der Live-Über­tra­gung erfah­ren haben, dass Hape Ker­ke­ling gele­gent­lich angeb­lich homo­se­xu­ell ist.

Auf­grund man­geln­der Erfah­run­gen auf die­sem Gebiet erschien ihnen dies inkom­pa­ti­bel zu den Pro­gramm­richt­li­ni­en des ZDF , und man ver­zich­te­te vor­sichts­hal­ber auf ein Enga­ge­ment von Hape Ker­ke­ling.

Die ande­ren Medi­en, sonst hyper­ak­tiv, wenn es um das The­ma „Wet­ten dass..?“ geht, haben die Geschich­te bis­her nicht auf­ge­grif­fen. Was womög­lich damit zusam­men­hän­gen könn­te, dass 20 Jah­re dann doch eine Zeit sind, in der selbst beim ZDF eine Nach­richt ankommt. So lang ist Ker­ke­lings Outing durch Rosa von Praun­heim bei „Explo­siv – Der hei­ße Stuhl“ fast auf den Tag genau her.

Nach­trag, 16.45 Uhr: Womög­lich han­delt es sich bei rentner-news.de aber auch ein­fach nur um eine Sati­re-Sei­te

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Uschi Blum macht Lokalredakteure schwach

Hape Ker­ke­lings neue Komö­die „Ein Mann, ein Fjord“ läuft am 21. Janu­ar um 20:15 Uhr im ZDF. Für den Film hat der Komi­ker ein alte Rol­le reak­ti­viert, die auch schon in „Kein Par­don“ zu sehen war: die der Schla­ger­sän­ge­rin Uschi Blum.

Weil man das eben heut­zu­ta­ge so macht, bekam Uschi Blum eine Art Viral­kam­pa­gne spen­diert. Das ist zwar bei einem kos­tü­mier­ten Pro­mi­nen­ten ein wenig albern, aber mit eige­nem MySpace-Pro­fil, offi­zi­el­ler und Agen­tur-Web­site (vor dem Ankli­cken die Laut­spre­cher run­ter­dre­hen!) durch­aus auf­wen­dig und mit … äh: Lie­be zum Detail gemacht.

Natür­lich hat man auch an eine fik­ti­ve Bio­gra­phie gedacht und die besagt, dass Uschi Blum als Hil­de­gard Ster­c­zinski in Dins­la­ken gebo­ren wur­de, sie 1978 4. bei der Wahl zur „Miss Dins­la­ken“ war und sie eini­ge Jah­re das Hun­de-Nagel­stu­dio „Uschi’s Pföt­chen-Salon“ in der Din­kel­gas­se in Dins­la­ken betrieb.

Nun ist es offen gestan­den nur so mit­tel­ab­surd, ein Schla­ger­stern­chen aus­ge­rech­net aus Dins­la­ken kom­men zu las­sen, wenn doch schon der König des Pop­schla­gers dort zuhau­se ist. Aber als inof­fi­zi­el­ler Stadt­blog­ger Dins­la­kens habe ich natür­lich trotz­dem ver­sucht, über sein Manage­ment Kon­takt mit Hape Ker­ke­ling auf­zu­neh­men. Dass der im Moment flei­ßig Pro­mo macht und nicht auf die Anfra­gen jedes Feld‑, Wald- und Wie­sen­blog­gers reagiert, kann ich durch­aus ver­ste­hen. Offen­bar ist es aber auch den Kol­le­gen in der Lokal­re­dak­ti­on der „Rhei­ni­schen Post“ (für die ich frü­her geschrie­ben habe) nicht gelun­gen, eige­ne O‑Töne des belieb­ten Komi­kers zu bekom­men, wes­we­gen man dort den Helb­sei­ter, der wohl unbe­dingt in die Sams­tags­aus­ga­be soll­te, irgend­wie anders fül­len muss.

Sie kön­nen den Arti­kel ger­ne selbst mit der offi­zi­el­len „Bio­gra­phie“ und den wei­te­ren Pro­mo­tex­ten ver­glei­chen, ich hab Ihnen aber die wich­tigs­te Eigen­krea­ti­on des Autors hier mal kurz rüber­ko­piert:

Die [Inter­net­sei­te] von Uschi ist der Ham­mer.

Nun ist es viel­leicht etwas ande­res, ob man eine (fik­ti­ve) Künst­ler­bio­gra­phie in wei­ten Tei­len für einen redak­tio­nel­len Text über­nimmt, oder ein­fach Wer­be­tex­te für Unter­neh­men abschreibt (wie „RP Online“ das ja schon mal macht).

Trotz­dem hat der Arti­kel aus der „Rhei­ni­schen Post“ in mei­nen Augen wenig mit Jour­na­lis­mus zu tun. Sein Autor Ralf Schrei­ner ver­säumt es, auch nur ein Mal auf die Pres­se­info hin­zu­wei­sen. Nach einer Ein­lei­tung, in der Ker­ke­lings Ver­klei­dung erklärt, folgt über sechs Absät­ze der leicht modi­fi­zier­te Pro­mo­text. Sowas kann man machen, wenn man Kon­zer­te von Berg­ar­bei­ter­chö­ren oder Nach­wuchs­bands ankün­di­gen will – aber nicht, wenn man aus eige­nem Antrieb ein gro­ßes Por­trät für die Sams­tags­aus­ga­be schreibt.

Die „Neue Rhein Zei­tung“, das ande­re Blatt mit Dins­la­ke­ner Lokal­re­dak­ti­on, hat am Sams­tag eben­falls einen gro­ßen Arti­kel über Uschi Blum gebracht – der aller­dings im Super-Duper-Online­por­tal Der Wes­ten nicht zu fin­den ist. Dort steht im Wesent­li­chen das Sel­be drin (Dins­la­ken, „Miss Dins­la­ken“, „Uschi’s Pföt­chen-Salon“), aber wesent­lich kür­zer und sogar anmo­de­riert:

Außer­dem hat Uschi im Inter­net ihren lesens­wer­ten Lebens­lauf ver­öf­fent­licht. Dar­aus:

Auch dass die „NRZ“ bei der Kon­takt­auf­nah­me mit Ker­ke­ling geschei­tert ist, erfährt der Leser. Ver­packt in einen Info­kas­ten, der zumin­dest eine nähe­re Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Gegen­stand nahe­legt:

Warum ausgerechnet Dinslaken? Im vergangenen Jahr ließen ein Ehepaar, das sich mit einem anderen aus Dinslaken ein Hotelzimmer teilen musste und dafür Rabatt bekam (Cartoon "Hippenstocks Strategen", Süddeutsche Zeitung), ein weiterer Cartoon und eine Äußerung von Roger Willemsen die Frage aufkommen: Warum ausgerechnet Dinslaken? Hat Dinslaken einen lustigen Klang? Steht Dinslaken für etwas Besonderes? Für das Nirgendwo? Das Kleinstädtische? Das Geheimnisvolle? Oder für das Ende der Welt? Zumindest Hape Kerkeling konnte es uns nicht beantworten. Er sei bis Ende 2010 zu ausgebucht, um derartigen Anfragen nachzukommen, teilte sein Büro mit.

Ich glau­be, ich soll­te mich bei Roger Wil­lem­sen ent­schul­di­gen

Mit Dank auch an Micha­el M. für den Hin­weis und an mei­ne Mut­ter für den Scan!

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Improve Your Importance!

Das Peo­p­le-Maga­zin „Vani­ty Fair“ (also des­sen tra­gi­scher deut­scher Able­ger) unter­nimmt zur Zeit mal wie­der einen Ver­such, Rele­vanz zu gene­rie­ren. Dies­mal nicht mit der belieb­ten Serie „Fried­man und die Nazis“, son­dern mit einer gro­ßen Abstim­mung:

Die 100 wichtigsten Deutschen: Stimmen Sie ab!  Sie geben unserem Land Profil, ziehen an den Strippen, sorgen für Kultur, Fortschritt und kontroverse Debatten: 100 Persönlichkeiten, die unsere Gegenwart prägen. Wählen Sie mit uns die wichtigsten Deutschen des Jahres! Unterschätzt oder überschätzt? Starten Sie die Top 100 und klicken Sie auf den entsprechenden Button. Jede Stimme zählt. Ihr Favorit ist nicht dabei? In unserem Forum können Sie ihn gerne nachnommieren. Klicken Sie hier, um sich für das Forum anzumelden.

Man wun­dert sich ein biss­chen, wer es so alles in die (aktu­el­le) Lis­te geschafft hat – über man­che Per­so­nen ärgert man sich, bei ande­ren hält man es für ver­dient und muss zuge­ben, dass man sie selbst ver­ges­sen hät­te.

Beson­ders ange­tan hat es den Machern und Nach­rei­chern der Lis­te offen­bar die Füh­rungs­eta­ge von „Spie­gel Online“ bzw. „Spiel­gel Online“:

65: Wolfgang Büchner - Geschäftsführer Spielgel Online

66: Rüdiger Ditz - Geschäftsführer Spiegel Online

91: Rüdiger Dietz

(Der Mann, der sich zwei Mal mit unter­schied­li­cher Schreib­wei­se, aber glei­chem Foto in der Lis­te fin­det, heißt kor­rekt übri­gens Rüdi­ger Ditz.)

Vor­ne wer­den die Plät­ze natür­lich vor allem von mobi­li­sier­ten Fan­clubs ver­ge­ben (es gibt kei­ne IP-Sper­re, jeder kann so oft abstim­men, wie er mag): Hape Ker­ke­ling, Tokio Hotel, Ange­la Mer­kel, Bushi­do, Bene­dikt XVI., Hel­mut Schmidt, Sido, …

Da stefan-niggemeier-fans.de.vu ver­mut­lich noch eini­ge Zeit auf sich war­ten las­sen wird, dach­te ich mir, ich könn­te ja ersatz­wei­se mal hier im Blog Stim­mung für mei­nen Chef machen – gera­de, wo sich die Ver­ant­wort­li­chen von vanityfair.de die Mühe gemacht haben, mal ein ande­res Foto von ihm zu fin­den.

Also: Kli­cket zuhauf!

PS: Sie tun vanityfair.de damit auch noch was Gutes, denn jeder Klick gilt als page impres­si­on und treibt damit deren Anzei­gen­prei­se in die Höhe.

Nach­trag, 30. August, 02:04 Uhr: Zum The­ma Ditz/​Dietz schick­te David M. die­sen schö­nen Screen­shot:

Außer­dem:

1: Stefan Niggemeier, Medienjournalist und Blogger

Nach­trag, 2. Sep­tem­ber: vanityfair.de hat auf die denk­bar unsou­ve­räns­te Wei­se reagiert und den Coun­ter für Ste­fan Nig­ge­mei­er (und offen­sicht­lich nur für ihn) ein­fach zurück­ge­setzt.

Unab­hän­gig davon bin ich der Mei­nung, dass die­se pein­li­che Abstim­mung inzwi­schen genug Auf­merk­sam­keit abbe­kom­men hat, und möch­te Sie des­halb bit­ten, mit vanityfair.de das zu tun, was man mit vanityfair.de am Bes­ten tut, und den Quatsch für­da­hin ein­fach zu igno­rie­ren.

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Digital Gesellschaft

Nicht immer gut

Wer guckt sich eigent­lich die­se alber­nen Bil­der­ga­le­rien auf den Start­sei­ten diver­ser Web­mail-Diens­te an? Ich, zum Bei­spiel, wenn ich mich gera­de mal wie­der ver­klickt habe.

Und so stieß ich bei gmx.de auf eine Gale­rie, die wie folgt vor­ge­stellt wur­de:

GMX glaubt, dass manche Prominentenoutings der Karriere geschadet haben.
(Screen­shot: gmx.de)

Mal davon ab, dass auch hier mal wie­der mun­ter die Begrif­fe „Outing“ und „Coming-Out“ durch­ein­an­der gewor­fen wer­den, ist die Lis­te der Pro­mi­nen­ten (Hape Ker­ke­ling, Elton John, Pink, Peter Pla­te, Micha­el Sti­pe, Geor­ge Micha­el, Lilo Wan­ders, Tho­mas Her­manns, Klaus Wowe­reit, Melis­sa Ether­idge, Hel­la von Sin­nen, Jür­gen Domi­an, Dirk Bach, Vera Int-Veen und Ellen de Gene­res) unge­fähr so span­nend wie eine Fla­sche Pro­sec­co, die seit dem letzt­jäh­ri­gen Chris­to­pher Street Day offen rum­steht – man fragt sich eigent­lich nur, wer Georg Uecker und Maren Kroy­mann ver­ges­sen hat.

Natür­lich könn­te man sich jetzt fra­gen, bei wel­cher der genann­ten Per­so­nen sich das Coming-Out/Ou­ting denn als „nicht gut“ für die Kar­rie­re erwie­sen habe. „Na, für Ellen de Gene­res zum Bei­spiel“, ruft da gmx.de:

Als sie sich in einer Epi­so­de als lebisch outet, wird der Sen­der von Geld­ge­bern unter Druck gesetzt und setzt die Sen­dung ab.

Nein, ich weiß auch nicht, was „lebisch“ ist und ob sowas die Kar­rie­re zer­stö­ren kann. Aber wenn wir der Wiki­pe­dia trau­en kön­nen, schob man es bei ABC wohl auch eher auf die schwä­cheln­den Quo­ten und den Druck reli­giö­ser Orga­ni­sa­tio­nen nach de Gene­res‘ Coming-Out, als man „Ellen“ 1998 aus­lau­fen ließ.

Apro­pos Wiki­pe­dia: die scheint bei der Recher­che für den Arti­kel die Bild­be­gleit­tex­te eine wich­ti­ge Rol­le gespielt zu haben. So heißt es bei Ernie Rein­hardt (Lilo Wan­ders):

… im Zweifelsfall war’s die Wikipedia
(Screen­shot: gmx.de, Her­vor­her­bung: Cof­fee & TV)

Viel Arbeit war also offen­bar nicht von­nö­ten, um die Lis­te zu erstel­len und ein paar Fak­ten zusam­men­zu­tra­gen. Und trotz­dem kann man auch an so einer Auf­ga­be noch schei­tern:

Die meis­ten Men­schen ver­bin­den Elton John nur mit jener schwer ver­dau­li­chen Bal­la­de „Cand­le in the wind“, die 1997 zu Ehren der ver­stor­be­nen Lady Di in jedem Radio-Sen­der der Welt run­ter­ge­lei­ert wur­de. Trotz des Prä­di­kats „meist­ver­kauf­te Sin­gle aller Zei­ten“ muss sich der mitt­ler­wei­le geadel­te Sir Elton John für die­sen Schmacht­fet­zen auch heu­te noch Kri­tik gefal­len las­sen.

wird dem Leben ’n‘ Werk von Elton John jetzt viel­leicht nicht so ganz gerecht, ist aber harm­los ver­gli­chen mit dem, was bei Hape Ker­ke­ling steht:

Der 1964 gebo­re­ne Come­dy-Star oute­te sich Anfang der 90er-Jah­re als homo­se­xu­ell

Ist das jetzt nur unglück­lich for­mu­liert oder bewuss­tes Ver­schlei­ern der Tat­sa­che, dass Ker­ke­ling (wie auch Alfred Bio­lek) 1991 von Regis­seur Rosa von Praun­heim in der RTL-Sen­dung „Explo­siv – Der hei­ße Stuhl“ geoutet wur­de? Eine Pra­xis, die unter ande­rem der Bund les­bi­scher und schwu­ler Jour­na­lis­tIn­nen ver­ur­teilt.

Aber was soll so ein Para­dies­vo­gel-Sam­mel­al­bum unter dem Titel „Pro­mi­nen­te auf dem CSD? Die­se Stars könn­ten Sie dort tref­fen“ über­haupt? Und wer guckt sich die­se alber­nen Bil­der­ga­le­rien auf den Start­sei­ten diver­ser Web­mail-Diens­te eigent­lich an?

Gerüch­ten zufol­ge „könn­te“ man auf „dem CSD“ (gemeint ist ver­mut­lich der Chris­to­pher Street Day in Ber­lin am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de, Köln kommt aber z.B. auch noch) auch hete­ro­se­xu­el­le Pro­mi­nen­te tref­fen. Und homo- oder bise­xu­el­le Nicht-Pro­mi­nen­te. Und hete­ro­se­xu­el­le Nicht-Pro­mi­nen­te. Und und und …