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Bist Du noch wach? — 5. Was bringt Dich zum Lachen?

In der fünften Folge „Bist Du noch wach?“ sprechen Sue und Lukas über Tannenbäume, Tiervideos und lebenswerte Städte.

Lukas verrät exklusiv den lustigsten Witz der Welt und die Schönheit des Ruhrgebiets — außerdem lachen wir sehr viel und es geht sehr viel um Nudeln.

Wenn Ihr uns schreiben wollt (zum Beispiel, weil Ihr eigene Fragen habt), könnt Ihr das unter bistdunochwach@coffeeandtv.de tun!

Shownotes:

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Musik

Sweetness Follows

Mit siebzehn Jahren litt ich an wiederkehrenden Kopfschmerzen, so dass mich mein Hausarzt irgendwann zu einem Spezialisten schickte, der eine Computertomographie vornehmen sollte. Im Wartezimmer sah ich das ganze Elend der Welt: Kahle Männer, Frauen und ich glaube sogar Kinder, und mir wurde klar, dass sich mein ganzes Leben gleich innerhalb von einer Sekunde ändern könnte. Doch in meinem Kopf fand sich nichts, was dort nicht hingehört hätte, mein Papa fuhr mich wieder nach hause, die Sonne schien und im Radio lief “Imitation Of Life” von R.E.M.

Ein paar Wochen später spielte die Band ein kostenloses Konzert in Köln und obwohl ich sehr gern hingegangen wäre, entschied ich mich mit meinem besten Freund doch dagegen und sah mir das Konzert (oder das, was MTV davon zu übertragen beliebte) im Fernsehen an. Dass der Abend insgesamt doch noch legendär wurde, lag nicht ausschließlich an diesem Konzert, aber zu einem guten Teil.

R.E.M. sind tatsächlich eine dieser Bands, die immer da waren, deren Musik ich aus dem Radio kannte, lange bevor ich wusste, von wem sie ist. Für ihre Hochphase bin ich eigentlich zu jung (“Automatic For The People” erschien, als ich neun Jahre alt war), aber man kann ja auch später einsteigen und sich dann im Backkatalog zurück arbeiten — und dann als Teenager Abend um Abend in seinem Zimmer sitzen, “Everybody Hurts” und “Nightswimming” hören und sich soooo verstanden fühlen.

Gestern nun haben Michael Stipe, Mike Mills und Peter Buck bekanntgegeben, ihre Band aufzulösen. Genauer: Die Band ist schon aufgelöst, so ein Elend wie eine Abschiedstour wird es nicht geben. Das kommt einerseits ein bisschen unvermittelt, ist dann aber andererseits auch schlüssig, wenn auch nicht zwingend notwendig. Es gäbe andere Bands, die sich dringender auflösen sollten (U2, Stereophonics), oder besser nie gegründet hätten (Sunrise Avenue, Revolverheld).

R.E.M. haben nie ein schlechtes Album aufgenommen (obwohl “Up” verdammt nah dran war), zuletzt sogar wieder zwei gute. Nur: Was will man mit “Collapse Into Now”, wenn man “Automatic For The People” hat, eines der vielleicht perfektesten Alben des 20. Jahrhunderts? Neun bis zehn der insgesamt 12 Titel dieses Albums sind mindestens phantastisch und “Everybody Hurts” ist dabei fast noch das schlechteste, weil viel zu offensichtlichste, unter ihnen.

Sasha Frere-Jones schreibt dazu beim “New Yorker”:

There is an admirable mission at play: reassuring those who cry, who hurt, who need sustenance. That would be all of us, and we all turn to music when we need reassurance. But saying, “It’s all going to be O.K.” is your friend’s job, not your band’s. All of R.E.M.’s luminous oddness and nested beauty is turned into penny taffy.

(Bei dem Teil, es sei nicht Aufgabe einer Band, einem Trost zu geben, muss ich ihm allerdings entschieden widersprechen.)

Wenn Frere-Jones schreibt, R.E.M.s Trennung käme zehn Jahre zu spät (eine Meinung, die von vielen geteilt wird), ist mir das ein bisschen zu pointiert, hätten wir doch “Bad Day”, “Leaving New York”, “Supernatural Superserious” oder “ÜBerlin” verpasst — Songs, die bei vielen anderen Bands zu den Höhepunkten ihres Schaffens zählen würden. Aber nach 31 Jahren darf es dann ruhig auch mal gut sein, wenn es nicht sowieso irgendwann zur unvermeidlichen Reunion kommen sollte.

Was bleibt ist, neben der Musik, natürlich vor allem Michael Stipe. Einer der charismatischsten Menschen im weltweiten Mediencircus. Einer der gezeigt hat, wie wunderschön ungelenkes Rumhampeln wirken kann. Einer, den ich immer nennen würde, wenn man mich nach Prominenten fragte, die mich beeinflusst haben.

Peter Flore schreibt bei intro.de, mit R.E.M. trete die “größte Indieband der Welt” ab, und das stimmt, denn trotz gut gefüllter Stadien waren R.E.M. eigentlich immer eine Spur zu eckig und zu verschroben.

Noch mal Sasha Frere-Jones:

Their good stuff is durable and gorgeous, and they pulled off a trick that indie rock has struggled with ever since: How do you stay weird if you also like singable songs? How do you get the pretty without joining Club Obvious? R.E.M. never let their live show slip, and they gave a huge number of people an option that still works.

Keine “Imitation Of Life”, sondern das Leben selbst.

Mein Lieblingssong von R.E.M. ist übrigens inzwischen dieser hier:

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Musik Rundfunk

MTV EMAs 2007: Liveblog

19:56 Uhr: Donnerstagabend, neunzehnuhrsechsenfuffzich: Hier ist Mün… Nee, schon Bochum. Ich hatte die Moncheris schon warmgemacht, als mir auffiel, dass ja gar nicht Grand Prix ist, sondern EMAs. Ist dann auch egal.
Hoffen wir einfach, dass heute erfreulicheres aus München übertragen wird als gestern.

20:00 Uhr: Wann hab ich eigentlich das letzte Mal MTV geguckt und wo zum Henker liegt das auf meiner Fernbedienung? Ah: Auf der 20, völlig klar …

20:02 Uhr: Trinkspiel für den Red Carpet, der heute fliederfarben ist: “What are you wearing?” Ist Mirjam Weichselbraun so klein oder Joss Stone so groß? Und darf ich jetzt schon anfangen, chauvinistisch über das Aussehen der Damen zu schreiben?

20:08 Uhr: Viel los auffem Teppich, deswegen gibt’s jetzt schon den zweiten Einspieler. Der erste war über deutsche (also bayrische) Klischees, der zweite jetzt über die nominierten deutschen Bands. Ich glaube, ersteres war weniger peinlich.

20:13 Uhr: Dave Gahan ist extrem wortkarg und sehr stilvoll. Danach dann Jan Delay.

20:15 Uhr: Ich wünsche mir jetzt schon, ein zweites Mal Borussia Mönchengladbach aus dem Pokal fliegen zu sehen. Das war immer noch lustiger.

20:20 Uhr: Ja, verlost doch jetzt noch eine Reise zu den EMAs! Ich glaub, ich hol schon mal den Alkohol …

20:22 Uhr: Justin Timberlake ruft dazu auf, technische Geräte, die man gerade nicht braucht, auszuschalten. Muss ich den Witz noch machen oder reicht das?

20:24 Uhr: Lieber Gott, bitte mach, dass ich nie an einem roten (oder fliederfarbenen) Teppich stehen und uninspirierte Gespräche führen muss. Oder auch nur über einen laufen und in so schreckliche TV-Kameras labern muss. Ist das schrecklich!!!1

20:27 Uhr: Der Countdown läuft übrigens auch falsch: Demnach ginge es in 12 Minuten mit der Show los.

20:32 Uhr: Markus Kavka als Sportreporter mit einem von den Klitschkos und Jens Lehmann nebst Frau. Die Frau hat er sogar gesiezt! Auf MTV! *schnarch*

20:37 Uhr: Bushido verwendet das Wort “inkludieren” im korrekten Kontext. Nicht mal auf die Prollrapper ist mehr Verlass!

20:39 Uhr: The Pete, the Pete! Und schon isser wieder weg. Eva Padberg hat einen sehr guten Musikgeschmack.

20:44 Uhr: Tokio Hotel. Insert comment here: ________________

20:50 Uhr: Der erste schöne Moment des Abends: “Popular” von Nada Surf. In einem Einspieler über … Tokio Hotel.

20:52 Uhr: Eine Milliarde Zuschauer weltweit? I highly doubt that. Highly.

21:00 Uhr: Es geht endlich los. Ich will ins Bett.