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Rundfunk Gesellschaft

Chips essen mit Heidi

Nun star­te­te also letz­te Woche wie­der „Germany’s Next Top­mo­del“ (GNTM), und ich habe mich drauf gefreut. Mir gefällt die­se bun­te Glit­zer­welt, die Aus­flü­ge nach Ame­ri­ka und in die gan­ze Welt, schö­ne Klei­der, hüb­sche Frau­en, tol­les Make Up, das Umsty­ling, und selbst Hei­di Klum in ihrer Pro­fes­sio­na­li­tät und ihrer Arbeits­ethik fin­de ich nicht so unsym­pa­thisch wie vie­le ande­re. Das schlech­te Gewis­sen aber nagt an mir, denn ich fra­ge mich, ob ich mich als Femi­nis­tin bezeich­nen kann und trotz­dem Spaß an die­ser Sen­dung haben darf, der ja von vie­len unter­stellt wird, die abso­lu­te Anti-Femi­nis­mus-Bewe­gung zu ver­kör­pern?

Frau­en wer­den zu Objek­ten, heißt es, und das sei nicht gut, denn sie wür­den redu­ziert auf ihre Kör­per, die sie den herr­schen­den, von Män­ner­bli­cken geform­ten, Nor­men unter­wer­fen. Das kann man eigent­lich als jemand, der sel­ber eine Frau ist, nicht gut fin­den, und als sen­si­bler Mann eben­falls nicht.

Wenn ich nun sage: Aber ich FREUE mich doch für die­se Frau­en, die so wun­der­schön sind und sich geschmei­dig bewe­gen und schö­ne Klei­der tra­gen und von denen tol­le Fotos gemacht wer­den, ich applau­die­re ihnen – dann ist das aber immer noch Objek­ti­fi­zie­rung, und als sol­che abzu­leh­nen.

Man könn­te aber auch sagen: Ich freue mich für ande­re Frau­en, wenn sie toll aus­se­hen, aber dabei blei­be ich nicht ste­hen. Ich lie­be es, wenn mei­ne Freun­din­nen so viel Zeit für sich haben, dass sie sich die Fin­ger­nä­gel lackie­ren kön­nen oder einen neu­en Lip­pen­stift haben, wenn sie toll aus­se­hen, aber dabei bleibt es dann ja nicht ste­hen. Ich sage ihnen, dass sie toll aus­se­hen, nei­ge aber immer dazu, das als Aus­druck einer inne­ren Ver­fas­sung zu sehen, näm­lich, dass es ihnen gut geht. Und ich wür­de nicht auf die Idee kom­men, es bei die­ser Objek­ti­fi­zie­rung zu belas­sen, denn immer steht ein Mensch dahin­ter, dem es zu begeg­nen gilt. Und des­we­gen glau­be ich, dass mei­ne Begeis­te­rung für GNTM nicht einer femi­nis­ti­schen Hal­tung wider­spricht.

Aber es gibt ein Pro­blem bei GNTM, das mich wirk­lich ärgert und mich umtreibt, je älter ich wer­de und das sich, seit ich das Stu­di­um been­det habe und im Beruf ste­he, zuneh­mend ver­schärft.

Ich arbei­te als Leh­re­rin an einem Gym­na­si­um und habe vie­le schlaue Schü­le­rin­nen und Schü­ler. Wenn ich sie zu GNTM befra­ge, geben sie an, die Sen­dung „schon lan­ge“ nicht mehr zu schau­en oder höchs­ten mal ab und zu, kei­ne von mei­nen Schü­le­rin­nen im Leis­tungs­kurs zeigt eine Begeis­te­rung für die Sen­dung, obwohl vie­le von ihnen dar­an teil­neh­men könn­ten. Sie wol­len aber kei­ne Models wer­den, son­dern Medi­zin stu­die­ren, Mathe und Jura, sie wol­len Leh­rer wer­den und Poli­zis­tin­nen. Na bit­te. Das ist natür­lich nur ein win­zi­ger Mini-Aus­schnitt der Gesamt-Rea­li­tät, aber ich wür­de wet­ten, an vie­len ande­ren Gym­na­si­en im Land sieht es genau so aus. Model ist kein Traum­be­ruf, die Sen­dung ist eine bun­te Kulis­se, ein Traum­land, das wis­sen die Schü­le­rin­nen von heu­te. Es gilt, wei­ter­hin dar­über auf­zu­klä­ren, aber es ist nicht das päd­ago­gi­sche Haupt­pro­blem der Sen­dung.

Klas­sen­fahr­ten sind immer eine gute Gele­gen­heit, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die man vor­mit­tags unter­rich­tet, auch mal in ande­ren Situa­tio­nen zu erle­ben, und so saß ich neu­lich zwi­schen zwei­en mei­ner schöns­ten und schlau­es­ten 17jährigen Schü­le­rin­nen, die sich beim war­men Abend­brot jeweils nur die Gemü­se-Bei­la­gen hat­ten geben las­sen. Auf Nach­fra­ge sag­te die eine sehr über­zeu­gend: „Ich habe nicht so viel Hun­ger!“ und die ande­re, im Plau­der­ton: „Wegen low carb – es ist doch bes­ser, abends kei­ne Koh­le­hy­dra­te zu essen.“ Ich bin auf die­sem Gebiet nicht beson­ders bewan­dert (aber das Kon­zept ist umstrit­ten), aß schwei­gend mei­ne Pom­mes wei­ter, wäh­rend die bei­den schon wie­der über etwas ganz ande­res rede­ten. Die Bei­läu­fig­keit der Low-Carb-Bemer­kung zeig­te, dass das The­ma unter den Schü­lern ganz nor­mal und alt­be­kannt ist, und die ande­re Schü­le­rin ent­wi­ckel­te wäh­rend der gan­zen Fahrt kei­nen gro­ßen Hun­ger und blieb dis­zi­pli­niert bei ihren Bei­la­gen. Sogar abend­li­che Chips und Gum­mi­bär­chen wur­den nicht nur von den bei­den Mäd­chen ver­schmäht, wäh­rend sie mir Geschich­ten über eine ande­re, abwe­sen­de Leh­re­rin erzähl­ten, die „auch“ auf Klas­sen­fahr­ten immer ganz vie­le Chips äße (so wie ich).

Es sind sehr klu­ge jun­ge Frau­en, die im Som­mer ihr Abitur machen, und sie sind mit einer Sen­dung wie GNTM groß gewor­den. 2006, als die ers­te Staf­fel lief, waren sie noch Kin­der, für sie ist es Nor­ma­li­tät, dass es eine Sen­dung gibt, in der expli­zit Schön­heit, Erfolg und Schlank­sein gleich­ge­setzt wer­den. Aber das gilt ja nicht nur für GNTM. Auch wenn die Schü­le­rin­nen über­haupt nicht Model wer­den wol­len, wis­sen sie, dass es für eine erfolg­rei­che Kar­rie­re wich­tig sein kann, auch optisch zu ent­spre­chen. Dass man in die Stan­dard-Kon­fek­ti­ons­grö­ßen bei h&m pas­sen muss, um eine ech­te Prot­ago­nis­tin zu sein, um eine Rol­le im Leben zu spie­len. Dicke­re Men­schen kom­men ja nicht nur bei GNTM nicht vor, son­dern sind in den Medi­en gene­rell unter­re­prä­sen­tiert, und wenn, dann in den Rol­len der lus­ti­gen Dicken, die man nicht ernst neh­men muss, und deren Gewicht auch meist als pro­ble­ma­tisch the­ma­ti­siert wird. Und dann gibt es ja die soge­nann­ten „Plus-Size-Models“ (zur Pro­ble­ma­tik des Begriffs sie­he hier), die es dann sogar auf das Cover der „Sports Illus­tra­ted“ schaf­fen, was von der Zeit­schrift selbst als gro­ßer Schritt ver­kauft, aber dann vom Model selbst als „lächer­lich“ bezeich­net wird, weil sie näm­lich nicht über­ge­wich­tig ist (wel­che Ska­la man dafür auch immer neh­men will).

Jetzt beginnt also wie­der GNTM, es ist 20.39 Uhr und Hei­di isst das ers­te Mal Döner im Bus. Man sieht sie zwei Mal abbei­ßen, das reicht schon, um sub­til zu zei­gen, dass sie ganz nor­mal isst. Sieht man Hei­di eigent­lich auch mal beim Sport?
Eben lief Ana­bell, 16, durch ein Ein­kaufs­cen­ter, sie ist 1.83 Meter groß und hat ein unglaub­li­ches Gesicht, sie ist ger­ten­schlank, wie schön für sie, und sie trug eine tol­le Ket­te, und ich fand sie SO. SCHÖN.

Hei­di Klum fand sie auch schön. Das ist ihr Job.
Sie hat kei­nen expli­zit päd­ago­gi­schen Auf­trag, sie befragt nicht die Ver­hält­nis­se, auf die sie die Mäd­chen (schein­bar) vor­be­rei­ten will. Ja, die (pri­va­ten) Medi­en erzie­hen unse­re Kin­der mit, aber nie­mand hat sie damit beauf­tragt, eine Gesell­schaft muss es aus­hal­ten, dass es eine Wer­te­viel­falt gibt. Das bedeu­tet auch, dass es Wer­te gibt, die z.B. ich als Päd­ago­gin nicht ver­tre­ten wür­de. Was Hei­di Klum ver­mit­telt, ist Anpas­sung an alle Anfor­de­run­gen, und mögen sie noch so absurd sein.
Das ist nichts neu­es, aber mei­ne Unzu­frie­den­heit damit wächst. Mei­net­we­gen spielt doch allen vor, dass das Model­busi­ness aus span­nen­den Foto­shoo­tings besteht, aus hüb­schen Kla­mot­ten, alber­nen Wer­be­spots, Rei­sen um die Welt. Das kann alles Thea­ter sein, das fin­de ich nicht schlimm (im Gegen­teil), da muss Auf­klä­rung geleis­tet wer­den, und die Schü­le­rin­nen, die ich ken­ne, sind dar­über auch gut infor­miert.

Aber war­um steht die­se Welt nur den schlan­ken Grö­ße 32 Frau­en zur Ver­fü­gung? Unser Begriff von Schön­heit steht in enger Bezie­hung zu dem, was uns immer und immer wie­der als „schön“ ver­kauft wird. Hei­di Klum steht jetzt da, wo sie nie­mand mehr stür­zen kann, sie kann machen, was sie will.
War­um unter all den schö­nen Mäd­chen nicht mal eine mit Klei­der­grö­ße 38, Klei­der­grö­ße 40, für den Anfang, und dann dar­über hin­aus? Ein­fach meh­re­re nicht schlan­ke Mäd­chen in die Sen­dung ein­bau­en und das viel­leicht nicht mal the­ma­ti­sie­ren? Und dann essen alle zusam­men Döner, Chips, Gum­mi­bär­chen und Pom­mes und lachen über den gan­zen Quatsch mit dem low carb, weil das Leben kurz ist und es wich­tig ist, zu genie­ßen. Zei­gen, dass Kör­per nicht stän­dig gebän­digt wer­den müs­sen und im Zaum gehal­ten durch das Essen von Bei­la­gen, und dass sat­te und zufrie­de­ne Men­schen sehr glück­lich und damit auch sehr schön und damit auch erfolg­reich sein kön­nen? (Ich hat­te, was das angeht, gro­ße Hoff­nun­gen in Gui­do Maria Kret­sch­mars Sen­dung „Deutsch­lands schöns­te Frau“ gesetzt, die aber lei­der ent­täuscht wur­den, tref­fend dar­ge­stellt auf sueddeutsche.de.)

Eine Freun­din von mir sag­te, das wür­de nie­mand mehr sehen wol­len, wenn auf ein­mal die Frau­en im Fern­se­hen „echt“ wären. Zumin­dest für mich gilt das nicht. Ich will vie­le schö­ne Frau­en im Fern­se­hen sehen, die nicht alle super­schlank sind. Ich will nicht, dass mir und mei­nen Freun­din­nen und mei­nen Schü­le­rin­nen stets ein Schön­heits­ide­al vor­ge­setzt wird, dem über­haupt nur 2% aller Men­schen ent­spre­chen kön­nen.
Ich will nicht, dass mei­ne Schü­le­rin­nen sich über Kon­zep­te wie „low carb“ unter­hal­ten, denn das nimmt ihnen Zeit und gedank­li­che Kapa­zi­tät, sich über ande­res, wich­ti­ge­res Gedan­ken zu machen. Ich will nicht, dass sich völ­lig nor­ma­le Schü­le­rin­nen als „zu fett“ bezeich­nen, ich will auch nicht, dass ein über­ge­wich­ti­ges Mäd­chen sich auf­grund sei­ner Kör­per­lich­keit als Mensch wert­los fühlt.

Aber dazu trägt Hei­di Klums Sen­dung defi­ni­tiv bei, aber ALLE ANDEREN SENDUNGEN AUCH. Ich möch­te mehr Viel­falt der Kör­per in den Medi­en. Denn unse­re Kin­der wer­den auch durch die Medi­en erzo­gen, und es ist wich­tig, ihnen auch hier zu zei­gen, dass man auch ohne Grö­ße 32 schö­ne Klei­der tra­gen kann, glück­lich sein kann, Kar­rie­re machen kann, lie­ben und geliebt wer­den kann, dass man die Prot­ago­nis­tin des eige­nen Lebens sein kann.

Die Orga­ni­sa­ti­on „pink stinks“ (mit blö­dem Namen, aber den rich­ti­gen Zie­len) hat sich genau das zur Auf­ga­be gemacht und tourt als ers­te Orga­ni­sa­ti­on ihrer Art durch die Schu­len, um auf die­ses Pro­blem auf­merk­sam zu machen.

Sie wer­fen unter ande­rem fol­gen­de Fra­gen auf: „War­um zeigt die Wer­bung nur extrem schlan­ke Models? War­um pro­tes­tie­ren wir nicht dage­gen? Wer ver­dient an die­sem uner­reich­ba­ren Ide­al?“
und schrei­ben wei­ter: „Es ist ver­rückt, dass wir auf­ar­bei­ten müs­sen, was Pro­Sie­ben ver­ur­sacht.“ Aber es ist nicht nur Pro Sie­ben, es sind doch alle Sen­der, es sind die Frau­en­zeit­schrif­ten, die ihre Lese­rin­nen heim­lich has­sen, es ist die Wer­bung, es sind wir sel­ber.

Ich gucke wei­ter GNTM, ich lie­be die Illu­si­on, das Wun­der­land, das in der Sen­dung vor­ge­gau­kelt wird. Dafür darf man mich ger­ne blöd fin­den, ist mir egal.
Ich neh­me mir nächs­ten Don­ners­tag eine Tüte Chips zur Hand und lackie­re mir die Fin­ger­nä­gel und gehe frei­tags wie­der in die Schu­le, wo ich den Schü­le­rin­nen nur vor­le­ben kann, gegen Hei­di Klum und die Gesell­schaft, für die sie sym­bo­lisch steht, dass ich auch mit nicht-Grö­ße-32 lie­bens­wert und wert­voll und schlau bin.

Wäre ich opti­mis­tisch, könn­te ich den Arti­kel damit been­den, dass ich sage, ich glau­be, dass sich die Gesell­schaft lang­sam zum bes­se­ren wan­delt und dass wir auf hal­bem Weg sei­en. Immer­hin ist die Debat­te über die­ses The­ma ja ange­sto­ßen und wird geführt.
Wäre ich pes­si­mis­tisch, wür­de ich sagen, dass sich zumin­dest bei GNTM nichts in die­ser Hin­sicht geän­dert hat und das auch nie pas­sie­ren wird.

Aber ich möch­te ger­ne opti­mis­tisch blei­ben, und des­we­gen blei­ben die Kom­men­ta­re unter die­sem Arti­kel auch geschlos­sen.

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Leben Gesellschaft

Suggestivfrage, Euer Ehren!

Eine Pres­se­mit­tei­lung der beson­de­ren Art ver­dan­ken wir der Poli­zei­di­rek­ti­on Leip­zig:

Ob das eine Frau war?

Ort: Zen­trum, Brühl
Zeit: 20.05.2011, 20:00 Uhr – 21.05.2011, 09:15 Uhr

Viel zu tun hat­te ein Ein­bre­cher, um alle Siche­rungs­ein­rich­tun­gen zu besei­ti­gen. Zunächst hebel­te er die Haus­tür, dann die Zwi­schen­tür und schließ­lich eine Git­ter­tür auf, um in ein Schuh­ge­schäft zu gelan­gen. Hier wur­de der Kas­sen­be­reich durch­wühlt und aus der Regis­trier­kas­se Bar­geld im drei­stel­li­gen Bereich ent­wen­det. Schu­he waren dabei offen­bar völ­lig unin­ter­es­sant, was die Fra­ge nach dem Geschlecht des Ein­bre­chers nahe legt. Die Ermitt­lun­gen wer­den es hof­fent­lich bald zei­gen. Die Kri­po hat die Ermitt­lun­gen auf­ge­nom­men. (FiA)

Ver­fas­se­rin ist inter­es­san­ter­wei­se eine Frau. Aber immer­hin müss­te die inzwi­schen ehe­ma­li­ge „Bild“-Gerichtsreportagepraktikantin Ali­ce Schwar­zer ja wie­der genü­gend Zeit haben, sich dar­über aus­gie­big auf­zu­re­gen.

[via Day]

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Digital

69% aller Statistiken sind fehlerhaft

Es gibt Sät­ze, die liest man, dann stockt man, liest sie noch mal und wun­dert sich. Sol­che Sät­ze gehö­ren meist zu völ­lig irrele­van­ten Arti­keln und ste­hen in gefühlt zwei Drit­teln aller Fäl­le bei „RP Online“.

So auch die­ser:

Sta­tis­ti­ken bele­gen, dass 57 Pro­zent der Japa­ne­rin­nen unter 34 unver­hei­ra­tet sind.

Nun habe ich spon­tan kei­ne dezi­dier­te Sta­tis­tik gefun­den, wohl aber eine Bevöl­ke­rungs­py­ra­mi­de. Deren Zah­len stam­men zwar aus dem Jahr 2000 und bezie­hen sich jetzt auf die Japa­ne­rin­nen unter 35, aber mit ein biss­chen Gra­fik­spie­le­rei wird trotz­dem deut­lich, wie man sich „57 Pro­zent der Japa­ne­rin­nen unter 34“ unge­fähr vor­zu­stel­len hat (grü­ne Linie):

57% der Japanerinnen unter 34

Nach­trag für alle Rot-Grün-Blin­den:

57% der Japanerinnen unter 34

Da ich mal hof­fe, dass die Quo­te der unver­hei­ra­te­ten Japa­ne­rin­nen unter 15 bei 100% liegt, und da die­se Grup­pe schon rund ein Drit­tel der Unter-35-Jäh­ri­gen aus­macht, soll­te klar sein, dass 57% aller Frau­en unter 34 kei­ne auf­fal­lend hohe Zahl für Unver­hei­ra­te­te wäre – eher im Gegen­teil.

Das ein­zi­ge, was ich in die­ser Rich­tung an Sta­tis­ti­ken gefun­den habe, ist ein Satz aus einem „NZZ“-Artikel von 2007, der auch gleich zeigt, wie aus den Zah­len ein Braut­schuh wird:

Heu­te sind in Japan rund sech­zig Pro­zent aller Frau­en im Alter von 30 Jah­ren unver­hei­ra­tet, und bei den 34-Jäh­ri­gen haben noch immer rund vier­zig Pro­zent kei­nen Bund fürs Leben geschlos­sen.

Und wehe, Sie fra­gen jetzt, ob ich eigent­lich nichts bes­se­res zu tun habe!

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Shut Up And Klick

Ich bin mit den bau­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der Redak­ti­ons­räu­me von „RP Online“ nicht ver­traut, aber …

Wäre es viel­leicht mög­lich, dort noch irgend­wo eine Dusche auf­zu­stel­len, damit sich die männ­li­chen Mit­ar­bei­ter zwi­schen­durch mal kalt abbrau­sen kön­nen?

Endlich mal wieder ein Auftritt von einer unserer Lieblingssängerinnen: Rihanna begeisterte die Massen bei einem Konzert im Vorfeld des Super Bowl im Ford Amphitheatre in Tampa in Florida. Und die Schöne von Barbados blieb sich treu, wieder sahen wir sie in einem ungewöhnlichem Outfit.

Fangen wir mal unten an: Bis zur Mitte des Oberschenkels möchte man doch sicher davon ausgehen, dass Rihanna sich als Hauptdarstellerin für den nächsten Terminator-Film zu bewerben gedenkt. Dann wird es ungefähr 30, 40 Zentimeter sexy.

Der Oberkörper steckt in einem schwarzen Jäckchen mit vielen Bändern und Schnüren und dann noch die scharfen Lederhandschuhe.

So scharf Rihanna ja mal wieder aussah, schauen Sie sich mal die zwei Tänzerinnen an. Die tragen doch irgendwelche ollen Klamotten aus den 80er-Jahren auf. Naja, man darf der Chefin ja auch nicht die Show stehlen.

Falls Sie die wei­te­ren … Ergüs­se lesen wol­len: Deutsch­lands erfolg­reichs­tes Regio­nal­zei­tungs­por­tal hält eine 30-teil­i­ge Bil­der­ga­le­reie bereit.

Vie­les davon kommt einem aller­dings bekannt vor, zum Bei­spiel aus die­ser Gale­rie („Rihan­na sieht ein­fach immer gut aus“), die­ser („Der makel­lo­se Kör­per ist Rihan­na extrem wich­tig“), die­ser („Denn eigent­lich ist sie doch so schön“) oder die­ser („Rihan­na hat eine vol­le Ober­wei­te, die sie ger­ne zur Schau trägt“).

Nur auf die­ses legen­dä­re Bild hat „RP Online“ dies­mal ver­zich­tet:

...und der Popo (s. Pfeil) im kurzen Kleidchen werden stolz präsentiert.

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Zitatenstrauß: Malte Welding

Ich habe Syl­vie van der Vaart am Sams­tag eini­ge Minu­ten bei Wet­ten, dass… gese­hen und mich gefragt, ob Gleich­be­rech­ti­gung nicht erst erreicht ist, wenn es end­lich Män­ner gibt, die dafür berühmt sind, dass sie mit einer Sport­le­rin ver­hei­ra­tet sind, sich chro­nisch unter­be­klei­den, dafür aber grin­sen, als hät­ten sie einen Clown, der mit Kich­erb­sen groß­ge­zo­gen wur­de, ver­speist. Wenn so ein Mann dann dafür gefei­ert wird, dass es ihm gelingt, anstren­gen­de Fri­seur­be­su­che UND Kin­der­er­zie­hung zu ver­bin­den, brau­chen wir kei­ne Frau­en­quo­ten mehr.

Mal­te Wel­ding bei Spree­blick über Syl­vie van der Vaart Schön­heit.

[Zita­ten­strauß, die Serie]

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Digital

Missglückte Produktnamen (Teil 712)

Forher - Lifestyle für Sie.

Von den Erfin­dern von „Fiel­leicht“, „Fer­gnü­gen“ und „Vrü­her“.

[via Horizont.net]

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Musik

Gar nicht nachdenken, so

Die Band Pan­da („Hit“: „Jeht Kacken“) steht nicht unbe­dingt ganz oben auf mei­ner Lis­te „Gute Nach­wuchs­bands aus Deutsch­land“. Sie steht nicht mal in der Mit­te mei­ner Lis­te „Mit­tel­gu­te Nach­wuchs­bands aus Ber­lin“. In Wahr­heit steht sie auf kei­ner sol­chen Lis­te, weil ich gar kei­ne füh­re.

Des­halb kom­men mir media­le Erwäh­nun­gen von Pan­da eher ver­se­hent­lich unter, so wie vor­hin, als ich per ICQ auf ein höchst ver­gnüg­li­ches Video auf­merk­sam gemacht wur­de, das das Jugend­ma­ga­zin „Flu­ter“ im ver­gan­ge­nen Dezem­ber mit Pan­da gedreht hat.

Dre­hen Sie ihre PC-Boxen etwas lau­ter (der Ton ist sehr lei­se) und … äh … hören Sie ein­fach zu:

[Direkt­link]

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Gesellschaft

Im Stechschritt in den Fettnapf

Ich woll­te nichts mehr über Eva Her­man schrei­ben, wirk­lich nicht. Die Frau war für mich unter DBDDHKPUAKKU1 ein­sor­tiert und ich woll­te zum Tages­ge­schäft über­ge­hen. Doch dann stol­per­te ich bei den Ost­hes­sen News über einen Ton­mit­schnitt ihrer Rede beim Forum Deut­scher Katho­li­ken, die ja auch schon für etwas Wir­bel gesorgt hat­te.

Um nicht als bös­wil­lig, sinn­ent­stel­lend und gleich­ge­schal­tet zu gel­ten, habe ich mir mit den Zäh­nen in der Tisch­plat­te die gan­ze Rede ange­hört. Danach wuss­te ich zumin­dest, war­um sie bei Ker­ner nicht auf die Argu­men­te der ande­ren Gesprächs­part­ner ein­zu­ge­hen ver­moch­te: Sie woll­te gera­de ihre Rede vom Wochen­en­de aus­wen­dig auf­sa­gen und war nicht auf Impro­vi­sa­tio­nen ein­ge­stellt.

Aus der Rede wird eines deut­lich, noch deut­li­cher als aus ihrem Auf­tritt bei Ker­ner: Eva Her­man wird nie als gro­ße Rhe­to­ri­ke­rin in die Geschich­te ein­ge­hen. Da beschwert sie sich erst, ein Halb­satz von ihr sei falsch und sinn­ent­stel­lend zitiert wor­den und sie wür­de ja eh immer schnell in die rech­te Ecke gerückt, und dann sagt sie allen Erns­tes Sät­ze wie die­se:

„Wir mar­schie­ren im Stech­schritt durch einen anstren­gen­den All­tag vol­ler Wider­sprü­che. Wir seh­nen uns ver­zwei­felt nach Gebor­gen­heit, Heim und Fami­lie, und kämp­fen täg­lich unser ein­sa­mes Gefecht in der männ­lich gepräg­ten Arbeits­welt.“

„Mar­schie­ren“! „Im Stech­schritt“! „Ein­sa­mes Gefecht“! Wer auch immer der Frau sei­nen Meta­phern-Duden gelie­hen hat: Er soll­te ihn schnells­tens zurück­for­dern.

Kei­ne zwei Minu­ten spä­ter:

„Sofern jemand das Wort erhebt und sich für die­se Wer­te ein­setzt, wird er bom­bar­diert, es wird Nazi­lob in ihn pro­je­ziert und gleich­zei­tig wird er als Sym­pa­thi­sant die­ser Ideo­lo­gie öffent­lich ver­ur­teilt.“

Er wird „bom­ba­diert“? Ja hal­lo, geht’s denn noch? Muss sich eine Frau, der die brau­ne Kacke nur so am Schuh klebt, denn auch noch hin­stel­len und aus dem rie­si­gen Strauß sprach­li­cher Bil­der aus­ge­rech­net die­je­ni­gen her­aus­pi­cken, auf denen „Explo­si­ve devices, do not touch“ steht?

Ali­ce Schwar­zer bezeich­net sie als „Chef-Femi­nis­tin“, die mit­ver­ant­wort­lich sei für eine der „bei­spiel­lo­ses­ten Abtrei­bungs­kam­pa­gnen auf die­ser Erde“ und man freut sich, dass man sich an dem Super­la­tiv der Bei­spiel­lo­sig­keit fest­bei­ßen kann und gar nicht erst auf die inhalt­li­che Ebe­ne hin­un­ter­klet­tern muss.

Frau Her­man fürch­tet allen Erns­tes, dass „wir“ aus­ster­ben und ange­sichts der immer schnel­ler wach­sen­den Welt­be­völ­ke­rung müss­te sie sich eigent­lich fra­gen las­sen, wer zum Hen­ker denn da aus­ster­ben soll. Sie kann von Glück reden, dass gera­de kein böser, gleich­ge­schal­te­ter Jour­na­list vor­bei­kam, der ihr zyni­scher­wei­se „das deut­sche Volk“ unter­stel­len woll­te.

Bald sieht sie sich und die Ihri­gen gar ver­folgt und spä­tes­tens in die­sem Moment wäre ich wohl auf­ge­sprun­gen und hät­te sie los­ge­schickt, mal fünf Minu­ten mit jeman­dem zu reden, der wirk­lich ver­folgt wur­de oder wird. Egal ob im Drit­ten Reich, in der DDR oder in Chi­na.

Noch was rich­tig unglück­lich For­mu­lier­tes? Bit­te­schön:

„Die Sta­tis­ti­ken, die ernüch­ternd sind, die Dis­kus­si­on, die Ursa­chen und die Fol­gen der heu­ti­gen Kin­der­lo­sig­keit wer­den mich auch wei­ter­hin dazu bewe­gen, die­se Dis­kus­si­on zu füh­ren – da hilft auch kein Berufs­ver­bot.“

„Berufs­ver­bot“?! Nee, sicher: Gab’s auch alles schon vor den Nazis und hin­ter­her natür­lich auch. Zum Bei­spiel für die viel­ge­schol­te­nen Acht­und­sech­zi­ger.

In den USA wür­de man spä­tes­tens hier den Umstand beto­nen, wie toll es doch sei, in einem frei­en Land leben zu kön­nen, wo jeder frei spre­chen kön­ne – auch Eva Her­man. Und viel­leicht soll­te man wirk­lich mal die Gold­waa­ge weg­pa­cken, die sprach­li­che Ebe­ne auf der eh nichts mehr zu holen ist, ver­las­sen und sich dem Inhalt­li­chen zuwen­den.

So erzählt Eva Her­man die Geschich­te, wie sehr die Geburt ihres Kin­des ihr Leben ver­än­dert habe, und wie unver­ein­bar Fami­lie für sie plötz­lich mit einem Beruf schien. Man glaubt ihr das ja, man ahnt, dass man hier ganz nah dran ist an dem Knacks, den die­se Frau irgend­wann mal erlit­ten haben muss. Nur schließt sie dabei wie so oft von ihrer per­sön­li­chen Erfah­rung auf ande­re und selbst, wenn ihr statt 700 Katho­li­ken 700.000 zuge­ju­belt hät­ten, wür­den mir immer noch genug Frau­en ein­fal­len, die Beruf und Fami­lie unter einen Hut bekom­men haben – offen­bar ohne dar­an zu zer­bre­chen.

Man soll­te ihre Mei­nung und vor allem ihren Glau­ben respek­tie­ren, soll­te sie bemit­lei­den für die Kar­rie­re, die sie tra­gi­scher­wei­se gemacht hat, und sie beglück­wün­schen dafür, dass sie für sich die „Wahr­heit“ ent­deckt hat – so, wie man jedem Men­schen wünscht, dass er nach sei­ner Fas­son glück­lich wer­de. Aber sie macht es einem so schwer, indem sie ihre Ansich­ten als unum­stöß­li­che Fak­ten dar­stellt, das Sin­gle­da­sein als unvoll­ende­ten Schöp­fungs­wil­len betrach­tet und in einer Tour von einem „Wir“ spricht, ohne je zu sagen, wer das sein soll: Alle Frau­en, alle kon­ser­va­ti­ven Frau­en, alle para­no­iden Ex-Fern­seh­mo­de­ra­to­rin­nen?

Eva Her­mans Welt­sicht ist eine der­art ver­quas­te­te Melan­ge aus Kapi­ta­lis­mus­kri­tik, Schöp­fungs­leh­re und Fort­schritts­feind­lich­keit, dass ich mir dage­gen wie ein neo­li­be­ra­ler Athe­ist vor­kom­me – und so will ich mich nie wie­der füh­len. Fast wäre man geneigt zu sagen, sie habe einen Urknall, wenn man sich nicht sicher sein könn­te, dass sie genau den nicht hat.

1 Doof bleibt doof, da hel­fen kei­ne Pil­len und auch kei­ne kal­ten Umschlä­ge.

Nach­trag 13:14 Uhr: Irgend­wie scheint der gan­ze The­men­kom­plex ver­un­glück­te Meta­phern regel­recht anzu­zie­hen. Dies­mal ist es Franz Josef Wag­ner, der Ker­ner vor­wirft, mit Her­man über­haupt über das The­ma Natio­nal­so­zia­lis­mus gespro­chen zu haben.

Mit die­sen Wor­ten:

Das Mons­ter Hit­ler sprengt unse­re Tafel­run­de.

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Rundfunk Gesellschaft

Das Ende der Herman-Schlacht

Manch­mal bin ich doch über­rascht von der Schnel­lig­keit eines öffent­lich-recht­li­chen Sen­ders.

Da schreibt das „Ham­bur­ger Abend­blatt“ am Frei­tag als ein­zi­ge anwe­sen­de Zei­tung dar­über, dass Eva Her­man bei der Prä­sen­ta­ti­on ihres neu­en Buches „Das Prin­zip Arche Noah“ die „Wert­schät­zung der Mut­ter“ im Natio­nal­so­zia­lis­mus als „sehr gut“ bezeich­net habe (mehr zur „rela­tiv ein­ge­schränk­ten“ Wert­schät­zung der Mut­ter bei den Nazis gibt’s bei wirres.net) und schon am Sonn­tag ver­mel­det „Welt Online“ Voll­zug:

Vol­ker Her­res, NDR-Pro­gramm­di­rek­tor Fern­se­hen, sag­te: „Frau Her­mans schrift­stel­le­ri­sche Tätig­keit ist aus unse­rer Sicht nicht län­ger ver­ein­bar mit ihrer Rol­le als Fern­seh­mo­de­ra­to­rin und Talk-Gast­ge­be­rin. Dies ist nach ihren Äuße­run­gen anläss­lich einer Buch­prä­sen­ta­ti­on in der ver­gan­ge­nen Woche deut­lich gewor­den.“

Im Gegen­satz zu 3,7 Mil­lio­nen ande­ren Arbeits­lo­sen in Deutsch­land wird Frau Her­man auch ohne ihren Pos­ten als freie NDR-Mit­ar­bei­te­rin gut ver­die­nen, denn ver­mut­lich wird gera­de die­se Geschich­te den Erfolg ihres Buches noch wei­ter vor­an­trei­ben.1 Trotz­dem fin­de ich es beru­hi­gend, dass Per­so­nen, die der­art unre­flek­tiert über die Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus spre­chen, nicht wei­ter durch Fern­seh­ge­büh­ren finan­ziert wer­den.

[via Pott­blog]

1 Auch wenn ich glau­be, dass ihre Bücher mehr gekauft und weni­ger gele­sen wer­den.