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Musik Print

Ifmusicjournalismtoldthetruthforoneday …

Man sollte meinen, dass sich das Musikmagazin “Visions” mit den Manic Street Preachers bestens auskennt: “7 Stories / 9 Reviews” über die walisische Band stehen im Online-Archiv, einmal zierte sie auch die Titelseite der Zeitschrift. Und so ganz unbekannt sind die Musiker ja auch nicht — spätestens, seit vor 14 Jahren ihr Rhythmusgitarrist und Texter Richey Edwards spurlos verschwand.

Rhythmusgitarrist und Texter:


Bevor Manics-Sänger Richey Edwards vor 14 Jahren spurlos verschwand, händigte er seinen Bandkollegen noch ein paar Textbücher aus.

Aber während man sich da noch gerade mit der Begründung rausretten könnte, Edwards’ Stimme sei ja immerhin ab und zu mal im Hintergrund zu hören gewesen, ist folgende Behauptung schlichtweg falsch:

Edwards' Eltern weigern sich bis heute, den Sohn für tot erklären zu lassen, und den Manic Street Preachers geht es ähnlich.

Edwards’ Eltern hatten sich jahrelang geweigert, ihren Sohn für tot erklären zu lassen, obwohl dies seit 2002 möglich gewesen wäre. Im November 2008 entschieden sie sich aber doch zu diesem Schritt — eine Entscheidung, die von den verbliebenen Bandmitgliedern ausdrücklich begrüßt worden war.

Diese Geschichte ging im letzten Herbst durch die einschlägigen Medien und stand unter anderem auch bei Visions.de.

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Digital Gesellschaft

Sommerschlussverkauf mal anders

Die Warenhauskette Hertie hat heute beim Essener Amtsgericht den Insolvenzantrag eingereicht. Was mich als Wirtschaftslaie immer ein bisschen überrascht: Dies geschieht, damit der Betrieb der 73 Warenhäuser der früheren Karstadt-Kompakt-Gruppe (darunter Häuser, die früher schon einmal Hertie hießen, bevor Karstadt Hertie aufgekauft und die Läden umbenannt hatte) aufrechterhalten werden kann. Der englische Mutterkonzern Dawnay Day war in erhebliche Schieflage geraten, weswegen die Zukunft von Hertie keine anderthalb Jahre nach der Umbenennung nun in den Sternen steht.

Die Meldung wird (neben den Angestellten) auch die Stadtoberen von Dinslaken sehr beunruhigen – deren Pläne, ein neues Einkaufszentrum in der Innenstadt zu bauen, fußten nämlich unter anderem auf der vagen Hoffnung, dass Hertie sich am Bau beteiligen würde. Jetzt könnte es passieren, dass es in Dinslaken bald nicht einmal mehr das alte Hertie-Kaufhaus gibt.

Die vielen An- und Verkäufe, Um- und Rückbenennungen bei Karstadt und Hertie sind natürlich unglaublich verwirrend. Als man sich bei “RP Online” daran machte, “Zehn Fakten über Hertie” aufzuschreiben (natürlich nicht etwa in einer Liste, sondern in einer verdammten Klickstrecke) schlug das Schicksal unbarmherzig zu:

Die Zulieferung der Waren vom Karstadt-Quelle-Konzern hat Hertie nach und anch eingestellt. Heute kommen 80 Prozent der Waren von der Arcandor AG

Um die ganze Tragweite dieser zwei Sätze zu verstehen, müssen Sie zwei Dinge wissen:
Erstens sind die “80 Prozent” offenbar aus der Wikipedia abgeschrieben – aber leider genau falsch:

Bis Mitte 2007 sollten 80 Prozent des Sortimentes auf andere Zulieferer als die Arcandor AG umgestellt werden.

Und zweitens ist “Arcandor” seit 2007 der neue Name von … nun ja: Karstadt-Quelle.

Nachtrag, 22:51 Uhr: Aus den “Zehn Fakten zu Hertie” sind neun “Fakten zu Hertie” geworden. Wer die Zulieferer sind oder nicht sind, erfährt der Leser jetzt nicht mehr.

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Rundfunk Digital Radio

Irgendwann nach Erfindung des Buchdrucks

Mal ehrlich: Wie groß wäre Ihr Vertrauen in die journalistische Qualität einer Radiosendung, in deren Pressemitteilung folgender Satz steht?

In nur 15 Jahren ist das Internet für viele unentbehrlich geworden.

(Zur Erinnerung: Das World Wide Web wurde Ende April 15 Jahre alt, das Internet existiert nach allgemein üblicher Zählweise seit 1969. Das hätte man so ungefähr auch im WDR-eigenen Kinderlexikon “neuneinhalb” nachlesen können.)

Falls Sie nach der Lektüre des kompletten Ankündigungstextes doch noch Hoffnung auf eine sachliche Diskussion haben: die Sendung “Hallo Ü-Wagen” läuft am Samstag, 31. Mai 2008 um 11:05 Uhr live auf WDR 5, dem Sender der gestern schon so stimmungsvoll über das Internet berichtet hat.

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Print Digital

Latte niedriger gelegt

heute-online.ch, 7. April:

Flotter Dreier mit Shakira auf Sextape?

orf.at, 9. April:

Shakira: Beim flotten Dreier gefilmt?

nachrichten.ch, 9. April:

Shakira beim flotten Dreier gefilmt?

mtv.de, 9. April:

Sexvideo - Jetzt auch Shakira?

rp-online.de, 9. April:

Erpressung mit Shakira-Sex-Video?

Alle diese Fragen lassen sich recht einfach beantworten:

NEIN!

Wenn die Menschen, die diese Überschriften in ihre Redaktionssysteme getippt haben, am gleichen Computer kurz eine Google-Anfrage (in etwa shakira sex tape oder artverwandtes) gestartet hätten, wären sie eventuell auf diese neuseeländische Nachrichtenseite gestoßen, auf dieses Blog bei sfgate.com oder auf diesen Beitrag bei popcrunch.com. Sie hätten binnen Sekunden herausgefunden, dass die “Gerüchte”, nach denen “angeblich” ein Video existieren “soll”, das Shakira bei einem “flotten Dreier” zeigt, auf einem Aprilscherz beruhen.

Als schweizer, österreischische und deutsche Medien die Geschichte am Mittwoch dieser Woche aufzugreifen begannen, war also schon vier bis sechs Tage klar, dass sie nicht stimmt. Bei mtv.de fragte ein Kommentator bereits am Mittwochabend, warum man dort einen aufgeklärten Aprilscherz verbreite – und erhielt wenig überraschend keine Antwort. Die schweizer Boulevard-Seite 20minuten.ch hat ihre Geschichte vom Dienstag ohne einen weiteren Kommentar aus dem Netz genommen, im Google-Archiv kann man sie aber noch nachlesen und sich darüber wundern, dass dem zuständigen Mitarbeiter bei seiner angeblichen Onlinerecherche nichts aufgefallen sein soll:

Wie der Onlinedienst und weitere Blogs berichten, soll das erotische Streifchen ein offizielles Beweisstück in einem Prozess sein, den Sanz gegen zwei ehemalige Angestellte führe.

Der “Berliner Kurier” geht gestern (10. April) zwar auf die Zweifel an der Geschichte ein

Pech nur, dass die Pop-Amazone und ihre zwei Galane von dem Dreier gar nichts mitbekommen haben wollen. Vertreter des Trios sagten: “Es gibt keine Möglichkeit, dass ein solches Video existiert. Es handelt sich um ein bösartiges Gerücht ohne Basis.”

schafft aber in der Überschrift kackendreist Fakten:

Shakira beim Sex mit zwei Männern gefilmt

Besonders beeindruckend ist natürlich das, was Radio NRJ schreibt, wo man die Meldung offenbar als erstes deutschsprachiges Medium verbreitete:

Sowohl Shakira als auch Antonio de la Rúa und Alejandro Sanz dementieren die Berichte. Von einem April-Scherz ist die Rede…

Ich weiß jetzt einen weiteren Grund, warum ich Aprilscherze hasse: Weil Journalisten den Blödsinn auch nach der Aufklärung noch weiterverbreiten.

[via die Kommentare bei Stefan Niggemeier]

Nachtrag, 16:55 Uhr: Bei RP-Online hat man’s bemerkt und reagiert entsprechend:

RP-Online entschuldigt sich.

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Rundfunk Digital

Bundesblinden Song Contest

Eigentlich wollte ich gar nichts über den “Bundesvision Song Contest” schreiben. Der Popkulturjunkie hat ein ganz wunderbares Liveblog geführt, in dem er unter anderem die beste und wahrste Einschätzung zu den Sportfreunden Stiller ablieferte, die ich seit langem gelesen habe:

Es ist ja ein bisschen schade, aber ich finde, die Sportfreunde sollten sich auflösen. Oder nur noch live spielen ohne neue Songs aufzunehmen. Die Band dreht sich seit Jahren im Kreis, keine einzige neue Idee. Auch wenn sie sympathisch sind und eine großartige Liveband und überhaupt. Aber das hier ist ja wohl unglaublich mittelmäßig.

Aber darum soll es gar nicht gehen: Der Popkulturjunkie ist auch ein Statistikfreak und hat deshalb gleich gestern noch ein wenig rumgerechnet:

Platz 1: Brandenburg, Platz 2: Thüringen, Platz 3: Sachsen-Anhalt, Platz 5: Mecklenburg-Vorpommern. Aber um die eventuellen Ost-Verschwörungstheorien gleich mal zu entkräften: Ohne die fünf später hinzugekommenen Länder hätte die Reihenfolge auf Platz 1 und 2 genauso ausgesehen, nur Platz 3 wäre an Niedersachsen gegangen.

Das darf man natürlich nicht ganz wörtlich nehmen, denn ohne die “neuen Bundesländer” wäre ja weder Brandenburg noch Thüringen dabei dabeigewesen. Aber das ist Haarspalterei, denn auf die Punkte aus den neuen Bundesländern kam es bei den beiden Erstplatzierten nicht an, wie er heute in einem weiteren Beitrag vorrechnet:

Tatsächliches Ergebnis:

01 Brandenburg: Subway to Sally – “auf kiel” (147 Punkte)
02 Thüringen: Clueso – “keinen zentimeter” (146)
03 Sachsen-Anhalt: Down Below – “sand in meiner hand” (96)
04 Niedersachsen: Madsen – “nachtbaden” (94)
05 Mecklenberg-Vorp.: Jennifer Rostock – “kopf oder zahl” (79)
06 Schleswig Holstein: Panik – “was würdest du tun?” (75)

Ergebnis ohne Wertungen aus den “neuen Bundesländern”:

01 Brandenburg: Subway to Sally – “auf kiel” (99 Punkte)
02 Thüringen: Clueso – “keinen zentimeter” (96)
03 Niedersachsen: Madsen – “nachtbaden” (67)
04 Sachsen-Anhalt: Down Below – “sand in meiner hand” (56)
05 Schleswig Holstein: Panik – “was würdest du tun?” (54)

09 Mecklenberg-Vorp.: Jennifer Rostock – “kopf oder zahl” (41)

“Wo kämen wir hin, wenn wir uns von Fakten eine schöne, voreingenommene Berichterstattung kaputt machen ließen?”, wird sich Sebastian Wieschowski gedacht haben, als er seinen launigen schlecht gelaunten Artikel für “Spiegel Online” schrieb:

In dieser Nacht war Deutschland keine Bundesrepublik – sondern ein irrwitziger Haufen aus 16 Kleinstaaten, die sich bekämpfen, peinliche Allianzen gegeneinander schmieden. Ergebnis: Der Osten putscht sich zum Sieg bei Stefan Raabs “Bundesvision Song Contest”.

heißt es schon im Vorspann und eigentlich hat man da ja schon keinen Bock mehr zu lesen. “16 Kleinstaaten”, wo erlebt man sowas schon – außer im Bundesrat, der Schulpolitik oder der Radiolandschaft?

Und als wäre das Gerede von der “Ostblock-Mafia” beim Grand Prix nicht hinreichend widerlegt, poltert Wieschowski weiter:

Und was ehemalige Ostblockrepubliken beim echten Grand Prix schaffen, ist für die neuen Bundesländer eine leichte Übung – die statten nämlich mit Liebe ihre Nachbarn punktemäßig aus. Brandenburg schiebt sieben Punkte nach Mecklenburg-Vorpommern, acht nach Berlin, zehn nach Thüringen und zwölf in die eigene Tasche.

Auf die Idee, dass die Leute Clueso (Thüringen) und Subway To Sally (Brandenburg) einfach gut fanden, und die beiden Acts deshalb auch nahezu durchgehend 8 bzw. 10 Punkte aus allen Bundesländern bekamen, ist der Autor offenbar gar nicht erst gekommen. Auch nicht darauf, dass es in der Summe exakt keine Auswirkungen hat, wenn sich jeder seine zwölf Punkte selbst zuschiebt. Einzig NRW hat es mal wieder nicht geschafft, sich selbst die zwölf Punkte zu geben, was zwar dafür gesorgt hat, dass Clueso am Ende nur einen Punkt Rückstand auf Subway To Sally hatte, aber letztlich weder entscheidend war,, was zwar letztlich entscheidend war (Korrektur von 19:30 Uhr), aber kaum als “Ostkungelei” angesehen werden kann.

Aber man kann das natürlich auch dramatischer formulieren:

Die deutschlandweit gültige Faustregel lautet: In erster Linie liebt man sich selbst.

Kein Wort zum grandiosen Scheitern der Top-Favoriten Sportfreunde Stiller (Bayern) und Culcha Candela (Berlin), nichts darüber, dass der “Bundesvision Song Contest” und “TV Total” so ziemlich die letzten Sendungen im deutschen Fernsehen sind, an denen man solche Bands überhaupt noch sehen und live hören kann, seit Sarah Kuttners Sendung vor anderthalb Jahren eingestellt wurde.

Stattdessen gerüttelter Unfug wie:

Deutschland, einig Vaterland, das war gestern – es lebe die wiedergeborene Kleinstaaterei. Und schuld ist Stefan Raab.

Ach, und der Eurovisions-Wettbewerb ist dann ein Angriff auf das vereinte Europa oder was will uns der Autor damit sagen?

Schön natürlich auch, dass selbst so verabscheuungswürdige Ereignisse wie so ein “Song Contest” für “Spiegel Online” immer noch gut genug sind, mit klick-generierenden Bildergalerien gewürdigt zu werden.

Die Begleittexte dazu sind mal sinnlos

Sieger beim vierten Bundesvision Song Contest – obwohl sie schon seit 15 Jahren Musik machen: Mittelalter-Folkrocker Subway to Sally aus Brandenburg

mal falsch

Berliner Buben: Culcha Candela wollten den letztjährigen Erfolg von Seeed wiederholen – und scheiterten am Mittelalter-Folk ihrer Nachbarn.

Ja, Leute, wenn Seeed letztes Jahr gewonnen hätten, warum fand der Wettbewerb dieses Jahr dann in Niedersachsen statt? Vielleicht, weil die Vorjahressieger Oomph! hießen?

Ich sollte “Spiegel Online” endlich mal aus dem Feedreader schmeißen …

Nachtrag 13:29 Uhr: … und sueddeutsche.de gleich mit:

Einen gut vorbereiteten Eindruck machten die Niedersachsen, bestehend aus der dreiköpfigen Rock-Band Madsen, […] Auch dem Beitrag von Rheinland Pfalz – dargeboten von der Girlie-Gruppe Sisters – fehlte es an effektvollen Einfällen oder stimmlicher Qualität.

(Madsen sind zu fünft, Sisters für Nordrhein-Westfalen.)

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Leben Digital

Vater “werden” ist nicht schwer

Jetzt frage ich mich doch wirklich, ob man etwas werden kann, das man bereits ist.

Wird Pete Doherty Vater?
[Ausrisse: mtv.de]

Ich wünsche mir eine Diskussionsrunde mit Bastian Sick und Peter Sloterdijk, die dieser Frage auf den Grund geht.

Noch fraglicher ist allerdings, wie mtv.de zu diesem Satz kam:

Die Einser-Schülerin, die einen Platz an der Eliteuniversität Harvard in Aussicht hat, sei sich ganz sicher, so ihr Vater der britische Fußball-Boss Sir Alex Ferguson: ‘Das Baby ist von Pete, da besteht gar kein Zweifel!’

Denn erstens ist Ferguson nicht der Vater (father), sondern der Patenonkel (godfather) der schwangeren Frau und zweitens hat sich der Fußballmanager noch gar nicht zu dem Thema geäußert – und wird es wohl auch bleiben lassen, wenn er einigermaßen klug ist.

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Musik Digital

Brains N’ Blödsinns

Es ist ja nicht so, dass Fehler nur “Bild” oder “Spiegel Online” unterlaufen und immer gleich wahnsinnig schlimm sein müssen. Manchmal passieren sie auch Musikjournalisten, die Pressemitteilungen blind vertrauen und zu faul sind, in der Wikipedia nachzuschauen. Ich werde zum Beispiel nie ohne Nachzuschlagen den Namen des Bright-Eyes-Sängers korrekt schreiben können, aber deshalb guck ich ja auch immer wieder nach. “Brain Outsourcing” nennt man das, glaube ich.

So begann ich gestern einen Eintrag, in dem ich mich über den “visions.de-Newsflash” von Dienstag Abend lustig machen wollte. Darin hieß es, Sebastian Bach, der Ex-Sänger von Skid Row, werde am Freitag sein neues Soloalbum “Angel Down” veröffentlichen und auf dem Album werde Axl Rose auf drei Liedern zu hören sein.

Bis dahin war ja alles richtig, aber dann stand da:

Das Besondere daran: Es sind die ersten Aufnahmen, die seit 13 Jahren von Axl Rose veröffentlicht werden.

Dieser Satz ist natürlich falsch, war aber komplett aus der Pressemitteilung der Promo-Agentur rauskopiert. Von daher wollte ich die armen Online-Praktikanten bei visions.de jetzt auch nicht ausschimpfen.

Heute legten sie aber einen neuen “Newsflash” vor, in dem es plötzlich hieß:

Der Guns N’Roses-Frontmann ist dabei zum ersten Mal seit dem Jahr 1997 auf einer Aufnahme zu hören.

Jetzt wollte ich doch mal widersprechen, denn natürlich erschien 1999 “Oh My God”, der erste (und bis heute einzige) neue Guns-N’-Roses-Song, der nach “Use Your Illusion” veröffentlicht wurde.1 Und das ist weder dreizehn noch zehn, sondern acht Jahre her.

Aber dann fiel mir auf: Der Blödsinn war wieder nur kopiert – von bild.de. Die haben nämlich ein exklusives Prelistening zu “Angel Down” und überschreiben das so:

bild.de: “Hören Sie exklusiv in die neuen Songs von Axl Rose rein!”

Es folgt noch ein mittellanger Text, der sich vor allem beinahe ausschließlich um Axl Rose dreht und unter anderem folgendes behauptet:

Erst 1997 meldete er sich mit einem Song zum Schwarzenegger-Film „End of Days“ zurück, anschließend machte er sich an die Arbeit zum Album „Chinese Democracy“.

Das ist natürlich ziemlicher Unfug, denn “End Of Days” lief 1999 an und Rose arbeitet ungefähr seit 1994 an dem Album.

Die Aufnahmen zum Sebastian-Bach-Album haben nicht lange gedauert. Ein gutes oder ein schlechtes Omen?

Wohl vor allem ein Omen dafür, dass es schneller geht, bei drei Songs mitzusingen (und davon einen mitzuschreiben), als im Alleingang ein epochales Meisterwerk schaffen zu wollen.

Warum erwarte ich überhaupt, dass in einem bild.de-Artikel sinnvolle Sachen über Rockbands drinstehen? Guns N’ Roses scheinen ja mittlerweile so exotisch und vergessen, dass man nicht mal von einem Musikmagazin Fachkenntnisse erwarten kann.

1 Auf “The Spaghetti Incident?” waren ja ausschließlich Coverversionen, die zählen nicht als “neue Songs” und sind auch schon 14 Jahre alt.

Nachtrag 20:02 Uhr: Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet:

Update 15:35 Uhr: Der Guns N’Roses-Frontmann ist dabei natürlich nicht zum ersten Mal seit dem Jahr 1997 auf einer Aufnahme zu hören, wie Bild dort fälschlich schreibt, sondern seit 1999, als er den Song “Oh My God” für den “End Of Days”-Soundtrack beisteuerte. Darauf machte uns das Blog Coffee And TV aufmerksam und erinnert uns daran, dass Fehler überalls passieren und man der Bild-Zeitung wirklich nie trauen darf.

(visions.de)

Allmachtsphantasien! Hahahahaha!

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Print Musik

“Wie man’s spricht!”

Eine der wichtigsten Regeln, die man lernt, wenn man für die Lokalredaktion einer Tageszeitung erste Berichte über Kaninchenzüchtervereine und Schultheateraufführungen schreibt, lautet: “Frag lieber noch mal nach, wie man den Namen richtig schreibt!”

Das gilt natürlich hauptsächlich für Kaninchenzüchter wie Manfred Subczierczyk und Nachwuchsschauspielerinnen wie Sabina Schneyda. Bei Rockstars, die man zwecks O-Ton-Absonderung kontaktiert, muss man nicht mehr unbedingt nachfragen. Das würde ja irgendwie peinlich wirken und man kann ja zur Not im Internet nachschauen, wie der Interviewpartner richtig geschrieben wird.

Sollte man vielleicht sogar:
Wer ist Tees Ullmann?
(Screenshot: taz.de, Hervorhebung: Coffee & TV)

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Digital

Spiegel Online macht die Nacht zum Tag

Zugegeben: Es ist etwas ungewöhnlich, wie in manchen Ländern die Uhrzeiten aufgeschrieben werden. Und das amerikanische “a.m.” (ante meridiem – vor dem Mittag) und “p.m.” (post meridiem – nach dem Mittag) kann man schnell mal durcheinanderbringen, besonders bei Zeiten um zwölf Uhr rum. Aber darum geht es gar nicht.

Zu den vereitelten Bombenanschlägen in London schreibt die BBC:
01:25 Uhr nachts bei der BBC
(Screenshot: bbc.co.uk, Hervorhebung: Coffee & TV)

So ziemlich alle anderen Quellen greifen diese Zahl auf und rechnen sie vielleicht auch noch in die deutsche Ortszeit um.

Nur bei Spiegel Online geht man (mal wieder) eigene Wege:
Nachmittag bei SpOn
(Screenshot: spiegel.de, Hervorhebung: Coffee & TV)

Dabei hätte doch irgendwem auffallen können, dass Nachtclubs, die im Text sechs Mal erwähnt werden, Nachmittags eher selten geöffnet sind …

Nachtrag 1. Juli, 18:10 Uhr: In der (kaum reißerisch betitelten) Chronologie “Drei Tage Angst: Alarm in Großbritannien” ist nun korrekt von “01.00 Uhr (Ortszeit)” die Rede – im Ursprungsartikel ist aber immer noch “Nachmittag”.

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Musik Digital

The Sellf Fullfilling Prophecies

Darf man sich eigentlich selbst zitieren? Wenn es darum geht, selbst aufgestellte und in der Wirklichkeit belegte Thesen zu untermauern, wohl schon, oder?

Jedenfalls ist es vier Tage her, dass ich die fantastische Newcomerband Kilians abfeierte. Neben diversem Lob für die Band hatte ich in meinem Text auch einige Sätze der Kritik an die Adresse von Musikjournalisten und -konsumenten versteckt. Diese waren nicht extra gekennzeichnet, lauteten aber:

Wer den Kilians vorwirft, sie machten “Sound, Auftreten und Songwriting” der Strokes nach, der macht sich verdächtig, außer den Strokes nicht allzu viele andere Bands zu kennen.

und

Was man den sympathischen und kreativen jungen Männern jetzt nur noch wünschen kann ist […], dass die Leute lernen, den Bandnamen richtig zu schreiben: ohne “The” und mit einem L.

Nun gehe ich natürlich nicht davon aus, dass man bei den Opinion Leadern von Eins Live und Visions unser kleines Blog liest und sich dann auch noch an dem orientiert, was ich glaube, der Menschheit so mitzuteilen zu haben. Aber es hätte ja sicher auch andere Gründe (beispielsweise ästhetische oder grammatische) gegeben, einen Satz wie diesen zu verhindern:

Dank prominenten Befürwortern wie Thees Uhlmann und permanentem touren – unter anderem mit Kettcar und The Cooper Temple Clause – spricht es sich langsam rum, dass sich die Antwort des Niederrheins auf die Strokes The Kilians nennt.

Jetzt ist natürlich die Frage, welche PR-Grundregel man in diesem Fall zückt: “Jede Presse ist gute Presse” oder doch lieber “Call me m***erf***er but spell my name correctly”?

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Digital

Die Ziehung der Jahreszahlen

Eine der ersten Regeln, die man auf jeder Journalistenschule, achwas: als jugendlicher freier Mitarbeiter bei jeder Lokalzeitung lernt, ist die, dass jeder Artikel eine gute Eröffnung brauche. Einen knackigen Satz, einen Eye Catcher, eine Zeile, die den Leser am Kragen packt und bis zum letzten Punkt im letzten Absatz nicht mehr loslässt.
Eine weitere wichtige Regel ist die, dass man gut recherchieren sollte, was man in seinen Artikeln so behauptet.

Und jetzt überlegen wir mal alle, welche dieser beiden Regeln Florian Leclerc von FAZ.NET in seinem Artikel “Bürgerreporter im Netz” nicht beherzigt hat:

Zwölf Jahre ist das Internet nun alt.

PS: Selbst das WWW ist älter als zwölf Jahre, wie ein kurzer Blick in Geschichte des Internets ergeben hätte.