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Meeting Ben Folds

Heu­te machen wir’s mal so rich­tig Dog­ma-mäßig: Auf Sie war­tet ein eng­lisch­spra­chi­ges Inter­view, unge­schnit­ten, gedreht in einer nicht wirk­lich ruhi­gen Hotel­lob­by, mit einem Cam­cor­der mit etwas ver­schmutz­ten Bild- und Ton­köp­fen.

War­um Sie sich das antun soll­ten? Nun, es ist ein Inter­view mit Ben Folds.

Teil 1:

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Don’t Let The Sun Go Down On Me

Das Geständ­nis vor­weg: Ich mag Elton John. Es muss am Kla­vier lie­gen, die­sem Instru­ment, das mich sogar kurz­zei­tig glau­ben lässt, Songs von Oran­ge Blue gut zu fin­den. Elton John hat aber auch eini­ge groß­ar­ti­ge Songs geschrie­ben und spä­tes­tens seit „Almost Famous“ (oder aller­spä­tes­tens seit Ben Folds‘ Inter­pre­ta­ti­on) wis­sen wir, dass „Tiny Dancer“ ein ganz, ganz gro­ßer Song ist.

Elton John hat auch eini­ge schlim­me Din­ge getan: Dro­gen genom­men, die erfolg­reichs­te Sin­gle aller Zei­ten ver­öf­fent­licht und Zei­chen­trick-Fil­me besun­gen. Letz­te­res ist aber (s. Phil Coll­ins) ver­zeih­lich, ers­te­res unter Umstän­den auch.

Jetzt hat Elton John dem bri­ti­schen Bou­le­vard­blatt „Sun“ einen klei­nen Gesin­nungs­auf­satz in die letz­te Mitt­wochs­aus­ga­be dik­tiert, in dem er for­dert, das Inter­net zu schlie­ßen.

We’re tal­king about things that are going to chan­ge the world and chan­ge the way peo­p­le lis­ten to music and that’s not going to hap­pen with peo­p­le blog­ging on the inter­net.

Die­ser selt­sam kon­ser­va­ti­ve Satz dürf­te in die­sem Moment wider­legt sein, denn Ihre Art, Elton Johns Musik zu hören, hat sich doch sicher mit der Lek­tü­re sei­nes klei­nen Tex­tes geän­dert, oder etwa nicht?

I do think it would be an incre­di­ble expe­ri­ment to shut down the who­le inter­net for five years and see what sort of art is pro­du­ced over that span.

Ob Mr John weiß, wie vie­le Bands mitt­ler­wei­le ihre Songs und Arran­ge­ments via E‑Mail erar­bei­ten, weil ihre Mit­glie­der bei­spiels­wei­se ein paar Tau­send Kilo­me­ter ent­fernt leben wie bei Mari­ti­me?

Die­ser klei­ne Text ist aber auch geeig­net, eine Fra­ge auf den Tisch zu brin­gen, die ich mir am Sams­tag im Vor­feld des dann geknick­ten Jan-Delay-Auf­tritts gestellt habe: Wel­che Aus­wir­kung hat eigent­lich das, was man als Per­sön­lich­keit eines Musi­kers wahr­nimmt, auf die Rezep­ti­on der Musik?

Nun: Idea­ler­wei­se gar kei­ne. Hip-Hop-Künst­ler wir­ken fast durch die Bank irre, und auch mit Liam Gal­lag­her oder Bil­ly Cor­gan wür­de ich eher ungern zu Abend essen. Trotz­dem gibt es nichts Idio­ti­sche­res, als sei­ne pri­va­te Plat­ten­samm­lung zu dezi­mie­ren, wenn ein Künst­ler mal wie­der irgend­wie nega­tiv auf­ge­fal­len ist. Das Geld ist eh schon futsch, da kann man die Plat­te auch ruhig im Regal las­sen und wie­der rein­hö­ren, wenn man nicht mehr weiß, war­um man den Musi­ker zwi­schen­durch mal so doof fand.

Sie wer­den des­halb auch nie erra­ten, wes­sen Musik ich gera­de lau­sche …

[via Pop­kul­tur­jun­kie]

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Digital Gesellschaft

Nicht immer gut

Wer guckt sich eigent­lich die­se alber­nen Bil­der­ga­le­rien auf den Start­sei­ten diver­ser Web­mail-Diens­te an? Ich, zum Bei­spiel, wenn ich mich gera­de mal wie­der ver­klickt habe.

Und so stieß ich bei gmx.de auf eine Gale­rie, die wie folgt vor­ge­stellt wur­de:

GMX glaubt, dass manche Prominentenoutings der Karriere geschadet haben.
(Screen­shot: gmx.de)

Mal davon ab, dass auch hier mal wie­der mun­ter die Begrif­fe „Outing“ und „Coming-Out“ durch­ein­an­der gewor­fen wer­den, ist die Lis­te der Pro­mi­nen­ten (Hape Ker­ke­ling, Elton John, Pink, Peter Pla­te, Micha­el Sti­pe, Geor­ge Micha­el, Lilo Wan­ders, Tho­mas Her­manns, Klaus Wowe­reit, Melis­sa Ether­idge, Hel­la von Sin­nen, Jür­gen Domi­an, Dirk Bach, Vera Int-Veen und Ellen de Gene­res) unge­fähr so span­nend wie eine Fla­sche Pro­sec­co, die seit dem letzt­jäh­ri­gen Chris­to­pher Street Day offen rum­steht – man fragt sich eigent­lich nur, wer Georg Uecker und Maren Kroy­mann ver­ges­sen hat.

Natür­lich könn­te man sich jetzt fra­gen, bei wel­cher der genann­ten Per­so­nen sich das Coming-Out/Ou­ting denn als „nicht gut“ für die Kar­rie­re erwie­sen habe. „Na, für Ellen de Gene­res zum Bei­spiel“, ruft da gmx.de:

Als sie sich in einer Epi­so­de als lebisch outet, wird der Sen­der von Geld­ge­bern unter Druck gesetzt und setzt die Sen­dung ab.

Nein, ich weiß auch nicht, was „lebisch“ ist und ob sowas die Kar­rie­re zer­stö­ren kann. Aber wenn wir der Wiki­pe­dia trau­en kön­nen, schob man es bei ABC wohl auch eher auf die schwä­cheln­den Quo­ten und den Druck reli­giö­ser Orga­ni­sa­tio­nen nach de Gene­res‘ Coming-Out, als man „Ellen“ 1998 aus­lau­fen ließ.

Apro­pos Wiki­pe­dia: die scheint bei der Recher­che für den Arti­kel die Bild­be­gleit­tex­te eine wich­ti­ge Rol­le gespielt zu haben. So heißt es bei Ernie Rein­hardt (Lilo Wan­ders):

… im Zweifelsfall war’s die Wikipedia
(Screen­shot: gmx.de, Her­vor­her­bung: Cof­fee & TV)

Viel Arbeit war also offen­bar nicht von­nö­ten, um die Lis­te zu erstel­len und ein paar Fak­ten zusam­men­zu­tra­gen. Und trotz­dem kann man auch an so einer Auf­ga­be noch schei­tern:

Die meis­ten Men­schen ver­bin­den Elton John nur mit jener schwer ver­dau­li­chen Bal­la­de „Cand­le in the wind“, die 1997 zu Ehren der ver­stor­be­nen Lady Di in jedem Radio-Sen­der der Welt run­ter­ge­lei­ert wur­de. Trotz des Prä­di­kats „meist­ver­kauf­te Sin­gle aller Zei­ten“ muss sich der mitt­ler­wei­le geadel­te Sir Elton John für die­sen Schmacht­fet­zen auch heu­te noch Kri­tik gefal­len las­sen.

wird dem Leben ’n‘ Werk von Elton John jetzt viel­leicht nicht so ganz gerecht, ist aber harm­los ver­gli­chen mit dem, was bei Hape Ker­ke­ling steht:

Der 1964 gebo­re­ne Come­dy-Star oute­te sich Anfang der 90er-Jah­re als homo­se­xu­ell

Ist das jetzt nur unglück­lich for­mu­liert oder bewuss­tes Ver­schlei­ern der Tat­sa­che, dass Ker­ke­ling (wie auch Alfred Bio­lek) 1991 von Regis­seur Rosa von Praun­heim in der RTL-Sen­dung „Explo­siv – Der hei­ße Stuhl“ geoutet wur­de? Eine Pra­xis, die unter ande­rem der Bund les­bi­scher und schwu­ler Jour­na­lis­tIn­nen ver­ur­teilt.

Aber was soll so ein Para­dies­vo­gel-Sam­mel­al­bum unter dem Titel „Pro­mi­nen­te auf dem CSD? Die­se Stars könn­ten Sie dort tref­fen“ über­haupt? Und wer guckt sich die­se alber­nen Bil­der­ga­le­rien auf den Start­sei­ten diver­ser Web­mail-Diens­te eigent­lich an?

Gerüch­ten zufol­ge „könn­te“ man auf „dem CSD“ (gemeint ist ver­mut­lich der Chris­to­pher Street Day in Ber­lin am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de, Köln kommt aber z.B. auch noch) auch hete­ro­se­xu­el­le Pro­mi­nen­te tref­fen. Und homo- oder bise­xu­el­le Nicht-Pro­mi­nen­te. Und hete­ro­se­xu­el­le Nicht-Pro­mi­nen­te. Und und und …

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Literatur Musik

Hör Bücher!

Heu­te ist der Welt­tag des Buches. Aus die­sem Anlass hier eine Lis­te mit den schöns­ten, wich­tigs­ten, bele­sens­ten Lite­ra­tur-Songs. Wie immer so unvoll­stän­dig wie mein Gedächt­nis:

  • Muff Pot­ter – Bis zum Mond
  • Nir­va­na – Scent­less App­ren­ti­ce (über „Das Par­füm“ von Patrick Süß­kind)
  • Maxï­mo Park – Rus­si­an Lite­ra­tu­re
  • Kash­mir – Small Poem Of Old Fri­end
  • Manic Street Pre­a­chers – The Girl Who Wan­ted To Be God (nach einem Zitat von Syl­via Plath)
  • Ryan Adams – Syl­via Plath
  • Jupi­ter Jones – Reiß die Trau­er aus den Büchern
  • The Beat­les – Paper­back Wri­ter
  • Elton John – Good­bye Yel­low Brick Road (bezieht sich auf „The Wizard Of Oz“)
  • Love – My Litt­le Red Book
  • Simon & Gar­fun­kel – Boo­kends
  • Mode­st Mou­se – Bukow­ski
  • The Wea­k­erthans – Our Reti­red Explo­rer (Dines With Michel Fou­cault In Paris, 1961)
  • The Ata­ris – If You Real­ly Wan­na Hear About It … (ers­te Zei­le aus „The Cat­cher In The Rye“)
  • Pie­bald – Hol­den Caul­field (benannt nach der Haupt­fi­gur eben­da)
  • Babysham­bles – À Rebours (benannt nach einem Roman von Jor­is-Karl Huys­mans)
  • Toco­tro­nic – Gegen den Strich (benannt nach dem deut­schen Titel des Huys­mans-Romans)
  • Black Rebel Motor­cy­cle Club – Howl (benannt nach dem berühm­ten Beat­ge­dicht von Allen Gins­berg)
  • Smas­hing Pump­kins – Soma (benannt nach der Dro­ge in „Bra­ve New World von Aldous Hux­ley)

Und hier der gro­ße Ali­ce-im-Wun­der­land-Zuga­ben­block:

  • The Sis­ters Of Mer­cy – Ali­ce
  • Elton John – Mona Lisa And Mad Hat­ters
  • Aimee Mann – Hump­ty Dump­ty
  • Jef­fer­son Air­plane – White Rab­bit
  • Sym­pho­ny X – Through The Loo­king Glass
  • Tra­vis – The Hump­ty Dump­ty Love Song
  • Bright Eyes – Down In A Rab­bit Hole