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Abgang nach Maas

Sie haben es ver­mut­lich schon mit­be­kom­men: Ali­ce Wei­del, Spit­zen­kan­di­da­tin einer Par­tei, die sich „Alter­na­ti­ve für Deutsch­land“ nennt, hat ges­tern eine Polit-Talk­show im ZDF ver­las­sen:

Die­ser Abgang ist his­to­risch. Nicht, weil er irgend­ei­nen berech­tig­ten Anlass gehabt hät­te; auch nicht, weil er heu­te wie­der für ganz vie­le Schlag­zei­len und Fra­gen wie „Spie­len wir das Spiel der AfD mit, wenn wir dar­über dis­ku­tie­ren?“ gesorgt hat. Son­dern, weil Wei­dels Empö­rung so unglaub­lich unglaub­wür­dig war.

Sie wirk­te wie eine Ober­stu­fen­schü­le­rin, die kei­nen Bock hat, Teil der Abizei­tungs-AG zu sein, aber aus Grün­den ihrer sozia­len Stel­lung inner­halb der Stu­fe das nicht ein­fach zuge­ben kann, und des­we­gen ver­zwei­felt ver­sucht, irgend­ei­nen Grund zu fin­den, Papie­re in die Luft zu wer­fen und kopf­schüt­telnd den Ober­stu­fen­raum zu ver­las­sen, um dann anschlie­ßend melo­dra­ma­tisch augen­rol­lend in der Rau­cher­ecke an ihrer Ziga­ret­te zu zie­hen.

Kom­men wir des­halb nun zu unse­rer neu­en Rubrik „Men­schen, die bes­se­re Schau­spie­ler sind als Ali­ce Wei­del“. Die Lis­te umfasst rund 7,1 Mil­li­ar­den Men­schen, des­we­gen hier nur die fünf Erst­plat­zier­ten:

5. Til Schwei­ger

4. Donald Trump

3. Pepe

2. Cris­tia­no Ronal­do

1. Ber­ti Vogts

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Wette sich, wer kann

Die Nach­richt, dass die Unter­hal­tungs­sen­dung „Wet­ten, dass..?“ nach 33 Jah­ren ihren Geist auf­ge­ben wür­de, war der Redak­ti­on von „Spie­gel Online“ am Abend des 5. April sogar eine Brea­king News wert. Aut­op­sie und Trau­er­fei­er waren da bereits in vol­lem Gan­ge.

Das ZDF wur­de für sei­ne Pres­se­mit­tei­lungs­for­mu­lie­rung der „geän­der­ten Seh­ge­wohn­hei­ten“ mit Häme über­zo­gen – über­wie­gend von Men­schen, die ger­ne ame­ri­ka­ni­sche TV-Seri­en auf Com­pu­tern und Tablets schau­en und sich Sonn­tags­abends online ver­ab­re­den, um gemein­schaft­lich eine ein­zel­ne deut­sche TV-Serie schei­ße zu fin­den. Mar­kus Lanz und die Redak­ti­on wur­den zu den Allein­schul­di­gen erklärt, was auch Quatsch war: Zwar hat­ten der jovia­le Bau­markt­er­öff­nungs­ch­ar­meur und sei­ne Trup­pe im Hin­ter­grund, die es auch schon mal für eine gute Idee gehal­ten hat­te, sich völ­lig ohne Grund eine aus­schwei­fen­de Ras­sis­mus­de­bat­te an den Hals zu holen, tat­säch­lich kei­nen guten Job gemacht, aber das Pro­blem lag auch woan­ders. In einer Zeit, wo wirk­lich jeder durch Cas­ting­show und You­Tube zum „Star“ wer­den kann, braucht der Nor­mal­bür­ger kei­ne absei­ti­gen Bega­bun­gen mehr, um für einen Abend im Ram­pen­licht zu ste­hen. Man kann es jetzt zu mit­tel­fris­ti­ger TV-Pro­mi­nenz brin­gen, ohne Wärm­fla­schen auf­zu­pus­ten oder die Post­leit­zah­len aller deut­schen Städ­te benen­nen zu kön­nen. ((Oder ohne irgend­et­was zu kön­nen.)) Frank Elst­ner mel­de­te sich auf Twit­ter zu Wort und vie­ler­orts las man wie­der von Elst­ner, klei­nen Kin­dern in der Bade­wan­ne und im Bade­man­tel. ((Was jetzt viel­leicht ein biss­chen unglück­lich for­mu­liert ist.))

Immer wie­der kam das Bild auf, das Flo­ri­an Illies 2000 beschrie­ben hat­te: Wie er als Kind Sams­tags­abends, frisch geba­det und im Bade­man­tel auf der Couch sit­zen und „Wet­ten, dass..?“ mit Frank Elst­ner gucken durf­te. Illies beschrieb dies in sei­nem Best­sel­ler „Gene­ra­ti­on Golf“, des­sen Titel schon Teil des Pro­blems ist, zu dem wir gleich noch kom­men, und je mehr deckungs­glei­che Wort­mel­dun­gen in den Sozia­len Netz­wer­ken auf­schlu­gen, des­to boh­ren­der wur­de die Fra­ge: Hat­ten wir – das Per­so­nal­pro­no­men ist hier beson­ders wich­tig – wirk­lich so ähn­li­che Kind­heits­er­leb­nis­se oder brach sich hier gera­de die Erin­ne­rungs­ver­fäl­schung Raum, die sonst ger­ne auch schon mal ger­ne dafür sorgt, dass Men­schen sich detail­reich dar­an erin­nern, wo sie bei der Mond­lan­dung, der Ermor­dung John F. Ken­ne­dys, dem Mau­er­fall, dem Unfall­tod von Dia­na Spen­cer und am 11. Sep­tem­ber 2001 waren – nur, dass das oft gar nicht stimmt.

Ich für mei­nen Teil bin zum Bei­spiel zu jung, um jemals bewusst „Wet­ten, dass..?“ mit Frank Elst­ner gese­hen zu haben. Ich erin­ne­re mich an eine Aus­ga­be, in der jemand mit­hil­fe hand­li­cher Schrott­bal­len sagen konn­te, um was für ein Auto es sich zuvor gehan­delt hat­te. Es mag mein ers­ter bewuss­ter Kon­takt mit der Sen­dung gewe­sen sein, der Mode­ra­tor war wohl schon Tho­mas Gott­schalk und wenn es da drau­ßen jeman­den gibt, der auf Anhieb sagen kann, ob das stimmt, wann die Sen­dung lief und aus wel­cher Mehr­zweck­hal­le die Sen­dung damals kam, dann ist es jetzt zu spät, um aus die­ser Insel­be­ga­bung noch Kapi­tal zu schla­gen.

Frank Elst­ner, das war für mich der Mode­ra­tor von „Nase vorn“, dem viel­leicht über­am­bi­tio­nier­tes­ten Unter­hal­tungs­show­ver­such, bis es ProSiebenSat1 mit der „Mil­lio­närs­wahl“ ver­such­te, und der teil­wei­se live von der Trab­renn­bahn in Dins­la­ken über­tra­gen wur­de, in deren buch­stäb­li­cher Wurf­wei­te unse­re dama­li­ge Woh­nung lag. Mit gro­ßem Eifer glotz­te ich damals jede Sams­tag­abend­show weg, die das öffent­lich-recht­li­che Fern­se­hen Ende der 1980er, Anfang der 1990er auf die Gebüh­ren­zah­ler los­ließ, ((„Ver­ste­hen Sie Spaß?“ mit Pao­la und Kurt Felix! Der „Flit­ter­abend“! Die „Gold­mil­li­on“!)) zur Not zwang ich mei­ne Groß­el­tern (und nicht anders­her­um), mit mir den „Musi­kan­ten­stadl“ zu schau­en – es war eben Sams­tag­abend, ich war da und woll­te unter­hal­ten wer­den! Am Liebs­ten aber die „Rudi Car­rell Show“ ((Ich bin unsi­cher, wann genau ich begriff, dass die Kan­di­da­ten – „gera­de noch im Rei­se­bü­ro, jetzt auf unse­rer Show­büh­ne!“ – sich gar nicht so schnell umzie­hen konn­ten, son­dern dort mit vor­ab auf­ge­zeich­ne­ten Bei­trä­gen gear­bei­tet wur­de, fürch­te aber, es ist noch gar nicht sooo lan­ge her.)) und spä­ter „Geld oder Lie­be“ mit Jür­gen von der Lip­pe, das ich im Nach­hin­ein ger­ne zur bes­ten Sams­tag­abend­show aller Zei­ten ver­klä­re. Wenn es mir gelän­ge, heu­te etwas ähn­lich harm­los-anar­chisch-unter­halt­sa­mes zu kon­zi­pie­ren, wäre ich ein gemach­ter Mann.

„Wet­ten, dass..?“, jeden­falls, ist im Begriff, sehr bald Geschich­te zu sein, und all jene, die damals tat­säch­lich oder gefühlt im Bade­man­tel zuge­schaut hat­ten, gaben sich dem hin, was seit „Gene­ra­ti­on Golf“ All­ge­mein­gut ist: der fra­ter­ni­sie­ren­den, leicht aniro­ni­sier­ten Nost­al­gie derer, die für ech­te Nost­al­gie nicht nur zu jung sind, son­dern auch zu wenig erlebt hat­ten. Und weil die Ver­tre­ter die­ser … nun ja: Gene­ra­ti­on heu­te an den ent­schei­den­den Stel­len bun­des­deut­scher Online­diens­te und Medi­en­sei­ten sit­zen, kann man die­se Erin­ne­run­gen über­all lesen, wo sie von Men­schen mit den glei­chen tat­säch­li­chen oder gefühl­ten Erin­ne­run­gen kom­men­tiert wer­den, auf dass sich auch die Nach­ge­bo­re­nen damit infi­zie­ren und sich spä­ter fel­sen­fest dar­an erin­nern, wie sie damals selbst auf der Couch …

„Kids today get­tin‘ old too fast /​ They can’t wait to grow up so they can kiss some ass /​ They get nost­al­gic about the last ten years /​ Befo­re the last ten years have pas­sed“, hat Ben Folds mal gesun­gen. Das ist inzwi­schen neun Jah­re her und die Ent­wick­lung der Sozia­len Netz­wer­ke hat seit­dem nicht gera­de zu einer Ent­span­nung der Situa­ti­on bei­getra­gen. „Throw­back Thurs­day“ nen­nen sie es, wenn Men­schen am Don­ners­tag beson­ders pein­li­che ((Zu irgend­ei­ner Zeit hät­te man gesagt: „affi­ge“.)) Fotos von sich selbst in einem jün­ge­ren Zustand auf Face­book oder Twit­ter pos­ten, was beson­ders reiz­voll ist, wenn die Men­schen Anfang Zwan­zig und die Fotos selbst noch nicht mal im Grund­schul­al­ter sind. Jan Böh­mer­mann ((Je nach Bezugs­ge­ne­ra­ti­on der Harald Schmidt oder Ste­fan Raab sei­ner eige­nen Gene­ra­ti­on.)) sorg­te im Früh­jahr mit einem „So waren die 90er“-Video für Furo­re im deutsch­spra­chi­gen Inter­net, 90er-Par­ties erfreu­en sich schon seit eini­ger Zeit wach­sen­der Beliebt­heit und ich saß auch schon stock­nüch­tern inmit­ten unter­schied­lich alko­ho­li­sier­ter Men­schen auf Par­ties, starr­te auf einen Lap­top­bild­schirm und nahm einen You­Tube-Rei­gen von Mr. Pre­si­dent, Take That, Echt und Tic Tac Toe mit einer stets wech­seln­den Mischung aus Fas­zi­na­ti­on, Abscheu, Nost­al­gie, Fas­sungs­lo­sig­keit und Begeis­te­rung zur Kennt­nis. Es waren Men­schen mit ansons­ten ver­mut­lich tadel­lo­sem Musik­ge­schmack, aber nie­mand kam auf die Idee, wenigs­tens mal zur Abwechs­lung Inter­pre­ten wie Nir­va­na, Oasis oder Pearl Jam in die Run­de zu wer­fen. Das war auch nicht mehr mit dem lei­di­gen The­ma Über­i­ro­ni­sie­rung zu erklä­ren.

Mein Vater ver­ab­scheut heu­te mit gro­ßer Hin­ga­be vie­les, was sich auf den angeb­lich reprä­sen­ta­ti­ven Hit-Sam­plern sei­ner Jugend fin­det, ((Mungo Jer­ry! The Lovin‘ Spoon­ful!)) trotz feh­len­den Alters wal­tet bei mir eine erschüt­tern­de Mil­de: Ich könn­te jeder­zeit aus­führ­lich und fun­diert begrün­den, war­um Sun­ri­se Ave­nue gro­ße Grüt­ze sind, wür­de mich aber im Zwei­fels­fall ver­mut­lich dazu hin­rei­ßen las­sen, „What Is Love?“ von Had­da­way wort­reich gegen jed­we­de Kri­tik zu ver­tei­di­gen.

Die Musik, die heu­te dort ange­sagt ist, wo Indie­be­reich und Main­stream klei­nen Grenz­ver­kehr pfle­gen, klingt oft, als sei sie schon min­des­tens 40 Jah­re alt. Vor zehn, fünf­zehn Jah­ren wur­den hau­fen­wei­se Fern­seh­se­ri­en der 70er und 80er fürs Kino adap­tiert, heu­te sind plötz­lich Fern­seh­se­ri­en erfolg­reich, die auf 20 Jah­re alten Kino­fil­men basie­ren. Und das ist erst der Anfang.

Der Herm frag­te letz­te Woche auf Twit­ter:

Kurz dar­auf ging dann ein neu­er „Terminator“-Trailer online.

Über das Phä­no­men der „Retro­ma­nie“ sind inzwi­schen Arti­kel und gan­ze Bücher geschrie­ben wor­den. Und, klar: Wenn Kul­tur­epo­chen nicht mehr 50 oder 100 Jah­re dau­ern, son­dern nur ein paar Mona­te ((Oder gar 140 Zei­chen.)), kön­nen sie auch schnel­ler wie­der­kom­men. Die Renais­sance rekur­rier­te noch auf ein Zeit­al­ter, das seit etwa 800 Jah­ren vor­bei war.

Und so ist in einer Zeit, in der angeb­lich alles indi­vi­du­el­ler wird ((Mode- und Ein­rich­tungs­blogs spre­chen da eine etwas ande­re Spra­che.)), die Erin­ne­rung an „Dolo­mi­ti“, „Yps“ und „Rai­der“ („heißt jetzt ‚Twix‚“) das, was die Men­schen hei­me­lig zusam­men­bringt. Die Jea­nette-Bie­der­mei­er-Epo­che.

Um „Wet­ten dass..?“ wird jetzt bis zuletzt ein Gewe­se gemacht, das die Show selbst seit min­des­tens zehn Jah­ren nicht mehr gerecht­fer­tigt hat. Aber so ist das in Deutsch­land: Wir haben ja kul­tu­rell nicht so viel und wenn wir doch mal jeman­den haben, wer­den die­je­ni­gen so sehr gefei­ert, bis sie nie­mand mehr ernst­haft ertra­gen kann. Stich­wort: Til Schwei­ger, Jan Josef Lie­fers, Hele­ne Fischer, Unhei­lig. Alle vier sind am Sams­tag bei der letz­ten Sen­dung dabei.

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Lucky & Fred: Episode 5

Es hat wie­der ein biss­chen län­ger gedau­ert, aber wir hat­ten unse­re Grün­de. Jetzt sind wir wie­der da und stel­len uns die ent­schei­den­de Fra­ge: „Was macht eigent­lich Jockel Gauck?“ Wir wid­men uns der Schei­ße am Fuß vom ZDF, spre­chen über Geld und Poli­tik, wer­fen einen Blick auf die (trau­ri­ge) Medi­en­land­schaft im Ruhr­ge­biet und erle­ben die Geburts­stun­de der Heinser’schen Hack­fres­sen­theo­rie.
Außer­dem: Fred hat ein neu­es Tele­fon und kriegt merk­wür­di­ge Anru­fe und wir füh­ren den belieb­ten Cock­tail­par­ty­dia­log „Unse­re Wiki­pe­dia-Ein­trä­ge“.

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Politik Rundfunk

Schwarz-grün ist die Haselnuss

Ja, es war die Halb­zeit­pau­se des Fuß­ball­län­der­spiels Schwe­den – Deutsch­land, in die das „Heu­te Jour­nal“ ges­tern Abend hin­ein­sen­den muss­te. 9,3 Mil­lio­nen saßen vor dem Fern­se­her (oder, rea­lis­ti­scher: lie­ßen den Fern­se­her an, als sie gera­de erst zum Klo und dann zum Kühl­schrank gin­gen) und soll­ten sich jetzt, nach einer aus deut­scher Sicht eher ent­täu­schen­den ers­ten Halb­zeit, auf so kna­cki­ge The­men und Fremd­wör­ter wie „Son­die­rungs­ge­sprä­che“ ein­las­sen.

Mari­et­ta Slom­ka tat also lie­ber mal so, als wür­de sie mit einem Erst­kläss­ler spre­chen, des­sen Ent­wick­lung noch etwas hin­ter der sei­ner Alters­ge­nos­se hin­ter­her­hinkt. Bei den Gesprä­chen zwi­schen Uni­on und SPD am Mon­tag wur­de, so Frau Slom­ka, „nicht mehr mit Wat­te­bäusch­chen gewor­fen – es soll sogar rich­tig laut gewor­den sein“. Das mache die heu­ti­gen Son­die­rungs­ge­sprä­che mit den Grü­nen „natür­lich noch inter­es­san­ter“.

Es sei auf jeden Fall „eine span­nen­de Par­tie“, augen­zwin­ker­te Mari­et­ta Slom­ka noch. Dann ging’s los:

Hin­ter den zuge­zo­ge­nen Vor­hän­gen sit­zen sie noch immer: Schwar­ze und Grü­ne. Ein Spiel dau­ert 90 Minu­ten, heißt es, Koali­ti­ons­son­die­run­gen aber viel, viel län­ger.

Es sah ein biss­chen so aus, als wür­den zwei Mann­schaf­ten den Platz betre­ten. Vor über vier Stun­den, vor dem, ja: Ent­schei­dungs­spiel über eine mög­li­che schwarz-grü­ne Koali­ti­on.

Als würden zwei Mannschaften den Platz betreten (Screenshots: ZDF).

Wahr­schein­lich muss man froh sein, dass das „Heu­te Jour­nal“ ges­tern nicht in der Ring­pau­se eines Box­kampfs oder zwi­schen zwei Fol­gen irgend­ei­ner skan­di­na­vi­schen Kri­mi­se­rie lief. Aber das macht es ja nicht bes­ser.

Ob Absicht oder nicht: Das Fuß­ball-Fee­ling wur­de noch ver­stärkt durch einen lei­der nicht unter­ti­tel­ten O‑Ton des baye­ri­schen Grü­nen-Poli­ti­kers Anton Hof­rei­ter, von dem man als Nicht-Bay­er ent­spre­chend wenig ver­stand.

Also wei­ter im Off-Text:

Die Chan­cen, dass die Grü­nen­spit­ze sich für eine schwarz-grü­ne Koali­ti­on aus­spricht, sind indes gering. Zu groß die Unter­schie­de zur Uni­on, etwa bei der Kli­ma­po­li­tik, beim Umgang mit Flücht­lin­gen. Auf bei­den Sei­ten aber will sich nie­mand dem Vor­wurf aus­set­zen, die neue Macht­paa­rung nicht wirk­lich geprüft zu haben.

Klingt soweit meta­phern-unver­däch­tig, wenn ZDF-Repor­ter Tho­mas Reich­art beim Wort „Macht­paa­rung“ nicht die Anfüh­rungs­zei­chen, die Kur­siv­set­zung und Fet­tung aus dem Skript mit­ge­spro­chen hät­te.

Dann schwang er sich wie­der auf sein von vor­ne her­ein ziem­lich ange­schla­ge­nes Meta­phern-Pferd:

Bei den Grü­nen gehen sie trotz­dem davon aus, dass es am Ende wohl zur Gro­ßen Koali­ti­on kommt, auch wenn Scharz und Rot ges­tern mit­ein­an­der ein eher rup­pi­ges Spiel hat­ten.

Das Werk schließt mit den Wor­ten:

Solan­ge die Vor­hän­ge zuge­zo­gen sind, ist schwarz-grün noch im Spiel. Es hat aber: nur noch Außen­sei­ter­chan­cen.

Das „Heu­te Jour­nal“ in der ZDF-Media­thek.

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Ich bin ein Kalauer

Eines ist schon mal sicher: US-Prä­si­dent Barack Oba­ma wird heu­te Nach­mit­tag in Ber­lin eine his­to­ri­sche Rede hal­ten. Drun­ter geht nicht, sonst ist Kai Diek­mann ent­täuscht.

Es ist ein will­kom­me­ner Anlass, mich einem Trau­ma zu wid­men, das mich seit fast zwan­zig Jah­ren ver­folgt: Im Som­mer 1994 hat­ten mir mei­ne Eltern anläss­lich der Fuß­ball­welt­meis­ter­schaft in den USA erlaubt, wäh­rend der gro­ßen Feri­en einen Fern­se­her in mei­nem Kin­der­zim­mer auf­zu­stel­len. ((Die WM ist noch nicht das Trau­ma, aber nah dran.)) Da nicht die gan­ze Zeit Fuß­ball lief, ich den Fern­se­her wäh­rend der sechs Wochen aber aus­gie­big nut­zen woll­te, muss­te ich mich auch an die ande­ren Inhal­te der damals sechs frei emp­fang­ba­ren Pro­gram­me her­an­ar­bei­ten. Ich sah also alle Fol­gen der Wie­der­ho­lung der inzwi­schen völ­lig in Ver­ges­sen­heit gera­te­nen TV-Serie „Wenn die Lie­be hin­fällt“ mit Bri­git­te Mira, die RTL-Late-Night-Show von Tho­mas Koschwitz und auch ein eher tra­shi­ges ZDF-For­mat mit dem dama­li­gen In-ein-Bana­nen-Mikro­fon-Spre­cher und heu­ti­gen Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker Ken Jeb­sen, das offen­bar „Mond­schein­show“ hieß.

Ich erin­ne­re mich an weni­ge Inhal­te die­ser Sen­dung, aber ich erin­ne­re mich dun­kel, dass ich sie schon als Zehn­jäh­ri­ger ziem­lich doof fand. Fern­seh­pro­du­zen­ten wären also gut bera­ten, die alten Bän­der noch ein­mal raus­zu­su­chen – die glei­chen Inhal­te kann man ja heu­te sicher noch mal auf die Zuschau­er los­las­sen, wenn man sie nur mil­de über­for­dern will.

Jeden­falls fiel in die­sen Som­mer auch der Besuch von US-Prä­si­dent Bill Clin­ton in Ber­lin. Bei Koschwitz war ein Schü­ler­zei­tungs­re­por­ter zu Gast, der ein Inter­view mit Clin­ton geführt hat­te, und in der „Mond­schein­show“ alber­te sich Jeb­sen im Vor­feld durch Ber­lin und such­te nach deutsch­spra­chi­gen Sät­zen, die Clin­ton in der Tra­di­ti­on von Ken­ne­dys „Ich bin ein Ber­li­ner“ zum Bes­ten geben könn­te. ((Ich mer­ke gera­de: Die stets der Zukunft zuge­wand­ten Leu­te von der „Bild“-Zeitung haben sich offen­bar die alten Bän­der kom­men las­sen.))

Die Idee, mit der er am Ende selbst ankam, hat sich seit­dem in mei­nem Hirn fest­ge­fres­sen:

Ber­lin ist schön, so steht’s im Skript. Ich, Clin­ton, hab es nicht getippt!

Was macht eigent­lich Oli­ver Pocher heu­te?

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Rundfunk

Liveblog: „Wetten dass..?“ mit Markus Lanz

Es ist angeb­lich das TV-Ereig­nis des Jah­res: Heu­te Abend über­nimmt ein Mann namens Mar­kus Lanz die Mode­ra­ti­on einer TV-Sen­dung namens „Wet­ten dass..?“

Wenn die Tech­nik funk­tio­niert, wer­den Oli­ver Thie­mann und ich die­sen jetzt schon legen­dä­ren Abend hier in einem Live­blog fest­hal­ten.

Das ZDF über­trägt zwar schon ab 19.25 Uhr einen soge­nann­ten Count­down, aber wir star­ten erst gegen 20 Uhr mit unse­rem Live­blog. Man muss es ja auch nicht über­trei­ben.

[live­blog]

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Der charmante Froschkoch mit der blonden Laune

Seit heu­te ist offi­zi­ell, dass Mar­kus Lanz die Nach­fol­ger von Tho­mas Gott­schalk als „Wet­ten, dass..?!“-Moderator antre­ten wird. Chris­to­pher Keil, Medi­en­re­dak­teur der „Süd­deut­schen Zei­tung“, hat die Gele­gen­heit genutzt, am Sonn­tag­abend schnell noch einen Text dazu im Inter­net zu depo­nie­ren, der ver­mut­lich mor­gen auch gedruckt im Blatt erschei­nen wird.

Sein Pro­blem: Die Logik war noch im Wochen­end-Kurz­ur­laub – und hat­te die deut­sche Spra­che mit­ge­nom­men.

Er wird nicht mit einem Assis­ten­ten oder einer Assis­ten­tin arbei­ten, so viel steht fest. Gott­schalk, der mitt­ler­wei­le ver­sucht, für die ARD eine halb­stün­di­ge Late Light Show vor der Tages­schau durch­zu­set­zen, stand zuletzt die attrak­ti­ve Schwei­ze­rin Michel­le Hun­zi­ker zur Sei­te.

Gott­schalk ver­sucht, „Gott­schalk live“ „durch­zu­set­zen“? Nicht eher „aus­zu­sit­zen“ oder so?

Keil wei­ter über Gott­schalk:

Er war dar­in ein gro­ßer Enter­tai­ner, ein Vir­tuo­se des Main­stream, der „Wet­ten dass ..?“ als deut­schen Staats­zir­kus mit blon­der Lau­ne und locki­gem Humor führ­te.

Viel­leicht könn­te die Bun­des­wehr, wenn sie alle afgha­ni­schen Mohn­fel­der zer­stört hat, kurz bei einem Ein­satz im eige­nen Land die Stil­blü­ten­wie­sen des Chris­to­pher Keil umpflü­gen? Womög­lich blie­be uns dann auch ein voll­ends rät­sel­haf­ter Absatz wie die­ser hier erspart:

Sehr schnell wur­de die Fra­ge gestellt, was „Wet­ten, dass ..?“ ohne ihn künf­tig wert und wer ihm als Nach­fol­ger eben­bür­tig sei. Vie­le mel­de­ten sich und ver­kün­de­ten, sie stün­den nicht zur Ver­fü­gung – ohne je bedacht wor­den zu sein, und Gün­ther Jauch war der Ein­zi­ge, der es nicht ernst gemeint hat­te. Über ande­re wie Nazan Eckes wur­de spe­ku­liert, dabei, das wird sie selbst am bes­ten wis­sen, reich­te es bei ihr nicht ein­mal zur Spe­ku­la­ti­on.

Es wirkt nicht so, als wüss­te Keil um die Bedeu­tung des Verbs „beden­ken“. Ande­rer­seits ver­blasst die­ser Satz in sei­ner (nicht eben gerin­gen) Merk­wür­dig­keit voll­stän­dig gegen­über dem nach­fol­gen­den: Über Nazan Eckes wur­de spe­ku­liert, aber es reich­te nicht ein­mal zur Spe­ku­la­ti­on? Also qua­si die Spe­ku­la­ti­on inter­rupta, die sich auf dem Weg zu sich selbst ver­lau­fen hat­te?

Über Tho­mas Bel­lut, den desi­gnier­ten ZDF-Inten­dan­ten, an des­sen 57. Geburts­tag „das Tref­fen“ in einem ita­lie­ni­schen Restau­rant in Mainz statt­ge­fun­den hat­te, weiß Keil immer­hin zu berich­ten, dass der gebür­ti­ger Nie­der­sach­se sei. Inwie­fern das in einem Zusam­men­hang damit steht, dass Bel­lut „offen­bar belast­bar und auch durch Schlag­zei­len nicht zu erschüt­tern“ sei, weiß wohl nur Chris­to­pher Keil. Oder – haha – Chris­ti­an Wulff.

Viel­leicht inter­es­siert sich Keil aber pri­vat auch ein­fach nur für Cha­os­theo­rien, wes­we­gen er Schluss­fol­ge­run­gen wie die­se hier für sinn­voll hält:

Weil sich Lanz pri­vat für die Polar­ge­bie­te inter­es­siert, könn­te es aber sein, dass das ZDF ein Winter-„Wetten, dass ..?“ ein­führt und offen­bar spricht das ZDF mit Lanz auch über eine Aus­ga­be Kinder-„Wetten, dass ..?“. Mit Gott­schalk gab es eine Som­mer­show, die bevor­zugt in der Stier­kampf-Are­na von Pal­ma de Mal­lor­ca statt­fand.

Woher Keil das mit der Kin­der-Sen­dung weiß? Nun, er scheint einen char­man­ten, gut aus­se­hen­den Infor­man­ten zu haben:

Dass Lanz als Drit­ter gefragt wur­de, bedeu­tet nicht, dass er drit­te Wahl ist. In sei­nen Talk­shows erfährt man vie­les über Men­schen, viel mehr als gera­de bei den meis­ten, wenn auch viel Belang­lo­ses. Doch Lanz kennt sei­ne Gäs­te, er lässt sich auf sie ein, bie­tet ihnen char­mant die Stirn. Man darf sich von sei­nen guten Manie­ren, sei­nem guten Aus­se­hen und sei­nem guten Ton, den er trifft, nicht täu­schen las­sen.

… denn in Wahr­heit ist Lanz was? Ein gemein­ge­fähr­li­cher Irrer? Ein unge­ho­bel­ter Roh­ling? Ein häss­li­cher Schief­sän­ger?

Stellt sich raus: In Wahr­heit ist Lanz ein phan­tas­ti­scher Inves­ti­ga­ti­v­jour­na­list.

Als neu­lich Vize­kanz­ler Phil­ipp Rös­ler bei ihm war, begrüß­te ihn Lanz mit dem Lob: Er, der FDP-Boss Rös­ler, sei ja in sei­nen poli­ti­schen Reden zuwei­len komi­scher als Harald Schmidt. Rös­ler hat sich dar­auf­hin für eine hal­be Stun­de sehr geliebt, hat bei der Wie­der­ga­be des Streits mit der Bun­des­kanz­le­rin in der Fra­ge Gauck jedes Maß für Ver­nunft und wohl auch Anstand ver­lo­ren. Er erklär­te noch ein­mal, was es mit sei­nem Gleich­nis vom Frosch auf sich hat­te, der nicht merkt, wie er gekocht wird, sofern man das kal­te Was­ser, in dem er sitzt, lang­sam erhitzt. Alle haben sehr über Rös­ler gelacht, auch Rös­ler über sich. Dass er der Frosch im Was­ser war, den Lanz in aller Ruhe zum Kochen brach­te, merk­te er nicht.

Das deckt sich nicht ganz mit dem Ein­druck, den ich oder sonst jemand von der Sen­dung gehabt hät­te, in der Lanz als kom­plett distanz­lo­ser Mär­chen­on­kel voll­ends die Ori­en­tie­rung zwi­schen Unter­wür­fig­keit, Kum­pe­lei und Über­heb­lich­keit ver­lo­ren hat­te. Aber gut: Lanz hat den Frosch Phil­ipp Rös­ler gekocht. Das wird er künf­tig nicht mehr kön­nen, denn Lanz „wird sei­ne nächt­li­chen Gesprächs­run­den im Zwei­ten wei­ter­füh­ren, sei­ne Koch­sen­dung am Frei­tag aller­dings abge­ben“.

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Digital Rundfunk

Gelegentlich angeblich

Falls Sie die letz­ten Tage unter einem Stein oder auf einem ande­ren Pla­ne­ten ver­bracht haben soll­ten: Hape Ker­ke­ling hat am Sams­tag bei „Wet­ten dass..?“ ver­kün­det, dass er nicht als Nach­fol­ger von Tho­mas Gott­schalk zur Ver­fü­gung stün­de. Eines der „drei wich­ti­gen Ämter in Deutsch­land“ (neben Kanzler/​in und Bun­des­trai­ner) ist damit nach wie vor unbe­setzt.

Das … äh: „Nach­rich­ten­por­tal“ rentner-news.de („Von Rent­nern – für Rent­ner“) hat heu­te Vor­mit­tag die „ulti­ma­ti­ve Wahr­heit über die ‚Wet­ten dass.…?‘-Nachfolge von Tho­mas Gott­schalk“ ent­hüllt:

Wie aus dem nähe­ren Umfeld des ZDF nach der Sen­dung ver­lau­te­te, sol­len eini­ge Vor­stands­mit­glie­der des ZDF erst wäh­rend der Live-Über­tra­gung erfah­ren haben, dass Hape Ker­ke­ling gele­gent­lich angeb­lich homo­se­xu­ell ist.

Auf­grund man­geln­der Erfah­run­gen auf die­sem Gebiet erschien ihnen dies inkom­pa­ti­bel zu den Pro­gramm­richt­li­ni­en des ZDF , und man ver­zich­te­te vor­sichts­hal­ber auf ein Enga­ge­ment von Hape Ker­ke­ling.

Die ande­ren Medi­en, sonst hyper­ak­tiv, wenn es um das The­ma „Wet­ten dass..?“ geht, haben die Geschich­te bis­her nicht auf­ge­grif­fen. Was womög­lich damit zusam­men­hän­gen könn­te, dass 20 Jah­re dann doch eine Zeit sind, in der selbst beim ZDF eine Nach­richt ankommt. So lang ist Ker­ke­lings Outing durch Rosa von Praun­heim bei „Explo­siv – Der hei­ße Stuhl“ fast auf den Tag genau her.

Nach­trag, 16.45 Uhr: Womög­lich han­delt es sich bei rentner-news.de aber auch ein­fach nur um eine Sati­re-Sei­te

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Digital Fernsehen Rundfunk

Auswärtsspiel: TVLab

Auf ZDF_​neo star­tet dem­nächst das „TVLab“, wo völ­lig neu­ar­ti­ge TV-Kon­zep­te vor­ge­stellt und erprobt wer­den sol­len.

Beglei­tet wird das Pro­jekt von einem Blog und ich hat­te die Ehre, den ers­ten Ein­trag zu ver­fas­sen. Die Aus­gangs­fra­ge lau­te­te „Wor­über sol­len wir reden, wenn nicht über das Fern­se­hen?“ und – ohne zu viel zu ver­ra­ten – ich kom­me zu dem Schluss: über nichts, bit­te!

Der Bei­trag bei blog.zdf.de

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Musik Rundfunk

Leser fragen, Heinser antworten (1)

Lese­rin Katha­ri­na S. aus K. fragt: „Unhei­lig. Was ist das für Musik, wer hört das?“

Lukas Hein­ser ant­wor­tet: Vie­le Men­schen, die sich sonst nicht für Musik inter­es­sie­ren

Und: Elmar The­ve­ßen, Stell­ver­tre­ten­der Chef­re­dak­teur und Ter­ro­ris­mus­exper­te des ZDF:

Was hat ihn am meis­ten beschäf­tigt, beein­druckt, betrof­fen gemacht?

„Zwi­schen all dem Leid in die­sem Jahr haben die Bil­der von der Ret­tung der Berg­leu­te in Chi­le so unend­lich gut getan. Dazu noch der Song ‚Gebo­ren, um zu leben‘. Genau dar­um geht es doch eigent­lich bei allem, auch wenn wir das manch­mal ver­ges­sen“, so The­ve­ßen.

[Quel­le: Pres­se­news­let­ter des ZDF.]

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Musik Rundfunk

In Assoziationsketten gelegt

Die ZDF-Pres­se­stel­le ver­kün­det soeben fol­gen­de Nach­richt:

Claus Theo Gärt­ner ali­as Detek­tiv Josef Matu­la hat Grund zum Fei­ern: Wenn am heu­ti­gen Mitt­woch, 4. August 2010, die ers­te Klap­pe zur neu­en Fol­ge der ZDF-Kri­mi­se­rie „Ein Fall für zwei“ fällt, hat er den Kri­mi­klas­si­ker „Der­rick“ über­run­det. Mit 282 Fol­gen in der Rol­le des Pri­vat­de­tek­tivs bricht Gärt­ner den Rekord von Horst Tap­pert, der ins­ge­samt 281 Mal in der Rol­le des Ober­inspek­tors „Der­rick“ die Zuschau­er begeis­ter­te.

Ich neh­me das als Vor­wand, Ihnen die fol­gen­den Vide­os zu zei­gen:

Und wenn Sie jetzt sagen: „Das ist doch alles alt!“, dann sage ich: „Stimmt! Allen vor­an Claus Theo Gärt­ner.“

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Print Rundfunk Sport

Sprachlosigkeit: Die nächsten Tage

Edi­to­ri­sche Notiz: Die­sen Ein­trag habe ich ges­tern Nacht und heu­te Mor­gen kon­zi­piert. Als er fer­tig war, war er schon lan­ge über­holt. Ich ver­öf­fent­li­che ihn trotz­dem.

11. Novem­ber
Die ARD eröff­net ihren Abend mit einem „Brenn­punkt“ zum Tode Robert Enkes, es mode­riert Rein­hold Beck­mann. Weil die DFB-Pres­se­kon­fe­renz fast schon in gan­zer Län­ge in der „Tages­schau“ zu sehen war, unter­hält sich Beck­mann für den Rest der Sen­dung mit „Kicker“-Chefredakteur Rai­ner Holz­schuh. Zu Gast bei „Stern TV“ sind Ex-Natio­nal­tor­hü­ter Eike Immel, irgend­ein Psy­cho­lo­ge und „Super­nan­ny“ Katha­ri­na Saal­frank, die erklä­ren soll, wel­che Per­spek­ti­ven ein acht Mona­te altes Mäd­chen hat, deren Adop­tiv­va­ter sich gera­de umge­bracht hat. Gün­ther Jauch ver­spricht, dass man sich für die nächs­te Aus­ga­be um den Zug­fah­rer bemü­hen wer­de, der zur Zeit lei­der noch unter Schock ste­he. Zu Gast bei „Mar­kus Lanz“ ist Ex-Natio­nal­tor­hü­ter und ZDF-Exper­te Oli­ver Kahn, der zum The­ma „Sport­ler und Emo­tio­nen“ lei­der wenig bei­zu­tra­gen hat.

12. Novem­ber
„Bild“ macht mit einem ganz­sei­ti­gen Foto von der Pres­se­kon­fe­renz von Enkes Wit­we auf. Auf Sei­te 6 ist ein Fak­si­mi­le des Abschieds­briefs abge­bil­det, dar­über: „So sieht der BILD-Zeich­ner die letz­ten Sekun­den im Leben von Robert Enke.“ Die „ZDF-Repor­ter“ haben „aus gege­be­nem Anlass“ mal unter­sucht, wie leicht man eigent­lich auf so Bahn­glei­se gelan­gen kann. Bei „Harald Schmidt“ par­odiert man die Medi­en­hys­te­rie, indem man im Ver­lauf der Sen­dung gan­ze 19 Mal zu einem Repor­ter schal­tet, der neben dem Ein­gang zur Stu­dio­toi­let­te steht.

13. Novem­ber
„Enke tot, Schwei­negrip­pe und heu­te auch noch Frei­tag der 13.“, titelt „Bild“ etwas unge­lenk, aber in Hor­ror­film-Optik. Der NDR muss eine ande­re Fol­ge der „NDR-Quiz­show“ sen­den als vor­ge­se­hen, weil einem Redak­teur gera­de noch ein­ge­fal­len ist, dass es bei einer Fra­ge um den Tor­wart von Han­no­ver 96 geht. Bei „Aspek­te“ im ZDF hat man sich ent­schie­den, Peter Hand­kes „Die Angst des Tor­manns beim Elf­me­ter“ mit ein paar Ver­satz­stü­cken anti­ker Tra­gö­di­en zu kom­bi­nie­ren.

14. Novem­ber
Nach­dem „Bild“ den vier­ten Tag in Fol­ge mit Enke auf­macht, macht sich in Fan­fo­ren Empö­rung breit. Ein­zel­ne Kom­men­ta­to­ren rufen zum Boy­kott der Zei­tung auf. Statt des abge­sag­ten Län­der­spiels Deutsch­land – Chi­le zeigt das ZDF einen Film mit Vero­ni­ka Fer­res.

15. Novem­ber
Horst-Eber­hard Rich­ter ver­han­delt in der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“ anhand der Bei­spie­le Robert Enke und Sebas­ti­an Deis­ler die Unmensch­lich­keit des Pro­fi­fuß­balls. Im „Dop­pel­pass“ des DSF sto­ßen Jörg Won­tor­ra und Udo Lat­tek auf das Andenken von Robert Enke an.