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Lucky & Fred, Episode 35

Am Abend des 24. Janu­ar 2020 ver­sam­mel­ten sich 80.000 Men­schen im Dort­mun­der West­fa­len­sta­di­on, obwohl sie genau­so gut ins nahe gele­ge­ne Fletch Biz­zel hät­ten gehen kön­nen, um Lucky und Fred bei ihren unter­halt­sa­men Aus­füh­run­gen zuzu­hö­ren.

Im Publi­kum fin­den sich trotz­dem genug Motor­rad fah­ren­de Omas, die sich aber nicht so recht über öffent­lich-recht­li­che Sati­re empö­ren wol­len. Wir erklä­ren, wie man ein „Unwort des Jah­res“ baut, Fred geht der „extra­le­ga­len Tötung“ auf den Grund, Lucky hält ein Solo-Refe­rat über den „Megxit“ und wir ver­ra­ten end­lich, wer drin­gend ins Dschun­gel­camp gehört!

Außer­dem spre­chen wir über rech­te und lin­ke Gewalt, Organ­spen­de­aus­wei­se, Freds Kar­rie­re in Hol­ly­wood, Luckys beim ESC, loben eine ori­gi­nel­le Ange­lo­bung und lan­den irgend­wie immer wie­der bei „Bild“.

Show­no­tes:

Kar­ten für die nächs­ten Live­shows:
17. Febru­ar, Ber­lin
27. März, Dort­mund

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Lucky & Fred: Episode 10

Da sind wir wie­der! Weil ja zum Glück im letz­ten hal­ben Jahr nicht viel pas­siert ist, spre­chen wir über deut­sche Schau­spie­ler auf Face­book und die Stra­te­gie­lo­sig­keit der euro­päi­schen Sozi­al­de­mo­kra­tie. Lucky will sei­nen Frie­dens­no­bel­preis zurück­ge­ben und Fred gibt Nach­hil­fe in Sachen Flug­zeug­tech­no­lo­gie. Also ein Abend für die gan­ze Fami­lie.

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„Sein“ oder nicht „sein“

Am 21. August wur­de die ehe­ma­li­ge Sol­da­tin Chel­sea Man­ning, die der Whist­le­b­lower-Platt­form Wiki­leaks gehei­me Doku­men­te zuge­spielt hat­te, von einem US-Mili­tär­ge­richt zu 35 Jah­ren Haft ver­ur­teilt.

Wobei: Das stimmt so nicht. Damals hieß Chel­sea in der Öffent­lich­keit noch Brad­ley Man­ning und galt als Mann. Erst einen Tag spä­ter ließ sie ein State­ment ver­öf­fent­li­chen, in dem es hieß:

As I tran­si­ti­on into this next pha­se of my life, I want ever­yo­ne to know the real me. I am Chel­sea Man­ning. I am a fema­le. Given the way that I feel, and have felt sin­ce child­hood, I want to begin hor­mo­ne the­ra­py as soon as pos­si­ble. I hope that you will sup­port me in this tran­si­ti­on. I also request that, start­ing today, you refer to me by my new name and use the femi­ni­ne pro­no­un (except in offi­ci­al mail to the con­fi­ne­ment faci­li­ty).

Wer glei­cher­ma­ßen auf­ge­klärt wie naiv ist, hät­te anneh­men kön­nen, dass das The­ma damit schnell been­det war: Chel­sea Man­ning ist eine Frau, die in einem männ­li­chen Kör­per gebo­ren wur­de und einen männ­li­chen Vor­na­men getra­gen hat, jetzt aber expli­zit dar­um bit­tet, mit ihrem weib­li­chen Vor­na­men bezeich­net zu wer­den.

Die „New York Times“ erklär­te dann auch in einem Blog­ein­trag, mög­lichst schnell den Namen Chel­sea Man­ning und die weib­li­chen Pro­no­mi­na ver­wen­den und zum bes­se­ren Ver­ständ­nis für die Leser auf die Umstän­de die­ser Namens­än­de­rung zu ver­wei­sen. Der „Guar­di­an“ leg­te den Schal­ter von „Brad­ley“ auf „Chel­sea“ um und schrieb für­der­hin nur noch von „ihr“.

Aber so ein­fach war das alles natür­lich nicht.

Die „Ber­li­ner Zei­tung“ fass­te das ver­meint­li­che Dilem­ma am 24. August ein­drucks­voll zusam­men:

Brad­ley Man­ning möch­te fort­an als Frau leben und Chel­sea genannt wer­den. […] Der 25 Jah­re alte Sol­dat ließ erklä­ren, er habe sich seit sei­ner Kind­heit so gefühlt. Von nun an wol­le er nur noch mit sei­nem neu­en Namen ange­spro­chen wer­den. Auch sol­le künf­tig aus­schließ­lich das weib­li­che Pro­no­men „sie“ ver­wen­det wer­den, wenn über Man­ning gespro­chen wer­de. Eine ope­ra­ti­ve Geschlechts­um­wand­lung strebt Man­ning zunächst wohl nicht an.

Mit die­sem Wunsch hat Man­ning, der gut 700000 Geheim­do­ku­men­te an die Ent­hül­lungs­platt­form Wiki­leaks wei­ter­gab, Jour­na­lis­ten in den USA ver­wirrt und vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen gestellt. In den Mel­dun­gen über Man­nings Erklä­rung war ein­mal von „ihm“ die Rede, dann wie­der von Brad­ley Man­ning, „die“ nun eine Frau sein wol­le. Die einen ver­mie­den es pein­lich, Per­so­nal­pro­no­men zu ver­wen­den. Die ande­ren erklär­ten, sie wür­den solan­ge von „ihm“ spre­chen, wie Man­ning aus­se­he wie ein Mann.

Wie es die „Ber­li­ner Zei­tung“ selbst hält, wur­de in den fol­gen­den Wochen deut­lich:

5. Sep­tem­ber:

Die von Matthew H. 2009 besuch­te Ver­an­stal­tung des Cha­os Com­pu­ter Clubs war immer­hin öffent­lich. Sein Anteil an der Ver­ur­tei­lung des Whist­le­b­lo­wers Brad­ley Man­ning ist unklar. Und auch wenn der Umgang mit Man­ning nicht unse­ren Vor­stel­lun­gen ent­spricht: Er hat mili­tä­ri­sche Geheim­nis­se ver­ra­ten. Das ist auch deut­schen Sol­da­ten ver­bo­ten.

6. Sep­tem­ber:

Wie in letz­ter Zeit in Ber­lin häu­fi­ger der Fall, ste­hen mal wie­der lee­re Stüh­le auf der Büh­ne, dies­mal nicht für den mit Aus­rei­se­ver­bot beleg­ten Fil­me­ma­cher Jafar Panahi, son­dern für Edward Snow­den und Brad­ley Man­ning, die Ulrich Schrei­ber gern dabei­ge­habt hät­te. Lei­der sind sie aus bekann­ten Grün­den ver­hin­dert.

Bei der „Süd­deut­schen Zei­tung“ gibt es offen­bar auch kei­ne Emp­feh­lun­gen und Richt­li­ni­en wie bei der „New York Times“ – und noch nicht mal eine kla­re Linie. Am 2. Sep­tem­ber schrieb die „SZ“:

Auf Trans­pa­ren­ten for­dern die Teil­neh­mer, dass US-Prä­si­dent Barack Oba­ma sei­nen Frie­dens­no­bel­preis an die Geheim­da­ten-Ent­hül­ler Chel­sea Man­ning und Edward Snow­den abtre­ten sol­le.

Und eine Woche spä­ter:

Anders gefragt: Hät­ten ame­ri­ka­ni­sche Diens­te eine sol­che Anfra­ge zuge­las­sen, wenn ein deut­scher Dienst sich um Hin­ter­grün­de zum Trei­ben eines bekann­ten ame­ri­ka­ni­schen Jour­na­lis­ten inter­es­siert hät­te? Da kön­nen, trotz aller Nar­re­tei­en und Ver­här­tun­gen der ame­ri­ka­ni­schen Poli­tik im Kampf gegen Whist­le­b­lower wie Brad­ley Man­ning oder Edward Snow­den ame­ri­ka­ni­sche Behör­den emp­find­sam reagie­ren.

Am 7. Okto­ber nun wie­der:

Schließ­lich, so schrei­ben eini­ge, sei er ein Visio­när, gleich­zu­set­zen mit der Wiki­leaks-Infor­man­tin Chel­sea Man­ning oder dem NSA-Whist­le­b­lower Edward Snow­den .

„Bild“ hat­te in ganz weni­gen Zei­len klar­ge­macht, wie wenig sich die Redak­ti­on um die Bit­te von Chel­sea Man­ning schert: In ihren „Fra­gen der Woche“ am 24. August frag­te die Bou­le­vard­zei­tung „Kommt Man­ning in den Frau­en­knast?“ und ant­wor­te­te:

Nein! Obwohl der zu 35 Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teil­te Wiki­leaks-Infor­mant Brad­ley Man­ning (25) ab sofort als Frau namens Chel­sea leben und sich einer Hor­mon­be­hand­lung unter­zie­hen will (BILD berich­te­te), kam er in das Män­ner­ge­fäng­nis Fort Lea­ven­worth (US-Staat Kan­sas). Ein Armee­spre­cher sag­te, dass dort weder Hor­mon­the­ra­pien noch chir­ur­gi­sche Ein­grif­fe zur Geschlechts­um­wand­lung bezahlt wer­den.

Der Unter­schied zum „Spie­gel“ ist da aller­dings mar­gi­nal:

Man­ning fühlt sich schon län­ger als Frau, nach sei­ner Ver­ur­tei­lung will er auch so leben. […] Am Mitt­woch ver­ur­teil­te ihn ein Mili­tär­ge­richt dafür zu 35 Jah­ren Gefäng­nis, abzu­sit­zen in Fort Lea­ven­worth, Kan­sas. Zwar kann Man­ning auf vor­zei­ti­ge Ent­las­sung hof­fen – doch bis dahin steht ihm eine har­te Zeit bevor: Sei­ne Mit­in­sas­sen sind aus­nahms­los Män­ner, eine Ver­le­gung in ein Frau­en­ge­fäng­nis ist nicht geplant.

Die Deut­sche Pres­se-Agen­tur tat sich anfangs noch schwer mit dem Geschlecht. Am 4. Sep­tem­ber schrieb die dpa:

Die Mis­si­on des angeb­li­chen US-Agen­ten soll dem Bericht zufol­ge öffent­lich gewor­den sein, nach­dem er im Juni die­ses Jah­res als Zeu­ge im Pro­zess gegen den Whist­le­b­lower Brad­ley Man­ning vor einem ame­ri­ka­ni­schen Mili­tär­ge­richt in Mary­land auf­ge­tre­ten sei. Man­ning wur­de spä­ter zu 35 Jah­ren Haft ver­ur­teilt, weil er Wiki­Leaks rund 800.000 Geheim­do­ku­men­te über­ge­ben hat­te. Der Ex-Sol­dat war eine Art Zeu­ge der Ankla­ge der Mili­tär­staats­an­wäl­te.

Im Rah­men ihrer Bericht­erstat­tung zum Frie­dens­no­bel­preis letz­te Woche schrieb die dpa dann:

Unter den bekann­ten Kan­di­da­ten in die­sem Jahr ist auch Chel­sea Man­ning (frü­her Brad­ley Man­ning). Dem eins­ti­gen US-Whist­le­b­lower räumt der Prio-Direk­tor aber wenig Chan­cen ein. „Es gibt kei­nen Zwei­fel, dass die Ent­hül­lun­gen sehr zur inter­na­tio­na­len Debat­te über Über­wa­chung bei­getra­gen haben“, sagt Harp­vi­ken. Ethisch und mora­lisch reflek­tie­re Man­ning aber zu wenig, was sie getan habe.

Tat­säch­lich hat­te die Agen­tur in der Zwi­schen­zeit die Ent­schei­dung getrof­fen, zukünf­tig immer von „Wiki­leaks-Infor­man­tin Chel­sea Man­ning“ zu schrei­ben und im wei­te­ren Text­ver­lauf mög­lichst schnell zu erklä­ren, dass Chel­sea als Brad­ley Man­ning vor Gericht gestan­den habe. Wie mir ihr Spre­cher Chris­ti­an Röwekamp auf Anfra­ge erklär­te, hat die dpa nach Abstim­mung mit ande­ren Agen­tu­ren am 6. Sep­tem­ber eine ent­spre­chen­de Pro­to­koll­no­tiz in ihr Regel­werk „dpa-Kom­pass“ auf­ge­nom­men, in dem sonst etwa die Schreib­wei­sen bestimm­ter Wör­ter gere­gelt wer­den.

Der Evan­ge­li­sche Press­dienst epd war da offen­bar nicht dabei. Er schrieb am 11. Okto­ber:

Gute Chan­cen auf den Frie­dens­no­bel­preis wur­den auch dem frü­he­ren US-Prä­si­den­ten Bill Clin­ton, dem Wiki­Leaks-Infor­man­ten Brad­ley Man­ning und der afgha­ni­schen Men­schen­recht­le­rin Sima Samar ein­ge­räumt.

Wie ein­fach es eigent­lich geht, hat­te die „FAZ“ am 9. Sep­tem­ber bewie­sen:

Der Umgang mit Chel­sea (vor­mals Brad­ley) Man­ning, die Cau­sa Snow­den mit trans­at­lan­ti­scher Sip­pen­haft gegen ihn unter­stüt­zen­de Jour­na­lis­ten und der Umgang mit den Geheim­dienst- und Mili­tär-Whist­le­b­lo­wern ins­ge­samt zeigt über­deut­lich, welch unkon­trol­lier­te Macht der „deep sta­te“ der Diens­te mitt­ler­wei­le hat und wie unbe­rührt von öffent­li­chem Pro­test er agiert.

Am 5. Okto­ber schrieb die „FAZ“ dann aller­dings wie­der:

Ohne die von Brad­ley Man­ning an die Ent­hül­lungs­platt­form Wiki­leaks gelie­fer­ten gehei­men Regie­rungs­do­ku­men­te hät­te Maz­zet­ti man­che Zusam­men­hän­ge nicht rekon­stru­ie­ren kön­nen.

Nun zäh­len die The­men­fel­der Trans­gen­der und Trans­se­xua­li­tät im Jahr 2013 immer noch zu den etwas außer­ge­wöhn­li­che­ren, sind aber zumin­dest immer mal wie­der in Sicht­wei­te des Main­streams. Bali­an Busch­baum etwa, der als Yvonne Busch­baum eine erfolg­rei­che Stab­hoch­sprin­ge­rin war, ist häu­fi­ger in Talk­shows zu Gast und wird dort mehr oder weni­ger augen­zwin­kernd angel­anzt, wie das denn jetzt so sei mit einem … hihi: Penis. Der Ame­ri­ka­ner Tho­mas Bea­tie durf­te als „schwan­ge­rer Mann“ die Kurio­si­tä­ten­ka­bi­net­te der Bou­le­vard­me­di­en fül­len. Mina Capu­to wur­de mal Keith genannt und war als Sän­ger von Life Of Ago­ny bekannt und Lau­ra Jane Grace von der Band Against Me! begann ihre Kar­rie­re als Tom Gabel – was die Komi­ker von „Spie­gel Online“ sei­ner­zeit zu der pie­tät­vol­len Über­schrift „Gabel unterm Mes­ser“ inspi­riert hat­te.

Vie­le haben in ihrem Bekann­ten­kreis kei­ne Trans­men­schen (oder wis­sen nichts davon) und wis­sen nicht, wie sie mit einem umge­hen soll­ten. Für Jour­na­lis­ten, die aus der Fer­ne über sie schrei­ben, ist es aber mei­nes Erach­tens erst ein­mal nahe­lie­gend, die Namen und Per­so­nal­pro­no­mi­na zu ver­wen­den, die sich die betref­fen­den Per­so­nen erbe­ten haben. Und Chel­sea Man­ning hat dies expli­zit getan.

In ver­gleichs­wei­se all­täg­li­chen Situa­tio­nen schei­nen Jour­na­lis­ten übri­gens weni­ger über­for­dert: Muham­mad Ali und Kareem Abdul-Jab­bar waren schon bekann­te Sport­ler, als sie zum Islam kon­ver­tier­ten und ihre neu­en Namen annah­men. Durch Ehe­schlie­ßun­gen und ‑schei­dun­gen wech­sel­ten Schau­spie­le­rin­nen wie Robin Wright, Poli­ti­ke­rin­nen wie Kris­ti­na Schrö­der und Schmuck­de­si­gne­rin­nen wie Ales­san­dra Pocher ihre Namen und die Pres­se zog mit. Und der Fern­seh­mo­de­ra­tor Max Moor hieß bis zum Früh­jahr die­ses Jah­res Die­ter, was – nach einem kur­zen Moment des Nase­rümp­fens und Drü­ber­lus­tig­ma­chens – inzwi­schen auch kei­nen mehr inter­es­siert.

Hof­fent­lich braucht es weni­ger als 35 Jah­re, bis Chel­sea Man­nings Bit­te von den deut­schen Medi­en erhört wird.

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Scoiattolo e olio

Okay, für den ers­ten Platz reicht es nicht, aber als zweit­bi­zarrs­tes Pro­duct Pla­ce­ment der Jour­na­lis­mus­ge­schich­te könn­te es schon durch­ge­hen.

In Isern­ha­gen bei Han­no­ver ist ges­tern ein Eich­hörn­chen in einem Gul­ly­de­ckel ste­cken­ge­blie­ben und muss­te von der Poli­zei befreit wer­den.

„Bild“ schreibt dazu:

[Die Poli­zei­be­am­ten] stem­men den schwe­ren Gul­ly­de­ckel mit einem Brech­ei­sen her­aus. Erst als sie den sen­si­blen Nager mit Oli­ven­öl der Anwoh­ne­rin (Mar­ke: „Gut+Günstig“) ein­rei­ben und das Tier die Ohren anlegt, flutscht es her­aus.

Das Eich­hörn­chen, „Gul­ly­ver“ getauft,ist übri­gens zwei Stun­den spä­ter ver­stor­ben.

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Mein Fan-Problem

Es mag so die 82. Minu­te im WM-Vier­tel­fi­nal­spiel Deutsch­land gegen Kroa­ti­en gewe­sen sein, als ich den Fern­se­her im Wohn­zim­mer mei­nes Eltern­hau­ses zurück­ließ, in den Gar­ten ging und mei­nen Fuß­ball immer wie­der gegen die Wand des Gar­ten­hau­ses drosch. „So geht das, Ihr Ver­sa­ger“, rief ich an die Adres­se der deut­schen Mann­schaft, die gera­de in Lyon 0:2 zurück­lag. Mei­ne Mut­ter trat auf die Ter­ras­se, beob­ach­te­te skep­tisch mein wüten­des Gebol­ze und ver­kün­de­te, es ste­he jetzt 0:3.

In der deut­schen Mann­schaft spiel­ten damals so klang­vol­le Namen wie Chris­ti­an Wörns, Jörg Hein­rich, Diet­mar Hamann, Micha­el Tar­nat und Olaf Mar­schall.

* * *

Ich bin jetzt seit 22 Jah­ren Fuß­ball­fan – und das hat viel mit Miss­ver­ständ­nis­sen zu tun:

Das ers­te Fuß­ball­spiel, an das ich mich erin­nern konn­te, war das Ach­tel­fi­na­le Deutsch­land gegen die Nie­der­lan­de bei der Ita­lia 90. Zuvor waren wir im Som­mer­ur­laub in den Nie­der­lan­den gewe­sen, wo damals alle der Mei­nung waren, dass ihr Team Welt­meis­ter wer­den wür­de. Alles war in Oran­je deko­riert und seit­dem bin ich Hol­land-Fan. Hol­land ver­lor gegen Deutsch­land, Deutsch­land wur­de Welt­meis­ter und ich muss­te – eben­so wie Franz Becken­bau­er – anneh­men, dass Deutsch­land auf Jah­re unbe­sieg­bar sein wer­de. Dann ver­lor Deutsch­land das EM-Fina­le 1992 gegen Däne­mark ((Das sich nicht mal regu­lär qua­li­fi­ziert hat­te und in mei­nem Pani­ni-Sam­mel­al­bum nur mit einem zwei­tei­li­gen Mann­schafts­fo­to gewür­digt wur­de, nicht mit einer Dop­pel­sei­te vol­ler Ein­zel­por­träts!)) und ich wein­te als Acht­jäh­ri­ger hei­ße Trä­nen der Ent­täu­schung.

Da mei­ne Begeis­te­rung für Sport (genau­so wie mei­ne Begeis­te­rung für den Euro­vi­si­on Song Con­test) von Anfang an vor allem von mei­ner Begeis­te­rung für Zah­len und Sta­tis­ti­ken geprägt wur­de, tipp­te ich vor der WM 1994 alle Spie­le des Tur­niers, errech­ne­te die Grup­pen­sie­ger und Ach­tel­fi­nal­paa­run­gen und kam zu dem Schluss, dass Deutsch­land sei­nen Titel ver­tei­di­gen wür­de. Dar­aus wur­de nichts, ich war wie­der ein­mal bit­ter ent­täuscht, aber der Gedan­ke, dass die­ser Final­sieg 1990 nicht die Regel, son­dern die Aus­nah­me gewe­sen sein könn­te, kam mir erst vie­le Jah­re spä­ter. Ich hat­te mich unter­des­sen in die schwe­di­sche Mann­schaft ver­liebt, die mit offen­kun­di­gen Welt­klas­se­spie­lern wie Tho­mas Ravel­li, Patrik Anders­son, Tho­mas Bro­lin, Hen­rik Lars­son, Ken­net Anders­son und Mar­tin Dah­lin WM-Drit­ter wur­de. Als ansons­ten ahnungs­lo­ser Jun­ge muss­te ich davon aus­ge­hen, dass Schwe­den eine inter­na­tio­na­le Top-Mann­schaft sei.

* * *

End­gül­tig vom Fuß­ball ange­fixt, brauch­te ich natür­lich auch eine eige­ne Bun­des­li­ga­mann­schaft. Mei­ne Wahl fiel auf Borus­sia Mön­chen­glad­bach, was nicht so will­kür­lich wahr, wie es sich im ers­ten Moment anhö­ren mag: Ste­fan Effen­berg, der wegen sei­nes Mit­tel­fin­ger-Ein­sat­zes gegen deut­sche Fans bei der WM aus dem Kader geflo­gen war, woll­te nach dem Tur­nier in die Bun­des­li­ga wech­seln. Aus irgend­ei­nem früh­pu­ber­tä­ren Grund fand ich die „Stinkefinger“-Aktion als Zehn­jäh­ri­ger cool und dach­te mir: „Hey, wo der hin­geht, das ist mein Ver­ein: Bre­men oder Mön­chen­glad­bach!“ Für Glad­bach spra­chen dann aber auch noch die schwe­di­schen Natio­nal­spie­ler Patrik Anders­son und Mar­tin Dah­lin und mein Paten­on­kel, der in Mön­chen­glad­bach wohn­te.

Vor dem Beginn der Bun­des­li­ga­sai­son 1994/​95 hat­te ich kei­ne Ahnung, wie erfolg­reich die­se Borus­sia aus Mön­chen­glad­bach sein könn­te, ein Jahr spä­ter waren „wir“ Fünf­ter in der Bun­des­li­ga und DFB-Pokal­sie­ger gewor­den. ((Das Pokal­fi­na­le in Ber­lin hat­te ich als mein zwei­tes Fuß­ball­spiel über­haupt sogar live im Ber­li­ner Olym­pia­sta­di­on ver­folgt.)) Ich muss­te wie­der ein­mal anneh­men, mich für eine Top-Mann­schaft ent­schie­den zu haben.

Am letz­ten Spiel­tag der Sai­son 1997/​98 ret­te­te sich Glad­bach ((Mit Schüt­zen­hil­fe von Han­sa Ros­tock!)) vor dem Abstieg, ein Jahr spä­ter stieg mein Ver­ein dann doch in die zwei­te Liga ab. Ich beschloss, mich eher auf Musik zu kon­zen­trie­ren, wo ich auf weni­ger Ent­täu­schun­gen hoff­te. Nach einem Jahr lös­ten sich zwei mei­ner dama­li­gen Lieb­lings­bands auf.

Als ich gera­de nach Bochum gezo­gen war, qua­li­fi­zier­te sich der VfL für den UEFA-Cup, ein Jahr spä­ter stieg er ab. Glad­bach ent­ließ 2006, nach der erfolg­reichs­ten Sai­son seit zehn Jah­ren, den Trai­ner und ging 2007 wie­der in die zwei­te Liga. Letz­tes Jahr tra­fen bei­de Mann­schaf­ten in der Rele­ga­ti­on auf­ein­an­der, ich konn­te mich kaum ent­schei­den – und ein Jahr spä­ter been­de­te Glad­bach die Sai­son in der ers­ten Liga auf Platz 4, Bochum Elf­ter in Liga Zwei.

Man lernt als Fuß­ball­fan viel fürs Leben, denn es gilt das glei­che, was Jason Lee in „Vanil­la Sky“ über die Lie­be sagt:

You can do wha­te­ver you want with your life, but one day you’ll know what love tru­ly is. It’s the sour and the sweet. And I know sour, which allows me to app­re­cia­te the sweet.

* * *

Was mei­ne Lie­be zum Fuß­ball, aber auch die zur Musik, immer etwas schwie­rig gestal­tet hat, waren die ande­ren Fans. Ich hat­te immer Schwie­rig­kei­ten damit, Teil einer Grup­pe zu sein. Ich den­ke dann immer: „Wir mögen ja gemein­sa­me Inter­es­sen haben, aber ich bin doch ganz anders als Ihr!“

Wenn ich wäh­rend der zwei Wochen Euro­vi­si­on den­ke, so lang­sam sei es aber auch mal gut, mit den Kli­scheeschwu­len, die da blon­diert und nasal flö­tend um mich rum­tu­cken, muss ich mich nur dran erin­nern, wie es im Fuß­ball­sta­di­on aus­sieht: Homo­pho­bie statt Homo­se­xua­li­tät, plum­pes Gebrüll statt ent­zück­tem Gekrei­sche und gene­rell null Takt­ge­fühl. Natür­lich: Nicht alle Fuß­ball­fans sind so, aber in der Sum­me ist es für mich dann doch schwer erträg­lich. Schon in der Knei­pe sind mir die­se Typen ein Graus, die immer hin­ter einem ste­hen und in jeder ver­damm­ten Sze­ne die Spie­ler laut­stark anbrül­len – dabei kön­nen Men­schen im Fern­se­hen einen nun wirk­lich nicht hören.

* * *

Schlim­mer als die­se Fans, die es mit ihrer Begeis­te­rung für den Sport dann viel­leicht doch ein biss­chen über­trei­ben, sind aber jene Leu­te, die sich zu inter­na­tio­na­len Tur­nie­ren in schwarz-rot-gol­de­ne Scha­le wer­fen und gemein­sam mit der Bou­le­vard­pres­se dar­auf hof­fen, dass „wir“ den Titel holen.

Natür­lich kann man inter­na­tio­na­le Fuß­ball­tur­nie­re ver­fol­gen, ohne die Abseits­re­gel oder die FIFA-Welt­rang­lis­te zu ken­nen. Auch habe ich in den letz­ten sechs Jah­ren ver­stan­den, dass die Men­schen, die ihre Häu­ser und Autos mit Deutsch­land­flag­gen schmü­cken, in den aller­we­nigs­ten Fäl­len Neo­na­zis sind. Aber die­se Schön­wet­ter­fans sind schon schwer erträg­lich.

Wenn man von den unglück­li­chen Vogts-Welt­meis­ter­schaf­ten 1994 und ’98 und den EM-Total­aus­fäl­len 2000 und 2004 absieht, zählt Deutsch­land seit 26 Jah­ren kon­ti­nu­ier­lich zu den vier bes­ten Mann­schaf­ten Euro­pas bzw. der Welt. Wer Fuß­ball nur guckt, weil er auf einen Titel­ge­winn der eige­nen Mann­schaft ((Oder schlim­mer noch: der eige­nen Nati­on.)) hofft, ist kein Fan der Sport­art, son­dern ein­fach nur jemand, der sein Ver­hält­nis zu die­ser Sport­art von einem ein­zi­gen Fak­tor abhän­gig macht: dem Titel. Mit die­ser Ein­stel­lung kann man die­ser Tage nicht mal mehr Fan des FC Bay­ern Mün­chen wer­den – und sel­ber Sport trei­ben sowie­so nicht.

* * *

Das EM-Vier­tel­fi­na­le gegen Grie­chen­land war sicher kein bril­lan­tes Spiel. Die deut­sche Mann­schaft hat sich gegen eine eher dritt­klas­si­ge Mann­schaft zwei Gegen­to­re ein­ge­fan­gen, das Spiel letzt­lich inner­halb einer sehr guten Vier­tel­stun­de gewon­nen.

„Bild“ titel­te am nächs­ten Mor­gen:

Uns stoppt keiner mehr!

Die „Bild“-Schlagzeilen vor und nach dem Halb­fi­nal-Aus, die mein Kol­le­ge Mats Schö­nau­er im BILD­blog gesam­melt hat, stam­men aller­dings noch aus einer ganz ande­ren Welt: Ich fin­de es eh schwie­rig, wenn Jour­na­lis­ten (oder in die­sem Fall: „Bild“-Mitarbeiter) „wir“ sagen und damit die deut­sche Mann­schaft mei­nen. Wenn ein klei­ner Jun­ge und viel­leicht auch älte­rer Fuß­ball­fan ent­täuscht und wütend sind, ist das mensch­lich – aber Medi­en soll­ten nicht mensch­lich, son­dern sach­lich berich­ten. Was „Bild“ da macht, geht über den nor­ma­len Wahn­sinn eines ent­täusch­ten Fans hin­aus. Da arbei­tet eine gan­ze Redak­ti­on an Schlag­zei­len, die all dem ent­ge­gen­ste­hen, was sie selbst weni­ge Tage zuvor erar­bei­tet hat. Ein mensch­li­ches Gehirn müss­te eigent­lich implo­die­ren, wenn sich sein Besit­zer der­art selbst wider­spricht.

„Bild“ reagiert wie ein trot­zi­ger Drei­jäh­ri­ger, der sei­ner Mut­ter „Ich has­se Dich!“ ent­ge­gen schleu­dert, wenn sie ihm kein zwei­tes Eis mehr kau­fen mag, oder wie ein Stal­ker – in jedem Fall wie nie­mand, dem man ratio­na­les Den­ken unter­stel­len könn­te.

Die Mann­schaft sei „zu soft“ für den Titel, so urteilt „Bild“. Die neo­li­be­ra­le Moral der Cas­ting-Shows der „Bild“-Freund Die­ter Boh­len und Hei­di Klum wird so wei­ter im Bewusst­sein jun­ger Men­schen ver­an­kert: „Du musst es nur hart genug wol­len! Wenn Du es nicht schaffst, hast Du nicht hart genug gewollt!“

Hier wer­den Men­schen so behan­delt, als sei­en sie Maschi­nen, die man nur rich­tig opti­mie­ren muss, damit sie Erfolg haben. Und Erfolg heißt immer nur, Ers­ter zu sein. Es geht nie dar­um, für sich selbst das Bes­te her­aus­zu­ho­len, son­dern aus­schließ­lich dar­um, „Bes­ter“ zu sein. Alles ande­re ist immer eine Ent­täu­schung. Wer so denkt, wird fast immer ein Leben vol­ler Ent­täu­schun­gen füh­ren.

* * *

Es spricht eh wenig dafür, dass im Sport­jour­na­lis­mus irgend­je­mand arbei­tet, der Fuß­ball liebt: Spie­le wer­den in so vie­le sta­tis­ti­sche Wer­te (gelau­fe­ne Meter, gespiel­te Päs­se, gewon­ne­ne Zwei­kämp­fe, etc.) zer­legt, dass nicht mal ich als Sta­tis­tik-Freund irgend­ei­nen Sinn dar­in sehe – und ich weiß, dass Hei­ko Herr­lich und Mario Bas­ler in der Bun­des­li­ga­sai­son 1994/​95 mit jeweils 20 Tref­fern Tor­schüt­zen­kö­ni­ge der Bun­des­li­ga wur­den.

Der Sta­tis­tik­wahn der aktu­el­len Sport­be­richt­erstat­tung ist so, als ob man eine CD nach ihrer Spiel­zeit, der Beat­zah­len der ein­zel­nen Tracks und der Anzahl der Har­mo­nie­wech­sel bewer­ten wür­de. Man möch­te sich nicht vor­stel­len, wie sol­che Men­schen ihre Ehe­part­ner aus­su­chen. Wer die gan­ze Welt in angeb­lich objek­ti­ve Zah­len zer­legt, wird irgend­wann über­rascht fest­stel­len, dass er sie trotz­dem nicht ver­steht.

Und dann immer die­se Beno­tun­gen nach Fuß­ball­spie­len! Natür­lich hat Lukas Podol­ski am Don­ners­tag schlecht gespielt, aber was hat man davon, wenn man ihm dafür eine „6“ geben kann?

Wirt­schafts­ver­bän­de und Leh­rer kri­ti­sie­ren die Noten­ver­ga­be an Schu­len in ihrer aktu­el­len Form als wenig aus­sa­ge­kräf­tig. Ich habe es immer schon für Unfug gehal­ten, dass jemand, der Medi­zin stu­die­ren möch­te, dafür gute Schul­no­ten in Geschich­te, Eng­lisch, Sport und Reli­gi­on braucht. Und wenn Sie jetzt sagen: „Ja, aber irgend­wie muss man so eine Stu­di­en­platz­zu­las­sung ja regeln“, dann ent­geg­ne ich Ihnen: „Wenn unser Bil­dungs­sys­tem es nicht ein­mal auf die Ket­te bekommt, gerech­te und logi­sche Zulas­sungs­ver­fah­ren zu ent­wi­ckeln, dann brau­chen wir mit dem Ver­such, künf­ti­ge Eli­ten aus­zu­bil­den, ja gar nicht erst anzu­fan­gen!“

* * *

Im Novem­ber 2009 war aus einem Volk von 82 Mil­lio­nen poten­ti­el­len Bun­des­trai­nern kurz­zei­tig eine Nati­on von 82 Mil­lio­nen Psy­cho­lo­gen gewor­den: Nach dem Sui­zid des depres­si­ven Natio­nal­tor­hü­ters Robert Enke erklär­ten Funk­tio­nä­re, Fans und Medi­en, es müs­se ein soge­nann­tes Umden­ken ein­set­zen.

Wal­ter M. Stra­ten, damals stell­ver­tre­ten­der Sport­chef bei „Bild“, hat­te sich damals von der „Süd­deut­schen Zei­tung“ so zitie­ren las­sen:

„Wir wer­den wohl mit extre­men Noten etwas vor­sich­ti­ger sein“, sagt der stell­ver­tre­ten­de Bild-Sport­chef. Man wer­de sich ein­mal mehr über­le­gen, „ob der Spie­ler, der eine kla­re Tor­chan­ce ver­ge­ben hat, oder der Tor­wart, der den Ball hat durch­flut­schen las­sen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht“.

Schnell zeig­te sich, dass Stra­tens Aus­sa­ge exakt so ernst zu neh­men war, wie ande­re Aus­sa­gen der „Bild“-Chefredaktion.

In der Zwi­schen­zeit ist ein Bun­des­li­ga­trai­ner wegen Burn­outs zurück­ge­tre­ten, hat ein Schieds­rich­ter einen Sui­zid­ver­such unter­nom­men, wird einem Bun­des­li­ga­pro­fi vor­ge­wor­fen, sein Haus in Brand gesetzt zu haben.

Jedes Mal zei­gen sich alle ent­setzt und jedes Mal geht es danach wei­ter: Fuß­bal­ler sind ent­we­der Hel­den oder Luschen, es gibt nur hop oder top.

Als Fan fand ich den Satz „Es ist doch nur ein Spiel“, immer schlimm. Er kann nur von Men­schen kom­men, die selbst nie mit­ge­fie­bert und mit­ge­lit­ten haben. Aber an etwas ande­res soll­te man immer mal wie­der erin­nern: Die­se Göt­ter oder Ver­sa­ger, die da Tore schie­ßen oder Chan­cen ver­ge­ben, die bril­lant auf­spie­len oder gran­di­os ver­ge­ben, das sind letzt­end­lich auch nur Men­schen. Also: „nur“.

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Liebe ist …

… über die eige­ne Part­ne­rin zu schrei­ben, es sei „schon sehr beängs­ti­gend“ gewe­sen, „nicht zu wis­sen, wie die Leu­te und die Medi­en reagie­ren“, wenn man sich mit ihr „als Paar outen“ wür­de.

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Boulevard Of Breaking News

Ich brau­che irgend­ein Brow­ser-Plug­in, das ver­hin­dert, dass ich wei­ter­hin Mel­dun­gen aus dem „Panorama“-Ressort von „Spie­gel Online“ lese. Mit Selbst­be­herr­schung ist es da lei­der nicht getan: Erst kli­cke ich doch wie­der auf die Links mit den schwach­sin­ni­gen Über­schrif­ten und dann krie­ge ich wie­der einen Wut­an­fall über den Mist, den die Sei­te da pro­du­ziert.

Es ist ja noch nicht mal so, dass ich Bou­le­vard­jour­na­lis­mus ganz grund­sätz­lich ver­dam­men wür­de. Das „Bild“-Porträt über den Fah­rer, in des­sen Taxi Joa­chim Gauck zum Bun­des­prä­si­den­ten-Kan­di­da­ten wur­de, ist etwa ein gutes Bei­spiel für gelun­ge­nen Bou­le­vard: Ein eigent­lich unspek­ta­ku­lä­rer Neben­schau­platz wird mit den Mit­teln des gro­ßen Geschich­ten­er­zäh­lens ins Licht der Öffent­lich­keit gerückt, eine Fuß­no­te so weit auf­ge­bla­sen, dass es gera­de noch nicht über­trie­ben wirkt, und „Bild“ hat dabei – soweit ersicht­lich – kei­ne Per­sön­lich­keits­rech­te ver­letzt. Das macht Freu­de und tut nie­man­dem weh, das kön­nen sie bei „Bild“ also auch, wenn sie nur wol­len.

Bei „Spie­gel Online“ wol­len sie auch ganz drin­gend Bou­le­vard machen, aber sie kön­nen es nicht: Egal, ob die Leu­te dort nun über Pro­mi­nen­te schrei­ben, die sie der eige­nen Ziel­grup­pe erst noch vor­stel­len müs­sen; ob sie Quatsch-Über­schrif­ten ver­wen­den oder eine Mischung aus allem pro­du­zie­ren – die Arti­kel sind der­art lieb‑, sinn- und poin­ten­los zusam­men­ge­stop­pelt, dass ein ein­zel­ner Affe mit Goog­le Trans­la­te eine lesens­wer­te­re Mel­dung voll­brin­gen wür­de.

Vor­ges­tern erwisch­te es Rus­sell Brand, der der Ziel­grup­pe in Dach­zei­le und Vor­spann auch erst mal vor­ge­stellt wer­den musst:

Komiker Russell Brand: Schwärmen für die Meinungsfreiheit. Russell Brand mit seinem losen Mundwerk muss es ja wissen: Meinungsfreiheit ist wichtig. Wie wichtig, verdeutlichte Katy Perrys Ex jetzt mit einem verworrenen Gedankenspiel - und einem anzüglichen Verweis auf ein Mitglied des britischen Königshauses.

„Ver­wor­re­nes Gedan­ken­spiel“ klingt nach Irgend­was mit Hit­ler, war es dann aber doch nicht:

„Gut, dass es Rede­frei­heit gibt. Das bedeu­tet, ich kann sagen, dass ich Prinz Charles sexu­ell attrak­tiv fin­de“, sag­te Brand, wie die Zei­tun­gen „Dai­ly Mir­ror“ und „Sun“ über­ein­stim­mend berich­ten. Zudem kön­ne er dank der Rede­frei­heit sagen, die US-Prä­si­dent­schafts­wah­len sei­en ein bedeu­tungs­lo­ses Spek­ta­kel, das von den Machen­schaf­ten der­je­ni­gen ablen­ken sol­le, die den Pla­ne­ten kon­trol­lie­ren. „Nie­mand kann etwas dage­gen tun. Dan­ke, Amnes­ty.“

Wenn „Dai­ly Mir­ror“ und „Sun“ etwas über­ein­stim­mend berich­ten, muss es natür­lich auch auf „Spie­gel Online“ ste­hen. Aber gut: Da hat­te Rus­sell Brand also das gemacht, was deut­sche Come­di­ans eher sel­ten machen – einen Witz. Wit­ze nach­zu­er­zäh­len ist schon kniff­lig genug, Wit­ze zu erklä­ren hin­ge­gen soll­te sich eigent­lich von selbst ver­bie­ten.

Aber wir haben ja Rede- und Pres­se­frei­heit, also erklär­te „Spie­gel Online“:

Es wäre nun sicher­lich falsch, Brand ech­te Gelüs­te nach dem Prin­zen zu unter­stel­len. Schließ­lich wird dem 36-Jäh­ri­gen nach sei­ner Tren­nung von Katy Per­ry eine Liai­son mit der mexi­ka­ni­schen Male­rin Orie­la Medel­lin Amiei­ro nach­ge­sagt.

Trau­rig, gin­ge aber mit viel gutem Wil­len noch als Schluss­poin­te durch. Aber lei­der stand ja bei „Dai­ly Mail“ und „Sun“ noch mehr im Arti­kel. Und das muss­te auch noch mit, zur Not eben als letz­ter Absatz:

Hin­ter­grund von Brands Aus­sa­ge: Er wird beim The Secret Policeman’s Ball am 4. März in New York auf­tre­ten, einer tra­di­ti­ons­rei­chen Bene­fiz-Gala zuguns­ten von Amnes­ty Inter­na­tio­nal. Laut „Sun“ wird die Ver­an­stal­tung zu ihrem 50-jäh­ri­gen Bestehen erst­mals außer­halb Groß­bri­tan­ni­ens statt­fin­den.

Die gute Nach­richt: Den vier­ten Absatz errei­chen die wenigs­ten Leser wach oder leben­dig.

Heu­te nun lie­fert der sel­be Autor die­se Sen­sa­ti­ons­mel­dung ab:

Helena Bonham Carter: Handy mit Hasenohren. Helena Bonham Carters Leistungen sind preisverdächtig. Das fand offenbar auch Queen Elizabeth II. und zeichnete die Schauspielerin nun mit einem Orden aus. Die Verleihung hätte eine höchst würdevolle Angelegenheit werden können - wäre da nicht ein pinkfarbenes Handy gewesen.

Um die … äh: Poin­te gleich vor­weg­zu­neh­men: Bei dem pink­far­be­nen Han­dy han­del­te es sich „offen­bar“ nicht um das von Frau Bon­ham Car­ter.

Nach der Ver­lei­hung posier­te die Schau­spie­le­rin der Zei­tung zufol­ge für Foto­gra­fen. Die ent­deck­ten in Bon­ham Car­ters Hand ein pink­far­be­nes Mobil­te­le­fon mit Hasen­oh­ren, das offen­bar eher Nell als Bon­ham Car­ter selbst gehör­te. Ob das Han­dy wäh­rend der Zere­mo­nie los­ge­gan­gen sei, woll­ten die Foto­gra­fen wis­sen. „Nein“, wit­zel­te die Schau­spie­le­rin, „aber die Vier­jäh­ri­ge.“

Das Tele­fon war zwar selbst der „Dai­ly Mail“ nur eine Erwäh­nung am Ran­de wert gewe­sen, aber für „Spie­gel Online“ kann man natür­lich schon mal den Auf­hän­ger des Arti­kels dar­aus machen – gera­de, wenn man eine acht­tei­li­ge Bil­der­ga­le­rie dazu packen kann.

Nur ein Foto von dem ver­damm­ten pin­ken Han­dy, das gibt es natür­lich nicht.

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Ups, verworfen!

Hier iirrt „Mee­dia“:

Groenewold will klagen und Presserat anrufen. Fall Wulff: Recherche-Vorwürfe gegen Bild

Man kann „Bild“ ja vie­les vor­wer­fen, aber Recher­che ist erfah­rungs­ge­mäß sel­ten dabei.

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Jeden Tag ein bisschen besser

Im ver­gan­ge­nen Jahr habe ich für BILD­blog über Mona­te die Nen­nung des Pro­dukt­na­mens Ape­rol in deutsch­spra­chi­gen Medi­en doku­men­tiert. Unge­fähr ab Sep­tem­ber wur­de ich nachts wach, weil ich dach­te, jemand hät­te „Ape­rol“ gesagt. Die Ant­wor­ten der Kol­le­gen auf mei­ne Bit­te, sie mögen mir doch sagen, wenn sie das Gefühl hät­ten, ich wür­de mich da in etwas ver­ren­nen, wur­den immer aus­wei­chen­der. Am 24. Dezem­ber erschien dann end­lich der Arti­kel und ich konn­te den Goog­le Alert auf „Ape­rol“ end­lich abstel­len.

Doch das viel­leicht bizarrs­te Pro­duct Pla­ce­ment der Jour­na­lis­mus­ge­schich­te habe ich erst jetzt ent­deckt. Der Frank­fur­ter „Bild“-Gerichtsreporter Kol­ja Gärt­ner hat es im ver­gan­ge­nen Okto­ber in sei­nem Arti­kel „150-Kilo-Metz­ger-Sohn erstickt Nach­barn“ unter­ge­bracht:

Ver­tei­di­ge­rin Danie­la Pal­mer: „Der Getö­te­te stand vor mei­nem Man­dan­ten, schrie und fuch­tel­te mit den Armen. Mein Man­dant ver­pass­te ihm einen Faust­schlag, zog ihm eine Rewe-Plas­tik­tü­te über den Kopf. Er woll­te ihn nicht töten, son­dern ihm eine Lek­ti­on ertei­len. (…)“

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Der größte Fehler des Christian Wulff

Ich habe ein biss­chen Angst, einen Blog­ein­trag über Chris­ti­an Wulff anzu­fan­gen, weil es bei der aktu­el­len Gemenge­la­ge denk­bar ist, dass der Mann schon nicht mehr Bun­des­prä­si­dent ist, bevor ich den Text das ers­te Mal Kor­rek­tur lesen kann.

Natür­lich kann Wulff sei­nen Ver­such fort­set­zen, gegen die gesam­te deut­sche Pres­se, aber mit dem deut­schen Volk im Amt zu blei­ben. Das hat zwar schon bei Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg nicht funk­tio­niert (und der hat­te immer­hin bis zum Schluss die „Bild“ auf sei­ner Sei­te), aber Wun­der gibt es immer wie­der.

Zwar war Wulffs Rück­halt in der Bevöl­ke­rung vor dem gest­ri­gen TV-Inter­view schon merk­lich gesun­ken (am Mitt­woch waren nur noch 47 Pro­zent dafür, dass Wulff im Amt blei­ben soll­te, am Mon­tag waren es noch 63 Pro­zent), aber viel­leicht hat Wulff das soge­nann­te ein­fa­che Volk mit sei­nem merk­wür­di­gen Auf­tritt bei ARD und ZDF bes­ser über­zeu­gen kön­nen als die Jour­na­lis­ten. Wahr­schein­lich ist dies aller­dings auch nicht.

Wie dem auch sei: So lan­ge die Affä­re Wulff die Titel­sei­ten füllt und wei­te Tei­le der Nach­rich­ten­sen­dun­gen aus­füllt, so lan­ge geht natür­lich unter, dass sich Euro­pa immer noch in einer gro­ßen Kri­se befin­det, dass sich die Stim­mung zwi­schen dem Iran und dem Rest der Welt täg­lich ver­schlech­tert. Und ich mei­ne das nicht in dem Sinn, mit dem Online-Kom­men­ta­to­ren „Habt Ihr denn sonst kei­ne Sor­gen?“ fra­gen.

Als Richard Nixon im Zuge der Water­ga­te-Affä­re sei­nen Rück­tritt als US-Prä­si­dent erklär­te, tat er dies mit den unsterb­li­chen Wor­ten:

I have never been a quit­ter.

To lea­ve office befo­re my term is com­ple­ted is abhor­rent to every instinct in my body. But as Pre­si­dent, I must put the inte­rests of Ame­ri­ca first.

Ame­ri­ca needs a full-time Pre­si­dent and a full-time Con­gress, par­ti­cu­lar­ly at this time with pro­blems we face at home and abroad.

Nun unter­schei­den sich die Befug­nis­se von US- und Bun­des­prä­si­dent fun­da­men­tal: Ver­mut­lich wür­de es nie­man­dem auf­fal­len, wenn Chris­ti­an Wulff die letz­ten drei­ein­halb Jah­re sei­ner Amts­zeit tat­säch­lich aus­schließ­lich mit der Beant­wor­tung der vie­len, vie­len Jour­na­lis­ten­an­fra­gen ver­bräch­te. Einen Voll­zeit­prä­si­den­ten hat­te und brauch­te Deutsch­land nie – wes­we­gen ich übri­gens den Vor­schlag von Fried­rich Küp­pers­busch aufs Hef­tigs­te begrü­ße, das Amt des haupt­be­ruf­li­chen Grüß­au­gusts abzu­schaf­fen und den Bun­des­tags­prä­si­den­ten zum Staats­ober­haupt zu machen.

Wulff lähmt viel­leicht noch nicht ein­mal die Poli­tik – Poli­ti­ker von Koali­ti­on und Oppo­si­ti­on, die sich wort­ge­wal­tig vor TV-Kame­ras um das Anse­hen des höchs­ten Amts im Staa­te sor­gen, kön­nen in die­ser Zeit kei­nen ande­ren Scha­den anrich­ten. Aber Wulff lähmt das öffent­li­che Leben in Deutsch­land: Die Medi­en beschäf­ti­gen sich seit Tagen mit kaum etwas ande­rem und wis­sen ver­mut­lich längst, was sie als nächs­tes noch alles auf­de­cken wer­den – als Fort­set­zungs­ro­man ver­kauft sich jeder Skan­dal bes­ser denn als abge­schlos­se­ne Erzäh­lung und wer hat denn gesagt, dass Sala­mi­tak­ti­ken nur etwas für Poli­ti­ker sind? Der volks­wirt­schaft­li­che Scha­den, der seit Tagen durch die vie­len Wulff-Wit­ze (seit ges­tern auch noch: Schaus­ten-Wit­ze) auf Face­book und Twit­ter ent­steht, die alle wäh­rend der Arbeits­zeit gele­sen und geteilt wer­den müs­sen, ist sicher auch nicht zu ver­ach­ten.

Chris­ti­an Wulff hat in dem gest­ri­gen Inter­view viel davon gespro­chen, dass er Freun­de und Fami­lie habe schüt­zen wol­len und sich des­halb mit Infor­ma­tio­nen zurück­ge­hal­ten habe. Es steht außer Fra­ge, dass die Redak­tio­nen noch genug Muni­ti­on haben, um den waid­wun­den Prä­si­den­ten abzu­schie­ßen (um mal eine mar­tia­li­sche Phra­se zu ver­mei­den). Die Chan­cen ste­hen gut, dass es dabei um wei­te­re Details aus sei­nem Freun­des- und Bekann­ten­kreis geht. Auch wenn ich nicht glau­be, dass die in den ver­gan­ge­nen Tagen mehr oder weni­ger offen kol­por­tier­ten Gerüch­te zutref­fen, so wäre Chris­ti­an Wulff doch gut bera­ten, sein Umfeld aus der Schuss­li­nie zu brin­gen.

Ande­rer­seits könn­te es sein, dass das nun auch nichts mehr bringt: Wulff hat ges­tern im Fern­se­hen erzählt, er habe „Bild“-Chefredakteur Kai Diek­mann auf des­sen Mail­box gebe­ten, „um einen Tag die Ver­öf­fent­li­chung zu ver­schie­ben, damit man dar­über reden kann, damit sie sach­ge­mäß aus­fal­len kann“. Diek­mann hielt heu­te dage­gen und bat Wulff öffent­lich um die Geneh­mi­gung, den Wort­laut des Anrufs ver­öf­fent­li­chen zu dür­fen. Allein für die­se Gele­gen­heit, dass sich Kai Diek­mann als mora­li­sche Instanz und flau­schi­ges Unschulds­lamm prä­sen­tie­ren kann, muss man Wulff ver­ach­ten. Jetzt hat Wulff abge­lehnt und damit mut­maß­lich die Pfor­ten zur Höl­le auf­ge­sto­ßen.

Der prä­si­dia­le Aus­ras­ter auf sei­ner Mail­box dürf­te kaum Diek­manns letz­ter Trumpf gewe­sen sein. Wahr­schein­lich ging er fest davon aus, dass Wulff sei­ne Bit­te zur Ver­öf­fent­li­chung nega­tiv beschei­den wür­de, und hat die Anfra­ge des­halb gleich öffent­lich gemacht. Diek­mann konn­te zwei Mal „im Sin­ne der von Ihnen ange­spro­che­nen Trans­pa­renz“ argu­men­tie­ren und hat den Prä­si­den­ten damit fak­tisch schach­matt gesetzt: Setzt man vor­aus, dass Diek­manns Ver­si­on der Geschich­te stimmt, wäre Wulff der Lüge über­führt gewe­sen und damit end­gül­tig untrag­bar. Setzt man vor­aus, dass Wulffs Ver­si­on stimmt, hat er jetzt immer noch das Pro­blem, nicht „im Sin­ne der Trans­pa­renz“ gehan­delt zu haben. Er konn­te nur noch ver­lie­ren.

Es ist leicht, auf einen Abzock­voll­pro­fi wie Kai Diek­mann rein­zu­fal­len, aber einem Spit­zen­po­li­ti­ker (auch wenn er „ohne Karenz­zeit, ohne Vor­be­rei­tungs­zeit“ in sein aktu­el­les Amt gekom­men ist) soll­te das nicht pas­sie­ren. Ich fän­de es depri­mie­rend, sagen zu müs­sen, dass man sich mit „Bild“ nicht anle­gen soll­te, und glau­be das auch nicht. Aber man muss schon wis­sen, wie man es macht – und dabei in einer etwas glück­li­che­ren Aus­gangs­po­si­ti­on sein, als Wulff es war.

Kaum jemand stol­pert, pri­vat oder beruf­lich, über einen ein­zel­nen gro­ßen Feh­ler. Meist ist es eine unglück­se­li­ge Ver­ket­tung vie­ler klei­ner und mitt­le­rer Feh­ler. Egal, was jetzt noch raus­kommt: Der größ­te Feh­ler, den Chris­ti­an Wulff in mei­nen Augen gemacht hat, war der, „Bild“ und Kai Diek­mann die Gele­gen­heit zu geben, sich als seriö­se, mora­li­sche Jour­na­lis­ten insze­nie­ren zu kön­nen, was ihnen die Men­schen viel­leicht mehr abkau­fen als Wulff sei­ne Rol­le als reu­iger Sün­der. Wulff hat „Bild“ die Macht zurück­ge­ge­ben, die die Zei­tung eigent­lich nicht mehr hat­te.

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Film Politik

Christian Wulff im Wortlaut

Sie kön­nen es heu­te über­all lesen: Bun­des­prä­si­dent Chris­ti­an Wulff hat „Bild“-Chefredakteur Kai Diek­mann mit dem „end­gül­ti­gen Bruch“ gedroht, falls die Zei­tung über sei­nen Pri­vat­kre­dit berich­te.

Eini­ge Zita­te vom Über­schrei­ten des „Rubi­kons“ und „Krieg füh­ren“ sind schon bekannt gewor­den, aber der genaue Wort­laut ist bis­her nicht kol­por­tiert.

Bis­her, denn Cof­fee And TV hat den Mit­schnitt von Kai Diek­manns Mail­box exklu­siv:

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So viel Hitler war selten

Die Sen­sa­ti­ons­mel­dung des Jah­res ent­neh­men wir heu­te „RP Online“:

Hitler in bayerischer Höhle entdeckt

Dage­gen ver­blasst selbst die­se Schlag­zei­le auf der Titel­sei­te der heu­ti­gen „Bild“:

Schweighöfer küsst Hitler

Tat­säch­lich ver­hält es sich dann aber doch ein biss­chen anders:

Der Raben­fels bei Ren­nerts­ho­fen birgt seit rund 80 Jah­ren ein Geheim­nis, das nur weni­gen bekannt war. Wenn man weiß, dass der Berg einst den Zweit­na­men „Hit­ler­fel­sen“ hat­te, kann man erah­nen, wor­um es geht. 1933 mei­ßel­te ein Anhän­ger Hit­lers ein Por­trät des Füh­rers in den Stein – und das ist bis heu­te erhal­ten.

Fern jeder Selbst­er­kennt­nis berich­tet „RP Online“:

Anwoh­ner fürch­ten jetzt, der Fels kön­ne zu einer Wall­fahrts­stät­te der rech­ten Sze­ne wer­den.

Und Mat­thi­as Schweig­hö­fer? Der ver­klei­det sich in sei­nem neu­en Film als Frau und hat dann eine Sze­ne, in der er einen Schau­spie­ler küsst, der Adolf Hit­ler dar­stellt.

Die Über­schrift hab ich mir vom Kol­le­gen und Hit­ler-Blog­ger Dani­el Erk geborgt, des­sen neu­es Buch „So viel Hit­ler war sel­ten“ heißt.