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Can’t read my baby face

Weezer, die Älte­ren wer­den sich erin­nern, waren eine Band, die Mit­te der 1990er Jah­re mit den Alben „Weezer“ und „Pin­ker­ton“ Rock-Geschich­te schrie­ben. 2001 kamen sie mit „Weezer (The Green Album)“ zurück und befin­den sich seit­dem auf dem abstei­gen­den Ast.

Das heißt: Nicht ganz. Letz­tes Jahr schaff­ten sie es über­ra­schen­der­wei­se, das defi­ni­ti­ve You­Tube-Video zu dre­hen und mit „Heart Songs“ auch noch eine anrüh­ren­de Hel­den­ver­eh­rung zu ver­öf­fent­li­chen.

Und jetzt? Covern sie live „Kids“ von MGMT und „Poker Face“ von Lady Gaga. Hört sich bekloppt an?

Hört sich so an:

[Direkt­link]

[via choo­choot­he­band]

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Listenpanik: Songs 2008

Ich bin einer die­ser Men­schen, die Sil­ves­ter has­sen wie sonst nur Ebe­nee­zer Scr­oo­ge das Weih­nachts­fest. Ich kann nichts Fest­li­ches oder Tol­les dar­an erken­nen, neue Kalen­der auf­hän­gen und mit­neh­men zu müs­sen und auch das Durch­strei­chen von fal­schen Jah­res­zah­len im Janu­ar (das seit der Ein­füh­rung des Inter­net­ban­kings rapi­de abge­nom­men hat) ist ein Brauch, auf den ich ver­zich­ten könn­te. Davon ab muss ich Ihnen lei­der mit­tei­len, dass For­scher des Bochu­mer Lehr-Orts für erwäh­nens­wer­te Daten her­aus­ge­fun­den haben, dass „Din­ner For One“ nicht lus­tig ist und Blei­gie­ßen impo­tent macht.

Trotz­dem ist der Rob­bie-Bubble-Kin­der­sekt natür­lich kalt­ge­stellt und um die Zeit bis zum „Sil­ves­ter­stadl“ rum­zu­krie­gen, habe ich mei­ne iTu­nes-Lis­ten ein paar mal hin- und her­sor­tiert, ein biss­chen abge­wo­gen und füh­le mich jetzt see­lisch in der Lage, die Songs des Jah­res 2008 zu ver­kün­den (nur um die Lis­te ver­mut­lich noch heu­te Nacht wie­der umsor­tie­ren zu wol­len). Wie üblich ist alles total sub­jek­tiv:

25. Danko Jones – Take Me Home
„Never Too Loud“ war irgend­wie nicht so wirk­lich das Album, das man nach „Sleep Is The Ene­my“ erwar­tet hät­te: ein biss­chen zu ver­hal­ten, ein biss­chen zu lang, Tem­po­li­mit statt durch­ge­tre­te­nem Gas­pe­dal. „Take Me Home“ ist dann auch noch der unty­pischs­te Danko-Jones-Song über­haupt mit sei­nen Akus­tik­gi­tar­ren und den John-Den­ver-Anlei­hen. Aber weil Danko Jones eben Danko Jones ist (sind) und nicht Kid Rock, funk­tio­niert die­ser Irr­sinn trotz­dem. Und ein Lied, in dem der Refrain auf „Take me home to whe­re my records are“ endet, muss man sowie­so her­vor­he­ben, so lan­ge die Leu­te noch wis­sen, was die­se phy­si­schen Ton­trä­ger über­haupt sind.

24. Jakob Dylan – Val­ley Of The Low Sun
Stel­len Sie sich vor, Sie wären der Sohn von Bob Dylan und wür­den Musik machen! Jakob Dylan gebührt allein des­halb Respekt, dass er sich die­sen gan­zen Ver­glei­chen und Fra­gen seit fast 20 Jah­ren aus­setzt – und jetzt kann er sich nicht mal hin­ter den Wall­flowers ver­ste­cken, jetzt steht sein Name auch noch auf dem Album. Und er singt ein­fach völ­lig redu­zier­te Folk-Musik, die eher an War­ren Zevon, Bruce Springsteen und John­ny Cash erin­nert als an Musi­ker ähn­li­chen Namens. „Val­ley Of The Low Sun“ ist eine gewal­ti­ge, schlep­pen­de Bal­la­de, so schön wie ein Son­nen­un­ter­gang in der Sier­ra Neva­da.

23. Slut – If I Had A Heart
Ach ja: Slut haben ja die­ses Jahr auch ein Album ver­öf­fent­licht – und das war noch nicht mal schlecht. „If I had a heart /​ I would have a hearta­che“ kann als Zei­le tie­risch in die Hose gehen, aber so wie Chris Neu­bur­ger das singt, klingt es ein­fach auf­rich­tig und klug.

22. Clue­so – Kei­nen Zen­ti­me­ter
Die­ser Groo­ve, die­ser fast (aber nur fast) ver­nu­schel­te Gesang, die­ser gefühl­vol­le, aber gänz­lich unkit­schi­ge Text. Mehr Under­state­ment als „Ich würd‘ gern mit Dir viel mehr unter­neh­men“ passt in kei­ne Lie­bes­er­klä­rung!

21. Jason Mraz – I’m Yours
Ich hab lan­ge über­legt, ob es auch hier unbe­dingt die Sin­gle sein muss­te, aber doch: so klingt der Som­mer. Selbst bei Minus­gra­den meint man sich dar­an erin­nern zu kön­nen, wie man zu die­sen Klän­gen mit der Liebs­ten im Gras gele­gen und in den wol­ken­lo­sen Him­mel gestarrt hat – auch wenn man das nie getan hat. Anders als der viel­ver­gli­che­ne Jack John­son hat Jason Mraz aber noch mehr auf Lager als die­sen Strand-Schun­k­ler und wird uns des­halb bei den bes­ten Alben des Jah­res wie­der begeg­nen.

20. The Ver­ve – Love Is Noi­se
Okay, das Come­back-Album von The Ver­ve habe ich drei oder vier Mal gehört, ehe es mir zu lang­wei­lig wur­de. Aber die­se Sin­gle! Hyp­no­tisch, eupho­risch, in die Bei­ne gehend – man­che wür­den schlicht­weg „ner­vig“ dazu sagen. „Love is noi­se, love is pain“ ist auch wie­der so ein Satz, der schon von den rich­ti­gen Leu­ten gesun­gen wer­den muss, um nicht doof zu klin­gen. Richard Ash­croft ist ein rich­ti­ger Leut.

19. Death Cab For Cutie – The Ice Is Get­ting Thin­ner
Viel­leicht hat nie jemand einen bes­se­ren Text dar­über geschrie­ben, wie das ist, wenn die Lie­be lang­sam nach­lässt, als Ben Gib­bard hier. Dazu eine Instru­men­tie­rung, die mit „spär­lich“ noch euphe­mis­tisch umschrie­ben ist und fer­tig ist der Gän­se­haut­song 2008. Wer die­ses Lied hört und nichts fühlt, ist ver­mut­lich tot.

18. Niz­lo­pi – Start Begin­ning
Weil das Album „Make It Hap­pen“ in Deutsch­land nicht regu­lär erschie­nen ist, sind Niz­lo­pi durch das Lis­ten­pa­nik-Ras­ter gefal­len. Aber Kath­rin hat das Kon­zert, für mich das Bes­te des Jah­res war, ja hier im Blog noch aus­rei­chend gewür­digt. Hier also ein Lied mit Gitar­re, Kon­tra­bass, Beat­boxing und Gos­pel­chor, für das das Wort „uplif­ting“ erfun­den wer­den müss­te, wenn es nicht schon im Wör­ter­buch stün­de.

17. Tom­te – Der letz­te gro­ße Wal
Schon wie­der die Sin­gle? Ja, tut mir leid, ich kann mir nicht hel­fen. Bei Tom­te setzt bei mir der letz­te Rest Objek­ti­vi­tät aus, des­we­gen neh­me ich ein­fach mal das nahe­lie­gends­te Lied. Aber das ist ja auch gut. Thees Uhl­manns Stim­me ist wie eine ein­zi­ge Umar­mung, die auch vor Leu­ten, die so vol­ler Hass sind wie die­se Schrei­ber, kei­nen Halt macht. Er ist der letz­te gro­ße Wal, der die klei­nen Fische zum Früh­stück ver­speist.

16. Tra­vis – Befo­re You Were Young
Noch so eine Band, wo für Objek­ti­vi­tät kein Platz ist. „Ode To J. Smith“ war aber auch wie­der ein gutes Album – dass bei den vie­len Rock­num­mern der bes­te Song aus­ge­rech­net wie­der eine melan­cho­li­sche Bal­la­de ist, liegt an mir, echt! Oder an dem schö­nen Text, der gran­dio­sen Stei­ge­rung und über­haupt allem, was „Befo­re You Were Young“ aus­macht.

15. Gre­gor Meyle – Irgend­wann
Ste­fan Raabs Cas­ting­show war eine fei­ne Sache: für die Charts fiel Ste­fa­nie Heinz­mann ab (die ihren Job auch wirk­lich gut macht), für die nach­denk­li­che­ren Momen­te Gre­gor Meyle. Der ist nicht nur ein sym­pa­thi­scher Gesprächs­part­ner, son­dern auch noch ein sehr guter Song­wri­ter: text­lich geht er manch­mal bis ganz knapp vor die Schla­ger­gren­ze (aber was will man machen, wenn man jedes Wort ver­steht?), musi­ka­lisch ist er auf Welt­ni­veau und „Irgend­wann“ ist ein Lied, das Sehn­sucht und Antriebs­lo­sig­keit, Opti­mis­mus und Resi­gna­ti­on bes­tens aus­ba­lan­ciert in vier­ein­halb Minu­ten packt.

14. Nada Surf – Who­se Aut­ho­ri­ty
Ich bezweif­le ja, dass Nada Surf irgend­was falsch machen kön­nen, und auch „Lucky“ ist wie­der ein sehr fei­nes Album gewor­den. „Who­se Aut­ho­ri­ty“ ist die­se ganz spe­zi­el­le jugend­li­che Mischung aus Über­mut und Melan­cho­lie in Musik gegos­sen und das Video, das im Licht der tief­stehen­den Son­ne badet, passt wie die Faust aufs Auge.

13. Cold­play – Viva La Vida
Kön­nen Sie’s noch hören? Ich habe Glück, da ich mich ja vom Radio fern­hal­te. Zwar haben allei­ne die­se Woche unge­fähr 42 Jah­res­rück­bli­cke ver­sucht, mir das Lied doch noch zu ver­lei­den, aber irgend­wie ist es dann doch resis­tent gegen sol­che Ver­wurs­tun­gen. Wann geht schon mal ein Lied mit bibli­schen Moti­ven, des­sen gan­ze Rhyth­mus­struk­tur auf Strei­chern, Pau­ken und Glo­cken (!) auf­baut, in die Charts? Nach lan­gem Stu­di­um kann ich Par­al­le­len zu „Dis­arm“ und „Tonight, Tonight“ von den Smas­hing Pump­kins erah­nen, aber Chris Mar­tin hat die schö­ne­re Stim­me. So klingt es, wenn man die Welt regiert.

12. The Hold Ste­ady – Con­s­truc­ti­ve Sum­mer
Defi­ni­tiv eine mei­ner Ent­de­ckun­gen des Jah­res: The Hold Ste­ady. So müs­sen Alben übri­gens los­ge­hen: mit etwas Kla­vier, vie­len Gitar­ren, etwas (aber nur etwas) Gegrö­le, Eska­pis­mus und Ver­wei­sen auf Joe Strum­mer („I think he might have been our only decent tea­cher“). So klingt es, wenn gro­ße Gefüh­le auf gera­de noch gebrems­te Ener­gien tref­fen.

11. R.E.M. – Super­na­tu­ral Super­se­rious
Micha­el Sti­pe könn­te die Schlag­zei­len sin­gen und es wäre ein gro­ßer Song. Ent­schul­di­gung, ich höre gera­de, das ist bereits gesche­hen und hieß „It’s The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)“. Egal: R.E.M. wer­den nie ein schlech­tes Album machen und „Acce­le­ra­te“ war eine gelun­ge­ne Rück­kehr zu den Wur­zeln. „Super­na­tu­ral Super­se­rious“ sol­len ihnen die­se gan­zen 18-Jäh­ri­gen erst­mal nach­ma­chen. (Und er singt wirk­lich nicht „Gise­la, Gise­lei“? Nein? Okay.)

10. The Gas­light Anthem – Old White Lin­coln
War­um man dann manch­mal doch noch mal Radio hören soll­te: Man könn­te dort bis­her über­se­he­ne Juwe­len ent­de­cken. So wie die­ses fei­ne Lied (das Album habe ich mir immer noch nicht gekauft, was sich ver­mut­lich bei der Alben­lis­te rächen wird), das nach 30 Mal hören zwar immer noch ver­blüf­fen­de Par­al­le­len zu The Cure und den Kil­lers auf­weist, aber eben doch eigen­stän­dig genug ist, um es inner­halb von drei­ein­halb Wochen noch in die Top 10 geschafft zu haben.

9. Fet­tes Brot – Lie­ber Ver­bren­nen als Erfrie­ren
„Wir sind jung, wir sind frei, das ist unse­re Stadt /​ Wir haben nichts zu ver­lie­ren /​ Es ist soweit, ich bin dabei, denn das ist unse­re Nacht /​ Lie­ber ver­bren­nen als erfrie­ren“ – Noch Fra­gen? Na gut: Nein, das ist gar kei­ne Dicke-Hose-Hym­ne. Par­ty ja, aber kei­ne ohne Mor­gen. So soll­te deutsch­spra­chi­ger Hip Hop immer sein, es muss ja nicht immer gegen Frau­en und Schwu­le gehen.

8. Black Kids – I’m Not Going To Teach Your Boy­fri­end How To Dance
Das Debüt­al­bum der Black Kids fand ich biss­chen nichts­sa­gend, aber wer dar­auf so einen über­dreh­ten Tanz­bo­den­fül­ler unter­kriegt, ist natür­lich wenigs­tens bei den Songs des Jah­res vor­ne mit dabei. Die Ver­tei­lung der Geschlech­ter­rol­len im Text erschließt sich mir kein biss­chen, aber wer wird beim wüs­ten Her­um­wa­ckeln noch auf sowas ach­ten? „Dance, dance, dance, dance!“

7. The Ting Tings – Gre­at DJ
Sie mei­nen, „That’s Not My Name“ sei der bes­se­re, weil noch ein biss­chen irre­re Song gewe­sen? Mag sein, aber „Gre­at DJ“ hat­te mich beim ers­ten Hören in „All Songs Con­side­red“. Ein schlich­tes Lied, das aber auch gar nicht mehr will als unbe­ding­tes Mitz­ap­peln und ‑sin­gen. Und das funk­tio­niert hier ja wohl groß­ar­tig. Die Trom­meln, übri­gens!

6. Hotel Lights – Ame­lia Bright
Ganz kras­ser Rich­tungs­wech­sel jetzt: Eine Folk­bal­la­de, die mich seit sie­ben Jah­ren beglei­tet hat und jetzt end­lich „fer­tig“ ist. Das ist natür­lich viel mehr Zeit, als sonst irgend­ein Lied hat­te, um mir ans Herz zu wach­sen, aber die Stu­dio­ver­si­on ist ja auch wun­der­schön gewor­den. Neben Niz­lo­pi sind Hotel Lights der Geheim­tipp auch in die­sem Jahr und wir wer­den bei­de Bands so lan­ge in den Him­mel schrei­ben, bis zumin­dest ihre Alben hier­zu­lan­de zu Kau­fen sind.

5. Sigur Rós – Inní Mér Syn­gur Vitley­sin­gur
Lie­der, deren Namen man sich beim bes­ten Wil­len nicht mer­ken kann, haben es mit­un­ter etwas schwer, wenn es um das Erstel­len von Bes­ten­lis­ten geht: „Hier, Dings, die­ses Lied mit dem Kla­vier, den Blä­sern und dem ent­rück­ten Gesang!“ Egal: Dank Copy & Pas­te wis­sen wir jetzt alle, dass die­ses Lied „Inní Mér Syn­gur Vitley­sin­gur“ heißt (was auch immer das hei­ßen mag), und dass es groß­ar­tig ist, müs­sen Sie mir glau­ben (oder es nach­hö­ren). Zu mei­nem nächs­ten Geburts­tag wün­sche ich mir eine Mar­ching Band, die mit die­sem Lied durch mei­ne Bochu­mer Berg­ar­bei­ter­sied­lung mar­schiert (einen Scho­ko­la­den­spring­brun­nen habe ich ja die­ses Jahr schon bekom­men).

4. MGMT – Time To Pre­tend
Nen­nen Sie mir eine Mög­lich­keit, die­sem Key­board-Riff zu wider­ste­hen, und ich müss­te nicht jedes Mal „Waaah, wie geil!“ schrei­en, wenn ich das Lied irgend­wo höre. Wenn Sie bei allem Arsch­wa­ckeln dann viel­leicht noch ein biss­chen Wert­schät­zung für die­sen unglaub­lich klu­gen Text übrig hät­ten, könn­ten wir die Mis­si­ons­ar­beit an die­ser Stel­le auch been­den und nur noch die­sem groß­ar­ti­gen Indie­knal­ler lau­schen.

3. Fleet Foxes – White Win­ter Hym­nal
Ich wie­der­ho­le mich ger­ne, aber die ers­ten 30 Sekun­den die­ses Lie­des zäh­len mit zum Bes­ten, was es die­ses Jahr über­haupt zu Hören gab. Der Rest des Lie­des (und des gan­zen Albums) glück­li­cher­wei­se auch und des­halb ist „White Win­ter Hym­nal“ natür­lich völ­lig zu Recht auf dem Trepp­chen ver­tre­ten.

2. The Kil­lers – Human
Auch nach über 50 Durch­gän­gen bin ich mir sicher: die­ser Song ist arsch­geil! Meckern Sie ruhig alle rum von wegen Micha­el Wend­ler. Selbst wenn Thees Uhl­mann und ich neben Bran­don Flowers die ein­zi­gen Men­schen auf der Welt wären, die des­sen Tex­te zu schät­zen wüss­ten: es blie­be immer noch ein abso­lu­ter Ober­ham­mer von Pop­song! Allein die­se unfass­bar bril­lan­te Fra­ge „Are we human or are we dancer?“, da braucht man doch weder Hegel, noch Kant noch Dou­glas Adams, das ist der abso­lu­te Kern von Phi­lo­so­phie! Und jetzt Ruhe!

1. Goldf­rapp – A&E
Ganz, ganz knapp sind die Kil­lers nur Zwei­te gewor­den, weil die­ses Lied dann am Ende doch noch ein klei­nes biss­chen bes­ser war. So hyp­no­tisch, so klug auf­ge­baut und so wun­der-wun­der­schön. Ich muss­te das Lied unge­fähr 40 Mal hören, bis ich begrif­fen habe, wor­um es in dem Text eigent­lich gehen könn­te (geschei­ter­ter Selbst­mord­ver­such wegen Lie­bes­kum­mers), aber selbst wenn es um die Abgel­tungs­steu­er gin­ge: kein Lied war 2008 in der Sum­me bes­ser als „A&E“. Und wenn ich das nach mehr als acht Mona­ten der Dau­er­ro­ta­ti­on sage, wird es schon stim­men, oder?

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Listenpanik 05/​08 (Ein Fragment)

Bald ist Juli. Dann muss auf die Alben des Monats Juni zurück­ge­blickt wer­den. Das heißt, es „muss“ natür­lich gar nichts, das ist ja nur den Stress, den man sich sel­ber macht. Noch ist aber auch die Lis­te für den Monat Mai noch unfer­tig, was mich um so fer­ti­ger macht.

Und weil mir gera­de nicht viel mehr ein­fällt und beim Musik­jour­na­lis­mus eh unwich­tig ist, was man schreibt (wich­tig ist nur die kor­rek­te Schreib­wei­se von Künst­ler- und Album­na­men und eine unge­fäh­re Wer­tung, die schon allein durch die Erwäh­nung auf die­ser Lis­te vor­ge­nom­men wird), ver­öf­fent­li­che ich hier und jetzt ein­fach das, was ich bis­her habe. Ohne Rück­sicht auf Ver­lus­te und dies­mal ohne Plat­zie­run­gen:

Alben
Death Cab For Cutie – Nar­row Stairs
So ein biss­chen sind sie ja die Cold­play Ame­ri­kas: Death Cab For Cutie sind von der eins­ti­gen Indie-Band zu den Lieb­lin­gen von alt und jung gewor­den und seit „O.C., Cali­for­nia“ weiß auch jeder, dass wah­re Fans sie nur „Death Cab“ nen­nen.
Geschenkt: „Nar­row Stairs“ ist ein wenig lau­ter und sper­ri­ger gera­ten als der Vor­gän­ger „Plans“ (allein die Idee, eine acht­ein­halb­mi­nü­ti­ge Sin­gle zu ver­öf­fent­li­chen!) und ist natür­lich schon wie­der groß­ar­tig. Sechs gute Alben muss man auch erst mal schaf­fen – „O.C., Cali­for­nia“ hat­te vier Staf­feln, davon eine gute.

The Notwist – The Devil, You + Me
„Gut Ding will Weil­heim haben“ – irgend­ein deut­scher Musik­jour­na­list wird das sicher geschrie­ben haben über die Band aus der ober­bay­ri­schen Pro­vinz, deren letz­tes Album auch schon wie­der sechs Jah­re zurück­liegt – als Band, wohl­ge­merkt, denn mit diver­sen Neben­pro­jek­ten haben die Acher-Brü­der Mar­kus und Micha, Mar­tin „Con­so­le“ Gret­sch­mann und ihr stän­dig uner­wähnt blei­ben­der Drum­mer Andi Haberl in der Zwi­schen­zeit bestimmt einen hal­ben Plat­ten­schrank gefüllt.
Jetzt also wie­der The Notwist: „The Devil, You + Me“ klingt orga­ni­scher und weni­ger elek­tro­nisch als ihr Meis­ter­werk „Neon Gol­den“, ist aber min­des­tens genau­so gut. (Wie­so eigent­lich „aber“?) Wäre „gro­ßes Kino“ kei­ne bru­talst abge­dro­sche­ne Phra­se, es trä­fe auf die­ses Album zu, so schnell ent­ste­hen klei­ne Fil­me im Kopf.

The Ting Tings – We Star­ted Not­hing
Über­hit „Gre­at DJ“
… wie eine Mischung aus Cans­ei De Ser Sexy und The Clash

MGMT – Ora­cu­lar Spec­ta­cu­lar
Guil­l­emots – Red
Clue­so – So Sehr Dabei

Songs
The Notwist – Good Lies
Wie vie­le ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten gibt es, den sel­ben Satz zu sin­gen? Sie kön­nen es ger­ne nach­zäh­len bei Mar­kus Acher, Sie kön­nen es aber auch blei­ben las­sen und sich ganz auf die­ses wun­der­vol­le Lied kon­zen­trie­ren.

Death Cab For Cutie – The Ice Is Get­ting Thin­ner
Gut: So lang­sam sind dann mal alle Meta­phern durch für die Bezie­hung, aus der lang­sam, aber sicher die Luft ent­weicht. Und trotz­dem: So schön wie Ben Gib­bard hat das schon lan­ge nie­mand mehr besun­gen. Eine ech­tes Gän­se­haut-Lied, des­sen Kopf­stim­men-Gesang man aller­dings nur nach­ah­men soll­te, wenn man allei­ne ist.

The Ting Tings – That’s Not My Name
Clue­so – Kei­nen Zen­ti­me­ter

schon seit Mona­ten drau­ßen, aber immer noch gut

[Lis­ten­pa­nik – Die Serie]

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Listenpanik 04/​08

Nächs­te Woche ist ja fast schon wie­der Juni, da soll­te ich so lang­sam aber sicher doch mal alle Ver­öf­fent­li­chun­gen des Monats April durch­ge­hört und geord­net haben. Habe ich natür­lich nicht, wes­we­gen ich die Lis­te tra­di­tio­nell bereits in fünf Minu­ten wie­der umwer­fen wer­de. Aber dann steht sie ja schon hier:

Alben
1. Sir Simon – Batt­le
Man muss sich das immer wie­der erstaunt vor Augen hal­ten: die­ses Album ist wirk­lich in Deutsch­land ent­stan­den, nicht irgend­wo in den brei­ten Prä­rien der USA. „Batt­le“ ist ein ganz wun­der­ba­res Folk­pop-Album, das abwech­selnd an Ryan Adams, Wil­co, Mari­ti­me und die Wea­k­erthans erin­nert. Defi­ni­tiv mein mit-dem-Zug-durch-die-Pro­vinz-juckel-Album des Jah­res.

2. kett­car – Sylt
Vor­her war ich eini­ger­ma­ßen skep­tisch, nach den ers­ten Hör­durch­läu­fen war ich irgend­wie ent­täuscht, aber dann erschloss sich mir „Sylt“ doch noch Stück für Stück. kett­car trau­en sich was mit ihrem drit­ten Album und ihr Mut wird belohnt. Ein Album wie das Debüt wird ihnen wohl nie mehr gelin­gen, aber die Band ist klug genug, es auch nicht mehr zu ver­su­chen. [mehr dazu]

3. Rogue Wave – Asleep At Heaven’s Gate
Muss auch mal sein: grad­li­ni­ger ame­ri­ka­ni­scher Indie­rock ohne all­zu gro­ße Mätz­chen. Halt ein­fach: schön. So wie Nada Surf und Death Cab For Cutie, mit denen Rogue Wave auch schon des öfte­ren unter­wegs waren. Noch ein, zwei Ein­sät­ze in den rich­ti­gen TV-Seri­en, und die Band geht auch in Deutsch­land durch die Decke.

4. Port­is­head – Third
Port­is­head sind einer der wei­ßen Fle­cken auf mei­ner musi­ka­li­schen Land­kar­te: mei­ne Musik­so­zia­li­sa­ti­on begann zu einer ande­ren Zeit und in einer ande­ren Ecke, und wäh­rend ich die stets im glei­chen Atem­zug genann­ten Mas­si­ve Attack noch für mich erschlos­sen habe, blie­ben Port­is­head (auch in Erman­ge­lung aktu­el­len Mate­ri­als) immer außen vor. An ihrem drit­ten Album in 15 Jah­ren führ­te aber kein Weg dran vor­bei und so habe ich mich der Her­aus­for­de­rung auch mal gestellt: „Third“ ist eines die­ser Alben, bei denen man sich fragt, war­um es eigent­lich als „Unter­hal­tungs­mu­sik“ bezeich­net wird, wäh­rend das Gefie­del von André Rieu „ernst­haf­te Musik“ sein soll. Kunst­pop durch und durch, der sich mir nur teil­wei­se erschlie­ßen und mich auch nur teil­wei­se begeis­tern will. Wie auch schon beim letz­ten Radio­head-Album gilt aber: zwei­fels­oh­ne gro­ße Kunst.

5. Kai­zers Orches­tra – Mas­ki­ne­ri
Als Kai­zers Orches­tra vor fünf Jah­ren auf dem Hald­ern Open Air auf­tauch­ten, hin­ter­lie­ßen sie glei­cher­ma­ßen fas­sungs­lo­se wie begeis­ter­te Mas­sen. Ihr nor­we­gi­scher Gyp­sie-Rock war anders als das meis­te, was man bis dahin gehört hat­te. Auf ihrem vier­ten Album klingt die Band nicht mehr so exo­tisch wie frü­her, hat aber ganz klar immer noch eine musi­ka­li­sche Son­der­stel­lung. Es rum­pelt, es pumpt, es sägt und es macht ein­fach Freu­de.

Songs
1. Mêlée – Built To Last
Ich habe einen soft spot für ame­ri­ka­ni­schen Col­lege Rock. Wenn dann noch ein Kla­vier dazu­kommt, bin ich (s. The Fray, Stray­light Run oder One­Re­pu­blic) sehr schnell über­zeugt. Die Musik von Mêlée fand ich schon auf ihrem letz­ten Album recht hübsch, dies­mal könn­te es einer grö­ße­ren Grup­pe so gehen. Falls Sie nicht wis­sen, wor­um es geht: „Built To Last“ ist der Song, der immer läuft, wenn Sie WDR2 ein­schal­ten. Und mit „immer“ mei­ne ich immer.

2. Soko – I’ll Kill Her
Klar: ohne den fran­zö­si­schen Akzent wäre die­se Stal­ker-Hym­ne (inkl. der titel­ge­ben­den Mord­dro­hung) nur halb so lus­tig. Aber Sté­pha­nie Soko­lin­ski singt eben mit die­sem fran­zö­si­schen Akzent und die­ser mit­leids­hei­schen­den Stim­me und ver­wan­delt die­sen Song so in ein ganz wun­der­ba­res Klein­od.

3. Phan­tom Pla­net – Do The Panic
Nach­dem ihr letz­tes Album, Ent­schul­di­gung: ziem­li­che Grüt­ze war, unter­neh­men Phan­tom Pla­net jetzt einen ernst­zu­neh­men­den Ver­such, den „California“-Fluch des One Hit Won­ders zu bre­chen. Es könn­te klap­pen: „Do The Panic“ ist wie­der groß­ar­ti­ger Pop, vol­ler Chor­ge­sän­ge, tol­ler Har­mo­nien und Six­ties-Anlei­hen. Nur blöd, dass die gan­zen Radio­sen­der grad immer noch „When Did Your Heart Go Miss­ing“ von Roo­ney spie­len …

4. MGMT – Time To Pre­tend
Belie­ve the hype: die New Yor­ker Band MGMT (hie­ßen frü­her The Manage­ment) spie­len moder­nen Indie­rock mit elek­tro­ni­schen Ein­flüs­sen und klin­gen trotz­dem span­nend. Also: span­nen­der als das meis­te, was jetzt noch aus Groß­bri­tan­ni­en kommt. In der viel zitier­ten gerech­ten Welt wäre „Time To Pre­tend“ einer der Som­mer­hits des Jah­res, aber ob es wirk­lich so toll wäre, das Lied stän­dig aus schep­pern­den Mobil­te­le­fo­nen im Regio­nal­ex­press zu hören, ist eine berech­tig­te Fra­ge.

5. Port­is­head – Machi­ne Gun
End­lich mal ein Stück, das sei­nem Titel gerecht wird: sel­ten in der Geschich­te der Musik ist eine voll­au­to­ma­ti­sche Schnell­feu­er­waf­fe anschau­li­cher ver­tont wor­den als in die­sem … äh: Lied. Gut: es hät­te auch „Zahn­arzt­boh­rer“ hei­ßen kön­nen, und öfter als ein­mal am Tag soll­te man sich die­ses Häm­mern auch nicht anhö­ren, aber wenn Kunst wirk­lich weh tun muss, ist „Machi­ne Gun“ sehr gro­ße Kunst.

[Lis­ten­pa­nik – Die Serie]