Es ist ja nicht so, dass Fehler nur “Bild” oder “Spiegel Online” unterlaufen und immer gleich wahnsinnig schlimm sein müssen. Manchmal passieren sie auch Musikjournalisten, die Pressemitteilungen blind vertrauen und zu faul sind, in der Wikipedia nachzuschauen. Ich werde zum Beispiel nie ohne Nachzuschlagen den Namen des Bright-Eyes-Sängers korrekt schreiben können, aber deshalb guck ich ja auch immer wieder nach. “Brain Outsourcing” nennt man das, glaube ich.
So begann ich gestern einen Eintrag, in dem ich mich über den “visions.de-Newsflash” von Dienstag Abend lustig machen wollte. Darin hieß es, Sebastian Bach, der Ex-Sänger von Skid Row, werde am Freitag sein neues Soloalbum “Angel Down” veröffentlichen und auf dem Album werde Axl Rose auf drei Liedern zu hören sein.
Bis dahin war ja alles richtig, aber dann stand da:
Das Besondere daran: Es sind die ersten Aufnahmen, die seit 13 Jahren von Axl Rose veröffentlicht werden.
Dieser Satz ist natürlich falsch, war aber komplett aus der Pressemitteilung der Promo-Agentur rauskopiert. Von daher wollte ich die armen Online-Praktikanten bei visions.de jetzt auch nicht ausschimpfen.
Heute legten sie aber einen neuen “Newsflash” vor, in dem es plötzlich hieß:
Der Guns N’Roses-Frontmann ist dabei zum ersten Mal seit dem Jahr 1997 auf einer Aufnahme zu hören.
Jetzt wollte ich doch mal widersprechen, denn natürlich erschien 1999 “Oh My God”, der erste (und bis heute einzige) neue Guns-N’-Roses-Song, der nach “Use Your Illusion” veröffentlicht wurde.1 Und das ist weder dreizehn noch zehn, sondern acht Jahre her.
Aber dann fiel mir auf: Der Blödsinn war wieder nur kopiert – von bild.de. Die haben nämlich ein exklusives Prelistening zu “Angel Down” und überschreiben das so:
Es folgt noch ein mittellanger Text, der sich vor allem beinahe ausschließlich um Axl Rose dreht und unter anderem folgendes behauptet:
Erst 1997 meldete er sich mit einem Song zum Schwarzenegger-Film „End of Days“ zurück, anschließend machte er sich an die Arbeit zum Album „Chinese Democracy“.
Das ist natürlich ziemlicher Unfug, denn “End Of Days” lief 1999 an und Rose arbeitet ungefähr seit 1994 an dem Album.
Die Aufnahmen zum Sebastian-Bach-Album haben nicht lange gedauert. Ein gutes oder ein schlechtes Omen?
Wohl vor allem ein Omen dafür, dass es schneller geht, bei drei Songs mitzusingen (und davon einen mitzuschreiben), als im Alleingang ein epochales Meisterwerk schaffen zu wollen.
Warum erwarte ich überhaupt, dass in einem bild.de-Artikel sinnvolle Sachen über Rockbands drinstehen? Guns N’ Roses scheinen ja mittlerweile so exotisch und vergessen, dass man nicht mal von einem Musikmagazin Fachkenntnisse erwarten kann.
1 Auf “The Spaghetti Incident?” waren ja ausschließlich Coverversionen, die zählen nicht als “neue Songs” und sind auch schon 14 Jahre alt.
Nachtrag 20:02 Uhr: Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet:
Update 15:35 Uhr: Der Guns N’Roses-Frontmann ist dabei natürlich nicht zum ersten Mal seit dem Jahr 1997 auf einer Aufnahme zu hören, wie Bild dort fälschlich schreibt, sondern seit 1999, als er den Song “Oh My God” für den “End Of Days”-Soundtrack beisteuerte. Darauf machte uns das Blog Coffee And TV aufmerksam und erinnert uns daran, dass Fehler überalls passieren und man der Bild-Zeitung wirklich nie trauen darf.
Allmachtsphantasien! Hahahahaha!