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Sack Reis in China

Was macht eigent­lich Ange­la Mer­kel?

Titelseite "Süddeutsche Zeitung" vom 7. Juli 2014

Titelseite "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 7. Juli 2014

Titelseite "Welt" vom 7. Juli 2014

Titelseite "Welt Kompakt" vom 7. Juli 2014

Das ist aber trotz­dem natür­lich nur ein hal­ber Gut­ten­berg.

[alle Titel­bil­der via „Mee­dia“]

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Rundfunk Sport Gesellschaft

Peking 2008 – Der Versuch einer Bilanz

Natür­lich habe ich mir die Olym­pi­schen Spie­le im Fern­se­hen dann doch ange­se­hen. Die Dis­kus­si­on mit mir, ob das mora­lisch ver­tret­bar sei, dau­er­te letzt­lich weni­ge Sekun­den. Ich gucke halt ger­ne Sport im Fern­se­hen und da kann mich rela­tiv wenig von abhal­ten. Als lang­jäh­ri­ger begeis­ter­ter Tour-de-France-Gucker bin ich es gewohnt, mit dem Risi­ko zu leben, gera­de ganz mas­siv von dopen­den Sport­lern ver­arscht zu wer­den. Nen­nen Sie es abge­brüht, zynisch oder sonst irgend­was, aber es gibt immer genug, was einen für sol­che Fins­ter­nis­sen ent­schä­digt.

Über Chi­na mag ich mir kein Urteil erlau­ben. Natür­lich wür­de ich mir wün­schen, wenn das, was wir Men­schen­rech­te nen­nen, über­all gel­ten wür­de, aber ich ver­ste­he nichts von Chi­na. Und weil es mich so auf­regt, wenn ahnungs­lo­se Men­schen über die USA, das ein­zi­ge Land neben Deutsch­land, in dem ich mal mehr als vier Wochen am Stück ver­bracht habe, reden, will ich nicht ahnungs­los über Chi­na reden. Es könn­te zum Bei­spiel mei­nen bes­ten Freund auf­re­gen, der schon mehr­fach für län­ge­re Zeit in Chi­na war.

Was ich mir zu beur­tei­len anma­ße, sind die Ankün­di­gun­gen, die die chi­ne­si­sche Füh­rung gegen­über dem IOC gemacht und nicht ein­ge­hal­ten hat. Zu einem gepfleg­ten Ver­trags­bruch gehö­ren aber zumin­dest in die­sem Fall zwei: die, die ver­ar­schen, und die, die sich freund­lich lächelnd ver­ar­schen las­sen und anschlie­ßend das groß­ar­ti­ge und gründ­li­che Vor­ge­hen der Ver­ar­schen­den beim Ver­ar­schen loben.

[via Ste­fan]

Anders aus­ge­drückt: Dem chi­ne­si­schen Funk­tio­när in die­sem beein­dru­cken­den Video­do­ku­ment neh­me ich ab, dass er das, was er da erzählt, aus tiefs­ter Über­zeu­gung glaubt. Es ist wie bei Wolf­gang Schäub­le oder Papst Bene­dikt XVI.: die­se Män­ner haben eine Über­zeu­gung, die über Jahr­zehn­te in ihnen gereift ist, die ich nicht tei­len kann, die sie aber mit einer Vehe­menz ver­tre­ten, die mir Respekt abnö­tigt. Und dann ist da die IOC-Funk­tio­nä­rin, die sich kri­ti­schen Jour­na­lis­ten­fra­gen auf unsou­ve­räns­te Art ver­wei­gert. Sie lernt gera­de erst, fun­da­men­tal und welt­fremd zu wer­den, und ist in ihrem Stoi­zis­mus kein Stück beein­dru­ckend, son­dern nur pein­lich. Sie ist ver­gleich­bar mit der Par­tei „Die Lin­ke“ oder dem Ver­ein „Kin­der in Gefahr“.

Von der Eröff­nungs­fei­er habe ich wegen des Hald­ern Pop lei­der nichts mit­be­kom­men. Dass dort auf ver­schie­de­ne Wei­se getrickst wur­de, ist mir aber auch egal: es han­delt sich um eine Show. Natür­lich um eine poli­ti­sche (die gan­zen Spie­le waren ja eine poli­ti­sche Demons­tra­ti­on des chi­ne­si­schen Regimes), aber das macht sie nur noch mehr zur Show – und bei Shows darf man trick­sen, Play­back sin­gen und Win­deln tra­gen. Mensch­lich gese­hen ist es natür­lich unmög­lich, einem klei­nen Mäd­chen zu sagen, sie sei zu häss­lich für ein Mil­li­ar­den­pu­bli­kum.

Aber reden wir über die, um die es eigent­lich ging, reden wir über die Sport­ler: Wie es sich gehört, habe ich neue Hel­den gefun­den – den sym­pa­thi­schen Viel­sei­tig­keits­rei­ter und Zahn­arzt Hin­rich Romei­ke und den min­des­tens genau­so sym­pa­thi­schen Gewicht­he­ber Mat­thi­as Stei­ner, zum Bei­spiel. Ich bin auch naiv genug zu glau­ben, dass Micha­el Phelps sei­ne acht Gold­me­dail­len auf lega­lem Wege gewon­nen hat. Wenn er halt den idea­len Kör­per­bau hat und so prä­zi­se trai­niert – war­um soll­te er dann nicht schnel­ler schwim­men kön­nen als ich lau­fen kann? Auch bei Usain Bolt muss ich bis zum Beweis des Gegen­teils anneh­men, dass er so schnell ist – die Gold­me­dail­le im 100-Meter-Lauf hät­te ich ihm trotz­dem wegen gro­ber Unsport­lich­keit und Ver­höh­nung der Kon­kur­ren­ten aberkannt.

Sport­kon­sum im Fern­se­hen geht lei­der nicht ohne Sport­re­por­ter. Wäh­rend der Kom­men­ta­tor beim Dres­sur­rei­ten sei­ne Arbeit gleich­sam zur lite­ra­ri­schen Per­for­mance aus­bau­te, war der Rest größ­ten­teils zum In-die-Ton­ne-Klop­pen. Béla Réthy zum Bei­spiel durf­te beim Damen-Hockey end­lich mal zei­gen, dass er nicht nur unfass­bar viel Mist reden kann (das kennt man von Fuß­ball­län­der­spie­len), son­dern auch unfass­bar viel chau­vi­nis­ti­schen Mist. Micha­el Ant­wer­pes ent­pupp­te sich als Beck­mann für Arme, als er im Talk mit Mat­thi­as Stei­ner minu­ten­lang auf einem pri­va­ten Schick­sals­schlag des Sport­lers her­um­ritt und bei der (sinn­ge­mä­ßen) Ant­wort „die Jour­na­lis­ten wol­len das eben immer wie­der hören“ über­sah, wie der stärks­te Mann der Welt gera­de vor sei­nen Augen mit der chi­ne­si­schen Mau­er wink­te. Zum Glück für Ant­wer­pes gibt es aber immer noch Cas­tor Beck­mann und Pol­lux B. Ker­ner, die Not der ARD und das Elend vom ZDF, die bequem alles unter­kel­lern, was bis­her als unters­te Tal­soh­le des Niveaus gegol­ten hat­te. Ker­ner hat­te man auch noch Kat­rin Mül­ler-Hohen­stein zur Sei­te gestellt, was vie­le Ver­glei­che mit Mari­an­ne und Micha­el zulie­ße, wenn man letz­te­re damit nicht böse ver­un­glimp­fen wür­de. Des­halb nur so viel: Bis Wal­di Hart­mann nicht mehr nega­tiv auf­fällt, muss schon eine Men­ge Mist gesen­det wor­den sein. Und Harald Schmidts Kar­rie­re kann man jetzt auch in einem Wort zusam­men­fas­sen: „vor­bei“.

Wenn es wenigs­tens nur die unfä­hi­gen Hal­lo­dri (wie konn­te ich Micha­el Stein­bre­cher ver­ges­sen?) vor Kame­ra und Mikro­fon gewe­sen wären – aber auch tech­nisch lief es bei ARD und ZDF ja alles ande­re als rund. „Ja, das ist halt live“, flö­te­te dann die jeweils aktu­el­le Föhn­wel­le in die Kame­ra – ganz so, als sei es noch 1969 und Peter Fran­ken­feld ver­su­che gera­de die ers­te Euro­vi­si­ons­schal­te zum Mond. Aber die bei­den Sen­der hat­ten mit 500 Leu­ten ers­tens die größ­te Dele­ga­ti­on von allen und zwei­tens war das ja gar nicht alles live: Wüst wur­de zwi­schen live und live on tape hin- und her­ge­schal­tet, wur­den Din­ge wie­der­holt, die man schon gese­hen hat­te, wur­de plötz­lich wie­der irgend­wo­hin gesprun­gen, ohne dass der Zuschau­er noch wuss­te, was jetzt wann und wo pas­siert war. Da ver­ließ man dann schon mal in der 84. Minu­te (und vor dem ent­schei­den­den Tor) ein Fuß­ball­spiel der deut­schen Damen­mann­schaft, um ein auf­ge­zeich­ne­tes Halb­fi­na­le im Fech­ten zu zei­gen. Der Fecht­ver­band habe sich wohl beschwert, hör­te man es mun­keln.

Zwar hat­ten sich ARD und ZDF Mühe gege­ben, via Inter­net und ihre obsku­ren Digi­tal­ka­nä­le mög­lichst viel gleich­zei­tig anzu­bie­ten, aber ich bin mir sicher: Lon­don 2012 wer­den zumin­dest die inter­es­sier­ten Zuschau­er ganz anders erle­ben. Mit einer eige­nen digi­ta­len Sen­de­re­gie für jeden, wo man sich meh­re­re Sachen gleich­zei­tig anse­hen kann, live oder zeit­ver­setzt, mit Kom­men­tar oder mit Ori­gi­nal­at­mo­sphä­re. Ich wür­de dafür eini­ges an Geld bezah­len.

Zu guter letzt war es natür­lich so wie immer: ich saß da, fie­ber­te mit den Ath­le­ten mit, freu­te mich über die Stim­mung und frag­te mich, wie ich als abso­lut unsport­li­cher Mensch wohl auch mal eine Medail­le bei Olym­pi­schen Spie­len gewin­nen könn­te. Ich wer­de mir dem­nächst mal eini­ge Schieß­clubs anse­hen, viel­leicht sind Luft­pis­to­le oder Bogen ja was für mich.

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Politik Sport

Heucheln wird olympisch

Ich lie­be es, Sport im Fern­se­hen zu gucken. Ich sel­ber betrei­be außer Trep­pen­stei­gen gar kei­nen Sport, aber ande­ren dabei zuzu­se­hen, macht mir Spaß. Gera­de die Olym­pi­schen Spie­le, bei denen man so außer­ge­wöhn­li­che Dis­zi­pli­nen wie Ton­tau­ben­schie­ßen, Drei­sprung oder (im Win­ter natür­lich) Cur­ling zu sehen bekommt, begeis­tern mich immer wie­der. Außer­dem wer­den sie meis­tens von Sport­re­por­tern kom­men­tiert und nicht von Stef­fen Simon, Bela Réthy oder Rein­hold Beck­mann.

In die­sem Jahr weiß ich echt nicht, ob ich mir die Olym­pi­schen Spie­le im Fern­se­hen anse­hen soll. Nicht nur, weil sie wegen der Zeit­ver­schie­bung zu etwas anstren­gen­den Zei­ten über­tra­gen wer­den, die gan­ze Akti­on kommt mir von vor­ne bis hin­ten miss­glückt vor.

Da ist zunächst ein­mal Chi­na, von dem ich ger­ne glau­be, dass es ein tol­les, span­nen­des Land ist, das aber auch von einem völ­lig indis­ku­ta­blen Regime geführt wird. Hin­zu kommt das Inter­na­tio­na­le Olym­pi­sche Komi­tee, bei dem ich mich mitt­ler­wei­le fra­ge, ob man dort eigent­lich nur Mit­glied wer­den kann, wenn man sei­nen letz­ten Rest Selbst­ach­tung vor­her an der Gar­de­ro­be abge­ge­ben hat. Aller­spä­tes­tens, als die inter­na­tio­na­len Jour­na­lis­ten (ent­ge­gen vor­he­ri­ger Zusa­gen) kei­nen frei­en Zugang zum Inter­net erhiel­ten, hät­te es ein Don­ner­wet­ter geben müs­sen – doch das IOC zuck­te nur mit den Schul­tern und die Jour­na­lis­ten arbei­te­ten unter Pro­test wei­ter.

Den Ath­le­ten sind wäh­rend der Spie­le nicht nur poli­ti­sche Äuße­run­gen, son­dern auch jeg­li­che kom­mer­zi­el­le und jour­na­lis­ti­sche Tätig­keit ver­bo­ten – ein im Prin­zip ehren­wer­ter Gedan­ke, sozu­sa­gen der letz­te Rest der olym­pi­schen Idee von Pierre de Cou­ber­tin. Lei­der wirkt das eini­ger­ma­ßen ver­lo­gen vor dem Hin­ter­grund, dass die olym­pi­schen Spie­le in Peking eine ein­zi­ge poli­ti­sche Demons­tra­ti­on des Gast­ge­ber­lan­des waren, sind und sein wer­den, und die Spie­le selbst ein Mil­li­ar­den­schwe­res Mar­ke­ting­pro­dukt sind.

Ja, sagt dann das IOC, aber ohne die Spon­so­ren wären doch die schö­nen Olym­pi­schen Spie­le gar nicht mög­lich. Das stimmt natür­lich auch. Es geht ja auch gar nicht um die Spon­so­ren, es geht dar­um, dass das IOC mit erschüt­tern­der Vehe­menz die Son­der­rol­le sei­ner Spie­le ver­tei­digt und so tut, als han­de­le es sich dabei um ein Event mit einem höhe­ren ethi­schen Wert als jedes ande­re kom­mer­zi­el­le Groß­ereig­nis.

Zuge­ge­ben: „Wir tref­fen uns hier alle vier Jah­re, nicht immer in Län­dern, in denen wir ger­ne selbst leben wür­den, wir machen Wer­bung für unge­sun­des Fast Food und tota­li­tä­re Regimes, ein paar von uns wer­den wie­der ver­su­chen zu beschei­ßen (und womög­lich damit durch­kom­men), aber wir wol­len mal sehen, das wir das Bes­te draus machen und ein biss­chen Spaß haben“ ist ein etwas mit­tel­präch­ti­ger Wahl­spruch, aber bei „Rock am Ring“ faselt doch auch nie­mand vom „musi­ka­li­schen Geist“.

Von den Sport­jour­na­lis­ten ist lei­der nichts zu erwar­ten, wie Chris­ti­an Zasch­ke (selbst Sport­jour­na­list) in sei­nem sehr emp­feh­lens­wer­ten Arti­kel für die „Süd­deut­sche Zei­tung“ fest­stellt. Wer bei den letz­ten bei­den Fuß­ball­groß­ereig­nis­sen glei­cher­ma­ßen man­tra­haft und orgi­as­tisch immer­zu vom „Som­mer­mär­chen“ fasel­te, wird jetzt wohl kaum plötz­lich kri­ti­sche Fra­gen stel­len.

Aber wür­de sich irgend­was ändern, wenn ich, wenn Mil­lio­nen nicht ein­schal­ten wür­den? Ich wür­de den Olym­pia­sie­ger im Bogen­schie­ßen nicht ken­nen­ler­nen, obwohl er und sei­ne Kol­le­gen die Auf­merk­sam­keit sicher wenigs­tens ein­mal in vier Jah­ren ver­dient hät­ten. ARD und ZDF wür­den wohl nicht ein­mal dar­über nach­den­ken, ob man wirk­lich Unsum­men von Gebüh­ren­gel­dern in eine sol­che Rie­sen­ver­an­stal­tung inves­tie­ren muss, oder ob das kom­plett Wer­be­fi­nan­zier­te Pri­vat­fern­se­hen nicht eher der natür­li­che Lebens­raum für der­ar­ti­ges Event-TV wäre. Olym­pi­sche Spie­le gehö­ren für sie zur Grund­ver­sor­gung – auch so ein heh­res Wort.

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Digital

Klickbefehl (7)

In Sachen Nokia läuft gera­de ein Fass über. Und die Ver­ant­wort­li­chen in der Poli­tik – allen vor­an der Minis­ter­prä­si­dent Rütt­gers – täten gut dar­an, jetzt kein Öl mehr ins Feu­er zu gie­ßen.

Nach der Ankün­di­gung von Nokia, das Werk in Bochum dicht zu machen, über­bie­ten sich die Poli­ti­ker in Popu­lis­mus. Dju­re von „blog.50hz.de“ tritt einen Schritt zurück und nennt das Ver­hal­ten von Nokia „kon­se­quent“.

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Wäh­rend hier­zu­lan­de Niko­tin­freun­de unter dem Knei­pen-Rauch­ver­bot äch­zen, grei­fen kali­for­ni­sche Behör­den rich­tig hart durch. Die Klein­stadt Cala­ba­sas sol­len in Zukunft qualm­frei sein – auch in den eige­nen vier Wän­den.

„Spie­gel Online“ berich­tet über das geplan­te Rauch­ver­bot in Miet­woh­nun­gen in Cala­ba­sas, CA („LA Dai­ly News“ zum sel­ben The­ma).

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Heu­te ban­ge ich um das Leben jedes Opas, der in der Tram die Augen rollt, wenn eine Cli­que 15-Jäh­ri­ger die Belast­bar­keit der Schei­ben mit Schlag­rin­gen tes­tet. Das Ent­rüs­tungs­po­ten­ti­al älte­rer Men­schen wird ja immer mehr zum Sicher­heits­ri­si­ko im öffent­li­chen Raum. Ich grei­fe dann sofort ein und ver­wick­le den sich in Rage den­ken­den Mitt­sieb­zi­ger in ein Gespräch über Stauf­fen­berg, die Wehr­macht oder die Seg­nun­gen von Essen auf Rädern.

Dani­el Haas hat bei „Spie­gel Online“ eine wun­der­ba­re … ja, was eigent­lich: Pole­mik, Sati­re? Er hat jeden­falls einen wun­der­ba­ren Text über die aktu­ell her­auf­be­schwo­re­nen Gefah­ren in U‑Bahnen ver­fasst.

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„Rie­chen Sie die U‑Bahn?“, fra­ge ich. Wir stei­gen ein, fah­ren durch die Pro­blem­vier­tel Ber­lins. Drei Betrun­ke­ne stei­gen zu, sie haben Bier­fla­schen in den Hän­den. Ich habe kei­nen Augen­kon­takt mit den Bier­trin­kern. Frau Zypries auch nicht. Wir spre­chen über die Archi­tek­tur der Groß­städ­te, die auch Gewalt aus­löst, über Hoch­häu­ser.

Gon­zo-Jour­na­lis­mus bei „Bild.de“: Franz Josef Wag­ner und Bri­git­te Zypries fah­ren U‑Bahn. Mit Video!

Pas­send dazu: „In zehn ein­fa­chen Schrit­ten: Schrei­ben wie Franz Josef Wag­ner“ bei medienlese.com

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When histo­ry was writ­ten, the final page will say …

Auch deut­sche Poli­ti­ker sagen mit­un­ter merk­wür­di­ge Din­ge. Aber nie­mand ist so merk­wür­dig wie Geor­ge W. Bush – und nie­mand nimmt das bes­ser aus­ein­an­der als die eine „Dai­ly Show“.

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„Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ wirkt eigent­lich ver­gleichs­wei­se unge­fähr­lich gegen­über „Big Brot­her“ oder vie­len Talk­shows und Doku-Soaps, weil die Teil­neh­mer kei­ne nai­ven Lai­en sind, son­dern Pro­fis, die wis­sen könn­ten, wor­auf sie sich ein­las­sen, und Bera­ter an ihrer Sei­te haben. Doch mit Blick auf Tei­le des Per­so­nals und ihr Ver­hal­ten im Dschun­gel muss man dar­an zwei­feln, ob die Teil­nah­me für alle rein sub­jek­tiv wirk­lich so frei­wil­lig ist.

Ste­fan Nig­ge­mei­er macht sich in der „FAZ“ Gedan­ken dar­über, was die Kan­di­da­ten zu ihrer Teil­nah­me bei „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ getrie­ben haben könn­te.

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The epi­so­de is the latest in which blog­gers and others have used the Inter­net to force Chi­ne­se aut­ho­ri­ties to inves­ti­ga­te bea­tings and other abu­ses by govern­ment offi­ci­als.

Die Online-Aus­ga­be der „New York Times“ berich­tet dar­über, wie Blog­ger in Chi­na die genaue­re Unter­su­chung eines mys­te­riö­sen Todes­falls ansto­ßen konn­ten.

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Leben

Das Österreich der Mitte

Ich hab mit mei­nem bes­ten Freund gechat­tet, der gera­de in Chi­na ist. Der Abschied sah so aus:

er: 88
ich: höhö
er: wie, höhö
er: ?
ich: 88?
er: bye bye
er: 8 in chi­ne­sisch ist ba
ich: Ah. Dach­te „Heil Hit­ler“.
er: baba
er: bye­bye
er: jaja.
ich: Ah, wie die Öster­rei­cher.
ich: Also nicht wegen Hit­ler son­dern wegen Baba

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Musik Digital

Used To Laugh Here

Die wenigs­ten Wit­ze wer­den komi­scher, wenn man sie ein zwei­tes Mal hört. Kaum ein Witz, den man seit mehr als zehn Jah­ren kennt, bringt einen noch zum Lachen (Aus­nah­men: Lori­ot, Mon­ty Python, „Und täg­lich grüßt das Mur­mel­tier“).

Seit min­des­tens drei­zehn Jah­ren kün­digt Axl Rose nun „Chi­ne­se Demo­cra­cy“ an, ein Album das – so es je erschei­nen soll­te – das vier­te regu­lä­re Stu­dio­al­bum von Guns N‘ Roses wäre. Und das teu­ers­te Album, das die Welt je gese­hen hat.

In der Zwi­schen­zeit hat sich die Band, die ein­mal Guns N‘ Roses war, bis auf Axl Rose kom­plett zer­legt, es wur­den etwa zwei­und­vier­zig Release Dates ver­kün­det und wie­der zurück­ge­nom­men, und mög­li­cher­wei­se wird sogar Chi­na eher zu einer Demo­kra­tie wer­den, als die­ses Album erschei­nen wird.

Wit­ze über „Chi­ne­se Demo­cra­cy“ ver­bie­ten sich also schon des­halb, weil das Album bzw. die Geschich­te dar­um selbst der größ­te Witz ist. Spä­tes­tens nach Chuck Klos­ter­mans Rezen­si­on des Albums in „Spin“ (datiert vom 1. April 2006, bru­ha­ha­ha) braucht man sich kei­ne Mühe mehr zu geben, irgend­et­was humo­ris­ti­sches mit dem Album anzu­stel­len. Es ist alles gesagt.

Ges­tern mel­de­te visions.de, bei Amazon.co.uk kön­ne man das Album inzwi­schen vor­be­stel­len, es wer­de am 12. Febru­ar 2008 ver­öf­fent­licht. Auch bei Amazon.de sei das Album bereits zu ordern, dort ist die Ver­öf­fent­li­chung aller­dings auf den 31. Dezem­ber 2025 ter­mi­niert.

Was haben wir gelacht.

P.S.: Ich bin einer die­ser Irren, die glau­ben, dass „Chi­ne­se Demo­cra­cy“ tat­säch­lich eines Tages noch ver­öf­fent­licht wer­den wird. Und ent­we­der wird es dann gequirl­te Kacke, was bei geschätz­ten 13 Mil­lio­nen Dol­lar Pro­duk­ti­ons­kos­ten (bis­her) aber auch Stil hät­te, oder es wird ein ver­damm­tes Meis­ter­werk. Ich bin und blei­be gespannt.

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Politik Digital

Bedeutungsverschiebungen

Da das Wort „Zen­sur“ im Zuge der Yahoo/Flickr-Dis­kus­si­on der­zeit immer wie­der fällt, habe ich doch noch mal kurz des­sen Bedeu­tung nach­ge­schla­gen:

3) Publi­zis­tik: staat­li­che Über­wa­chung und Unter­drü­ckung von Ver­öf­fent­li­chun­gen in Print- und audio­vi­su­el­len Medi­en (Vor­zen­sur und Nach­zen­sur), um die Publi­zis­tik im Sinn der Staats­füh­rung oder der herr­schen­den Par­tei oder Klas­se zu beein­flus­sen. Eine Zen­sur gab es ins­be­son­de­re im Abso­lu­tis­mus. In frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen Staa­ten ist die Zen­sur abge­schafft; auto­ri­tä­re und tota­li­tä­re Staa­ten dage­gen arbei­ten mit einem Zen­sur­ap­pa­rat oder mit lizen­zier­ten bezie­hungs­wei­se ver­staat­lich­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­men.

(Quel­le: Mey­ers Lexi­kon Online, Her­vor­he­bun­gen von mir)

Zen­sur (cen­su­ra) ist ein Ver­fah­ren eines Staa­tes, einer ein­fluss­rei­chen Orga­ni­sa­ti­on oder eines Sys­tem­trä­gers, um durch Medi­en ver­mit­tel­te Inhal­te zu kon­trol­lie­ren, uner­wünsch­te Aus­sa­gen zu unter­drü­cken bzw. dafür zu sor­gen, dass nur erwünsch­te Aus­sa­gen in Umlauf kom­men.

(Quel­le: Wiki­pe­dia, Her­vor­he­bung von mir)

Das, was Yahoo bei Flickr gemacht hat, ist also kei­ne Zen­sur, son­dern wohl „nur“ eine Mischung aus Angst, Ahnungs­lo­sig­keit und völ­li­ger Unter­schät­zung der eige­nen Kun­den, die viel­leicht noch am ehes­ten unter dem Begriff „Bevor­mun­dung“ ein­sor­tiert wer­den kann.

Das, was Yahoo (aber auch Goog­le und Micro­soft) in Chi­na ver­an­stal­tet, dürf­te hin­ge­gen zwei­fels­oh­ne Bei­hil­fe zur Zen­sur sein. Und in mei­nen Augen schwächt man die­se Ver­ge­hen ab, wenn man bei der (zuge­ge­ben uner­freu­li­chen und dum­men) Sper­rung von Fotos gleich „Zen­sur!“ brüllt.

(Und das soll auch wirk­lich mein ein­zi­ger Bei­trag zu dem The­ma sein. Es geht mir um Spra­che und nicht um das Unter­neh­men, des­sen Name schon viel zu oft gefal­len ist. Und schon gar nicht geht es mir dar­um, was Drit­te davon hal­ten, wenn Vier­te die­sem Unter­neh­men Wer­be­flä­chen ver­kau­fen – da emp­feh­le ich schlicht­weg Adblock Plus.)