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Podcast: Episode 6

Am 25. März ist der ers­te Todes­tag von Tay­lor Haw­kins, dem Schlag­zeu­ger der Foo Figh­ters. Ich bin kein Exper­te oder Bio­graph für Tay­lor Haw­kins, aber ich moch­te ihn immer und ich mag Schlag­zeug spie­len und des­halb schaue ich heu­te in einer sehr per­sön­li­chen und etwas emo­tio­na­len Fol­ge zurück auf das Leben die­ses begna­de­ten Rock­stars:

Alle Songs:

  • Foo Figh­ters – Sta­cked Actors
  • Ala­nis Moris­set­te – You Ough­ta Know (Live)
  • Foo Figh­ters – Next Year
  • Foo Figh­ters – Cold Day In The Sun
  • Den­nis Wil­son – Holy Man (Tay­lor Haw­kins Ver­si­on)
  • Tay­lor Haw­kins & The Coat­tail Riders – Not Bad Luck
  • King Prin­cess – Let Us Die
  • Foo Figh­ters – My Hero (Live Acou­stic)

Show­no­tes:

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Musik

In Memoriam Taylor Hawkins

In ein paar Wochen hät­te ich Euch die Geschich­te erzählt, wie ich vor 20 Jah­ren, ganz kurz vor dem aller­letz­ten Schul­tag, mit mei­nem Fahr­rad zu R&K gefah­ren bin, um mir die „The­re Is Not­hing Left To Lose“ von den Foo Figh­ters zu kau­fen. Das Album war damals schon fast drei Jah­re alt, aber ich hat­te ein paar Wochen vor­her zum wie­der­hol­ten Male das Video zu „Next Year“ im Musik­fern­se­hen gese­hen und eine sol­che Obses­si­on für die­sen Song ent­wi­ckelt (ille­ga­ler MP3-Down­load und so), dass ich das Album drin­gend haben muss­te und sogar die Geburts­tags­kaf­fee­ta­fel mei­ner Schwes­ter dafür ver­ließ. Das Album und die Sin­gle (die so unty­pisch für die Foo Figh­ters ist, dass sie auf dem Best Of fehl­te) wur­den der Sound­track der völ­lig unbe­schwer­ten Zeit zwi­schen Abi-Prü­fun­gen und Zivil­dienst. Noch heu­te hüpft mein Herz jedes Mal, wenn der Song bei 3:48 eigent­lich schon zu Ende ist, aber mit dem zweit­größ­ten Drum-Break nach „In The Air Tonight“ zur Ehren­run­de ansetzt.

Ich hab Euch die Geschich­te jetzt schon erzählt, weil Tay­lor Haw­kins von den Foo Figh­ters ges­tern im Alter von nur 50 Jah­ren gestor­ben ist. Als gelern­ter Schlag­zeu­ger hat­te ich immer ein Herz für die Drum­mer — und ganz beson­ders für ihn, der in einer Band trom­mel­te, deren Front­mann eigent­lich der viel­leicht pro­fi­lier­tes­te Drum­mer sei­ner Gene­ra­ti­on war. Mein tie­fes Mit­ge­fühl gilt sei­ner Fami­lie, der Band und allen, die ihm nahe stan­den.

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Musik

Nevermind Gonna Give You Up

Wir hat­ten Rick Ast­ley letz­tes Jahr im „ARD Mor­gen­ma­ga­zin“ zu Gast – am Mor­gen nach dem schreck­li­chen Anschlag in Niz­za. Wir dach­ten „Acht­zi­ger-Schnul­zen­sän­ger“, „Inter­net-Pun­ching­bag“, aber über­ra­schen­der­wei­se war 1. sein neu­er Song super und 2. er genau der rich­ti­ge Gast, um so eine doo­fe, trau­ri­ge Drei­ein­halb-Stun­den-Sen­dung zu über­ste­hen.

Hier ist er also am Wochen­en­de in Japan mit den Foo Figh­ters, wie er – natür­lich – „Never Gon­na Give You Up“ singt, das erstaun­li­cher­wei­se wie ein Nir­va­na-Song klingt:

[via Spin]

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Musik Rundfunk

Von Stimmen und Tassen

Wenn Sie eine Drei­vier­tel­stun­de Zeit und ein biss­chen was für Musik übrig haben, soll­ten Sie sich die­se Key­note anse­hen, die Dave Grohl, „the unof­fi­ci­al Mayor of Rock ’n‘ Roll“ (Ste­phen Thomp­son), ver­gan­ge­ne Woche beim South By Sou­thwest Music Fes­ti­val in Aus­tin, TX gehal­ten hat:

Ich mag ja die­se ame­ri­ka­ni­sche Art, die­se Mischung aus Lako­nie und Pathos, und ich muss­te schon stark an mich hal­ten, nicht sofort die E‑Gitarre ein­zu­stöp­seln und mei­nen Nach­barn mei­ne immer noch kläg­li­chen Ver­su­che, das „Mon­key Wrench“-Riff nach­zu­spie­len, um die Ohren zu hau­en.

Und wenn Sie dann noch etwas Zeit haben und noch ein wenig mehr Inspi­rie­ren­des über Musik zu sich neh­men wol­len, dann lesen Sie bit­te die­sen Blog­ein­trag, den Anke Grö­ner ver­gan­ge­ne Woche dar­über geschrie­ben hat, was es für sie bedeu­tet, „Tos­ca“ ((Für alle, deren Musik­zeit­strahl auch erst mit den Beat­les beginnt: „Tos­ca“ ist laut Wiki­pe­dia eine Oper von Gia­co­mo Puc­ci­ni aus dem Jahr 1900.)) zu sin­gen:

Ich habe einen unge­heu­ren Respekt vor dem Mann bzw. vor sei­nen Wer­ken, und des­we­gen dau­ert es jede blö­de Woche immer ein biss­chen, bis ich mich wirk­lich traue, den ers­ten Ton von mir zu geben. Das ist so, als ob du als Rie­sen-Bie­be­ris­ta das ers­te Mal vor ihm stehst und nur „Hal­lo“ sagen willst, aber dich irgend­wie nicht traust, denn man kann ja nicht ein­fach so als klei­ner Fan dem Super­star „Hal­lo“ sagen. Im Kopf glau­be ich immer, dass so ziem­lich alle Töne, die ich sin­ge, total schief sind und kräch­zig und schlimm und dass noch kein Fens­ter zer­sprun­gen ist, wenn ich das b“ sin­ge, ist eh ein Wun­der. Aber da ist plötz­lich das „Hal­lo“: Ich kann das b“ näm­lich sin­gen. Und es strengt nicht mal an. Jeden­falls brau­che ich kei­ne Kraft dafür.

Ich wer­fe bei­de Tex­te, Dave Groh­ls Key­note und Anke Grö­ners Blog­ein­trag, jetzt ein­fach mal zusam­men, was viel­leicht ein biss­chen unzu­läs­sig ist, aber letzt­lich geht es bei­de Male dar­um, sei­ne Stim­me und damit den eige­nen Platz in der Welt zu fin­den. Und wenn Dave Grohl sagt, dass es nur dar­auf ankom­me, wie man selbst sei­ne Stim­me fin­de, dann hat er ver­dammt recht. Es soll­te Phil­ipp Poi­sel, Max Her­re oder Ben Howard sehr, sehr egal sein, dass ich mit ihren Stim­men so rein gar nichts anfan­gen kann. Selbst, dass ich ihre Songs nicht hören mag, soll­te für sie völ­lig uner­heb­lich sein. Ich habe da die­se etwas hip­pie­mä­ßi­ge Ein­stel­lung, dass Musik ihre Berech­ti­gung hat, wenn sie nur einer Per­son etwas bedeu­tet – ein­zi­ge Aus­nah­me: Nazi-Rock.

Und natür­lich hat Grohl des wei­te­ren recht, wenn er sagt, man kön­ne den „Wert“ von Musik nicht ein­fach so bestim­men – und als kna­cki­ge Bei­spie­le ein­fach mal „Gang­nam Style“ und Atoms For Peace auf­führt. Ich hat­te auf mei­ner Lis­te der bes­ten Songs 2012 ja an rela­tiv pro­mi­nen­ter Stel­le „Call Me May­be“ von Car­ly Rae Jep­sen auf­ge­führt, wofür ich mir von man­chen Freun­den Fra­gen nach mei­nem Geis­tes­zu­stand gefal­len las­sen muss­te. ((Dabei müss­ten die doch am Bes­ten wis­sen, wie ich so drauf bin.)) Dabei lie­be ich den Song noch heu­te und er berei­tet mir deut­lich mehr Freu­de, als irgends­o­ei­ne ange­sag­te neue Indie­band aus Eng­land. Und nur dar­um soll­te es gehen: Wel­che Musik einem Freu­de berei­tet, nicht, wel­che Musik man hören „soll­te“, um irgend­wo dazu zu gehö­ren.

Ich möch­te, weil ich ein­mal in Fahrt bin, nun völ­lig unzu­läs­si­ger­wei­se auch noch einen Text von Alex­an­der Gor­kow aus der heu­ti­gen „Süd­deut­schen Zei­tung“ ((Online nicht ver­füg­bar.)) hin­zu­zie­hen, der vor­der­grün­dig von dem geschei­ter­ten Inter­view­ver­such von Hin­nerk Baum­gar­ten an Kat­ja Rie­mann han­delt. Es geht aber dann rela­tiv schnell und auch rela­tiv furi­os um sehr viel mehr, kurz um Clint East­wood (auch „schwie­rig“) und dann um unge­fähr alles:

Im Umgang vie­ler Medi­en mit unse­ren Künst­lern nun aber offen­bart sich eine über­aus deut­sche Betrach­tung des Künst­ler­tums an sich – und so eben auch des Künst­lers oder der Künst­le­rin: Es regiert bei uns en gros eine mit­tel­al­ter­li­che, min­des­tens klein­staat­li­che, mit­nich­ten renais­sance­haf­te, geschwei­ge denn auf­klä­re­ri­sche Sehn­sucht, wenn es um die Publi­kums­kunst geht.

Es regiert statt­des­sen, gespeist durch alle Arten von Medi­en, vor allem aber durch die Unter­hal­tungs­blät­ter und eben die TV-Sen­der, die urdeut­sche Vor­stel­lung vom Künst­ler als fah­ren­dem Schar­la­tan, der mit Schna­bel­schu­hen und Schel­len­müt­ze dafür zu sor­gen hat, einer furcht­ba­ren Ansamm­lung trü­ber, ver­blö­de­ter Tas­sen – der soge­nann­ten Bevöl­ke­rung – die Zeit bis zum Exitus zu ver­trei­ben.

Es ist, gera­de im dar­stel­len­den Gewer­be und befeu­ert von den gro­ßen auch öffent­lich-recht­li­chen Fern­seh­an­stal­ten, der aller­dümms­te Eska­pis­mus, der der Maxi­me zu fol­gen hat, dass jene Bevöl­ke­rung nicht zu über­for­dern sei. Die vie­len sen­sa­tio­nel­len deut­schen Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler haben des­halb nicht etwa in ers­ter Linie gut zu sein. Gin­ge es danach, wäre Vero­ni­ca Fer­res kein Star, sie wür­den auf einer Brettl­büh­ne her­um­knö­deln. Deut­sche Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler haben, zumal ihnen fast immer zu Unrecht uner­mess­li­cher mate­ri­el­ler Reich­tum ange­dich­tet wird („die Rei­chen und die Schö­nen“), zu parie­ren.

Die Hal­tung dahin­ter lau­tet: Bring mir Freu­de, oder ich bring dich um.

Wie konn­te es jetzt pas­sie­ren, dass ich von den durch­weg posi­ti­ven Tex­ten von Dave Grohl und Anke Grö­ner so schnell bei die­sem kul­tur­pes­si­mis­ti­schen Wut­an­fall von Alex­an­der Gor­kow gelan­det bin? Es sind wohl irgend­wie zwei Sei­ten einer Medail­le, der Spaß an der Kunst und deren mit­un­ter uner­freu­li­che Rezep­ti­on auf der ande­ren Sei­te.

Da ich posi­tiv enden möch­te, hier ein­fach noch schnell ein Song einer mei­ner abso­lu­ten Lieb­lings­bands, des­sen Bot­schaft mei­ne lin­ke Wade ziert!

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The best of whom?

Ich hat­te ja schon mal von der Idee berich­tet, einen Inter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hof für Cover­ver­sio­nen (Sitz: Töten­sen) ins Leben zu rufen. Die­ser Gedan­ke wur­de gera­de wie­der akut, als ich auf Bild.de über die­se Schlag­zei­le stol­per­te:

Videopremiere von "Best Of You": Anastacia covert "Foo-Fighters"-Hit

Ja, für­wahr: Ana­sta­cia, die Anfang des Jahr­hun­derts eini­ge Hits hat­te, die mir auch nach dem Nach­schla­gen in der Wiki­pe­dia nicht mehr ins Ohr zurück­ge­kom­men sind, hat sich einen der bes­ten Foo-Figh­ters-Songs vor­ge­nom­men.

Bild.de erklärt:

Für „It’s A Man’s World“ hat die US-Sän­ge­rin klas­si­sche Rock­songs von männ­li­chen Mega-Stars neu inter­pre­tiert, dar­un­ter den „Foo-Figh­ters-Hit „Best Of You“.

Ana­sta­cia wird mit den Wor­ten zitiert:

„Ich wür­de ein Cover­al­bum mit klas­si­schen Män­ner-Rock­songs machen. Wie ich selbst!! Das ‚Chick‘, das eini­ge eine B**ch mit Eiern nen­nen!“

Und so klingt es, wenn das Hühn­chen, das auch eine Hün­din mit Eiern ist, los … äh: rockt:


Ana­sta­cia – Best of you – MyVi­deo

Las­sen Sie mich an die­ser Stel­le kurz Sean Con­nery in der Rol­le des John Patrick Mason in „The Rock“ zitie­ren:

Your „best“?! Losers always whine about their best. Win­ners go home and fuck the prom queen.

Ich habe wirk­lich nichts gegen Cover­ver­sio­nen, solan­ge ich das Gefühl habe, dass da irgend­et­was Eige­nes vom Inter­pre­ten in die neue Ver­si­on mit ein­fließt. Das hier ist viel­leicht noch schlim­mer als das „Ring Of Fire“-Massaker von den H‑Blockx, weil dahin­ter kei­ne ein­zi­ge eige­ne Idee zu erken­nen ist, nur ein halb­wegs bekann­tes Ori­gi­nal, das mit zu viel Weich­spü­ler zu heiß gewa­schen wur­de.

Zu den ande­ren Songs auf Ana­sta­ci­as Cover­al­bum zäh­len unter ande­rem „Sweet Child O‘ Mine“ von Guns N‘ Roses, „Back In Black“ von AC/​DC, „Use Some­bo­dy“ von den Kings Of Leon, „You Give Love A Bad Name“ von Bon Jovi, „Won­der­wall“ von Oasis und „Black Hole Sun“ von Sound­gar­den.

Anders gesagt: Ein ganz nor­ma­ler Abend in der Karao­ke­bar.

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Alben des Jahres 2011

Schnell auf „Pau­se“ gedrückt, noch ein­mal kurz zurück­ge­guckt und dann beschlos­sen, dass ich jetzt die defi­ni­ti­ve Lis­te mei­ner Lieb­lings­al­ben 2011 (Stand: 23. Dezem­ber, 13.59.42 Uhr) habe. Die Plät­ze 25 bis 8 sind heiß umkämpft und könn­ten auch eine ganz ande­re Rei­hen­fol­ge haben, die Plät­ze 5 bis 2 auch.

Aber jetzt ist es halt so:

25. Rival Schools – Pedals
Gera­de als der Ein­druck ent­stand, dass Wal­ter Schrei­fels end­gül­tig den Über­blick ver­lie­ren könn­te über all sei­ne Bands und Pro­jek­te, besann sich das Hard­core-Urge­stein auf sei­ne Band Rival Schools, mit der er vor immer­hin zehn Jah­ren mal ein Album auf­ge­nom­men hat­te. „Pedals“ reicht nicht an „United By Fate“ her­an, ist aber ein erfri­schend leben­di­ges Rock­al­bum für Men­schen, die sich unter „Rock“ dann doch noch etwas ande­res vor­stel­len als Nickel­back oder Sun­ri­se Ave­nue.

24. Foo Figh­ters – Was­ting Light
Leu­te, irgend­was stimmt da nicht: Dave Grohl ist (wie Wal­ter Schrei­fels auch) 42 Jah­re alt, was im Rock­busi­ness frü­her mal 90 Jah­ren im Schla­ger­ge­schäft ent­sprach. Und doch müs­sen die­se ver­dien­ten „alten“ Her­ren der Jugend zei­gen, wie man ordent­li­che Rock­mu­sik macht? Den Foo Figh­ters kann man jeden­falls nichts vor­wer­fen, außer, dass sie sich ein biss­chen aufs busi­ness as usu­al ver­legt haben. Aber dann hau­en die so Din­ger wie „Rope“, „White Limo“ und ganz am Ende „Walk“ raus und der Nach­wuchs steht irgend­wo in der Gegend rum und guckt betre­ten zu Boden. Das ist ja, als ob man sich in der ers­ten eige­nen Woh­nung von den Eltern die Ikea-Rega­le auf­bau­en las­sen muss!

23. Oh, Napo­le­on – Year­book
Was habe ich auf die­ses Album gewar­tet! Vor zwei Jah­ren. Doch bis Uni­ver­sal das Debüt end­lich auf den Markt gebracht hat­te, war der Span­nungs­bo­gen in sich zusam­men­ge­fal­len, und dann waren die bes­ten Songs aus­ge­rech­net die, die schon vor zwei Jah­ren auf der selbst­be­ti­tel­ten EP ent­hal­ten waren. Doch von die­sen (klei­nen) Ent­täu­schun­gen ab ist „Year­book“ ein wun­der­ba­res Pop­al­bum gewor­den. „To Have /​ To Lose“ und „A Book Ending“ haben nichts von ihrer erha­be­nen Schön­heit ein­ge­büßt und mit „Save Me“, „I Don’t Mind“ oder „Pick Some Roses“ sind auch genug Per­len unter den „neu­en“ Songs (die die Band seit Jah­ren live spielt). Deutsch­lands bes­te Nach­wuchs­bands kom­men halt nach wie vor vom Nie­der­rhein, aber eine Fra­ge hät­te ich noch: War­um läuft so schö­ne Musik nicht im Radio?

22. The Wom­bats – This Modern Glitch
„Tokyo (Vam­pi­res & Wol­ves)“, die (Weit-)Vorab-Single zum Zweit­werk der Wom­bats, war eine ver­dammt gro­ße Ansa­ge und mein Song des Jah­res 2010. „This Modern Glitch“ löst das Ver­spre­chen der Sin­gle weit­ge­hend ein: Cle­ve­rer Indie­rock mit viel Gele­gen­heit zum Mit­sin­gen und ‑tan­zen, der sich dank aus­ufern­dem Syn­thie-Ein­satz vom schlich­ten Jungs-mit-wil­den-Haa­ren-schau­keln-ihre-Gitar­ren-im-Ach­tel­takt-Gedöns abhebt.

21. The Decem­be­rists – The King Is Dead
Autos, die auf end­lo­sen stau­bi­gen ame­ri­ka­ni­schen High­ways Rich­tung Son­nen­un­ter­gang brau­sen. Jetzt haben Sie zumin­dest ein Bild von den Bil­dern, die „The King Is Dead“ in mir beim Hören aus­löst. Recht coun­try­las­tig ist es gewor­den, das sechs­te Album der Band um Colin Meloy, aber fern­ab des schreck­li­chen Kom­merz-Radio-Coun­try und fern­ab von Truck Stop. Wenn Sie mich jetzt ent­schul­di­gen, ich geh grad mei­nen LKW-Füh­rer­schein machen.

20. Yuck – Yuck
Die Neun­zi­ger sind zurück und mit ihnen die Shoe­ga­ze-Bands mit unschein­ba­ren Front­män­nern und Jeans­hem­den. „Yuck“ ent­hält zwölf char­man­te Pop­songs, die sich ein biss­chen hin­ter ver­zerr­ten Gitar­ren ver­ste­cken, und sich des­halb viel­leicht nicht immer sofort ent­fal­ten.

19. Fink – Per­fect Dark­ness
Ich habe nie eine Lis­te im Kopf gehabt, was wohl die bes­ten Kon­zer­te gewe­sen sein könn­ten, die ich in mei­nem Leben besucht habe. Dann habe ich Fink im Okto­ber in der Bochu­mer Zeche gese­hen und war mir sicher, dass er es gera­de min­des­tens in die bis­her nicht vor­han­de­ne Top 5 geschafft hat­te. Was für ein kla­rer Sound, was für gran­dio­se Songs, wie per­fekt dar­ge­bo­ten von Fin Green­all und sei­ner Band. Ich habe „Per­fect Dark­ness“ viel zu sel­ten gehört, weil es mir von der Stim­mung her meis­tens nicht pass­te, aber es ist ein sehr, sehr gutes Album, so viel ist klar.

18. Jack’s Man­ne­quin – Peo­p­le And Things
„The Glass Pas­sen­ger“, das zwei­te Album von Jack’s Man­ne­quin, war für mich per­sön­lich das wich­tigs­te Album der letz­ten fünf Jah­re, viel­leicht habe ich in mei­nem gan­zen Leben kein Album so oft gehört wie die­ses. Der Nach­fol­ger muss­te also gegen schier über­mensch­li­che Erwar­tun­gen ankämp­fen und konn­te nur ver­lie­ren. Tat­säch­lich waren die ers­ten fünf, sechs Durch­gän­ge eine Ent­täu­schung, ich war schon kurz davor, „Peo­p­le And Things“ ein­fach im Regal ver­schwin­den zu las­sen. Aber so lang­sam habe ich mich dann doch in die Songs rein­ge­hört. Sie sind zwar ins­ge­samt schon arg glatt gera­ten, aber ich kann Andrew McMa­hon ein­fach nicht wider­ste­hen, wenn er von den Her­aus­for­de­run­gen und Rück­schlä­gen des Lebens singt, die es zu meis­tern und zu über­win­den gilt. Das kann man alles ganz, ganz schreck­lich fin­den, aber ich fin­de es wun­der­bar.

17. Delay Trees – Delay Trees
„Kun­den, denen Band Of Hor­ses gefiel, kauf­ten auch Delay Trees“. Steht da merk­wür­di­ger­wei­se nicht, wür­de aber stim­men. Ich ken­ne das Debüt der fin­ni­schen Indie­band erst seit weni­gen Wochen, des­we­gen bin ich womög­lich ein biss­chen zu vor­sich­tig mit mei­nem Lob, aber allein der Ope­ner „Gold“ ist mit sei­ner ste­ti­gen Stei­ge­rung ein wah­res Meis­ter­werk. Die­se Mischung aus Melan­cho­lie und Eupho­rie hält an und lässt das gan­ze Album klin­gen wie den Sound­track zu dem Moment, in dem man sich nach einer durch­fei­er­ten Nacht und nach Son­nen­auf­gang ins Bett fal­len lässt.

16. Cold War Kids – Mine Is Yours
Manch­mal ist die Musik­welt schon rät­sel­haft: Wäh­rend die Kings Of Leon inzwi­schen rie­si­ge Are­nen fül­len, tre­ten die Cold War Kids nach wie vor in klei­nen Clubs auf. Dafür haben sie kei­nen Song über sexu­ell über­trag­ba­re Krank­hei­ten, der dank Dau­er­pe­ne­tra­ti­on in Clubs, Radi­os und Fuß­ball­sta­di­en inzwi­schen unhör­bar gewor­den ist, son­dern leicht ange­schmutz­te Rock­hym­nen wie den Titel­song oder „Lou­der Than Ever“.

15. R.E.M. – Col­lap­se Into Now
Das war es dann also, das letz­te Album die­ser leben­den Legen­den aus Athens, GA. Und alle kamen noch mal vor­bei, um ihre Auf­war­tung zu machen: Pat­ti Smith und Len­ny Kaye, Eddie Ved­der, Pea­ches und Joel Gibb von den Hid­den Came­ras. Es war ein wür­de­vol­ler Abschied, der nur einen Nach­teil hat­te: „Col­lap­se Into Now“ war bereits das fünf­zehn­te Album einer Band, die so vie­le Klas­si­ker geschaf­fen hat­te, dass jeder neue Song ein biss­chen sinn­los und unnö­tig wirk­te. Aber, mein Gott: Das ist Jam­mern auf aller­höchs­tem Niveau.

14. Jupi­ter Jones – Jupi­ter Jones
Kei­ner Band der Welt hab ich ihren spä­ten Erfolg so sehr gegönnt wie Jupi­ter Jones: Jah­re­lang hat sich die Trup­pe den Arsch abge­spielt, jetzt dür­fen sie end­lich den Lohn der Arbeit ein­fah­ren. Dass nach „Still“, im Früh­jahr die meist­ge­spiel­te deutsch­spra­chi­ge Sin­gle im Radio, jetzt auch Revol­ver­held-Hörer zu Hun­der­ten in die Kon­zer­te strö­men, ist völ­lig okay: Ers­tens ist das ein­fach ein groß­ar­ti­ger Song und zwei­tens ent­schä­digt die Fas­sungs­lo­sig­keit, die sich ein­stellt, wenn Jupi­ter Jones Songs aus ihrem Punk-Früh­werk aus­pa­cken, für alles. Den höhe­ren Preis eines erfolg­rei­chen Major-Acts muss die Band im Janu­ar zah­len, wenn „Jupi­ter Jones“ als „Delu­xe Edi­ti­on“ erneut auf den Markt geschmis­sen wird.

13. Dra­ke – Take Care
Es ist ein biss­chen trau­rig, dass in Rezen­sio­nen immer wie­der dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den muss, dass es auch intel­li­gen­ten Hip-Hop gibt – zumal das dann gleich an den lang­wei­li­gen deut­schen „Stu­den­ten­rap“ erin­nert. Las­sen Sie es mich also so sagen: „Take Care“ ist ein sehr lan­ges, sehr zurück­ge­lehn­tes Album, das so unge­fähr das Gegen­teil von all dem Protz- und Blingbling-Rap dar­stellt, den man sonst (mut­maß­lich) im Musik­fern­se­hen sieht. Wenn Dra­ke über „bit­ches“ und sex („four times this week“) rappt, dann selbst­re­fle­xiv und ‑kri­tisch. Das Album ist ein acht­zig­mi­nü­ti­ger Emo-Kater, nach dem man alles wer­den möch­te, nur nicht erfolg­rei­cher Rap­per. Ande­rer­seits: Wenn dabei so gran­dio­se Musik her­um­kommt …

12. The Low Anthem – Smart Fle­sh
Beim Hald­ern 2010 stand ich mit offe­nem Mund im Spie­gel­zelt und konn­te mich nicht ent­schei­den, ob ich jetzt Gän­se­haut krie­gen, los­heu­len oder vor lau­ter Schön­heit ein­fach tot umfal­len soll­te. 2011 spiel­ten The Low Anthem dann auf der gro­ßen Büh­ne, aber das Publi­kum war fast stil­ler als im letz­ten Jahr. Was für ein berüh­ren­des, groß­ar­ti­ges Folk-Album!

11. The Moun­tain Goats – All Eter­nals Deck
Über Jah­re waren die Moun­tain Goats immer nur via Rock­ma­ga­zin-Sam­pler am Ran­de mei­ner Wahr­neh­mung auf­ge­taucht, bis mir eine Freun­din die­ses Jahr (genau genom­men: vor zwei Wochen) „Never Quite Free“ vor­spiel­te. Nach­dem ich den Song etwa zwei Dut­zend Mal auf You­Tube gehört hat­te, woll­te ich mehr und „All Eter­nals Deck“ hält viel davon bereit: Vom hin­ge­rotz­ten „Estate Sale Sign“ bis zu dunk­len Bal­la­den wie „The Age Of Kings“. Und natür­lich immer wie­der „Never Quite Free“.

10. Ade­le – 21
Über Wochen hat­te ich „Rol­ling In The Deep“ im Radio gehört und für „ganz gut“ befun­den, dann stand ich wäh­rend der Pro­ben zur Echo-Ver­lei­hung irgend­wo hin­ter der Büh­ne, guck­te auf einen der Kon­troll­mo­ni­to­re und dach­te „Wow!“ Trotz­dem brauch­te es noch acht Mona­te und gefühl­te zwan­zig Sin­gle­aus­kopp­lun­gen, bis ich mir „21“ end­lich gekauft habe. Was für ein tol­les Album das ist und wie unka­putt­bar die Songs selbst bei maxi­ma­ler Radio­ro­ta­ti­on sind! Mit Unter­stüt­zung von unter ande­rem Rick Rubin und Dan Wil­son (Semiso­nic) hat Frau Adkins hier ein Album geschaf­fen, das sicher in eini­gen Jah­ren als Klas­si­ker gel­ten wird. Und wer „Someone Like You“ unge­rührt über­steht, soll­te viel­leicht mal beim Arzt fest­stel­len las­sen, ob er nicht viel­leicht einen Eis­klotz im Brust­korb spa­zie­ren trägt.

9. Noah And The Wha­le – Last Night On Earth
Noah And The Wha­le waren für mich so eine typi­sche Hald­ern-Band: Hun­dert­mal auf Pla­ka­ten und im Pro­gramm­heft gele­sen, aber nie bewusst gese­hen. Dann habe ich „L.I.F.E.G.O.E.S.O.N.“ gehört, die­ses eben­so dreis­te wie gelun­ge­ne Bei­na­he-Kinks-Cover. Und was soll ich sagen? Auch das Album lohnt sich: Makel­lo­ser Indiepop mit schö­nen Melo­dien und durch­dach­ten Arran­ge­ments, der irgend­wie direkt in die Eupho­rie­steue­rung mei­nes Gehirns ein­greift.

8. Exam­p­le – Play­ing In The Shadows
Hip-Hop, House, Grime, Dub­step, Indie – alles, was heut­zu­ta­ge mehr oder weni­ger ange­sagt ist, ist in der Musik von Elli­ot Glea­ve ali­as Exam­p­le ent­hal­ten. Vom stamp­fen­den „Chan­ged The Way You Kissed Me“, das jedem Auto­scoo­ter gut zu Gesicht stün­de, über das fast brit­pop­pi­ge „Micro­pho­ne“ bis hin zum dra­ma­ti­schen „Lying To Yours­elf“: Exam­p­le rappt und singt sich durch die ver­schie­dens­ten Sti­le und schafft damit ein abwechs­lungs­rei­ches, aber in sich völ­lig schlüs­si­ges Album, das irgend­wie all das abdeckt, was ich im Moment gern hören möch­te.

7. Cold­play – Mylo Xylo­to
Es scheint unter Jour­na­lis­ten und ande­ren Indi­en­a­zis inzwi­schen zum guten Ton zu gehö­ren, Cold­play schei­ße zu fin­den. „Iiiih, sie sind erfolg­reich, ihre Kon­zer­te machen Band und Publi­kum Spaß und über­haupt: Ist das nicht U2?“, lau­tet der Tenor und tat­säch­lich kann ich vie­le Kri­tik­punk­te ver­ste­hen, aber nicht nach­voll­zie­hen. Auf „Mylo Xylo­to“ sind Cold­play so unge­stüm unter­wegs wie noch nie, ihre Songs sind über­dreht und uplif­ting und zwi­schen­durch schlie­ßen sie mit ruhi­gen Akus­tik­num­mern den Kreis zu ihrem ers­ten Album „Parach­u­tes“ aus dem Jahr 2000. Seit „A Rush Of Blood To The Head“ hat mich kein Album von Cold­play mehr so begeis­tert und womög­lich sind die vier Eng­län­der tat­säch­lich die letz­te gro­ße Band. Kaum eine ande­re Band schafft es, ihren Sound mit jedem Album so zu ver­än­dern und sich doch immer treu zu blei­ben. Wenn sie jetzt auf einem Album Alex Chris­ten­sen und Sigur Rós samplen und ein Duett mit Rihan­na sin­gen, dann ist das so kon­se­quent zu Ende gedach­te Pop­mu­sik, wie sie außer Lady Gaga kaum jemand hin­be­kommt. Und wenn das jetzt alle hören, soll­te man das fei­ern – es gibt ja nun wirk­lich Schlim­me­res.

6. Bright Eyes – The People’s Key
So rich­tig hohe Erwar­tun­gen hat­te wohl nie­mand mehr an die Bright Eyes. Zu egal waren Con­nor Obersts letz­te Lebens­zei­chen gewe­sen. Und dann kommt er ein­fach und haut ein Indierock­al­bum raus, zu dem man sogar tan­zen kann. Gut: Die Pas­sa­gen mit gespro­che­nem Text und Welt­raums­ounds muss man natür­lich aus­hal­ten, aber dafür bekommt man ein merk­wür­dig opti­mis­ti­sches Gesamt­werk und mit „Shell Games“ einen fast per­fek­ten Pop­song.

5. James Bla­ke – James Bla­ke
Nie in mei­nem Leben habe ich hef­ti­ge­re Bäs­se in mei­nem Kör­per vibrie­ren spü­ren als bei James Blakes Auf­tritt auf dem Hald­ern Pop. Es reg­ne­te leicht und die­se Sin­ger/­Song­wri­ter-Post-Dub­step-Songs zogen über das Publi­kum wie sehr gefähr­li­che Gewit­ter­wol­ken. Die­se düs­te­re und anstren­gen­de Musik ist nicht für die Beschal­lung von Din­ner­par­tys geeig­net, aber sie ist ver­dammt bril­lant.

4. The Pains Of Being Pure At Heart – Belong
Die Neun­zi­ger sind, wie gesagt, zurück und The Pains Of Being Pure At Heart haben ihr Shoe­ga­ze-Erfolgs­re­zept von vor zwei Jah­ren um mini­ma­le Grunge-Ein­spreng­sel erwei­tert. Das ist auf Plat­te eben­so schön wie live und beglei­tet mich jetzt seit Mai.

3. Jona­than Jere­mi­ah – A Soli­ta­ry Man
Auf dem Hald­ern Pop Fes­ti­val war ich so weit, dass ich dem nächs­ten Jun­gen mit Akus­tik­gi­tar­re sel­bi­ge über den Schä­del zie­hen woll­te. Dann hör­te ich „Hap­pi­ness“ von Jona­than Jere­mi­ah im Radio und war begeis­tert. Der Mann packt die See­le zurück in Soul – und alles Ande­re hab ich ja schon im August geschrie­ben.

2. Ed Sheeran – +
Na so was: Noch ein Jun­ge mit Gitar­re! Ed Sheeran war wäh­rend mei­nes Schott­land-Urlaubs im Sep­tem­ber das Hype-The­ma auf der Insel und er ist so etwas wie das feh­len­de Bin­de­glied zwi­schen Dami­en Rice und Jason Mraz, zwi­schen Get Cape. Wear Cape. Fly und Niz­lo­pi. Die ruhi­gen Songs sind erschre­ckend anrüh­rend, ohne jemals Gefahr zu lau­fen, kit­schig zu wer­den, und bei den schnel­le­ren Stü­cken kann der 21-Jäh­ri­ge (fuck it, I’m old) bewei­sen, dass er genau­so gut rap­pen wie sin­gen kann. „+“ ist ein phan­tas­ti­sches Album, das ich gar nicht oft genug hören kann. In Deutsch­land kommt es im neu­en Jahr raus.

1. Bon Iver – Bon Iver
Noch ein Jun­ge mit Gitar­re. Und noch zwei Gitar­ren. Und ein Bass. Syn­the­si­zer. Eine Blä­ser­sek­ti­on. Und nicht einer, son­dern gleich zwei Schlag­zeu­ger. Jus­tin Ver­non hat gut dar­an getan, sei­ne als Ein-Mann-Pro­jekt gestar­te­te Band zur Big­band aus­zu­bau­en, und einen deut­lich opu­len­te­ren Sound zu wäh­len als bei „For Emma, Fore­ver Ago“. So las­sen sich Debüt und Zweit­werk kaum ver­glei­chen und „Bon Iver“ kann ganz für sich selbst ste­hen mit sei­nen Tracks, die teil­wei­se eher Klang­räu­me sind als Songs, und die trotz­dem ganz natür­lich und kein Stück kal­ku­liert wir­ken. Vom anfäng­li­chen Zir­pen des Ope­ners „Perth“ bis zu den letz­ten Echos des viel dis­ku­tier­ten Schluss­songs „Beth/​Rest“ ist „Bon Iver“ ein Meis­ter­werk, an dem 2011 nichts und nie­mand vor­bei­kam.

Hin­weis: Bit­te hal­ten Sie sich beim Kom­men­tie­ren an die Regeln.

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The Second Great Depression

War­um eigent­lich Semiso­nic?

Ich habe kei­ne Ahnung, ob es tat­säch­lich irgend­wel­che wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chun­gen zu dem The­ma gibt, aber die Ver­weil­dau­er eines durch­schnitt­li­chen Pop­al­bums im Leben eines Musik­re­zi­pi­en­ten dürf­te eher in Mona­ten, als in Jah­ren zu mes­sen sein. Zwar ermög­li­chen es uns die immer grö­ßer wer­den­den Spei­cher der MP3-Play­er-Tele­fo­ne, qua­si unse­re gesam­te musi­ka­li­sche Bio­gra­phie in der Hosen­ta­sche her­um­zu­tra­gen, aber wie weit gehen wir da schon zurück?

Alben, die mir einst viel bedeu­tet haben und von denen die meis­ten eine Zeit lang bei mir als „Lieb­lings­al­bum“ oder gleich „Bes­tes Album aller Zei­ten“ fir­mier­ten, höre ich noch ein, zwei Mal im Jahr. Und dank iTu­nes weiß ich sogar, wann zuletzt: „The Unaut­ho­ri­zed Bio­gra­phy Of Rein­hold Mess­ner“ von Ben Folds Five im Dezem­ber, „Auto­ma­tic For The Peo­p­le“ von R.E.M. im Novem­ber und „The Man Who“ von Tra­vis im Sep­tem­ber – den Uhr­zei­ten nach zu urtei­len jeweils beim Ein­schla­fen. Und das sind die Alben, die mir immer noch irgend­wie wich­tig sind und die auch einen recht tadel­lo­sen Ruf in der Musik­ge­schich­te genie­ßen.

Doch was ist mit den okay­en Alben, die man mal inten­siv gehört hat, mit denen man womög­lich wich­ti­ge Ereig­nis­se der Ado­les­zenz ver­bin­det, die dann aber ein­fach in Ver­ges­sen­heit gera­ten sind wie frü­he­re Mit­schü­ler, die eben immer so mit dabei waren, wenn man gemein­schaft­lich unter­wegs war? „Fee­ling Stran­ge­ly Fine“ von Semiso­nic, „Onka’s Big Moka“ von Toploa­der oder das „MTV Unplug­ged“ von den Fan­tas­ti­schen Vier. Wenn man zufäl­lig irgend­wo über die Hits stol­pert, wirft es einen um Jah­re zurück (wie mein Vater stets über musik­in­du­zier­te Flash­backs sagt), aber wel­cher Mensch, der halb­wegs bei Ver­stand ist, wür­de die CD aus dem Regal her­vor­kra­men, um „Clo­sing Time“ auf­zu­le­gen?

Der Teen­ager oder jun­ge Twen (Sagt man das noch? „Twen“?) an sich hört über­durch­schnitt­lich viel emo­tio­na­le Musik. Irgend­wann ist dann der Punkt erreicht, an dem man „So I look in your direc­tion /​ But you pay me no atten­ti­on, do you?“ oder „The kil­ler in me is the kil­ler in you“ nicht mal mehr für Sta­tus­up­dates bei Face­book ver­wen­den möch­te. Zahl­rei­che Lie­der und Alben sind durch zahl­rei­che Her­zens­brü­che ver­brannt. Die ganz gro­ßen Lied­zi­ta­te und ‑titel lässt man sich dann gleich täto­wie­ren. Die Sor­gen und Pro­ble­me sind eigent­lich noch die glei­chen wie zu Schul­zei­ten, aber alles ist viel kom­ple­xer gewor­den. Bei Berufs­tä­tig­keit, Fami­li­en­grün­dung und Bau­spar­ver­trag wird der Sound­track zum eige­nen Leben für vie­le zuneh­mend unwich­ti­ger. Es ist das Alter, in dem vie­le Men­schen ihren Musik­ge­schmack plötz­lich mit „was halt so im Radio läuft“ umrei­ßen und die Songs, die ihnen gefal­len, schnell bei iTu­nes kau­fen. Die­se Kapi­tu­la­ti­on ist womög­lich die rich­ti­ge Ent­schei­dung, denn auf der ande­ren Sei­te sieht es noch schlim­mer aus.

Wer aus ver­schie­dens­ten Grün­den wei­ter­hin auf dem Lau­fen­den blei­ben will, ver­liert viel Geld und lang­sam auch den Ver­stand: Jede Woche erschei­nen Dut­zen­de neue Alben, die sich in „Neu­er hei­ßer Scheiß“ und „Von denen kau­fe ich jede Plat­te“ glie­dern. Bei ers­te­rem ist man Dank Inter­net bes­tens infor­miert, so dass es das Ein­fachs­te der Welt ist, wöchent­lich 200 neue Hype-The­men zu ent­de­cken und womög­lich auch zu kau­fen. Hören kann das alles kein Mensch mehr, aber gro­ße CD-Samm­lun­gen beein­dru­cken poten­ti­el­le Sexu­al­part­ner immer noch mehr als eine MP3-Samm­lung von meh­re­ren hun­dert Giga­byte. Und die alten Hel­den? Natür­lich ist es schön, wenn R.E.M., die Foo Figh­ters oder Moby neue Alben ver­öf­fent­li­chen, die auch noch gut sind. Aber muss man die noch hören? Und wenn ja: Wie oft? Selbst wenn da tol­le Songs drauf sind (was zwei­fels­oh­ne der Fall ist), hat man ja immer noch die alten Alben mit den alten tol­len Songs im Regal, mit denen man eine gemein­sa­me Geschich­te hat. Der Unter­schied ist ein biss­chen wie der zwi­schen den Arbeits­kol­le­gen, mit denen man mal ein Fei­er­abend­bier trin­ken geht, und den alten Freun­den von frü­her.

Dann wol­len wie­der die neu­en bes­ten Freun­de (Jack’s Man­ne­quin, The Hold Ste­ady, The Low Anthem) Auf­merk­sam­keit. Und die hei­ßen Affä­ren aus den Jah­ren dazwi­schen. Die Arc­tic Mon­keys haben ein neu­es Album ver­öf­fent­licht? Ent­schul­di­gung, inter­es­siert mich nicht. Die gan­ze Indie-Chau­se der mitt­le­ren Nuller Jah­re ist mir inzwi­schen völ­lig egal, von Franz Fer­di­nand und Man­do Diao will ich weder alte noch neue Alben hören. An deren Musik wer­den wir noch jah­re­lang tra­gen, weil immer noch in jedem Dorf gelock­te 15-Jäh­ri­ge mit karier­ten Hem­den, die eine Band grün­den wol­len, ihre Songs aus Ach­tel­beats, Schram­mel­gi­tar­ren und Par­ty­ly­rik zusam­men­bau­en. Alles okay, vie­les gut, aber es kann doch nicht sein, dass Gitar­ren­mu­sik hier enden soll?!

Unge­fähr an jedem zwei­ten Tag der ver­gan­ge­nen Wochen habe ich mir die Fra­ge „Was hör ich denn jetzt mal?“ mit „Belong“ beant­wor­tet, dem phan­tas­ti­schen zwei­ten Album von The Pains Of Being Pure At Heart. Dane­ben höre ich das weg, was sich eben so ange­sam­melt hat im bis­he­ri­gen Kalen­der­jahr, oder grei­fe zu aus­ge­wähl­ten Lieb­lin­gen der ver­gan­ge­nen zwei Jah­re, derer ich noch nicht über­drüs­sig bin. Ich käme ehr­lich gesagt nie auf die Idee, „(What’s The Sto­ry?) Mor­ning Glo­ry?“ von Oasis auf­zu­le­gen – ich weiß ja, dass das ein gutes Album ist, auch wenn bei mir lang­sam die Zwei­fel ein­set­zen, ob Oasis tat­säch­lich so gut und wich­tig waren.

Jah­res­zeit­lich bedingt lau­fen gera­de wie­der zwei Alben bei mir rauf und run­ter, die schon neun bzw. 13 Jah­re alt sind: „Hi-Fi Serious“ von A, eines mei­ner abso­lu­ten Lieb­lings­al­ben, bei dem ich bei jedem Hören erwä­ge, mir auf mei­ne alten Tage doch noch ein Skate­board zu kau­fen, und „Moon Safa­ri“ von Air, das womög­lich bes­te Som­mer-Ent­span­nungs­al­ben aller Zei­ten. Bei­de Alben sind so gut und für ihre Funk­ti­on als Som­mer-Sound­track so per­fekt, dass ich mich kaum bemü­he, Nach­fol­ger zu fin­den.

Und das wird immer mehr. Wäh­rend ich noch damit beschäf­tigt bin, mich in das Früh­werk von Bruce Springsteen rein­zu­hö­ren, mir Led Zep­pe­lin zu erschlie­ßen und die wich­tigs­ten Grand-Prix-Songs der letz­ten 55 Jah­re drauf zu schaf­fen, wer­den Men­schen erwach­sen, die Nir­va­na nie als zeit­ge­nös­si­sche Musik ken­nen­ge­lernt haben, son­dern offi­zi­ell als Oldies. Men­schen, denen das Kon­zept „Album“ unbe­kannt ist, das die Pop­kul­tur von den 1960er Jah­ren bis hin­ein in die spä­ten Nuller so geprägt hat.

Und dann stellt man wie­der fest, dass Pop­kul­tur alt macht. Also: die inten­si­ve Beschäf­ti­gung damit. Eltern sehen ihre Kin­der auf­wach­sen, Gärt­ner bekom­men den Gang der Jah­res­zei­ten zu spü­ren, aber als Pop­kul­tur­fan ent­schei­det man sich bewusst dafür, Zeit anhand von Ver­öf­fent­li­chungs­da­ten von Musik, Fil­men und TV-Seri­en wahr­zu­neh­men. Die Sum­me des eige­nen Lebens sam­melt sich schön anschau­lich in Rega­len und sorgt bei jedem Umzug für grö­ße­re Ver­stim­mung. Und der Gedan­ke an eine Pop­band, die vor mehr als einer Deka­de mal einen Mini-Hit hat­te, löst Gedan­ken­gän­ge aus, denen man selbst nicht mehr fol­gen kann.

Des­we­gen Semiso­nic.

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I’ll be coming home next year

Für alle, die außer­halb ihres Zuhau­ses ins Neue Jahr fei­ern wol­len:

Für alle:

DADADA-2010 from eric pel­tier on Vimeo.

Und für alle, die immer noch nicht genug haben: Echt – 2010

Guten Rutsch und alles Gute!

Bis zum 10. Janu­ar kön­nen Sie noch über die bes­ten Irgend­was­se des Jah­res 2009 abstim­men und Kar­ten für das Kili­ans-Kon­zert in Dins­la­ken gewin­nen.

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Musik

The Class of ’99

New Radicals hören im ICE (Szene nachgestellt)

Heu­te vor zehn Jah­ren saß ich in einem Zug nach Ber­lin, hör­te „You Get What You Give“ von den New Radi­cals und damit begann dann mei­ne Musik­be­geis­te­rung (nach­zu­le­sen hier). ((Mir fiel gera­de erst auf, dass ich den Song ver­mut­lich nur des­halb im Bord­ra­dio gehört habe, weil ich den ursprüng­li­chen ICE ver­passt hat­te. Nach all die­sen Jah­ren stel­le ich fest, dass aus­ge­rech­net eine Regio­nal­bahn-Ver­spä­tung mein Leben ver­än­dert hat!))

In der Fol­ge­zeit fing ich an, Gitar­re zu ler­nen, in Bands zu spie­len, Fes­ti­vals zu besu­chen, über Musik zu schrei­ben und irgend­wann sogar Radio­sen­dun­gen dar­über zu mode­rie­ren. Am Jahr 1999 führt auch heu­te noch kein Weg dran vor­bei: Ein gro­ßer Teil mei­ner Lieb­lings­al­ben und ‑songs erschien in eben die­sem Jahr.

Mit ein wenig kul­tur­wis­sen­schaft­li­chem Über­mut könn­te man viel­leicht sogar das Fin de siè­cle bemü­hen um zu erklä­ren, war­um aus­ge­rech­net kurz vor dem Jahr­hun­dert­ende plötz­lich rei­hen­wei­se gro­ße Kunst ent­stand. Denn selbst wenn man zugu­te hält, dass 15, 16 immer ein beson­ders prä­gen­des Alter ist und Men­schen, die heu­te in die­sem Alter sind, ver­mut­lich in zehn Jah­ren das Glei­che über 2009 sagen wer­den: Vor zehn Jah­ren war eine gan­ze Rei­he von Bands und Künst­lern auf dem Höhe­punkt ihres Schaf­fens.

Da waren längst nicht nur die New Radi­cals mit ihrem ein­zi­gen Album: Ben Folds Five ver­aus­gab­ten sich mit ihrem Meis­ter­werk „The Unaut­ho­ri­zed Bio­gra­phy Of Rein­hold Mess­ner“ der­art, dass sie sich ein Jahr spä­ter auf­lös­ten; Tra­vis haben vie­le gute Alben auf­ge­nom­men, aber so dicht wie „The Man Who“ klang kei­nes mehr; Moby errich­te­te sich mit „Play“ sein eige­nes Denk­mal, von des­sen Lizen­sie­run­gen für Spiel­fil­me und Wer­be­spots er sich einen klei­nen Staat kau­fen könn­te. Und selbst, wenn ich eini­ge der ’99er Alben erst Jah­re ent­deck­te: Das war schon ein ganz beson­de­rer Jahr­gang.

Und damit Sie wis­sen, wovon zum Hen­ker ich eigent­lich rede, hier eine unsor­tier­te Lis­te von Alben aus besag­tem Jahr:

Tra­vis – The Man Who
Anspiel­tipp: Drift­wood
Ben Folds Five – The Unaut­ho­ri­zed Bio­gra­phy Of Rein­hold Mess­ner
Anspiel­tipp: Your Red­neck Past
New Radi­cals – May­be You’­ve Been Brain­wa­shed Too ((Dass das Album bereits im Okto­ber 1998 auf den Markt kam, ist ein Detail, durch das ich mir nicht mei­ne Geschich­te kaputt machen las­se.))
Anspiel­tipp: Flowers
Foo Figh­ters – The­re Is Not­hing Left To Lose
Anspiel­tipp: Next Year
Jim­my Eat World – Cla­ri­ty
Anspiel­tipp: Blis­ter
Ste­reo­pho­nics – Per­for­mance And Cock­tails
Anspiel­tipp: Just Loo­king
Moby – Play
Anspiel­tipp: Por­ce­lain
Red Hot Chi­li Pep­pers – Cali­for­ni­ca­ti­on
Anspiel­tipp: Scar Tis­sue
Toco­tro­nic – K.O.O.K.
Anspiel­tipp: Jack­pot
The Get Up Kids – Some­thing To Wri­te Home About
Anspiel­tipp: I’ll Catch You
Sigur Rós – Ágæ­tis Byr­jun
Anspiel­tipp: Svefn-G-Eng­lar
Wil­co – Sum­mer­tee­th
Anspiel­tipp: Nothing’severgonnastandinmyway(again)
3 Colours Red – Revolt
Anspiel­tipp: Beau­tiful Day
Blink-182 – Ene­ma Of The Sta­te
Anspiel­tipp: What’s My Age Again?
Blur – 13
Anspiel­tipp: Cof­fee And TV

Natür­lich erschie­nen danach noch vie­le groß­ar­ti­ge Alben (ein Jahr spä­ter bei­spiels­wei­se „Kid A“ von Radio­head und das Cold­play-Debüt „Parach­u­tes“), aber ein Jahr wie 1999 habe ich seit­dem nicht mehr erlebt.

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Digital Musik

Als wäre man selbst dabeigewesen

Am Mon­tag ist zoomer.de, das neue töf­te Nach­rich­ten­por­tal für Men­schen, die sich von Ulrich Wickert duzen las­sen wol­len, gestar­tet (Cof­fee And TV berich­te­te). Da der Start von derwesten.de gelehrt hat, dass sich am ers­ten Tag und nach Inau­gen­schein­nah­me des Lay­outs nichts ver­läss­li­ches über die Qua­li­tät eines neu­es Web­an­ge­bots sagen lässt, habe ich es vor­ge­zo­gen, mich mit Äuße­run­gen zurück­zu­hal­ten, bis es auf der inhalt­li­chen Sei­te etwas blog­gen­s­wer­tes gibt. Also bis jetzt.

In Lon­don wur­den am Mitt­woch­abend die Brit Awards ver­lie­hen (den qua­li­ta­ti­ven Unter­schied zum Echo kön­nen Sie schon dar­an able­sen, dass auf der offi­zi­el­len Web­site der Brit Awards die Preis­trä­ger sofort auf­ge­lis­tet waren). zoomer.de ent­schied sich, die wich­tigs­ten Gewin­ner in einer Bil­der­ga­le­rie vor­zu­stel­len. Nun sind Bil­der­ga­le­rien natür­lich Geschmacks­sa­che und nicht so meins, aber wenn man ein paar schö­ne atmo­sphä­ri­sche Bil­der von der Preis­ver­lei­hung hat: war­um nicht?

Wegen Java­script kann ich die ein­zel­nen Bil­der (jedes ein Klick) lei­der nicht direkt ver­lin­ken, aber wir kön­nen die neun Sei­ten trotz­dem kurz durch­ge­hen:

Bild 1: Kanye West

Bes­ter inter­na­tio­na­ler Künst­ler wur­de bei den Brit Awards Kanye West. Viel­leicht hebt der Sieg sei­ne Stim­mung. Sei­ne Mut­ter ist vor ein paar Wochen an den Fol­gen einer Schön­heits-OP gestor­ben.

„vor ein paar Wochen“ ist natür­lich ein dehn­ba­rer Begriff, starb Dr. Don­da West doch bereits im Novem­ber. Das aller­dings ist längst noch nicht so lan­ge her wie der Anlass, bei dem das beglei­ten­de dpa-Foto ent­stan­den ist – denn das war beim „Live Earth“-Kon­zert am 7. Juli 2007.

Bild 2: Kylie Mino­gue
Nun könn­te es natür­lich sein, dass Kylie Mino­gue bei den Brit Awards ein­fach wie­der die glei­che Live-Show gebo­ten hat wie bei der Ver­lei­hung der „Gol­de­nen Kame­ra“ und ich des­halb die Fotos ver­wechs­le (bei den Echos hat­te sie ja eine ande­re Fri­sur). Hat sie aber offen­bar nicht.

Bild 3: Foo Figh­ters
Über den mini­mal ver­un­glück­ten Album­ti­tel kann ich hin­weg­se­hen, ich muss „Echo­es, Silence, Pati­ence & Grace“ ja auch immer erst nach­gu­cken. Das sind natür­lich auch die Foo Figh­ters – aber das in ihrer Hand ist ziem­lich sicher kein Brit Award.

Bild 4: Paul McCart­ney
Wenn Mac­ca sich nicht wäh­rend des Auf­tritts umge­zo­gen hat, ist auch die­ses ddp-Bild aus dem Archiv.

Bild 5: Take That
Ich fin­de auf die Schnel­le nichts, was das Gegen­teil beweist, also könn­ten wir davon aus­ge­hen, dass das Bild tat­säch­lich Take That bei den Brit Awards zeigt, wenn – ja, wenn Take That dort gar nicht auf­ge­tre­ten wären.

Bild 6: Arc­tic Mon­keys
Tat­sa­che: Das Bild mit der lus­ti­gen Ver­klei­dung ist vom Mitt­woch.

Bild 7: Mark Ron­son
That’s easy: Das in sei­ner Hand ist ein Gram­my.

Bild 8: Kate Nash

Bild­nach­weis: Pro­mo

Na, jetzt wis­sen wenigs­tens alle, wie Kate Nash aus­sieht, wenn sie gera­de nicht den Preis als bes­te bri­ti­sche Künst­le­rin erhält.

Bild 9: Mika
Ach, viel­leicht ist das ja das glei­che Hemd. Ist letzt­lich auch egal fürs

Fazit
Von den neun Fotos der Foto­stre­cke „Brit Awards“ stam­men min­des­tens sie­ben aus dem Archiv, die Mini­mal­tex­te neben den Bil­dern füh­ren noch nicht mal alle Gewin­ner auf (ande­rer­seits: Wel­cher deut­sche Leser kennt schon Ade­le?) und über den Auf­tritt des Abends (Rihan­na! Kla­xons! Zusammen!!!!1) fehlt jedes Wort. Dafür brauch ich kein neu­es Por­tal, für der­ar­ti­gen Qua­li­täts­jour­na­lis­mus habe ich „Spie­gel Online“ und sueddeutsche.de …

Ver­söhn­li­cher Abschluss
Wenn Sie guten Musik­jour­na­lis­mus wol­len, lesen Sie Kele­fa San­nehs „New York Times“-Arti­kel über den New Yor­ker Auf­tritt von Tokio Hotel. Der ist wirk­lich toll und die zwei Bil­der auf der Sei­te sind auch noch hun­dert­mal bes­ser als der Archiv-Krem­pel bei zoomer.de.

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Musik

Listenpanik: Alben 2007

So ein Jahr geht ja dann doch schnel­ler zu Ende als man denkt: Zwar ist es irgend­wie absurd, noch vor Sil­ves­ter zurück­zu­bli­cken, aber unse­re hek­ti­sche, durch­or­ga­ni­sier­te Welt lässt sich von Logik nicht auf­hal­ten. Des­halb habe ich nach den Songs (bei denen ich am liebs­ten schon wie­der mit­tel­gro­ße Kor­rek­tu­ren vor­neh­men wür­de) jetzt mei­ne Alben des Jah­res 2007 sor­tiert, abge­packt und nie­der­ge­schrie­ben.

Zwar hat­te ich nach der Lek­tü­re der Jah­res­rück­schau im „Musik­ex­press“, des­sen Posi­ti­on als letz­tes von mir gele­se­nes Papier­ma­ga­zin damit auch stark ins Wan­ken gera­ten ist, kei­ne gro­ße Lust mehr, über die­ses mir plötz­lich belie­big und unspan­nend erschei­nen­de Musik­jahr zu schrei­ben, aber dann beguck­te ich mein CD-Regal und dach­te: „Jetzt erst recht!“

Und weil so vie­le Künst­ler auch in der Song-Lis­te ver­tre­ten waren, hab ich mir als Anspiel­tipps für die Alben mal ande­re Stü­cke aus­ge­sucht.

1. Bloc Par­ty – A Weekend In The City
Wo anfan­gen? Viel­leicht mit dem Erstau­nen dar­über, dass Bloc Par­ty ihr Erst­werk top­pen konn­ten. Oder doch damit, dass kein Pop-Album der letz­ten fünf Jah­re einen bes­se­ren Span­nungs­bo­gen hat­te? Mit der groß­ar­ti­gen Mischung aus Hoff­nung und Resi­gna­ti­on, Poli­tik und Lie­be, Tanz­bo­den und Kuschel­ecke? Die tol­len Rhyth­men loben, die wun­der­ba­ren Gitar­ren, die ast­rei­ne Pro­duk­ti­on von Jack­kni­fe Lee oder die über allem thro­nen­de Stim­me von Kele Oke­re­ke?
Bull­shit: Wenn einen ein Album am 30. Dezem­ber noch so begeis­tert wie am 2. Febru­ar, dann ist es wohl das Album des Jah­res.
Anspiel­tipp: „Sun­day“

2. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chro­nic­les Of A Bohe­mi­an Teen­ager
Ken­nen Sie Sam Duck­worth? Ich muss­te den Namen auch gera­de erst mal wie­der nach­schla­gen. Aber sei­ne Band Get Cape. Wear Cape. Fly soll­ten Sie ken­nen. So außer­ge­wöhn­lich, dass mir dazu nur so sinn­lo­se Beschrei­bun­gen wie „Akus­ti­ke­molek­tro“ ein­fal­len. Klingt tau­send­mal tol­ler als es sich anhört. Ein biss­chen froh bin ich aber schon, dass das Album erst nach den gro­ßen Sinn­kri­sen mei­ner Teen­ager-Jah­re erschie­nen ist.
Anspiel­tipp: „War Of The Worlds“

3. Kili­ans – Kill The Kili­ans
Es wäre eine schö­ne Gele­gen­heit, mit die­ser 35. Erwäh­nung der Band in die­sem Blog eine klei­ne dies­be­züg­li­che Pau­se ein­zu­le­gen. Ich glau­be, es ist schon alles gesagt, gesun­gen und gefilmt wor­den. Aber toll ist die Plat­te immer noch
Anspiel­tipp: „Some­thing To Arri­ve“

4. Stars – In Our Bed­room After The War
Die­se Kana­di­er: 33 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, von denen etwa die Hälf­te in jeweils min­des­tens zwei Bands musi­ziert. Nicht alle sind so erfolg­reich wie Bryan Adams und Avril Lavi­gne, aber auch nicht alle machen so schlech­te Musik. Stars machen zum Bei­spiel ganz wun­der­ba­ren Indiepop, der zwi­schen Kon­zert­saal und Dis­co schwankt und sich mit gro­ßer Freu­de gleich­zei­tig bei The Smit­hs, Bee Gees und Phil Spec­tor bedient. Toll!
Anspiel­tipp: „Take Me To The Riot“

5. Shout Out Louds – Our Ill Wills
Das sel­be in grün schwe­disch. The Cure statt The Smit­hs und Abba statt Bee Gees, sonst aber genau­so gelun­ge­ner Indiepop wie bei Stars. Die Shout Out Louds lie­fer­ten mit „Tonight I Have To Lea­ve It“ mei­nen Song des Jah­res und sind auch bei den Alben wie­der ganz vor­ne mit dabei.
Anspiel­tipp: „Par­ents Livin­g­room“

6. The Wea­k­erthans – Reuni­on Tour
Schon wie­der Kana­di­er. Na ja, das Land habe ich ja oben schon aus­führ­lichst *hüs­tel* vor­ge­stellt, da freu­en wir uns lie­ber noch ein paar Zei­len über die­ses tol­le Album und wun­dern uns, dass kein Song in mei­ner Jah­res­bes­ten­lis­te gelan­det ist. Pein­lich, pein­lich. Wie’s klingt? Na ja, wenn ich jetzt wie­der „Indiepop“ schrei­be, glaub ich es mir ja lang­sam sel­ber nicht mehr. „Toll“ war auch schon zu oft, dann klingt es halt ein­fach so, wie ein Wea­k­erthans-Album im Jahr 2007 klin­gen soll­te. Logik­schlei­fe geschlos­sen, Zei­len gefüllt!
Anspiel­tipp: „Civil Twi­light“

7. Tra­vis – The Boy With No Name
Ja, gut: Ich bin Fan, Tra­vis wer­den wohl nie ein Album machen, das ich wirk­lich doof fin­de. Viel­leicht war es des­halb der doch eher irgend­wie ein biss­chen ent­täu­schen­de Vor­gän­ger „12 Memo­ries“, der mich „The Boy With No Name“ umso mehr mögen ließ. Aber was will man machen? Jede Men­ge schö­ne Melo­dien mit klu­gen Tex­ten, viel mehr braucht’s halt auch nicht für ein gutes Album.
Anspiel­tipp: „Col­der“

8. Toco­tro­nic – Kapi­tu­la­ti­on
Toco­tro­nic sind ein­fach mit jedem Album gut. Viel­leicht nicht so gut, dass man „Kapi­tu­la­ti­on“ gleich kra­kee­lend zum Album des Jah­res ernen­nen und der Band eine Vor­rei­ter­stel­lung in Wasauch­im­mer unter­stel­len muss, aber eben schon bes­ser als jedes ande­re deutsch­spra­chi­ge Album in die­sem Jahr. Freu­en wir uns auch auf das nächs­te Album und hof­fen, dass es nicht aus­ge­rech­net in einem Jahr mit den neu­en Wer­ken von Ele­ment Of Crime und Tom­te erscheint, was zu einem unnö­ti­gen Show­down füh­ren wür­de.
Anspiel­tipp: „Ver­schwör dich gegen dich“

9. The Wom­bats – A Gui­de To Love, Loss & Despe­ra­ti­on
Ja, was machen die denn da? Ich woll­te doch nie mehr „jun­ge fre­che bri­ti­sche Bands“ hören. Sie ste­hen mir sowas von bis hier, dass ich das zwei­te Arc­tic-Mon­keys-Album bis heu­te nicht gehört habe. Ein Feh­ler? Mir egal. Ich hab ja The Wom­bats und die sind bes­ser als alle ande­ren Bands, die ich alle nicht ken­ne.
Anspiel­tipp: „Kill The Direc­tor“

10. Under­world – Obli­vi­on With Bells
Ber­lin, Fried­rich­stra­ße. Okto­ber, Abend, Regen. Under­world machen aus dem Tou­ris­ten­tram­pel­pfad vor­bei an Luxus­kauf­häu­sern für ein, zwei Momen­te New York. Ralph Fien­nes wird in einem Auto an mir vor­bei gezo­gen. Alles fühlt sich so urban an – und das liegt ver­dammt­noch­mal nicht an der „Arm, aber sexy“-Metropole, son­dern an die­sem atem­be­rau­bend guten Elek­tro-Album.
Neu­lich sah ich das Video zu „Beau­tiful Burn­out“ im Fern­se­hen (GoTV, natür­lich): Über acht Minu­ten, über­haupt nicht welt­städ­tisch, son­dern klein, bil­lig, schmud­de­lig. Und trotz­dem hat­te ich wie­der ein Gefühl wie auf dem Gip­fel der Welt.
Anspiel­tipp: „Beau­tiful Burn­out“

11. The Blood Arm – Lie Lover Lie
Wie man sich mei­ne Gunst erspielt: Kla­vier neh­men, drauf­hau­en, semi-alber­ne Tex­te mehr­stim­mig anstim­men. So sind Ben Folds Five damals mei­ne Lieb­lings­band gewor­den, so ähn­lich haben sich The Blood Arm einen Platz in mei­ner Lis­te erkämpft.
Anspiel­tipp: „The Cha­sers“

12. Jus­ti­ce – †
Es ist mir bei­na­he unan­ge­nehm, die­se Plat­te zu nen­nen. Da könn­te man ja gleich Grö­ne­mey­er oder … äh: Bloc Par­ty neh­men, wenn man Kon­sens haben will. Egal, was die Musik­feuil­le­to­nis­ten jetzt schon wie­der für einen Trend her­bei­schrei­ben wol­len: Das Album mit dem Kreuz im Titel ist und bleibt super. Bit­te tan­zen Sie N.O.W.
Anspiel­tipp: „Tth­hee Ppaarrt­tyy“

13. Wir Sind Hel­den – Sound­so
Die ganz gro­ße Auf­merk­sam­keit in den Medi­en hat etwas nach­ge­las­sen, viel­leicht hat „Poly­lux“ nicht mal mehr einen Bei­trag über Judith Holo­fer­nes als „Stim­me ihrer Gene­ra­ti­on“ gebracht. Wir Sind Hel­den haben ihr Leben zurück und sind so gut wie am ers­ten Tag. Bei fast jeder Band hät­te ich Angst, dass sie einen Song wie „The Geek (Shall Inhe­rit)“ nicht mehr top­pen kön­nen wird, aber Wir Sind Hel­den machen seit „Denk­mal“ ja nichts ande­res. Also: Wei­ter­ma­chen!
Anspiel­tipp: „Sound­so“

13. The Kil­lers – Saw­dust
„Ey, Alter, das ist doch nur eine Rari­tä­ten­samm­lung! Was soll die denn bei den Alben des Jah­res? ‚Alben‘, hörst Du?“ Also bit­te, lie­be Stim­men in mei­nem Kopf: Seid still! Natür­lich ist das „nur“ eine Rari­tä­ten­samm­lung. Aber so man­che Band wäre froh, das als Album hin­zu­krie­gen! Man­che Sachen sind natür­lich etwas sehr absei­tig und wür­den auf einem „nor­ma­len“ Album viel­leicht über­for­dern, aber auf die­sem Zwi­schen­ding dür­fen sich The Kil­lers aus­to­ben. Mit Joy-Divi­si­on-Cover, Wes­tern­gi­tar­ren und Lou Reed. Mei­ne Pro­gno­se fürs drit­te Album: Da geht noch eini­ges!
Anspiel­tipp: „Move Away“

14. Jim­my Eat World – Cha­se This Light
Lie­be Kin­der, wenn Ihr nicht wollt, dass Ihr auch mal eher so mit­tel­mä­ßi­ge Alben so lan­ge hört, bis Ihr sie toll fin­det, dann wer­det bes­ser nie Fan!
Ratio­nal betrach­tet ist „Cha­se This Light“ immer noch ein rela­tiv unbe­deu­ten­des Album, das eine gan­ze Spur zu pop­pig pro­du­ziert wur­de. Tat­säch­lich ist es aber genau die Musik, die ich mor­gens auf dem Weg zur Uni hören möch­te. Oder nachts, wenn ich betrun­ken nach hau­se tau­me­le. Oder dazwi­schen. Also muss man ein­fach zu dem ste­hen, was man mag, und sagen: „Cha­se This Light“ ist doch ein ganz schö­nes Album, irgend­wie.
Anspiel­tipp: „Here It Goes“

15. Muff Pot­ter – Ste­ady Fremd­kör­per
Wie­so ist mir „Ste­ady Fremd­kör­per“ eigent­lich nie so ein treu­er Freund und Beglei­ter gewor­den wie die bei­den Vor­gän­ger­al­ben? Ver­mut­lich, weil das Album im Som­mer raus­kam, viel zu früh für kah­le Bäu­me und Blät­ter­matsch. Natür­lich ist es trotz­dem wie­der ein sehr gutes Album gewor­den, was ich mit einem sehr okay­en fünf­zehn­ten Platz in mei­ner Jah­res­hit­pa­ra­de noch ein­mal her­vor­he­ben möch­te.
Anspiel­tipp: „Das seh ich erst wenn ich’s glau­be“

16. Manic Street Pre­a­chers – Send Away The Tigers
Die Manics nach der Frisch­zel­len­kur: Zurück auf Anfang „Ever­y­thing Must Go“, zurück zu Pathos, gro­ßer Ges­te, Melan­cho­lie und Paro­len­dre­sche­rei. Es hielt sich letzt­lich nicht ganz so gut wie das inter­ne Vor­bild, aber „Send Away The Tigers“ ist trotz­dem ein gelun­ge­nes Album und ein guter Aus­gangs­punkt für einen Neu­an­fang.
Anspiel­tipp: „Indi­an Sum­mer“

17. Foo Figh­ters – Echo­es, Silence, Pati­ence And Grace
Und noch eine Band, die schon vor zehn Jah­ren hät­te auf die­ser Lis­te ste­hen kön­nen. Lang­sam wer­den die Hel­den unse­rer Jugend eben auch älter und wir somit offen­bar auch. Auf dem Album mit dem unmerk­bars­ten Titel der Sai­son merkt man davon aber noch nix, die Foo Figh­ters rocken so, als woll­ten sie Fall Out Boy, Good Char­lot­te und Kon­sor­ten zei­gen, wo die Gitar­re hängt. Dabei weiß das doch jedes Kind: tief.
Anspiel­tipp: „Long Road To Ruin“

18. Rihan­na – Good Girl Gone Bad
Tja, da müs­sen wir jetzt gemein­sam durch. Oder ich muss das erklä­ren, irgend­wie. „Umbrel­la“ ist halt ein Über­song, der über­wie­gen­de Rest ist auch recht gelun­gen und wenn schon irgend­was Mas­sen­taug­li­ches im Radio lau­fen muss, dann doch bit­te cle­ver pro­du­zier­te Songs mit einer char­man­ten Sän­ge­rin.
Anspiel­tipp: „Shut Up And Dri­ve“

19. Mari­ti­me – Here­sy And The Hotel Choir
Mari­ti­me gin­gen hier im Blog auch irgend­wie völ­lig unter, was sehr scha­de ist, weil sie mit ihrem drit­ten Album wie­der an die Qua­li­tät ihres Debüts anknüp­fen konn­ten. Viel­leicht wür­den die Beach Boys so klin­gen, wenn sie heu­te jung wären. (In Wahr­heit wäre Bri­an Wil­son wohl schon lan­ge völ­lig wahn­sin­nig oder tot, wenn er heu­te jung wäre.)
Anspiel­tipp: „Guns Of Nava­ro­ne“

20. Maxï­mo Park – Our Earth­ly Plea­su­res
Mit dem ers­ten Maxï­mo-Park-Album bin ich ja irgend­wie nie so ganz warm gewor­den: Natür­lich waren die Sin­gles super, aber so wirk­lich vom Hocker hau­en konn­te mich „A Cer­tain Trig­ger“ nie. Da ist „Our Earth­ly Plea­su­res“ eher ein Album zum Durch­hö­ren und Mögen. Dass Franz Fer­di­nand auch 2007 kaum ver­misst wur­den könn­te an Maxï­mo Park lie­gen.
Anspiel­tipp: „Pari­si­an Ski­es“

21. Crow­ded House – Time On Earth
Stel­len Sie sich vor, Ihr Kind wür­de sich in zwan­zig Jah­ren über eine Come­back von … sagen wir mal: Star­sail­or freu­en. Wür­den Sie da sagen „Aber Kind­chen, dafür bist Du doch trotz eige­ner Woh­nung, Rücken­lei­den und Uni-Abschluss viel zu jung“, oder wür­den Sie sich freu­en, dass er/​sie/​es gute Musik zu schät­zen weiß?
War­um habe ich eigent­lich immer das Gefühl, mich für mei­nen Musik­ge­schmack recht­fer­ti­gen zu müs­sen? „Time On Earth“ wäre doch auch toll, wenn die Musi­ker in mei­nem Alter wären.
Anspiel­tipp: „Eng­lish Trees“

22. Die Ärz­te – Jazz ist anders
Das soll­te man viel­leicht auch mal erwäh­nen, dass „Jazz ist anders“ das ers­te Album von Die Ärz­te ist, das ich wirk­lich gehört habe. Es ist aber auch ein sehr gelun­ge­nes Album, denn Bel­a­Fa­rin­Rod agie­ren sehr klug und fügen die ver­schie­dens­ten Musik­sti­le kunst­voll zu einem wirk­lich fei­nen Gesamt­bild, das mit „Spaß­punk“ oder ähn­li­chem wenig am Hut hat. Nur: „Jun­ge“ nervt inzwi­schen dann doch. Gewal­tig.
Anspiel­tipp: „Him­mel­blau“

23. Smas­hing Pump­kins – Zeit­geist
Sagt mal, wo kommt Ihr denn her? „Aus Dei­ner tris­ten, teil­zeit-depres­si­ven Teen­ager­zeit, bit­te sehr!“
Von mir aus hät­te es das Come­back der Smas­hing Pump­kins nicht gebraucht, zu pass­ge­nau war ihr Auf­tau­chen in und Ver­schwin­den aus mei­nem Leben damals gewe­sen. Jetzt sind sie (zur Hälf­te) aber doch wie­der da und wo sie sich schon mal die Mühe gemacht haben, kann man natür­lich das eigent­lich gar nicht mal schlech­te Album „Zeit­geist“ erwäh­nen, das irgend­wie aber auch sagen­haft unter­ging. Offen­bar war mein Leben nicht das ein­zi­ge, aus dem die Pump­kins zur rech­ten Zeit ver­schwun­den waren.
Anspiel­tipp: „Doomsday Clock“

24. Mika – Life In Car­toon Moti­on
Als Mika in Deutsch­land sei­nen ver­dien­ten Durch­bruch fei­er­te und kei­ne Stun­de mehr ver­ging, in der er nicht im Radio, Fern­se­hen oder in der Wer­bung zu hören war, war ziem­lich genau der Punkt erreicht, an dem ich sei­ne zucker­sü­ßen Pop­songs nicht mehr hören konn­te. Dabei war „My Inter­pre­ta­ti­on“, der bes­te von ihnen, doch gar nicht aus­ge­kop­pelt wor­den.
Anspiel­tipp: „My Inter­pre­ta­ti­on“

25. Bei­rut – The Fly­ing Club Cup
Auch Bei­rut sol­len in die­ser Lis­te nicht uner­wähnt blei­ben. Zwar fin­de ich das Debüt „Gulag Orke­star“, das ich auch erst in die­sem Jahr ent­deckt habe, ein biss­chen bes­ser, aber „The Fly­ing Club Cup“ ist mit sei­nem folk­lo­ris­ti­schen … äh: Indiepop auch ein sehr schö­nes Album. Der Tag, an dem ich die­ses Album hörend durch eine in mil­chig-röt­li­ches Licht getauch­te Nach­bar­schaft zur Uni stapf­te, wäre mit „sur­re­al“ recht pas­send umschrie­ben.
Anspiel­tipp: „The Penal­ty“

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Musik Rundfunk

MTV EMAs 2007: Liveblog

19:56 Uhr: Don­ners­tag­abend, neun­zehn­uhr­sech­sen­f­uff­zich: Hier ist Mün… Nee, schon Bochum. Ich hat­te die Mon­che­ris schon warm­ge­macht, als mir auf­fiel, dass ja gar nicht Grand Prix ist, son­dern EMAs. Ist dann auch egal.
Hof­fen wir ein­fach, dass heu­te erfreu­li­che­res aus Mün­chen über­tra­gen wird als ges­tern.

20:00 Uhr: Wann hab ich eigent­lich das letz­te Mal MTV geguckt und wo zum Hen­ker liegt das auf mei­ner Fern­be­die­nung? Ah: Auf der 20, völ­lig klar …

20:02 Uhr: Trink­spiel für den Red Car­pet, der heu­te flie­der­far­ben ist: „What are you wea­ring?“ Ist Mir­jam Weich­sel­braun so klein oder Joss Stone so groß? Und darf ich jetzt schon anfan­gen, chau­vi­nis­tisch über das Aus­se­hen der Damen zu schrei­ben?

20:08 Uhr: Viel los auf­fem Tep­pich, des­we­gen gibt’s jetzt schon den zwei­ten Ein­spie­ler. Der ers­te war über deut­sche (also bay­ri­sche) Kli­schees, der zwei­te jetzt über die nomi­nier­ten deut­schen Bands. Ich glau­be, ers­te­res war weni­ger pein­lich.

20:13 Uhr: Dave Gahan ist extrem wort­karg und sehr stil­voll. Danach dann Jan Delay.

20:15 Uhr: Ich wün­sche mir jetzt schon, ein zwei­tes Mal Borus­sia Mön­chen­glad­bach aus dem Pokal flie­gen zu sehen. Das war immer noch lus­ti­ger.

20:20 Uhr: Ja, ver­lost doch jetzt noch eine Rei­se zu den EMAs! Ich glaub, ich hol schon mal den Alko­hol …

20:22 Uhr: Jus­tin Tim­ber­la­ke ruft dazu auf, tech­ni­sche Gerä­te, die man gera­de nicht braucht, aus­zu­schal­ten. Muss ich den Witz noch machen oder reicht das?

20:24 Uhr: Lie­ber Gott, bit­te mach, dass ich nie an einem roten (oder flie­der­far­be­nen) Tep­pich ste­hen und unin­spi­rier­te Gesprä­che füh­ren muss. Oder auch nur über einen lau­fen und in so schreck­li­che TV-Kame­ras labern muss. Ist das schrecklich!!!1

20:27 Uhr: Der Count­down läuft übri­gens auch falsch: Dem­nach gin­ge es in 12 Minu­ten mit der Show los.

20:32 Uhr: Mar­kus Kav­ka als Sport­re­por­ter mit einem von den Klit­sch­kos und Jens Leh­mann nebst Frau. Die Frau hat er sogar gesiezt! Auf MTV! *schnarch*

20:37 Uhr: Bushi­do ver­wen­det das Wort „inklu­die­ren“ im kor­rek­ten Kon­text. Nicht mal auf die Proll­rap­per ist mehr Ver­lass!

20:39 Uhr: The Pete, the Pete! Und schon isser wie­der weg. Eva Pad­berg hat einen sehr guten Musik­ge­schmack.

20:44 Uhr: Tokio Hotel. Insert com­ment here: _​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​

20:50 Uhr: Der ers­te schö­ne Moment des Abends: „Popu­lar“ von Nada Surf. In einem Ein­spie­ler über … Tokio Hotel.

20:52 Uhr: Eine Mil­li­ar­de Zuschau­er welt­weit? I high­ly doubt that. High­ly.

21:00 Uhr: Es geht end­lich los. Ich will ins Bett.