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Musik Rundfunk

Swim for the music that saves you

In der von mir hochverehrten “Daily Show” mit Jon Stewart sind Musikgäste eher eine Seltenheit. Wenn ich niemanden verdrängt habe, gab es in den drei Jahren, die ich die Show jetzt sehe, genau zwei Musikacts: Coldplay und Bruce Springsteen.

Ohne Andrew McMahon zu nahe treten zu wollen: Seine Band Jack’s Mannequin gehört eher nicht in die Reihe dieser Stadionfüllenden Superstars. Um so überraschender und schöner, dass er in der letzten Show vor der einwöchigen Thanksgiving-Pause zu Gast sein durfte, um zwei Songs aus seinem (sehr, sehr guten) aktuellen Album “The Glass Passenger” (s.a. Listenpanik 07/09) vorzustellen.

Bei “Swim” hat er gegenüber der Albumversion mal eben die komplette Phrasierung geändert, aber wer beim Satzgesang keine Gänsehaut bekommt, ist mutmaßlich schon länger tot:

The Daily Show With Jon Stewart Mon – Thurs 11p / 10c
Jack’s Mannequin – Swim
www.thedailyshow.com

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Daily Show
Full Episodes
Political Humor Health Care Crisis

“The Resolution” wurde im Fernsehen abgewürgt, ist im Internet aber erfreulicherweise in voller Länge zu hören (und sehen):

The Daily Show With Jon Stewart Mon – Thurs 11p / 10c
Exclusive – Jack’s Mannequin – The Resolution
www.thedailyshow.com

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Daily Show
Full Episodes
Political Humor Health Care Crisis
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Politik Gesellschaft

Ein Esszimmertisch aus ganz besonderem Holz

Möglicherweise haben Sie das Video schon gesehen, in dem der demokratische Abgeordnete Barney Frank bei einem Town Committee meeting in Dartmouth, Massachusetts eine junge Fragestellerin rhetorisch vollendet abbügelt, die ihm und Barack Obama Nazi-Politik vorwirft.

Alternativ hätte die “Daily Show” hier für Sie auch noch mal die schönsten Stellen:

The Daily Show With Jon Stewart Mon – Thurs 11p / 10c
Barney Frank’s Town Hall Snaps
www.thedailyshow.com

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Daily Show
Full Episodes
Political Humor Healthcare Protests

Was Sie vielleicht nicht mitbekommen haben: Die Fragestellerin berief sich auf Lyndon LaRouche und hatte dieses sympathische Poster dabei, das man sich auf der Website des “Political Action Committee” des LaRouche-Clans herunterladen kann:

I've changed - Barack Obama mit Hitler-Bärtchen

Sie erinnern sich: Die merkwürdigen Vereinigungen rund um Lyndon LaRouche und seine Frau Helga Zepp-LaRouche waren hier im Blog ja schon mehrfach Thema.

Während der deutsche Ableger “Bürgerrechtsbewegung Solidarität” (BüSo) vor allem durch unfreiwillige Komik und mysteriöse Todesfälle auffällt, tritt die Politsekte in den USA weit weniger subtil auf.

[via The Washington Independent]

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Rundfunk

Coffee On TV

Falls Sie dachten, eine Anzeige, die wie redaktioneller Inhalt aussieht (oder andersrum), sei der endgültige Ausverkauf des Journalismus: Die Amerikaner sind da wie immer sehr viel weiter.

The Daily Show With Jon Stewart Mon – Thurs 11p / 10c
Corporate SynerJoe
thedailyshow.com

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Daily Show
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Political Humor Economic Crisis
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Digital

Die wöchentliche Sendung

Ich wünsche mir ja schon länger ein deutsches Äquivalent zur “Daily Show”. Eine Sendung also, in der aktuelle Nachrichten humorvoll kommentiert werden und wo man vielleicht auch noch ein bisschen was lernt.

Die Behauptung, ein solches Äquivalent gefunden zu haben, wäre irreführend: Die “Daily Show” läuft vier Mal in der Woche eine halbe Stunde, hat ein großes Autorenteam und etwa zwei Millionen Zuschauer.

“Das Nachrichten” läuft einmal in der Woche um die sechs Minuten auf YouTube, hat (wenn ich das richtig sehe) zwei Autoren und die Zuschauerzahlen der einzelnen Folgen liegen (noch) im dreistelligen Bereich.

Hinter “Das Nachrichten” stecken ONKeL fISCH, bekannt geworden durch sehr alberne, aber wie ich finde auch oft sehr gute Comedy bei Eins Live und im WDR Fernsehen. Und die kommentieren jetzt seit einigen Wochen die Meldungen der Woche und machen das meines Erachtens gar nicht schlecht:

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Es ist – um das noch mal zu sagen – etwas anderes als die “Daily Show”, aber ich finde sowohl die Idee als auch die Umsetzung sehr gelungen und habe herzlich gelacht.

Den Gedanken, welcher Fernsehsender das wohl übernehmen könnte, habe ich übrigens wieder verworfen: Es braucht keinen Fernsehsender, es steht ja eh schon online.

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Print Digital

Der letzte Strohhalm könnte blühen

Blühende Strohhalme (Symbolfoto: Lukas Heinser)

In der letzten tagesaktuellen Fernsehsendung, die ich mir noch ansehe, der “Daily Show”, war am Montag der Journalist Walter Isaacson zu Gast, um über die Zukunft des Journalismus zu sprechen:

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Im Wesentlichen hat er dabei (das war ja der Aufhänger seines Auftritts) seine Titelstory aus dem aktuellen “Time”-Magazine paraphrasiert: Ein Journalismus, der sich nur auf Werbekunden verlasse, verliere erstens seine Bindung zum Rezipienten und könne zweitens in Krisenzeiten (so wie … jetzt) schnell ganz ohne Geld dastehen, so Isaacson.

Aber er hat ja schon eine Idee:

So I am hoping that this year will see the dawn of a bold, old idea that will provide yet another option that some news organizations might choose: getting paid by users for the services they provide and the journalism they produce.

Das klingt in Zeiten, in denen eine zunehmende Zahl von Zeitungen und Zeitschriften ihre Archive kostenlos ins Internet stellt und Google das Seine dazu beiträgt, zunächst einmal völlig anachronistisch.

Isaacson manövriert sich dann auch etwas in argumentativen Treibsand, wenn er angesichts einer blühenden Open-Source-Szene ausgerechnet Beispiele wie dieses anführt:

For example, when Bill Gates noticed in 1976 that hobbyists were freely sharing Altair BASIC, a code he and his colleagues had written, he sent an open letter to members of the Homebrew Computer Club telling them to stop. “One thing you do is prevent good software from being written,” he railed. “Who can afford to do professional work for nothing?”

Andererseits weiß auch ich – bei aller Sympathie für Open Source, Musik-Verschenken und ähnlichem -, dass wir alle irgendwie Geld verdienen müssen. Auch ich würde gerne irgendwann mal eine Familie ernähren können.

Und so kommt Isaacson zu einem Schluss, dem ich mir eigentlich nur anschließen kann:

We need something like digital coins or an E-ZPass digital wallet — a one-click system with a really simple interface that will permit impulse purchases of a newspaper, magazine, article, blog or video for a penny, nickel, dime or whatever the creator chooses to charge.

Isaacson denkt dabei an lächerlich erscheinende Preise (5 Cent pro Artikel, 10 Cent für eine Tagesausgabe, 2 Dollar für einen Monat), die sich aber sicher schnell ordentlich summieren würden.

iTunes und der Appstore fürs iPhone beweisen, dass Menschen durchaus bereit sind, Geld für Produkte zu zahlen — es muss nur ganz einfach funktionieren. Als Bezahlung für journalistische Arbeit (dann aber bitte gute!) wären sogenannte Micropayment-Systeme durchaus denkbar. Man müsste nur erstmal eines (er)finden, das einfach funktioniert und universell einsetzbar ist.

Die nächsten Schritte wären klar: Wenn jeder Geld zahlen und empfangen könnte, könnten Nachwuchsbands virtuelle Hüte auf ihrer MySpace-Seite aufstellen, wir könnten Bloggern ein paar Cent zustecken, wenn uns ihre Artikel gefallen haben, oder dem Fotografen unseres Desktop-Hintergrundbildes eine kleine finanzielle Aufmerksamkeit zukommen lassen.

Und wir könnten noch weiter gehen: Statt Rundfunkgebühren über eine kafkaeske Behörde einziehen zu lassen, könnten sich die öffentlich-rechtlichen Sender direkt entlohnen lassen. Niemand, den es nicht interessiert, müsste noch die vielzitierten Volksmusik-Sendungen subventionieren. Das Geld könnte direkt in die einzelnen Redaktionen fließen und mein Geld würde zu null Prozent in Eins-Live-Comedy gesteckt, aber an die Macher des “Zeitzeichens” gehen.

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Rundfunk Fernsehen

“This whole thing is a joke!”

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Mal davon ab, dass wir in Deutschland weder einen Richard Lewis, noch eine “Daily Show” haben: Können Sie sich vorstellen, was in der deutschen Boulevardpresse los wäre, wenn ein Comedian in einer Talkshow dem Gastgeber derart das Wort abschnitte, über seinen Penis spräche und sich so über einige Politiker echauffierte?

Die Zeitungen könnten eine Woche von diesem “Skandal” leben.

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Rundfunk Politik

“Outrageous double standards”

Falls Sie eine lustige Fernsehsendung über Politiker oder Medien machen wollen: Sie müssen sich gar keine Frisurenwitze ausdenken oder tausend Mal irgendein albernes Video abspielen. Es reicht völlig, wenn Sie ein gut sortiertes Archiv haben:

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[Direktlink]

Die Frage ist nur, ob das am Ende eigentlich noch zum Lachen ist.

Und wenn Sie jetzt sagen: “Ja, so sindse halt, die Amis, aber so bekloppte Leute haben wir hier ja nicht”, dann sage ich: “Na ja. So sicher wäre ich mir da nicht …”

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Politik

Und ein Haken für Juli …

Gleich drei Vergleiche zum Preis von einem liefert die Büso-Chefin, Anglo-holländische-Verschwörungs-Gegnerin und Atomstromaktivistin Helga Zepp-LaRouche in ihrem aktuellen Kommentar zu Barack Obamas Deutschland-Besuch. Der Führer ist selbstverständlich mit dabei:

Das wirklich erschreckende aber war nicht Obamas Rede, die inhaltlich nichts brachte, was er nicht schon vorher gesagt hätte, von einigen Bezügen auf die Luftbrücke einmal abgesehen, worauf jeder professionelle Redenschreiber kommen mußte. Viel beunruhigender ist, daß die deutschen Massen anscheinend nichts aus der Geschichte gelernt haben, und bei bombastisch aufgezogenen Massenversammlungen offensichtlich eine fatale Neigung haben, in Manien zu verfallen. Dabei scheint es egal zu sein, ob es Hitler in Nürnberg, Gorby auf Deutschlandreise, der Dalai Lama oder eben jetzt das Soufflé Obama ist.

Auf eine etwas andere Art witzig (und zugegebenermaßen näher an meinem Humor) ist da der Kommentar von Jon Stewart in der “Daily Show”:

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[Direktobama]

Eine unvollständige Liste der schönsten Nazi-Vergleiche seit 1945 finden Sie nach wie vor hier.

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Fernsehen Musik Rundfunk

Nichts geht verloren

Zum dritten Mal in der Geschichte der “Daily Show” gab es gestern einen Musikgast: Coldplay, “the number one in this country and most likely every country”.

Und wenn man Coldplay schon mal da hat, lässt man sie natürlich gleich zwei Mal spielen.

“42”:

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“Lost”:

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Das Ganze gibt mir übrigens Gelegenheit, endlich mal auf den “Full Episode Player” hinzuweisen, den thedailyshow.com seit einigen Wochen anbietet. Wer braucht da noch Fernsehen? In Deutschland?

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Politik

Bananenrepublik Deutschland

Ich hatte ja schon das eine oder andere Mal geschrieben, dass ich mir ein deutsches Äquivalent zur “Daily Show” wünsche. Im Moment bräuchte man dafür noch nicht mal Autoren, man müsste nur die Zeitung aufschlagen:

In den letzten drei Wochen hat die SPD gefühlte einhundert Mal ihre Pläne für Hessen geändert – “regieren”, “nicht regieren”, “regieren”, “nicht regieren” – ganz so, als sei Homer Simpson plötzlich zum Bundesvorsitzenden der Partei ernannt worden (er hätte bessere Umfragewerte als Kurt Beck, so viel ist klar). Im Umgang mit der Abgeordneten Dagmar Metzger bewiesen die Sozis noch kurz, dass ihnen Parteidisziplin wichtiger ist als Moral und Konsequenz, dann gab Peer Steinbrück die Bundestagswahl 2009 verloren. Das wird vor allem Guido Westerwelle gefreut haben, der gerade erst die CDU kritisiert und zu Protokoll gegeben hatte, er könne sich inzwischen doch eine Zusammenarbeit mit SPD und/oder Grünen vorstellen. Roland Koch, der einen der schlimmsten Wahlkämpfe der Nach-Strauß-Ära geführt hatte, wartete einfach so lange, bis sich der politische Gegner ganz von allein zerlegt hatte, dann deutete er an, selbst auf das Amt des Ministerpräsidenten verzichten zu wollen.

Unterdessen verursachten verschiedene Gewerkschaften (allen voran die GDL) alle paar Tage ein mittelschweres bis großes Chaos und sorgten damit für ein großes Hallo in der Bevölkerung, die sich eh schon hinter der Linken versammelt hatte, um nach 17 Jahren endlich mal wieder so was ähnliches wie Sozialismus nach Deutschland zurückzuholen. Am liebsten hätten die hauptberuflichen “Die da oben”-Beschimpfer (auch Wähler genannt) wahrscheinlich eine große Koalition aus Linker und FDP, die einen Wiederaufbau des Sozialstaats bei gleichzeitiger Abschaffung aller Steuern durchsetzt. Wer Kanzler würde, wäre dabei egal, denn von Angela Merkel hat man in den letzten Wochen ja auch nichts gehört.

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Digital

Klickbefehl (7)

In Sachen Nokia läuft gerade ein Fass über. Und die Verantwortlichen in der Politik – allen voran der Ministerpräsident Rüttgers – täten gut daran, jetzt kein Öl mehr ins Feuer zu gießen.

Nach der Ankündigung von Nokia, das Werk in Bochum dicht zu machen, überbieten sich die Politiker in Populismus. Djure von “blog.50hz.de” tritt einen Schritt zurück und nennt das Verhalten von Nokia “konsequent”.

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Während hierzulande Nikotinfreunde unter dem Kneipen-Rauchverbot ächzen, greifen kalifornische Behörden richtig hart durch. Die Kleinstadt Calabasas sollen in Zukunft qualmfrei sein – auch in den eigenen vier Wänden.

“Spiegel Online” berichtet über das geplante Rauchverbot in Mietwohnungen in Calabasas, CA (“LA Daily News” zum selben Thema).

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Heute bange ich um das Leben jedes Opas, der in der Tram die Augen rollt, wenn eine Clique 15-Jähriger die Belastbarkeit der Scheiben mit Schlagringen testet. Das Entrüstungspotential älterer Menschen wird ja immer mehr zum Sicherheitsrisiko im öffentlichen Raum. Ich greife dann sofort ein und verwickle den sich in Rage denkenden Mittsiebziger in ein Gespräch über Stauffenberg, die Wehrmacht oder die Segnungen von Essen auf Rädern.

Daniel Haas hat bei “Spiegel Online” eine wunderbare … ja, was eigentlich: Polemik, Satire? Er hat jedenfalls einen wunderbaren Text über die aktuell heraufbeschworenen Gefahren in U-Bahnen verfasst.

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„Riechen Sie die U-Bahn?“, frage ich. Wir steigen ein, fahren durch die Problemviertel Berlins. Drei Betrunkene steigen zu, sie haben Bierflaschen in den Händen. Ich habe keinen Augenkontakt mit den Biertrinkern. Frau Zypries auch nicht. Wir sprechen über die Architektur der Großstädte, die auch Gewalt auslöst, über Hochhäuser.

Gonzo-Journalismus bei “Bild.de”: Franz Josef Wagner und Brigitte Zypries fahren U-Bahn. Mit Video!

Passend dazu: “In zehn einfachen Schritten: Schreiben wie Franz Josef Wagner” bei medienlese.com

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When history was written, the final page will say …

Auch deutsche Politiker sagen mitunter merkwürdige Dinge. Aber niemand ist so merkwürdig wie George W. Bush – und niemand nimmt das besser auseinander als die eine “Daily Show”.

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„Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ wirkt eigentlich vergleichsweise ungefährlich gegenüber „Big Brother“ oder vielen Talkshows und Doku-Soaps, weil die Teilnehmer keine naiven Laien sind, sondern Profis, die wissen könnten, worauf sie sich einlassen, und Berater an ihrer Seite haben. Doch mit Blick auf Teile des Personals und ihr Verhalten im Dschungel muss man daran zweifeln, ob die Teilnahme für alle rein subjektiv wirklich so freiwillig ist.

Stefan Niggemeier macht sich in der “FAZ” Gedanken darüber, was die Kandidaten zu ihrer Teilnahme bei “Ich bin ein Star, holt mich hier raus” getrieben haben könnte.

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The episode is the latest in which bloggers and others have used the Internet to force Chinese authorities to investigate beatings and other abuses by government officials.

Die Online-Ausgabe der “New York Times” berichtet darüber, wie Blogger in China die genauere Untersuchung eines mysteriösen Todesfalls anstoßen konnten.

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Politik Rundfunk

An Tagen wie diesen

Stellen Sie sich bitte für einen Moment vor, sie wären Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Außenminister.

Ihre Woche hätte damit begonnen, dass Sie mit Ihrem französischen Amtskollegen ein Tonstudio aufsuchen, um dort einen “Integrationssong” einzusingen. Mit sowas macht man sich zwar mitunter ein bisschen zum Horst, aber es ist immerhin eine schöne Abwechslung zum üblichen Politikeralltag und bei der Bevölkerung kommt sowas auch gut an.

Montag Abend hätten Sie im Kanzleramt gesessen und die Koalitionsrunde wäre für Ihre Partei, die SPD, nicht wirklich erfolgreich verlaufen. Als Sie nach Hause gekommen wären, hätten Sie im “Nachtmagazin” hören müssen, dass eine Filmemacherin schwere Vorwürfe gegen den Musiker erhebt, mit dem Sie am Morgen noch im Tonstudio waren.

Der Dienstag hätte also für Sie im “Morgenmagazin” der ARD begonnen, wo Sie erst mal hätten erklären müssen, dass Sie sich nicht vorstellen könnten, dass die Vorwürfe richtig seien. Als nächstes hätten Sie erfahren, dass Ihr früherer Parteivorsitzender Franz Müntefering aus privaten Gründen vom Amt des Arbeitsministers und Vizekanzlers zurücktritt.

Weil Sie neuer Vizekanzler werden sollten, wäre bei Ihnen natürlich alles drunter und drüber gegangen und Sie hätten erst am Ende des gestrigen Tages mitbekommen, dass 26 Ihrer Fraktionskollegen ziemlichen Mist verzapft hätten.

Es sind Tage wie diese, an denen ich es besonders bedauere, dass es in Deutschland kein Äquivalent zur “Daily Show” gibt …