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Suggestivfrage, Euer Ehren!

Eine Pres­se­mit­tei­lung der beson­de­ren Art ver­dan­ken wir der Poli­zei­di­rek­ti­on Leip­zig:

Ob das eine Frau war?

Ort: Zen­trum, Brühl
Zeit: 20.05.2011, 20:00 Uhr – 21.05.2011, 09:15 Uhr

Viel zu tun hat­te ein Ein­bre­cher, um alle Siche­rungs­ein­rich­tun­gen zu besei­ti­gen. Zunächst hebel­te er die Haus­tür, dann die Zwi­schen­tür und schließ­lich eine Git­ter­tür auf, um in ein Schuh­ge­schäft zu gelan­gen. Hier wur­de der Kas­sen­be­reich durch­wühlt und aus der Regis­trier­kas­se Bar­geld im drei­stel­li­gen Bereich ent­wen­det. Schu­he waren dabei offen­bar völ­lig unin­ter­es­sant, was die Fra­ge nach dem Geschlecht des Ein­bre­chers nahe legt. Die Ermitt­lun­gen wer­den es hof­fent­lich bald zei­gen. Die Kri­po hat die Ermitt­lun­gen auf­ge­nom­men. (FiA)

Ver­fas­se­rin ist inter­es­san­ter­wei­se eine Frau. Aber immer­hin müss­te die inzwi­schen ehe­ma­li­ge „Bild“-Gerichtsreportagepraktikantin Ali­ce Schwar­zer ja wie­der genü­gend Zeit haben, sich dar­über aus­gie­big auf­zu­re­gen.

[via Day]

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Hinter all diesen Türen

Bei Recher­chen stößt man manch­mal auf Din­ge, die nichts mit dem aktu­el­len The­ma zu tun haben, aber so außer­ge­wöhn­lich, kuri­os oder toll sind, dass man sie trotz­dem gern mit der Welt tei­len möch­te.

So wie die­se Pres­se­mit­tei­lung der Bre­mer Poli­zei:

Unglaub­lich aber wahr

(9. März 2010) Die Geschich­te fing damit an, dass ges­tern Mit­tag eine älte­re Dame im Bun­ten­tor­stein­weg ihren Abfall aus dem Haus brin­gen woll­te. Nach Erle­di­gung muss­te sie aber fest­stel­len, dass ihre Haus­tür zuge­fal­len und sie kei­nen Haus­tür­schlüs­sel mit­ge­nom­men hat­te. Die Frau wand­te sich dar­auf­hin hil­fe­su­chend an ihren Nach­barn, der sei­ne Schutz­manns­kol­le­gen infor­mier­te. Die sehr auf­ge­reg­te 88 Jah­re alte Frau konn­te den uni­for­mier­ten Hel­fern ledig­lich mit­tei­len, dass ihre Toch­ter im Besitz eines Ersatz­schlüs­sels sei. Deren Adres­se und Tele­fon­num­mer fie­len ihr in der Auf­re­gung nicht mehr ein. Nach­dem die­se Lücke schnell durch die Poli­zei­be­am­ten geschlos­sen wer­den konn­te, wur­de ein Ein­satz­fahr­zeug zur Adres­se der Toch­ter ent­sandt. Die 55-Jäh­ri­ge wur­de auch ange­trof­fen und um Hil­fe gebe­ten. Nach eini­gen Minu­ten muss­ten die Beam­ten aller­dings über Funk ihren Kol­le­gen bei der Mut­ter mit­tei­len, dass es mit der Hil­fe noch dau­ern wird, weil der Toch­ter bei dem Gespräch mit ihnen die Haus­tür zuge­fal­len sei. Einen Ersatz­schlüs­sel hät­te nur die Mut­ter! Dar­auf­hin order­ten die Beam­ten einen Schlüs­sel­dienst zum Bun­ten­tor­stein­weg. Als die Toch­ter sich jetzt auf den Weg machen woll­te, um ihren Ersatz­schlüs­sel bei der Mut­ter abzu­ho­len, fiel ihr sied­end­heiß ein, dass sie das Mit­tag­essen auf dem Herd hat­te. Logi­sche Kon­se­quenz – ihre Haus­tür wur­de jetzt von der eilig infor­mier­ten Feu­er­wehr geöff­net. Außer einem leich­ten Brand­ge­ruch wur­den kei­ne wei­te­ren Schä­den fest­ge­stellt. Nach­dem der Schlüs­sel­dienst die Haus­tür der Mut­ter geöff­net hat­te, wur­de auch hier leich­ter Brand­ge­ruch wahr­ge­nom­men. Auch die Mut­ter hat­te ihr Essen auf dem Herd gehabt. Die Mit­tag­essen bei Mut­ter und Toch­ter waren nach Anga­ben der Ein­satz­kräf­te gut durch­ge­kocht.

Eine Ver­fil­mung mit Inge Mey­sel in der Haupt­rol­le ist angeb­lich bereits in Pla­nung.

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Yeaahh! Alle so: „und“

Im BILD­blog hat­ten wir vor eini­ger Zeit einen Ein­trag über den über­ra­schen­den Ein­satz von Kon­junk­tio­nen.

Dar­an muss­te ich heu­te den­ken, als ich bei „RP Online“ einen Arti­kel aus der „Rhei­ni­schen Post“ las, in dem ein armer Mensch meh­re­re Poli­zei­mel­dun­gen hat­te zusam­men­fas­sen müs­sen und sich dabei ein wenig ver­hed­dert hat­te.

Der Vor­spann ging wie folgt (und ich möch­te Sie bit­ten, auf die über­ra­schen­de Kon­junk­ti­on im letz­ten Drit­tel zu ach­ten):

In der Nacht zu Sams­tag gegen 2.40 Uhr wur­den Poli­zei­be­am­te wegen einer Kör­per­ver­let­zung zu einer Gast­stät­te an der Fried­rich­stra­ße geru­fen. Ein unter Alko­hol­ein­wir­kung ste­hen­der 18-jäh­ri­ger Duis­bur­ger stör­te die Anzei­gen­auf­nah­me so erheb­lich, dass mehr­fach ein Platz­ver­weis aus­ge­spro­chen wur­de. Und in Dins­la­ken ist ein 74-Jäh­ri­ger Opfer eines Trick­be­trü­gers gewor­den.

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Von hinten durch die Brust ins Auge

In die­sen gan­zen moder­nen Kri­mi- und Arzt­se­ri­en gibt es ja immer auf­wen­di­ge Ani­ma­tio­nen, um zu zei­gen, was bei einem Mord oder im Kör­per eines Pati­en­ten gesche­hen ist.

So etwas hät­te ich mir bei die­ser Mel­dung aus Duis­burg auch gewünscht:

Das Pro­jek­til traf den Mann zunächst in den Kopf und durch­schlug anschlie­ßend die Hand des 49-jäh­ri­gen Beam­ten, ehe es die 32-jäh­ri­ge Poli­zis­tin in den Ober­kör­per traf.

Das deckt sich mit der Pres­se­mit­tei­lung der Poli­zei.

Bei der DPA hat die Vor­stel­lungs­kraft offen­bar auch nicht mehr aus­ge­reicht, wes­we­gen die Vor­gän­ge dort etwas vager geschil­dert wer­den:

Der Schuss lös­te sich nach Poli­zei­an­ga­ben, als der Mann vor den Beam­ten flüch­te­te und zu Boden stürz­te. Das Pro­jek­til habe ihn am Kopf getrof­fen. Anschlie­ßend sei­en zwei Poli­zis­ten schwer ver­letzt wor­den.

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Mein Protest-Problem

Um das Ver­hält­nis der Ruhr-Uni Bochum zu Stu­den­ten­pro­tes­ten zu ver­ste­hen, muss man wis­sen, dass es in Bochum eher die Aus­nah­me ist, wenn gera­de mal nicht irgend­wo wofür oder woge­gen demons­triert wird. Als vor drei Jah­ren das damals leer­ste­hen­de Quer­fo­rum West (erst Über­gangs­men­sa für die Zeit des Mens­aum­baus, heu­te Tuto­ri­en­zen­trum und für die­se Funk­ti­on denk­bar unge­eig­net) besetzt wur­de, belau­er­ten sich Uni-Ver­wal­tung und Beset­zer etwa acht Mona­te lang, bis das Gebäu­de dann doch von der Poli­zei geräumt wur­de.

Stu­den­ten­ver­tre­tung und Pro­test­ko­mi­tee – ein Wort, bei dem ich im Geis­te immer „Köl­ner Kar­ne­val“ ergän­zen will – schaf­fen es grund­sätz­lich nicht, der rie­si­gen Mehr­heit der Stu­den­ten­schaft ihre Anlie­gen zu erklä­ren. Auf den spär­lich besuch­ten Voll­ver­samm­lun­gen sprin­gen die Red­ner oft bin­nen weni­ger Sät­ze von der Kri­tik am Bil­dungs­sys­tem zur Abschaf­fung des Kapi­ta­lis­mus und dem Krieg in Afgha­ni­stan. Wäh­rend an ande­ren Unis die Pro­fes­so­ren und Dozen­ten ihre Stu­den­ten zur Teil­nah­me am Bil­dungs­streik ermu­ti­gen, haben in Bochum selbst die enga­gier­tes­ten Pro­fes­so­ren kei­ne Lust mehr, sich mit Pro­tes­ten aus­ein­an­der­zu­set­zen, und fra­gen, ob es nicht geeig­ne­te­re Metho­den gäbe, die durch­aus berech­tig­te Kri­tik an der desas­trö­sen Bil­dungs­po­li­tik der schwarz-gel­ben Lan­des­re­gie­rung zu arti­ku­lie­ren.

Heu­te Mor­gen dann wur­de die Uni-Brü­cke bela­gert. Die Pro­test­ler fleh­ten die her­an­strö­men­den Stu­den­ten fast schon an, sich doch ihre Argu­men­te und Zie­le anzu­hö­ren. Aber irgend­wie war die Idee, die Leu­te über und unter Absper­run­gen klet­tern zu las­sen, nicht geeig­net, die gewünscht Bot­schaft zu ver­mit­teln. Die Stu­den­ten waren genervt und mach­ten Wit­ze. Vor dem Zelt des Pro­tes­ko­mi­tees saßen Men­schen, für deren Beset­zung als Stu­den­ten­ver­tre­ter in einem Fern­seh­film man den zustän­di­gen Cas­ting­di­rek­tor wegen Kli­scheelas­tig­keit ent­las­sen hät­te. Und als schließ­lich etwa acht­zig Pro­test­ler die Hör­sä­le stürm­ten und „Soli­da­ri­sie­ren, Mit­mar­schie­ren!“ skan­dier­ten, wuss­te ich plötz­lich wie­der ganz genau, war­um mir das alles nicht gefällt: Ich mag ein­fach kein Gebrüll und kein Mar­schie­ren.

Vor drei Jah­ren war ich für CT das radio bei einer Demons­tra­ti­on gegen Stu­di­en­ge­büh­ren in Düs­sel­dorf und die­ser Tag hat mein Ver­hält­nis zu Pro­test­ak­tio­nen nach­hal­tig gestört: Wäh­rend am Stra­ßen­rand Pas­san­ten stan­den und sich ange­sichts der doch recht all­ge­mein gehal­te­nen Trans­pa­ren­te und Sprech­chö­re frag­ten, wor­um es eigent­lich gin­ge, kam ein Teil der Men­ge auf die Idee, zur Melo­die von „Einer geht noch, einer geht noch rein“ immer wie­der „Ohne Bil­dung wer’n wir Poli­zist“ zu grö­len, was ich auch rück­bli­ckend noch als empö­rens­wer­ten Aus­bruch von Arro­ganz und Men­schen­ver­ach­tung emp­fin­de.

Kaum waren die Absper­run­gen ent­lang der Bann­mei­le um den Land­tag erreicht, hielt es ein Teil der Demons­tran­ten offen­bar für gebo­ten, die­se als ers­tes zu Über­sprin­gen, was die Poli­zei zum Her­an­stür­men ver­an­lass­te. Ich floh der­weil mit einem Redak­ti­ons­nach­weis in der einen und mei­nem Jugend­pres­se­aus­weis in der ande­ren Hand hin­ter die Poli­zei­li­ni­en und tele­fo­nier­te auf­ge­regt in die Live­sen­dung, wäh­rend ein paar Meter wei­ter Chi­na­böl­ler in Rich­tung von Kin­dern und alten Frau­en flo­gen, die sich bizar­rer­wei­se im Park um den Land­tag auf­hiel­ten.

Demons­tran­ten schrien ande­re Demons­tran­ten an, sie soll­ten doch mit dem Scheiß auf­hö­ren. Poli­zis­ten bell­ten in ihre Funk­ge­rä­te, was für Idio­ten denn wohl ver­an­lasst hät­ten, die Men­ge auch noch mit Video­ka­me­ras zu fil­men – auf sol­che Pro­vo­ka­tio­nen kön­ne man ja wohl ver­zich­ten. Eine ande­re Hun­dert­schaft mach­te gera­de Mit­tags­pau­se in der Son­ne. Ich dach­te – und den­ke es gera­de ange­sichts der Mel­dun­gen aus Tehe­ran wie­der -, dass es viel­leicht im Gro­ßen und Gan­zen doch nicht so übel ist, in Deutsch­land zu leben.

Wenn heu­ti­ge Stu­den­ten jetzt von ’68 träu­men, legen sie damit immer­hin die für erfolg­rei­che Revo­lu­tio­nen benö­tig­te Welt­frem­de an den Tag. Zwar neigt Geschich­te dazu, in Abstän­den von etwa vier­zig Jah­ren ver­gleich­ba­re gesell­schaft­li­che Span­nun­gen zu durch­lau­fen, aber die Welt ist 2009 doch in fast jeder Hin­sicht eine ande­re als 1968. Oder: Zumin­dest Deutsch­land ist ein ande­res.

Auch wenn ich per­sön­lich mit mei­nem Stu­di­um ziem­lich zufrie­den bin, weiß ich von genug Leu­ten, bei denen die Bache­lor/­Mas­ter-Stu­di­en­gän­ge zu Desas­tern geführt haben. Ich glau­be in der Tat, dass bil­dungs­po­li­tisch eini­ges, wenn nicht alles, im Argen liegt. Aber mich über­zeu­gen die­se For­men des Pro­tests (zumin­dest die, dich ich bis­her mit­be­kom­men habe) nicht – ich hal­te sie viel eher für kon­tra­pro­duk­tiv. Dass Demons­tra­ti­ons­zü­ge ohne den nöti­gen Rück­halt in der Bevöl­ke­rung allen­falls Mit­leid erzeu­gen, kann man jeden Mon­tag­abend in der Bochu­mer Innen­stadt besich­ti­gen.

Fra­gen Sie mich nicht, wie ich das machen wür­de. Ich leis­te mir nach wie vor die Nai­vi­tät, an die Macht des Dia­logs zu glau­ben und an den Sieg der Ver­nunft. Auch hun­der­te Lan­des- und Bun­des­re­gie­run­gen wer­den mich nicht davon abbrin­gen kön­nen – und mit die­ser Welt­frem­de bin ich doch irgend­wie wie­der ganz bei den Pro­test­lern.

Musik!

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Leben Unterwegs

Behind the wheel

Wenn ich Früh­dienst habe, klin­gelt bei mir der Weckdas Mobil­te­le­fon1 um Vier­tel nach fünf. Des­we­gen war ich letz­ten Sams­tag natür­lich über das Sturm­klin­geln nachts um halb vier sehr erfreut. Wenn einem die Nach­ba­rin etwas Schi­ckes geba­cken hat oder der Nach­bar wie­der mit net­ten Anwei­sun­gen bezüg­lich der Monats­en­d­rei­ni­gung der Müll­ton­nen ankom­men möch­te, wäre das zum Bei­spiel eine tol­le Zeit, lie­gen zu blei­ben. Igno­rie­ren ist aber nicht immer die bes­te Tak­tik, denn sie half in die­sem Fall nicht wei­ter. Es klin­gel­te wei­ter.

Als ich schlaf­trun­ken den Knopf der Wech­sel­sprech­an­la­ge drück­te, gab es kei­ne Ant­wort.2 Also öff­ne­te ich das Küchen­fens­ter, um zu gucken, ob ich den Voll­pa­ti­en­ten sehe, der da erwei­ter­tes Klin­gel­männ­chen spiel­te. Die­ser Pati­ent trug grün und fuch­tel­te bedeut­sam mit einer Taschen­lam­pe her­um. Wenn ich der Herr Ding sei, möge ich mich bit­te nicht erschre­cken, sol­le aber trotz­dem Auto­schlüs­sel und Fahr­zeug­schein mit­brin­gen.34

Wegen der Minus­gra­de trotz­dem dezent frös­telnd sah ich eine Grup­pe eben­falls Uni­for­mier­ter, die mei­ne Gara­ge umring­ten und mich baten, mei­nen klei­nen Roten aus der Gara­ge zu holen. Als ich die Gara­ge öff­ne­te, staun­te ich nicht schlecht, weil hin­ter mei­nem Auto noch ein zwei­tes Auto zu sehen war. Teil­wei­se. Denn nur die Front steck­te in der Rück­wand der Gara­ge. Dass eine durch die Gara­ge füh­ren­de Regen­rin­ne zer­bro­chen war, die u.a. auf eini­ge Kar­tons mit Büchern, CDs und DVDs tropf­te, mei­ne in der Gara­ge gela­ger­ten Som­mer­rei­fen ein Tänz­chen neben mein Auto gemacht hat­ten und der dort noch zwi­schen­ge­la­ger­te, funk­ti­ons­tüch­ti­ge Com­mo­do­re 1702 (Moni­tor mei­nes in den Acht­zi­gern heiß gelieb­ten Brot­kas­tens) eine unschö­nen Knacks bekom­men hat­te, stell­te ich fest, nach­dem der zer­beul­te Opel aus der Rück­wand gezo­gen war. Die Ver­mu­tung, dass mein Auto von mei­nem Fahr­rad geknutscht wor­den war, das vor­her fried­lich vor den Kar­tons gestan­den hat­te5, und diver­ses Mau­er­werk über mein Auto gebrö­ckelt war, konn­te ich erst bei Tages­licht veri­fi­zie­ren.

Was genau war pas­siert? Ein jun­ger Bur­sche, der kei­nen Füh­rer­schein hat­te, muss gewar­tet haben, bis Mama schlief. Dann nahm er sich den Auto­schlüs­sel, ging „Fei­ern“ (was bei der viel beschwo­re­nen Jugend von heu­te6 heut­zu­ta­ge anschei­nend grund­sätz­lich mit „Sau­fen“ Sams­tag zu über­set­zen ist) und fuhr mit ein paar Leu­ten im Auto in Rich­tung hei­mat­li­cher Woh­nung. Ein paar Mal abbie­gen müss­te ja mög­lich sein. Dumm nur, dass aus der geplan­ten 90°-Linkskurve in die Stra­ße, in der ich woh­ne, nur eine 45°-Linkskurve wur­de.

Zum Glück für die Insas­sen ver­fehl­te das Auto die Ver­kehrs­am­pel um ein paar Zen­ti- oder auch Mil­li­me­ter7. Auch die Büsche am Stra­ßen­rand und das Stück­chen Wie­se hin­ter der Gara­gen­rei­he hiel­ten das Auto nicht auf. Also gibt es jetzt, ein paar Tage nach dem Crash, immer noch stau­nen­de Pas­san­ten und gaf­fen­de Auto­fah­rer, die für Mini-Staus und gele­gent­li­che Zusam­men­rot­tun­gen an der Ecke Kol­ber­ger Str./Feldstr. in Lever­ku­sen-Quet­tin­gen sor­gen8.

Dass mir die inzwi­schen her­bei­ge­ru­fe­ne Mut­ter des Bruch­pi­lo­tens vor­heul­te, dass sie das Auto doch brau­che, und von mir wis­sen woll­te, wie sie denn jetzt zur Arbeit im über­nächs­ten Orts­teil käme, war mir dann ziem­lich egal9. Und nach­dem ich spä­ter sah, wie knapp der Wagen an der Ampel vor­bei­ge­don­nert ist, wur­de mir das noch ega­ler. Ihr ver­zo­ge­ner Sohn soll bloß froh sein, dass er jetzt nur ein Straf­ver­fah­ren wegen Fah­ren ohne Fahr­erlaub­nis und Trun­ken­heit im Ver­kehr am Hals und kei­nen Mit­fah­rer auf dem Gewis­sen hat.

Ich sehe übri­gens gnä­dig davon ab, das öffent­li­che Aus­peit­schen von Leu­ten zu for­dern, die mit Blut­al­ko­hol am Steu­er Ver­kehrs­un­fäl­le ver­ur­sa­chen. Ein lebens­lan­ges Fahr­ver­bot wür­de ja schon aus­rei­chen. Ach ja: Erwähn­te ich, dass ich bereits vor­her für 0,0 Pro­mil­le für sämt­li­che Ver­kehrs­teil­neh­mer war?

  1. IMHO die sinn­volls­te Ver­wen­dung eines „Han­dy“ über­haupt []
  2. Meis­tens hört man da sowie­so nur ein lau­tes Sur­ren. []
  3. Den Hin­weis, mir erst ein­mal etwas wär­men­des anzu­zie­hen, gab ich mir selbst. []
  4. Toll übri­gens, dass die Beam­ten gleich den Rich­ti­gen wach­ge­klin­gelt haben, anstatt erst die Nach­barn durch­zu­pro­bie­ren. []
  5. Mein Auto ist ziem­lich kurz, da war eigent­lich genug Platz. []
  6. Ja, ich bin mitt­ler­wei­le ein „Alter Sack“ und geh auf die Vier­zig zu. Jeden­falls ist es län­ger her, dass ich eine Zwei vor­ne ste­hen hat­te, als es noch dau­ert, bis die Vier vor­ne steht. []
  7. Das umge­nie­te­te Stra­ßen­schild wei­ter links war die bes­se­re Wahl, weil weni­ger sta­bil. []
  8. Ansatz­wei­se ellip­ti­sche Löcher in Gara­gen­rück­wän­den sind ja sooo span­nend. []
  9. Dafür gibt es schließ­lich Ver­si­che­run­gen. []
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Der Unratskübel auf dem anti-anglistischen Schutzwall

Das Schö­ne an getrof­fe­nen Hun­den ist ja, dass sie durch ihr Bel­len häu­fig schla­fen­de Hun­de wecken. Äh …

Die Wochen­zei­tung „Neue Soli­da­ri­tät“, Zen­tral­or­gan des „Schil­ler-Insti­tuts“ und der „Bür­ger­rechts­be­we­gung Soli­da­ri­tät“ (mit der wir uns schon das ein oder ande­re Mal beschäf­tigt haben), ließ sich in ihrer Aus­ga­be vom 30. Janu­ar in einem „Zwi­schen­ruf“ über den WDR und zwei sei­ner Mit­ar­bei­te­rin­nen aus:

Dort [in Köln, Anm. d. Blog­gers] befin­det sich näm­lich der WDR (West­deut­scher Rund­funk), der sich am 24. Janu­ar in sei­nem Radio­pro­gramm WDR5 bemü­ßigt fühl­te, zwan­zig Minu­ten lang einen Unrats­kü­bel über die BüSo, das Schil­ler-Insti­tut und vor allem natür­lich Lyn­don LaRou­che aus­zu­schüt­ten.

Ein Unrats­kü­bel, den man zwan­zig Minu­ten über zwei Orga­ni­sa­tio­nen und einen alten Mann aus­schüt­ten kann, muss natür­lich gewal­tig groß sein. Und was war drin?

Der betref­fen­de Bei­trag, der am 24. Janu­ar in der WDR-5-Sen­dung „Neu­gier genügt“ lief und den man hier nach­hö­ren kann, beschäf­tig­te sich mit dem bis heu­te unge­lös­ten Todes­fall Jere­mi­ah Dug­gan. Der 22-jäh­ri­ge Eng­län­der war in der Nacht zum 27. März 2003 in Wies­ba­den ums Leben gekom­men, nach­dem er kurz zuvor zwei tele­fo­ni­sche Hil­fe­ru­fe an sei­ne Mut­ter in Lon­don abge­setzt hat­te.

Jere­mi­ah hat­te in der Nähe von Wies­ba­den eine Tagung des „Schil­ler-Insti­tuts“ besucht und soll sich dann mit­ten in der Nacht auf einer Schnell­stra­ße vor ein Auto gewor­fen haben. Die deut­schen Behör­den haben den Fall trotz eini­ger Unge­reimt­hei­ten schnell als Selbst­mord abge­hakt und lie­ßen sich weder durch einen Auf­ruf des renom­mier­ten Simon-Wie­sen­thal-Zen­trums (Jere­mi­ah war Jude) noch durch einen Appell von 96 bri­ti­schen Abge­ord­ne­ten zu einer Wie­der­auf­nah­me bewe­gen. Genaue­res zum Fall Jere­mi­ah Dug­gan ent­neh­men Sie bit­te der „taz“, der „Ber­li­ner Zei­tung“, „Tele­po­lis“ oder dem „Dai­ly Tele­graph“, die­sem Bei­trag des Hes­si­schen Rund­funks (von dem ich lei­der nicht weiß, wann und in wel­cher Sen­dung er gelau­fen ist) und der Web­site „Jus­ti­ce For Jere­mi­ah“.

Und damit zurück zum WDR-Bas­hing der „Neu­en Soli­da­ri­tät“:

Allen Erklä­run­gen und Ent­schei­dun­gen der deut­schen Staats­an­walt­schaft, des Frank­fur­ter Ober­lan­des­ge­richts und den mitt­ler­wei­le frei­ge­ge­be­nen Akten der Lon­do­ner Metro­po­li­tan Poli­ce zuwi­der brach­te die Sen­dung, in rei­ße­ri­scher Manier und gegen bes­se­res Wis­sen, die BüSo und das Schil­ler-Insti­tut wie­der in Zusam­men­hang mit die­sem Selbst­mord.

Wer den Bei­trag gehört hat, wird wenig fin­den, was als „rei­ße­risch“ durch­ge­hen könn­te. Auch scheint mir das Haupt­in­ter­es­se der WDR-Autorin auf dem Ver­hal­ten der deut­schen Behör­den zu lie­gen:

Der zustän­di­ge Beam­te der Wies­ba­de­ner Poli­zei erklärt den Dug­gans,
man behand­le den Fall als Selbst­mord. Ein Fremd­ver­schul­den sei aus­zu­schlie­ßen. Eine Ver­si­on, die Hart­mut Fer­se, Pres­se­spre­cher der Wies­ba­de­ner Staats­an­walt­schaft auch mir gegen­über tele­fo­nisch bestä­tigt. Eine von der am Unfall­ort anwe­sen­den Not­ärz­tin emp­foh­le­ne Obduk­ti­on unter­blieb, wie aus den Unter­la­gen her­vor­geht.

Der deut­sche Poli­zei­be­am­te wuss­te offen­bar, dass Jere­mi­ah im Alter von sie­ben Jah­ren nach der Tren­nung sei­ner Eltern bei einer Fami­li­en­be­ra­tung in der Lon­do­ner
Tavi­stock-Kli­nik war, und schloss dar­aus, dass er auch mit 22 noch „Psych­ia­trie-
Pati­ent“ sei.

Im Bei­trag heißt es wei­ter:

O‑Ton Eri­ca Dug­gan: „And then the poli­ce offi­cer said: Lyn­don LaRou­che… And then we asked more ques­ti­ons and he said: No com­ment.“
Autorin: Lyn­don LaRou­che?
Spre­cher: Lyn­don LaRou­che, ame­ri­ka­ni­scher Polit-Akti­vist, der poli­ti­sche und kul­tu­rel­le Orga­ni­sa­tio­nen in den USA und in Euro­pa, auch in Deutsch­land, auf­ge­baut
hat? Lyn­don LaRou­che, heu­te 85 Jah­re alt, in der Ver­gan­gen­heit mehr­mals selbst­er­nann­ter Kan­di­dat für das Amt des Prä­si­den­ten der Ver­ei­nig­ten Staa­ten? Lyn­don LaRou­che, der von ame­ri­ka­ni­schen und deut­schen Jour­na­lis­ten und Sek­ten­ex­per­ten als „Extre­mist“ und „gefähr­li­cher Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker“ bezeich­net wird?
Autorin: Die Eltern Dug­gan for­schen nach und kom­men zu dem Schluß, dass ihr Sohn in die Fän­ge einer Orga­ni­sa­ti­on gera­ten sein muss­te, die etwa der „Spie­gel“ als eine der umstrit­tens­ten „Welt­ver­schwö­rungs­sek­ten“ bezeich­net: in die von Lyn­don LaRou­che. Klar wird ihnen, dass der Schlüs­sel zu all den Ereig­nis­sen dem Anschein nach bei den Orga­ni­sa­to­ren des von Jer­ry besuch­ten Semi­nars lie­gen muss­te.

Angeb­lich habe sogar ein Poli­zei­be­am­ter gesagt:

Wir wol­len kei­ne Ermitt­lun­gen gegen die LaRou­che-Orga­ni­sa­ti­on ein­lei­ten …

Inter­es­san­ter­wei­se wirft „BüSo“ der Autorin des WDR-Bei­trags eine Men­ge, nicht aber Ein­sei­tig­keit vor. Das wäre ja auch etwas lächer­lich, sagt sie doch selbst:

Alle Ver­su­che mei­ner­seits, Stel­lung­nah­men von LaRou­che-Orga­ni­sa­tio­nen zu bekom­men, ver­lau­fen im San­de. Ange­ge­be­ne Tele­fon­num­mern exis­tie­ren nicht oder nicht mehr. Bei einem kur­zen tele­fo­ni­schen Kon­takt mit der Pres­se­agen­tur der Orga­ni­sa­ti­on in Wies­ba­den, wird mir erklärt, mit dem Fall Dug­gan habe man „nichts zu tun.“

Wer sich den­noch für den Stand­punkt von „BüSo“, „Schil­ler-Insti­tut“ und/​oder LaRou­che inter­es­siert, bekommt auf deren Web­site ein paar Infor­ma­tio­nen und einen Auf­satz von Lyn­don LaRou­che aus dem Novem­ber 2006, in dem die­ser inter­es­san­te Schlüs­se zieht:

Lon­do­ner Quel­len, die eng mit US-Vize­prä­si­dent Dick Che­ney und des­sen Ehe­frau Lyn­ne Che­ney ver­bun­den sind, haben erneut eine Pres­se­kam­pa­gne in Gang gesetzt, um eine wie­der­holt dis­kre­di­tier­te Lügen­ge­schich­te hin­sicht­lich der Ursa­chen und Umstän­de des Selbst­mords eines emo­tio­nal gestör­ten jun­gen Bri­ten, Jere­my Dug­gan, wie­der auf­zu­wär­men, der sich, wie der offi­zi­el­le foren­si­sche Bericht zwei­fels­frei ergab, an einer Schnell­stra­ße bei Wies­ba­den mehr­fach gegen vor­bei­fah­ren­de Fahr­zeu­ge gewor­fen hat.

Der Grund für die ursprüng­li­che und nun wie­der­hol­te Ver­brei­tung die­ses Pres­se­schwin­dels war und ist der per­sön­li­che Haß Che­neys und sei­ner Ehe­frau gegen eine Per­son – mich – , die sie wei­ter­hin als beun­ru­hi­gen­den poli­ti­schen Geg­ner betrach­ten, der mit einer füh­ren­den, hoch­ran­gi­gen Frak­ti­on in der Demo­kra­ti­schen Par­tei der USA ver­bun­den ist.

Die Vor­stel­lung, der US-Vize­prä­si­dent habe weni­ge Tage nach der ver­lo­re­nen mid­term elec­tion nichts bes­se­res zu tun, als einem als Witz­fi­gur gel­ten­den Greis schlech­te Schlag­zei­len anzu­hän­gen, ist irgend­wie rüh­rend. In Wahr­heit dürf­te die Geschich­te im Herbst 2006 noch ein­mal durch die Pres­se gegan­gen sein, weil Eri­ca Dug­gan zu die­ser Zeit vor dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt Beschwer­de ein­ge­reicht, um eine Wie­der­auf­nah­me der Unter­su­chun­gen zu erzwin­gen. Die Ent­schei­dung dazu steht bis heu­te aus.

Doch zurück zur „Neu­en Soli­da­ri­tät“:

War­um, so möch­te man erfah­ren, da es doch kei­ner­lei neue Erkennt­nis­se gibt? Die Ant­wort ist sim­pel, aber fun­da­men­tal, und sie liegt in der Geschich­te des WDR. Die­ser erhielt bekann­ter­ma­ßen sei­ne Lizenz durch die bri­ti­sche Besat­zungs­macht, wor­an er sich immer, wenn es dar­auf ankommt, treu­lich erin­nert hat.

Mit dem WDR hat sich die LaRou­che-Bewe­gung noch nie gut ver­stan­den, wie man z.B. in „Deck­na­me Schil­ler“, einem Buch von Hel­mut Lor­scheid und Leo A. Mül­ler aus dem Jahr 1986 nach­le­sen kann. Damals warf man dem Sen­der zwar noch „Goeb­bels-Metho­den“ vor, aber die Zei­ten ändern sich und so kann sich der West­deut­sche Rund­funk natür­lich auch in einen heim­li­chen Feind­funk ver­wan­delt haben. Dazu muss man wis­sen, dass Lyn­don LaRou­che und sei­ne Anhän­ger bei jeder sich bie­ten­den (also viel mehr: bei jeder) Gele­gen­heit eine bri­ti­sche Ver­schwö­rung ver­mu­ten: Der Bom­ben­an­schlag in Okla­ho­ma City 1995, die ver­such­te Amts­ent­he­bung von Bill Clin­ton, selbst Kom­men­ta­re in kana­di­schen Bou­le­vard­zei­tun­gen sol­len auf das Kon­to „der Bri­ten“ gehen – kein Wun­der, dass LaRou­che „die ame­ri­ka­ni­sche Repu­blik vor der Zer­stö­rung durch ihren Erz­feind, das bri­ti­sche Empire“ bewah­ren will.

Statt also Pro­pa­gan­da für die bösen, bösen Bri­ten zu betrei­ben, so der wei­te­re Tenor in der „Neu­en Soli­da­ri­tät“, hät­te der WDR mal lie­ber über die wirk­lich wich­ti­gen The­men spre­chen sol­len. Natür­lich mit jeman­dem, der sich damit aus­kennt:

Man fra­ge sich doch ein­mal ganz unvor­ein­ge­nom­men: Wäre es im gegen­wär­ti­gen finan­zi­el­len Zusam­men­bruchs­pro­zeß, der spä­tes­tens seit Mon­tag, dem 21. Janu­ar, jedem deut­lich gewor­den ist, nicht „nor­ma­ler“ gewe­sen, wenn der WDR Hel­ga Zepp-LaRou­che ange­ru­fen und sie zu ihren Lösungs­vor­schlä­gen für die Kri­se („Neu­es Bret­ton Woods“, Schutz­wall für das Gemein­wohl) und zu den Initia­ti­ven ihres Man­nes in Ame­ri­ka befragt und dar­über eine Sen­dung gemacht hät­te? Das sind die The­men, die gegen­wär­tig die Men­schen bren­nend inter­es­sie­ren, vor allem, weil die poli­ti­sche Füh­rung offen­bar bis­her kom­plett ver­sagt! Als öffent­lich-recht­li­cher Rund­funk wäre das die Auf­ga­be des WDR, statt die Gel­der der Bür­ger dazu zu ver­geu­den, die ein­zi­ge gegen­wär­tig in Deutsch­land sicht­ba­re Per­sön­lich­keit, die kom­pe­ten­te Initia­ti­ven zum Schutz des Gemein­wohls prä­sen­tiert, anzu­grei­fen. Es sei denn, man fühlt sich ande­rem ver­pflich­tet… und da liegt wohl „der Hase im Pfef­fer“, wie man so schön sagt.

Ein­mal in Rage geschrie­ben macht die stell­ver­tre­ten­de Bun­des­vor­sit­zen­de der „BüSo“, die die­sen „Zwi­schen­ruf“ ver­fasst hat, noch einen etwas wir­ren Schlen­ker zu dem Ver­lag, in dem die Autorin die­ser „Sen­dung“ (da steht wirk­lich Sen­dung in Anfüh­rungs­stri­chen) ihre Bücher ver­öf­fent­licht, und greift dann zum Schlimms­ten: Namens­wit­zen.

Die ver­ant­wort­li­che Redak­teu­rin heißt übri­gens Frau Dreck­mann – kein Kar­ne­vals­scherz.

Eben­falls kein Scherz: Die aus­gie­big zitier­te „Neue Soli­da­ri­tät“ wird bei „Goog­le News“ als Nach­rich­ten­quel­le geführt. Zwei Anfra­gen mei­ner­seits (eine im Janu­ar, eine letz­te Woche), ob man bei Goog­le eigent­lich wis­se, um was für eine Publi­ka­ti­on es sich bei der „Neu­en Soli­da­ri­tät“ han­de­le, sind bis heu­te unbe­ant­wor­tet geblie­ben.

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Gesellschaft

Habemus Großeinsatz

Was bin ich froh, dass ich so sel­ten in Arzt­war­te­zim­mern sit­zen und Small­talk füh­ren muss. Sonst könn­te es viel­leicht pas­sie­ren, dass ich mei­nen Miss­fal­len zu die­sem oder jenem The­ma äuße­re und mir kurz dar­auf ein SEK die Bude ein­rennt.

Was? Nein, ich albe­re nicht schon wie­der rum. Ich bezie­he mich auf den Fall von Sieg­fried Lind­ner aus Ober­bay­ern. Der hat­te vor dem Papst­be­such im ver­gan­ge­nen Jahr im War­te­zim­mer einer Arzt­pra­xis zu einem ande­ren Pati­en­ten gesagt, dass die 40 Mil­lio­nen Euro für den Besuch bes­ser hät­ten ver­wen­det wer­den kön­nen. Und als dann ein paar Tage spä­ter Farb­beu­tel auf das Geburts­haus des katho­li­schen Ober­hir­ten gewor­fen wur­den, dach­te sich die Staats­an­walt­schaft offen­bar „Das ist unser Mann“, und schick­te Fami­lie Lind­ner ein Groß­auf­ge­bot vor­bei.

Die gan­ze eben­so absur­de wie beun­ru­hi­gen­de Geschich­te lief offen­bar am Mon­tag bei „Fakt“ in der ARD und man kann sie hier nach­le­sen.

[via Der Mor­gen]

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Eisen- und Haushaltswaren

Ich hof­fe doch, ich tre­te nie­man­dem zu nahe, wenn ich schrei­be, dass die Lek­tü­re von Pres­se­mit­tei­lun­gen der Poli­zei Bre­men bis­her nicht zu mei­nen Hob­bies gehör­te, weil ich mir ein­fach nicht vor­stel­len konn­te, dass die Ereig­nis­se in der Han­se­stadt für mich als Bochu­mer (und wir haben immer­hin Toto & Har­ry) unter­halt­sam sein könn­ten.

Ich habe mich geirrt:

POL-HB: Nr: 0447 – Poli­zei spreng­te alle Ket­ten

Bre­men (ots) – -
Ort: Bre­men, Flie­der­stra­ße
Zeit: 26. Juli 2007, 10.50 Uhr

Die “ fes­seln­den Momen­te des Lebens“ erleb­te ges­tern Mor­gen eine 23-jäh­ri­ge Bre­me­rin, und das gleich über meh­re­re Stun­den. Die jun­ge Frau bat die Poli­zei über Not­ruf um Hil­fe, da sie der­zeit ans Bett gefes­selt sei. Als die Beam­ten bei der ver­meint­lich hilf­lo­sen Frau ein­tra­fen, war die Erleich­te­rung bei der 23-Jäh­ri­gen groß. Nach einer Par­ty am Vor­abend, die sich durch den groß­zü­gi­gen Aus­schank alko­ho­li­scher Geträn­ke offen­bar recht kurz­wei­lig gestal­te­te, über­mann­te die letz­ten Gäs­te dann auch noch der Über­mut. Bevor sie die Ört­lich­keit ver­lie­ßen, ket­te­ten sie die Gast­ge­be­rin ein­ver­nehm­lich mit einem Paar Hand­schel­len an den Bett­pfos­ten und ver­schwan­den fei­xend in den grau­en Mor­gen. Nach ein paar Stun­den Schlaf woll­te sich die jun­ge Frau befrei­en, stell­te dann aber kon­ster­niert fest, dass nicht das mit rotem Plüsch ver­se­he­ne Paar Hand­fes­seln benutzt wur­de, wel­ches sich per Hand öff­nen lässt. Viel­mehr kam eine Neu­erwer­bung des dort offen­sicht­lich zu den Haus­halts­wa­ren zäh­len­den Arm­schmucks zum Ein­satz. Für die­ses Paar fehl­te jedoch der Schlüs­sel, so dass die hand­werk­li­chen Fähig­kei­ten der Poli­zei­be­am­ten gefor­dert waren. Mit einem Bol­zen­schnei­der wur­de die Ket­te durch­trennt, und mit einem Draht konn­ten die Fes­seln auf­ge­schlos­sen wer­den. Ohne den wei­te­ren Ver­lauf der recht unter­halt­sa­men Par­ty genau­er zu hin­ter­fra­gen, ver­lie­ßen die Beam­ten dis­kret den Ort des Gesche­hens.

[via „Spie­gel Online“]

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Muse auf dem Straßenstrich

Heu­te waren also die Gut­ach­ter der Eli­te­u­ni­be­schau­kom­mis­si­on an unse­rer … äh: schö­nen Ruhr-Uni unter­wegs. Das erklärt so eini­ges:

  • Seit Wochen wer­den Beton­de­cken und ‑wän­de neu gestri­chen. Das Weg­wei­ser­sys­tem ist auf den neu­es­ten Stand gebracht und das Pflas­ter gerei­nigt wor­den. Sogar die Wasch­be­ton­plat­ten auf dem Cam­pus wur­den ange­ho­ben und neu ver­legt, wodurch sie ihr cha­rak­te­ris­ti­sches Klap­pern ver­lo­ren haben. Und wenn irgend­wel­che krass coo­len Sty­ler die frisch gestri­che­nen Flä­chen mit Eddings getaggt haben, wur­den die eben noch mal gestri­chen.
  • Die sog. Stu­den­ten­ver­tre­ter, denen ich seit jeher skep­tisch gegen­über­ste­he und von denen ich mich fast genau­so schlecht ver­tre­ten füh­le wie von unse­ren Poli­ti­kern, ver­tei­len Fly­er, pla­ka­tie­ren auf den frisch gerei­nig­ten Flä­chen und lau­fen mit Trans­pa­ren­ten umher, die sinn­ge­mäß aus­sa­gen: „Eli­ten sind doof“.
  • Heu­te stand die Poli­zei (nicht Toto & Har­ry, das muss man in Bochum ja immer dazu­sa­gen) auf dem Cam­pus und las „Bild“-Zeitung.

Mir fehlt das Hin­ter­grund­wis­sen zum The­ma „Vor- und Nach­tei­le einer Eli­te­uni­ver­si­tät“ (und weder mei­ne Stu­den­ten­ver­tre­ter noch mei­ne Uni­ver­wal­tung waren in der Lage, mir die­se dar­zu­le­gen) und ich fin­de es natür­lich auch lus­tig, wenn die mit­un­ter reich­lich her­un­ter­ge­kom­me­ne Ruhr-Uni plötz­lich so raus­ge­putzt wird.

Ich fin­de es aber auch schön, dass sie so raus­ge­putzt wird, denn ich gehe lie­ber über einen raus­ge­putz­ten, als über einen ver­wahr­los­ten Cam­pus. Des­halb fin­de ich es auch nicht schön der Uni, den Stu­den­ten und den Hand­wer­kern gegen­über, wenn frisch raus­ge­putz­te Flä­chen wie­der mit irgend­wel­chen aus­sa­ge­lo­sen Schmie­re­rei­en bekra­kelt wer­den. Auch aus­sa­ge­vol­le Schmie­re­rei­en soll­ten aus Grün­den der Ästhe­tik und der Höf­lich­keit woan­ders unter­ge­bracht wer­den.

Ich kann zum The­ma Uni aber noch hin­zu­fü­gen, dass es in der „Süd­deut­schen Zei­tung“ [via Der Mor­gen] und in der „Net­zei­tung“ zwei recht auf­schluss­rei­che Arti­kel über die Fol­gen der Bache­lor-/Mas­ter­stu­di­en­gän­ge für das Bil­dungs­we­sen und die Gesund­heit der Stu­den­ten zu lesen gibt. Und ver­mut­lich soll­te mir das auch etwas zum The­ma „Vor- und Nach­tei­le von Eli­te­uni­ver­si­tä­ten“ ver­ra­ten …