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Straßenschäden unter sich

Die Gesell­schaft für deut­sche Spra­che hat heu­te in einer – zuge­ge­be­ner­ma­ßen schön bebil­der­ten – Pres­se­er­klä­rung bekannt­ge­ge­ben, wie ihr „Wort des Jah­res 2024“ lau­tet: „Ampel-Aus“.

Gemeint ist damit das Schei­tern der Bun­des­re­gie­rung aus SPD (rot), FDP (gelb) und Grü­nen (nun …), die im soge­nann­ten Volks­mund als „Ampel-Koali­ti­on“ oder schlicht als „Ampel“ bekannt war.

Nun zöge­re ich als stu­dier­ter Lin­gu­ist, die GfdS (nicht zu ver­wech­seln mit dem „Ver­ein Deut­sche Spra­che“, einer Art Vor­feld-Orga­ni­sa­ti­on der AfD) zu kri­ti­sie­ren, aber ich bin der Mei­nung, dass mit die­ser Aus­zeich­nung eine zuneh­men­de Infan­ti­li­sie­rung der Polit-Kom­mu­ni­ka­ti­on gewür­digt und damit auch wei­ter vor­an­ge­trie­ben wird.

Bei dem legen­där-öden Pres­se­ter­min in der Baye­ri­schen Ver­tre­tung in Ber­lin, auf dem er Fried­rich Merz mit einem mit­tel-enthu­si­as­ti­schen „Ich bin damit fein“ zum Kanz­ler­kan­di­da­ten der Uni­on kür­te, sprach Mar­kus Söder mehr­fach vom „Ampel­scha­den“, als sei er ehren­amt­li­cher Bür­ger­meis­ter einer Klein­stadt, die über eine ein­zi­ge Kreu­zung ver­fügt. Dem Adjek­tiv „staats­tra­gend“ kam der baye­ri­sche Minis­ter­prä­si­dent damit so nahe wie der Wacht­meis­ter Dimpf­el­mo­ser, aber den wür­de Söders Kern­ziel­grup­pe, der Stamm­tisch (bzw. des­sen Bewoh­ner), wahr­schein­lich auch nach zwei Maß Bier noch freund­lich grü­ßen.

Ampel-Aus-Symbolbild (Foto: Lukas Heinser)

Die „Ampel“, das ist für Men­schen, die auf Social Media ger­ne erklä­ren, dass sie „selbst den­ken“, die Vor­stu­fe zu „rot-grün-ver­sifft“, zum „Kin­der­buch­au­tor“ Robert Habeck, zum müf­fe­li­gen Namens­witz „Gre­ta Thun­fisch“: eine ver­meint­lich ori­gi­nel­le For­mu­lie­rung, die man irgend­wo zwi­schen „Welt“-Kommentarspalte, Gabor Stein­garts Lebens­werk und Face­book auf­ge­le­sen hat, die man als Erken­nungs­zei­chen für Gleich­ge­sinn­te vor sich her­trägt und die ihre eige­ne Replik gleich mit­bringt: „Okay, Boo­mer!“

„Ampelz­off“ war schon 2023 unter den „Wör­tern des Jah­res“ gewe­sen, was eine gewis­se Fixie­rung auf Wör­ter der Duden-Kate­go­rie „ver­al­tend“ nahe­legt (Kun­den, die „zof­fen“ kauf­ten, inter­es­sier­ten sich auch für „pen­nen“, „fun­zen“ und „bum­sen“), ande­rer­seits spre­chen die meis­ten wei­te­ren Begrif­fe aus den Top 10 nicht dafür, dass sich die Gesell­schaft für deut­sche Spra­che an das Luther’sche Dik­tum hält, dem Volk aufs Maul zu schau­en: „Kli­ma­schön­fär­be­rei“, „kriegs­tüch­tig“, „Rechts­drift“, „gene­ra­ti­ve Wen­de“, „SBGG“, „Life-Work-Balan­ce“, „Mes­ser­ver­bot“, „angst­spa­ren“ und „Deckel­wahn­sinn“ wir­ken jeden­falls nicht, als könn­ten sie – um mal ein belie­bi­ges Wort zu ver­wen­den, das 2024 tat­säch­lich viel zu hören war – das popu­lar vote gewin­nen.

Von Gui­do Wes­ter­wel­le ist ein über­ra­schend poe­ti­scher (auch Joa­chim Rin­gel­natz und Ernst Jandl sind Poe­sie) Moment über­lie­fert, in dem er ein­mal erklär­te: „Wir gehen in kei­ne Ampel, Schwam­pel und ande­re Ham­pe­lei­en sind mit uns nicht zu machen.“ Das ist aller­dings so lan­ge her, dass der Fuß­ball­ver­ein, für den Kevin Kampl heu­te spielt, noch gar nicht gegrün­det war.

Die aller­ers­te Regie­rungs­ko­ali­ti­on der Bun­des­re­pu­blik aus CDU/​CSU, FDP und DP hat­te kei­nen Spitz­na­men, der sich bis heu­te erhal­ten hät­te, was auch dar­an gele­gen haben mag, dass man die Far­ben der Deut­schen Par­tei (schwarz-weiß-rot) jetzt viel­leicht nicht mehr als unbe­dingt nötig her­vor­he­ben woll­te. 1953 wur­de die­se Koali­ti­on noch um den Bund der Hei­mat­ver­trie­be­nen und Ent­rech­te­ten erwei­tert, wirk­lich in Erin­ne­rung blieb aber eh nur der Bun­des­kanz­ler: Kon­rad Ade­nau­er. Der konn­te von 1957 bis 1961 allei­ne (also: mit abso­lu­ter Mehr­heit für die Uni­on) regie­ren und saß ab 1961 einer Koali­ti­on vor, die man heu­te „schwarz-gelb“ nen­nen wür­de (oder, für die Teil­zeit-Komi­ker der Haupt­stadt­pres­se: „BVB“), damals aber nicht, weil die FDP Gelb erst seit 1972 ein­setzt. Ent­spre­chend regier­te sie mit der SPD zusam­men auch als „sozi­al-libe­ra­le Koali­ti­on“, was heu­te gera­de­zu rüh­rend aus­sa­ge­kräf­tig wirkt, wo man der­lei Inhalts­an­ga­ben nur noch in bizar­ren Schwund­stu­fen wie dem „Gute-Kita-Gesetz“ begeg­net. Die Regie­run­gen von 1966–1969, 2005–2009 und 2013–2021, die aus Uni­on und SPD bestan­den, nann­te man „gro­ße Koali­ti­on“, weil sie – zumin­dest anfangs – eine erheb­li­che Mehr­heit der Abge­ord­ne­ten abdeck­te.

In den 1980er Jah­ren begann das Far­ben­spiel. Das hat wenig mit dem gleich­na­mi­gen Album von Hele­ne Fischer zu tun, wohl aber mit ihrem Namens­vet­ter Josch­ka. Einer der vie­len unge­schrie­be­nen Arti­kel mei­nes Jah­res hät­te des­halb die Geschich­te die­ses Begriffs zurück­ver­fol­gen sol­len (denn ich lie­be wenig mehr an mei­ner jour­na­lis­ti­schen Arbeit, als mich stun­den­lang durch Archi­ve zu wüh­len, eine erstaun­li­che Men­ge Bei­fang mit mei­nen peers zu tei­len und dar­aus hin­ter­her einen Text zu schnit­zen, bei dem die Redak­ti­on kri­tisch eine Augen­braue hebt und sagt: „Das ist jetzt selbst für Dei­ne Ver­hält­nis­se extrem nerdig!“), bis in die frü­hen 1990er Jah­re und zu einem Mann namens Björn Eng­holm, der für kur­ze Zeit das war, was nach ihm vie­le waren: Der schnell ver­ges­se­ne Hoff­nungs­trä­ger der SPD.

Vor­bei die Zei­ten wie im Novem­ber 1992, als die „Süd­deut­sche Zei­tung“ schrieb:

Fer­tig ist sie, die ‚Ampel­ko­ali­ti­on‘, die wir des­halb in Gän­se­füß­chen set­zen, weil wir uns unter die­sem Gebil­de tech­nisch nichts vor­stel­len kön­nen.

Dass Natur­wis­sen­schaf­ten im öffent­li­chen Dis­kurs eher eine Neben­rol­le spie­len, wis­sen wir spä­tes­tens seit der Covid-19-Pan­de­mie, und zu den Din­gen, die über Eure Vor­stel­lungs­kraft gehen, gehört allen­falls eine Bob­mann­schaft aus, genau: Jamai­ka.

In der media­len Dau­er-Erre­gung schon lang ver­ges­sen ist das Wort „Schwam­pel“ (für: „schwar­ze Ampel“), das Jörg Schö­nen­born am Wahl­abend 2005 mit besorg­nis­er­r­gen­dem Ver­ve in den akti­ven Wort­schatz sei­ner Gesprächspartner*innen und Zuschauer*innen über­füh­ren woll­te. Es klingt, als wür­de es etwas sehr, sehr Ekli­ges beschrei­ben — mut­maß­lich das knor­pe­li­ge Stück Fleisch, das man beim Mit­tag­essen bei der „fei­nen“ Oma plötz­lich im Mund hat und sich nicht aus­zu­spu­cken traut (was, sei­en wir ehr­lich, ande­rer­seits nah dran ist an dem, was man von einer schwarz-gelb-grü­nen Koali­ti­on erwar­ten kann).

Dann hat irgend­je­mand den Flag­gen-Atlas sei­nes Kin­der­gar­ten­kin­des mit in irgend­ei­ne Redak­ti­on gebracht und nach inten­si­vem Stu­di­um und sicher­lich tage­lan­gen Kon­fe­ren­zen wur­de beschlos­sen, für­der­hin den Begriff „Jamai­ka-Koali­ti­on“ zu ver­wen­den. Heu­te könn­te man über die Gleich­set­zung der Begrif­fe „schwar­ze Ampel“ und „Jamai­ka“ noch mal gan­ze post-kolo­nia­le, ras­sis­mus­kri­ti­sche Dis­kur­se auf­sper­ren, aber der Gel­be Wagen, er ist inzwi­schen in jeder Hin­sicht wei­ter­ge­rollt, und es liegt eine fei­ne Iro­nie dar­in, dass die Can­na­bis-Lega­li­sie­rung eben nicht von einer Jamai­ka-Koali­ti­on beschlos­sen wur­de. (Als Led Zep­pe­lin einen Reg­gae-las­ti­gen Song auf­nah­men, nann­ten sie ihn „D’yer Mak’er“, was man [dʒəˈ­meɪkə] aus­spre­chen soll­te, also wie den Insel­staat, was The Hold Ste­ady in ihrem Song „Joke About Jamai­ca“ noch mal the­ma­ti­sie­ren, uns aber lei­der gera­de nir­gend­wo­hin bringt.)

Der Flag­gen-Atlas blieb in der Redak­ti­on und erwies sich als prak­tisch, als schwarz-rot-grü­ne Regie­rungs­bünd­nis­se gebil­det und benamt wer­den muss­ten: „Afgha­ni­stan“ hat­te einen in vie­ler Hin­sicht unglück­li­chen Bei­klang (und nach Gras auch noch Opi­um in die poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on ein­zu­füh­ren, hät­te viel­leicht auch merk­wür­dig gewirkt — eine „Kolumbien“-Koalition aus SPD, FDP und AfD scheint wenigs­tens erst­mal aus­ge­schlos­sen), wes­we­gen sich die Medi­en mehr­heit­lich auf „Kenia“ ver­stän­dig­ten.

Die wei­te­ren tek­to­ni­schen Ereig­nis­se in der Par­tei­en­land­schaft stel­len Redak­tio­nen und Par­tei­en vor immer neue Pro­ble­me: Für schwarz-rot-lila hat­te nicht­mal mehr Shel­don Coo­per eine Flag­ge parat, wes­we­gen sich Berich­te aus Thü­rin­gen nun um eine „Brom­beer-Koali­ti­on“ ran­ken. Und anstatt dass irgend­je­mand mal inne­hält und sich (und bes­ten­falls auch ande­re) fragt, ob das nicht lang­sam alles ein biss­chen albern wird, wird wahr­schein­lich schon wert­vol­le Arbeits­zeit mit der Fra­ge ver­schwen­det, was – zum Hen­ker – eigent­lich rot-grün-lila sein könn­te oder schwarz-gelb-lila (Men­schen mit Gas­tro-Erfah­run­gen wis­sen: Erbro­che­nes nach Weih­nachts­markt-Besuch).

Ange­sichts der angeb­li­chen Pola­ri­sie­rung der Gesell­schaft (auch hier hilft ein Blick in Zei­tun­gen von, sagen wir mal: 1968) und der damit ein­her­ge­hen­den Schwarz-Weiß-Ein­tei­lung bie­tet sich als nächs­te Eska­la­ti­ons­stu­fe viel­leicht eine „Pan­da-Koali­ti­on“ an. Oder ein­fach, denn jetzt ist auch alles egal: eine „Koa­la­li­ti­on“.

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Politik Gesellschaft

Lucky & Fred, Episode 34

Kurz vor Weih­nach­ten bli­cken Lucky & Fred auf der Büh­ne des Fletch Biz­zel auf das Jahr 2019 zurück: Die SPD hat gleich zwei neue Vor­sit­zen­de – oder Insol­venz­ver­wal­ter? -, die CDU ist end­lich wie­der komisch und die AfD hat ein gestör­tes Ver­hält­nis zu Mikro­fo­nen.

Lucky sieht die Zukunft in den Hän­den jun­ger Frau­en und erklärt gleich, was er mit den alten Män­nern vor­hat, die noch da sind. Fred erklärt die Geschich­te des Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­ums und der Band Kraft­werk (und zwar gleich­zei­tig!) und dann küren die Bei­den auch noch ihre „Per­son of the Year“.

Nächs­te Live­shows:
24. Janu­ar 2020, Dort­mund (Tickets bestel­len)
17. Febru­ar 2020, Ber­lin (Tickets bestel­len)
27. März 2020, Dort­mund (Tickets bestel­len)

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Lucky & Fred, Episode 33

Am Vor­abend des 9. Novem­ber tra­fen sich Lucky und Fred auf der Büh­ne des Thea­ter Fletch Biz­zel, um über Gott und die Welt zu spre­chen. Oder, in die­sem Fall: über die AfD, die Gro­ße Koali­ti­on und den anste­hen­den „Schick­sals­tag der Deut­schen“.

Wir erfah­ren, wie man ein Inter­view pro­fes­sio­nell been­det, wie man zur Geburts­tags­fei­er der „FAZ“ ein­ge­la­den wird, und war­um Donald Trump wie­der­ge­wählt wer­den wird.

Was es mit dem Olym­pi­schen Gruß, dem Mar­ti­ni-Sofa­kis­sen und ver­wir­ren­den Mei­nungs­um­fra­gen zur Mei­nungs­frei­heit auf sich hat, hört Ihr Euch am bes­ten selbst an!

Show­no­tes:

Nächs­te Live­shows:
20. Dezem­ber 2019, Dort­mund (Tickets bestel­len)
24. Janu­ar 2020, Dort­mund (Tickets bestel­len)
17. Febru­ar 2020, Ber­lin (Tickets bestel­len)

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Lucky & Fred: Episode 24

 
In einem ansons­ten men­schen­lee­ren Büro in Dort­mund-Bar­op müs­sen sich Lucky und Fred erst­mal wie­der dar­an gewöh­nen, wie es ist, ohne Thea­ter­pu­bli­kum zu sein. Dabei hilft ihnen ein Mann, der seit Jah­ren von der Rol­le ist: Horst See­ho­fer, der Donald Trump aus Ingol­stadt.

Nach­dem sie den Bun­des­in­nen­mi­nis­ter hin­rei­chend ver­arz­tet haben, küm­mern sich die chro­nisch über­wit­zel­ten Chro­nis­ten um Donald Trump, den Horst See­ho­fer aus New York.

Lucky erwägt, einer Par­tei bei­zu­tre­ten, Fred schafft die Som­mer­zeit ab und gemein­sam erin­nern sie an das bedeu­tends­te fünf­te Jubi­lä­um in der Geschich­te des WDR Fern­se­hens.

Der Trost, wie immer: Es war nicht alles schlecht — und Lucky und Fred wer­den auf die Bret­ter, die die Welt bedeu­ten, zurück­keh­ren!

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Liebling, ich bin gegen Deutschland

Es ist inzwi­schen ein paar Jah­re her, dass die Müns­te­ra­ner Band muff pot­ter. einen Song ver­öf­fent­lich­te, in dem sie – vor­sich­tig aus­ge­drückt – Kri­tik übte an einem merk­wür­di­gen neu­en deut­schen Natio­nal­stolz:

Neue Stim­men und neue Lie­der
ver­kün­den: Wir sind wie­der wer!
Und wer sind eigent­lich wir?
Und ich frag mich: Was zum Teu­fel wollt eigent­lich Ihr?

Der Song heißt „Punkt 9“, ((Benannt nach Punkt 9 auf der Lis­te der Tour­bus­re­geln der Band: „Klap­pe hal­ten!“)) klingt „als ob Refu­sed ABBA covern“ ((Schlag­zeu­ger Bra­mi, der Mann hat Recht!)) und das bemer­kens­wer­tes­te dar­an ist: er erschien schon im Herbst 2005, also fast ein Jahr, bevor „die Welt zu Gast bei Freun­den“ war und sich Deutsch­land im „Som­mer­mär­chen“ „schwarz-rot-geil“ ((„Bild“, natür­lich.)) fand.

Deutsche Flagge

Ich erin­ne­re mich noch gut, wie ich am Mit­tag des 9. Juni 2006 mit der Bahn von Bochum nach Dins­la­ken fuhr und in Duis­burg an einer Häu­ser­front vor­bei­kam, die vol­ler deut­scher Flag­gen hing, und dach­te: „Hol­la! Goeb­bels wäre stolz!“ ((Ja, mir war auch damals schon klar, dass Joseph Goeb­bels über schwarz-rot-gol­de­ne Beflag­gung ver­mut­lich eher erbost gewe­sen wäre, aber die klei­ne Trans­fer­leis­tung kön­nen wir schon gemein­sam erbrin­gen, ne?)) Rund fünf Stun­den spä­ter saß ich bei Schul­freun­den im elter­li­chen Wohn­zim­mer, Phil­ipp Lahm schoss das 1:0 gegen Cos­ta Rica und für vier Wochen war ich bereit, dem Nar­ra­tiv eines neu­en, „posi­ti­ven“ oder „unver­krampf­ten“ Patrio­tis­mus zu glau­ben.

muff pot­ter. bezo­gen sich damals aber nicht (nur) auf Fuß­ball­fans, son­dern z.B. auf die Medi­en­kam­pa­gne „Du bist Deutsch­land“, an die sich heu­te außer ein paar Agen­tur­na­sen ver­mut­lich nie­mand mehr erin­nert und die eine „Initi­al­zün­dung einer Bewe­gung für mehr Zuver­sicht und Eigen­in­itia­ti­ve in Deutsch­land“ sein soll­te – also ein Remix von Roman Her­zogs „Ruck“-Rede vor dem zeit­ge­schicht­li­chen Hin­ter­grund der Agen­da 2010.

Den Start­punkt für die­se „neue deut­sche Zeit­rech­nung“ ver­or­te­ten Sänger/​Gitarrist Nagel und Schlag­zeu­ger Bra­mi in ihrem Text „Neun­zehn­vier­und­fünz­ig in Bern“ und tat­säch­lich war „Das Wun­der von Bern“ 2003 in einem erfolg­rei­chen Kino­film von Sön­ke Wort­mann noch ein­mal für die nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen auf­be­rei­tet wor­den.

Wenn man „Punkt 9“ heu­te hört, hat man ein biss­chen das Gefühl, dass das Lied sei­ner Zeit nicht nur im Bezug auf den „Par­ty-Patrio­tis­mus“ vor­aus war, son­dern auch, was Poli­tik angeht:

Mit war­men Visio­nen von Iden­ti­tät
und der Refle­xi­on auf Null­di­ät
wird Geschich­te ver­tauscht, ver­dreht und umge­kehrt
Hys­te­risch, wer sich da beschwert

„Ja, gab’s denn damals schon die AfD?“, möch­te man fra­gen – und über­sieht dabei, dass ein Alex­an­der Gau­land damals schon seit über 30 Jah­ren in der CDU war und in der Uni­on auch Leu­te wie Peter Gau­wei­ler, Roland Koch, Horst See­ho­fer, Fried­rich Merz und Eri­ka Stein­bach zu Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten neig­ten. Merz zum Bei­spiel hat­te im Jahr 2000 mit dem Begriff der „deut­schen Leit­kul­tur“ für ein gro­ßes Hal­lo in der damals noch jun­gen Ber­li­ner Repu­blik gesorgt. Und der Schrift­stel­ler Mar­tin Wal­ser hat­te 1998 in sei­ner Pauls­kir­chen­re­de eine „Instru­men­ta­li­sie­rung unse­rer Schan­de“ beklagt und die­se als „Moral­keu­le“ bezeich­net und somit eine Blau­pau­se geschaf­fen für alle noch zu hal­ten­den Reden von Björn Höcke und Alex­an­der Gau­land.

Das alles war, nach der Ein­schrän­kung des Asyl­rechts und zahl­rei­chen, mit­un­ter töd­li­chen Brand­an­schlä­gen auf Asylbewerber*innen und Migrant*innen Anfang der 1990er Jah­re, ((Übri­gens auch in Hün­xe und damit ganz in mei­ner Nähe.)) also das Kli­ma, in dem „Punkt 9“ ent­stand. ((Dar­über hin­aus hat­ten die Mit­glie­der des soge­nann­ten „Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grunds“ bis zur Ver­öf­fent­li­chung des Songs schon sie­ben Mor­de began­gen, die aber erst sechs Jah­re spä­ter als rechts­extrem moti­viert ein­ge­stuft wer­den soll­ten.))

Und es war auch nicht der ers­te Song zum The­ma.

Schon im Okto­ber 1990 – und damit gera­de mal drei Mona­te nach dem deut­schen Sieg bei der Fuß­ball­welt­meis­ter­schaft und drei Wochen nach der for­mel­len Wie­der­ver­ei­ni­gung – erschien das Album „X für ’e U“ („Ein X für ein U“) der Köl­ner Band BAP, des­sen Ope­ner „Denn mer sinn wid­der wer“ („Denn wir sind wie­der wer“) in hoch­deut­scher Über­set­zung so beginnt:

Wo man hin­schaut, nur noch Deutsch­land,
So pene­trant, wie ich es noch nicht kann­te,
Als gäbe es sonst nichts mehr, als gäbe es sonst nichts mehr.

Der Song ent­wi­ckel­te zusätz­li­che und beson­de­re Bedeu­tung beim Kon­zert auf dem Köl­ner Chlod­wig­platz, auf dem am 9. Novem­ber 1992 100.000 Men­schen unter dem Mot­to „Arsch huh, Zäng ussen­an­der“ („Arsch hoch, Zäh­ne aus­ein­an­der“) gegen Ras­sis­mus und Neo­na­zis demons­trier­ten. ((Die man damals übri­gens noch gut erken­nen konn­te: „Mit deut­scher Reichs­fah­ne und mit Bom­ber­ja­cke“.)) BAP-Sän­ger Wolf­gang Nie­de­cken beschreibt bei die­sem Auf­tritt die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Songs, als nach dem deut­schen WM-Sieg „die ers­ten Hir­n­is mit der Reichs­kriegs­flag­ge rum­fuh­ren und mein­ten, sie könn­ten ihr Süpp­chen mit­ko­chen“. Die­se For­mu­lie­rung ist – viel­leicht ganz bewusst, viel­leicht eher aus Ver­se­hen – ziem­lich gut, weil sie zunächst ein­mal zwi­schen Fuß­ball-Anhän­gern und Neo­na­zis unter­schei­det und dann aber doch einen, wenn auch eher para­si­tä­ren, Zusam­men­hang zwi­schen bei­dem her­stellt.

Ich hat­te „Denn mer sinn wid­der wer“ wie­der im Kopf, als wir nach dem End­spiel der WM 2002, bei dem Deutsch­land gegen Bra­si­li­en ver­lo­ren hat­te, mit unse­ren Fahr­rä­dern nach Hau­se fuh­ren und in der Innen­stadt von Dins­la­ken Men­schen mit Deutsch­land­fah­nen rum­lie­fen, von denen eini­ge tat­säch­lich rie­fen: „Deutsch­land den Deut­schen, Aus­län­der raus!“ Es fühl­te sich nach Jah­ren einer gefühl­ten Ent­span­nung der Lage an wie ein Schlag in die Magen­gru­be – und war im Nach­hin­ein ein Vor­ge­schmack auf das, was noch kom­men soll­te.

Wäh­rend der WM 2010 stand im Bochu­mer Ber­mu­da­drei­eck ein fast schon Kari­ka­tu­ren­haf­ter Mann mit einer schwarz-weiß-roten Flag­ge, als wäre es das Nor­mals­te der Welt. Die von uns infor­mier­te Poli­zei konn­te nichts machen: Die Flag­ge des Kai­ser­rei­ches ist nicht ver­bo­ten.

Tat­säch­lich sehen nicht weni­ge Exper­ten einen mehr oder weni­ger gro­ßen Zusam­men­hang zwi­schen dem seit 12 Jah­ren regel­mä­ßig aus­bre­chen­den „Par­ty-Patrio­tis­mus“ und dem Auf­kom­men neu­er natio­na­lis­ti­scher Strö­mun­gen wie der AfD.

Wenn also die Welt­meis­ter­ti­tel von 1954 und 1990 wahl­wei­se Aus­gangs­punk­te oder zumin­dest Mar­ker eines ver­än­der­ten deut­schen Selbst­ver­ständ­nis­ses waren: Baby, what did you expect, 2014? ((Bonus­fra­ge: Wie fuck­ing gut muss es Deutsch­land 1974 trotz vor­he­ri­ger Ölkri­se gegan­gen sein, dass der WM-Sieg ver­gleichs­wei­se fol­gen­los blieb?)) Drei Mona­te spä­ter „spa­zier­te“ die Pegi­da-Bewe­gung zum ers­ten Mal durch Dres­den. ((Ande­rer­seits gibt es die­se natio­na­lis­ti­schen Ten­den­zen aktu­ell fast über­all in Euro­pa. Ita­li­en, Ungarn und Öster­reich sind bei der WM gar nicht dabei, Polen und Deutsch­land haben ihre Auf­takt­spie­le ver­lo­ren.))

Den Über­gang von ver­meint­lich harm­lo­ser Fuß­ball­be­geis­te­rung hin zu Per­ma­nenz­na­tio­na­lis­mus kann man in einem klei­nen Sti­cker sehen: 2006, als das „Som­mer­mär­chen“ lang­sam zu Ende ging, brach­te „Bild“ einen Auf­kle­ber in Umlauf, der ver­kün­de­te: „Schwarz rot geil – Wir machen wei­ter!“. Im Blatt schrieb die Redak­ti­on dazu: „Las­sen Sie sich die gute Stim­mung nicht ver­der­ben, zei­gen Sie wei­ter Flag­ge!“

Mal davon ab, dass die Deutsch­land-Besof­fen­heit von „Bild“ schon wäh­rend der WM alles ande­re als ent­spannt und unver­krampft gewe­sen war (BILD­blog berich­te­te mehr­fach), konn­te ab hier kei­ner mehr behaup­ten, dass es „nur“ um Fuß­ball und die Far­ben einer Mann­schaft ging.

Das pas­sen­de Lied zur aktu­el­len Lage kommt von kett­car und heißt „Mann­schafts­auf­stel­lung“:

Wir bil­den eine Mau­er, machen alle Räu­me dicht
Mit einem Popu­lis­ten, der durch die Abwehr bricht
Ein Stamm­tisch­phi­lo­soph am rech­ten Außen­feld
Die Dop­pel­sechs, die alles Frem­de ins Abseits stellt

kett­car-Sän­ger Mar­cus Wie­busch hat­te Fuß­ball bei sei­ner frü­he­ren Band …But Ali­ve schon öfter als Bild­spen­der benutzt – aller­dings im Bezug auf geschei­ter­te Bezie­hun­gen („Ent­las­sen (Vor der Win­ter­pau­se)“) und Freund­schaf­ten („Erin­nert sich jemand an Kal­le ‚del Haye?“). Der Text zu „Mann­schafts­auf­stel­lung“ stammt vom Bas­sis­ten Rei­mer Bus­torff.

Der Refrain kommt dann auf den Punkt:

Und als wir gemein­sam vor dem Radio saßen
Die Auf­stel­lung hör­ten, unser Abend­brot aßen
Nahmst du mei­ne Hand und sag­test:
„Lieb­ling, ich bin gegen Deutsch­land“

Der Irr­sinn ist nur inzwi­schen so weit fort­ge­schrit­ten, dass es ange­sichts der „Bild“-Kampagne gegen Mesut Özil und der „Ankün­di­gung“ der AfD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Ali­ce Wei­del, die deut­sche Mann­schaft nicht unter­stüt­zen zu wol­len, inzwi­schen bei­na­he eine lin­ke, sub­ver­si­ve Posi­ti­on ist, für das deut­sche Team zu sein – so wie man ange­sichts der „Mer­kel muss weg!“-Rufe aus der ganz rech­ten Ecke bei der letz­ten Bun­des­tags­wahl ja trotz aller Kri­tik irgend­wie für Ange­la Mer­kel sein muss­te.

Die Musik zum Tur­nier ist natür­lich wie­der die übli­che Erbau­ungs­ly­rik mit „Viva La Vida“-Chören, die man lei­der kaum bes­ser zusam­men­fas­sen kann als mit „Men­schen Leben Tan­zen Welt“. 2018 heißt der Max Gie­s­i­ni­ger unter den Andre­as Bou­ra­nis die­ser Welt Adel Tawil und singt in „Flut­licht“:

Im Wind wehen unse­re Fah­nen, über ein Meer aus unsern Far­ben
Auf die­sen Moment war­ten wir schon so lang
Wir sin­gen eure Namen, uns’­re Lie­der sol­l’n euch tra­gen
Wir ste­hen hin­ter euch wie ein zwölf­ter Mann

(„Fah­nen“ waren bei muff pot­ter. und BAP noch Sym­bo­le des Bösen, hier sind sie ganz banal Fah­nen. Immer­hin sind sie nicht hoch.)

Lie­der, die mal irgend­wie Stel­lung bezie­hen, darf man von den aktu­el­len Pop­bar­den nicht erwar­ten, da muss man ja schon froh sein, wenn sich mal jemand der­ge­stalt äußert, dass er kei­ne AfD-Anhän­ger unter sei­nen Fans haben will. Aber gut: Was will man von Leu­ten erwar­ten, die ein Lied sin­gen über den anstren­gen­den All­tag einer allein­er­zie­hen­den Mut­ter, das dann in der Sen­tenz „Wenn sie tanzt ist sie woan­ders“ gip­felt? Tanz den Hartz!

Das war Anfang der 1990er Jah­re noch anders. Die Prin­zen, damals eine der erfolg­reichs­ten deut­schen Bands über­haupt, san­gen 1992 in ihrem Lied „Bom­be“:

Schmierst Du an die Wand eine hoh­le
Nazi­pa­ro­le,
Dann möch­te ich …
Wenn Du einen „Kana­cke“ nennst,
Weil Du sei­ne Spra­che nicht kennst,
Dann möch­te ich …
Willst Du allen in die Fres­se hau’n
Und bist im Kopf schon ganz braun,
Dann möch­te ich …
Wenn Du Dir den Schä­del rasierst
Und im Gleich­schritt mar­schierst,
Dann möch­te ich …

Die­ses „Möch­ten“ wird im Refrain so auf­ge­löst:

Dann möch­te ich ’ne Bom­be sein
Und ein­fach explo­die­ren,
Wenn alle Leu­te „Hil­fe schrei­en,
Dann wür­de was pas­sie­ren.
Manch­mal möch­te ich zer­plat­zen und laut knal­len
Und alles, was nicht stimmt, wür­de aus­ein­an­der fal­len.

Im Song gibt es noch eine gan­ze Rei­he wei­te­rer Din­ge, wegen derer das Lyri­sche Ich ger­ne „explo­die­ren“ wür­de („Wenn man­che Eltern sich trau­en, ihre Kin­der zu hau­en“, „Wenn Jan das Essen nicht schmeckt und er schmeißt es weg“), die manch­mal fast rüh­rend naiv erschei­nen. ((Im Fall von „Ruf ich nachts bei Dir an und Du gehst nicht ran“ müss­te man heu­te auch min­des­tens eine #MeToo-Augen­braue heben.)) Jede Men­ge Mini­mal­po­si­tio­nen, mit denen man heu­te als „mutig“ oder „kon­tro­vers“ gel­ten wür­de. Und wenn jemand ange­ben wür­de, einen Lied­text gut zu fin­den, in dem explo­diert wird und alles aus­ein­an­der fällt, müss­te er/​sie damit rech­nen, von Juli­an Rei­chelt öffent­lich ange­grif­fen zu wer­den.

Ein wei­te­res Bei­spiel für Main­stream-Anti­fa­schis­mus: Udo Lin­den­berg mit sei­nem Song „Panik Pan­ther“, eben­falls von 1992.

Die Zei­ten wer­den här­ter,
wir kön­nen kei­nem trau­en.
Erst ges­tern haben so Zom­bies
schon wie­der bru­tal drauf­ge­hau­en.
Total blind im Ras­sen­wahn,
zün­den sie nachts Häu­ser an.
Aber wir klä­ren hier in unse­rer Stadt,
dass kein Skin was zu sagen hat.

Das Lied zählt jetzt weder musi­ka­lisch noch text­lich zu Lin­den­bergs bedeu­tends­ten Wer­ken, war aber damals Sin­gle und Titel­track des Albums.

In mei­ner Kind­heit war es gesell­schaft­li­cher Kon­sens, gegen „rechts“ zu sein. Die Nazis waren kla­rer zu erken­nen, zu beschrei­ben und zu kari­kie­ren ((„Glat­zen“ bei Lin­den­berg, „Bom­ber­ja­cke“ bei BAP.)) und die Gefahr war viel­leicht greif­ba­rer, weil noch groß in den Medi­en berich­tet wur­de, wenn mal wie­der Häu­ser brann­ten. Ich erin­ne­re mich noch gut an die­se Nach­rich­ten, die man als Kind natür­lich über­haupt nicht ein­ord­nen kann, ((Okay: Wie soll man das als Erwach­se­ner?)) und an die Ängs­te, die ich damals hat­te. Der „ratio­na­le“ Beru­hi­gungs­ver­such „Bei uns im Haus woh­nen kei­ne Aus­län­der“ ist ja nicht wirk­lich ein Trost, son­dern im Rück­blick schlicht­weg Zynis­mus.

Heu­te sit­zen Politiker*innen, die sich nicht scheu­en, bewusst auf Nazi-Voka­bu­lar zurück­zu­grei­fen, nicht nur in vie­len Par­la­men­ten, son­dern sogar in vie­len Regie­run­gen. Die dies­jäh­ri­ge Fuß­ball-WM, die wegen ihres Aus­tra­gungs­or­tes schon poli­tisch genug wäre, ist für die Medi­en nicht mehr nur Eska­pis­mus, Bild- und Iden­ti­fi­ka­ti­ons­spen­der, son­dern sie wird direkt mit der von der CSU aus­ge­lös­ten und am Kochen gehal­te­nen Regie­rungs­kri­se ver­knüpft: „Bild“ mon­tiert im Rah­men der inof­fi­zi­el­len Kam­pa­gne „Scha­de: Immer noch kein Bür­ger­krieg“ die Maxi­mal-Kri­tik an Mesut Özil neben die Trump’schen Lügen einer gestie­ge­nen Kri­mi­na­li­täts­ra­te in Deutsch­land und sug­ge­riert damit, Natio­nal­elf und Poli­tik sei­en das glei­che. Wenn Deutsch­land in der Vor­run­de aus­schei­det, ist auch die Kanz­ler­schaft Ange­la Mer­kels vor­bei.

Das alles macht kei­nen Spaß mehr. Nicht an Fuß­ball, schon gar nicht an Poli­tik. Aber wenn’s mal so rich­tig schei­ße ist, ist wenigs­tens noch die Musik da.

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Politik Gesellschaft

Lucky & Fred: Episode 23


 
Ein Abend, fünf Jah­re in der Mache: Vor aus­ver­kauf­tem Haus fei­er­ten Lucky & Fred am Schau­spiel Dort­mund die Pre­mie­re ihrer Gala.

Lucky ver­rät hei­ße Insi­der-Infos über den ECHO, Fred erzählt einen vom Wolf, der Vogel des Jah­res wird aus­ge­zeich­net — und dann kommt noch ein Über­ra­schungs­gast, um zu erklä­ren, dass ja nicht alles schlecht war.

Also: Alles etwas anders als sonst, aber irgend­wie auch wie immer!

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Wenn wir wirklich Freunde wären

Damit war nicht zu rech­nen gewe­sen: Heu­te ist der 20. Jah­res­tag der legen­dä­ren Tic-Tac-Toe-Pres­se­kon­fe­renz und weder „Spie­gel Online“ (wahl­wei­se bei „Eines Tages“ oder „Ben­to“) noch Bild.de oder „Buzzfeed“ berich­ten dar­über. Ein­zig die „Gos­lar­sche Zei­tung“ erin­nert in ihrem „Kalen­der­blatt“ an den denk­wür­di­gen Ver­such, eine zer­strit­te­ne Girl­band auf offe­ner Büh­ne vor der ver­sam­mel­ten WeltPres­se zu ver­söh­nen – ein Ver­such, der gran­di­os schei­ter­te, weil sich die drei Mit­glie­der am Ende beschimpf­ten und teil­wei­se wei­nend das Podi­um ver­lie­ßen.

[Anschwel­len­de Musik, Gui­do-Knopp-Bedeu­tungs­brum­men]

Eine Pres­se­kon­fe­renz, die sich aber so ins kol­lek­ti­ve Gedächt­nis der Deut­schen ein­ge­brannt hat, dass sie auch 20 Jah­re spä­ter noch als Refe­renz taugt – sogar, wenn es um eine geschei­ter­te Regie­rungs­bil­dung geht.

[flot­tes 90er-Musik­bett]

An die­ser Stel­le ein kur­zes „Hal­lo!“ an unse­re fünf Leser unter 25: Tic Tac Toe waren eine drei­köp­fi­ge Girl­group aus dem öst­li­chen Ruhr­ge­biet, die mit Songs wie „Ich find‘ Dich schei­ße“, „Ver­piss Dich“ oder „War­um?“ nicht nur beacht­li­che Erfol­ge fei­er­te, son­dern auch die Gren­zen des­sen, was man im Radio und Fern­se­hen „sagen durf­te“, aus­lo­te­ten und ver­scho­ben. Bei ihrem Kome­ten­haf­ten Auf­stieg [hier Schnitt­bil­der Viva-Comet-Ver­lei­hung ein­fü­gen] wur­de das Trio aller­dings immer wie­der von der Bou­le­vard­pres­se und ent­spre­chen­den „Skan­da­len“ beglei­tet.

In der Wiki­pe­dia heißt es dazu:

Zunächst kam her­aus, dass die Alters­an­ga­ben der drei Sän­ge­rin­nen von Tic Tac Toe von der Plat­ten­fir­ma den Sän­ge­rin­nen ein jün­ge­res Alter beschei­nig­ten; bei­spiels­wei­se war Lee bereits 22 Jah­re alt, obwohl sie – laut Plat­ten­fir­ma – 18 Jah­re alt gewe­sen sein soll. Medi­al gro­ßes Auf­se­hen erlang­te die Band, als Lees dama­li­ger Ehe­mann nach Bezie­hungs­pro­ble­men Sui­zid beging. Eine Woche spä­ter wur­de bekannt, dass Lee kurz­zei­tig als Pro­sti­tu­ier­te gear­bei­tet hat­te, um mit dem Geld Dro­gen zu finan­zie­ren.

Und dann, am 21. Novem­ber 1997 lud die Plat­ten­fir­ma der Band, Ario­la, in Mün­chen zu einer Pres­se­kon­fe­renz, von der sie sich nach inter­nen Que­re­len Signal­wir­kung erhofft hat­te: Einig­keit, nach vor­ne schau­en, der Auf­bruch zu wei­te­ren Erfol­gen.

[Das Bild friert ein, wird schwarz/​weiß, her­an­zoo­men]

Doch dann kam alles ganz anders.

Die Pres­se­kon­fe­renz ist legen­där, aber bei You­Tube oder anders­wo nicht auf­zu­fin­den (dort stößt man aber auf kaum weni­ger bizar­re Medi­en­be­rich­te zur Band). Auch spä­te­re O‑Töne von Tho­mas M. Stein, als Chef der Ario­la gleich­sam Gast­ge­ber der ver­un­fall­ten PR-Akti­on und einer brei­ten Öffent­lich­keit spä­ter bekannt gewor­den als Juror der ers­ten bei­den Staf­feln von „Deutsch­land sucht den Super­star“, in denen er sich über den Her­gang der Ereig­nis­se äußert, haben es nicht ins kol­lek­ti­ve pop­kul­tu­rel­le Archiv geschafft. Die in der Wiki­pe­dia auf­ge­stell­te Behaup­tung, „Die­se Akti­on wur­de am Abend in der Tages­schau the­ma­ti­siert“, lässt sich zumin­dest für die 20-Uhr-Aus­ga­be nicht bele­gen.

Immer­hin gibt es aber ein Tran­skript, das sich auf die in die­sem Fall denk­bar seriö­ses­te Quel­le stützt, die „Bra­vo“

Aber auch wenn sich heu­te kein gro­ßer Jubi­lä­ums­be­richt auf­trei­ben lässt, wird die Pres­se­kon­fe­renz mit ihren zu geflü­gel­ten Wor­ten geron­ne­nen Zita­ten („Wenn wir wirk­lich Freun­de wären, dann wür­dest du so’n Scheiß über­haupt nicht machen!“, „Boah, ihr könnt echt gut lügen!“, „Jetzt kom­men wie­der die Trä­nen auf Knopf­druck.“) noch regel­mä­ßig her­vor­ge­kramt: Wenn die AfD eine Pres­se­kon­fe­renz abhält, wenn sich der Schla­ger­sän­ger Rober­to Blan­co und sei­ne Toch­ter Patri­cia auf der Frank­fur­ter Buch­mes­se strei­ten (eine Mel­dung, die man sich jetzt auch eher nicht hät­te aus­den­ken kön­nen oder wol­len), wann auch immer sich ein „Was machen eigent­lich …?“ anbie­tet (außer natür­lich heu­te).

Als Fach­ma­ga­zin für Lis­ten, bevor jeder Depp Lis­ten ver­öf­fent­licht hat wol­len wir es uns bei Cof­fee And TV aber natür­lich nicht neh­men las­sen, die Tic-Tac-Toe-Pres­se­kon­fe­renz in den Gesamt­kon­text des Kon­zepts „Pres­se­kon­fe­renz“ in Deutsch­land ein­zu­ord­nen.

Also, bit­te: Die sie­ben legen­därs­ten deut­schen Pres­se­kon­fe­ren­zen!

7. Gert­jan Ver­beek, 21.09.2015

6. Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg, 18.02.2011

5. Chris­toph Daum, 09.10.2000/12.01.2001

4. Tic Tac Toe, 21.11.1997

3. Uwe Bar­schel, 18.09.1987

2. Gio­van­ni Trapp­a­to­ni, 10.03.1998

1. Gün­ter Schab­ow­ski, 09.11.1989

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Digital Gesellschaft

Straßenbahn des Todes

Dies ist kein Abschied, denn ich war nie will­kom­men
Will auf und davon und nie wie­der­kom­men
Kein Lebe­wohl, will euch nicht ken­nen
Die Stadt muss bren­nen

(Cas­per – Im Asche­re­gen)

Ich hab in die­sem Jahr schon mehr­fach Social-Media-Pau­sen gemacht, die „digi­tal detox“ zu nen­nen ich mich scheue: Als mein Sohn Kita-Feri­en hat­te, wenn wir mal übers Wochen­en­de oder etwas län­ger weg­ge­fah­ren sind, hab ich Face­book und Twit­ter ein­fach aus­ge­las­sen. Zum einen, weil die iPho­nes-Apps im Ver­gleich zur rich­ti­gen Nut­zung (ich bin ver­mut­lich der ein­zi­ge Mensch Mit­te Drei­ßig, für den ein Com­pu­ter mit Bild­schirm, Tas­ta­tur und Brow­ser die „rich­ti­ge“ Anwen­dung ist und ein Smart­phone maxi­mal eine hilf­rei­che Krü­cke für unter­wegs, aber das ist mir – wie so vie­les – egal) ein­fach noch unprak­ti­scher sind (und das will schon was hei­ßen), zum ande­ren, weil ich gemerkt habe, dass Social Media mir schlecht Lau­ne macht.

Jetzt war ich übers Wochen­en­de am Meer, hab gera­de wie­der den Lap­top auf­ge­klappt, kurz in Face­book rein­ge­guckt und schon wäre die gan­ze wun­der­ba­re Erho­lung (Strah­lend blau­er Him­mel, knal­len­de Son­ne und 24 Grad Mit­te Okto­ber! 17 Grad Was­ser­tem­pe­ra­tur! In der Nord­see!) fast wie­der weg gewe­sen.

Und dann traf mich die Erkennt­nis und ich hat­te end­lich einen Ver­gleich bzw. eine Meta­pher für das gefun­den, was mich an Social Media so sehr nervt, dass ich gera­de­zu von „krank machen“ spre­chen wür­de: Es ist, als säße man in der Stra­ßen­bahn und könn­te die Gedan­ken jedes ein­zel­nen Men­schen mit­hö­ren. Da sitzt ein Mann, der gera­de sei­nen Job ver­lo­ren hat und nicht weiß, wie es wei­ter­ge­hen soll. Dort ist eine Frau, die gera­de auf dem Weg in die Kli­nik ist: Ihre Mut­ter hat Krebs im End­sta­di­um. Hier sitzt ein 16-jäh­ri­ges Mäd­chen, des­sen Freund, ihre ers­te gro­ße Lie­be, gera­de Schluss gemacht hat und schon mit einer ande­ren zusam­men ist. Und da drü­ben ein klei­ner Jun­ge, des­sen Hams­ter ges­tern gestor­ben ist.

Natür­lich sit­zen da auch wel­che, denen es gut geht: Eine Fami­lie auf dem Weg in den Zoo. Ein alter Mann, der gera­de sei­nen neu­ge­bo­re­nen Uren­kel besucht hat und sich gleich eine Dose Lin­sen­sup­pe warm­ma­chen wird, sein Leib­ge­richt. Eine jun­ge Frau auf dem Weg zum ers­ten Date – sie weiß es noch nicht, aber sie wird den Mann spä­ter hei­ra­ten und eine glück­li­che Fami­lie mit ihm grün­den. Doch ihre Gedan­ken sind nicht so laut, weil sie nicht immer nur um das eine schlech­te Ding krei­sen, son­dern sie ent­spannt und glück­lich in sich ruhen. Eher das Schnur­ren einer zufrie­de­nen Kat­ze – und damit unhör­bar im Ver­gleich zu dem Geschrei einer Metall­stan­ge, die sich in einem sehr gro­ßen Getrie­be ver­kan­tet hat.

Aber mehr noch: Nicht nur ich kann all die­se Gedan­ken hören – alle kön­nen ein­an­der hören. Und die, die selbst schon völ­lig durch sind, schrei­en dann die ande­ren an: „Sie sind eh unfä­hig, völ­lig klar, dass Sie ent­las­sen wur­den!“, „Inter­es­siert mich nicht mit Dei­ner Mut­ter, jeder muss mal ster­ben!“, „Dum­me Schlam­pe! Was lässt Du Dich auch mit so einem Typen ein? Schlech­ter Män­ner­ge­schmack und kei­ner­lei Men­schen­kennt­nis!“, „Hams­ter sind eh häss­lich und dumm!“

Das ist kein Ort, an dem ich ger­ne wäre. Da möch­te ich nicht mal feh­len.

Und doch set­ze ich mich dem regel­mä­ßig frei­wil­lig aus – oder glau­be, es tun zu müs­sen. Weil ich beruf­lich wis­sen muss, „was das Netz so sagt“. Bei Face­book sieht die Wahr­heit eher so aus: Jour­na­lis­ten­kol­le­gen berich­ten Jour­na­lis­ten­kol­le­gen, was in der Welt so Schlech­tes los ist. „Nor­ma­le“ Men­schen aus mei­nem Umfeld pos­ten schon kaum noch bei Face­book. Und, klar: Es ist die Auf­ga­be von Jour­na­lis­ten, zu berich­ten – auch und vor allem über Schlech­tes. Aber dann doch viel­leicht in einem Medi­um? Face­book war mal als digi­ta­les Wohn­zim­mer gestar­tet, inzwi­schen weiß nie­mand mehr, was es genau sein soll/​will, nur, dass es so gefähr­lich ist, dass es mut­maß­lich durch exter­ne Mani­pu­la­ti­on die US-Wahl mit ent­schie­den haben könn­te. Die wenigs­ten Din­ge star­ten als leicht schram­me­li­ge Wohn­zim­mer-Couch und lan­den als Atom­bom­be.

Und natür­lich: Es sind extre­me Zei­ten. Der Brexit, die US-Wahl, der Auf­stieg der AfD, jetzt die Wahl in Öster­reich – wenn die Offen­ba­rung von der Redak­ti­on des „Eco­no­mist“ geschrie­ben wor­den wäre, kämen dar­in ver­mut­lich weni­ger Scha­fe und Sie­gel vor und mehr von sol­chen Schlag­zei­len. Die letz­ten Tage waren geprägt von immer neu­en Ent­hül­lun­gen über den ehe­ma­li­gen Film­pro­du­zen­ten und hof­fent­lich ange­hen­den Straf­ge­fan­ge­nen Har­vey Wein­stein, des­sen Umgangs­for­men gegen­über Frau­en allen­falls mit denen des amtie­ren­den US-Prä­si­den­ten zu ver­glei­chen sind. Nach zahl­rei­chen Frau­en, die von Wein­stein beläs­tigt oder gar ver­ge­wal­tigt wur­den, mel­den sich jetzt auch vie­le zu Wort, die in ande­ren Situa­tio­nen Opfer von beschis­se­nem Ver­hal­ten wider­li­cher Män­ner gewor­den sind. Und, Spoi­ler-Alert: Es sind vie­le. Ver­dammt vie­le. Mut­maß­lich ein­fach alle.

Auf­tritt wei­te­re Arsch­lö­cher: „PR-Akti­on!“, „Dich wür­de doch eh nie­mand anpa­cken!“, „Habt Ihr doch vor vier Jah­ren schon gepos­tet, #auf­schrei!“ Und wäh­rend man sich mit der Hoff­nung ret­ten kann, dass sich dies­mal viel­leicht wirk­lich etwas ändern könn­te (eini­ges deu­tet dar­auf hin, dass Har­vey Wein­stein tat­säch­lich von jener Hol­ly­wood-Gesell­schaft aus­ge­schlos­sen wer­den könn­te, die sich all­zu­lang in sei­nem Licht gesonnt hat­te), kom­men die nächs­ten Kom­men­ta­re rein und man zwei­felt dar­an, ob da über­haupt noch irgend­wo irgend­was zu ret­ten ist.

Nimm einen ganz nor­ma­len Typen, so wie er im Buche steht
Gib die­sem Typen Anony­mi­tät
Gib ihm Publi­kum, das nicht weiß, wer er ist
Du kriegst das dümms­te Arsch­loch, das man nicht ver­gisst

(Mar­cus Wie­busch – Haters Gon­na Hate)

Es gibt ver­dien­te Kol­le­gen wie Sebas­ti­an Dal­kow­ski, die sich wirk­lich die Mühe machen, denen, die sich nicht für Fak­ten inter­es­sie­ren, wei­ter­hin Fak­ten ent­ge­gen­zu­set­zen. Die all den klei­nen und gro­ßen Scheiß, den die so apo­stro­phier­ten Besorg­ten Bür­ger und ihre media­len Für­spre­cher so von sich geben, gegen­che­cken – und dafür wie­der nur Hass und Spott ern­ten. Für Men­schen wie ihn haben kett­car „Den Revol­ver ent­si­chern“ geschrie­ben, den klu­gen Schluss­song des gran­dio­sen neu­en Albums „Ich vs. Wir“, in dem sie auch die viel­leicht zen­trals­te Fra­ge unse­rer Zeit stel­len: „What’s so fun­ny about peace, love, and under­stan­ding?“

Aber selbst, wenn Sebas­ti­an ein oder zwei Men­schen über­zeu­gen soll­te (was ich, so viel Opti­mis­mus ist durch­aus noch da, ein­fach mal hof­fe), muss ich jeden Mor­gen bei ihm lesen, wel­che Sau jene Leu­te, die Voka­beln wie „Gut­men­schen“ und „Ban­hofs­klat­scher“ ver­wen­den, um damit Men­schen zu bezeich­nen, die noch nicht ganz so viel Welt­hass, Pes­si­mis­mus und Mis­an­thro­pen­tum in ihren Her­zen tra­gen wie sie selbst, jetzt wie­der durchs Dorf getrie­ben haben. Und ich weiß, dass man es als „igno­rant“ und „unpro­fes­sio­nell“ abtun kann, wenn ich all das nicht mehr hören und lesen will, aber: krank und ver­bit­tert nüt­ze ich der Welt noch weni­ger. Ich hab sechs Jah­re BILD­blog gemacht – wenn ich heu­te wis­sen will, was in Juli­an Rei­chelts Kopf wie­der schief gelau­fen ist, kann ich das bei den Kol­le­gen nach­le­sen, die unse­re Arbeit dan­kens­wer­ter­wei­se immer noch wei­ter­füh­ren. Ich muss das nicht zwi­schen den ver­ein­zel­ten Kin­der­fo­tos ent­fern­ter Bekann­ter in mei­nem Face­book-Feed haben. Das gute Leben fin­det inzwi­schen eh bei Insta­gram statt.

Ich woll­te nie gro­ße Ansa­gen machen wie „Ich hab mich jetzt bei Twit­ter abge­mel­det“ – muss ja jeder selbst wis­sen, kann ja jeder hal­ten, wie er/​sie will, wirkt auch immer ein biss­chen eitel. Nur: Face­book und Twit­ter haben mitt­ler­wei­le eine Macht, die ihren Erfin­dern kaum klar ist. Sie kom­men nicht mehr klar mit dem Irr­sinn, der dort abgeht. Und dazu kommt noch der gan­ze Quatsch, dass rich­ti­ge Medi­en ihre Inhal­te dort abkip­pen, um wenigs­tens ein paar Krü­mel abzu­be­kom­men. Natür­lich inter­es­siert es Face­book und Twit­ter kein biss­chen, wenn ihnen ein unbe­deu­ten­der Blog­ger aus Bochum alle ver­füg­ba­ren Mit­tel­fin­ger zeigt, aber: Hey, immer­hin bin ich Blog­ger! Immer­hin hab ich hier ein Zuhau­se im Inter­net. Und wenn mir einer auf den Tep­pich pisst, kann ich ihn acht­kan­tig raus­wer­fen.

Ich weiß, dass Tei­le der Welt immer schlecht waren, sind und sein wer­den – ich brau­che nicht die täg­li­che Bestä­ti­gung. Wie kön­nen es uns hier so gemüt­lich machen, wie es in die­ser Welt (die übri­gens auch ganz vie­le wun­der­vol­le Tei­le hat) eben geht. Und dann hab ich ja auch noch mei­nen News­let­ter.

Ich hab ein Kind zu erzieh’n,
Dir einen Brief zu schrei­ben
Und ein Fuß­ball Team zu sup­port­en.

(Thees Uhl­mann – 17 Wor­te)

PS: Am Meer war es übri­gens wirk­lich wun­der­schön, das kriegt kein Social Media die­ser Welt kaputt!

Gestern am Strand von Scheveningen

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Politik Gesellschaft

Lucky & Fred: Episode 19

No Sozi, No Cry: Deutsch­land hat gewählt und das Ergeb­nis deu­tet auf Jamai­ka hin — sowohl als Regie­rungs­ko­ali­ti­on als auch als loh­nen­des Exil-Ziel ange­sichts von 12,6% für die AfD.

Lucky und Fred drü­cken die Zorn­bank, spre­chen über gute und schlech­te „Spiegel“-Titelgeschichten und lei­der dann doch auch wie­der über die Par­tei von Tour­et­te-Tri­xi und Alex­an­der Irgend­was­mit­GAU.

In der Rubrik „John­ny Cash fragt, Lucky & Fred ant­wor­ten“ dreht sich dies­mal alles ums The­ma Hei­mat, Fred ver­misst die Bon­ner Repu­blik und Lucky ent­deckt sein Herz für Kon­ser­va­ti­ve und spricht über sein neu­es Hob­by Staats­phi­lo­so­phie.

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Politik Film Rundfunk

Abgang nach Maas

Sie haben es ver­mut­lich schon mit­be­kom­men: Ali­ce Wei­del, Spit­zen­kan­di­da­tin einer Par­tei, die sich „Alter­na­ti­ve für Deutsch­land“ nennt, hat ges­tern eine Polit-Talk­show im ZDF ver­las­sen:

Die­ser Abgang ist his­to­risch. Nicht, weil er irgend­ei­nen berech­tig­ten Anlass gehabt hät­te; auch nicht, weil er heu­te wie­der für ganz vie­le Schlag­zei­len und Fra­gen wie „Spie­len wir das Spiel der AfD mit, wenn wir dar­über dis­ku­tie­ren?“ gesorgt hat. Son­dern, weil Wei­dels Empö­rung so unglaub­lich unglaub­wür­dig war.

Sie wirk­te wie eine Ober­stu­fen­schü­le­rin, die kei­nen Bock hat, Teil der Abizei­tungs-AG zu sein, aber aus Grün­den ihrer sozia­len Stel­lung inner­halb der Stu­fe das nicht ein­fach zuge­ben kann, und des­we­gen ver­zwei­felt ver­sucht, irgend­ei­nen Grund zu fin­den, Papie­re in die Luft zu wer­fen und kopf­schüt­telnd den Ober­stu­fen­raum zu ver­las­sen, um dann anschlie­ßend melo­dra­ma­tisch augen­rol­lend in der Rau­cher­ecke an ihrer Ziga­ret­te zu zie­hen.

Kom­men wir des­halb nun zu unse­rer neu­en Rubrik „Men­schen, die bes­se­re Schau­spie­ler sind als Ali­ce Wei­del“. Die Lis­te umfasst rund 7,1 Mil­li­ar­den Men­schen, des­we­gen hier nur die fünf Erst­plat­zier­ten:

5. Til Schwei­ger

4. Donald Trump

3. Pepe

2. Cris­tia­no Ronal­do

1. Ber­ti Vogts

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Politik Gesellschaft

Lucky & Fred: Episode 17

Nie­mand inter­es­siert sich dafür, wenn wir irgend­wel­che TV-Komi­ker beschimp­fen — des­we­gen wol­len wir von den Schlimms­ten ler­nen und schau­en uns die PR-Stra­te­gien aus­ge­wähl­ter Des­po­ten an. Dann schau­en wir auf unse­ren Zivil­dienst, die Land­tags­wahl in NRW und erklä­ren Mar­tin Schulz, wie er doch noch Bun­des­kanz­ler wird. Und um Deutsch­land wirk­lich zu ver­ste­hen, spre­chen wir über die Bun­des­wehr, Fuß­ball­fans und Hele­ne Fischer — ein Fes­ti­val der Lie­be!

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Politik Gesellschaft

Lucky & Fred: Episode 16

Der Ver­eins­vor­sit­zen­de aller Hor­ror­clowns ist zum US-Prä­si­den­ten gewählt wor­den, aber in Deutsch­land gibt es Hoff­nung: Mar­tin Schulz will Bun­des­kanz­le­rin wer­den. Über die­se The­men und über alles ande­re spre­chen Lucky & Fred in der neu­es­ten Aus­ga­be ihres belieb­ten Pod­casts.

Wei­ter­füh­ren­de Links:
4:50: Arte-Doku­men­ta­ti­on über Donald Trump
11:27: Emi­ly Nuss­baum: „How jokes won the elec­tion“
20:00: correctiv.org: Pret­zell und Petry in Erklä­rungs­not
48:14: Con­chi­ta singt „Satel­li­te“

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