Ich habe das Gefühl, “The Sound Of The Life Of The Mind”, das Comeback-Album von Ben Folds Five, immer nochnicht ausreichend gewürdigt zu haben. Vor allem nicht das fantastische “Draw A Crowd”, das mit der vielleicht besten Liedzeile dieses Jahrzehnts daherkommt: “If you can’t draw a crowd, draw dicks on a wall”. Das kann man nicht übersetzen, weil der Witz dann nicht mehr funktioniert, aber ich bin mir sicher, Sie verstehen es auch so.
Aber das kann ich ja jetzt ändern, denn Ben Folds Five waren diese Woche zu Gast bei Conan O’Brien und haben “Draw A Crowd” live gespielt:
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Vergangene Woche hat das sehr empfehlenswerte Internetmusikmagazin getaddicted.org im mindestens ebenso empfehlenswerten Freibeuter einen Akustik-Cover-Abend veranstaltet. Es spielten und sangen Nicholas Müller von Jupiter Jones, die mir bisher unbekannte Band Tengo Hambre Pero No Tengo Dinero und mein Kumpel Tommy Finke, der Laden war voll und die Stimmung hehr.
Die Auswahl der gecoverten Songs war mindestens eklektisch zu nennen und beinhaltete Leonard Cohens “Hallelujah” ebenso wie “Can You Feel The Love Tonight” von Elton John, Ingrid Michaelsons “Be Ok” ebenso wie “With Or Without You” von U2.
Warum erzähle ich Ihnen das alles? Die netten Menschen von getaddicted.org haben angefangen, Videos von dem Abend online zu stellen. Und so können Sie jetzt noch einmal miterleben, wie Nicholas Müller “Timshel” von Mumford & Sons singt, oder Tommy Finke mit “Wonderwall” (Originalinterpret bekannt) den ganzen Laden zum Mitsingen bringt.
Mein persönliches Highlight aber … Ach, sehen Sie selbst!
(Weil die Videos automatisch starten, hab ich sie hier nicht eingebaut.)
Das dürfte ja wohl eine der cleversten Riff-Amputationen in einem Coversong seit Cat Powers “Satisfaction” sein!
In der von mir hochverehrten “Daily Show” mit Jon Stewart sind Musikgäste eher eine Seltenheit. Wenn ich niemanden verdrängt habe, gab es in den drei Jahren, die ich die Show jetzt sehe, genau zwei Musikacts: Coldplay und Bruce Springsteen.
Ohne Andrew McMahon zu nahe treten zu wollen: Seine Band Jack’s Mannequin gehört eher nicht in die Reihe dieser Stadionfüllenden Superstars. Um so überraschender und schöner, dass er in der letzten Show vor der einwöchigen Thanksgiving-Pause zu Gast sein durfte, um zwei Songs aus seinem (sehr, sehr guten) aktuellen Album “The Glass Passenger” (s.a. Listenpanik 07/09) vorzustellen.
Bei “Swim” hat er gegenüber der Albumversion mal eben die komplette Phrasierung geändert, aber wer beim Satzgesang keine Gänsehaut bekommt, ist mutmaßlich schon länger tot:
Ich hab länger überlegt, ob ich noch was über den medialen Overkill schreiben soll, der Deutschland seit dem Tod von Robert Enke fest im Griff hat. Darüber, wie ich mich gestern angesichts des “Bild”-Titels “Deutschland weint mit Frau Enke” an die Zeit nach dem 11. September 2001 erinnert fühlte, als schon mal die Kollektivierung der persönlichen Empfindung völlig die tatsächliche persönliche Auseinandersetzung verhinderte.
Am Mittwochabend war ich in Düsseldorf beim Konzert von Weakerthans-Sänger John K. Samson. Bevor er den (wunderwunderschönen) Song “Pamphleteer” anstimmte, sprach Samson die “Elegy For Gump Worsley” vom letzten Weakerthans-Album. Gump Worsley war ein kanadischer Eishockeytorwart, der unter Flugangst litt und in der Saison 1968/69 einen Nervenzusammenbruch erlitt:
(Das Video entstand ein paar Tage vorher im Konzerthaus Dortmund.)
Die frühere NASA-Astronautin Lisa Nowak muss 50 Sozialstunden ableisten und an einem achtstündigen anger-management Seminar teilnehmen, das entschied jetzt ein Gericht in Florida.
Nowak hatte vor fast drei Jahren eine ganz besondere Form der Berühmtheit erlangt, als sie 900 Meilen am Stück mit ihrem Auto fuhr (wichtiges Detail: sie soll während der Fahrt Windeln getragen haben, um nicht anhalten zu müssen), um der neuen Freundin ihres früheren Geliebten Pfefferspray ins Gesicht zu sprühen.
Die Geschichte ist popkulturell auf ewig festgehalten in einem Song, den Ben Folds am darauf folgenden Abend in der Kölner Live Music Hall improvisierte (in meinem Beisein, wohlgemerkt!), und der später in leicht veränderter Form unter dem Titel “Cologne” auf seinem dritten Soloalbum “Way To Normal” veröffentlicht wurde:
Ein Bekannter meinte mal, bei Travis habe doch auch schon der “Chris-de-Burgh-Effekt” eingesetzt: “Nur noch in Deutschland erfolgreich.”
Nun ja: Die ganz großen Erfolgszeiten der vier Schotten sind vorbei. Coldplay füllen weltweit Stadien, während sich die Veranstaltungsorte bei Travis langsam aber sicher von “Hallen” in Richtung “Clubs” zu verschieben scheinen. Chris Martin ist wenigstens anständig genug zu erklären, dass es seine Band ohne Travis nie gegeben hätte.
Man könnte mutmaßen, dass es vor allem wirtschaftliche Gründe hat, wenn im Moment nicht Travis als Band mit Tour-Keyboarder und Livecrew die USA bereisen, sondern Fran Healy und Andy Dunlop allein mit ihren Akustikgitarren unterwegs sind. Aber selbst wenn dem so wäre, würde ich einiges dafür geben, mir die beiden in richtig kleinen Clubs anschauen zu können.
Einen kleinen Einblick kann man auch als Europäer bekommen, denn Fran Healy war in der Redaktion von “Spin” zu Gast und hat den Mitarbeitern drei Songs vorgesungen, die jetzt als Videos im Internet stehen.
Los geht’s mit “20”, jener “All I Want To Do Is Rock”-B-Seite, die einst fester Bestandteil im Liveset war. Es folgt “Writing To Reach You”, bei dessen Anblick mir schlagartig wieder einfiel, warum ich vor neuneinhalb Jahren angefangen hatte, mir selbst das Gitarrenspiel beizubringen. Zu guter letzt gibt es “The Little Things In Life”, ein Cover der eher unbekannten Band Green On Red. Alles tadellos gespielt und gesungen und mit ein paar netten Worten anmoderiert.
Fran Healy unplugged bei Spin.com
Das Video funktioniert bei mir nicht im Firefox, versuchen Sie’s zur Not mal mit einem anderen Browser.
Ich muss zugeben, nie der große Blumfeld-Fan gewesen zu sein. Deswegen war es mir auch einigermaßen egal, dass deren früherer Frontmann Jochen Distelmeyer vor kurzem bei einigen Konzerten neue Songs vorstellte, die auf seinem Solo-Debüt “Heavy” (VÖ: 25. September) enthalten sein werden.
Einige dieser Songs wurden – wie heutzutage allgemein üblich – mit Handy- oder Digitalkameras aufgenommen und kurz danach bei YouTube hochgeladen. Dort blieben sie nicht allzu lange stehen: Sie wurden mit Hinweis auf Urheberrechtsverletzungen gelöscht, wie der Popkulturjunkie gestern in einem Eintrag dokumentierte.
Seine Überschrift ließ keinen Zweifel daran, wer hier der Schuldige sein müsste:
Sony hat das Internet immer noch nicht begriffen
In den Kommentaren ergoss sich schnell der übliche “Wir hier unten, die da oben”-Sermon von
ich finde das äußerst begrüßenswert wenn sich sony selbst ins bein schießt, je früher medienkonzerne aller art krepieren desto besser.
bis hin zu
Memo an mich selbst: Kauf von Sony Produkten meiden!
Als Christian Ihle höflich anfragte, ob es nicht viel einfacher sein könnte und weder Distelmeyer noch die Plattenfirma das Risiko eingehen wollten, dass die Leute die neuen Songs in schlechter Qualität hörten (weil das “den Buzz zerstören würde”), wurde diese Möglichkeit mit dem Hinweis abgebügelt, so schlecht sei die Qualität nun auch wieder nicht gewesen.
Ich hab heute einfach mal Jochen Distelmeyers Manager Oliver Frank nachgefragt, wie es denn zu der Löschung gekommen sei. Der sagte mir, er habe während der Tour beobachtet, dass immer mehr Mitschnitte aus den Konzerten hochgeladen wurden, und – “weil wir nicht so früh in den Wettbewerb ‘Wer stellt das wackeligste Video ins Netz?’ einsteigen wollten” – Distelmeyers Plattenfirma Sony Music gebeten, etwas dagegen zu unternehmen.
Oliver Frank meinte weiter, dass es nicht nur immer die “bösen Konzerne” seien, die Trends wie das Hochladen ganzer Konzerte skeptisch sehen, sondern häufig auch die Künstler selbst. Man käme sich vor den hochgereckten Kameras im Publikum ja manchmal vor wie vor einer Busladung Touristen.
Ich weiß, dass es vielen Künstlern gerade bei neuem Material ähnlich geht, und ich kann das verstehen: Man verbringt doch nicht Monate im Studio, damit die Hörer dann eine übersteuerte, verquatschte und womöglich noch nicht mal fehlerfreie Liveversion als ersten Eindruck bekommen.
[Zwischenruf: “Dann braucht man doch gar nicht mehr live zu spielen!”]
Äh, doch. Es ist ja was anderes, ob dreihundert Menschen so eine Version einmal hören, oder sich ein paar Tausend diese Version immer und immer wieder anschauen können.
Man kann das als Musiker natürlich auch anders sehen und wie Thees Uhlmann sagen: “Film das und stell das online!”, aber das ist ja dann eine bewusste Entscheidung des Künstlers:
(Ben Folds nutzt die YouTube-Mitschnitte seiner Konzerte ja bekanntlich, um aus wüsten Improvisationen Albumtracks zu zaubern.)
Ich finde es legitim, wenn ein Musiker wenigstens im Vorfeld einer Albumveröffentlichung versucht, die Kontrolle über seine Songs zu behalten. (Und Jochen Distelmeyer hat ja durchaus schon einen Song, der nicht die Single wird, zum Durchhören auf seine Website gestellt.) Nach der Veröffentlichung gehören die Songs ja sowieso den Menschen, wie Fran Healy so schön sagt — auch wenn manche das mit dem “gehören” vielleicht ein bisschen zu wörtlich nehmen.
Das Management von Jochen Distelmeyer hat übrigens angedeutet, dass die Löschung die letzte gewesen sein wird.
Über das All-Songs-Considered-Blog bin ich auf diesen Eintrag im Musikblog I Am Fuel You Are Friends aufmerksam geworden, der sehr passend mit “If you’ve ever wondered what pure, unfettered joy looks like….” betitelt ist.
Man sieht darin ein Livevideo von The Gaslight Anthem, die gemeinsam mit Bruce Springsteen ihren Song “The ’59 Sound” beim Glastonbury Festival spielen:
Da dachte ich noch “Na ja, könnte man noch mal bloggen, so nach einem Monat. Aber muss man auch nicht …”, aber dann fiel mir ein, wie viele Videos ich schon im Internet gesehen hatte, in denen Bruce Springsteen andererleuts Songs veredelt. Und dann dachte ich, die kann man doch mal schön zusammentragen:
Besonders Dieter Gorny und Hubert Burda (und all den anderen hungernden Medienfutzis) möchte ich aber seinen “Albuquerque Lullaby” aus dem Jahr 2001 ans Herz legen.
I have a friend
Sits in his office
Where he’s had his big success
Now he cries all day
He says the Internet
Is stealing his royalties
Talks of his glory days
I say no one cares about your glory days
In diesem Livevideo verhaut er zwar die entscheidende Zeile, aber schön ist der Song trotzdem:
Weezer, die Älteren werden sich erinnern, waren eine Band, die Mitte der 1990er Jahre mit den Alben “Weezer” und “Pinkerton” Rock-Geschichte schrieben. 2001 kamen sie mit “Weezer (The Green Album)” zurück und befinden sich seitdem auf dem absteigenden Ast.
Das heißt: Nicht ganz. Letztes Jahr schafften sie es überraschenderweise, das definitive YouTube-Video zu drehen und mit “Heart Songs” auch noch eine anrührende Heldenverehrung zu veröffentlichen.
Und jetzt? Covern sie live “Kids” von MGMT und “Poker Face” von Lady Gaga. Hört sich bekloppt an?
Ja, es war ein bisschen schwierig, beim Haldern Pop Fotos zu machen, auf denen keine Fernsehkameras des omnipräsenten WDR zu sehen waren. Die Fotografen im Graben klagten sich gegenseitig ihr Leid und die zahlenden Zuschauer in den ersten Reihen übten sich im Dranvorbeigucken.
Aber Rache ist süß: die Highlights des Haldern Pop 2008 – demnächst (vielleicht) irgendwann mitten in der Nacht im WDR-“Rockpalast”, aber schon jetzt auf YouTube. Gefilmt von Fans für Fans:
Intro Flaming Lips (vom WDR gar nicht aufgezeichnet)
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