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Musik

Listenpanik 07/​08

Die Ankün­di­gun­gen, was für Alben in die­sem Jahr noch so alles erschei­nen sol­len, machen mir ein biss­chen Angst. Im August geht’s los und es wird erst zur gro­ßen Best-Of-Live-und-Rari­tä­ten-Wel­le im Dezem­ber nach­las­sen. Davor lag aber noch der Juli, der jetzt nicht soooo viel Alben und Songs ange­spült hat, dafür aber eini­ge rich­tig gute. Und für zwei gewohnt sub­jek­ti­ve und unvoll­stän­di­ge Top-Five-Lis­ten reicht das alle­mal:

Alben
1. She & Him – Volu­me One
Die übli­chen Kli­scheesät­ze über sin­gen­de Schau­spie­le­rin­nen (inkl. Ver­weis auf „Ban­dits“) kön­nen Sie sich ja selbst aus­den­ken: „She“ ist Zooey Descha­nel, die Sie aus „Almost Famous“, „Per Anhal­ter durch die Gala­xis“ oder der drit­ten Staf­fel von „Weeds“ ken­nen, „Him“ ist M. Ward, einer der ganz Gro­ßen im US-Indie-Folk. Fräu­lein Descha­nel singt aber nicht nur gut, sie spielt auch eini­ge Instru­men­te und hat fast alle Songs selbst geschrie­ben. Her­aus­ge­kom­men ist ein char­man­tes Album zwi­schen Folk und Six­ties Pop, für des­sen per­fek­te Rezep­ti­on sich irgend­wie Cabrio­fahr­ten durch wei­te Land­schaf­ten anbie­ten.

2. The Hold Ste­ady – Stay Posi­ti­ve
Ich muss ja zuge­ben, dass ich bis zu die­sem Jahr noch nie von The Hold Ste­ady gehört hat­te. Aber irgend­wie tauch­ten sie dann in allen von mir kon­su­mier­ten Musik­me­di­en auf und die CD stand an pro­mi­nen­ten Stel­len im Laden. Die Band kommt aus Brook­lyn, NY und sieht sich mit ihrer Rock­mu­sik in der Tra­di­ti­on von Hüs­ker Dü und Bruce Springsteen. Außer­dem klingt’s für mei­ne Ohren noch nach The Clash, R.E.M. und Ben Folds Five und da sehen Sie sehr schnell, war­um mir das Album gefällt. Eigent­lich han­delt es sich um 14 Pop­songs, die aber unter einer leich­ten Schmutz­schicht aus über­dreh­ten Gitar­ren ver­steckt sind – bis auf die Stel­len, wo sich die Schmutz­schicht löst und dar­un­ter zum Bei­spiel ein Harp­s­ichord (oder ein ähn­lich baro­ckes Instru­ment) zum Vor­schein kommt. Stel­len Sie sich die Coun­ting Crows zu „August And Ever­y­thing After“-Zeiten und Weezer zu „Pinkerton“-Zeiten gemein­sam auf einem Album vor und Sie sind nah dran. Ach, hören Sie es sich ein­fach an!

3. Black Kids – Par­tie Trau­ma­tic
Und schon wie­der so eine Indie­band. Was die Black Kids von den meis­ten ande­ren Bands, die in die­ser Serie schon zu Gast waren und längst wie­der ver­ges­sen sind, unter­schei­det ist die Tat­sa­che, dass sie aus Flo­ri­da kom­men. Ihr Debüt­al­bum haben sie aber unter der Regie von Ber­nard But­ler in Groß­bri­tan­ni­en auf­ge­nom­men, wes­we­gen sie auch eher bri­tisch klin­gen (ver­mut­lich taten sie das auch vor­her schon, aber so kommt eins zum ande­ren). „Par­tie Trau­ma­tic“ hat einen Über­hit („I’m Not Going To Teach Your Boy­fri­end How To Dance“, s.u.) auf der Haben­sei­te und ver­fügt über neun wei­te­re char­man­te Indiepop­schla­ger. In einem hal­ben Jahr ver­ges­sen, aber heu­te genau das rich­ti­ge.

4. Dir­ty Pret­ty Things – Romance At Short Noti­ce
Carl Barât ist der Paul McCart­ney der Liber­ti­nes: der net­te, weni­ger ver­rück­te, der ohne die komi­sche Frau. Eben nicht Pete Doh­erty. Und so, wie ich vie­les von McCart­ney bes­ser fand als die Len­non-Sachen, mag ich auch die Dir­ty Pret­ty Things mehr als die Babysham­bles. Auf ihrem zwei­ten Album klin­gen sie nach Mad­ness, The Clash und dann mal wie The Kooks in span­nend. Oder: etwas span­nen­der.

5. Beck – Modern Guilt
Sei­en wir ähn­lich: Beck lebt (ein biss­chen wie Oasis) von dem Ruf, eini­ge der bes­ten Alben der Neun­zi­ger auf­ge­nom­men zu haben. Nach dem phan­tas­ti­schen „Sea Chan­ge“ vor sechs Jah­ren kamen zwar zwei Stu­dio­al­ben und ein Remix­al­bum, aber die klan­gen irgend­wie so, wie Beck halt klingt. Was bei Oasis nicht wei­ter ins Gewicht fällt, ist bei einem wie Beck schon fata­ler – immer­hin war sein Sound mal inno­va­tiv und neu. Vor die­sem Hin­ter­grund sind dann auch die Songs, die man vor zehn Jah­ren ver­mut­lich urst cool gefun­den hät­te, heu­te eher noch okay. Aber weil ich im Juli nicht so vie­le neue Alben gehört habe, soll’s mal gera­de noch für die Lis­te rei­chen.

Songs
1. Black Kids – I’m Not Going To Teach Your Boy­fri­end How To Dance
Offen­bar soll es jetzt jedes Jahr den gro­ßen The-Cure-Gedächt­nis­hit geben. Was letz­tes Jahr den Shout Out Louds gelang, ist die­ses Jahr den Black Kids vor­be­hal­ten. Was für eine rie­si­ge Indie-Hym­ne, die jede Tanz­flä­che zum Bers­ten brin­gen dürf­te!

2. She & Him – This Is Not A Test
Wären die Beach Boys die Beach Girls gewe­sen, hät­ten sie so geklun­gen: „Baaaaaaaa“, gepfleg­tes Geschun­kel und ein Hauch von Melan­cho­lie hin­ter dem som­mer­li­chen Froh­mut. Der ver­mut­lich bes­te Song auf einem tol­len Album (s.o.)

3. Get Cape. Wear Cape. Fly – Wai­ting For The Mons­ter To Drown
Bei Get Cape. Wear Cape. Fly steht für mich das Album irgend­wie immer über den Songs. Vom Debüt könn­te ich kaum ein ein­zel­nes Lied benen­nen, das Gesamt­kunst­werk Album über­strahlt alles. Aber beim Wie­der­hö­ren des zwei­ten Albums (s. Lis­ten­pa­nik 03/​08) muss­te ich fest­stel­len, dass „Wai­ting For The Mons­ter To Drown“ ein Ham­mer­song ist. Big­beat, Strei­cher und „Baba“-Chöre, so schreibt man Hits. Also ein­fach: noch mal rein­hö­ren, Wahn­sinns­song!

4. Weezer – Heart Songs
Ange­regt durch die­sen Kom­men­tar habe ich mich dann doch noch mal näher mit der roten Weezer-Plat­te beschäf­tigt und sie­he da: „Heart Songs“. Nicht unbe­dingt ein ein­gän­gi­ger Rock­song, aber ein unglaub­lich anrüh­ren­der. Rivers Cuo­mo arbei­tet sämt­li­che Ein­flüs­se von Cat Ste­vens über Bruce Springsteen bis zur Erwe­ckung durch Nir­va­na und den Start der eige­nen Kar­rie­re ab und jeder Mensch, des­sen Ado­les­zenz durch Rock­mu­sik geprägt war (also unge­fähr jeder Mensch), weiß, wovon der Mann singt.

5. Fotos – Explo­die­ren
Von Fotos krie­ge ich irgend­wie immer nur die Sin­gles mit. Vor zwei Jah­ren zum Bei­spiel das gigan­ti­sche „Gigan­ten“, die­ses Jahr eben „Explo­die­ren“. Ein biss­chen Peter­Licht, ein biss­chen Ster­ne, ein biss­chen Super­punk. Ein sym­pa­thi­scher klei­ner Rock­song, in jedem Fall bes­ser als Madsen (was aller­dings auch ein ziem­li­cher Gemein­platz ist).

[Lis­ten­pa­nik – Die Serie]

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Musik

Listenpanik 03/​08

Das hat ja lan­ge genug gedau­ert: Bevor es Mai wird und ich zwei Lis­ten in Rück­stand gera­te, habe ich ein­fach ein biss­chen gewür­felt, was im März in den Top-Five-Lis­ten lan­den soll. Die Ergeb­nis­se sind wie immer streng sub­jek­tiv und wer­den schon mor­gen wie­der bereut. Trotz­dem viel Spaß damit!

Alben
1. Lightspeed Cham­pi­on – Fal­ling Off The Laven­der Bridge
Auf der Lis­te der unwahr­schein­lichs­ten Acts recht weit vor­ne: ein Bri­te, der frü­her bei den Test Ici­c­les, einer der außer­ge­wöhn­lichs­ten Bands die­ses Jahr­zehnts, gespielt hat, nimmt mit Indie-Folk-Erfolg­pro­du­zent Mike Mogis (Bright Eyes, Cur­si­ve, Riol Kiley, …) eine Indie-Rock-Folk-Coun­try-Alter­na­ti­ve-Plat­te auf. Noch dazu eine ganz wun­der­ba­re, die nach ame­ri­ka­ni­scher Prä­rie und ver­las­se­nen Klein­städ­ten klingt. Das kann man sich alles kaum vor­stel­len, das muss man sich anhö­ren.

2. R.E.M. – Acce­le­ra­te
Ja ja, R.E.M. gehen zurück zu ihren Wur­zeln, erfin­den sich neu, rha­bar­ber­rha­bar­ber. R.E.M. klin­gen natür­lich immer nach R.E.M., egal, wie lang die Songs und wie hoch die BPM-Zahl ist – dafür sorgt schon Micha­el Sti­pe, der sich auch dies­mal wie­der viel Mühe gibt, den ohne­hin kryp­ti­schen Tex­ten durch geziel­te Ver­nu­sche­lung noch eine wei­te­re Bedeu­tungs­ebe­ne zu geben. Bei R.E.M. bin ich so unkri­tisch und so sehr Fan wie bei kaum einer ande­ren Band (neben Oasis, Tra­vis und Manics), von daher fin­de ich „Acce­le­ra­te“ eh toll. Natür­lich wie­der­holt man sich nach 28 Jah­ren Band­ge­schich­te das eine oder ande­re Mal in Gitar­ren­läu­fen und Melo­die­bö­gen, aber auch in „wie­der rockig“ sind R.E.M. gut und mög­li­cher­wei­se sogar immer noch rele­vant.

3. Fet­tes Brot – Strom Und Drang
Mein ers­tes ech­tes deutsch­spra­chi­ges Hip-Hop-Album (Fan­ta 4 unplug­ged zählt ja nicht so rich­tig). Es ist laut, es ist heiß, es ist Sams­tag­nacht. „Strom Und Drang“ ist ein klu­ges, gewitz­tes Album mit gro­ßen Hym­nen und klei­nen Mör­der­bal­la­den. Wenn Beden­ken­trä­ger beim Wort Hip-Hop mal an Fet­tes Brot statt an Bushi­do den­ken wür­den, wäre schon viel gewon­nen.

4. Gre­gor Meyle – So Soll Es Sein
Man muss Ste­fan Raab dank­bar sein, dass er sei­ne klei­ne, fei­ne Cas­ting­show „SSDSDSSWEMUGABRTLAD“ gestar­tet hat. Die Musik von Gre­gor Meyle, der dort den zwei­ten Platz beleg­te, muss­te an die Öffent­lich­keit, hät­te das aber (und das zeigt, wie belie­big das Musik­ge­schäft mit­un­ter ist) aus eige­ner Kraft viel­leicht nie geschafft. Musi­ka­lisch liegt „So Soll Es Sein“ ganz nah bei Howie Day, Cary Brot­hers oder John May­er und auch text­lich ste­hen die sehr per­sön­li­chen Songs ihren US-Vor­bil­dern in nichts nach – auf deutsch klingt es halt nur schnell mal schla­ge­resk. Trotz­dem ist „So Soll Es Sein“ ein sehr schö­nes Album, mit dem Gre­gor Meyle die Lücke beset­zen dürf­te, die im Spek­trum deutsch­spra­chi­ger Musik zwi­schen Tom Liwa und Her­bert Grö­ne­mey­er klafft.

5. Get Cape. Wear Cape. Fly – Sear­ching For The Hows And Whys
Gut ein Jahr, nach­dem das groß­ar­ti­ge Debüt in Deutsch­land erschien, kommt schon der Nach­fol­ger. Sam Duck­worth ist nicht mehr ganz so allei­ne mit sei­ner Akus­tik­gi­tar­re und sei­nem Drum­com­pu­ter, die Arran­ge­ments klin­gen mit Band sat­ter und pop­pi­ger, ansons­ten bleibt alles beim Alten: wun­der­schö­ne Songs mit klu­gen Tex­ten, gro­ße Ges­ten und klei­ne Über­ra­schun­gen. Ob „Sear­ching For The Hows And Whys“ mit „The Chro­nic­les Of A Bohe­mi­an Teen­ager“ mit­hal­ten kann, wird erst der Lang­zeit­ein­satz im MP3-Play­er zei­gen. Im Moment deu­tet aber vie­les dar­auf hin.

Songs
1. The Ting Tings – Gre­at DJ
Ein Mann, eine Frau, eine Gitar­re, ein Schlag­zeug. Nicht ori­gi­nell, sagen Sie? Na ja, ers­tens ist die Auf­tei­lung bei den Ting Tings genau anders­rum als bei den White Stripes, zwei­tens kom­men die Bei­den aus Eng­land und drit­tens hei­ßen die musi­ka­li­schen Ein­flüs­se bei ihnen Dis­co, Post­punk und was­wei­ßich­noch. „Gre­at DJ“ ist ein sym­pa­thi­scher Ham­mer von Tanz­bo­den­fül­ler und steht auf der vor­läu­fi­gen Lis­te mei­ner Hits des Jah­res sehr weit oben.

2. Fet­tes Brot – Lie­ber Ver­bren­nen Als Erfrie­ren
Will man von Mitt­drei­ßi­gern wirk­lich hören, wie es ist, jung und frei zu sein? Wenn es Fet­tes Brot sind und so klingt: Auf jeden, Alter! Die Rave-Hip-Hop-Vari­an­te von „Live Fore­ver“ ist eine über­le­bens­gro­ße Hym­ne, für deren stan­des­ge­mä­ße Wie­der­ga­be man sogar kurz über den Erwerb eines Cabri­os mit Rie­sen-Sound­sys­tem nach­den­ken soll­te.

3. Lüt­zen­kir­chen – 3 Tage Wach
Darf man einen Track, der bei „Poly­lux“ gespielt wird, über­haupt noch gut fin­den? Ist es dann nicht defi­ni­tiv zu spät? „3 Tage Wach“ könn­te das „D.A.N.C.E.“ des Jah­res 2008 wer­den, der Kon­sens-Elek­tro-Par­ty-Schla­ger. Die Pha­se, in der man den Song nicht mehr „doof“ und noch nicht „lang­wei­lig“ fin­det, könn­te kurz sein, aber, hey: druff, druff, druff, druff, druff!

4. Gre­gor Meyle – Irgend­wann
Die Qua­li­tä­ten des Albums „So Soll Es Sein“ hat­te ich ja wei­ter oben schon zusam­men­ge­fasst. Kon­zen­triert kann man das alles in „Irgend­wann“ hören, einem Lied, das ich mir als gro­ßen Hit für einen hof­fent­lich schö­nen Som­mer wün­sche.

5. The Last Shadow Pup­pets – The Age Of The Under­state­ment
Alex Tur­ner (Arc­tic Mon­keys) und Miles Kane (The Ras­cals) woll­ten mal unab­hän­gig von ihren Haupt­bands musi­zie­ren und grün­de­ten The Last Shadow Pup­pets. „The Age of The Under­state­ment“ ist eine wahn­wit­zi­ge Kom­bi­na­ti­on aus Spa­ghet­ti-Wes­tern-Musik und Schwarz­meer-Kosa­ken-Chö­ren. Oft kann man sich sowas auch nicht anhö­ren, aber schön isses schon.

[Lis­ten­pa­nik – Die Serie]

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Musik Digital

In eigener Sache

Eigent­lich woll­te ich schon längst die belieb­te Serie „Lis­ten­pa­nik“ mit den Alben und Songs des Monats März fort­ge­setzt haben. In die­sem Monat erschien aber der­art viel, dass ich noch nicht dazu gekom­men bin, alles zu hören – außer­dem befin­den sich die poten­ti­el­len Lis­ten­kan­di­da­ten Get Cape. Wear Cape. Fly und Gre­gor Meyle noch irgend­wo in der Post.

Zur Über­brü­ckung ver­ra­te ich Ihnen aber schon mal, was ver­mut­lich der Song des Monats März wer­den wird: „Gre­at DJ“ von The Ting Tings.

[Ich hät­te das Video ger­ne direkt ein­ge­bet­tet, aber das scheint Colum­bia grund­sätz­lich nicht zu wol­len. Die­ses böse, böse Inter­netz halt.]

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Musik

Listenpanik: Alben 2007

So ein Jahr geht ja dann doch schnel­ler zu Ende als man denkt: Zwar ist es irgend­wie absurd, noch vor Sil­ves­ter zurück­zu­bli­cken, aber unse­re hek­ti­sche, durch­or­ga­ni­sier­te Welt lässt sich von Logik nicht auf­hal­ten. Des­halb habe ich nach den Songs (bei denen ich am liebs­ten schon wie­der mit­tel­gro­ße Kor­rek­tu­ren vor­neh­men wür­de) jetzt mei­ne Alben des Jah­res 2007 sor­tiert, abge­packt und nie­der­ge­schrie­ben.

Zwar hat­te ich nach der Lek­tü­re der Jah­res­rück­schau im „Musik­ex­press“, des­sen Posi­ti­on als letz­tes von mir gele­se­nes Papier­ma­ga­zin damit auch stark ins Wan­ken gera­ten ist, kei­ne gro­ße Lust mehr, über die­ses mir plötz­lich belie­big und unspan­nend erschei­nen­de Musik­jahr zu schrei­ben, aber dann beguck­te ich mein CD-Regal und dach­te: „Jetzt erst recht!“

Und weil so vie­le Künst­ler auch in der Song-Lis­te ver­tre­ten waren, hab ich mir als Anspiel­tipps für die Alben mal ande­re Stü­cke aus­ge­sucht.

1. Bloc Par­ty – A Weekend In The City
Wo anfan­gen? Viel­leicht mit dem Erstau­nen dar­über, dass Bloc Par­ty ihr Erst­werk top­pen konn­ten. Oder doch damit, dass kein Pop-Album der letz­ten fünf Jah­re einen bes­se­ren Span­nungs­bo­gen hat­te? Mit der groß­ar­ti­gen Mischung aus Hoff­nung und Resi­gna­ti­on, Poli­tik und Lie­be, Tanz­bo­den und Kuschel­ecke? Die tol­len Rhyth­men loben, die wun­der­ba­ren Gitar­ren, die ast­rei­ne Pro­duk­ti­on von Jack­kni­fe Lee oder die über allem thro­nen­de Stim­me von Kele Oke­re­ke?
Bull­shit: Wenn einen ein Album am 30. Dezem­ber noch so begeis­tert wie am 2. Febru­ar, dann ist es wohl das Album des Jah­res.
Anspiel­tipp: „Sun­day“

2. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chro­nic­les Of A Bohe­mi­an Teen­ager
Ken­nen Sie Sam Duck­worth? Ich muss­te den Namen auch gera­de erst mal wie­der nach­schla­gen. Aber sei­ne Band Get Cape. Wear Cape. Fly soll­ten Sie ken­nen. So außer­ge­wöhn­lich, dass mir dazu nur so sinn­lo­se Beschrei­bun­gen wie „Akus­ti­ke­molek­tro“ ein­fal­len. Klingt tau­send­mal tol­ler als es sich anhört. Ein biss­chen froh bin ich aber schon, dass das Album erst nach den gro­ßen Sinn­kri­sen mei­ner Teen­ager-Jah­re erschie­nen ist.
Anspiel­tipp: „War Of The Worlds“

3. Kili­ans – Kill The Kili­ans
Es wäre eine schö­ne Gele­gen­heit, mit die­ser 35. Erwäh­nung der Band in die­sem Blog eine klei­ne dies­be­züg­li­che Pau­se ein­zu­le­gen. Ich glau­be, es ist schon alles gesagt, gesun­gen und gefilmt wor­den. Aber toll ist die Plat­te immer noch
Anspiel­tipp: „Some­thing To Arri­ve“

4. Stars – In Our Bed­room After The War
Die­se Kana­di­er: 33 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, von denen etwa die Hälf­te in jeweils min­des­tens zwei Bands musi­ziert. Nicht alle sind so erfolg­reich wie Bryan Adams und Avril Lavi­gne, aber auch nicht alle machen so schlech­te Musik. Stars machen zum Bei­spiel ganz wun­der­ba­ren Indiepop, der zwi­schen Kon­zert­saal und Dis­co schwankt und sich mit gro­ßer Freu­de gleich­zei­tig bei The Smit­hs, Bee Gees und Phil Spec­tor bedient. Toll!
Anspiel­tipp: „Take Me To The Riot“

5. Shout Out Louds – Our Ill Wills
Das sel­be in grün schwe­disch. The Cure statt The Smit­hs und Abba statt Bee Gees, sonst aber genau­so gelun­ge­ner Indiepop wie bei Stars. Die Shout Out Louds lie­fer­ten mit „Tonight I Have To Lea­ve It“ mei­nen Song des Jah­res und sind auch bei den Alben wie­der ganz vor­ne mit dabei.
Anspiel­tipp: „Par­ents Livin­g­room“

6. The Wea­k­erthans – Reuni­on Tour
Schon wie­der Kana­di­er. Na ja, das Land habe ich ja oben schon aus­führ­lichst *hüs­tel* vor­ge­stellt, da freu­en wir uns lie­ber noch ein paar Zei­len über die­ses tol­le Album und wun­dern uns, dass kein Song in mei­ner Jah­res­bes­ten­lis­te gelan­det ist. Pein­lich, pein­lich. Wie’s klingt? Na ja, wenn ich jetzt wie­der „Indiepop“ schrei­be, glaub ich es mir ja lang­sam sel­ber nicht mehr. „Toll“ war auch schon zu oft, dann klingt es halt ein­fach so, wie ein Wea­k­erthans-Album im Jahr 2007 klin­gen soll­te. Logik­schlei­fe geschlos­sen, Zei­len gefüllt!
Anspiel­tipp: „Civil Twi­light“

7. Tra­vis – The Boy With No Name
Ja, gut: Ich bin Fan, Tra­vis wer­den wohl nie ein Album machen, das ich wirk­lich doof fin­de. Viel­leicht war es des­halb der doch eher irgend­wie ein biss­chen ent­täu­schen­de Vor­gän­ger „12 Memo­ries“, der mich „The Boy With No Name“ umso mehr mögen ließ. Aber was will man machen? Jede Men­ge schö­ne Melo­dien mit klu­gen Tex­ten, viel mehr braucht’s halt auch nicht für ein gutes Album.
Anspiel­tipp: „Col­der“

8. Toco­tro­nic – Kapi­tu­la­ti­on
Toco­tro­nic sind ein­fach mit jedem Album gut. Viel­leicht nicht so gut, dass man „Kapi­tu­la­ti­on“ gleich kra­kee­lend zum Album des Jah­res ernen­nen und der Band eine Vor­rei­ter­stel­lung in Wasauch­im­mer unter­stel­len muss, aber eben schon bes­ser als jedes ande­re deutsch­spra­chi­ge Album in die­sem Jahr. Freu­en wir uns auch auf das nächs­te Album und hof­fen, dass es nicht aus­ge­rech­net in einem Jahr mit den neu­en Wer­ken von Ele­ment Of Crime und Tom­te erscheint, was zu einem unnö­ti­gen Show­down füh­ren wür­de.
Anspiel­tipp: „Ver­schwör dich gegen dich“

9. The Wom­bats – A Gui­de To Love, Loss & Despe­ra­ti­on
Ja, was machen die denn da? Ich woll­te doch nie mehr „jun­ge fre­che bri­ti­sche Bands“ hören. Sie ste­hen mir sowas von bis hier, dass ich das zwei­te Arc­tic-Mon­keys-Album bis heu­te nicht gehört habe. Ein Feh­ler? Mir egal. Ich hab ja The Wom­bats und die sind bes­ser als alle ande­ren Bands, die ich alle nicht ken­ne.
Anspiel­tipp: „Kill The Direc­tor“

10. Under­world – Obli­vi­on With Bells
Ber­lin, Fried­rich­stra­ße. Okto­ber, Abend, Regen. Under­world machen aus dem Tou­ris­ten­tram­pel­pfad vor­bei an Luxus­kauf­häu­sern für ein, zwei Momen­te New York. Ralph Fien­nes wird in einem Auto an mir vor­bei gezo­gen. Alles fühlt sich so urban an – und das liegt ver­dammt­noch­mal nicht an der „Arm, aber sexy“-Metropole, son­dern an die­sem atem­be­rau­bend guten Elek­tro-Album.
Neu­lich sah ich das Video zu „Beau­tiful Burn­out“ im Fern­se­hen (GoTV, natür­lich): Über acht Minu­ten, über­haupt nicht welt­städ­tisch, son­dern klein, bil­lig, schmud­de­lig. Und trotz­dem hat­te ich wie­der ein Gefühl wie auf dem Gip­fel der Welt.
Anspiel­tipp: „Beau­tiful Burn­out“

11. The Blood Arm – Lie Lover Lie
Wie man sich mei­ne Gunst erspielt: Kla­vier neh­men, drauf­hau­en, semi-alber­ne Tex­te mehr­stim­mig anstim­men. So sind Ben Folds Five damals mei­ne Lieb­lings­band gewor­den, so ähn­lich haben sich The Blood Arm einen Platz in mei­ner Lis­te erkämpft.
Anspiel­tipp: „The Cha­sers“

12. Jus­ti­ce – †
Es ist mir bei­na­he unan­ge­nehm, die­se Plat­te zu nen­nen. Da könn­te man ja gleich Grö­ne­mey­er oder … äh: Bloc Par­ty neh­men, wenn man Kon­sens haben will. Egal, was die Musik­feuil­le­to­nis­ten jetzt schon wie­der für einen Trend her­bei­schrei­ben wol­len: Das Album mit dem Kreuz im Titel ist und bleibt super. Bit­te tan­zen Sie N.O.W.
Anspiel­tipp: „Tth­hee Ppaarrt­tyy“

13. Wir Sind Hel­den – Sound­so
Die ganz gro­ße Auf­merk­sam­keit in den Medi­en hat etwas nach­ge­las­sen, viel­leicht hat „Poly­lux“ nicht mal mehr einen Bei­trag über Judith Holo­fer­nes als „Stim­me ihrer Gene­ra­ti­on“ gebracht. Wir Sind Hel­den haben ihr Leben zurück und sind so gut wie am ers­ten Tag. Bei fast jeder Band hät­te ich Angst, dass sie einen Song wie „The Geek (Shall Inhe­rit)“ nicht mehr top­pen kön­nen wird, aber Wir Sind Hel­den machen seit „Denk­mal“ ja nichts ande­res. Also: Wei­ter­ma­chen!
Anspiel­tipp: „Sound­so“

13. The Kil­lers – Saw­dust
„Ey, Alter, das ist doch nur eine Rari­tä­ten­samm­lung! Was soll die denn bei den Alben des Jah­res? ‚Alben‘, hörst Du?“ Also bit­te, lie­be Stim­men in mei­nem Kopf: Seid still! Natür­lich ist das „nur“ eine Rari­tä­ten­samm­lung. Aber so man­che Band wäre froh, das als Album hin­zu­krie­gen! Man­che Sachen sind natür­lich etwas sehr absei­tig und wür­den auf einem „nor­ma­len“ Album viel­leicht über­for­dern, aber auf die­sem Zwi­schen­ding dür­fen sich The Kil­lers aus­to­ben. Mit Joy-Divi­si­on-Cover, Wes­tern­gi­tar­ren und Lou Reed. Mei­ne Pro­gno­se fürs drit­te Album: Da geht noch eini­ges!
Anspiel­tipp: „Move Away“

14. Jim­my Eat World – Cha­se This Light
Lie­be Kin­der, wenn Ihr nicht wollt, dass Ihr auch mal eher so mit­tel­mä­ßi­ge Alben so lan­ge hört, bis Ihr sie toll fin­det, dann wer­det bes­ser nie Fan!
Ratio­nal betrach­tet ist „Cha­se This Light“ immer noch ein rela­tiv unbe­deu­ten­des Album, das eine gan­ze Spur zu pop­pig pro­du­ziert wur­de. Tat­säch­lich ist es aber genau die Musik, die ich mor­gens auf dem Weg zur Uni hören möch­te. Oder nachts, wenn ich betrun­ken nach hau­se tau­me­le. Oder dazwi­schen. Also muss man ein­fach zu dem ste­hen, was man mag, und sagen: „Cha­se This Light“ ist doch ein ganz schö­nes Album, irgend­wie.
Anspiel­tipp: „Here It Goes“

15. Muff Pot­ter – Ste­ady Fremd­kör­per
Wie­so ist mir „Ste­ady Fremd­kör­per“ eigent­lich nie so ein treu­er Freund und Beglei­ter gewor­den wie die bei­den Vor­gän­ger­al­ben? Ver­mut­lich, weil das Album im Som­mer raus­kam, viel zu früh für kah­le Bäu­me und Blät­ter­matsch. Natür­lich ist es trotz­dem wie­der ein sehr gutes Album gewor­den, was ich mit einem sehr okay­en fünf­zehn­ten Platz in mei­ner Jah­res­hit­pa­ra­de noch ein­mal her­vor­he­ben möch­te.
Anspiel­tipp: „Das seh ich erst wenn ich’s glau­be“

16. Manic Street Pre­a­chers – Send Away The Tigers
Die Manics nach der Frisch­zel­len­kur: Zurück auf Anfang „Ever­y­thing Must Go“, zurück zu Pathos, gro­ßer Ges­te, Melan­cho­lie und Paro­len­dre­sche­rei. Es hielt sich letzt­lich nicht ganz so gut wie das inter­ne Vor­bild, aber „Send Away The Tigers“ ist trotz­dem ein gelun­ge­nes Album und ein guter Aus­gangs­punkt für einen Neu­an­fang.
Anspiel­tipp: „Indi­an Sum­mer“

17. Foo Figh­ters – Echo­es, Silence, Pati­ence And Grace
Und noch eine Band, die schon vor zehn Jah­ren hät­te auf die­ser Lis­te ste­hen kön­nen. Lang­sam wer­den die Hel­den unse­rer Jugend eben auch älter und wir somit offen­bar auch. Auf dem Album mit dem unmerk­bars­ten Titel der Sai­son merkt man davon aber noch nix, die Foo Figh­ters rocken so, als woll­ten sie Fall Out Boy, Good Char­lot­te und Kon­sor­ten zei­gen, wo die Gitar­re hängt. Dabei weiß das doch jedes Kind: tief.
Anspiel­tipp: „Long Road To Ruin“

18. Rihan­na – Good Girl Gone Bad
Tja, da müs­sen wir jetzt gemein­sam durch. Oder ich muss das erklä­ren, irgend­wie. „Umbrel­la“ ist halt ein Über­song, der über­wie­gen­de Rest ist auch recht gelun­gen und wenn schon irgend­was Mas­sen­taug­li­ches im Radio lau­fen muss, dann doch bit­te cle­ver pro­du­zier­te Songs mit einer char­man­ten Sän­ge­rin.
Anspiel­tipp: „Shut Up And Dri­ve“

19. Mari­ti­me – Here­sy And The Hotel Choir
Mari­ti­me gin­gen hier im Blog auch irgend­wie völ­lig unter, was sehr scha­de ist, weil sie mit ihrem drit­ten Album wie­der an die Qua­li­tät ihres Debüts anknüp­fen konn­ten. Viel­leicht wür­den die Beach Boys so klin­gen, wenn sie heu­te jung wären. (In Wahr­heit wäre Bri­an Wil­son wohl schon lan­ge völ­lig wahn­sin­nig oder tot, wenn er heu­te jung wäre.)
Anspiel­tipp: „Guns Of Nava­ro­ne“

20. Maxï­mo Park – Our Earth­ly Plea­su­res
Mit dem ers­ten Maxï­mo-Park-Album bin ich ja irgend­wie nie so ganz warm gewor­den: Natür­lich waren die Sin­gles super, aber so wirk­lich vom Hocker hau­en konn­te mich „A Cer­tain Trig­ger“ nie. Da ist „Our Earth­ly Plea­su­res“ eher ein Album zum Durch­hö­ren und Mögen. Dass Franz Fer­di­nand auch 2007 kaum ver­misst wur­den könn­te an Maxï­mo Park lie­gen.
Anspiel­tipp: „Pari­si­an Ski­es“

21. Crow­ded House – Time On Earth
Stel­len Sie sich vor, Ihr Kind wür­de sich in zwan­zig Jah­ren über eine Come­back von … sagen wir mal: Star­sail­or freu­en. Wür­den Sie da sagen „Aber Kind­chen, dafür bist Du doch trotz eige­ner Woh­nung, Rücken­lei­den und Uni-Abschluss viel zu jung“, oder wür­den Sie sich freu­en, dass er/​sie/​es gute Musik zu schät­zen weiß?
War­um habe ich eigent­lich immer das Gefühl, mich für mei­nen Musik­ge­schmack recht­fer­ti­gen zu müs­sen? „Time On Earth“ wäre doch auch toll, wenn die Musi­ker in mei­nem Alter wären.
Anspiel­tipp: „Eng­lish Trees“

22. Die Ärz­te – Jazz ist anders
Das soll­te man viel­leicht auch mal erwäh­nen, dass „Jazz ist anders“ das ers­te Album von Die Ärz­te ist, das ich wirk­lich gehört habe. Es ist aber auch ein sehr gelun­ge­nes Album, denn Bel­a­Fa­rin­Rod agie­ren sehr klug und fügen die ver­schie­dens­ten Musik­sti­le kunst­voll zu einem wirk­lich fei­nen Gesamt­bild, das mit „Spaß­punk“ oder ähn­li­chem wenig am Hut hat. Nur: „Jun­ge“ nervt inzwi­schen dann doch. Gewal­tig.
Anspiel­tipp: „Him­mel­blau“

23. Smas­hing Pump­kins – Zeit­geist
Sagt mal, wo kommt Ihr denn her? „Aus Dei­ner tris­ten, teil­zeit-depres­si­ven Teen­ager­zeit, bit­te sehr!“
Von mir aus hät­te es das Come­back der Smas­hing Pump­kins nicht gebraucht, zu pass­ge­nau war ihr Auf­tau­chen in und Ver­schwin­den aus mei­nem Leben damals gewe­sen. Jetzt sind sie (zur Hälf­te) aber doch wie­der da und wo sie sich schon mal die Mühe gemacht haben, kann man natür­lich das eigent­lich gar nicht mal schlech­te Album „Zeit­geist“ erwäh­nen, das irgend­wie aber auch sagen­haft unter­ging. Offen­bar war mein Leben nicht das ein­zi­ge, aus dem die Pump­kins zur rech­ten Zeit ver­schwun­den waren.
Anspiel­tipp: „Doomsday Clock“

24. Mika – Life In Car­toon Moti­on
Als Mika in Deutsch­land sei­nen ver­dien­ten Durch­bruch fei­er­te und kei­ne Stun­de mehr ver­ging, in der er nicht im Radio, Fern­se­hen oder in der Wer­bung zu hören war, war ziem­lich genau der Punkt erreicht, an dem ich sei­ne zucker­sü­ßen Pop­songs nicht mehr hören konn­te. Dabei war „My Inter­pre­ta­ti­on“, der bes­te von ihnen, doch gar nicht aus­ge­kop­pelt wor­den.
Anspiel­tipp: „My Inter­pre­ta­ti­on“

25. Bei­rut – The Fly­ing Club Cup
Auch Bei­rut sol­len in die­ser Lis­te nicht uner­wähnt blei­ben. Zwar fin­de ich das Debüt „Gulag Orke­star“, das ich auch erst in die­sem Jahr ent­deckt habe, ein biss­chen bes­ser, aber „The Fly­ing Club Cup“ ist mit sei­nem folk­lo­ris­ti­schen … äh: Indiepop auch ein sehr schö­nes Album. Der Tag, an dem ich die­ses Album hörend durch eine in mil­chig-röt­li­ches Licht getauch­te Nach­bar­schaft zur Uni stapf­te, wäre mit „sur­re­al“ recht pas­send umschrie­ben.
Anspiel­tipp: „The Penal­ty“

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Musik

Autumnsongs

Als ich heu­te Mor­gen erwach­te, war drau­ßen Herbst. „Nun ja“, dach­te ich, „das kann ja mal pas­sie­ren!“ Ich ver­warf mei­ne eigent­li­chen Blog­plä­ne für heu­te, warf iTu­nes an und mich nebst Buch aufs Bett. Dann war mir aber doch für einen Moment lang­wei­lig und des­halb stel­le ich jetzt hier exklu­siv die Top Twen­ty mei­ner liebs­ten Herbst-Alben vor:

20. Manic Street Pre­a­chers – This Is My Truth Tell Me Yours (VÖ: 25. August 1998)
Über­le­bens­gro­ßer Brit­pop des wali­si­schen Tri­os. Jeder Song eine Hym­ne, jedes Streich­in­stru­ment eine Umar­mung.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „The Ever­las­ting“

19. The Smas­hing Pump­kins – Ado­re (VÖ: 2. Juni 1998)
Die unend­li­che Trau­rig­keit der zum Trio geschrumpf­ten Pump­kins ging wei­ter. Bil­ly Cor­gan spielt mit Drum­com­pu­tern rum und ist doch redu­zier­ter denn je.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Blank Page“

18. Dan Bern – New Ame­ri­can Lan­guage (VÖ: 6. Mai 2002)
Ame­ri­ka­ni­scher Singer/​Songwriter, der das exak­te Mit­tel­ding zwi­schen Bob Dylan und Elvis Cos­tel­lo ist. Scha­de, dass das kei­ner kennt.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Albu­quer­que Lul­la­by“

17. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chro­nic­les Of A Bohe­mi­an Teen­ager (VÖ: 16. Febru­ar 2007)
Der Jun­ge mit der Gitar­re und dem Drum­com­pu­ter aus Groß­bri­tan­ni­en. Muss sich eigent­lich noch im kalen­da­ri­schen Herbst bewei­sen, wird das aber sicher schaf­fen.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Call Me Ishma­el“

16. Toploa­der – Onka’s Big Moka (VÖ: 14. August 2000)
Das One Hit Won­der mit dem Bubble­gum Radio­pop. Trotz­dem ist nicht nur das Album­co­ver wun­der­bar herbst­lich, son­dern auch die Musik.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Only For A While“

15. Embrace – If You’­ve Never Been (VÖ: 5. Sep­tem­ber 2001)
Die Brit­pop-Brü­der, die nicht Oasis sind, mit ihrem eigent­lich schwächs­ten Album. Trotz­dem ein ech­ter Herbst-Dau­er­bren­ner mit eini­gen gro­ßen Melo­dien.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Make It Last“

14. The Fray – How To Save A Life (VÖ: 27. Okto­ber 2006)
Col­lege­rock auf dem Kla­vier, gemacht von vier über­zeug­ten Chris­ten aus Den­ver. Man muss schon einen Soft Spot für eine gewis­se Men­ge Pathos haben, dann ist es aber groß­ar­tig.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Hea­ven For­bid“

13. Radio­head – Kid A (VÖ: 29. Sep­tem­ber 2000)
Das gro­ße, sper­ri­ge Meis­ter­werk der bes­ten Band unse­rer Zeit. Unbe­schreib­lich und unbe­schreib­lich gut.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „How To Dis­ap­pear Com­ple­te­ly“

12. The Finn Brot­hers – Ever­yo­ne Is Here (VÖ: 20. August 2004)
Neil und Tim Finn haben mit Split Enz und Crow­ded House bei­na­he im Allein­gang die Musik­ge­schich­te Neu­see­lands und Aus­tra­li­en geschrie­ben. Als Finn Brot­hers schrei­ben sie dar­an wei­ter.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Edi­ble Flowers“

11. Kash­mir – Ziti­li­tes (VÖ: 11. August 2003)
Die Wie­der­auf­nah­me von „Kid A“ mit ande­ren, däni­schen Mit­teln. Kash­mir machen alles rich­tig und sichern sich einen Platz in den Musi­kan­na­len, Kate­go­rie: „Stän­dig über­se­he­ne Genies“.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „The After­math“

10. Maxi­mi­li­an Hecker – Infi­ni­te Love Songs (VÖ: 28. Sep­tem­ber 2001)
Sie kön­nen Fal­sett­ge­sang und hoff­nungs­los roman­ti­sche Tex­te nicht aus­ste­hen? Dann wer­den Sie mit die­sem Album nicht glück­lich wer­den. Alle ande­ren schon.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „The Days Are Long And Fil­led With Pain“

09. The Car­di­gans – Long Gone Befo­re Day­light (VÖ: 24. März 2003)
Mit die­sem Folk-Album zeig­ten die Car­di­gans end­gül­tig allen, dass sie kein Bubble­gum Pop One Hit Won­der sind. Und wer vor­her noch nicht in Nina Pers­son ver­liebt war, war es danach.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „You’­re The Storm“

08. Death Cab For Cutie – Plans (VÖ: 29. August 2005)
Mit „O.C., Cali­for­nia“ und einem Major­la­bel im Rücken erober­ten DCFC end­lich die Welt im Sturm. Wäre aber auch zu scha­de gewe­sen, wenn man die­ses groß­ar­ti­ge Indiepop-Album über­se­hen hät­te.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Dif­fe­rent Names For The Same Thing“

07. Muff Pot­ter – Heu­te wird gewon­nen, bit­te (VÖ: 15. Sep­tem­ber 2003)
Nach Jah­ren des Übens und Fin­ger­wund­spie­lens an der Deutsch­punk-Front waren Muff Pot­ter bereit für ihr Meis­ter­werk. 14 Songs zwi­schen Bord­stein­kan­te und Mond, die alles um einen her­um ver­ges­sen machen.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Das Ern­te 23 Dank­fest“

06. The Pos­tal Ser­vice – Give Up (VÖ: 28. April 2003)
Death-Cab-Sän­ger Ben Gib­bard und Dntel-Mas­ter­mind Jim­my Tam­bo­rel­lo zei­gen auf zehn Songs, dass sich Elek­tro­nik und Folk­songs nicht aus­schlie­ßen müs­sen – und die Welt von Indi­edis­co-DJs und Sound­track-Kom­pi­lie­rern war hin­fort nicht mehr die Sel­be.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „The Dis­trict Sleeps Alo­ne Tonight“

05. Cold­play – Parach­u­tes (VÖ: 21. Juli 2000)
Bevor sie Fuß­ball­sta­di­en und Vor­abend­se­ri­en beschall­ten, waren Cold­play für einen Herbst die klei­nen ver­husch­ten Indien­erds, die einen über uner­füll­te Lie­ben und nass­kal­te Heim­we­ge vom Schul­sport hin­weg­trös­te­ten. We live in a beau­tiful world und everthing’s not lost.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „We Never Chan­ge“

04. Ben Folds – Rockin‘ The Sub­urbs (VÖ: 11. Sep­tem­ber 2001)
Das ers­te Solo­al­bum nach dem Ende von Ben Folds Five, erschie­nen an dem Tag, nach dem nichts mehr so war wie zuvor. Groß­ar­ti­ge Songs vol­ler Kla­vie­re und Melan­cho­lie – und vol­ler Witz und Iro­nie.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Car­ry­ing Cathy“

03. Star­sail­or – Love Is Here (VÖ: 19. Okto­ber 2001)
Sie soll­ten die nächs­ten Cold­play wer­den, wenn nicht auch noch Jeff und Tim Buck­ley und mög­li­cher­wei­se Nick Dra­ke – das konn­te ja kaum klap­pen. Star­sail­or lie­fer­ten trotz­dem ein unglaub­lich groß­ar­ti­ges Album ab – und lie­ßen Cold­play dann den Vor­tritt bei der Welt­kar­rie­re.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Fever“

02. R.E.M. – Auto­ma­tic For The Peo­p­le (VÖ: 1. Okto­ber 1992)
R.E.M. schaff­ten den end­gül­ti­gen Sprung vom Geheim­tipp zu Mega­stars – sonst änder­te sich nichts. Wer wis­sen will, wie sowas geht, soll­te das Album hören.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: Alle – ein­fach alle.

01. Tra­vis – The Man Who (VÖ: 28. Mai 1999)
Kein Wun­der, dass das Album in Deutsch­land erst im Herbst so rich­tig sei­ne Hörer fand: der Som­mer ’99 war ein­fach zu tro­cken für „Why Does It Always Rain On Me?“. Wer die Bedeu­tung des Wor­tes „Melan­cho­lie“ erfah­ren will, ist hier rich­tig. Alle ande­ren auch.
Defi­ni­ti­ver Herbst­song: „Turn“

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Musik

Zwischen Indie, R’n’B und Pop-Schlager: Dinslaken, Rock City

Dins­la­ken hat rund 72.000 Ein­woh­ner, von denen schät­zungs­wei­se knapp die Hälf­te Musik machen. Ich hat­te mich hier bereits mehr­fach und über­schwäng­lich zu den Kili­ans geäu­ßert und dro­he hier schon mal für die Zukunft eine lose Serie an, in der ich sämt­li­che loka­len Bands, denen ich Poten­ti­al unter­stel­le, vor­stel­len wer­de.

Zuvor erfor­dert es aber die Aus­ge­wo­gen­heit, noch auf ein paar ande­re … äh: Acts ein­zu­ge­hen, die eben­falls aus der Stadt kom­men, in der ich die wei­tes­ten Tei­le mei­ner Kind­heit und Jugend ver­brach­te:

Urba­ni­ze
Deutsch­spra­chi­ges R’n’B-Pro­jekt, des­sen eine Hälf­te für meh­re­re Jah­re in mei­ner Jahr­gangs­stu­fe war. Schon damals hat er im elter­li­chen Kel­ler eige­ne Tracks zusam­men­ge­baut und hat dafür von sei­nen punk­so­zia­li­sier­ten Mit­schü­lern (also uns) Hohn und Spott geern­tet. Als er an der RTL-2-Cas­ting­show „Teen­star“ (die so sehr in Ver­ges­sen­heit gera­ten ist, dass es noch nicht mal einen Wiki­pe­dia-Ein­trag zu ihr gibt) teil­nahm, war er für 15 Sekun­den der Star auf dem Schul­hof – dann schaff­te er es nicht in die nächs­te Run­de. Aber weder sol­che Rück­schlä­ge, noch die Bos­hei­ten sei­ner Kri­ti­ker konn­ten ihn auf­hal­ten. Mit der Aus­dau­er, mit der er über vie­le Jah­re hin­weg sei­nen Träu­men nicht nur nach­hing, son­dern auch aktiv an ihnen arbei­te­te, erkämpf­te er sich den Respekt der frü­he­ren Spöt­ter.
Mit­te April erschien „War­ten auf dich“ von Urba­ni­ze, eine … nun ja: zeit­ge­mä­ße, ein­ge­deutsch­te Bear­bei­tung von „Right Here Wai­ting“ von Richard Marx. Wer Oli P.s Ver­si­on von „Flug­zeu­ge im Bauch“ gut fand, und auf hoch­g­e­pitch­te Stim­men nicht mit kör­per­li­cher Abnei­gung reagiert, wird auch hier­an Gefal­len fin­den – und dass das nicht eben weni­ge sind, zeigt ein Blick auf die aktu­el­len deut­schen Sin­gle­charts:

Urbanize in den deutschen Singlecharts
(Screen­shot: mtv.de)

Micha­el Wend­ler
Seit vie­len Jah­ren hän­gen ein­mal jähr­lich Pla­ka­te in Dins­la­ken, die ver­kün­den, dass Wend­ler kom­me. Weil auch mei­ne Begeis­te­rung für Pop- und Mas­sen­kul­tur Gren­zen und blin­de Fle­cken kennt, inter­es­sier­te mich weder, wer „Wend­ler“ war, noch was er wo tue. Aus den Lokal­zei­tun­gen erfuhr ich spä­ter, dass es sich um den „König des Pop-Schla­gers“ han­de­le und die­ser bei sei­nen Kon­zert erst die Stadt­hal­le in Duis­burg-Wal­sum und dann die Are­na Ober­hau­sen mit begeis­ter­ten Fan­in­nen füll­te.
Seit letz­ter Woche hängt im Dins­la­ke­ner Bahn­hof ein Pla­kat, das die Ver­öf­fent­li­chung von Wend­lers Sin­gle „Sie liebt den DJ“ bei SonyBMG ankün­digt (mit Urba­ni­ze und Kili­ans kom­men wir somit auf drei deutsch­land­wei­te Sin­gle-VÖs Dins­la­ke­ner Künst­ler inner­halb von zehn Tagen – dodge this, Oma­ha, Nebras­ka!).
Mei­ne jour­na­lis­ti­sche Gründ­lich­keit erfor­dert es jetzt von mir, dass ich auch in die­sen Song mal rein­hö­re. Geht ja alles ganz ein­fach mit iTu­nes. Aaaal­so, hier und jetzt das 30-Sekun­de-Live-Hör­erleb­nis in einem Nicht-Live-Medi­um: öh, ja – „Pop-Schla­ger“ trifft es wohl ganz gut. Ich per­sön­lich grif­fe für mei­ne Par­ty­be­schal­lung zu The Smit­hs, bei denen der DJ nicht geliebt, son­dern gehängt wird, aber die Zei­ten, in denen ich kate­go­risch ein Ver­bot von allem for­der­te, was mir nicht gefiel, sind (wie all­ge­mein üblich) mit dem Ende mei­ner Puber­tät ver­gan­gen, so dass ich heu­te in aller Gelas­sen­heit sagen kann: „Bit­te, wem’s gefällt und wem es beim Erwerb guter Lau­ne auf Groß­ver­an­stal­tun­gen hilft, der soll bit­te auch sol­che Musik mit der glei­chen Hin­ga­be hören, wie ich gera­de Get Cape. Wear Cape. Fly. Aber bit­te in einer Laut­stär­ke, die kei­ne Nach­bar­schafts­pro­zes­se vor tat­säch­li­chen und TV-Gerich­ten nach sich zieht!“

Und nach­dem wir Dins­la­ken – ver­mut­lich zur gro­ßen Über­ra­schung sei­ner Ein­woh­ner – der­art als Kul­tur­stadt gefei­ert haben, müs­sen wir nur noch raus­krie­gen, wel­che genaue Bedeu­tung eigent­lich das Pro­mi­nen­ten­ren­nen auf der dor­ti­gen Trab­renn­bahn für die ZDF-Sen­dung „Nase vorn“ hat­te …

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Listenpanik (2): Hier kommt Rock’n’Roll

Die letz­te Bestands­auf­nah­me ist schon wie­der fast zwei Mona­te her und so rich­tig sinn­voll will mir die­ses unstruk­tu­rier­te Vor­ge­hen nicht erschei­nen. Des­we­gen gibt es hier ab dem­nächst immer am Monats­en­de eine Lis­te der wich­tigs­ten Plat­ten und Sin­gles. Jetzt aber erst mal die für Ende Febru­ar bis Mit­te April – natür­lich wie immer streng sub­jek­tiv und garan­tiert unter ver­se­hent­li­chem Ver­ges­sen von hun­dert ande­ren Sachen, die auch toll sind.

Alben
1. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chro­nic­les Of A Bohe­mi­an Teen­ager
Pas­sen­der kann ein Album­ti­tel kaum sein: Ganz gro­ßes Gefühls­ki­no mit­ten aus dem Leben, das von ver­spiel­tem Geplu­cker vor dem Sturz in den Emo-Stru­del bewahrt wird. Sam Duck­worth ist gera­de mal 20 und damit ein mehr als wür­di­ger Erbe für Con­nor Oberst, des­sen Bright Eyes das Tal der Trä­nen lang­sam zu ver­las­sen wol­len schei­nen.

2. Mika – Life In Car­toon Moti­on
Pas­sen­der kann ein Album­ti­tel kaum sein: Höchst ver­gnüg­li­cher Bubble­gum-Pop, der immer kurz davor steht, ins Alber­ne abzu­schwei­fen, sich aber immer wie­der ret­tet. Dass der 23jährige Sän­ger (als Kind mit sei­ner Mut­ter aus dem Liba­non geflo­hen, der Vater sie­ben Mona­te im Irak ver­schwun­den, hat frü­her Tele­fon­war­te­schlei­fen besun­gen) bis­her schon ein für heu­ti­ge Ver­hält­nis­se erschre­ckend beweg­tes Leben geführt hat, macht ihn auch als Inter­view­part­ner inter­es­sant.

3. Flower­porn­oes – Wie oft musst du vor die Wand lau­fen, bis der Him­mel sich auf­tut?
Pas­sen­der … Nee, anders: Es mag Zufall sein, dass Tom Liwa sei­ne Band in dem Jahr reak­ti­vier­te, in dem mit Blum­feld eine ande­re gro­ße deutsch­spra­chi­ge Indie­band der ers­ten Stun­de die Büh­ne ver­lässt. Stra­pa­zier­te Liwa auf sei­nen letz­ten Solo­plat­ten die Ner­ven sei­ner boden­stän­di­ge­ren Fans mit­un­ter erheb­lich mit eso­te­ri­schen The­men, steht er plötz­lich wie­der mit­ten im Leben. Die E‑Gitarren bol­lern und er singt Geschich­ten von Zahn­arzt­töch­tern, Apfel­ker­nen und Rock’n’Roll. Und der ist bekannt­lich grö­ßer als wir alle.

4. Maxï­mo Park – Our Earth­ly Plea­su­res
Die neben Bloc Par­ty ver­mut­lich span­nends­te Band der Bri­tish Class of 2005 legt eben­falls nach. Wie es sich für einen guten Zweit­ling gehört, wirkt die Band gefes­tig­ter und scheint ihren Weg gefun­den zu haben. Musi­ka­lisch gro­ßer Indiepop mit vol­lem Instru­men­ta­ri­um, text­lich oft genug ganz tief drin in den mensch­li­chen Abgrün­den.

5. Just Jack – Over­to­nes
Hip Hop? Funk? Pop? Na ja, in irgend­ei­ne Schub­la­de wird man das Album schon stop­fen kön­nen. Bes­ser auf­ge­ho­ben ist es aber im Disc­man, wäh­rend man auf der Wie­se in der Son­ne liegt. So laid back und som­mer­lich kann Musik klin­gen, ohne gleich süß­lich duf­ten zu müs­sen.

Sin­gles
1. Manic Street Pre­a­chers – Your Love Alo­ne Is Not Enough
Okay, okay: noch ist die Sin­gle nicht erschie­nen. Aber wenn die Manic Street Pre­a­chers durch die Solo­aus­flü­ge von James Dean Brad­field und Nicky Wire zu alter Stär­ke zurück­fin­den und dann noch ein Duett mit Nina Pers­son von den Car­di­gans, der Frau in die jeder ordent­li­che Indie­hör­er und ‑musi­ker min­des­tens ein­mal ver­liebt war, ver­öf­fent­li­chen, ist das Release­da­te ja wohl egal. Wenn Brad­field und Pers­son durch die­se nach Pet­ti­coat und Tanz­tee klin­gen­de Num­mer schun­keln und neben­bei noch ein paar Selbst­zi­ta­te ver­bra­ten („You sto­le the sun“ – „Straight from my heart, from my heart, from my heart“), ist das eben ganz und gar groß­ar­tig.

2. Tra­vis – Clo­ser
Auch noch nicht erschie­nen, aber eben­falls bereits zu hören ist die Come­back-Sin­gle von Tra­vis. „Clo­ser“ ist ein ech­ter grower, der beim ers­ten Hören lang­wei­lig erscheint, und den man nach fünf Durch­gän­gen schon ewig zu ken­nen glaubt. „Gän­se­haut-Zeit­lu­pen-Sta­di­on-Pop­hym­ne“ nennt das die Pres­se­info und hat damit sogar irgend­wie recht. Die Band tän­zelt durchs Video und man wür­de es ihr ger­ne gleich­tun. Das macht – zusam­men mit den ande­ren Hör­pro­ben, die es bereits gab – ganz gro­ße Lust auf das neue Album.

3. Just Jack – Starz In Their Eyes
Night fever, night fever! In der sog. gerech­ten Welt wäre das der Tanz­bo­den­fül­ler der Sai­son. So ist es eben nur der Funk­song, mit dem man sich bis zum Erschei­nen des nächs­ten Phoe­nix-Albums die Bei­ne ver­tre­ten kann. Oder was man sonst mit Bei­nen so macht, wenn Musik läuft.

4. Kili­ans – Fight The Start
Ja ja, die klin­gen total wie die Strokes. Nur, dass ich mich nicht erin­nern könn­te, dass die Strokes je A Tri­be Cal­led Quest zitiert hät­ten. Außer­dem kön­nen Men­schen, die sich für beson­ders schö­ne Bass­läu­fe inter­es­sie­ren, hier noch rich­tig was ler­nen. Und alle ande­ren auch. Gerech­te Welt: Rie­sen­hit. Kann man sogar nach­hel­fen.

5. The View – Was­ted Litt­le DJ’s
Bevor alle Welt New Rave fei­ert – was auch immer das genau sein soll – gibt es hier noch mal Indie­rock. Der Song den­gelt zwi­schen Liber­ti­nes und Beach Boys dahin und soll­te die­ses Jahr auf kei­nem Mix­tape feh­len.

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Musik

Die Jugend von morgen

Mor­gen erschei­nen zwei Alben, die – auch wenn sie auf den ers­ten Blick sehr ver­schie­den sind – ein paar Gemein­sam­kei­ten auf­wei­sen: bei­de stam­men aus der Feder von jun­gen Män­nern und bei­de gefal­len mir außer­or­dent­lich gut.

Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chro­nic­les Of A Bohe­mi­an Teen­ager
Lass uns Schub­la­den ver­bren­nen mit Sam Duck­worth. Der schnappt sich sei­ne Akus­tik­gi­tar­re und singt Melo­dien, die einen zunächst ein­mal an so rich­tig emo-mäßi­ge Songs den­ken las­sen. Aber noch bevor man „Dash­board Con­fes­sio­nal lässt grü­ßen“ in sei­nen Unter­arm rit­zen kann, schep­pern da ver­spiel­te Beats los und win­ken in Rich­tung The Pos­tal Ser­vice und Elec­tric Pre­si­dent. Anders als die bis­her gen­a­me­drop­ten Künst­ler kommt Duck­worth aus Eng­land und ist gera­de 20 Jah­re alt. Man müss­te sich arg am Meta­phern­rie­men rei­ßen, um die Lie­der nicht als Per­len zu bezeich­nen und das Album zu hören klingt wie als Kind in die Som­mer­fe­ri­en zu fah­ren. Und ehe mei­ne Hilf­lo­sig­keit, das Unglaub­li­che in Wor­te zu fas­sen, noch wei­ter um sich greift, emp­feh­le ich die Anschaf­fung des Wer­kes. Zur Not nach vor­he­ri­gem Rein­hö­ren!

Mika – Life In Car­toon Moti­on
Die fan­tas­ti­sche Sin­gle „Grace Kel­ly“, die einem auch beim hun­derts­ten Hören noch nicht völ­lig auf die Ket­ten geht, hat­te ich ja schon vor ein paar Wochen gelobt. Jetzt kommt das Album (natür­lich mit abge­run­de­ten Ecken) und da zeigt uns der 23jährige Mika, der in sei­nem Leben schon mehr erlebt hat als so man­cher mit 75, wie Pop heu­te geht. Was sage ich dazu? Seit „May­be You’­ve Been Brain­wa­shed Too“ von den New Radi­cals, nach deren Gregg Alex­an­der Mika immer wie­der klingt, hab ich kei­ne so char­mant-bun­te Pop-Plat­te mehr gehört. Wenn das Album nach zehn Songs vor­bei­ge wäre, wäre es ein ech­tes Meis­ter­werk. Mit zwölf Num­mern ist es nur eine groß­ar­ti­ge Schei­be für Freun­de des etwas bubble­gu­mi­gen Indiepops. Bit­te eben­falls kau­fen und hören!