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Peking 2008 – Der Versuch einer Bilanz

Natür­lich habe ich mir die Olym­pi­schen Spie­le im Fern­se­hen dann doch ange­se­hen. Die Dis­kus­si­on mit mir, ob das mora­lisch ver­tret­bar sei, dau­er­te letzt­lich weni­ge Sekun­den. Ich gucke halt ger­ne Sport im Fern­se­hen und da kann mich rela­tiv wenig von abhal­ten. Als lang­jäh­ri­ger begeis­ter­ter Tour-de-France-Gucker bin ich es gewohnt, mit dem Risi­ko zu leben, gera­de ganz mas­siv von dopen­den Sport­lern ver­arscht zu wer­den. Nen­nen Sie es abge­brüht, zynisch oder sonst irgend­was, aber es gibt immer genug, was einen für sol­che Fins­ter­nis­sen ent­schä­digt.

Über Chi­na mag ich mir kein Urteil erlau­ben. Natür­lich wür­de ich mir wün­schen, wenn das, was wir Men­schen­rech­te nen­nen, über­all gel­ten wür­de, aber ich ver­ste­he nichts von Chi­na. Und weil es mich so auf­regt, wenn ahnungs­lo­se Men­schen über die USA, das ein­zi­ge Land neben Deutsch­land, in dem ich mal mehr als vier Wochen am Stück ver­bracht habe, reden, will ich nicht ahnungs­los über Chi­na reden. Es könn­te zum Bei­spiel mei­nen bes­ten Freund auf­re­gen, der schon mehr­fach für län­ge­re Zeit in Chi­na war.

Was ich mir zu beur­tei­len anma­ße, sind die Ankün­di­gun­gen, die die chi­ne­si­sche Füh­rung gegen­über dem IOC gemacht und nicht ein­ge­hal­ten hat. Zu einem gepfleg­ten Ver­trags­bruch gehö­ren aber zumin­dest in die­sem Fall zwei: die, die ver­ar­schen, und die, die sich freund­lich lächelnd ver­ar­schen las­sen und anschlie­ßend das groß­ar­ti­ge und gründ­li­che Vor­ge­hen der Ver­ar­schen­den beim Ver­ar­schen loben.

[via Ste­fan]

Anders aus­ge­drückt: Dem chi­ne­si­schen Funk­tio­när in die­sem beein­dru­cken­den Video­do­ku­ment neh­me ich ab, dass er das, was er da erzählt, aus tiefs­ter Über­zeu­gung glaubt. Es ist wie bei Wolf­gang Schäub­le oder Papst Bene­dikt XVI.: die­se Män­ner haben eine Über­zeu­gung, die über Jahr­zehn­te in ihnen gereift ist, die ich nicht tei­len kann, die sie aber mit einer Vehe­menz ver­tre­ten, die mir Respekt abnö­tigt. Und dann ist da die IOC-Funk­tio­nä­rin, die sich kri­ti­schen Jour­na­lis­ten­fra­gen auf unsou­ve­räns­te Art ver­wei­gert. Sie lernt gera­de erst, fun­da­men­tal und welt­fremd zu wer­den, und ist in ihrem Stoi­zis­mus kein Stück beein­dru­ckend, son­dern nur pein­lich. Sie ist ver­gleich­bar mit der Par­tei „Die Lin­ke“ oder dem Ver­ein „Kin­der in Gefahr“.

Von der Eröff­nungs­fei­er habe ich wegen des Hald­ern Pop lei­der nichts mit­be­kom­men. Dass dort auf ver­schie­de­ne Wei­se getrickst wur­de, ist mir aber auch egal: es han­delt sich um eine Show. Natür­lich um eine poli­ti­sche (die gan­zen Spie­le waren ja eine poli­ti­sche Demons­tra­ti­on des chi­ne­si­schen Regimes), aber das macht sie nur noch mehr zur Show – und bei Shows darf man trick­sen, Play­back sin­gen und Win­deln tra­gen. Mensch­lich gese­hen ist es natür­lich unmög­lich, einem klei­nen Mäd­chen zu sagen, sie sei zu häss­lich für ein Mil­li­ar­den­pu­bli­kum.

Aber reden wir über die, um die es eigent­lich ging, reden wir über die Sport­ler: Wie es sich gehört, habe ich neue Hel­den gefun­den – den sym­pa­thi­schen Viel­sei­tig­keits­rei­ter und Zahn­arzt Hin­rich Romei­ke und den min­des­tens genau­so sym­pa­thi­schen Gewicht­he­ber Mat­thi­as Stei­ner, zum Bei­spiel. Ich bin auch naiv genug zu glau­ben, dass Micha­el Phelps sei­ne acht Gold­me­dail­len auf lega­lem Wege gewon­nen hat. Wenn er halt den idea­len Kör­per­bau hat und so prä­zi­se trai­niert – war­um soll­te er dann nicht schnel­ler schwim­men kön­nen als ich lau­fen kann? Auch bei Usain Bolt muss ich bis zum Beweis des Gegen­teils anneh­men, dass er so schnell ist – die Gold­me­dail­le im 100-Meter-Lauf hät­te ich ihm trotz­dem wegen gro­ber Unsport­lich­keit und Ver­höh­nung der Kon­kur­ren­ten aberkannt.

Sport­kon­sum im Fern­se­hen geht lei­der nicht ohne Sport­re­por­ter. Wäh­rend der Kom­men­ta­tor beim Dres­sur­rei­ten sei­ne Arbeit gleich­sam zur lite­ra­ri­schen Per­for­mance aus­bau­te, war der Rest größ­ten­teils zum In-die-Ton­ne-Klop­pen. Béla Réthy zum Bei­spiel durf­te beim Damen-Hockey end­lich mal zei­gen, dass er nicht nur unfass­bar viel Mist reden kann (das kennt man von Fuß­ball­län­der­spie­len), son­dern auch unfass­bar viel chau­vi­nis­ti­schen Mist. Micha­el Ant­wer­pes ent­pupp­te sich als Beck­mann für Arme, als er im Talk mit Mat­thi­as Stei­ner minu­ten­lang auf einem pri­va­ten Schick­sals­schlag des Sport­lers her­um­ritt und bei der (sinn­ge­mä­ßen) Ant­wort „die Jour­na­lis­ten wol­len das eben immer wie­der hören“ über­sah, wie der stärks­te Mann der Welt gera­de vor sei­nen Augen mit der chi­ne­si­schen Mau­er wink­te. Zum Glück für Ant­wer­pes gibt es aber immer noch Cas­tor Beck­mann und Pol­lux B. Ker­ner, die Not der ARD und das Elend vom ZDF, die bequem alles unter­kel­lern, was bis­her als unters­te Tal­soh­le des Niveaus gegol­ten hat­te. Ker­ner hat­te man auch noch Kat­rin Mül­ler-Hohen­stein zur Sei­te gestellt, was vie­le Ver­glei­che mit Mari­an­ne und Micha­el zulie­ße, wenn man letz­te­re damit nicht böse ver­un­glimp­fen wür­de. Des­halb nur so viel: Bis Wal­di Hart­mann nicht mehr nega­tiv auf­fällt, muss schon eine Men­ge Mist gesen­det wor­den sein. Und Harald Schmidts Kar­rie­re kann man jetzt auch in einem Wort zusam­men­fas­sen: „vor­bei“.

Wenn es wenigs­tens nur die unfä­hi­gen Hal­lo­dri (wie konn­te ich Micha­el Stein­bre­cher ver­ges­sen?) vor Kame­ra und Mikro­fon gewe­sen wären – aber auch tech­nisch lief es bei ARD und ZDF ja alles ande­re als rund. „Ja, das ist halt live“, flö­te­te dann die jeweils aktu­el­le Föhn­wel­le in die Kame­ra – ganz so, als sei es noch 1969 und Peter Fran­ken­feld ver­su­che gera­de die ers­te Euro­vi­si­ons­schal­te zum Mond. Aber die bei­den Sen­der hat­ten mit 500 Leu­ten ers­tens die größ­te Dele­ga­ti­on von allen und zwei­tens war das ja gar nicht alles live: Wüst wur­de zwi­schen live und live on tape hin- und her­ge­schal­tet, wur­den Din­ge wie­der­holt, die man schon gese­hen hat­te, wur­de plötz­lich wie­der irgend­wo­hin gesprun­gen, ohne dass der Zuschau­er noch wuss­te, was jetzt wann und wo pas­siert war. Da ver­ließ man dann schon mal in der 84. Minu­te (und vor dem ent­schei­den­den Tor) ein Fuß­ball­spiel der deut­schen Damen­mann­schaft, um ein auf­ge­zeich­ne­tes Halb­fi­na­le im Fech­ten zu zei­gen. Der Fecht­ver­band habe sich wohl beschwert, hör­te man es mun­keln.

Zwar hat­ten sich ARD und ZDF Mühe gege­ben, via Inter­net und ihre obsku­ren Digi­tal­ka­nä­le mög­lichst viel gleich­zei­tig anzu­bie­ten, aber ich bin mir sicher: Lon­don 2012 wer­den zumin­dest die inter­es­sier­ten Zuschau­er ganz anders erle­ben. Mit einer eige­nen digi­ta­len Sen­de­re­gie für jeden, wo man sich meh­re­re Sachen gleich­zei­tig anse­hen kann, live oder zeit­ver­setzt, mit Kom­men­tar oder mit Ori­gi­nal­at­mo­sphä­re. Ich wür­de dafür eini­ges an Geld bezah­len.

Zu guter letzt war es natür­lich so wie immer: ich saß da, fie­ber­te mit den Ath­le­ten mit, freu­te mich über die Stim­mung und frag­te mich, wie ich als abso­lut unsport­li­cher Mensch wohl auch mal eine Medail­le bei Olym­pi­schen Spie­len gewin­nen könn­te. Ich wer­de mir dem­nächst mal eini­ge Schieß­clubs anse­hen, viel­leicht sind Luft­pis­to­le oder Bogen ja was für mich.

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Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten!

Nun ist die­se Fuß­ball-EM also auch schon wie­der vor­bei. Deutsch­land hat sie nicht gewon­nen (was zu erwar­ten war), ist aber Zwei­ter gewor­den (was nicht zu erwar­ten war).

Somit ist es Zeit für den Cof­fee-And-TV-EM-Rück­blick:

Die Gast­ge­ber
Legen wir aus­nahms­wei­se mal, was wir bei der Hym­ne nie tun wür­den, die Hand aufs Herz: Schwei­zer und Öster­rei­cher gel­ten den Deut­schen ja irgend­wie als die etwas welt­fer­nen Stief­cou­sins. Die, die so ähn­lich wie wir reden, aber doch anders, und die, die beru­hi­gen­der­wei­se immer noch schlech­ter Fuß­ball spie­len als die Deut­schen.

Ent­spre­chend war es dann auch das ers­te wich­ti­ge Tur­nier, bei dem alle Gast­ge­ber die Vor­run­de nicht über­stan­den, was wohl auch die Stim­mung vor Ort etwas trüb­te. Von Öster­reich und der Schweiz bekam man im Fern­se­hen lei­der viel zu wenig mit, die Bil­der aus den Innen­städ­ten hät­ten auch in Dres­den, Han­no­ver oder einer ande­ren deut­schen Stadt, in der ich noch nie war, gedreht sein kön­nen. Doch ges­tern nach dem Fina­le wur­de klar: die Gast­ge­ber waren die beschei­de­nen klei­nen Brü­der von Deutsch­land 2006. Alles war ein biss­chen gedämpf­ter, stil­vol­ler.

Die Favo­ri­ten
Ja, das war etwas merk­wür­dig: Mein Euro­pa­meis­ter­tipp Tsche­chi­en über­stand die Vor­run­de eben­so­we­nig wie mei­ne Lieb­lings­mann­schaft Schwe­den, die Ita­lie­ner ret­te­ten sich mit Mühe und Not gegen die dann aus­ge­schie­de­nen Fran­zo­sen über die Grup­pen­pha­se, und Grie­chen­land bewies end­lich, dass der Gewinn der EM vor vier Jah­ren wirk­lich nur ein Betriebs­un­fall der Fuß­ball­ge­schich­te gewe­sen war. Vor­her hat­ten sie uns aller­dings mit dem 0:2 gegen Schwe­den eines der grau­en­haf­tes­ten Spie­le des Pro­fi­sports gebo­ten.

Nach­dem sie in der Vor­run­de den Welt­meis­ter, den Vize­welt­meis­ter und schließ­lich mit einer B‑Mannschaft auch noch die Rumä­nen in Grund und Boden gede­mü­tigt hat­ten, gal­ten die Hol­län­der als kla­rer Favo­rit, was sich als­bald als die bei die­sem Tur­nier unlieb­sams­te Rol­le her­aus­stell­te: Zack!, bra­chen sie gegen die Rus­sen ein wie eine labb­ri­ge Frit­te im Nord­see­sturm. Von allen Grup­pen­ers­ten schaff­te es gera­de mal Spa­ni­en, sich nach einem freud­lo­sen Spiel gegen die Ita­lie­ner durch­zu­set­zen – aber auch nur, weil deren Elf­me­ter­glück nach dem Ber­li­ner WM-Fina­le bis min­des­tens 2044 auf­ge­braucht ist. Por­tu­gal schei­ter­te an den Deut­schen, die zur Über­ra­schung aller ein gutes Spiel ablie­fer­ten, die Kroa­ten, die wirk­ten als hät­te man ihnen das mit Elf­me­ter­schie­ßen erst nach Ende der Ver­län­ge­rung erklärt, schei­ter­ten letzt­lich an der unfass­ba­ren Last-Minu­te-Macht der Tür­ken.

Um die dem Tur­nier inne­woh­nen­de Tra­gik auf die Spit­ze zu trei­ben, erwisch­te es im Halb­fi­na­le aus­nahms­wei­se mal die Tür­kei in der letz­ten Minu­te, wor­auf­hin Deutsch­land ver­se­hent­lich im Fina­le stand, in das am Fol­ge­tag die Spa­ni­er ein­zo­gen. Auch Guus Hidd­inks Rus­sen, die sich im ers­ten Grup­pen­spiel gegen Spa­ni­en trick­reich tot­ge­stellt und danach alles domi­niert hat­ten, konn­ten die Ibe­rer (Sport­jour­na­lis­mus geht nicht ohne The­sau­rus) nicht mehr stop­pen.

Im Fina­le muss­te Spa­ni­en nur noch Deutsch­land schla­gen, was dann auch kein Pro­blem mehr war, weil die Deut­schen neben Phil­ipp Lahm und Jens Leh­mann aus­schließ­lich Dop­pel­gän­ger ihrer Stamm­elf auf­ge­stellt hat­ten. Beim ein­zi­gen Gegen­tor kamen sich kon­se­quen­ter­wei­se Lahm und Leh­mann in die Que­re.

Dies Spa­ni­er wur­den völ­lig ver­dient Euro­pa­meis­ter und bewie­sen bei der Pokal­über­ga­be auch noch, dass sie deut­lich bes­ser erzo­gen sind als die Ita­lie­ner, die sich den Cup vor zwei Jah­ren ein­fach selbst ver­lie­hen hat­ten. Michel Pla­ti­ni wirk­te wie ein Leh­rer auf Klas­sen­fahrt, als er inmit­ten der spa­ni­schen Spie­ler die am wenigs­ten häss­li­che Sport­tro­phäe der Welt (man ist ja schon für Klei­nig­kei­ten dank­bar) Iker Cas­il­las in die Hand drück­te.

Deutsch­land
Die eigent­li­che Sen­sa­ti­on ereig­ne­te sich bereits am 8. Juni: Deutsch­land gewann ein EM-Spiel. Viel mehr hat­ten sich Joa­chim Löw und sei­ne Mann­schaft wohl nicht vor­ge­nom­men, wes­we­gen man im dar­auf­fol­gen­den Spiel gegen Kroa­ti­en ein­fach mal alles (außer dem eige­nen Harn) lau­fen ließ. Ich habe glück­li­cher­wei­se die zwei­te Halb­zeit ver­schla­fen und wur­de erst pünkt­lich zur roten Kar­te gegen Bas­ti­an Schwein­stei­ger wie­der wach. Ver­mut­lich zum letz­ten Mal in der Natio­nal­mann­schaft gese­hen haben wir David Odon­kor, bei Mario Gomez wird sehr, sehr viel Auf­bau­ar­beit nötig sein.

Gegen Öster­reich erleb­te man end­lich wie­der die klas­si­sche deut­sche Tur­nier­mann­schaft wie bei der EM ’96 oder der WM 2002: schwach spie­len, hin­ten sau­ber hal­ten, vor­ne eine Stan­dard­si­tua­ti­on aus­nut­zen, wei­ter­kom­men. Gegen Por­tu­gal sieg­te dann Bas­ti­an Schwein­stei­ger im Allein­gang, wie er das jetzt offen­bar immer gegen Por­tu­gal machen will, und gegen die Tür­kei war Deutsch­land so unfass­bar schlecht, dass es ein­zig und allein dem grund­sym­pa­thi­schen Phil­ipp Lahm und des­sen Sieg­tor zu ver­dan­ken war, dass ich mir das Fina­le über­haupt anse­hen woll­te. Das Trau­ma des Halb­fi­nals, dass man sich über einen völ­lig unver­dien­ten Sieg freu­en soll­te, wie­der­hol­te sich ges­tern Abend dann zum Glück nicht: Nach zehn Minu­ten Fuß­ball woll­te das Deut­sche Team auch mal „was mit Rasen“ machen und ser­vier­te den Spa­ni­ern die Tor­chan­cen auf einem Sil­ber­ta­blett mit Pla­tin­in­tar­si­en. Wenn man der spa­ni­schen Mann­schaft einen Vor­wurf machen kann, dann den, dass ihre Chan­cen­aus­beu­te genau­so schlecht war wie bei allen ande­ren Mann­schaf­ten ab dem Vier­tel­fi­na­le. Ich möch­te hier­mit die neue Regel vor­schla­gen, dass, wenn zwei Mann­schaf­ten es nicht schaf­fen, inner­halb von 120 Minu­ten wenigs­tens ein Tor zu schie­ßen, ein­fach bei­de aus dem Tur­nier aus­schei­den.

Nicht uner­wähnt blei­ben soll­te Ange­la Mer­kel, die im Sta­di­on nicht nur die wich­tigs­te Ent­schei­dung ihrer bis­he­ri­gen Amts­zeit traf (Bas­ti­an Schwein­stei­ger moti­vie­ren), son­dern auf der Tri­bü­ne und im Inter­view ein­mal mehr ihren Fuß­ball­sach­ver­stand bewies. Ich möch­te sie hier­mit ganz ehr­lich als kom­men­de DFB-Prä­si­den­tin vor­schla­gen, was sicher auch im Hin­blick auf 2011 ein schö­nes Signal wäre.

Regeln & Schieds­rich­ter
Die schon län­ger bestehen­de Rege­lung, dass in der Grup­pen­pha­se bei Punkt­gleich­heit der direk­te Ver­gleich zäh­le, sorg­te dank des gut aus­ge­ar­bei­te­ten Spiel­plans dafür, dass gleich drei Grup­pen­sie­ger schon vor dem letz­ten Spiel fest­stan­den, wes­we­gen sie ent­spre­chend mit einer B- bis C‑Mannschaft (Oma der Nach­ba­rin des Bus­fah­rers) auf­lie­fen. Ande­rer­seits gab es so in jeder Grup­pe ein End­spiel um den zwei­ten Tabel­len­platz. Das zwi­schen der Tür­kei und Tsche­chi­en schrieb Fuß­ball­ge­schich­te, als die Tsche­chen es in den letz­ten Spiel­mi­nu­ten nicht schaff­ten, den Ball auch nur in die Nähe des tür­ki­schen Tores zu schla­gen, in dem seit der roten Kar­te gegen den tür­ki­schen Tor­wart ein Feld­spie­ler stand. Außer­dem gab es noch eine gel­be Kar­te für einen Ersatz­spie­ler auf der Bank.

Die WM 2006 hat­te den unver­dien­ten Elf­me­ter der Ita­lie­ner (ja, ich weiß, dass das ein Pleo­nas­mus ist) gegen die Aus­tra­li­er und die drei gel­ben Kar­ten gegen Josip Simu­nic in einem Spiel, ist mir aber sonst nicht durch grö­ße­re Schieds­rich­ter-Inkom­pe­ten­zen in Erin­ne­rung geblie­ben. Dies­mal war es anders: die Fehl­ent­schei­dun­gen häuf­ten sich und bei man­chen Sze­nen frag­te man sich, ob man – so das wirk­lich die Eli­te der euro­päi­schen Unpar­tei­ischen sein soll­te – in Zukunft bei einer EM nicht bes­ser Kol­le­gen aus Tri­ni­dad und Toba­go ein­flie­gen soll­te. Gab es vor Spie­len Geschrei um die Natio­na­li­tät eines Schieds­rich­ters (der Deut­sche bei Spa­ni­en – Ita­li­en, der Schwei­zer bei Deutsch­land – Tür­kei, der Ita­lie­ner im Fina­le), gaben sich die­se größ­te Mühe, die Beden­ken zu zer­streu­en, in dem sie kon­se­quent gegen die von ihnen ver­meint­lich bevor­zug­te Mann­schaft pfif­fen. Nur beim Hand­spiel Leh­manns an der Straf­raum­li­nie bei erschöpf­tem Aus­wech­sel­kon­tin­gent zwan­zig Minu­ten vor Schluss kam den Deut­schen mal die Inkom­pe­tenz des Schi­ri-Gespanns ent­ge­gen.

Der Tief­punkt war da frei­lich schon lan­ge erreicht gewe­sen: die Ver­ban­nung bei­der Trai­ner auf die Tri­bü­ne im Spiel Öster­reich – Deutsch­land war eine gefähr­li­che Mischung aus den Ego-Pro­ble­men des soge­nann­ten vier­ten Offi­zi­el­len und der Unent­spannt­heit des spa­ni­schen Schieds­rich­ters. Die UEFA bewies Humor, indem sie bei­de Trai­ner für je ein Spiel sperr­te und eben jenen Spa­ni­er im Vier­tel­fi­na­le gegen Por­tu­gal als vier­ten Mann auf­stell­te. Wo er dann auch kurz davor stand, wenigs­tens den por­tu­gie­si­schen Trai­ner auf die Tri­bü­ne schi­cken zu las­sen.

Immer­hin eine Schieds­rich­ter-Ent­schei­dung blieb posi­tiv in Erin­ne­rung: im Spiel Hol­land – Ita­li­en wuss­te der Schieds­rich­ter, dass das ver­meint­li­che Abseits­tor kei­nes war (also kein Abseits, ein Tor war es ja sehr wohl).

Fern­se­hen
Schlim­mer als Schieds­rich­ter und Deut­sche waren immer­hin noch die Leu­te, die uns den Fuß­ball ins Haus brin­gen: es ging gar nichts. Nichts.

Béla Réthy, von den Print­kol­le­gen merk­wür­di­ger­wei­se immer über den grü­nen Klee gelobt, nervt nur. Er redet in einem fort, nur als im Halb­fi­na­le plötz­lich das Bild aus­fiel und man auf sein Gequas­sel ange­wie­sen war, wur­den sei­ne Sät­ze knap­per. Tom Bartels kann selbst Fuß­ball­kri­mis zum Sand­männ­chen degra­die­ren, so dass man ges­tern Angst haben muss­te, die deut­schen Spie­ler hät­ten ver­se­hent­lich sei­nen Kom­men­tar aufs Ohr bekom­men und sei­en des­halb so müde. Stef­fen Simon ist einer die­ser Men­schen, die beim Ita­lie­ner „brusket­ta“ und „jnok­ki“ bestel­len, weil sie mal ein Semes­ter in der Volks­hoch­schu­le waren. Beson­ders pein­lich wur­de es immer dann, wenn er einen aus­län­di­schen Namen zum gefühlt hun­derts­ten Mal vor­ge­turnt hat­te, und man anschlie­ßen den mut­ter­sprach­li­chen Sta­di­on­spre­cher etwas ähn­li­ches, aber doch ganz ande­res sagen hör­te. Wie wohl­tu­end boden­stän­dig war dage­gen Wolf-Die­ter Posch­mann, der alles so aus­sprach wie man’s schreibt.

Beck­mann und Ker­ner gehen per se nicht, in kei­ner Rol­le und auf kei­nem Sen­der, mit Net­zer und Del­ling soll­te lang­sam auch mal gut sein, Jür­gen Klopp ist mir unsym­pa­thisch. Urs Mey­er geht, der groß­ar­ti­ge Meh­met Scholl kam bei Beck­mann (s.o.) nicht wirk­lich zur Ent­fal­tung. Moni­ka Lier­haus wirk­te bei den Trai­ner­in­ter­views immer wie Kai Diek­mann bei der Papst­au­di­enz (außer in dem unpas­sen­den Moment, wo sie end­lich mal jour­na­lis­tisch wir­ken woll­te) und Kat­rin Mül­ler-Hohen­stein … ach ja. Als ich es ein­mal nicht mehr aus­hielt mit Béla Réthy und im Radio wei­ter­hö­ren woll­te, war dort grad Sabi­ne Töp­per­wi­en am Mikro­fon und rela­ti­vier­te wie­der eini­ges, wenn auch nicht alles, was ich schlechts über Réthy zu sagen hät­te.

Es sei an die­ser Stel­le nur noch ein­mal dar­auf hin­ge­wie­sen: die­se Kom­men­ta­to­ren, Mode­ra­to­ren und sons­ti­gen Sport­jour­na­lis­ten­dar­stel­ler wer­den von uns allen bezahlt. Gutes Per­so­nal ist halt schwer zu fin­den.

Die Fans
Was soll das eigent­lich mit die­sem „Schland“ und wann und wo hat das ange­fan­gen? An die Beflag­gung von Wohn­häu­sern und Auto­mo­bi­len hat man sich zwei Jah­re nach der Geburt des „posi­ti­ven Patrio­tis­mus“ inzwi­schen gewöhnt, die Reichs­par­tei­tags­ver­wei­se sind längst nur noch Brauch­tum und Iro­nie.

Wie undog­ma­tisch die Deut­schen sind zeig­te sich immer wie­der, wenn die glei­chen Leu­te, die mor­gens beim „Bild“-Kauf über die Ben­zin­prei­se jam­mer­ten, Abends beim Auto­kor­so (nach dem Öster­reich-Spiel!) den Gegen­wert eines Final­ti­ckets in den Innen­städ­ten ver­brann­ten. Auch die Bou­le­vard­pres­se schaff­te die­sen Spa­gat, indem sie vor dem Halb­fi­na­le gegen die Tür­kei gleich­zei­tig zu Frei­heit, Gleich­heit, Brü­der­lich­keit auf­rief und für die kom­men­de Nacht bür­ger­kriegs­ähn­li­che Zustän­de vor­aus­sag­te.

Das Cof­fee-And-TV-Redak­ti­ons­team bewies sei­ne gro­ße Fuß­ball­kom­petnz, indem es sich vor dem Eröff­nungs­spiel mit Fah­nen ein­deck­te, die alle­samt zum Ende der Vor­run­de ein­ge­holt wer­den konn­ten: Schwe­den, Grie­chen­land und die Schweiz spiel­ten unge­fähr so gut, wie wir tipp­ten. In der fami­li­en­in­ter­nen Tipp­run­de muss­te ich mich nicht nur mei­nem Bru­der, son­dern auch mei­nen Eltern und mei­ner Schwes­ter geschla­gen geben. Aber als Borus­sia-Mön­chen­glad­bach-Fan ist man lei­den gewohnt.

So geht’s wei­ter …
Am 9./10. August star­tet der DFB-Pokal, eine Woche spä­ter die Bun­des­li­ga. Mön­chen­glad­bach ist wie­der da, wo es hin­ge­hört, der MSV Duis­burg auch.

Die Natio­nal­mann­schaft wird sich für die WM 2010 qua­li­fi­zie­ren und wenn sie da plötz­lich die Leis­tun­gen aus so man­chen Qua­li­fi­ka­ti­ons­spie­len und dem EM-Vier­tel­fi­na­le wie­der­ho­len, könn­te das schon was wer­den. Außer­dem spricht 2006: 3., 2008: 2. für 2010: 1. Die ein­zi­ge Alter­na­ti­ve wäre eine gol­de­ne Gene­ra­ti­on im deut­schen Team: wie die Por­tu­gie­sen immer schön spie­len und Favo­rit sein, es dann aber nie schaf­fen. Die Rol­le des ewig erfolg­lo­sen Geheim­fa­vo­ri­ten ist seit ges­tern Abend unbe­setzt.

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Mädchen, warum hast Du nichts gelernt?

Na, das hat ja alles bes­tens geklappt: Der „Raus­wurf“ der Eva Her­man bei und durch Johan­nes B. Ker­ner ist das Tages­the­ma. All­über­all ent­wi­ckeln sich lan­ge und span­nen­de Dis­kus­sio­nen (selbst bei uns), Ker­ner hat eine „Top­quo­te“ ein­ge­fah­ren und Eva Her­mans aktu­el­les Buch ist in den Best­sel­ler­lis­ten von Ama­zon flei­ßig nach oben geklet­tert (Platz 17 um 16 Uhr). Also eine Win-Win-Situa­ti­on für alle Betei­lig­ten?

Nun, Her­man dürf­te sich für län­ge­re Zeit ins Aus manö­vriert haben. Nicht, weil sie obsku­re Wer­te­vor­stel­lun­gen hat (die darf jeder haben), noch nicht ein­mal, weil sie sich vor sechs Wochen so ver­quas­tet und miss­ver­ständ­lich geäu­ßert hat. Aber weil sie ges­tern gegen die gol­de­ne Regel des Medi­en­be­triebs ver­sto­ßen hat: gegen das Recht des Publi­kums auf eine groß­an­ge­leg­te Ent­schul­di­gungs­ze­re­mo­nie.

Chris­toph Daum durf­te, nach­dem er sich wort­reich für sei­ne Koka­in-Affä­re ent­schul­digt hat­te, wei­ter als Fuß­ball­trai­ner arbei­ten; Michel Fried­man, dem auch Koka­in zum Ver­häng­nis wur­de, leis­te­te öffent­lich Abbit­te und ist heu­te wie­der in fast allen Medi­en prä­sent. Noch schnel­ler ver­zieh das Land Erik Zabel, der aus der trä­nen­rei­chen Pres­se­kon­fe­renz ging, als sei nie etwas gewe­sen, und selbst in den USA ver­zieh der Dis­ney-Kon­zern sei­nem Tee­nie­star Vanes­sa Hud­gens deren Nackt­bil­der, nach­dem sie sich dafür ent­schul­digt hat­te. Sie alle haben die Mecha­nis­men der Medi­en begrif­fen: Ein­mal zer­knirscht und am Bes­ten unter Trä­nen vor die Pres­se tre­ten, dann ist irgend­wann alles wie­der gut – egal, ob man das eige­ne Ver­hal­ten jetzt wirk­lich als Feh­ler ansieht, egal ob es über­haupt ein Feh­ler war.

Die­je­ni­gen, die kei­ne Feh­ler ein­räu­men und sich nicht ent­schul­di­gen woll­ten, wer­den im kol­lek­ti­ven Gedächt­nis unter „unbe­lehr­bar“, „ver­rückt“ oder gar „para­no­id“ ein­sor­tiert. Ihre Namen lau­ten Jür­gen W. Möl­le­mann, Die­ter Bau­mann oder Jan Ull­rich. Das Gemei­ne an die­ser Situa­ti­on: Wir wis­sen nicht, ob Die­ter Bau­manns Zahn­pas­ta mit Doping­mit­teln ver­setzt wur­de, wir wis­sen nicht, ob Jan Ull­rich nicht viel­leicht wirk­lich unschul­dig ist. Wir wis­sen ja auch nicht, ob Daum und Fried­man ihr Dro­gen­kon­sum wirk­lich leid tut, aber wir müs­sen es glau­ben, weil es durch die Medi­en ging.

Da stellt sich die Fra­ge, ob Jan Ull­rich nicht längst wie­der Ren­nen fah­ren (oder zumin­dest kom­men­tie­ren) dürf­te, wenn er zuge­ge­ben hät­te, gedopt zu haben – selbst, wenn er es nie getan hät­te. Ist eine trä­nen­rei­che Ent­schul­di­gung nicht in jedem Fal­le hilf­rei­cher als die Ver­brei­tung kru­der Ver­schwö­rungs­theo­rien – etwas, womit Eva Her­man ges­tern bei Ker­ner zu ihrem Unglück auch noch ange­fan­gen hat?

Sicher, das wäre schon sehr zynisch, aber zynisch ist die Welt, sind vor allem die Medi­en. Eva Her­man soll­te, nein: muss das wis­sen. Es sind die Regeln eines gro­ßen Spiels, das sich mit­un­ter um Kar­rie­ren und Men­schen­le­ben dreht. Man könn­te es ihr als per­sön­li­che Stär­ke anrech­nen, sich nicht für etwas ent­schul­di­gen zu wol­len, das sie nach eige­ner Auf­fas­sung nicht gesagt und schon gar nicht gemeint hat. Aber Johan­nes B. Ker­ner war in der Bezie­hung erstaun­lich fair: Er woll­te nicht ein­mal ein „Mir tut das alles so unend­lich leid“ hören, ihm hät­te ein „Nun ja, ich sehe ein, dass mei­ne Sät­ze in der frei­en Rede etwas kru­de und miss­ver­ständ­lich waren. Was ich sagen woll­te, ist Fol­gen­des …“ gereicht. Allein: Eva Her­man war nicht ein­mal bereit, eige­ne lin­gu­is­ti­sche Unzu­läng­lich­kei­ten ein­zu­ge­ste­hen und bezog sich mun­ter wei­ter auf die Sät­ze, die sie gesagt hat­te, und die eben wirr for­mu­liert as hell waren. Nicht ein­mal, als ihr Mar­ga­re­the Schrei­ne­ma­kers die­sen Weg vor­for­mu­liert auf­zeig­te.

Was dann folg­te, war nur noch unpro­fes­sio­nell: Sie kom­men­tier­te von oben her­ab („Wer redet heu­te noch über Dei­ne Sen­dung?“ zu Frau Schrei­ne­ma­kers, „Mit Ihnen rede ich nicht mehr!“ zum gela­de­nen Exper­ten) und es war plötz­lich völ­lig egal, dass Frau Schrei­ne­ma­kers auch schon unrühm­li­che TV-Momen­te hat­te (wobei wir wie­der nicht wis­sen, was an der gan­zen „Steu­er­af­fä­re“ eigent­lich dran war) und dass Prof. Wolf­gang Wip­per­mann nicht unum­strit­ten ist und zu Beginn der Sen­dung ziem­li­chen Quark gequas­selt hat­te. Sie rede­te von einer „Gleich­schal­tung“ der Medi­en und ver­hin­der­te jeg­li­che Dis­kus­si­on über den inhalt­li­chen Wahr­heits­ge­halt (alle schrei­ben von den Agen­tu­ren ab, die wie­der­um bei der „Bild“-Zeitung abge­schrie­ben haben), indem sie die­ses in ihrer Situa­ti­on völ­lig unglück­li­che Wort ver­wen­de­te. Es spielt kei­ne Rol­le mehr, dass Wor­te per se nicht „gut“ oder „böse“ sind, oder wer das Wort sonst noch so ver­wen­det: Es war ein wei­te­res Buz­zword auf der Nazi-Bin­go-Kar­te, die das Publi­kum in den Hän­den hielt. Und auf dem letz­ten frei­en Feld stand „Auto­bah­nen“.

Das Medi­en­ge­schäft ist ein har­tes, schmut­zi­ges, durch­aus auch zyni­sches. Vie­le ahnungs­lo­se Men­schen kön­nen sich dar­in ver­hed­dern oder dar­in ver­lo­ren gehen. Eva Her­man muss sich als lang­jäh­ri­ge Jour­na­lis­tin und erfah­re­ne Pro­vo­ka­teu­se aber vor­wer­fen las­sen muss, dass sie offen­bar nicht abschät­zen konn­te, wor­auf sie sich ges­tern Abend ein­ließ.

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„Geh in die rechte Ecke und schäm dich!“

Es gibt Situa­tio­nen, da ste­hen sich zwei Men­schen gegen­über und man weiß gar nicht, wer von den Bei­den jetzt unsym­pa­thi­scher ist und die schlech­te­ren Argu­men­te hat. So geht mir das zum Bei­spiel beim Klein­krieg zwi­schen Hart­mut Meh­dorn (Deut­sche Bahn AG) und Man­fred Schell (Gewerk­schaft der Lok­füh­rer). Man wünscht sich immer einen über­gro­ßen Klas­sen­leh­rer, der bei­de am Arm packt, vor die Tür schleift und sie mit erns­ter Stim­me bit­tet, das unter sich zu klä­ren. „Wie erwach­se­ne Men­schen“, wür­de er klu­ger­wei­se nicht sagen.

So ähn­lich war das gera­de beim gro­ßen „TV-Eklat“, dem „Raus­wurf“ von Eva Her­man bei Johan­nes B. Ker­ner. Ker­ner hat­te sich die frü­he­re NDR-Mode­ra­to­rin wohl in sei­ne Sen­dung ein­ge­la­den, um ein Exem­pel in Sachen Reue zu sta­tu­ie­ren: Es wäre doch gelacht gewe­sen, wenn sie sich nicht unter Trä­nen beim deut­schen Volk Zuschau­er für ihre „miss­ver­ständ­li­chen Äuße­run­gen“ ent­schul­digt hät­te. Um es vor­weg zu neh­men: Sie tat es natür­lich nicht und ich habe wirk­lich kei­ne Ahnung, wer von bei­den unsym­pa­thi­scher war.

Es war ein weit­ge­hend wür­de­lo­ser Eier­tanz, der nur des­halb zu ertra­gen war, weil die groß­ar­ti­ge Sen­ta Ber­ger ein paar gran­dio­se Oneli­ner lan­den konn­te und die erstaun­lich sym­pa­thisch wir­ken­de Mar­ga­re­the Schrei­ne­ma­kers mit aller gebo­te­nen Unhöf­lich­keit auf den dort gespro­che­nen Irr­sinn reagier­te.

Ker­ner, der einem fast schon leid tun konn­te in sei­nem Ver­such, der Unbe­lehr­ba­ren Andeu­tun­gen von Selbst­zwei­feln zu ent­lo­cken, wur­de irgend­wann so etwas ähn­li­ches wie sau­er und dann pas­sier­te – erst­mal wie­der nichts. Statt­des­sen rede­te Eva Her­man nun auch noch von „Bän­dern“, die „unter Ver­schluss gehal­ten“ wür­den, und einer „Her­aus­ga­be des Mate­ri­als“ und für einen Moment dach­te ich mir „Wenn­se die ma nich über­mor­gen inner Bade­wan­ne fin­den!“ Prof. Wolf­gang Wip­per­mann, mit dem Her­man zu die­sem Zeit­punkt schon nicht mehr spre­chen woll­te, sprach von „Ver­schwö­rungs­pa­tho­lo­gie“ und obwohl der Mann Geschichts­pro­fes­sor ist, glaub­te ich ihm sei­ne Dia­gno­se sofort.

Nach einer schier end­lo­sen Zeit, in der Her­man tat­säch­lich auch noch auf die Auto­bah­nen zu spre­chen kam, droh­te Sen­ta Ber­ger schließ­lich damit, die Run­de zu ver­las­sen (ers­te Anzei­chen von Alters­mil­de: frü­her wäre sie ein­fach gegan­gen) und Ker­ner schick­te statt­des­sen Eva Her­man nach hau­se. Die bedank­te sich auch noch artig und lief nicht ein­mal in einen Gitar­ren­ver­stär­ker, als sie die Show ver­ließ.1

1 War­um ist der Auf­tritt von Bet­ti­na Böt­tin­ger in der „Harald Schmidt Show“ nicht bei You­Tube zu fin­den?

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Liveblog: Deutschland – San Marino

18:30 Uhr Ich begrü­ße die Zuschau­er hier in mei­nem Eltern­haus und an den hei­mi­schen Com­pu­tern und wün­sche uns allen einen schö­nen Fuß­ball­abend. Den wird es lei­der nicht geben, denn mode­riert wird das Rah­men­pro­gramm von Johan­nes Beker­ner, der offen­bar den Ger­hard-Del­ling-Wort­spiel­preis der Kriegs­blin­den gewin­nen will.