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Improve Your Importance!

Das Peo­p­le-Maga­zin „Vani­ty Fair“ (also des­sen tra­gi­scher deut­scher Able­ger) unter­nimmt zur Zeit mal wie­der einen Ver­such, Rele­vanz zu gene­rie­ren. Dies­mal nicht mit der belieb­ten Serie „Fried­man und die Nazis“, son­dern mit einer gro­ßen Abstim­mung:

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Man wun­dert sich ein biss­chen, wer es so alles in die (aktu­el­le) Lis­te geschafft hat – über man­che Per­so­nen ärgert man sich, bei ande­ren hält man es für ver­dient und muss zuge­ben, dass man sie selbst ver­ges­sen hät­te.

Beson­ders ange­tan hat es den Machern und Nach­rei­chern der Lis­te offen­bar die Füh­rungs­eta­ge von „Spie­gel Online“ bzw. „Spiel­gel Online“:

65: Wolfgang Büchner - Geschäftsführer Spielgel Online

66: Rüdiger Ditz - Geschäftsführer Spiegel Online

91: Rüdiger Dietz

(Der Mann, der sich zwei Mal mit unter­schied­li­cher Schreib­wei­se, aber glei­chem Foto in der Lis­te fin­det, heißt kor­rekt übri­gens Rüdi­ger Ditz.)

Vor­ne wer­den die Plät­ze natür­lich vor allem von mobi­li­sier­ten Fan­clubs ver­ge­ben (es gibt kei­ne IP-Sper­re, jeder kann so oft abstim­men, wie er mag): Hape Ker­ke­ling, Tokio Hotel, Ange­la Mer­kel, Bushi­do, Bene­dikt XVI., Hel­mut Schmidt, Sido, …

Da stefan-niggemeier-fans.de.vu ver­mut­lich noch eini­ge Zeit auf sich war­ten las­sen wird, dach­te ich mir, ich könn­te ja ersatz­wei­se mal hier im Blog Stim­mung für mei­nen Chef machen – gera­de, wo sich die Ver­ant­wort­li­chen von vanityfair.de die Mühe gemacht haben, mal ein ande­res Foto von ihm zu fin­den.

Also: Kli­cket zuhauf!

PS: Sie tun vanityfair.de damit auch noch was Gutes, denn jeder Klick gilt als page impres­si­on und treibt damit deren Anzei­gen­prei­se in die Höhe.

Nach­trag, 30. August, 02:04 Uhr: Zum The­ma Ditz/​Dietz schick­te David M. die­sen schö­nen Screen­shot:

Außer­dem:

1: Stefan Niggemeier, Medienjournalist und Blogger

Nach­trag, 2. Sep­tem­ber: vanityfair.de hat auf die denk­bar unsou­ve­räns­te Wei­se reagiert und den Coun­ter für Ste­fan Nig­ge­mei­er (und offen­sicht­lich nur für ihn) ein­fach zurück­ge­setzt.

Unab­hän­gig davon bin ich der Mei­nung, dass die­se pein­li­che Abstim­mung inzwi­schen genug Auf­merk­sam­keit abbe­kom­men hat, und möch­te Sie des­halb bit­ten, mit vanityfair.de das zu tun, was man mit vanityfair.de am Bes­ten tut, und den Quatsch für­da­hin ein­fach zu igno­rie­ren.

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Musik Digital

Als wäre man selbst dabeigewesen

Am Mon­tag ist zoomer.de, das neue töf­te Nach­rich­ten­por­tal für Men­schen, die sich von Ulrich Wickert duzen las­sen wol­len, gestar­tet (Cof­fee And TV berich­te­te). Da der Start von derwesten.de gelehrt hat, dass sich am ers­ten Tag und nach Inau­gen­schein­nah­me des Lay­outs nichts ver­läss­li­ches über die Qua­li­tät eines neu­es Web­an­ge­bots sagen lässt, habe ich es vor­ge­zo­gen, mich mit Äuße­run­gen zurück­zu­hal­ten, bis es auf der inhalt­li­chen Sei­te etwas blog­gen­s­wer­tes gibt. Also bis jetzt.

In Lon­don wur­den am Mitt­woch­abend die Brit Awards ver­lie­hen (den qua­li­ta­ti­ven Unter­schied zum Echo kön­nen Sie schon dar­an able­sen, dass auf der offi­zi­el­len Web­site der Brit Awards die Preis­trä­ger sofort auf­ge­lis­tet waren). zoomer.de ent­schied sich, die wich­tigs­ten Gewin­ner in einer Bil­der­ga­le­rie vor­zu­stel­len. Nun sind Bil­der­ga­le­rien natür­lich Geschmacks­sa­che und nicht so meins, aber wenn man ein paar schö­ne atmo­sphä­ri­sche Bil­der von der Preis­ver­lei­hung hat: war­um nicht?

Wegen Java­script kann ich die ein­zel­nen Bil­der (jedes ein Klick) lei­der nicht direkt ver­lin­ken, aber wir kön­nen die neun Sei­ten trotz­dem kurz durch­ge­hen:

Bild 1: Kanye West

Bes­ter inter­na­tio­na­ler Künst­ler wur­de bei den Brit Awards Kanye West. Viel­leicht hebt der Sieg sei­ne Stim­mung. Sei­ne Mut­ter ist vor ein paar Wochen an den Fol­gen einer Schön­heits-OP gestor­ben.

„vor ein paar Wochen“ ist natür­lich ein dehn­ba­rer Begriff, starb Dr. Don­da West doch bereits im Novem­ber. Das aller­dings ist längst noch nicht so lan­ge her wie der Anlass, bei dem das beglei­ten­de dpa-Foto ent­stan­den ist – denn das war beim „Live Earth“-Kon­zert am 7. Juli 2007.

Bild 2: Kylie Mino­gue
Nun könn­te es natür­lich sein, dass Kylie Mino­gue bei den Brit Awards ein­fach wie­der die glei­che Live-Show gebo­ten hat wie bei der Ver­lei­hung der „Gol­de­nen Kame­ra“ und ich des­halb die Fotos ver­wechs­le (bei den Echos hat­te sie ja eine ande­re Fri­sur). Hat sie aber offen­bar nicht.

Bild 3: Foo Figh­ters
Über den mini­mal ver­un­glück­ten Album­ti­tel kann ich hin­weg­se­hen, ich muss „Echo­es, Silence, Pati­ence & Grace“ ja auch immer erst nach­gu­cken. Das sind natür­lich auch die Foo Figh­ters – aber das in ihrer Hand ist ziem­lich sicher kein Brit Award.

Bild 4: Paul McCart­ney
Wenn Mac­ca sich nicht wäh­rend des Auf­tritts umge­zo­gen hat, ist auch die­ses ddp-Bild aus dem Archiv.

Bild 5: Take That
Ich fin­de auf die Schnel­le nichts, was das Gegen­teil beweist, also könn­ten wir davon aus­ge­hen, dass das Bild tat­säch­lich Take That bei den Brit Awards zeigt, wenn – ja, wenn Take That dort gar nicht auf­ge­tre­ten wären.

Bild 6: Arc­tic Mon­keys
Tat­sa­che: Das Bild mit der lus­ti­gen Ver­klei­dung ist vom Mitt­woch.

Bild 7: Mark Ron­son
That’s easy: Das in sei­ner Hand ist ein Gram­my.

Bild 8: Kate Nash

Bild­nach­weis: Pro­mo

Na, jetzt wis­sen wenigs­tens alle, wie Kate Nash aus­sieht, wenn sie gera­de nicht den Preis als bes­te bri­ti­sche Künst­le­rin erhält.

Bild 9: Mika
Ach, viel­leicht ist das ja das glei­che Hemd. Ist letzt­lich auch egal fürs

Fazit
Von den neun Fotos der Foto­stre­cke „Brit Awards“ stam­men min­des­tens sie­ben aus dem Archiv, die Mini­mal­tex­te neben den Bil­dern füh­ren noch nicht mal alle Gewin­ner auf (ande­rer­seits: Wel­cher deut­sche Leser kennt schon Ade­le?) und über den Auf­tritt des Abends (Rihan­na! Kla­xons! Zusammen!!!!1) fehlt jedes Wort. Dafür brauch ich kein neu­es Por­tal, für der­ar­ti­gen Qua­li­täts­jour­na­lis­mus habe ich „Spie­gel Online“ und sueddeutsche.de …

Ver­söhn­li­cher Abschluss
Wenn Sie guten Musik­jour­na­lis­mus wol­len, lesen Sie Kele­fa San­nehs „New York Times“-Arti­kel über den New Yor­ker Auf­tritt von Tokio Hotel. Der ist wirk­lich toll und die zwei Bil­der auf der Sei­te sind auch noch hun­dert­mal bes­ser als der Archiv-Krem­pel bei zoomer.de.

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Musik

Über Listen

Jedes Jahr im Dezem­ber ist es das glei­che Elend: Musik­zeit­schrif­ten und Web­sei­ten-Betrei­ber rufen ihre Leser zum Ein­sen­den derer per­sön­li­chen Jah­res­hit­pa­ra­den auf und ich sit­ze mit zer­wühl­ten Haa­ren und wir­rem Blick vor mei­nem Com­pu­ter und einem Berg von Noti­zen und ver­su­che, Ord­nung in das Musik­jahr zu brin­gen.

Den­ke ich wäh­rend des Jah­res immer, es sei­en ja dies­mal nicht soooo vie­le gute Songs und Alben erschie­nen, zwi­schen denen ich mich ent­schei­den müs­se, wird die­se Ein­schät­zung spä­tes­tens beim Anblick der extra dafür ange­leg­ten iTu­nes-Play­list bzw. der eige­nen Sta­tis­tik bei last.fm zunich­te gemacht. Immer­hin weiß ich jetzt, wel­che Songs ich am häu­figs­ten gehört habe – aber waren das auch die bes­ten? Und wie defi­nie­re ich „die bes­ten“? Nach pseu­do-objek­ti­ven Kri­te­ri­en oder danach, wie viel Spaß ich beim Hören habe? Wür­de ich ein­fach mei­nen häu­figs­ten und pene­tran­tes­ten Ohr­wurm zum „Song des Jah­res“ ernen­nen, wäre das „Umbrel­la“ von Rihan­na – aber auch nur, weil „Durch den Mon­sun“ von Tokio Hotel, der mir nach den EMAs drei Wochen lang im Hirn kleb­te, schon zwei Jah­re alt ist.

Dabei trägt es nicht gera­de zur schnel­len Fin­dung bei, wenn der eige­ne Musik­ge­schmack immer eklek­ti­scher wird und sich auf der Long­list mun­ter Indierock­bands, Girl­groups, Hip-Hop­per, Main­stream-Pop­per, Deutsch­punks und Elek­tro­ni­ker tum­meln. Denn, mal im Ernst: Wie soll ich „Love Me Or Hate Me“ mit „Don’t Stop Now“ ver­glei­chen, wie „D.A.N.C.E.“ mit „Imi­ta­tio­nen“?

Nun wird der Außen­ste­hen­de viel­leicht den­ken: „War­um tut sich die­ser jun­ge Mann das an? War­um ver­schwen­det er sei­ne Zeit mit so unbe­deut­sa­men Über­le­gun­gen? Er soll lie­ber was gegen den Treib­haus­ef­fekt tun oder der CDU die Herd­prä­mie aus­re­den!“ Das Erstel­len per­sön­li­cher Bes­ten­lis­ten nimmt sich gegen das Elend in Dar­fur oder auch nur das vor der eige­nen Haus­tür natür­lich lächer­lich und klein aus, aber in die­sen Dimen­sio­nen den­ken Pop­kul­tur­fans nicht. Und selbst wenn: Es wür­de kaum etwas ändern.

Wer „High Fide­li­ty“ gele­sen und sich dar­in wie­der­ge­fun­den hat, ist von einem inne­ren Zwang getrie­ben, das Unsor­tier­ba­re sor­tie­ren zu wol­len und die gro­ße Unord­nung, die Rock’n’Roll nun mal ist, in geord­ne­te Bah­nen len­ken zu müs­sen. Dabei müs­sen auch so ver­schie­de­ne Dimen­sio­nen wie der Song, bei dem man das ers­te Mal ein Mäd­chen geküsst hat, und das Lied, das man als ers­tes gehört hat, als Elliott Smith sich umge­bracht hat, irgend­wie mit­ein­an­der ver­gli­chen wer­den kön­nen.

Genau die­sem Dilem­ma bin ich jetzt aus­ge­setzt. Aber ich kann Ihnen ver­si­chern: Sie wer­den es auch noch!

PS: Da ich kei­ne pas­sen­de Stel­le in die­sem Ein­trag gefun­den habe, wo ich den wun­der­ba­ren jüngs­ten Bei­trag in Phil­ipp Hol­steins Pop­kul­tur­blog bei „RP Online“ hät­te ver­lin­ken kön­nen, mache ich es ein­fach geson­dert hier.

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Musik Rundfunk

MTV EMAs 2007: Liveblog

19:56 Uhr: Don­ners­tag­abend, neun­zehn­uhr­sech­sen­f­uff­zich: Hier ist Mün… Nee, schon Bochum. Ich hat­te die Mon­che­ris schon warm­ge­macht, als mir auf­fiel, dass ja gar nicht Grand Prix ist, son­dern EMAs. Ist dann auch egal.
Hof­fen wir ein­fach, dass heu­te erfreu­li­che­res aus Mün­chen über­tra­gen wird als ges­tern.

20:00 Uhr: Wann hab ich eigent­lich das letz­te Mal MTV geguckt und wo zum Hen­ker liegt das auf mei­ner Fern­be­die­nung? Ah: Auf der 20, völ­lig klar …

20:02 Uhr: Trink­spiel für den Red Car­pet, der heu­te flie­der­far­ben ist: „What are you wea­ring?“ Ist Mir­jam Weich­sel­braun so klein oder Joss Stone so groß? Und darf ich jetzt schon anfan­gen, chau­vi­nis­tisch über das Aus­se­hen der Damen zu schrei­ben?

20:08 Uhr: Viel los auf­fem Tep­pich, des­we­gen gibt’s jetzt schon den zwei­ten Ein­spie­ler. Der ers­te war über deut­sche (also bay­ri­sche) Kli­schees, der zwei­te jetzt über die nomi­nier­ten deut­schen Bands. Ich glau­be, ers­te­res war weni­ger pein­lich.

20:13 Uhr: Dave Gahan ist extrem wort­karg und sehr stil­voll. Danach dann Jan Delay.

20:15 Uhr: Ich wün­sche mir jetzt schon, ein zwei­tes Mal Borus­sia Mön­chen­glad­bach aus dem Pokal flie­gen zu sehen. Das war immer noch lus­ti­ger.

20:20 Uhr: Ja, ver­lost doch jetzt noch eine Rei­se zu den EMAs! Ich glaub, ich hol schon mal den Alko­hol …

20:22 Uhr: Jus­tin Tim­ber­la­ke ruft dazu auf, tech­ni­sche Gerä­te, die man gera­de nicht braucht, aus­zu­schal­ten. Muss ich den Witz noch machen oder reicht das?

20:24 Uhr: Lie­ber Gott, bit­te mach, dass ich nie an einem roten (oder flie­der­far­be­nen) Tep­pich ste­hen und unin­spi­rier­te Gesprä­che füh­ren muss. Oder auch nur über einen lau­fen und in so schreck­li­che TV-Kame­ras labern muss. Ist das schrecklich!!!1

20:27 Uhr: Der Count­down läuft übri­gens auch falsch: Dem­nach gin­ge es in 12 Minu­ten mit der Show los.

20:32 Uhr: Mar­kus Kav­ka als Sport­re­por­ter mit einem von den Klit­sch­kos und Jens Leh­mann nebst Frau. Die Frau hat er sogar gesiezt! Auf MTV! *schnarch*

20:37 Uhr: Bushi­do ver­wen­det das Wort „inklu­die­ren“ im kor­rek­ten Kon­text. Nicht mal auf die Proll­rap­per ist mehr Ver­lass!

20:39 Uhr: The Pete, the Pete! Und schon isser wie­der weg. Eva Pad­berg hat einen sehr guten Musik­ge­schmack.

20:44 Uhr: Tokio Hotel. Insert com­ment here: _​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​

20:50 Uhr: Der ers­te schö­ne Moment des Abends: „Popu­lar“ von Nada Surf. In einem Ein­spie­ler über … Tokio Hotel.

20:52 Uhr: Eine Mil­li­ar­de Zuschau­er welt­weit? I high­ly doubt that. High­ly.

21:00 Uhr: Es geht end­lich los. Ich will ins Bett.

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Musik Leben

Imagine all the people

Yoko Ono hat schon vor eini­ger Zeit die Rech­te sämt­li­cher John-Len­non-Solo­songs zur Ver­fü­gung gestellt, auf dass sie von nam­haf­ten Künst­lern geco­vert und zu Guns­ten von Amnes­ty Inter­na­tio­nal online ver­kauft wer­den kön­nen. Die Idee ist natür­lich inso­fern bril­lant, als durch den Onlin­ever­kauf die gan­zen Kos­ten­fak­to­ren wie Press­werk, Ver­trieb und Ein­zel­han­del völ­lig ver­nach­läs­sigt wer­den kön­nen. Zuletzt haben z.B. R.E.M. (in Ori­gi­nal­be­set­zung) „Dream #9“ geco­vert und Green Day „Working Class Hero“. Ers­te­res ist (wie zu erwar­ten war) ziem­lich fan­tas­tisch gewor­den, letz­te­res eher grenz­wer­tig. Da aber auch zuletzt schon die Manic Street Pre­a­chers an dem Song schei­ter­ten, könn­te man sich viel­leicht dar­auf eini­gen, dass „Working Class Hero“ schon im Ori­gi­nal nicht zu den bes­ten Len­non-Songs gehört.

Aus der Sicht deut­scher Musik­fans beson­ders inter­es­sant sind viel­leicht die hei­mi­schen Bands, die sich an dem Pro­jekt betei­li­gen: Tokio Hotel haben es tat­säch­lich geschafft, eine gar nicht mal so unspan­nen­de Ver­si­on von „Instant Kar­ma“ auf­zu­neh­men, und auch MIA. ret­te­ten „Mind Games“ gekonnt in ihren eige­nen Klang­kos­mos.

Ganz neu dabei sind Tom­te, denen es – wie zuvor schon die Baren­aked Ladies – gelang, aus der eher unspan­nen­den Nabel­schau „Oh Yoko“ ein wun­der­ba­res Klein­od her­aus­zu­de­stil­lie­ren. Es wird viel­leicht doch mal Zeit, dass Tom­te ihr – seit lan­gem immer mal wie­der lose ange­kün­dig­tes – eng­lisch­spra­chi­ges Album auf­neh­men …

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Radio Musik Rundfunk

Don’t Listen To The Radio

Man kann nicht immer alles gut fin­den und abfei­ern. Selbst wenn an einem Tag zwei Plat­ten erschei­nen, auf die ich mich freue wie als Kind auf Weih­nach­ten, so kom­men am glei­chen Tag doch min­des­tens genau­so­vie­le Plat­ten, die auf deut­lich ande­re Käu­fer hof­fen müs­sen. Auch im Radio kom­men auf einen guten Song min­des­tens drei okay und eine rich­ti­ge Ner­ven­sä­ge (das ist jetzt nur geschätzt, ich bin aber fast bereit, Feld­ver­su­che durch­zu­füh­ren) – und das fern­ab von Tokio Hotel, Xavier Naidoo und Sil­ber­mond.

Des­we­gen jetzt und hier: Die „Dar­um tret‘ ich Dein Radio ein“-Charts – total sub­jek­tiv und krass pole­misch.

05. Snow Pat­rol – Shut Your Eyes
Snow Pat­rol sind eine recht ordent­li­che Band. Man kann jedes Mal beto­nen, dass „Final Straw“, das Album vor dem Durch­bruch, deut­lich bes­ser war als das Durch­bruch­s­al­bum „Eyes Open“ selbst. „Cha­sing Cars“ war eine Mör­der­hym­ne, aber „Shut Your Eyes“ hat zu wenig Melo­die, zu wenig Span­nung, zu wenig Song. Ein­fach nur öde.

04. Incu­bus – Love Hurts
Ich hab Incu­bus immer schon für eine schwa­che Red-Hot-Chi­li-Pep­pers-Tri­bu­te-Band gehal­ten und die­se Sin­gle bestä­tigt mich in mei­nem Glau­ben. Green Days „Bou­le­vard Of Bro­ken Dreams“ auf Vali­um.

03. Razor­light – Befo­re I Fall To Pie­ces
Razor­light sind ein wei­ches Ziel, noch extre­mer als Kea­ne: kein Musik­jour­na­list wür­de je öffent­lich zuge­ben, die Band um den Fünf-Minu­ten-Liber­ti­nes-Bas­sis­ten John­ny Bor­rell auch nur ansatz­wei­se gut zu fin­den – trotz­dem war „Ame­ri­ca“ ein net­ter Pop­song. „Befo­re I Fall To Pie­ces“ ist jetzt aber eine ster­bens­lang­wei­li­ge Rock’n’Roll-Par­odie, die selbst gegen Neun­zig­jäh­ri­ge nicht ankommt.

02. Den­de­mann – End­lich Nicht­schwim­mer
Bis hier­her waren die Songs nur öde, jetzt wer­den sie ner­vig – und das rich­tig schnell und ganz doll. Der „Blues­sän­ger auf Abwe­gen“ Den­de­mann rappt sich durch Uralt­beats und Dicke-Hose-Stro­phen und krönt den Track mit einem der ner­vigs­ten Refrains ever.

01. Boundzound – Lou­der
Wenn das eigent­lich sehr gute Musi­ker­kol­lek­tiv See­ed mal gera­de Betriebs­fe­ri­en hat, machen die diver­sen Mit­glie­der was ande­res. Ob es unbe­dingt Musik sein muss, ist zumin­dest im Fall von Sän­ger Dem­ba Nabé eine berech­tig­te Fra­ge, denn die ers­te Sin­gle sei­nes Pro­jekts Boundzound ist nerv­tö­ten­der als vier Stun­den Nach­bars Alarm­an­la­ge hören – aber ähn­lich repe­ti­tiv und melo­di­ös. Sel­ten reagie­re ich kör­per­lich auf unlieb­sa­me Musik, hier ste­he ich kurz vor Schüt­tel­krämp­fen. Das Lied ist so doof, dass ich mir sogar den unglaub­li­chen Wort­witz von wegen Lei­ser­dre­hen spa­re.

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Musik Digital

12, 483, 1, 2:0 (Zusatzzahl: 2007)

Mor­gen erscheint das neue Album von Her­bert Grö­ne­mey­er „Zwölf“. Mor­gen erschei­nen aber auch die aktu­el­len Album­charts, in denen, wenn alles mit rech­ten Din­gen zugeht, Tokio Hotels „Zim­mer 483“ auf Platz 1 ein­stei­gen dürf­te. Des­we­gen bin ich gera­de ein biss­chen am Recher­chie­ren, um dann nächs­te Woche (wenn, jede Wet­te, Grö­ne­mey­er auf 1 gehen wird) einen schö­nen Ein­trag über den musi­ka­li­schen Gene­ra­tio­nen­kon­flikt, der viel­leicht gar kei­ner ist, schrei­ben zu kön­nen.

Ich stol­per­te also gera­de über ein Inter­view, dass Spie­gel Online mit dem Mag­de­bur­ger Quar­tett geführt hat. Krea­ti­ve Idee dabei: Pro­mi­nen­te wie Boris Becker, Bushi­do oder Jona­than Mee­se durf­ten auch Fra­gen stel­len. Aber auch Niels Ruf und Dol­ly Bus­ter. Und das ging wie folgt:

NIELS RUF, Schau­spie­ler und Come­di­an: Mir haben damals die Pres­se­kon­fe­ren­zen zur Auf­lö­sung von Tic Tac Toe wahn­sin­nig gut gefal­len. Wie die sich da gestrit­ten haben! Plant Ihr zu Eurer Auf­lö­sung etwas Ähn­li­ches?
Bill: Ich fand das mit Tic Tac Toe auch lus­tig, aber lei­der müs­sen wir Dich ent­täu­schen: Wir haben noch nichts geplant. Ich glau­be, wenn man sich trennt, soll­te man das ver­nünf­tig machen.
Tom: Und ich glau­be, das wird Niels Ruf auch nicht mehr mit­er­le­ben.

Zuge­ge­ben: die Fra­ge war lahm. Die Ant­wort von Tom Kau­litz dafür gar nicht mal so schlecht.

Noch bes­ser aber:

DOLLY BUSTER: Und hat­test Du schon mal Sex?
Bill: Ich?! Das wer­de ich auch Dir nicht ver­ra­ten. Ich weiß auf jeden Fall, dass Du schon wel­chen hat­test!

Ich bin mir noch nicht sicher, ob das eine rich­tig gute Replik oder so ein „Tataa!“-Karnevalsspruch ist, dafür hät­te man wohl den Ton­fall mit­er­le­ben müs­sen. Trotz­dem: Sol­che Ant­wor­ten hät­te ich den Jungs gar nicht zuge­traut. Um so mehr freue ich mich auf das Chart-Ren­nen der nächs­ten Tage.

Nach­trag 2. März, 15:00 Uhr: Ich hab natür­lich wie­der über­haupt kei­ne Ahnung von Charts. Offen­bar bezie­hen sich die aktu­el­len (es gibt lei­der kei­nen Per­ma­link) auf die Ver­käu­fe von letz­ter Woche. Tokio Hotel (letz­ten Frei­tag erschie­nen) sind also nächs­te, Her­bert Grö­ne­mey­er erst über­nächs­te Woche dran. Was die­se Woche auf 1 ist, gucke ein jeder lie­ber sel­ber nach …