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Literatur Digital

Restefiktion

Ursprünglich hatte ich geplant, eine Geschichte zu erzählen. Sie hätte von einem Jungjournalisten gehandelt, der einen fiktionalen Text über einen real existierenden CDU-Politiker geschrieben hätte, der sich in eine real existierende Linken-Politikerin verliebt. Es wäre ein okayer Text gewesen, nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Der Jungjournalist hätte explizit darauf hingewiesen, dass es sich um einen fiktionalen Text gehandelt hätte. Trotzdem hätten Rechtsanwälte auf diesen Text reagiert — aber nicht die der real existierenden Linken-Politikerin, die im Laufe der fiktionalen Geschichte immerhin mit einem namenlosen (möglicherweise real existierenden, möglicherweise aber auch fiktionalen) anderen CDU-Politiker im Bett landet, sondern die des real existierenden CDU-Politikers.

Ich habe die Idee, eine solche Geschichte zu erzählen, dann aber doch wieder verworfen.

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Digital

Der Preis des Internets

Sie werden es vermutlich noch nicht mitbekommen haben, aber gestern wurden in Düsseldorf die Nominierungen für den Grimme Online Award 2009 bekannt gegeben.

Unter den 24 Nominierten befindet sich – das wird die Kritiker verwirren – kein einziger Vertreter einer wie auch immer gearteten Berliner Blogger-Szene (allerdings wieder jemand mit Wurzeln in Dinslaken, wie mir meine Mutter sogleich telefonisch berichtete), und ob die vier Nominierungen für öffentlich-rechtliche Projekte wirklich noch jemanden aufregen, wird sich auch zeigen.

Bekanntgabe der Nominierten für den Grimme Online Award 2009

Besonders erfreut bin ich über die Nominierung von freitag.de — an dem neuen Portal der Wochenzeitung “Der Freitag”, das die Grenzen zwischen Journalisten und Bloggern aufheben soll, war ich ja anfangs auch als “Netzwerker” beteiligt. Ich halte die Idee nach wie vor für einzigartig in Deutschland und hoffe, dass die Nominierung (und die anstehenden Wahlen) dem Projekt weiter Auftrieb geben.

Ebenfalls spontan erfreut (ich kannte den Großteil der Nominierten nicht und möchte mich da erst mal einlesen) war ich über die Nominierung des Sportjournalisten Jens Weinreich und des Amateurfußball-Portals Hartplatzhelden. Obwohl beide Angebote sicher schon von ganz alleine die Nominierungen rechtfertigen, kann man ihre Auswahl auch als Signal in Richtung des Deutschen Fußballbunds deuten, mit dessen Vertretern sowohl Weinreich als auch die Hartplatzhelden schon so ihre Probleme hatten bzw. immer noch haben.

Um Machtfragen ging es Uwe Kammann, dem Direktor des Adolf-Grimme-Instituts, dessen kindliche Begeisterung für das Internet mich immer wieder rührt, dann auch in seinem Schlusswort: Das Internet sei ein Medium der Freiheit und der Aufklärung und die alten Machthaber, die meinten, ihre Flaschenhälse weiter bewachen zu können, würden ihre Kontrolle bald abgeben müssen. Übrigens war in diesem Jahr kein Vertreter der Politik zur Bekanntgabe der Nominierten erschienen.

Die Veranstaltung erinnerte wieder ein wenig an die Bilanzpressekonferenz des Sparkassenverbands Westmünsterland, aber der anschließende Versuch des gemütlichen Herumstehens im etwas ungastlichen Flur der Landesanstalt für Medien taugt vermutlich besser als Sinnbild des Internets, als es tausend Szenetreffen könnten: Da standen dann die bloggenden Journalisten, die Vertreter von Seiten wie dbna, einem Magazin für schwule Jugendliche, dem Brettspiele-Report oder dem digitalen Historischen Archiv Köln, aßen Suppe und tauschten sich aus. Sie sie kommen aus völlig unterschiedlichen Bereichen, haben ganz unterschiedliche Motivationen, aber sie eint, dass sie alle etwas im Internet machen. Manchmal hatte man sich auch nichts zu sagen, aber das ist dann eben so — das Internet ist ja nur ein Werkzeug und sagt noch nichts über die sonstige Gesinnung aus.

Uwe Kammann bezeichnete das Web als Erweiterung der Öffentlichkeit, von dem ein große Öffentlichkeit nur noch nichts wisse. Das zu ändern ist eine Aufgabe des Grimme Online Awards, der schon deshalb mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.

Die acht Preise plus Publikumspreis werden am 24. Juni in den Kölner Vulkanhallen verliehen — die Preisträger entnehmen Sie bitte wie immer kurz vorher dem Internet.

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Rundfunk Digital

Nicht zynisch werden

Ich habe heute zwei Texte für mein Blog bei freitag.de geschrieben: Einen gestern begonnenen über die Nichtexistenz des Musikfernsehens in Deutschland und einen aktuellen über die mediale Unsterblichkeit von Mördern.

Bizarrerweise treffen sich beide Inhalte jetzt auf der anderen Seite wieder, denn MTV und Viva haben sich (wie schon am 11. September 2001) entschlossen, ihr Trash-Programm auszusetzen und bis auf weiteres Musikvideos zu senden, die der Stimmung angemessen sind.

Es fällt schwer, da nicht zynisch zu werden.

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Gesellschaft Leben

Die Ursachenvermutung von Köln

Gestern hat ein Haus in Köln das getan, was Häuser nicht tun sollten, wozu sie aber doch immer mal wieder neigen: Es ist eingestürzt. Über den Versuch, das Ganze medial zu featuren, habe ich mich bereits in meinem Blog auf freitag.de ausgelassen.

Statistisch gesehen ist die zweithäufigste Beschäftigung von Häusern nach “Rumstehen” wohl “Einstürzen”. Die Geschichte, ja sogar die Literaturgeschichte ist voll von Mauern, Türmen und Häusern, die eingestürzt sind. Meistens fand sich irgendein Grund, der nicht selten recht banal war.

Gestern hatte sich der Staub noch nicht gelegt, da mutmaßten die ersten Menschen schon, es könne ja eigentlich nur am Bau der neuen Kölner U-Bahn-Linie liegen. Es war von Tagesbrüchen die Rede (die sich bisher nicht bestätigt zu haben scheinen) und von schiefen Kirchtürmen.

Nun ist die Geschichte der Kölner Nord-Süd-Bahn tatsächlich eine Geschichte vieler, vieler Zwischenfälle, die die Frage aufkommen lassen, ob da eigentlich vorher mal jemand nachgeguckt hat, durch was für ein Erdreich man die Tunnel zu schlagen gedenkt und ob das möglicherweise Folgen haben könnte (Grundwasser, Verdrängung, man kennt das ja).

Trotzdem habe ich mit der sofortigen Schuldzuweisung so meine Probleme, was daran liegen könnte, dass ich einer Familie entstamme, die seit Generationen Landschaften unterhöhlt und Häuser baut. Millimeterbreite Risse in den Wänden können die Vorboten einer nahenden Katastrophe sein — oder millimeterbreite Risse, die sich bis zur Wiederkehr Christi kaum verändern. Hinterher weiß man es immer genau.

Es verwundert, dass niemand (nicht einmal der aufgekratzte Moderator bei n-tv) die Frage stellte, ob ein Terroranschlag auszuschließen sei. Immerhin gäbe es doch gute Gründe, 2000 Jahre Stadtgeschichte einer erzkatholischen Stadt, in der im letzten Jahr ein Anti-Islam-Kongress stattfinden sollte, einfach mal so eben wegzupusten. Aber Terrorismus, das war die Welt A.O. (Ante Obama), heutzutage hat die Bundesregierung ja ein viel wirkungsvolleres Schreckgespenst gefunden, um Grundrechte einzuschränken: Kinderpornographie. Die hat auch den Vorteil, dass man da nicht mehr mit “Kulturen” und “Unterdrückung” argumentieren muss und es selbst in linken Kreisen unüblich ist, damit auch nur heimlich zu sympathisieren. Jeder, der die Verbreitungswege von Kinderpornographie nicht brutalstmöglich einschränken will, ist selbst ein halber Kinderschänder — sagt zumindest Ilse Falk, die einzige Politikerin der Welt, die sich auch heute noch traut, George W. Bush zu zitieren.

Doch zurück zum Terrorismus, zurück zum U-Bahn-Bau: Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sei aus einem Volk von 80 Millionen potentiellen Fußballbundestrainern eines von 80 Millionen Islam- und Terrorismusexperten geworden, hat der Kabarettist Volker Pispers mal gesagt. Heute sind es vermutlich 80 Millionen Tunnelbau-Ingenieure, die alle ganz genau wissen, warum das schief gehen musste.

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Print Digital

Der “Spiegel” muss in Zweifelhaft

Natürlich sieht das immer ein bisschen komisch aus, wenn man den eigenen Arbeitgeber lobt, aber dieses Titelbild hätte ich auch dann gut gefunden, wenn ich nicht studentische Hilfskraft beim “Freitag” wäre:

Merkels neues Gesicht

Früher hätte man solche Titelgrafiken auf dem “Spiegel” gefunden — und da wäre die Umsetzung zugegebenermaßen auch noch ein bisschen besser gewesen.

Aber der “Spiegel” ist schon lange das, was offenbar jede Medienlegende hierzulande (“Tagesschau”, das “Mittagsmagazin” auf WDR 2, Thomas Gottschalk, Harald Schmidt) werden muss: ein Schatten seiner selbst. Und deshalb sieht sein Cover heute so aus:

Fremde Freunde - Vom zweifelhaften Wert digitaler Beziehungen

Ob und inwiefern social networks unser Leben und unseren Umgang miteinander beeinflussen, ist ja ein Thema, an dem ich mich das ein oder andere Mal abzuarbeiten versucht habe.

Mein grundsätzliches Interesse war aber bei der Überschrift (ein Wunder, dass sie nicht “Falsche Freunde” lautete) recht schnell verraucht. Ich musste den Artikel aber gar nicht erst lesen und mich darüber aufregen, denn beides hat Thomas Knüwer dankenswerterweise schon übernommen.

PS: Markus Beckedahl von netzpolitik.org hatte schon gestern auf den Artikel verwiesen und ihn für nicht ganz so scheiße befunden. Er verweist zusätzlich auf ein Interview mit dem Leiter des “Spiegel”-Hauptstadtbüros, in dem dieser sich mit der Aussage zitieren lässt, er sei “so gut wie gar nicht im Netz unterwegs” und könne deshalb keine gute Website empfehlen.

PPS: Ich habe gestern mit einer Über-Siebzigjährigen Verwandten telefoniert, die meines Wissens noch nie vor einem Computer gesessen hat, und die trotzdem eine sehr viel differenziertere und positivere Meinung zu Blogs (sie benutzte wirklich das Wort “Blog”) und Internet hatte, als ich sie beim “Spiegel” je erlebt habe.

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Print Digital

Eine Woche voller Freitage

Wenn Sie sich rudimentär für Medien interessieren, werden Sie es möglicherweise schon mitbekommen haben: Die Wochenzeitung “Freitag” hat sich einen Artikel (die Wortart, nicht die Textsorte), ein neues Layout und einen neuen Internetauftritt gegönnt.

Bei freitag.de sollen die Leser alles kommentieren, aber auch selber bloggen können. Besonders bemerkenswerte Leserbeiträge landen dann auch in der gedruckten Zeitung und werden entsprechend entlohnt.

Ich bin beim neuen freitag.de als “Netzwerker” dabei, was bedeutet, dass ich mich mit einigen anderen um eine Verzahnung der Seite mit der Blogosphäre kümmere, ein bisschen auf die Community schaue und dort ein eigenes Blog zum Thema Medien führe.

Ich finde das Konzept sehr gut (sonst würde ich dort nicht mitmachen) und würde mich freuen, wenn Sie in Zukunft auch regelmäßig beim “Freitag” vorbeischauen würden.

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Print Gesellschaft

Was unternehmen für Unternehmen

Anschreiben der Jungen Presse NRW und Broschüre zum Wettbewerb "Enterprize"

Die “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” (INSM) ist eine Lobbyorganisation, die vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall betrieben wird. Ihr Name ist ziemlich irreführend, denn ihre Positionen lassen sich gut unter dem Rubrum “Wirtschaftsliberalismus” zusammenfassen: So tritt sie für eine Reduzierung des Sozialstaats ein, fordert “flexiblere” Löhne, “mehr Effizienz und mehr Tempo” in der Bildungspolitik und Steuersenkungen.

Bis hierhin könnte man noch von einem ganz normalen Interessenverband sprechen, der die Interessen seiner Mitglieder (eben der Arbeitgeber) vertritt. Aber auch viele Politiker gehören zum “Beraterkreis” oder zum Förderverein der INSM, der von der INSM entworfene Slogan “Sozial ist, was Arbeit schafft” war auch schon Wahlkampfmotto von CDU/CSU und FDP. Es kann durchaus schon mal vorkommen, dass in einer Fernsehtalkshow die Hälfte der Gäste diesem Verein nahestehen und seine Positionen vertreten. Der Zuschauer erfährt von alledem nichts.

Das Problem sind ja nicht primär Organisationen, die bestimmte Positionen vertreten und PR-Fachleute zur Verbreitung einsetzen — das Problem sind die Medien, die diese Positionen nicht kritisch hinterfragen, ihre Leser und Zuschauer nicht über die Hintergründe aufklären oder gleich gemeinsame Sache mit solchen Organisationen machen. Und das gelingt der INSM meisterhaft: laut Wikipedia gab es bisher “Medienpartnerschaften” mit der “Financial Times Deutschland”, “Wirtschaftswoche”, der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”, “Focus”, “Handelsblatt” und der “Fuldaer Zeitung”. Mit der “FAS” zeichnet die INSM einmal im Jahr den “Reformer des Jahres” aus, im Jahr 2003 gab es sogar den “Blockierer des Jahres” — zufälligerweise den Chef der IG Metall, Jürgen Peters. (Noch mal zum Mitschreiben: der Arbeitgeberverband Gesamtmetall verleiht über Bande einen Schmähpreis an den Arbeitnehmerführer der Metallindustrie und die Presse schreibt das völlig kritiklos auf.)

Vor mehr als drei Jahren berichtete der “Freitag” (für dessen neuen Internetauftritt ich arbeite) in einem mittlerweile zum Klassiker avancierten Artikel, wie die INSM kritische Journalisten in Misskredit zu bringen versucht, und auch dieser etwa gleich alte Beitrag von “Zapp” (Transkript hier) liefert einen ganz guten Überblick über die Arbeit der “Initiative”. Es gibt also genügend Gründe, diesem Verein kritisch gegenüber zu stehen.

Entsprechend … äh: “überrascht” war ich, als ich von der Jungen Presse NRW, bei der ich seit knapp fünf Jahren Mitglied bin, Unterlagen zu einem “Wettbewerb für junge Redakteure” geschickt bekam, der von der INSM und dem Jugendmedienzentrum Deutschland veranstaltet wird.

In der Broschüre wird der Wettbewerb “Enterprize” wie folgt beschrieben:

Hast Du schon mal in Deinen Schulbüchern das Kapitel über Unternehmertum gefunden? Wir auch nicht! In den meisten deutschen Schulbüchern kommen Unternehmen praktisch nicht vor. Dabei spielen sie in unserem Alltag eine wichtige Rolle: Vor allem den kleinen und mittelständischen Unternehmen ist es zu verdanken, dass die Arbeitslosigkeit zuletzt so stark gesunken ist. Daher ist es wichtig, sich näher mit der Bedeutung von Unternehmen und deren Arbeit zu beschäftigen.

Hier setzt der Wettbewerb des Jugendmedienzentrums Deutschland e.V. und der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) an. Ziel ist es, Dich als jungen Redakteur für die Arbeit von Unternehmen zu interessieren. Tag für Tag entwickeln sie neue Produkte, bieten innovative Dienstleistungen an und schaffen dabei vielleicht auch Deinen zukünftigen Arbeitsplatz. Was genau sie tun, sollst Du herausfinden! Was treibt die Unternehmer an? Was ärgert sie, was freut sie?

Ja, was ärgert diese innovativen Unternehmer, die die Arbeitslosigkeit so toll gesenkt haben?

Mögliche Antworten bekommt man vielleicht, wenn man die “möglichen Leitfragen” aus der Broschüre stellt:

  • Beschreibe das Unternehmen (Größe, Branche, Produkt etc.).
  • Schildere die Existenzgründung (Motivation des Unternehmers, Idee, Verlauf der Gründung, Förderung etc.).
  • Stelle dar, wie das Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit in der Zukunft sichern möchte (Aus-/Fortbildung, Konzentration auf Marktnischen etc.).
  • Erkläre, was dem Unternehmer an seiner Selbstständigkeit gefällt und was nicht.
  • Frage, welche wirtschaftspolitische Veränderung dem Unternehmen am meisten helfen würde.

Für alle, die nicht nachfragen wollen, um welche “wirtschaftspolitischen Veränderungen” es sich handeln könnte: Ich hätte da so eine Idee

Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass die Broschüre der Zielgruppe (“bundesweit für Schülerzeitungsredakteure ausgeschrieben”) keineswegs verschweigt, wer diesen Wettbewerb ausrichtet. Ob die Informationen allerdings wirklich hilfreich sind, steht auf einem anderen Blatt (das dem Infomaterial nicht beiliegt):

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist eine überparteiliche Bewegung von Bürgern, Unternehmen und Verbänden für marktwirtschaftliche Reformen. Getragen wird sie von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie.

Nun weiß ich nicht, ob ich da vielleicht etwas überempfindlich bin, aber ich halte es für grenzwertig, wenn ein Journalistenverband gemeinsam mit einer Lobby-Gruppe einen Schreibwettbewerb veranstaltet — erst recht, wenn sich daran junge Schreiber beteiligen sollen. Viele von ihnen werden sich gar nicht groß mit dem Co-Ausrichter befassen (was man ihnen – anders als ihren großen Kollegen – auch nicht wirklich vorwerfen kann), den Namen INSM aber als etwas diffus Positives in ihrem Unterbewusstsein abspeichern. Und das ist ja Sinn und Zweck der Aktion.

Ich habe bei der Jungen Presse und beim Jugendmedienzentrum (die übrigens beide unter der selben Essener Adresse zu erreichen sind) nachgefragt, ob man dort meine Bauchschmerzen teilt.

Felix Winnands, Vorsitzender der Jungen Presse NRW, schrieb mir, man sei dort “auf die Zusammenarbeit mit Partnern angewiesen”, um die Leistungen und Veranstaltungen finanzieren zu können.

Zum konkreten Fall schrieb er:

Sicher ist die INSM nicht unumstritten, dies trifft jedoch auch auf andere Partner der Junge Presse zu. Aus diesem Grund regen wir zu unabhängiger Berichterstattung an und lassen natürlich auch kritische Beiträge zu unseren Partnern zu (beim VISA Nachwuchsjournalistenpreis “Eine bargeldlose Welt” haben in der Auswahl der unabhängigen Jury auch kritische Beiträge gewonnen und darauf legen wir erhöhten Wert).

Zu diesen “nicht unumstrittenen” Partnern gehört auch die GEMA, die letztes Jahr beim von der Jungen Presse veranstalteten Jugendmedienevent einige “GEMA-Scouts” unter die Teilnehmer gemischt hatte. Till Achinger, der wie ich Referent beim Jugendmedienevent war, hatte damals recht ausführlich darüber gebloggt.

Das Jugendmedienzentrum, das den Wettbewerb gemeinsam mit der INSM ausrichtet und dem ich ebenfalls die Möglichkeit einer Stellungnahme geben wollte, hat auch nach mehr als einer Woche nicht auf meine E-Mail reagiert. Genauso wenig wie das Jury-Mitglied Ralf-Dieter Brunowsky, Vorsitzender der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft.