Kategorien
Rundfunk

Redaktionsräume gesucht

Ruhr-Uni Bochum

An der Ruhr-Uni Bochum wird so lang­sam aber sicher die drin­gend not­wen­di­ge Sanie­rung in Angriff genom­men. Das ist gut, hat aber einen klei­nen bis mit­tel­gro­ßen Nach­teil: Mein frü­he­rer Hei­mat­sen­der CT das radio wird dadurch … äh: obdach­los.

Jetzt ist die der­zei­ti­ge Mann­schaft des Cam­pus­ra­di­os auf der Suche nach einer neu­en Blei­be, die – so neh­me ich an – in Uni­nä­he lie­gen und wenig bis nichts kos­ten soll­te. Und da dach­te ich, viel­leicht haben Sie ja eine Idee.

Das ambi­tio­nier­te Immo­bi­li­en­groß­pro­jekt in Innen­stadt­nä­he ist ja noch lan­ge nicht fer­tig.

Für Vor­schlä­ge sind die Kol­le­gen dank­bar und es gibt sogar etwas zu gewin­nen.

Kategorien
Politik Gesellschaft

Mein Protest-Problem

Um das Ver­hält­nis der Ruhr-Uni Bochum zu Stu­den­ten­pro­tes­ten zu ver­ste­hen, muss man wis­sen, dass es in Bochum eher die Aus­nah­me ist, wenn gera­de mal nicht irgend­wo wofür oder woge­gen demons­triert wird. Als vor drei Jah­ren das damals leer­ste­hen­de Quer­fo­rum West (erst Über­gangs­men­sa für die Zeit des Mens­aum­baus, heu­te Tuto­ri­en­zen­trum und für die­se Funk­ti­on denk­bar unge­eig­net) besetzt wur­de, belau­er­ten sich Uni-Ver­wal­tung und Beset­zer etwa acht Mona­te lang, bis das Gebäu­de dann doch von der Poli­zei geräumt wur­de.

Stu­den­ten­ver­tre­tung und Pro­test­ko­mi­tee – ein Wort, bei dem ich im Geis­te immer „Köl­ner Kar­ne­val“ ergän­zen will – schaf­fen es grund­sätz­lich nicht, der rie­si­gen Mehr­heit der Stu­den­ten­schaft ihre Anlie­gen zu erklä­ren. Auf den spär­lich besuch­ten Voll­ver­samm­lun­gen sprin­gen die Red­ner oft bin­nen weni­ger Sät­ze von der Kri­tik am Bil­dungs­sys­tem zur Abschaf­fung des Kapi­ta­lis­mus und dem Krieg in Afgha­ni­stan. Wäh­rend an ande­ren Unis die Pro­fes­so­ren und Dozen­ten ihre Stu­den­ten zur Teil­nah­me am Bil­dungs­streik ermu­ti­gen, haben in Bochum selbst die enga­gier­tes­ten Pro­fes­so­ren kei­ne Lust mehr, sich mit Pro­tes­ten aus­ein­an­der­zu­set­zen, und fra­gen, ob es nicht geeig­ne­te­re Metho­den gäbe, die durch­aus berech­tig­te Kri­tik an der desas­trö­sen Bil­dungs­po­li­tik der schwarz-gel­ben Lan­des­re­gie­rung zu arti­ku­lie­ren.

Heu­te Mor­gen dann wur­de die Uni-Brü­cke bela­gert. Die Pro­test­ler fleh­ten die her­an­strö­men­den Stu­den­ten fast schon an, sich doch ihre Argu­men­te und Zie­le anzu­hö­ren. Aber irgend­wie war die Idee, die Leu­te über und unter Absper­run­gen klet­tern zu las­sen, nicht geeig­net, die gewünscht Bot­schaft zu ver­mit­teln. Die Stu­den­ten waren genervt und mach­ten Wit­ze. Vor dem Zelt des Pro­tes­ko­mi­tees saßen Men­schen, für deren Beset­zung als Stu­den­ten­ver­tre­ter in einem Fern­seh­film man den zustän­di­gen Cas­ting­di­rek­tor wegen Kli­scheelas­tig­keit ent­las­sen hät­te. Und als schließ­lich etwa acht­zig Pro­test­ler die Hör­sä­le stürm­ten und „Soli­da­ri­sie­ren, Mit­mar­schie­ren!“ skan­dier­ten, wuss­te ich plötz­lich wie­der ganz genau, war­um mir das alles nicht gefällt: Ich mag ein­fach kein Gebrüll und kein Mar­schie­ren.

Vor drei Jah­ren war ich für CT das radio bei einer Demons­tra­ti­on gegen Stu­di­en­ge­büh­ren in Düs­sel­dorf und die­ser Tag hat mein Ver­hält­nis zu Pro­test­ak­tio­nen nach­hal­tig gestört: Wäh­rend am Stra­ßen­rand Pas­san­ten stan­den und sich ange­sichts der doch recht all­ge­mein gehal­te­nen Trans­pa­ren­te und Sprech­chö­re frag­ten, wor­um es eigent­lich gin­ge, kam ein Teil der Men­ge auf die Idee, zur Melo­die von „Einer geht noch, einer geht noch rein“ immer wie­der „Ohne Bil­dung wer’n wir Poli­zist“ zu grö­len, was ich auch rück­bli­ckend noch als empö­rens­wer­ten Aus­bruch von Arro­ganz und Men­schen­ver­ach­tung emp­fin­de.

Kaum waren die Absper­run­gen ent­lang der Bann­mei­le um den Land­tag erreicht, hielt es ein Teil der Demons­tran­ten offen­bar für gebo­ten, die­se als ers­tes zu Über­sprin­gen, was die Poli­zei zum Her­an­stür­men ver­an­lass­te. Ich floh der­weil mit einem Redak­ti­ons­nach­weis in der einen und mei­nem Jugend­pres­se­aus­weis in der ande­ren Hand hin­ter die Poli­zei­li­ni­en und tele­fo­nier­te auf­ge­regt in die Live­sen­dung, wäh­rend ein paar Meter wei­ter Chi­na­böl­ler in Rich­tung von Kin­dern und alten Frau­en flo­gen, die sich bizar­rer­wei­se im Park um den Land­tag auf­hiel­ten.

Demons­tran­ten schrien ande­re Demons­tran­ten an, sie soll­ten doch mit dem Scheiß auf­hö­ren. Poli­zis­ten bell­ten in ihre Funk­ge­rä­te, was für Idio­ten denn wohl ver­an­lasst hät­ten, die Men­ge auch noch mit Video­ka­me­ras zu fil­men – auf sol­che Pro­vo­ka­tio­nen kön­ne man ja wohl ver­zich­ten. Eine ande­re Hun­dert­schaft mach­te gera­de Mit­tags­pau­se in der Son­ne. Ich dach­te – und den­ke es gera­de ange­sichts der Mel­dun­gen aus Tehe­ran wie­der -, dass es viel­leicht im Gro­ßen und Gan­zen doch nicht so übel ist, in Deutsch­land zu leben.

Wenn heu­ti­ge Stu­den­ten jetzt von ’68 träu­men, legen sie damit immer­hin die für erfolg­rei­che Revo­lu­tio­nen benö­tig­te Welt­frem­de an den Tag. Zwar neigt Geschich­te dazu, in Abstän­den von etwa vier­zig Jah­ren ver­gleich­ba­re gesell­schaft­li­che Span­nun­gen zu durch­lau­fen, aber die Welt ist 2009 doch in fast jeder Hin­sicht eine ande­re als 1968. Oder: Zumin­dest Deutsch­land ist ein ande­res.

Auch wenn ich per­sön­lich mit mei­nem Stu­di­um ziem­lich zufrie­den bin, weiß ich von genug Leu­ten, bei denen die Bache­lor/­Mas­ter-Stu­di­en­gän­ge zu Desas­tern geführt haben. Ich glau­be in der Tat, dass bil­dungs­po­li­tisch eini­ges, wenn nicht alles, im Argen liegt. Aber mich über­zeu­gen die­se For­men des Pro­tests (zumin­dest die, dich ich bis­her mit­be­kom­men habe) nicht – ich hal­te sie viel eher für kon­tra­pro­duk­tiv. Dass Demons­tra­ti­ons­zü­ge ohne den nöti­gen Rück­halt in der Bevöl­ke­rung allen­falls Mit­leid erzeu­gen, kann man jeden Mon­tag­abend in der Bochu­mer Innen­stadt besich­ti­gen.

Fra­gen Sie mich nicht, wie ich das machen wür­de. Ich leis­te mir nach wie vor die Nai­vi­tät, an die Macht des Dia­logs zu glau­ben und an den Sieg der Ver­nunft. Auch hun­der­te Lan­des- und Bun­des­re­gie­run­gen wer­den mich nicht davon abbrin­gen kön­nen – und mit die­ser Welt­frem­de bin ich doch irgend­wie wie­der ganz bei den Pro­test­lern.

Musik!

Kategorien
Gesellschaft

Von den Autoren von „Koreanische Gebrauchsanleitungen“

Studiengebühren sin sozial GERECHT & NICHT Steine können fliegen

Ich fra­ge das wirk­lich ungern, aber: Wie vie­le Semes­ter Ger­ma­nis­tik müss­te ich wohl noch stu­die­ren, um die­ses Trans­pa­rent an der Bochu­mer Uni-Biblio­thek sinn­ent­neh­mend lesen zu kön­nen?

Kategorien
Uncategorized

Ja, Ihr könnt mich mal (26 & 27)

Die Wahl zum neu­en Bochu­mer Stu­die­ren­den­par­la­ment setzt unge­ahn­te Ener­gien frei und lässt einen bereits mit Sor­ge auf den Bun­des­tags­wahl­kampf im Herbst bli­cken.

Letz­te Woche hat­ten wir den RCDS, die­se Woche das hier:

Der schwarze Ritter ist unbesiegbar. Der erste Schwarze im AStA. Yes, we can

(Wobei die Lis­te „Der schwar­ze Rit­ter ist unbe­sieg­bar“ sowie­so gewis­se Pro­ble­me hat, ernst genom­men zu wer­den. Aber das ist wohl gewünscht.)

Ges­tern fand ich dann in mei­nem Brief­kas­ten eine Post­kar­te, die mir ein anony­mer Leser freund­li­cher­wei­se wei­ter­ge­lei­tet hat­te:

Yes ... we can! Ja, das schaffen wir. Obama hat es vorgemacht und sein Ziel konsequent verfolgt! Geradlinig, klug und ausdauernd. Sie können das auch! PaX eröffnet Ihnen Zugang zu umsatzstarken Kundensegmenten. Mit einem überzeugenden Kraft-Paket, das Ihnen Impulse bietet, die Krise besser zu meistern. PaX macht stark. Umdenken - handeln - gewinnen.

Der Preis in der Kate­go­rie „Abwe­gigs­ter Oba­ma-Ver­weis unter Ein­be­zie­hung von sowohl Uncle Sam als auch der Welt­wirt­schafts­kri­se“ geht damit an PaX, eine Fir­ma, die – obwohl man bei dem Wer­be­text ande­res ver­mu­ten könn­te – Fens­ter und Türen her­stellt.

Ande­rer­seits: Der wah­re Erfin­der des Slo­gans „Yes we can!“ stammt ja bekannt­lich auch aus dem Bau­ge­wer­be

Kategorien
Politik

Schlechter Wechselkurs

Zuge­ge­ben: Ich hät­te den RCDS bei den anste­hen­den Wah­len zum Bochu­mer Stu­die­ren­den­par­la­ment eh nicht gewählt.

Change. Wechsel wollen. RCDS wählen.

Aber nach die­ser Pla­kat­kam­pa­gne wäre ich über­rascht, wenn der Ring Christ­lich-Demo­kra­ti­scher Stu­den­ten auch nur eine Stim­me mehr bekä­me als er Mit­glie­der hat.

Kategorien
Rundfunk Leben

Die geheimnisvollen Listen des WDR

Dem The­ma Rund­funk­ge­büh­ren kann man sich kaum nähern, ohne dass nicht inner­halb von zwei Minu­ten min­des­tens einem Gesprächs­part­ner die Hals­schlag­ader platzt und Wor­te wie „Plan­wirt­schaft“ und „Musi­kan­ten­stadl“ fal­len. Des­we­gen hät­te ich schon vor­ab die Bit­te, dass wir in den Kom­men­ta­ren die grund­sätz­li­che Debat­te über den Sinn und Unsinn von öffent­lich-recht­li­chem Rund­funk und der GEZ aus­klam­mern.

Am Frei­tag stand ein Gebüh­ren­be­auf­trag­ter des WDR (Name und Dienst­num­mer lie­gen mir vor) vor unse­rer WG-Tür im Stu­den­ten­wohn­heim. Er sag­te, der WDR arbei­te schon seit lan­gem mit dem Aka­de­mi­schen För­de­rungs­werks (Aka­fö) zusam­men, um zu kon­trol­lie­ren, ob da auch alles rich­tig lau­fe („Sie könn­te ja auch ver­se­hent­lich etwas ange­mel­det haben, was Sie gar nicht anmel­den müs­sen!“) und um Stress zu ver­mei­den. Des­we­gen habe er auch vom Aka­fö eine Lis­te mit allen Bewoh­nern der Wohn­hei­me erhal­ten und klap­pe­re die seit eini­gen Jah­ren („mein Sohn hat ja auch hier stu­diert und im Wohn­heim gewohnt“) ab.

Da stand natür­lich plötz­li­che eine sehr unschö­ne Fra­ge unüber­seh­bar im Raum: Das Stu­den­ten­werk gibt Daten sei­ner Bewoh­ner wei­ter? ((Zunächst ein­mal erschließt sich mir nicht ganz, war­um man in Stu­den­ten­wohn­hei­men Lis­ten benö­tigt, um Stu­den­ten aus­fin­dig zu machen. Als Gebüh­ren­be­auf­trag­ter angelt man da ja qua­si im Fass.))

Fakt ist: Der Mann hat­te eine Lis­te, auf der – soweit ich das erken­nen konn­te – die Namen aller Heim­be­woh­ner nach WGs sor­tiert waren. Und zwar in mei­nem Fall bei­de Vor­na­men. ((War­um das Aka­fö Brie­fe an mich seit 2005 mit bei­den Vor­na­men adres­siert, obwohl ich mich 2004 nur mit Lukas ange­mel­det habe, ist eine ande­re Fra­ge, die sich mir gera­de bei der Durch­sicht mei­ner Unter­la­gen stell­te. Ver­mut­lich haben sie den zwei­ten Vor­na­men ein­fach von mei­ner Stu­di­en­be­schei­ni­gung über­nom­men, weil sie dach­ten, ich lege Wert dar­auf.)) Das Ein­woh­ner­mel­de­amt schei­det als Quel­le eigent­lich aus, weil ver­mut­lich längst nicht alle Bewoh­ner auch in Bochum gemel­det sind, und man dort auch nicht wüss­te, wer in wel­cher Woh­nung wohnt.

In der Pres­se­stel­le des Aka­fö sag­te man mir, dass man aus Daten­schutz­grün­den kei­ne Daten wei­ter­ge­ben dür­fe – ent­spre­chend tue man das natür­lich auch nicht. Das Aka­fö habe aber, nach­dem es frü­her vie­le „Rei­be­rei­en“ gege­ben habe, vor eini­gen Jah­ren eine Über­ein­kunft mit dem WDR getrof­fen, nach der die­ser etwa ein­mal im Jahr Gebüh­ren­be­auf­trag­te in die Wohn­hei­me schi­cke. Die­se Besu­che wür­den aber in der Regeln vor­her ange­kün­digt und mit den Heim­rä­ten bespro­chen. Wenn der WDR das mit irgend­wem beim Aka­fö bespre­che, krie­ge die Pres­se­stel­le den Auf­trag, Flug­blät­ter zu dru­cken. Da man aber in die­sem Jahr noch kei­ne gedruckt hät­te, die auf einen der­ar­ti­gen Besuch hin­wie­sen, sei der Pres­se­stel­le nichts der­ar­ti­ges bekannt.

In der Pres­se­stel­le des WDR war man zunächst sehr hilfs­be­reit und ver­sprach, der Geschich­te nach­zu­ge­hen. Das war aller­dings am Mon­tag und seit­dem war­ten mei­ne Fra­gen auf Ant­wor­ten:

- Woher stam­men die (offen­bar nach Woh­nungs­num­mer sor­tier­ten) Lis­ten mit den Namen der Heim­be­woh­ner, wenn sie nicht vom Aka­fö stam­men?
– War­um wur­den die Besu­che nicht (wie sonst üblich) mit dem Aka­fö abge­spro­chen?
– Han­delt es sich bei den Gebüh­ren­be­auf­trag­ten des WDR um ande­re Per­so­nen als die Rund­funk­ge­büh­ren­be­auf­trag­te der LfM? Falls ja: Wor­in bestehen die Unter­schie­de?

Um ehr­lich zu sein: Ich weiß nicht, ob es sich dabei um einen „Daten­schutz­skan­dal“ han­delt oder um einen der unzäh­li­gen Grenz­fäl­le aus jener Grau­zo­ne, die die GEZ ((Mit der übri­gens auch Jour­na­lis­ten nicht tele­fo­nisch kom­mu­ni­zie­ren kön­nen.)) umgibt. Aber die Fra­ge, wer was mit mei­nen Daten macht, ((Und bevor Sie fra­gen: Nein, die stam­men ganz sicher weder aus dem Impres­sum die­ses Blogs, noch aus irgend­ei­nem Social Net­work – und auch nicht von mei­ner Bank, dem Deut­schen Jugend­her­bergs­werk, dem Miles-and-More-Pro­gramm der Luft­han­sa und der Jun­gen Pres­se NRW.)) die hät­te ich doch ganz ger­ne noch mal beant­wor­tet.

Kategorien
Uncategorized

Meine Ruhr-Uni (Teil 3)

Die letz­ten zehn Tage habe ich mit Fil­men, Schnei­den, Freun­de tref­fen und Fami­lie besu­chen zuge­bracht (und in all der Zeit die neue Tom­te-Plat­te bis­her genau ein­mal hören kön­nen). Wäh­rend­des­sen hat mich die Welt­ge­schich­te rechts über­holt und vor­wurfs­voll eine Welt­wirt­schafts­kri­se, ein Fern­seh­preis-Skan­däl­chen, ein Fuß­ball-Skan­däl­chen und einen toten öster­rei­chi­schen Poli­ti­ker (also einen wei­te­ren) auf mei­nem Schreib­tisch abge­la­den. Ich aber sage: „Ach, ver­zieh Dich, Welt­ge­schich­te, über Dich wer­den noch genug ande­re schrei­ben!“

Statt­des­sen wid­me ich mich noch ein­mal mei­ner Ruhr-Uni, genau­er: dem drit­ten Teil der Serie „Mei­ne Ruhr-Uni“ (s.a. Teil 1 und Teil 2). Heu­te geht’s da hin, wo ich ohne Quatsch am Abend nur ungern unter­wegs wäre – und in die Uni-Biblio­thek, die immer so schön nach Kind­heit riecht.

Das alles in den letz­ten vier­ein­halb Minu­ten von „Mei­ne Ruhr-Uni“:

[Direkt­link]

Natür­lich wie­der mit Dank an Kame­ra­kind Fabi­an!

Kategorien
Uncategorized

Meine Ruhr-Uni (Teil 2)

Kom­men wir nun zum zwei­ten Teil unse­rer klei­nen Serie über die schöns­te Uni­ver­si­tät, an der ich je als Stu­dent ein­ge­schrie­ben war.

Heu­te gehen wir in der Men­sa essen und sehen uns mein Insti­tuts­ge­bäu­de genau­er an:

[Direkt­link, vor­her Teil 1 anse­hen]

Wie­der mal mit vie­len Dank an Kame­ra­kind Fabi­an!

Kategorien
Uncategorized

Meine Ruhr-Uni (Teil 1)

Schau­en Sie mal in Ihren Kalen­der. Was sehen Sie da (von dem roten Krin­gel mal ab)?

Rich­tig: Heu­te vor fünf Jah­ren begann mein Stu­di­um an der Ruhr-Uni Bochum mit einer Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung der Ger­ma­nis­ten für Erst­se­mes­ter bei Dr. Ralph Köh­nen und Dr. Bene­dikt Jeß­ing.

Inzwi­schen habe ich längst mei­nen Bache­lor-Abschluss, aber die Ruhr-Uni ist natür­lich immer noch etwas beson­de­res für mich. So beson­ders, dass ich sie Ihnen vor­stel­len will – mit sub­jek­ti­ven Ein­drü­cken, aber auch mit eini­gen Fak­ten.

Im ers­ten Teil der neu­en Serie „Mei­ne Ruhr-Uni“, die sich an Erst­se­mes­ter, Eltern und sonst­wie inter­es­sier­te Leser die­ses Blogs rich­tet, räu­men wir heu­te mit eini­gen Kli­schees auf und ver­lau­fen uns in einem obsku­ren Gebäu­de namens „HZO“:

[Direkt­link]

Mit beson­de­rem Dank an Kame­ra­kind Fabi­an!

Kategorien
Uncategorized

Züge, Tiere, Sensationen

Das mit den Tie­ren und der Deut­schen Bahn ist noch viel schlim­mer, als bis­her ver­mu­tet:

[Direkt­link]
Biber

Kategorien
Unterwegs Kultur

Hoffentlich ist es Beton

Ruhr-Uni Bochum

Wenn Men­schen ver­rei­sen, geben sie viel Geld aus um weit weg zu kom­men, dort­hin, wo’s schön ist. Wenn sie dann wie­der heim­keh­ren, den­ken sie „Ach, schreck­lich, wie das hier aus­sieht“, und die gan­ze Erho­lung ist weg. War­um fah­ren sie also nicht in die nähe­re Umge­bung, gucken sich dort die Tage­bau­ge­bie­te, Fuß­gän­ger­zo­nen und Gefäng­nis­se an und sind ganz ent­zückt, wenn sie end­lich wie­der zuhau­se sein dür­fen?

Ich war also am Diens­tag in Marl. Die Innen­stadt wur­de in den 1960er Jah­ren am Reiß­brett ent­wor­fen und war damals sicher visio­när: ein Ein­kaufs­zen­trum ame­ri­ka­ni­scher Bau­art, davon aus­ge­hend ver­schie­de­ne Wohn-Hoch­häu­ser, ein klar struk­tu­rier­tes, dabei aber luf­ti­ges Rat­haus, ein künst­li­cher See. Wenn man in der Däm­me­rung durch den Nie­sel­re­gen schlurft (wie Ste­fan am Mon­tag), wirkt die­ser Ort wie der post-apo­ka­lyp­ti­sche Schau­platz einer Archi­tek­tur­schau längst ver­gan­ge­ner Epo­chen, aber man ahnt, wie begeis­tert die Macher von ihren Ideen waren, wie durch­dacht und modern die­se Stadt ein­mal gewe­sen sein muss. Nur leben wol­len die Leu­te so nicht und ohne Anzü­ge und Pet­ti­coats wir­ken sie dort auch selt­sam deplat­ziert.

Es ist das Schick­sal min­des­tens einer Gene­ra­ti­on deut­scher Archi­tek­ten und Stadt­pla­ner, dass ihre heh­ren Plä­ne und Kon­zep­te kolos­sal geschei­tert sind. Wie oft höre ich, die Ruhr-Uni Bochum sei ja „so häss­lich“, dabei sieht sie kaum anders aus als die Uni­ver­si­täts­neu­bau­ten in Düs­sel­dorf, Dort­mund, Duis­burg, Essen, Bie­le­feld oder Pader­born. Genau genom­men ist die Ruhr-Uni sogar von einer viel höhe­ren Qua­li­tät: klar struk­tu­riert, ohne Schnör­kel und anhei­meln­de Gemüt­lich­keit, nur gebaut, um mög­lichst vie­len Arbei­ter­kin­dern die Mög­lich­keit eines Hoch­schul­stu­di­ums zu bie­ten. Ein Blick in die hell erleuch­te­ten Zim­mer des Nach­bar­hau­ses bringt häss­li­che­res zu Tage.

Christuskirche DinslakenIn Dins­la­ken wur­de im ver­gan­ge­nen Jahr die evan­ge­li­sche Chris­tus­kir­che abge­ris­sen, weil sie zu nah an den ande­ren Kir­chen lag und ihr Erhalt zu teu­er war. Der Beton­bau aus den spä­ten 1960er Jah­ren war immer unbe­liebt gewe­sen: groß, kalt, mit der Aus­strah­lung einer Mehr­zweck­turn­hal­le. Selbst unter Auf­brin­gung von christ­li­cher Nächs­ten­lie­be und kul­tu­rel­lem Ver­ständ­nis war die Kir­che häss­lich – und doch war zum Bei­spiel die Idee, bei der Gestal­tung der „Fens­ter“, die eher klei­ne far­bi­ge Licht­lö­cher in Beton­ele­men­ten waren, völ­lig auf Moti­ve zu ver­zich­ten, eine kon­se­quen­te bau­li­che Umset­zung des Pro­tes­tan­tis­mus gewe­sen. Den Vor­schlag, ein­fach die klas­si­zis­ti­sche Schwes­ter­kir­che abzu­rei­ßen, hät­te nie jemand zu äußern gewagt – mal davon ab, dass die­se natür­lich unter Denk­mal­schutz steht und gera­de frisch restau­riert war.

Und so wird zur Zeit in wei­ten Tei­len Deutsch­lands eine gan­ze Epo­che der Archi­tek­tur­ge­schich­te aus den Stadt­bil­dern ent­fernt: die der Nach­kriegs­ar­chi­tek­tur. Natür­lich hat­te damals kaum jemand ahnen kön­nen, wie schreck­lich nack­ter Beton im Lau­fe der Zeit aus­se­hen wür­de, aber die­se Archi­tek­tur war nicht nur unglaub­lich funk­tio­nal, sie hat­te dabei auch nicht sel­ten tol­le Details und die Kunst am Bau. Die­se Gebäu­de, die ja weiß­gott nicht alle häss­lich sind, gehö­ren zur deut­schen Geschich­te wie römi­sche Sied­lun­gen, Barock­schlös­ser, faschis­ti­sche Protz­bau­ten und das Bau­haus. Ihr Ver­schwin­den aus den Stadt­bil­dern ver­zerrt die Geschich­te und endet in einem Revi­sio­nis­mus, der sich zum Bei­spiel in den Bestre­bun­gen zeigt, das Ber­li­ner Stadt­schloss wie­der auf­zu­bau­en – oder auf die Spit­ze getrie­ben in den Braun­schwei­ger Schlos­s­ar­ka­den.

AT&T Switching Center, New York

Pathe­tisch gespro­chen ste­hen Marl und all die Städ­te, die so ähn­lich kon­zi­piert wur­den, für eine geschei­ter­te Uto­pie. Sie sind beton­ge­wor­de­ne Sozi­al­de­mo­kra­tie. Die Men­schen woll­ten nicht in Eta­gen­woh­nun­gen mit­ten in der Stadt woh­nen und auf rie­si­ge Beton­flä­che gucken, sie woll­ten in die Vor­städ­te, wo sie bizar­rer­wei­se nun Häu­ser bewoh­nen, die sich unter­ein­an­der glei­chen wie damals die Woh­nun­gen im Hoch­haus. Die Ber­li­ner Gro­pi­us­stadt und Köln-Chor­wei­ler sind in einer Dimen­si­on geschei­tert, wie sie nur in der Archi­tek­tur mög­lich ist, die Stutt­gar­ter Wei­ßen­hof­sied­lung und die Ber­li­ner Wohn­ma­schi­ne hin­ge­gen gel­ten immer noch als Vor­zei­ge­ob­jek­te. Wor­an das nun wie­der liegt, kann ich mir auch nicht erklä­ren. Viel­leicht ist Bra­sí­lia auch nicht des­halb so schön, weil es von Oscar Nie­mey­er ent­wor­fen wur­de, son­dern weil dort so häu­fig die Son­ne scheint.

Eines der merk­wür­digs­ten Neu­bau­pro­jek­te, das ich aus der Nähe mit­be­kom­men habe, ist die Neue Mit­te Ober­hau­sen, ein künst­li­ches Stadt­zen­trum mit­ten in einem frü­he­ren Indus­trie­ge­biet. Das gan­ze Are­al wirkt ein biss­chen unna­tür­li­cher als Dis­ney­land, wird aber mit gro­ßer Begeis­te­rung ange­nom­men. Wohn­häu­ser gibt es kei­ne, aber das rie­si­ge Ein­kaufs­zen­trum „Cen­trO“ mit ange­schlos­se­ner Gas­tro­no­mie-Pro­me­na­de. Die see­len­lo­se Belie­big­keit eines inter­na­tio­na­len Flug­ha­fens scheint den Besu­chern nichts aus­zu­ma­chen, aber selbst wenn: auf dem Gelän­de gibt es einen Irish Pub, der das Kon­zept Irish Pub skla­visch und bis zur Über­trei­bung ein­hält. Jun­ge Men­schen kön­nen sich in einem völ­lig künst­li­chen, aber rea­lis­ti­schen Gebäu­de betrin­ken, das jün­ger ist als sie selbst, aber nach jahr­hun­der­te­al­ter Tra­di­ti­on aus­sieht.

Und mit der Fra­ge, ob fal­sche Gemüt­lich­keit wirk­lich ech­ter Käl­te vor­zu­zie­hen ist, möch­te ich Sie in die Nacht ent­las­sen. Aller­dings nicht, ohne vor­her auf restmodern.de hin­ge­wie­sen zu haben, wo man sich einen schö­nen Über­blick über die Nach­kriegs­ar­chi­tek­tur in Ber­lin ver­schaf­fen kann.

Hinterhof in Chicago
Kategorien
Leben Gesellschaft

Das virtuelle Massengrab der Nischendekadenz

Bei Wind und Wet­ter ste­hen auf der Dr.-Gerhard-Petschelt-Brücke, die die Bochu­mer Stadt­bahn-Hal­te­stel­le „Ruhr-Uni­ver­si­tät“ mit dem eigent­li­chen Gelän­de der Ruhr-Uni­ver­si­tät ver­bin­det (und die daher zum öffent­li­chen Raum gehört) Men­schen mit einem klapp­ri­gen Cam­ping­tisch, auf dem Flug­schrif­ten aus­lie­gen. Mit wack­li­gen Holz­auf­stel­lern, auf denen wir­re For­de­run­gen geschrie­ben ste­hen, ver­sper­ren sie den Stu­den­ten den Weg zu ihrer Alma Mater. Dies sind die Mit­glie­der der „Bür­ger­rechts­be­we­gung Soli­da­ri­tät“, kurz „BüSo“.

Die meis­ten Stu­den­ten has­ten vor­bei, nur weni­ge las­sen sich von Bot­schaf­ten wie „Die Kern­schmel­ze des Welt­fi­nanz­sys­tems ist in vol­lem Gang!“ oder „Kil­ler­spie­le töten die See­le!“ dazu hin­rei­ßen, Infor­ma­ti­ons­ge­sprä­che zu suchen. Ges­tern fand ich aber eine aus­ge­le­se­ne „BüSo“-Kampfschrift in einem Semi­nar­raum und mei­ne jour­na­lis­ti­sche Neu­gier zwang mich dazu, das Werk mit spit­zen Fin­gern (sehr bil­li­ge Dru­cker­schwär­ze, saut rum wie sonst was) in Augen­schein zu neh­men. Ein Pro­to­koll.

Die Flug­schrift, die an eine klei­ne Zei­tung erin­nert („2 € emp­foh­le­ner Bei­trag“), ist zwei­ge­teilt: Aus der einen Rich­tung beschäf­tigt sie sich mit der Fra­ge „Steckt der Teu­fel in Dei­nem Lap­top?“ (dazu kom­men wir gleich noch aus­führ­lich), dreht man sie um, lacht einen die über­ra­schen­de For­de­rung „Bau­en wir die Welt­land­brü­cke!“ an.

“BüSo”: “Bauen wir die Weltlandbrücke!”Die „Welt­land­brü­cke“, das soll ein „genau auf­ein­an­der abge­stimm­tes Sys­tem von Schnell­bah­nen, Trans­ra­pidstre­cken, Auto­bah­nen sowie Was­ser­we­gen“ wer­den, ergänzt durch die „Que­rung der Bering­stra­ße mit einem 100 km lan­gen Tun­nel“. Gebraucht wer­de die­ses völ­lig neu­ar­ti­ge Ver­kehrs­netz für die Zeit nach dem „gegen­wär­tig kol­la­bie­ren­den Sys­tem der Glo­ba­li­sie­rung“ und um eine „neue Frie­dens­ord­nung“ mög­lich zu machen. Sol­che Uto­pien von laten­tem Grö­ßen­wahn üben immer eine gewis­se Fas­zi­na­ti­on auf mich aus, so wie die das „Glo­ba­le Wie­der­auf­bau­pro­gramm für dau­er­haf­ten Welt­frie­den“ oder die Plä­ne für die „Welt­haupt­stadt Ger­ma­nia“ (deren zugrun­de lie­gen­der Grö­ßen­wahn aller­dings nicht mehr latent war).

Die „Welt­land­brü­cke“ basiert auf einem Vor­schlag von Lyn­don LaRou­che, einem ame­ri­ka­ni­schen Poli­ti­ker, der vor allem durch den sie­ben­ma­li­gen Ver­such, Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat der Demo­kra­ten zu wer­den, anti­se­mi­ti­sche Äuße­run­gen und eine Ver­ur­tei­lung wegen Ver­schwö­rung und Post­be­trug von sich reden mach­te. ((LaRou­che bezeich­net sei­ne Ver­ur­tei­lung als eine Ver­schwö­rung von – hal­ten Sie sich bit­te fest! – Hen­ry Kis­sin­ger, dem FBI, dem „Wall Street Jour­nal“, NBC, „Reader’s Digest“ und der Anti-Defa­ma­ti­on League.)) Geschrie­ben wur­de der Arti­kel von Hel­ga Zepp-LaRou­che, der Gat­tin Lyn­don LaRou­ch­es und Grün­de­rin des „Schil­ler-Insti­tuts“, der Par­tei­en „Euro­päi­schen Arbei­ter­par­tei“ und „Patrio­ten für Deutsch­land“, sowie von „BüSo“. In der gan­zen Schrift fin­det sich kein Arti­kel, der nicht aus der Feder eines der Bei­den stammt, sie zitiert oder auf ihre Theo­rien Bezug nimmt.

Besorg­nis­er­re­gen­der als die For­de­rung, eine „Eura­si­sche Land­brü­cke“ zu bau­en, ist der ande­re Teil der Flug­schrift, der mit mar­ki­gen Wor­ten ein­ge­lei­tet wird:

His­to­risch betrach­tet könn­te man die­ser Flug­schrift viel­leicht eben­so viel Wert bei­mes­sen wie den Flug­blät­tern der Wei­ßen Rose, die mit Hel­den­mut den Feind im eige­nen Land bekämpf­ten und bis zuletzt das wah­re Deutsch­land Fried­rich Schil­lers ver­tei­dig­ten. Wie im fol­gen­den klar wer­den wird, kommt Faschis­mus heu­te nicht im brau­nen Gewand daher, son­dern mit­tels sub­ti­ler Gleichschaltung/„Vernetzung“ einer gan­zen Gene­ra­ti­on, bei der sowohl Joseph Goeb­bels als auch Aldous Hux­ley vor Neid erblaßt wären. Die­se Flug­schrift soll vor allem den jun­gen Leser befä­hi­gen, dies als Krank­heit zu erken­nen, um sich recht­zei­tig davon zu befrei­en.

„Oh mein Gott, wor­um geht’s?“, wer­den Sie sich ent­setzt fra­gen. Oder: „Was kann ich dage­gen tun?“ Nichts, denn Sie und ich, wir sind schon mit­ten­drin im Elend, im Kampf „Noo­sphä­re con­tra Blogo­sphä­re“. Was die „Noo­sphä­re“ ist, ent­neh­men Sie bit­te der Wiki­pe­dia.

Doch wor­um geht es wirk­lich? MySpace, Face­book und Kil­ler­spie­le, die allen Erns­tes durch­ge­hend in die­ser Drei­fal­tig­keit genannt wer­den, sind Schuld dar­an, dass die Jugend völ­lig ver­kommt und zu bru­ta­len Amok­läu­fern wird:

Ob iPod, Lap­top, wLAN, Kil­ler­spie­le, Second Life usw.; wer sich die­se Art von Zeit­ver­treib a la MySpace, Stu­diVZ oder Schü­lerVZ mal genau­er anschaut, wird schnell fest­stel­len, daß er hier auf ein vir­tu­el­les Mas­sen­grab gesto­ßen ist, in dem wirk­lich jede Form von Deka­denz ihre Nische gefun­den hat, bis hin zur Nekro- und Pädo­phi­lie.

Hin­ter all dem ste­cken das „Inter­na­tio­nal Net­work of Social Net­work Ana­ly­sis“ (INSNA), das das Inter­net erfun­den hat, um die Mensch­heit zu unter­jo­chen, und Bill Gates, des­sen Fir­ma Micro­soft laut Flug­schrift unter ande­rem für „Coun­terstrike“ und „Doom“ ver­ant­wort­lich ist, zwei „Kil­ler­spie­le“, die in der Welt, die wir für die Rea­li­tät hal­ten, natür­lich von Sier­ra Entertainment/​EA Games bzw. id soft stam­men und mit Micro­soft so rein gar nichts am Hut haben.

Wir haben aber natür­lich alle kei­ne Ahnung, weil wir uns auf Goog­le und die Wiki­pe­dia ver­las­sen. In einem ganz­sei­ti­gen Arti­kel wird der Ver­such unter­nom­men, die Geschich­te der Wiki­pe­dia zu erklä­ren, die ihrem Grün­der Jim Wales unter­stellt sei. Der eben­so zen­tra­le wie ent­lar­ven­de Satz des Arti­kels lau­tet:

Stöhnt man stets „Ver­schwö­rungs­theo­rie!“ und schließt aus, was nicht dem gän­gi­gen Kon­sens ent­spricht, so ver­bie­tet man effek­tiv, nach Grün­den und Ursa­chen zu for­schen, und zwingt ande­re, sich der Mani­pu­la­ti­on und Über­re­dung des ein­fa­chen Kon­sens zu unter­wer­fen.

“BüSo”: “Steckt der Teufel in Deinem Laptop?”Der Satz bezieht sich auf die 9/11-Ver­schwö­rungs­theo­rien, die durchs Inter­net geis­tern, von LaRou­che ger­ne mal befeu­ert wer­den und theo­re­tisch mit­hil­fe der Wiki­pe­dia belegt wer­den kön­nen – wenn man ihr denn als Quel­le traut. Er sagt aber im Umkehr­schluss auch alles über die Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker die­ser Welt aus: Hat man näm­lich ein­mal den Gedan­ken ver­in­ner­licht, dass eine gleich­ge­schal­te­te Welt­öf­fent­lich­keit einem Infor­ma­tio­nen vor­ent­hält, dann muss man ja die Infor­ma­tio­nen, die einem die Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker unter­brei­ten, schon allein des­halb für bare Mün­ze neh­men, weil man sie ja nir­gend­wo sonst fin­det. Und schon befin­det man sich mit­ten in der alt­be­kann­ten Logik­schlei­fe der Para­no­iden, die man auch gar nicht mehr stop­pen kann, weil man ja sys­tem­im­ma­nent kei­nen Gegen­be­weis antre­ten kann. Des­halb sieht es für mich als Opfer der Ver­schwö­rung natür­lich auch so aus, als ste­cke hin­ter dem Wiki­pe­dia-Bas­hing vor allem gekränk­te Eitel­keit, wie die­ser Abschnitt sug­ge­riert:

Ori­gi­nal­schrif­ten, die von LaRou­che oder sei­ner Bewe­gung ver­faßt wur­den, dür­fen aus jedem Wiki­pe­dia-Arti­kel, außer den Arti­keln „Lyn­don­La­Rou­che“ und ande­ren eng ver­wand­ten, gelöscht wer­den. Wei­ter­hin wer­den die Unter­stüt­zer LaRou­ch­es ange­wie­sen, kei­ne direk­ten Refe­ren­zen zu ihm in Arti­kel ein­zu­fü­gen, es sei denn dort, wo sie sehr rele­vant sind. Es soll nichts geschrie­ben wer­den, was als „Wer­bung“ für LaRou­che wahr­ge­nom­men wer­den könn­ten.

Es wur­de, so erfah­ren wir wei­ter, ein Arti­kel rück­gän­gig gemacht, in dem Lyn­don LaRou­che als „die drit­te gro­ße Schu­le der Kri­tik an der Frank­fur­ter Schu­le zitiert wur­de“.

In einem vor den übli­chen Kli­schees nur so strot­zen­den Drei­sei­ter über Amok­läu­fer soll nach­ge­wie­sen wer­den, dass „die Fak­ten“ „auf der Hand“ lie­gen, was im Klar­text heißt: Sie alle haben „Kil­ler­spie­le“ gespielt und Nine Inch Nails („die Lieb­lings­band bereits frü­he­rer Schul­at­ten­tä­ter“) gehört. Inwie­fern die Lieb­lings­bü­cher eines fin­ni­schen Amok­läu­fers („1984 von Geor­ge Orwell, Schö­ne neue Welt von Aldous Hux­ley und Nietz­sches Gesamt­werk“) da hin­ein­pas­sen sol­len, erschließt sich mir als ahnungs­lo­sem Außen­ste­hen­den zwar nicht, aber Hux­ley haben wir ja wei­ter oben schon in einem Atem­zug mit Goeb­bels getrof­fen.

Ein wei­te­rer Arti­kel han­delt von den „42 Mil­lio­nen MySpace-Nut­zern bzw. ‑Opfern!“, der „alten ang­lo-hol­län­di­schen Poli­tik, die die Kul­tur len­ken und den Geist der­je­ni­gen kon­trol­lie­ren will, die in Zukunft die Füh­rung der Mensch­heit dar­stel­len“ und war­tet mit so geist­rei­chen Fak­ten wie die­sen auf:

Wie die Inter­net­sei­te MyDe­ath­Space im Nov. 2006 berich­te­te, gab es 600 Mord­op­fer und 35 Mör­der, die bei MySpace regis­triert waren.

Das hört sich natür­lich spek­ta­ku­lär an. In Deutsch­land mit sei­nen 82 Mil­lio­nen (also fast dop­pelt so vie­len) Ein­woh­nern gab es im Jahr 2006 983 Mord­op­fer (1,19 Mor­de pro 100.000 Ein­woh­ner). Zieht man zum Ver­gleich aber die Kri­mi­na­li­täts­ra­te in den USA her­an, die 7,8 Mord­op­fer pro 100.000 Ein­woh­ner zählt, wäre selbst eine Zahl von 600 Mord­op­fern bei 42 Mil­lio­nen „MySpace-Opfern“ noch die rela­tiv harm­lo­se Mord­quo­te von 1,43 Opfern pro 100.000. Und Ber­lin wäre froh, wenn sich dort nur 35 Mör­der rum­trie­ben!

Das Geeie­re um „Kil­ler­spie­le und Inter­net­ge­walt“ wirkt, als hät­ten die Redak­teu­re von „Fron­tal 21“ und „Süd­deut­scher Zei­tung“ einen Eier­li­kör­rei­chen Nach­mit­tag bei mei­nen Groß­el­tern auf der Couch ver­bracht, und das sons­ti­ge Welt­bild hin­ter „BüSo“ ist so bunt und kru­de zusam­men­ge­zim­mert, dass selbst L. Ron Hub­bard und Eva Her­man noch etwas ler­nen könn­ten. Das nord­rhein-west­fä­li­sche Innen­mi­nis­te­ri­um nennt das gan­ze „all­ge­mei­ne poli­ti­sche Theo­rien, uto­pi­sche Vor­stel­lun­gen und z. T. ver­wir­ren­de For­de­run­gen und The­sen“, die „im Übri­gen jedoch kei­ne Kern­for­de­run­gen der frei­heit­li­chen demo­kra­ti­schen Grund­ord­nung in Fra­ge stel­le“.