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Lucky & Fred: Episode 9

Am Anschlag auf Char­lie Heb­do und die Pres­se­frei­heit führt auch bei uns kein Weg dran vor­bei: Wir dis­ku­tie­ren, was Sati­re darf, und fra­gen uns, wie man Sala­fist wird, wäh­rend Lucky über­ra­schend sein Mit­ge­fühl für Kar­ne­va­lis­ten ent­deckt.
Über einen Umweg nach Wien gelan­gen wir nach Grie­chen­land und zur Geld­ma­schi­ne Olym­pi­sche Spie­le.
Fred hält einen Nach­ruf auf Alt­bun­des­prä­si­dent Richard von Weiz­sä­cker und Lucky freut sich auf die Ober­bür­ger­meis­ter­wahl in Bochum.

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Peking 2008 – Der Versuch einer Bilanz

Natür­lich habe ich mir die Olym­pi­schen Spie­le im Fern­se­hen dann doch ange­se­hen. Die Dis­kus­si­on mit mir, ob das mora­lisch ver­tret­bar sei, dau­er­te letzt­lich weni­ge Sekun­den. Ich gucke halt ger­ne Sport im Fern­se­hen und da kann mich rela­tiv wenig von abhal­ten. Als lang­jäh­ri­ger begeis­ter­ter Tour-de-France-Gucker bin ich es gewohnt, mit dem Risi­ko zu leben, gera­de ganz mas­siv von dopen­den Sport­lern ver­arscht zu wer­den. Nen­nen Sie es abge­brüht, zynisch oder sonst irgend­was, aber es gibt immer genug, was einen für sol­che Fins­ter­nis­sen ent­schä­digt.

Über Chi­na mag ich mir kein Urteil erlau­ben. Natür­lich wür­de ich mir wün­schen, wenn das, was wir Men­schen­rech­te nen­nen, über­all gel­ten wür­de, aber ich ver­ste­he nichts von Chi­na. Und weil es mich so auf­regt, wenn ahnungs­lo­se Men­schen über die USA, das ein­zi­ge Land neben Deutsch­land, in dem ich mal mehr als vier Wochen am Stück ver­bracht habe, reden, will ich nicht ahnungs­los über Chi­na reden. Es könn­te zum Bei­spiel mei­nen bes­ten Freund auf­re­gen, der schon mehr­fach für län­ge­re Zeit in Chi­na war.

Was ich mir zu beur­tei­len anma­ße, sind die Ankün­di­gun­gen, die die chi­ne­si­sche Füh­rung gegen­über dem IOC gemacht und nicht ein­ge­hal­ten hat. Zu einem gepfleg­ten Ver­trags­bruch gehö­ren aber zumin­dest in die­sem Fall zwei: die, die ver­ar­schen, und die, die sich freund­lich lächelnd ver­ar­schen las­sen und anschlie­ßend das groß­ar­ti­ge und gründ­li­che Vor­ge­hen der Ver­ar­schen­den beim Ver­ar­schen loben.

[via Ste­fan]

Anders aus­ge­drückt: Dem chi­ne­si­schen Funk­tio­när in die­sem beein­dru­cken­den Video­do­ku­ment neh­me ich ab, dass er das, was er da erzählt, aus tiefs­ter Über­zeu­gung glaubt. Es ist wie bei Wolf­gang Schäub­le oder Papst Bene­dikt XVI.: die­se Män­ner haben eine Über­zeu­gung, die über Jahr­zehn­te in ihnen gereift ist, die ich nicht tei­len kann, die sie aber mit einer Vehe­menz ver­tre­ten, die mir Respekt abnö­tigt. Und dann ist da die IOC-Funk­tio­nä­rin, die sich kri­ti­schen Jour­na­lis­ten­fra­gen auf unsou­ve­räns­te Art ver­wei­gert. Sie lernt gera­de erst, fun­da­men­tal und welt­fremd zu wer­den, und ist in ihrem Stoi­zis­mus kein Stück beein­dru­ckend, son­dern nur pein­lich. Sie ist ver­gleich­bar mit der Par­tei „Die Lin­ke“ oder dem Ver­ein „Kin­der in Gefahr“.

Von der Eröff­nungs­fei­er habe ich wegen des Hald­ern Pop lei­der nichts mit­be­kom­men. Dass dort auf ver­schie­de­ne Wei­se getrickst wur­de, ist mir aber auch egal: es han­delt sich um eine Show. Natür­lich um eine poli­ti­sche (die gan­zen Spie­le waren ja eine poli­ti­sche Demons­tra­ti­on des chi­ne­si­schen Regimes), aber das macht sie nur noch mehr zur Show – und bei Shows darf man trick­sen, Play­back sin­gen und Win­deln tra­gen. Mensch­lich gese­hen ist es natür­lich unmög­lich, einem klei­nen Mäd­chen zu sagen, sie sei zu häss­lich für ein Mil­li­ar­den­pu­bli­kum.

Aber reden wir über die, um die es eigent­lich ging, reden wir über die Sport­ler: Wie es sich gehört, habe ich neue Hel­den gefun­den – den sym­pa­thi­schen Viel­sei­tig­keits­rei­ter und Zahn­arzt Hin­rich Romei­ke und den min­des­tens genau­so sym­pa­thi­schen Gewicht­he­ber Mat­thi­as Stei­ner, zum Bei­spiel. Ich bin auch naiv genug zu glau­ben, dass Micha­el Phelps sei­ne acht Gold­me­dail­len auf lega­lem Wege gewon­nen hat. Wenn er halt den idea­len Kör­per­bau hat und so prä­zi­se trai­niert – war­um soll­te er dann nicht schnel­ler schwim­men kön­nen als ich lau­fen kann? Auch bei Usain Bolt muss ich bis zum Beweis des Gegen­teils anneh­men, dass er so schnell ist – die Gold­me­dail­le im 100-Meter-Lauf hät­te ich ihm trotz­dem wegen gro­ber Unsport­lich­keit und Ver­höh­nung der Kon­kur­ren­ten aberkannt.

Sport­kon­sum im Fern­se­hen geht lei­der nicht ohne Sport­re­por­ter. Wäh­rend der Kom­men­ta­tor beim Dres­sur­rei­ten sei­ne Arbeit gleich­sam zur lite­ra­ri­schen Per­for­mance aus­bau­te, war der Rest größ­ten­teils zum In-die-Ton­ne-Klop­pen. Béla Réthy zum Bei­spiel durf­te beim Damen-Hockey end­lich mal zei­gen, dass er nicht nur unfass­bar viel Mist reden kann (das kennt man von Fuß­ball­län­der­spie­len), son­dern auch unfass­bar viel chau­vi­nis­ti­schen Mist. Micha­el Ant­wer­pes ent­pupp­te sich als Beck­mann für Arme, als er im Talk mit Mat­thi­as Stei­ner minu­ten­lang auf einem pri­va­ten Schick­sals­schlag des Sport­lers her­um­ritt und bei der (sinn­ge­mä­ßen) Ant­wort „die Jour­na­lis­ten wol­len das eben immer wie­der hören“ über­sah, wie der stärks­te Mann der Welt gera­de vor sei­nen Augen mit der chi­ne­si­schen Mau­er wink­te. Zum Glück für Ant­wer­pes gibt es aber immer noch Cas­tor Beck­mann und Pol­lux B. Ker­ner, die Not der ARD und das Elend vom ZDF, die bequem alles unter­kel­lern, was bis­her als unters­te Tal­soh­le des Niveaus gegol­ten hat­te. Ker­ner hat­te man auch noch Kat­rin Mül­ler-Hohen­stein zur Sei­te gestellt, was vie­le Ver­glei­che mit Mari­an­ne und Micha­el zulie­ße, wenn man letz­te­re damit nicht böse ver­un­glimp­fen wür­de. Des­halb nur so viel: Bis Wal­di Hart­mann nicht mehr nega­tiv auf­fällt, muss schon eine Men­ge Mist gesen­det wor­den sein. Und Harald Schmidts Kar­rie­re kann man jetzt auch in einem Wort zusam­men­fas­sen: „vor­bei“.

Wenn es wenigs­tens nur die unfä­hi­gen Hal­lo­dri (wie konn­te ich Micha­el Stein­bre­cher ver­ges­sen?) vor Kame­ra und Mikro­fon gewe­sen wären – aber auch tech­nisch lief es bei ARD und ZDF ja alles ande­re als rund. „Ja, das ist halt live“, flö­te­te dann die jeweils aktu­el­le Föhn­wel­le in die Kame­ra – ganz so, als sei es noch 1969 und Peter Fran­ken­feld ver­su­che gera­de die ers­te Euro­vi­si­ons­schal­te zum Mond. Aber die bei­den Sen­der hat­ten mit 500 Leu­ten ers­tens die größ­te Dele­ga­ti­on von allen und zwei­tens war das ja gar nicht alles live: Wüst wur­de zwi­schen live und live on tape hin- und her­ge­schal­tet, wur­den Din­ge wie­der­holt, die man schon gese­hen hat­te, wur­de plötz­lich wie­der irgend­wo­hin gesprun­gen, ohne dass der Zuschau­er noch wuss­te, was jetzt wann und wo pas­siert war. Da ver­ließ man dann schon mal in der 84. Minu­te (und vor dem ent­schei­den­den Tor) ein Fuß­ball­spiel der deut­schen Damen­mann­schaft, um ein auf­ge­zeich­ne­tes Halb­fi­na­le im Fech­ten zu zei­gen. Der Fecht­ver­band habe sich wohl beschwert, hör­te man es mun­keln.

Zwar hat­ten sich ARD und ZDF Mühe gege­ben, via Inter­net und ihre obsku­ren Digi­tal­ka­nä­le mög­lichst viel gleich­zei­tig anzu­bie­ten, aber ich bin mir sicher: Lon­don 2012 wer­den zumin­dest die inter­es­sier­ten Zuschau­er ganz anders erle­ben. Mit einer eige­nen digi­ta­len Sen­de­re­gie für jeden, wo man sich meh­re­re Sachen gleich­zei­tig anse­hen kann, live oder zeit­ver­setzt, mit Kom­men­tar oder mit Ori­gi­nal­at­mo­sphä­re. Ich wür­de dafür eini­ges an Geld bezah­len.

Zu guter letzt war es natür­lich so wie immer: ich saß da, fie­ber­te mit den Ath­le­ten mit, freu­te mich über die Stim­mung und frag­te mich, wie ich als abso­lut unsport­li­cher Mensch wohl auch mal eine Medail­le bei Olym­pi­schen Spie­len gewin­nen könn­te. Ich wer­de mir dem­nächst mal eini­ge Schieß­clubs anse­hen, viel­leicht sind Luft­pis­to­le oder Bogen ja was für mich.

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Digital Sport

Ain’t That A Klick In The Head

In Peking sind alle olym­pi­schen Ent­schei­dun­gen gefal­len. 302 Mal wur­den Medail­len aus Gold, Sil­ber und Bron­ze ver­ge­ben (so unge­fähr – manch­mal gab es wegen Zeit­gleich­heit auch zwei Sil­ber­me­dail­len oder, wie im grie­chisch-römi­schen Rin­gen, sowie­so zwei Bron­ze­ne), 302 Mal wur­de die Hym­ne einer Sie­ger­na­ti­on gespielt (davon 51 Mal die chi­ne­si­sche – Sie soll­ten sie also inzwi­schen mit­sin­gen kön­nen), 302 Mal wur­de ein Olym­pia­sie­ger gekürt (wobei allei­ne Micha­el Phelps acht Mal dabei war). Bei sol­chen Dimen­sio­nen kann man schon mal den Über­blick ver­lie­ren.

Wie freund­lich ist es da von „Spie­gel Online“, das alles noch ein­mal für die Leser zusam­men­zu­fas­sen, zum Bei­spiel unter einer solch cat­chy Über­schrift?

Sommerspiele in Peking: Alle Olympiasieger auf einen Klick

Wenn Sie auf die Sei­te gehen, fin­den Sie eine beein­dru­cken­de Lis­te – Nein, nicht der Gold­me­dail­len­ge­win­ner, aber der ein­zel­nen Wett­kampf­ta­ge. Sie fin­den die­se Lis­te zwei Mal: ein­mal als Fließ­text und ein­mal als über­sicht­li­che Tabel­le:

Zum Thema auf Spiegel Online: Sportliche Dominanz: Alle Olympiasieger Chinas, Olympische Spiele: Deutsche Medaillengewinner, Doping bei Olympia: Die Chemie stimmt, Sommerspiele: Olympiasieger des 1. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 2. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 3. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 4. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 5. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 6. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 7. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 8. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 9. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 10. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 11. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 12. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 13. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 14. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 15. Wettkampftages, Sommerspiele: Olympiasieger des 16. Wettkampftages

Und wenn Sie da kli­cken, fin­den Sie zum ers­ten Wett­kampf­tag zum Bei­spiel eine acht­tei­li­ge Bil­der­ga­le­rie (acht­tei­li­ge Bil­der­ga­le­rien bestehen übri­gens aus sie­ben Fotos und einer Sei­te, über der „Wei­te­re aktu­el­le Foto­stre­cken“ steht), für den zwei­ten Wett­kampf­tag eine fünf­zehn­tei­li­ge, für den drit­ten eine vier­zehn­tei­li­ge, usw. usf.

Um also „alle Sie­ger von Peking im Über­blick“ zu sehen, müs­sen Sie min­des­tens … – Na, wer hat auf­ge­passt? Rich­tig! – 302 Mal kli­cken. Jeder Klick wird von „Spie­gel Online“ gezählt und als page impres­si­on gewer­tet. Wenn sich nur hun­dert Idio­ten Ahnungs­lo­se Sport­in­ter­es­sier­te fin­den, macht das schon min­des­tens 30.200 page impres­si­ons nur durch die­sen einen „Arti­kel“. Im Juli zähl­te „Spie­gel Online“ laut IVW 541.649.708 page impres­si­ons.

Sol­che Klick­schin­de­rei mag im Online­jour­na­lis­mus, wo man das Geld schließ­lich mit Wer­bung macht (bizar­rer­wei­se auf Grund­la­ge genau die­ser nichts­sa­gen­den page impres­si­ons), üblich sein. Gut fin­den muss man es den­noch nicht.

Und, mal ehr­lich, es wäre ja nur fair gewe­sen, wenn die Über­schrift wenigs­tens so aus­ge­se­hen hät­te:

Sommerspiele in Peking: Alle Olympiasieger auf 302 Klicks

Ganz neben­bei: Die meis­ten Fotos in die­sen Klick­stre­cken sind wirk­lich schö­ne Bei­spie­le für gute Sport­photo­gra­phie.

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Digital

Bolt-Medaille für taz.de

Also bit­te, taz.de. Ich hal­te ja auch nichts von die­sem Wun­der­läu­fer, aber …

Zweifel an Sprint-Rekorden: Witz-Bolt verarscht alle

Namens­wit­ze gehen echt nicht!

Nach­trag, 23:19 Uhr:

200-Meter-Finale: Ein Bolt für alle Fälle
(„Spie­gel Online“)

[via STU und hel­lo­jed]

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Politik Sport

Heucheln wird olympisch

Ich lie­be es, Sport im Fern­se­hen zu gucken. Ich sel­ber betrei­be außer Trep­pen­stei­gen gar kei­nen Sport, aber ande­ren dabei zuzu­se­hen, macht mir Spaß. Gera­de die Olym­pi­schen Spie­le, bei denen man so außer­ge­wöhn­li­che Dis­zi­pli­nen wie Ton­tau­ben­schie­ßen, Drei­sprung oder (im Win­ter natür­lich) Cur­ling zu sehen bekommt, begeis­tern mich immer wie­der. Außer­dem wer­den sie meis­tens von Sport­re­por­tern kom­men­tiert und nicht von Stef­fen Simon, Bela Réthy oder Rein­hold Beck­mann.

In die­sem Jahr weiß ich echt nicht, ob ich mir die Olym­pi­schen Spie­le im Fern­se­hen anse­hen soll. Nicht nur, weil sie wegen der Zeit­ver­schie­bung zu etwas anstren­gen­den Zei­ten über­tra­gen wer­den, die gan­ze Akti­on kommt mir von vor­ne bis hin­ten miss­glückt vor.

Da ist zunächst ein­mal Chi­na, von dem ich ger­ne glau­be, dass es ein tol­les, span­nen­des Land ist, das aber auch von einem völ­lig indis­ku­ta­blen Regime geführt wird. Hin­zu kommt das Inter­na­tio­na­le Olym­pi­sche Komi­tee, bei dem ich mich mitt­ler­wei­le fra­ge, ob man dort eigent­lich nur Mit­glied wer­den kann, wenn man sei­nen letz­ten Rest Selbst­ach­tung vor­her an der Gar­de­ro­be abge­ge­ben hat. Aller­spä­tes­tens, als die inter­na­tio­na­len Jour­na­lis­ten (ent­ge­gen vor­he­ri­ger Zusa­gen) kei­nen frei­en Zugang zum Inter­net erhiel­ten, hät­te es ein Don­ner­wet­ter geben müs­sen – doch das IOC zuck­te nur mit den Schul­tern und die Jour­na­lis­ten arbei­te­ten unter Pro­test wei­ter.

Den Ath­le­ten sind wäh­rend der Spie­le nicht nur poli­ti­sche Äuße­run­gen, son­dern auch jeg­li­che kom­mer­zi­el­le und jour­na­lis­ti­sche Tätig­keit ver­bo­ten – ein im Prin­zip ehren­wer­ter Gedan­ke, sozu­sa­gen der letz­te Rest der olym­pi­schen Idee von Pierre de Cou­ber­tin. Lei­der wirkt das eini­ger­ma­ßen ver­lo­gen vor dem Hin­ter­grund, dass die olym­pi­schen Spie­le in Peking eine ein­zi­ge poli­ti­sche Demons­tra­ti­on des Gast­ge­ber­lan­des waren, sind und sein wer­den, und die Spie­le selbst ein Mil­li­ar­den­schwe­res Mar­ke­ting­pro­dukt sind.

Ja, sagt dann das IOC, aber ohne die Spon­so­ren wären doch die schö­nen Olym­pi­schen Spie­le gar nicht mög­lich. Das stimmt natür­lich auch. Es geht ja auch gar nicht um die Spon­so­ren, es geht dar­um, dass das IOC mit erschüt­tern­der Vehe­menz die Son­der­rol­le sei­ner Spie­le ver­tei­digt und so tut, als han­de­le es sich dabei um ein Event mit einem höhe­ren ethi­schen Wert als jedes ande­re kom­mer­zi­el­le Groß­ereig­nis.

Zuge­ge­ben: „Wir tref­fen uns hier alle vier Jah­re, nicht immer in Län­dern, in denen wir ger­ne selbst leben wür­den, wir machen Wer­bung für unge­sun­des Fast Food und tota­li­tä­re Regimes, ein paar von uns wer­den wie­der ver­su­chen zu beschei­ßen (und womög­lich damit durch­kom­men), aber wir wol­len mal sehen, das wir das Bes­te draus machen und ein biss­chen Spaß haben“ ist ein etwas mit­tel­präch­ti­ger Wahl­spruch, aber bei „Rock am Ring“ faselt doch auch nie­mand vom „musi­ka­li­schen Geist“.

Von den Sport­jour­na­lis­ten ist lei­der nichts zu erwar­ten, wie Chris­ti­an Zasch­ke (selbst Sport­jour­na­list) in sei­nem sehr emp­feh­lens­wer­ten Arti­kel für die „Süd­deut­sche Zei­tung“ fest­stellt. Wer bei den letz­ten bei­den Fuß­ball­groß­ereig­nis­sen glei­cher­ma­ßen man­tra­haft und orgi­as­tisch immer­zu vom „Som­mer­mär­chen“ fasel­te, wird jetzt wohl kaum plötz­lich kri­ti­sche Fra­gen stel­len.

Aber wür­de sich irgend­was ändern, wenn ich, wenn Mil­lio­nen nicht ein­schal­ten wür­den? Ich wür­de den Olym­pia­sie­ger im Bogen­schie­ßen nicht ken­nen­ler­nen, obwohl er und sei­ne Kol­le­gen die Auf­merk­sam­keit sicher wenigs­tens ein­mal in vier Jah­ren ver­dient hät­ten. ARD und ZDF wür­den wohl nicht ein­mal dar­über nach­den­ken, ob man wirk­lich Unsum­men von Gebüh­ren­gel­dern in eine sol­che Rie­sen­ver­an­stal­tung inves­tie­ren muss, oder ob das kom­plett Wer­be­fi­nan­zier­te Pri­vat­fern­se­hen nicht eher der natür­li­che Lebens­raum für der­ar­ti­ges Event-TV wäre. Olym­pi­sche Spie­le gehö­ren für sie zur Grund­ver­sor­gung – auch so ein heh­res Wort.