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Unterwegs

Oslog (7)

Kom­men wir nun zu einem abschlie­ßen­den Nach­klapp zum by:Larm-Festival und dem damit ver­bun­de­nen Oslo-Trip:

How to look at by:Larm (Montage: Lukas Heinser)

Eigent­lich hät­te ich so durch die Gegend lau­fen müs­sen, denn gro­tes­ke Napo­le­on-Dyna­mi­te-Bril­len und Iro­nie-Schnauz­bär­te schei­nen im Moment der Ren­ner unter den Musik-nahen Skan­di­na­vi­ern zu sein. Ansons­ten mach­ten die­se aber einen ganz nor­ma­len und höf­li­chen Ein­druck.

Am Sams­tag wur­den dann die inter­na­tio­na­len Pres­se­ver­tre­ter, die sich auf Aben­teu­er ein­las­sen woll­ten, mit Bus­sen aus der Stadt gebracht. Unser Bus­fah­rer war offen­bar frü­her ein­mal erfolg­rei­cher Ral­lye-Teil­neh­mer gewe­sen, denn er jag­te das Gefährt trotz anhal­ten­den Schnee­falls, meter­ho­her Schnee­wän­de (oder noch höhe­rer Abgrün­de) am Stra­ßen­rand und Gegen­ver­kehrs mit erstaun­li­chem Ver­ve den Berg hin­auf. Dort erwar­te­te uns der schöns­te Aus­blick über Stadt und Fjord – bezie­hungs­wei­se hät­te er uns erwar­tet, wenn der Schnee­fall nicht die Sicht­wei­te auf ein paar hun­dert Meter redu­ziert hät­te.

Der beste Ausblick über Oslo und den Fjord - normalerweise. (Foto: Lukas Heinser) Holzhaus auf dem Grefsenkollen im Schnee. (Foto: Lukas Heinser) Wald, Schnee. (Foto: Lukas Heinser)

So saßen wir in einem Holz­haus, das in den 1920er Jah­ren als Gast­haus einer gro­ßen Braue­rei erbaut wor­den war (damals war Alko­hol­aus­schank im Stadt­ge­biet am Wochen­en­de ver­bo­ten, aber das Haus stand ganz zufäl­lig kurz hin­ter der Stadt­gren­ze) und jetzt frisch reno­viert wie­der ein belieb­tes Aus­flugs­ziel mit kul­tu­rel­lem Ange­bot wer­den soll.

Kul­tur gab es sofort, denn ein Opern­sän­ger, der nur ein klein wenig an Hape Ker­ke­ling bei sei­nem berüh­ten „Hurz“-Auftritt erin­ner­te, sang uns drei nor­we­gi­sche Volks­lie­der vor. Die Sze­ne, wie ein Mann ein paar Dut­zend über­näch­tig­ten Jour­na­lis­ten bei Kaf­fee und Rosi­nen­bröt­chen etwas vor­singt, hät­te unter Umstän­den sehr gro­tesk bis pein­lich wer­den kön­nen, aber sie war durch­weg wür­de­voll und bewe­gend. Wir frag­ten uns anschlie­ßend, was man in Deutsch­land wohl sei­nen inter­na­tio­na­len Gäs­ten vor­sin­gen wür­de, wenn es um die Ver­mitt­lung jahr­hun­der­te­al­ter Kul­tur gin­ge, ver­tag­ten das The­ma aber auf­grund einer drän­gen­den Schnee­ball­schlacht.

Die internationale Fachpresse bei der Arbeit. (Foto: Lukas Heinser) Die internationale Fachpresse bei der Arbeit. (Foto: Lukas Heinser) Die internationale Fachpresse bei der Arbeit. (Foto: Lukas Heinser)

Eben­falls schwer vor­stell­bar für Deutsch­land ist etwas wie das „Stra­tos“, ein Club in dem ich am Sams­tag­abend kurz war: Er liegt im 12. (die Betrei­ber behaup­ten: 14.) Stock des Gebäu­des der nor­we­gi­schen Arbei­ter­par­tei. Mal davon ab, dass es in Deutsch­land natür­lich kei­ne Arbei­ter­par­tei gibt, wäre auch das Betrei­ben eines Clubs mit Dach­ter­ras­se auf deren Dach undenk­bar. Aber nor­we­gi­sche Sicher­heits­vor­schrif­ten schei­nen gene­rell etwas locke­rer zu sein, wie die diver­sen Dach­la­wi­nen und abstür­zen­den Eis­zap­fen, die einen jeder­zeit töten könn­ten, bewei­sen.

Oslo bei Nacht, vom Stratos aus betrachtet. (Foto: Lukas Heinser) Oslo bei Nacht, vom Stratos aus betrachtet. (Foto: Lukas Heinser) Oslo bei Nacht, vom Stratos aus betrachtet. (Foto: Lukas Heinser)

Am Sonn­tag nach dem Aus­che­cken mach­te unse­re teu­to­ni­sche Rei­se­grup­pe noch eine klei­ne Rund durch die Stadt. Zunächst ging es hin­un­ter zum Hafen, wo uns das fan­tas­ti­sche Opern­haus erwar­te­te, das im ver­gan­ge­nen Jahr eröff­net wor­den war.

Opernhaus Oslo. (Foto: Lukas Heinser) Opernhaus Oslo. (Foto: Lukas Heinser) Opernhaus Oslo. (Foto: Lukas Heinser)
Hafen in Oslo. (Foto: Lukas Heinser) Am Hafen in Oslo. (Foto: Lukas Heinser) Eisschollen im Hafen von Oslo. (Foto: Lukas Heinser)
Am Hafen in Oslo. (Foto: Lukas Heinser) Nobel Peace Center in Oslo. (Foto: Lukas Heinser) Nobel Peace Center in Oslo. (Foto: Lukas Heinser)

Dann ging es am Hafen ent­lang, am Frie­dens­no­bel­zen­trum vor­bei Rich­tung könig­li­ches Schloss, das mit beein­dru­ckend schlich­ten Sicher­heits­vor­keh­run­gen auf­war­te­te. Ent­we­der sind die gan­zen Anti­ter­ror­ein­hei­ten, Scharf­schüt­zen und Selbst­schuss­an­la­gen dort per­fekt getarnt oder ich habe schon öffent­lich-recht­li­che Funk­häu­ser gese­hen, die sich auf­wän­di­ger geschützt hat­ten als das nor­we­gi­sche Königs­haus. Schö­ner (weil von vor­neh­mer Schlicht­heit) ist wohl in jedem Fall das Schloss.

Schloss des norwegischen Königs. (Foto: Lukas Heinser) Schloss des norwegischen Königs. (Foto: Lukas Heinser) Blick vom Schloss in Richtung Osloer Innenstadt. (Foto: Lukas Heinser)

Lei­der nicht mehr geschafft habe ich es in die Natio­nal­ga­le­rie oder ins Munch-Muse­um, wo jeweils eine Aus­ga­be mei­nes Lieb­lings­ge­mäl­des aus­ge­stellt wird. Aber irgend­wie hab ich das dann doch noch gese­hen:

Der Schrei, irgendwie. (Foto: Lukas Heinser)

Was es mit dem Oslo-Trip auf sich hat­te, steht hier.