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Der charmante Froschkoch mit der blonden Laune

Seit heu­te ist offi­zi­ell, dass Mar­kus Lanz die Nach­fol­ger von Tho­mas Gott­schalk als „Wet­ten, dass..?!“-Moderator antre­ten wird. Chris­to­pher Keil, Medi­en­re­dak­teur der „Süd­deut­schen Zei­tung“, hat die Gele­gen­heit genutzt, am Sonn­tag­abend schnell noch einen Text dazu im Inter­net zu depo­nie­ren, der ver­mut­lich mor­gen auch gedruckt im Blatt erschei­nen wird.

Sein Pro­blem: Die Logik war noch im Wochen­end-Kurz­ur­laub – und hat­te die deut­sche Spra­che mit­ge­nom­men.

Er wird nicht mit einem Assis­ten­ten oder einer Assis­ten­tin arbei­ten, so viel steht fest. Gott­schalk, der mitt­ler­wei­le ver­sucht, für die ARD eine halb­stün­di­ge Late Light Show vor der Tages­schau durch­zu­set­zen, stand zuletzt die attrak­ti­ve Schwei­ze­rin Michel­le Hun­zi­ker zur Sei­te.

Gott­schalk ver­sucht, „Gott­schalk live“ „durch­zu­set­zen“? Nicht eher „aus­zu­sit­zen“ oder so?

Keil wei­ter über Gott­schalk:

Er war dar­in ein gro­ßer Enter­tai­ner, ein Vir­tuo­se des Main­stream, der „Wet­ten dass ..?“ als deut­schen Staats­zir­kus mit blon­der Lau­ne und locki­gem Humor führ­te.

Viel­leicht könn­te die Bun­des­wehr, wenn sie alle afgha­ni­schen Mohn­fel­der zer­stört hat, kurz bei einem Ein­satz im eige­nen Land die Stil­blü­ten­wie­sen des Chris­to­pher Keil umpflü­gen? Womög­lich blie­be uns dann auch ein voll­ends rät­sel­haf­ter Absatz wie die­ser hier erspart:

Sehr schnell wur­de die Fra­ge gestellt, was „Wet­ten, dass ..?“ ohne ihn künf­tig wert und wer ihm als Nach­fol­ger eben­bür­tig sei. Vie­le mel­de­ten sich und ver­kün­de­ten, sie stün­den nicht zur Ver­fü­gung – ohne je bedacht wor­den zu sein, und Gün­ther Jauch war der Ein­zi­ge, der es nicht ernst gemeint hat­te. Über ande­re wie Nazan Eckes wur­de spe­ku­liert, dabei, das wird sie selbst am bes­ten wis­sen, reich­te es bei ihr nicht ein­mal zur Spe­ku­la­ti­on.

Es wirkt nicht so, als wüss­te Keil um die Bedeu­tung des Verbs „beden­ken“. Ande­rer­seits ver­blasst die­ser Satz in sei­ner (nicht eben gerin­gen) Merk­wür­dig­keit voll­stän­dig gegen­über dem nach­fol­gen­den: Über Nazan Eckes wur­de spe­ku­liert, aber es reich­te nicht ein­mal zur Spe­ku­la­ti­on? Also qua­si die Spe­ku­la­ti­on inter­rupta, die sich auf dem Weg zu sich selbst ver­lau­fen hat­te?

Über Tho­mas Bel­lut, den desi­gnier­ten ZDF-Inten­dan­ten, an des­sen 57. Geburts­tag „das Tref­fen“ in einem ita­lie­ni­schen Restau­rant in Mainz statt­ge­fun­den hat­te, weiß Keil immer­hin zu berich­ten, dass der gebür­ti­ger Nie­der­sach­se sei. Inwie­fern das in einem Zusam­men­hang damit steht, dass Bel­lut „offen­bar belast­bar und auch durch Schlag­zei­len nicht zu erschüt­tern“ sei, weiß wohl nur Chris­to­pher Keil. Oder – haha – Chris­ti­an Wulff.

Viel­leicht inter­es­siert sich Keil aber pri­vat auch ein­fach nur für Cha­os­theo­rien, wes­we­gen er Schluss­fol­ge­run­gen wie die­se hier für sinn­voll hält:

Weil sich Lanz pri­vat für die Polar­ge­bie­te inter­es­siert, könn­te es aber sein, dass das ZDF ein Winter-„Wetten, dass ..?“ ein­führt und offen­bar spricht das ZDF mit Lanz auch über eine Aus­ga­be Kinder-„Wetten, dass ..?“. Mit Gott­schalk gab es eine Som­mer­show, die bevor­zugt in der Stier­kampf-Are­na von Pal­ma de Mal­lor­ca statt­fand.

Woher Keil das mit der Kin­der-Sen­dung weiß? Nun, er scheint einen char­man­ten, gut aus­se­hen­den Infor­man­ten zu haben:

Dass Lanz als Drit­ter gefragt wur­de, bedeu­tet nicht, dass er drit­te Wahl ist. In sei­nen Talk­shows erfährt man vie­les über Men­schen, viel mehr als gera­de bei den meis­ten, wenn auch viel Belang­lo­ses. Doch Lanz kennt sei­ne Gäs­te, er lässt sich auf sie ein, bie­tet ihnen char­mant die Stirn. Man darf sich von sei­nen guten Manie­ren, sei­nem guten Aus­se­hen und sei­nem guten Ton, den er trifft, nicht täu­schen las­sen.

… denn in Wahr­heit ist Lanz was? Ein gemein­ge­fähr­li­cher Irrer? Ein unge­ho­bel­ter Roh­ling? Ein häss­li­cher Schief­sän­ger?

Stellt sich raus: In Wahr­heit ist Lanz ein phan­tas­ti­scher Inves­ti­ga­ti­v­jour­na­list.

Als neu­lich Vize­kanz­ler Phil­ipp Rös­ler bei ihm war, begrüß­te ihn Lanz mit dem Lob: Er, der FDP-Boss Rös­ler, sei ja in sei­nen poli­ti­schen Reden zuwei­len komi­scher als Harald Schmidt. Rös­ler hat sich dar­auf­hin für eine hal­be Stun­de sehr geliebt, hat bei der Wie­der­ga­be des Streits mit der Bun­des­kanz­le­rin in der Fra­ge Gauck jedes Maß für Ver­nunft und wohl auch Anstand ver­lo­ren. Er erklär­te noch ein­mal, was es mit sei­nem Gleich­nis vom Frosch auf sich hat­te, der nicht merkt, wie er gekocht wird, sofern man das kal­te Was­ser, in dem er sitzt, lang­sam erhitzt. Alle haben sehr über Rös­ler gelacht, auch Rös­ler über sich. Dass er der Frosch im Was­ser war, den Lanz in aller Ruhe zum Kochen brach­te, merk­te er nicht.

Das deckt sich nicht ganz mit dem Ein­druck, den ich oder sonst jemand von der Sen­dung gehabt hät­te, in der Lanz als kom­plett distanz­lo­ser Mär­chen­on­kel voll­ends die Ori­en­tie­rung zwi­schen Unter­wür­fig­keit, Kum­pe­lei und Über­heb­lich­keit ver­lo­ren hat­te. Aber gut: Lanz hat den Frosch Phil­ipp Rös­ler gekocht. Das wird er künf­tig nicht mehr kön­nen, denn Lanz „wird sei­ne nächt­li­chen Gesprächs­run­den im Zwei­ten wei­ter­füh­ren, sei­ne Koch­sen­dung am Frei­tag aller­dings abge­ben“.

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Jeden Tag ein bisschen besser

Im ver­gan­ge­nen Jahr habe ich für BILD­blog über Mona­te die Nen­nung des Pro­dukt­na­mens Ape­rol in deutsch­spra­chi­gen Medi­en doku­men­tiert. Unge­fähr ab Sep­tem­ber wur­de ich nachts wach, weil ich dach­te, jemand hät­te „Ape­rol“ gesagt. Die Ant­wor­ten der Kol­le­gen auf mei­ne Bit­te, sie mögen mir doch sagen, wenn sie das Gefühl hät­ten, ich wür­de mich da in etwas ver­ren­nen, wur­den immer aus­wei­chen­der. Am 24. Dezem­ber erschien dann end­lich der Arti­kel und ich konn­te den Goog­le Alert auf „Ape­rol“ end­lich abstel­len.

Doch das viel­leicht bizarrs­te Pro­duct Pla­ce­ment der Jour­na­lis­mus­ge­schich­te habe ich erst jetzt ent­deckt. Der Frank­fur­ter „Bild“-Gerichtsreporter Kol­ja Gärt­ner hat es im ver­gan­ge­nen Okto­ber in sei­nem Arti­kel „150-Kilo-Metz­ger-Sohn erstickt Nach­barn“ unter­ge­bracht:

Ver­tei­di­ge­rin Danie­la Pal­mer: „Der Getö­te­te stand vor mei­nem Man­dan­ten, schrie und fuch­tel­te mit den Armen. Mein Man­dant ver­pass­te ihm einen Faust­schlag, zog ihm eine Rewe-Plas­tik­tü­te über den Kopf. Er woll­te ihn nicht töten, son­dern ihm eine Lek­ti­on ertei­len. (…)“

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Hut, Schweiß und Tränen

Ich kann schlecht beur­tei­len, ob sie jetzt kom­plett ver­rückt gewor­den sind bei „Spie­gel Online“, aber es wäre die nahe­lie­gends­te (und ehr­lich gesagt auch beru­hi­gends­te) Erklä­rung:

Gebot für Hemd: Scarlett Johansson schweiß, was sie will. Ein echter Entertainer macht selbst noch Ausdünstungen zu Geld: Hugh Jackman hat am Ende einer Show sein verschwitztes Unterhemd versteigert. Unter den Bietern war auch Scarlett Johansson - doch die hatte starke Konkurrenz.

Ja, ich weiß: Das tut sehr weh, wenn der Kopf nach der Lek­tü­re der Über­schrift auf die Tisch­plat­te trifft. Und ich arbei­te schon für zwei Blogs, die sich bei Über­schrif­ten für fast nichts zu scha­de sind.

Aber damit geht es erst los:

Er sang, unter­stützt von einem 18-köp­fi­gen Orches­ter. Er erzähl­te Anek­do­ten aus sei­nem Leben. Er grüß­te sei­ne Bekann­ten im Publi­kum. Und am Ende ver­stei­ger­te er sein ver­schwitz­tes Unter­hemd für einen guten Zweck: Hugh Jack­man hat mit einer unge­wöhn­li­chen Akti­on Geld für wohl­tä­ti­ge Zwe­cke gesam­melt. 30.000 Dol­lar brach­te der nas­se Fet­zen ein.

Gut, das recht­fer­tigt bis­her weder Über­schrift, noch Foto, aber macht mal wei­ter:

Der aus­tra­li­sche Schau­spie­ler („X‑Men“) nutz­te sei­ne Show am Broad­way für die unge­wöhn­li­che Akti­on. Mit dem letz­ten Gebot über­traf der glück­li­che Erstei­ge­rer eine Berühmt­heit: 30.000 Dol­lar waren zehn­mal so viel, wie Scar­lett Johans­son für Jack­mans Klei­dungs­stück gebo­ten hat­te. Am Ende des Abends soll die 27-Jäh­ri­ge laut einem Bericht der „New York Post“ auf die Büh­ne gegan­gen und 3000 Dol­lar für das Unter­hemd gebo­ten haben.

Okay: Scar­lett Johans­son „schweiß“, was sie will, aber sie kriegt es trotz­dem nicht. Trau­ri­ge Geschich­te, aber auch Hol­ly­wood­stars müs­sen hin und wie­der Ent­täu­schun­gen hin­neh­men.

Wer 30.000 Dol­lar dafür aus­gab, Jack­man wenigs­tens ein­mal indi­rekt haut­nah zu sein, ist nicht bekannt.

Das macht die Geschich­te jetzt auch nicht span­nen­der, aber: pfffft.

Johans­son dürf­te ihre Auk­ti­ons­nie­der­la­ge ver­schmer­zen. Laut „New York Post“ mach­te die 27-Jäh­ri­ge zwar nicht bei der Ver­stei­ge­rung, dafür aber ander­wei­tig eine gute Figur. Mit einem dicken Woll­pull­over, einem Hut und Bril­le habe die Schau­spie­le­rin sehr läs­sig aus­ge­se­hen, schrieb die Zei­tung.

Gut, an die­ser Stel­le wäre es aus­nahms­wei­se sogar mal sinn­voll, eine Bil­der­ga­le­rie ein­zu­set­zen, auf dass sich der geneig­te Leser (wer auch immer das sein mag) selbst ein Bild von der Läs­sig­keit Johans­sons machen kann. Scha­de, wenn es die­se Fotos nicht gibt und auch die „New York Post“ sich mit Schil­de­run­gen aus zwei­ter Hand begnü­gen muss:

(…) Johans­son, who spies said loo­ked stun­ning dres­sed down in a chun­ky swea­ter, wool­ly hat and glas­ses.

Über­haupt hat der Ori­gi­nal­ar­ti­kel etwa ein Drit­tel des Umfangs der Ver­si­on von „Spie­gel Online“ und ist nur eine von vie­len bun­ten Mel­dun­gen auf Sei­te 6, wäh­rend „Spie­gel Online“ – Sie ahn­ten es bereits – als Top-Mel­dung des „Panorama“-Ressorts auf der Start­sei­te ver­linkt hat.

Trotz­dem hat es die „New York Post“ geschafft, in die­ser Kür­ze noch eine wich­ti­ge Infor­ma­ti­on unter­zu­brin­gen, die „Spie­gel Online“ natür­lich auch noch irgend­wie wie­der­käu­en muss.

Und des­halb lau­tet der letz­te Satz des Arti­kels:

Im Publi­kum war auch Johans­sons Kol­le­gin Uma Thur­man („Kill Bill“).

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Warum „Bild“ wohl über Herzog herzog?

Irgend­wann wird „Bild“ in der Rubrik „Ver­lie­rer des Tages“ mal über irgend­ei­ne Per­son schrei­ben: „XXX wur­de in einer gro­ßen deut­schen Bou­le­vard­zei­tung zum Ver­lie­rer des Tages erklärt. BILD meint: Zu Recht“

Bis es soweit ist, begnügt sich die Zei­tung mit sol­chen Vari­an­ten:

Verlierer: Kult-Regisseur Werner Herzog (69, "Fitzcarraldo") wurde in der Schule die Liebe zur Musik (vorerst) ausgetrieben. Fast eine Stunde habe der Lehrer ihn vor der Klasse stehen lassen, um ihn zum Singen zu zwingen. "Ich sang und schwor mir, nie wieder zu singen", verriet Herzog der "Zeit". BILD meint: Has(s)t du Töne?!

Das ergibt unge­fähr gar kei­nen Sinn. Nach der glei­chen Logik könn­te „Bild“ einem Kriegs­heim­keh­rer sein Kriegs­trau­ma vor­wer­fen oder einem Fern­seh­mo­de­ra­tor, des­sen ver­meint­li­ches Pri­vat­le­ben in der Bou­le­vard­pres­se aus­ge­brei­tet wur­de, des­sen Abnei­gung gegen­über der sel­bi­gen.

Es gibt auch kei­nen Anhalts­punkt, war­um „Bild“ Her­zog heu­te einen aus­wi­schen kön­nen woll­te: Im (hoch­gra­dig ver­stö­ren­den) „Zeit“-Artikel äußert sich der Regis­seur nicht über die Zei­tung oder Frie­de Sprin­ger, ja gera­de ges­tern war bei Bild.de anläss­lich des 20. Todes­ta­ges von Klaus Kin­ski noch ein Inter­view mit Her­zog erschie­nen.

Auch ein Blick ins „Bild“-Archiv macht nicht schlau­er, för­der­te aber eine schö­ne Bild­un­ter­schrift vom 23. April 2010 zuta­ge:

Alt-Bun­des­prä­si­dent Wer­ner Her­zog mit sei­ner Frau Alex­an­dra Frei­frau von Ber­li­chin­gen

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Rundfunk Digital

Gelegentlich angeblich

Falls Sie die letz­ten Tage unter einem Stein oder auf einem ande­ren Pla­ne­ten ver­bracht haben soll­ten: Hape Ker­ke­ling hat am Sams­tag bei „Wet­ten dass..?“ ver­kün­det, dass er nicht als Nach­fol­ger von Tho­mas Gott­schalk zur Ver­fü­gung stün­de. Eines der „drei wich­ti­gen Ämter in Deutsch­land“ (neben Kanzler/​in und Bun­des­trai­ner) ist damit nach wie vor unbe­setzt.

Das … äh: „Nach­rich­ten­por­tal“ rentner-news.de („Von Rent­nern – für Rent­ner“) hat heu­te Vor­mit­tag die „ulti­ma­ti­ve Wahr­heit über die ‚Wet­ten dass.…?‘-Nachfolge von Tho­mas Gott­schalk“ ent­hüllt:

Wie aus dem nähe­ren Umfeld des ZDF nach der Sen­dung ver­lau­te­te, sol­len eini­ge Vor­stands­mit­glie­der des ZDF erst wäh­rend der Live-Über­tra­gung erfah­ren haben, dass Hape Ker­ke­ling gele­gent­lich angeb­lich homo­se­xu­ell ist.

Auf­grund man­geln­der Erfah­run­gen auf die­sem Gebiet erschien ihnen dies inkom­pa­ti­bel zu den Pro­gramm­richt­li­ni­en des ZDF , und man ver­zich­te­te vor­sichts­hal­ber auf ein Enga­ge­ment von Hape Ker­ke­ling.

Die ande­ren Medi­en, sonst hyper­ak­tiv, wenn es um das The­ma „Wet­ten dass..?“ geht, haben die Geschich­te bis­her nicht auf­ge­grif­fen. Was womög­lich damit zusam­men­hän­gen könn­te, dass 20 Jah­re dann doch eine Zeit sind, in der selbst beim ZDF eine Nach­richt ankommt. So lang ist Ker­ke­lings Outing durch Rosa von Praun­heim bei „Explo­siv – Der hei­ße Stuhl“ fast auf den Tag genau her.

Nach­trag, 16.45 Uhr: Womög­lich han­delt es sich bei rentner-news.de aber auch ein­fach nur um eine Sati­re-Sei­te

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Digital Gesellschaft

„Nazi“ und „Papst“ gehen immer

Län­ger kei­nen Nazi-Ver­gleich mehr im Blog gehabt …

Abhil­fe schafft da die Schau­spie­le­rin Sus­an Saran­dan, seit jeher poli­tisch aktiv. Sie hat­te sich laut „News­day“ in einem Inter­view mit ihrem Schau­spiel-Kol­le­gen Bob Bala­ban am Wochen­en­de wie folgt geäu­ßert:

She was dis­cus­sing her 1995 film „Dead Man Wal­king,“ based on the anti-death-penal­ty book by Sis­ter Helen Pre­jean, a copy of which she sent to the pope.

„The last one,“ she said, „not this Nazi one we have now.“ Bala­ban gent­ly tut-tut­ted, but Saran­don only repea­ted her remark.

Die deut­schen Medi­en grif­fen den Ver­gleich mit mehr als 24-stün­di­ger Ver­spä­tung auf und hat­ten somit den Vor­teil, die (erwart­ba­re) Empö­rung gleich mit­neh­men zu kön­nen:

Die jüdi­sche Anti-Defa­ma­ti­on League bezeich­ne­te die mut­maß­li­che Bemer­kung als „ver­stö­rend, schwer belei­di­gend und voll­kom­men unan­ge­bracht“. Die Bür­ger­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on Catho­lic League for Reli­gious and Civil Rights nann­te den angeb­li­chen Kom­men­tar „obs­zön“.

In ganz eige­ne Sphä­ren schraubt sich „Spie­gel Online“ mit dem Remix einer Reu­ters-Mel­dung. Schon im Vor­spann ver­sucht sich der Autor an einer Art Meta-Ver­gleich:

Will­kom­men in der Lars-von-Trier-Liga für ent­gleis­te Film-Grö­ßen: Die Schau­spie­le­rin Sus­an Saran­don hat Papst Bene­dikt auf einem Film­fes­ti­val in New York als Nazi bezeich­net. Ihr Inter­view­part­ner ver­such­te, Schlim­me­res zu ver­hin­dern.

Und wenn Sie jetzt sagen: „Hä? Lars von Trier hat­te doch in einem irr­lich­tern­den Gedan­ken­strom irgend­wel­che pro­mi­nen­ten Ver­tre­ter des Drit­ten Reichs genannt und sich dann, gleich­sam als Poin­te der Pro­vo­ka­ti­on, selbst als ‚Nazi‘ bezeich­net. Das hat ja wohl außer dem Wort ‚Nazi‘ (und der damit ver­knüpf­ten erwart­ba­ren Empö­rung) nichts mit dem aktu­el­len Fall zu tun!“, dann bewei­sen Sie damit nur, dass Sie nicht für „Spie­gel Online“ arbei­ten könn­ten.

Der Arti­kel schließt näm­lich mit die­sen Sät­zen:

Saran­don wird nun in den kom­men­den Tagen erfah­ren, wie sehr sich die Öffent­lich­keit an Nazi-Ver­glei­chen von Pro­mi­nen­ten abar­bei­tet. Der däni­sche Regis­seur Lars von Trier hat­te sich auf den Film­fest­spie­len in Can­nes erfolg­reich um Kopf und Kra­gen gere­det und Sym­pa­thie für Adolf Hit­ler bekun­det. Nach einem Empö­rungs­t­s­una­mi ermit­telt nun sogar die Staats­an­walt­schaft.

Nun könn­ten die Fäl­le von Saran­don und von Trier kaum wei­ter von­ein­an­der ent­fernt sein: Bei der einen ist es ein Skan­dal, weil sie den ehren­wer­ten Bene­dikt XVI. recht unspe­zi­fisch einen „Nazi“ gehei­ßen hat, beim ande­ren war es ein Skan­dal, weil er Hit­ler und Speer gelobt und sich dann auf der Suche nach einem Aus­gang aus dem rhe­to­ri­schen Füh­rer­bun­ker in die Selbst­be­zich­ti­gung als „Nazi“ zu ret­ten ver­sucht hat­te.

Aber viel­leicht meint „Spie­gel Online“ mit dem ver­un­glück­tes­ten Nazi-Ver­gleichs­ver­gleich aller Zei­ten ja etwas ganz ande­res: „Sag ein­fach mal öfter ‚Nazi‘, und wir schrei­ben auch wie­der über Dich!“

Nach­trag, 18 Uhr: Bild.de bemüht sich über­ra­schen­der­wei­se um ein wenig Rela­ti­vie­rung:

Nun muss man wis­sen, dass im US-ame­ri­ka­ni­schen Wort­schatz die Bezeich­nung „Nazi“ auch für kal­te, herr­sche­ri­sche Per­son gebraucht wird – aller­dings bleibt ein fah­ler Bei­geschmack, der bei Bill Dono­hue, Prä­si­dent der katho­li­schen Liga, für Empö­rung sorgt.

Am Ende dreht dann aber auch die­ser Arti­kel ab:

Wie schnell die Bezeich­nung „Nazi“ nach hin­ten los­ge­hen kann, zeig­te sich im Mai bei den Film­fest­spie­len in Can­nes. Star-Regis­seur Lars von Trier (55, „Melan­cho­lia“) mit Hit­ler-freund­li­chen Äuße­run­gen nicht nur für einen Skan­dal, son­dern auch für sei­nen Aus­schluss vom renom­mier­ten Fes­ti­val gesorgt.

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Verampersandet

Lan­ge war es still gewe­sen um Fritz­chen Mül­ler. Der inzwi­schen elf­jäh­ri­ge Hob­by­gra­fi­ker (MS Paint), der vie­le Jah­re für den Bran­chen­dienst „turi2“ Gesich­ter durch­ge­stri­chen hat­te und dann kurz bei „RP Online“ und Bild.de beschäf­tigt war, hat jetzt bei „Bild“ ange­heu­ert:

Stefan Mross & Stefanie Hertel: Anwalt bestätigt Ehe-Aus!

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Digital

„Spiegel Online“: Hier googelt der Leser noch selbst

„Spie­gel Online“ hat einen durch­aus lesens­wer­ten Arti­kel über Modell­flie­ger ver­öf­fent­licht, die mit den Kame­ras an Bord ihrer Droh­nen spek­ta­ku­lä­re Vide­os auf­neh­men.

Ein paar Aus­schnit­te aus die­sen Vide­os (unter­legt mit unfass­bar ner­vi­ge­rer, mut­maß­lich GEMA-frei­er Musik) kann man sich bei „Spie­gel Online“ direkt anschau­en, aber offen­bar kann man die Clips auch noch irgend­wo anders sehen:

Sei­nem Onkel Rein­hard miss­fällt der „ille­ga­le touch“. Er bewun­dert die Video­qua­li­tät, fin­det aber, dass sein Nef­fe sich zu sehr auf You­Tube und Vimeo selbst insze­niert.

Nun hät­te ich mir gewünscht, dass „Spie­gel Online“ die Wor­te „You­Tube“ und „Vimeo“ mit Links unter­legt hät­te – etwa zu den dor­ti­gen Pro­fi­len des por­trä­tier­ten Hob­by­flie­gers und sei­nes här­tes­ten Kon­kur­ren­ten.

Doch im gan­zen zwei­sei­ti­gen Arti­kel fin­den sich genau zwei Links: Unter dem Wort „Auf­klä­rungs­droh­nen“ und unter der Typen­be­zeich­nung „AR. Dro­ne“. Sie füh­ren ins Ange­bot von „Spie­gel Online“.

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Leben

Klar umrissene Zielgruppe

Aktionstag "Sport der Älteren" von 35 bis 70 Jahre

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Politik Digital

Von der Außenwelt abgeschnitten

Zuge­ge­ben: In der Pres­se­stel­le des Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums möch­te man die­ser Tage auch nicht arbei­ten.

Heu­te stand der Start der Bun­des­wehr­re­form auf dem Pro­gramm, in den letz­ten Tagen gab es die eine oder ande­re unschö­ne Mel­dung über die wis­sen­schaft­li­che Repu­ta­ti­on des Minis­ters und dann berich­te­te die „Finan­cial Times Deutsch­land“ auch noch, dass die Bun­des­wehr eine „gro­ße Wer­be­kam­pa­gne“ bei „Bild“, „Bild am Sonn­tag“ und Bild.de schal­ten wol­le.

Wegen die­ser „FTD“-Meldung hat­te ich eini­ge BILD­blog-Fra­gen an das Minis­te­ri­um. Aus der Erfah­rung weiß ich, dass ich bei Ver­su­chen, den rich­ti­gen Ansprech­part­ner zu tref­fen, immer zunächst den fal­schen anru­fe und es auch nie mög­lich ist, mich zu ver­bin­den.

Doch so weit kam ich heu­te nicht. Als ich die Lis­te der Pres­se­spre­cher durch­klick­te, bot sich mir fol­gen­des Bild:

Weil ich ger­ne den Wald vor lau­ter Bäu­men nicht sehe, frag­te ich Freun­de und Kol­le­gen, ob sie die Kon­takt­da­ten der Spre­cher irgend­wo sähen. Nein, taten sie nicht.

Die Sei­ten mit den Ansprech­part­nern sind alle auf dem Stand vom heu­ti­gen 24. Febru­ar 2011. Im Goog­le-Cache fin­den sich noch die Ver­sio­nen von letz­ter Woche und die sahen bei­spiels­wei­se so aus:

Die Über­sichts­sei­te, auf der sonst immer die „Zen­tra­le Ser­vice­num­mer für Pres­se­an­fra­gen und Medi­en­ver­tre­ter nach Dienst und am Wochen­en­de“ ange­ge­ben war, wur­de offen­bar schon am Diens­tag über­ar­bei­tet.

Alt:

Neu:

Ich habe jetzt mal nicht beim Minis­te­ri­um nach­ge­fragt, was das zu bedeu­ten hat.

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Ein exklusiver Hund

Wenn Sie unse­re Defi­ni­ti­on des Begriffs „exklu­siv“ für extra­va­gant hiel­ten, dann haben Sie noch nicht den/​die/​das aktu­el­le „Auf einen Blick“ gese­hen:

Monica Lierhaus: So stolz! So stark! So tapfer! "Auf einen Blick"-Autorin Karen Webb schreibt exklusiv über den bewegendsten TV-Auftritt des Jahres.

Noch­mal zum Mit­den­ken: Ja, die „Auf einen Blick“-Autorin Karen Webb schreibt exklu­siv für „Auf einen Blick“. Wo gibt es so etwas schon sonst?

Ande­rer­seits ist das noch ver­gleichs­wei­se harm­los, wenn man sich das voll­stän­di­ge Cover der Zeit­schrift ansieht:

Monica Lierhaus: Deutschlands schönster Hund.
[via Petra O.]

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Musik Digital

Ein Beispiel, das Schwule machen sollte

Ein ganz beson­de­rer Musik­wunsch erreicht uns auf etwas absei­ti­gem Weg aus den Redak­ti­ons­räu­men von Bild.de:

Dass Fett nicht abwaschbar ist, sahen die Leute irgendwann ein. Es musste eine neue Verkaufsidee her. Das dachten sich wohl die Erfinder des Gerätes „Gaybar Simulator“. Dabei schnallte man sich einen Ledergürtel um die Taille und schaltete das elektrische Fitnessgerät an, das anfing zu rütteln. So sollten überflüssige Pfunden weggeschüttelt werden.

Bit­te­schön:

[via Emp­ty]