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Musik Unterwegs

Haldern Pop 2010 – A place to come home to

„That will lite­ral­ly blow your mind“ sag­te Fyfe Dang­er­field wäh­rend sei­nes Auf­tritts im Spie­gel­zelt am Don­ners­tag, als er sich an sein Key­board setz­te. Wie viel Wahr­heit in die­sem Satz vor allem im Bezug auf die Erleb­nis­se des Fes­ti­val­wo­chen­en­des ste­cken wür­de, konn­te ich noch gar nicht ahnen.

Seit 2001 in regel­mä­ßi­gen Abstän­den beim Hald­ern Pop Fes­ti­val gewe­sen gab es in jedem Lin­e­up min­des­tens vier Bands, die ich unbe­dingt sehen woll­te, doch in die­sem Jahr war es anders: Ich kann­te viel­leicht 50% der gebuch­ten Acts, ledig­lich zwei stan­den auf mei­ner „unbe­dingt angucken!“-Liste. Trotz­dem kein Grund, nicht hin­zu­fah­ren – in Hald­ern stimmt eben das Gesamt­pa­ket, selbst wenn das Wet­ter schlecht ist. Und am Ende hat man eini­ge neue Bands auf sei­ner Favo­ri­ten­lis­te, die da vor­her nicht gestan­den haben. Dies war auch in die­sem Jahr so.

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Listenpanik 02/​09

Der Febru­ar ist ein blö­der Monat: Ver­dammt kurz, aber vol­ler span­nen­der Ver­öf­fent­li­chun­gen. Alles habe ich nicht geschafft zu hören, eini­ge waren erschre­ckend öde, aber irgend­wie sind mir dann doch noch genug Alben und Songs ein­ge­fal­len, die man sich für die Jah­res­end­lis­te vor­mer­ken soll­te.

Bevor im März mit Star­sail­or und Ben Lee das ganz gro­ße Fan-Fass auf­ge­macht wird, hier erst­mal der Febru­ar:

Alben
Lily Allen – It’s Not Me, It’s You
Sel­ten habe ich mich im Bekann­ten­kreis für etwas so sehr recht­fer­ti­gen müs­sen wie für mei­ne Lily-Allen-Ver­eh­rung. Aber im Gegen­satz zu die­sen gan­zen Café- und Fami­li­en­kom­bi­beschal­le­rin­nen (Duffy, Amy Wine­house, Amy Mac­Do­nald, Ade­le, Gabrie­la Cil­mi, …) hat Lily Allen Eier (das hört sich im Bezug auf Frau­en immer komisch an, weil Frau­en natür­lich gene­rell Eier haben – ganz anders als Män­ner). Ihre Songs sind klug und wit­zig, gehen ins Ohr und in die Füße und ihr zwei­tes Album setzt das phan­tas­ti­sche Debüt kon­se­quent fort. So und nicht anders soll­ten jun­ge Frau­en mit 23 klin­gen.

Bei­rut – March Of The Zapo­tec /​ Real­peo­p­le: Hol­land
Und damit zum nächs­ten Musi­ker, der jün­ger als ich ist: Zach Con­don hat mit sei­ner Band Bei­rut bereits zwei Alben ver­öf­fent­licht, jetzt kommt eine Dop­pel-EP, bestehend aus sechs Songs, die er mit einer 19-köp­fi­gen Band in Mexi­ko auf­ge­nom­men hat, und fün­fen, die er schon vor län­ge­rer Zeit mit sei­nem Elek­tro­nik-Pro­jekt Real­peo­p­le auf­ge­nom­men hat. Der ers­te Teil ist Welt­mu­sik für Leu­te, die sonst kei­ne Welt­mu­sik mögen, der zwei­te Elek­tro­nik für Leu­te, die sonst kei­ne Elek­tro­nik hören. Trotz die­ser zwei doch recht unter­schied­li­chen Ansät­ze wird das Album (die Dop­pel-EP) von Con­dons Stim­me und sei­nen Ideen wun­der­bar zusam­men­ge­hal­ten.

U2 – No Line On The Hori­zon
U2 zäh­len zu jenen Bands, die ich durch­aus schät­ze, die mir aber nie in den Sinn kämen, wenn es um die Nen­nung mei­ner Lieb­lings­bands geht. „No Line On The Hori­zon“ wird jetzt als ihr bes­tes Album seit lan­gem gefei­ert und erst­mals seit lan­ger Zeit höre ich ein Album, von dem bei mir so gar nichts hän­gen blei­ben will. Nach etli­chen Durch­gän­gen könn­te ich gera­de andert­halb Refrains benen­nen, ansons­ten geht das Album ein­fach so durch mei­nen Kopf durch. Selt­sa­mer­wei­se weiß ich trotz­dem, dass ich das Album gut fin­de.

Mor­ris­sey – Years Of Refu­sal
Ja, klar: The Smit­hs waren schon sehr, sehr groß und Mor­ris­sey ist eine coo­le Sau. Trotz­dem haben mich die Alben des Man­nes, den Musik­jour­na­lis­ten stets wis­send mit merk­wür­di­gen Attri­bu­ten beden­ken, nie so wirk­lich inter­es­siert. Die Sin­gles: ja („First Of The Gang To Die“ als abso­lu­ter Über­hit), aber sonst? „Years Of Refu­sal“ ist da anders: Das Album rockt und bockt und zickt und alle schrei­en laut „Ach Gott, ach Gott, das kann er doch nicht machen. Und jetzt hört man auch noch die Ver­zer­rer und das schep­pern­de Schlag­zeug …“. Und ich fin­de es zum ers­ten Mal rich­tig inter­es­sant.

The Whitest Boy Ali­ve – Rules
In einem wachen Moment mei­ner by:Larm-Berichterstattung hat­te ich Erlend Øye als „eine Art Thees Uhl­mann Nor­we­gens“ beschrie­ben, was sich aller­dings pri­mär auf die Mas­kott­chen- und Paten­haf­tig­keit der Bei­den für die jewei­li­gen Musik­sze­nen bezog. (Wit­zi­ger­wei­se ist Øye ja unge­fähr so sel­ten in Nor­we­gen wie Uhl­mann in Ham­burg, weil bei­de in Ber­lin woh­nen, der Stadt, in der man halt wohnt.) Außer­dem sind Bei­de – zumin­dest in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung – jeweils ihre Band. Kaum jeman­den inter­es­siert, wer sonst noch bei The Whitest Boy Ali­ve bzw. bei Tom­te spielt – aber damit ist end­lich Schluss mit den Gemein­sam­kei­ten, denn The Whitest Boy Ali­ve sind per­ma­nent so fun­ky wie Tom­te in ihren fun­kigs­ten Momen­ten. „Rules“ ist von vor­ne bis hin­ten eine Auf­for­de­rung zum Tanz, eine Plat­te, die man erst mit den Füßen hört und dann mit den Ohren (eine ana­to­misch etwas abwe­gi­ge Idee), ein­fach schö­ner, klang­vol­ler Pop.

Songs
Lily Allen – Who’d Have Known
Die Idee, ein­fach den Refrain eines Hits vom Take-That-Come­back-Album zu neh­men („Shi­ne“) und dar­aus einen kom­plett neu­en Song zu ent­wi­ckeln, ist so uncool und absurd, dass man sie ein­fach lie­ben muss. Ansons­ten ist „Who’d Have Known“ auch noch ein so rüh­rend unschul­di­ges Lie­bes­lied, in dem sich Roman­tik und all­täg­li­ches Rum­lun­gern auf sehr sym­pa­thi­sche Wei­se tref­fen. Bezie­hung durch Gewohn­heits­recht, qua­si.

Klee – Ich lass ein Licht an für Dich
Und gleich noch so eine rüh­rend unschul­di­ge Num­mer: „Ber­ge ver­set­zen“, das aktu­el­le, mit­un­ter an Goldf­rapp erin­nernd Klee-Album, war ein biss­chen an mir vor­bei­ge­gan­gen, bis mir der Shuff­le Mode die­sen Song in die Ohren und direkt ins Herz jag­te. Die­ses Lied ist der bes­te Beweis, wie man auch in deut­scher Spra­che völ­lig unpein­lich ganz gro­ße Gefüh­le behan­deln kann. (Ich muss da immer an „Halt Dich an Dei­ner Lie­be fest“ den­ken.)

Kili­ans – Said And Done
Lus­tig: Wenn man es direkt nach „Ich lass ein Licht an für Dich“ hört, klingt es fast wie die Fort­set­zung des Songs. Irgend­je­mand muss ja auch mal „Never Thought I’d Say That It’s Alright“ und „When Did Your Heart Go Miss­ing“ beer­ben, was gene­ra­tio­nen­über­grei­fen­den Air­play angeht. War­um also nicht die Kili­ans, die mit ein paar Strei­chern im Rücken das Feld beackern, das seit dem Ende von Rea­dy­ma­de und Miles brach liegt? Und kei­ne Angst vor dem Pop: Das Album rockt dann wie­der mehr.

Man­do Diao – Go Out Tonight
Wirk­lich span­nend ist auch deren neu­es Album nicht gewor­den (wenn auch nicht ganz so öde wie das von Franz Fer­di­nand), aber kurz vor Schluss kommt dann wenigs­tens so eine Man­do-Diao-typi­sche Schun­kel­num­mer mit Motown-Rhyth­mus, Melan­cho­lie und ordent­lich Feu­er in den Stim­men.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

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Musik

Listenpanik: Alben 2007

So ein Jahr geht ja dann doch schnel­ler zu Ende als man denkt: Zwar ist es irgend­wie absurd, noch vor Sil­ves­ter zurück­zu­bli­cken, aber unse­re hek­ti­sche, durch­or­ga­ni­sier­te Welt lässt sich von Logik nicht auf­hal­ten. Des­halb habe ich nach den Songs (bei denen ich am liebs­ten schon wie­der mit­tel­gro­ße Kor­rek­tu­ren vor­neh­men wür­de) jetzt mei­ne Alben des Jah­res 2007 sor­tiert, abge­packt und nie­der­ge­schrie­ben.

Zwar hat­te ich nach der Lek­tü­re der Jah­res­rück­schau im „Musik­ex­press“, des­sen Posi­ti­on als letz­tes von mir gele­se­nes Papier­ma­ga­zin damit auch stark ins Wan­ken gera­ten ist, kei­ne gro­ße Lust mehr, über die­ses mir plötz­lich belie­big und unspan­nend erschei­nen­de Musik­jahr zu schrei­ben, aber dann beguck­te ich mein CD-Regal und dach­te: „Jetzt erst recht!“

Und weil so vie­le Künst­ler auch in der Song-Lis­te ver­tre­ten waren, hab ich mir als Anspiel­tipps für die Alben mal ande­re Stü­cke aus­ge­sucht.

1. Bloc Par­ty – A Weekend In The City
Wo anfan­gen? Viel­leicht mit dem Erstau­nen dar­über, dass Bloc Par­ty ihr Erst­werk top­pen konn­ten. Oder doch damit, dass kein Pop-Album der letz­ten fünf Jah­re einen bes­se­ren Span­nungs­bo­gen hat­te? Mit der groß­ar­ti­gen Mischung aus Hoff­nung und Resi­gna­ti­on, Poli­tik und Lie­be, Tanz­bo­den und Kuschel­ecke? Die tol­len Rhyth­men loben, die wun­der­ba­ren Gitar­ren, die ast­rei­ne Pro­duk­ti­on von Jack­kni­fe Lee oder die über allem thro­nen­de Stim­me von Kele Oke­re­ke?
Bull­shit: Wenn einen ein Album am 30. Dezem­ber noch so begeis­tert wie am 2. Febru­ar, dann ist es wohl das Album des Jah­res.
Anspiel­tipp: „Sun­day“

2. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chro­nic­les Of A Bohe­mi­an Teen­ager
Ken­nen Sie Sam Duck­worth? Ich muss­te den Namen auch gera­de erst mal wie­der nach­schla­gen. Aber sei­ne Band Get Cape. Wear Cape. Fly soll­ten Sie ken­nen. So außer­ge­wöhn­lich, dass mir dazu nur so sinn­lo­se Beschrei­bun­gen wie „Akus­ti­ke­molek­tro“ ein­fal­len. Klingt tau­send­mal tol­ler als es sich anhört. Ein biss­chen froh bin ich aber schon, dass das Album erst nach den gro­ßen Sinn­kri­sen mei­ner Teen­ager-Jah­re erschie­nen ist.
Anspiel­tipp: „War Of The Worlds“

3. Kili­ans – Kill The Kili­ans
Es wäre eine schö­ne Gele­gen­heit, mit die­ser 35. Erwäh­nung der Band in die­sem Blog eine klei­ne dies­be­züg­li­che Pau­se ein­zu­le­gen. Ich glau­be, es ist schon alles gesagt, gesun­gen und gefilmt wor­den. Aber toll ist die Plat­te immer noch
Anspiel­tipp: „Some­thing To Arri­ve“

4. Stars – In Our Bed­room After The War
Die­se Kana­di­er: 33 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, von denen etwa die Hälf­te in jeweils min­des­tens zwei Bands musi­ziert. Nicht alle sind so erfolg­reich wie Bryan Adams und Avril Lavi­gne, aber auch nicht alle machen so schlech­te Musik. Stars machen zum Bei­spiel ganz wun­der­ba­ren Indiepop, der zwi­schen Kon­zert­saal und Dis­co schwankt und sich mit gro­ßer Freu­de gleich­zei­tig bei The Smit­hs, Bee Gees und Phil Spec­tor bedient. Toll!
Anspiel­tipp: „Take Me To The Riot“

5. Shout Out Louds – Our Ill Wills
Das sel­be in grün schwe­disch. The Cure statt The Smit­hs und Abba statt Bee Gees, sonst aber genau­so gelun­ge­ner Indiepop wie bei Stars. Die Shout Out Louds lie­fer­ten mit „Tonight I Have To Lea­ve It“ mei­nen Song des Jah­res und sind auch bei den Alben wie­der ganz vor­ne mit dabei.
Anspiel­tipp: „Par­ents Livin­g­room“

6. The Wea­k­erthans – Reuni­on Tour
Schon wie­der Kana­di­er. Na ja, das Land habe ich ja oben schon aus­führ­lichst *hüs­tel* vor­ge­stellt, da freu­en wir uns lie­ber noch ein paar Zei­len über die­ses tol­le Album und wun­dern uns, dass kein Song in mei­ner Jah­res­bes­ten­lis­te gelan­det ist. Pein­lich, pein­lich. Wie’s klingt? Na ja, wenn ich jetzt wie­der „Indiepop“ schrei­be, glaub ich es mir ja lang­sam sel­ber nicht mehr. „Toll“ war auch schon zu oft, dann klingt es halt ein­fach so, wie ein Wea­k­erthans-Album im Jahr 2007 klin­gen soll­te. Logik­schlei­fe geschlos­sen, Zei­len gefüllt!
Anspiel­tipp: „Civil Twi­light“

7. Tra­vis – The Boy With No Name
Ja, gut: Ich bin Fan, Tra­vis wer­den wohl nie ein Album machen, das ich wirk­lich doof fin­de. Viel­leicht war es des­halb der doch eher irgend­wie ein biss­chen ent­täu­schen­de Vor­gän­ger „12 Memo­ries“, der mich „The Boy With No Name“ umso mehr mögen ließ. Aber was will man machen? Jede Men­ge schö­ne Melo­dien mit klu­gen Tex­ten, viel mehr braucht’s halt auch nicht für ein gutes Album.
Anspiel­tipp: „Col­der“

8. Toco­tro­nic – Kapi­tu­la­ti­on
Toco­tro­nic sind ein­fach mit jedem Album gut. Viel­leicht nicht so gut, dass man „Kapi­tu­la­ti­on“ gleich kra­kee­lend zum Album des Jah­res ernen­nen und der Band eine Vor­rei­ter­stel­lung in Wasauch­im­mer unter­stel­len muss, aber eben schon bes­ser als jedes ande­re deutsch­spra­chi­ge Album in die­sem Jahr. Freu­en wir uns auch auf das nächs­te Album und hof­fen, dass es nicht aus­ge­rech­net in einem Jahr mit den neu­en Wer­ken von Ele­ment Of Crime und Tom­te erscheint, was zu einem unnö­ti­gen Show­down füh­ren wür­de.
Anspiel­tipp: „Ver­schwör dich gegen dich“

9. The Wom­bats – A Gui­de To Love, Loss & Despe­ra­ti­on
Ja, was machen die denn da? Ich woll­te doch nie mehr „jun­ge fre­che bri­ti­sche Bands“ hören. Sie ste­hen mir sowas von bis hier, dass ich das zwei­te Arc­tic-Mon­keys-Album bis heu­te nicht gehört habe. Ein Feh­ler? Mir egal. Ich hab ja The Wom­bats und die sind bes­ser als alle ande­ren Bands, die ich alle nicht ken­ne.
Anspiel­tipp: „Kill The Direc­tor“

10. Under­world – Obli­vi­on With Bells
Ber­lin, Fried­rich­stra­ße. Okto­ber, Abend, Regen. Under­world machen aus dem Tou­ris­ten­tram­pel­pfad vor­bei an Luxus­kauf­häu­sern für ein, zwei Momen­te New York. Ralph Fien­nes wird in einem Auto an mir vor­bei gezo­gen. Alles fühlt sich so urban an – und das liegt ver­dammt­noch­mal nicht an der „Arm, aber sexy“-Metropole, son­dern an die­sem atem­be­rau­bend guten Elek­tro-Album.
Neu­lich sah ich das Video zu „Beau­tiful Burn­out“ im Fern­se­hen (GoTV, natür­lich): Über acht Minu­ten, über­haupt nicht welt­städ­tisch, son­dern klein, bil­lig, schmud­de­lig. Und trotz­dem hat­te ich wie­der ein Gefühl wie auf dem Gip­fel der Welt.
Anspiel­tipp: „Beau­tiful Burn­out“

11. The Blood Arm – Lie Lover Lie
Wie man sich mei­ne Gunst erspielt: Kla­vier neh­men, drauf­hau­en, semi-alber­ne Tex­te mehr­stim­mig anstim­men. So sind Ben Folds Five damals mei­ne Lieb­lings­band gewor­den, so ähn­lich haben sich The Blood Arm einen Platz in mei­ner Lis­te erkämpft.
Anspiel­tipp: „The Cha­sers“

12. Jus­ti­ce – †
Es ist mir bei­na­he unan­ge­nehm, die­se Plat­te zu nen­nen. Da könn­te man ja gleich Grö­ne­mey­er oder … äh: Bloc Par­ty neh­men, wenn man Kon­sens haben will. Egal, was die Musik­feuil­le­to­nis­ten jetzt schon wie­der für einen Trend her­bei­schrei­ben wol­len: Das Album mit dem Kreuz im Titel ist und bleibt super. Bit­te tan­zen Sie N.O.W.
Anspiel­tipp: „Tth­hee Ppaarrt­tyy“

13. Wir Sind Hel­den – Sound­so
Die ganz gro­ße Auf­merk­sam­keit in den Medi­en hat etwas nach­ge­las­sen, viel­leicht hat „Poly­lux“ nicht mal mehr einen Bei­trag über Judith Holo­fer­nes als „Stim­me ihrer Gene­ra­ti­on“ gebracht. Wir Sind Hel­den haben ihr Leben zurück und sind so gut wie am ers­ten Tag. Bei fast jeder Band hät­te ich Angst, dass sie einen Song wie „The Geek (Shall Inhe­rit)“ nicht mehr top­pen kön­nen wird, aber Wir Sind Hel­den machen seit „Denk­mal“ ja nichts ande­res. Also: Wei­ter­ma­chen!
Anspiel­tipp: „Sound­so“

13. The Kil­lers – Saw­dust
„Ey, Alter, das ist doch nur eine Rari­tä­ten­samm­lung! Was soll die denn bei den Alben des Jah­res? ‚Alben‘, hörst Du?“ Also bit­te, lie­be Stim­men in mei­nem Kopf: Seid still! Natür­lich ist das „nur“ eine Rari­tä­ten­samm­lung. Aber so man­che Band wäre froh, das als Album hin­zu­krie­gen! Man­che Sachen sind natür­lich etwas sehr absei­tig und wür­den auf einem „nor­ma­len“ Album viel­leicht über­for­dern, aber auf die­sem Zwi­schen­ding dür­fen sich The Kil­lers aus­to­ben. Mit Joy-Divi­si­on-Cover, Wes­tern­gi­tar­ren und Lou Reed. Mei­ne Pro­gno­se fürs drit­te Album: Da geht noch eini­ges!
Anspiel­tipp: „Move Away“

14. Jim­my Eat World – Cha­se This Light
Lie­be Kin­der, wenn Ihr nicht wollt, dass Ihr auch mal eher so mit­tel­mä­ßi­ge Alben so lan­ge hört, bis Ihr sie toll fin­det, dann wer­det bes­ser nie Fan!
Ratio­nal betrach­tet ist „Cha­se This Light“ immer noch ein rela­tiv unbe­deu­ten­des Album, das eine gan­ze Spur zu pop­pig pro­du­ziert wur­de. Tat­säch­lich ist es aber genau die Musik, die ich mor­gens auf dem Weg zur Uni hören möch­te. Oder nachts, wenn ich betrun­ken nach hau­se tau­me­le. Oder dazwi­schen. Also muss man ein­fach zu dem ste­hen, was man mag, und sagen: „Cha­se This Light“ ist doch ein ganz schö­nes Album, irgend­wie.
Anspiel­tipp: „Here It Goes“

15. Muff Pot­ter – Ste­ady Fremd­kör­per
Wie­so ist mir „Ste­ady Fremd­kör­per“ eigent­lich nie so ein treu­er Freund und Beglei­ter gewor­den wie die bei­den Vor­gän­ger­al­ben? Ver­mut­lich, weil das Album im Som­mer raus­kam, viel zu früh für kah­le Bäu­me und Blät­ter­matsch. Natür­lich ist es trotz­dem wie­der ein sehr gutes Album gewor­den, was ich mit einem sehr okay­en fünf­zehn­ten Platz in mei­ner Jah­res­hit­pa­ra­de noch ein­mal her­vor­he­ben möch­te.
Anspiel­tipp: „Das seh ich erst wenn ich’s glau­be“

16. Manic Street Pre­a­chers – Send Away The Tigers
Die Manics nach der Frisch­zel­len­kur: Zurück auf Anfang „Ever­y­thing Must Go“, zurück zu Pathos, gro­ßer Ges­te, Melan­cho­lie und Paro­len­dre­sche­rei. Es hielt sich letzt­lich nicht ganz so gut wie das inter­ne Vor­bild, aber „Send Away The Tigers“ ist trotz­dem ein gelun­ge­nes Album und ein guter Aus­gangs­punkt für einen Neu­an­fang.
Anspiel­tipp: „Indi­an Sum­mer“

17. Foo Figh­ters – Echo­es, Silence, Pati­ence And Grace
Und noch eine Band, die schon vor zehn Jah­ren hät­te auf die­ser Lis­te ste­hen kön­nen. Lang­sam wer­den die Hel­den unse­rer Jugend eben auch älter und wir somit offen­bar auch. Auf dem Album mit dem unmerk­bars­ten Titel der Sai­son merkt man davon aber noch nix, die Foo Figh­ters rocken so, als woll­ten sie Fall Out Boy, Good Char­lot­te und Kon­sor­ten zei­gen, wo die Gitar­re hängt. Dabei weiß das doch jedes Kind: tief.
Anspiel­tipp: „Long Road To Ruin“

18. Rihan­na – Good Girl Gone Bad
Tja, da müs­sen wir jetzt gemein­sam durch. Oder ich muss das erklä­ren, irgend­wie. „Umbrel­la“ ist halt ein Über­song, der über­wie­gen­de Rest ist auch recht gelun­gen und wenn schon irgend­was Mas­sen­taug­li­ches im Radio lau­fen muss, dann doch bit­te cle­ver pro­du­zier­te Songs mit einer char­man­ten Sän­ge­rin.
Anspiel­tipp: „Shut Up And Dri­ve“

19. Mari­ti­me – Here­sy And The Hotel Choir
Mari­ti­me gin­gen hier im Blog auch irgend­wie völ­lig unter, was sehr scha­de ist, weil sie mit ihrem drit­ten Album wie­der an die Qua­li­tät ihres Debüts anknüp­fen konn­ten. Viel­leicht wür­den die Beach Boys so klin­gen, wenn sie heu­te jung wären. (In Wahr­heit wäre Bri­an Wil­son wohl schon lan­ge völ­lig wahn­sin­nig oder tot, wenn er heu­te jung wäre.)
Anspiel­tipp: „Guns Of Nava­ro­ne“

20. Maxï­mo Park – Our Earth­ly Plea­su­res
Mit dem ers­ten Maxï­mo-Park-Album bin ich ja irgend­wie nie so ganz warm gewor­den: Natür­lich waren die Sin­gles super, aber so wirk­lich vom Hocker hau­en konn­te mich „A Cer­tain Trig­ger“ nie. Da ist „Our Earth­ly Plea­su­res“ eher ein Album zum Durch­hö­ren und Mögen. Dass Franz Fer­di­nand auch 2007 kaum ver­misst wur­den könn­te an Maxï­mo Park lie­gen.
Anspiel­tipp: „Pari­si­an Ski­es“

21. Crow­ded House – Time On Earth
Stel­len Sie sich vor, Ihr Kind wür­de sich in zwan­zig Jah­ren über eine Come­back von … sagen wir mal: Star­sail­or freu­en. Wür­den Sie da sagen „Aber Kind­chen, dafür bist Du doch trotz eige­ner Woh­nung, Rücken­lei­den und Uni-Abschluss viel zu jung“, oder wür­den Sie sich freu­en, dass er/​sie/​es gute Musik zu schät­zen weiß?
War­um habe ich eigent­lich immer das Gefühl, mich für mei­nen Musik­ge­schmack recht­fer­ti­gen zu müs­sen? „Time On Earth“ wäre doch auch toll, wenn die Musi­ker in mei­nem Alter wären.
Anspiel­tipp: „Eng­lish Trees“

22. Die Ärz­te – Jazz ist anders
Das soll­te man viel­leicht auch mal erwäh­nen, dass „Jazz ist anders“ das ers­te Album von Die Ärz­te ist, das ich wirk­lich gehört habe. Es ist aber auch ein sehr gelun­ge­nes Album, denn Bel­a­Fa­rin­Rod agie­ren sehr klug und fügen die ver­schie­dens­ten Musik­sti­le kunst­voll zu einem wirk­lich fei­nen Gesamt­bild, das mit „Spaß­punk“ oder ähn­li­chem wenig am Hut hat. Nur: „Jun­ge“ nervt inzwi­schen dann doch. Gewal­tig.
Anspiel­tipp: „Him­mel­blau“

23. Smas­hing Pump­kins – Zeit­geist
Sagt mal, wo kommt Ihr denn her? „Aus Dei­ner tris­ten, teil­zeit-depres­si­ven Teen­ager­zeit, bit­te sehr!“
Von mir aus hät­te es das Come­back der Smas­hing Pump­kins nicht gebraucht, zu pass­ge­nau war ihr Auf­tau­chen in und Ver­schwin­den aus mei­nem Leben damals gewe­sen. Jetzt sind sie (zur Hälf­te) aber doch wie­der da und wo sie sich schon mal die Mühe gemacht haben, kann man natür­lich das eigent­lich gar nicht mal schlech­te Album „Zeit­geist“ erwäh­nen, das irgend­wie aber auch sagen­haft unter­ging. Offen­bar war mein Leben nicht das ein­zi­ge, aus dem die Pump­kins zur rech­ten Zeit ver­schwun­den waren.
Anspiel­tipp: „Doomsday Clock“

24. Mika – Life In Car­toon Moti­on
Als Mika in Deutsch­land sei­nen ver­dien­ten Durch­bruch fei­er­te und kei­ne Stun­de mehr ver­ging, in der er nicht im Radio, Fern­se­hen oder in der Wer­bung zu hören war, war ziem­lich genau der Punkt erreicht, an dem ich sei­ne zucker­sü­ßen Pop­songs nicht mehr hören konn­te. Dabei war „My Inter­pre­ta­ti­on“, der bes­te von ihnen, doch gar nicht aus­ge­kop­pelt wor­den.
Anspiel­tipp: „My Inter­pre­ta­ti­on“

25. Bei­rut – The Fly­ing Club Cup
Auch Bei­rut sol­len in die­ser Lis­te nicht uner­wähnt blei­ben. Zwar fin­de ich das Debüt „Gulag Orke­star“, das ich auch erst in die­sem Jahr ent­deckt habe, ein biss­chen bes­ser, aber „The Fly­ing Club Cup“ ist mit sei­nem folk­lo­ris­ti­schen … äh: Indiepop auch ein sehr schö­nes Album. Der Tag, an dem ich die­ses Album hörend durch eine in mil­chig-röt­li­ches Licht getauch­te Nach­bar­schaft zur Uni stapf­te, wäre mit „sur­re­al“ recht pas­send umschrie­ben.
Anspiel­tipp: „The Penal­ty“

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Musik

Listenpanik 11/​07: Torschlusspanik

Der Dezem­ber ist erfah­rungs­ge­mäß der Monat, in dem die Plat­ten­fir­men mit Best Ofs, Live­al­ben und Rari­tä­ten­samm­lun­gen am Weih­nachts­ge­schäft par­ti­zi­pie­ren wol­len. Die letz­ten nor­ma­len Alben erschei­nen des­halb meist im Novem­ber. Und selbst in mei­ne wie üblich sub­jek­ti­ve und will­kür­li­che Lis­te haben sich die Geld­ma­cher­plat­ten gescho­ben, die eben nicht immer Geld­ma­cher­plat­ten sind:

Alben
1. The Wom­bats – A Gui­de To Love, Loss & Despe­ra­ti­on
Kurz vor Ende des Musik-Jah­res und dem damit ver­bun­de­nen Lis­ten­schluss schiebt sich noch eine Band recht weit nach vor­ne ins Getüm­mel und brüllt „Hier sind wir!“ bzw. „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“. Wer hät­te gedacht, dass die elf­mil­li­ons­te Indiepop­band mit tanz­ba­ren Rhyth­men und lus­ti­gen Tex­ten noch ein­mal eine sein wür­de, die rich­tig gut ist? The Wom­bats klin­gen wie eine Mischung aus viel Rakes und etwas Weezer und haben mit besag­tem „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“ und „Back­fi­re At The Dis­co“ zwei bril­lan­te Sin­gles auf dem Album. Manch­mal lohnt es sich eben zu war­ten.

2. The Kil­lers – Saw­dust
Die Rari­tä­ten-Samm­lung der größ­ten Enter­tai­ner im heu­ti­gen Pop­busi­ness braucht ein wenig Zeit, ist aber toll. [aus­führ­li­che Bespre­chung folgt]

3. Bei­rut – The Fly­ing Club Cup
Ehr­lich gesagt bedurf­te es erst eines Kom­men­tars von Dani­el und eines Ein­sat­zes bei „Weeds“, ehe ich mich mich Bei­rut beschäf­tigt habe. Inzwi­schen lie­be ich die­se Mischung aus Indiepop und ver­schie­dens­ten Folk­lo­re-Ein­flüs­sen. Des­halb wei­se ich auch ger­ne auf die­ses famo­se zwei­te Album hin, das eigent­lich schon im Okto­ber erschie­nen ist.

4. Sigur Rós – Hvarf-Heim
Die Islän­der beglü­cken uns in die­sem Jahr nicht nur mit der sicher phan­tas­ti­schen, aber lei­der noch nicht gese­he­nen Tour-Doku­men­ta­ti­on „Hei­ma“, sie wer­fen auch noch ein Dop­pel­al­bum mit unver­öf­fent­lich­ten Songs und Akus­tik­ver­sio­nen auf den Markt. Das unter­schei­det sich musi­ka­lisch nicht all­zu sehr von den letz­ten Alben, aber das macht ja nichts, denn es ist natür­lich trotz­dem toll. Genau die rich­ti­ge Musik, um an einem nass­kal­ten Dezem­ber­nach­mit­tag auf dem Bett zu lie­gen, die Decke anzu­star­ren und von bes­se­ren Tagen zu träu­men.

5. New Young Pony Club – Fan­ta­stic Play­ro­om
Die (durch­aus char­man­te) Sin­gle „Ice Cream“ hat­te ich irgend­wie immer für was neu­es von Pea­ches gehal­ten. Das Album vom New Young Pony Club klingt ins­ge­samt nach Tal­king Heads und Blon­die (oder in heu­ti­gen Dimen­sio­nen The Sounds oder eben Pea­ches) und ist eben ziem­lich genau das, was man von New Wave mit Sän­ge­rin erwar­tet. Mein Gott, das klingt wie ein Ver­riss, ist aber durch­aus nett gemeint. Rein­hö­ren lohnt sich!

Songs
1. The Wom­bats – Let’s Dance To Joy Divi­si­on
Hat­te ich nicht oben schon geschrie­ben, wie toll das Album ist und wie posi­tiv es sich auf mei­ne Lau­ne aus­wirkt? „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“ ist die Essenz des Gan­zen und passt natür­lich nur rein zufäl­lig zum aktu­el­len Joy-Devi­si­on-Re-Hype.

2. Bloc Par­ty – Flux
Es scheint dann wohl Tra­di­ti­on wer­den zu sol­len, dass Bloc Par­ty ihren Alben immer noch eine Non-Album-Track-Sin­gle hin­ter­her­schmei­ßen. War es vor zwei Jah­ren das gefäl­li­ge „Two More Years“, ist es dies­mal das erheb­lich sper­ri­ge­re „Flux“, das man so irgend­wie nicht erwar­tet hät­te und das einen trotz­dem nicht groß ver­wun­dert. Bei Bloc Par­ty muss man anschei­nend mit allem rech­nen, vor allem aber mit durch­weg guten Songs.

3. Nada Surf – See The­se Bones
Der ers­te Vor­bo­te des neu­en Nada-Surf-Albums, den man sich hier kos­ten­los her­un­ter­la­den kann, blieb letz­te Woche lei­der unge­spielt (in Bie­le­feld war er hin­ge­gen zu hören). Das Lied macht da wei­ter, wo die Band auf „The Weight Is A Gift“ auf­hör­te und über­brückt die War­te­pau­se bis zum neu­en Album „Lucky“ im Febru­ar.

4. Lin­kin Park – Shadow Of The Day
Als ich die Sin­gle zum ers­ten Mal hör­te (pas­sen­der­wei­se auf WDR 2), dach­te ich, Bono von U2 habe sich irgend­wie die Stim­me rui­niert. Es waren aber fas­zi­nie­ren­der­wei­se Lin­kin Park, von denen ich nie so recht weiß, wie ich sie fin­den soll. Das Video sieht auch ver­däch­tig nach U2 aus, aber ich glau­be, das macht den Charme die­ses Songs aus.

5. The Hoo­siers – Worried About Ray
Zuge­ge­ben: Eigent­lich ist das Video mit sei­ner groß­ar­ti­gen Hom­mage an Ray Har­ry­hau­sen ein Stück bes­ser als der Song selbst. Trotz­dem haben wir es auch hier wie­der mit einem Zwei-Minu­ten-Fünf­zig-Indie­schla­ger zu tun, der nie­man­dem weh tut und die Tanz­flä­chen fül­len dürf­te. Das Lied auf dem Radio­we­cker und der Tag begön­ne gut.