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Musik Gesellschaft

Alles endet (Aber nie die Musik)

Frü­her, als ich in Inter­net und Radio über Musik berich­te­te, meh­re­re Musik­zeit­schrif­ten las und mich qua­si Voll­zeit mit Pop­kul­tur beschäf­tig­te, habe ich gelä­chelt über die Leu­te, die die jeweils neu­es­ten Alben von Sta­tus Quo oder Chris Rea aus den Elek­tronik­märk­ten schlepp­ten und sonst auf das zurück grif­fen, was sie an „jun­ger Musik“ aus dem Radio kann­ten: Norah Jones, Ade­le, Cold­play. Ich war ernst­haft empört über Men­schen, die auf die Fra­ge, was sie denn so für Musik hör­ten, mit „Charts“ oder „was halt so im Radio läuft“ ant­wor­te­ten.

Inzwi­schen weiß ich, dass es im Erwach­se­nen­le­ben schwie­rig ist, ernst­haft mit der musi­ka­li­schen Ent­wick­lung Schritt zu hal­ten. Das fängt schon damit an, dass man weni­ger Zeit und Gele­gen­heit hat, um Musik zu hören. Im Berufs­le­ben ist es häu­fig nicht mehr mög­lich, wäh­rend der Arbeit die neu­es­ten Ver­öf­fent­li­chung oder – inzwi­schen eh aus­ge­stor­ben – das Musik­fern­se­hen lau­fen zu las­sen. Am Abend­brot­tisch mit der Fami­lie ist auch nicht immer der rech­te Ort, um neue (oder auch alte) Rock­mu­sik abzu­spie­len. Und dann haben Strea­ming­diens­te und Musik­blogs die Geschwin­dig­keit, mit der das next big thing durchs Dorf und wie­der her­aus­ge­trie­ben wird, auch noch erheb­lich gestei­gert.

Und somit sind da plötz­lich mei­ne Sta­tus Quo und Chris Reas: Die Lis­te mei­ner dies­jäh­ri­gen Musi­ker­wer­bun­gen umfasst in einem nicht uner­heb­li­chen Maße Künst­ler und Bands, die auch schon vor zehn Jah­ren auf sol­chen Lis­ten stan­den. Natür­lich muss ich die neu­en Alben von Tra­vis und den Manic Street Pre­a­chers haben – sie zu bewer­ten ist aller­dings gar nicht so ein­fach, denn natür­lich waren „The Man Who“ und „This Is My Truth Tell Me Yours“ jeweils bes­ser. Ande­rer­seits sind da auch immer Stim­men in mei­nem Kopf, die mir vor­wer­fen, die neu­en Songs bes­ser zu fin­den als ich die glei­chen Songs bei Nach­wuchs­bands fin­den wür­de. All das muss man aus­blen­den und dann sehen: bei­des sind ziem­lich gute Alben gewor­den.

Tra­vis haben mich ja eh nie wirk­lich ent­täuscht und auf „Whe­re You Stand“ und dem dazu­ge­hö­ri­gen Titel­track sind sie tat­säch­lich so gut wie unge­fähr seit „The Invi­si­ble Band“ nicht mehr. Eine Revo­lu­ti­on woll­ten die Schot­ten ja eh nur kurz auf „12 Memo­ries“ star­ten, jetzt kön­nen wir, die von Tra­vis durch ihre Jugend beglei­tet wur­den, mit der Band alt wer­den. Da sind die Manics schon ange­kom­men: Nach „Post­cards From A Young Man“ bli­cken sie auch auf „Rewind The Film“ ganz viel zurück – und es sind wie­der ganz tol­le Geschich­ten gewor­den, die James Dean Brad­field und sei­ne zahl­rei­chen Gast­sän­ger da erzäh­len.

CDs (Symbolbild)

Von Moby habe ich zwar nicht jedes Album im Regal, aber die Vor­ab­sin­gle „The Per­fect Life“ mit Way­ne Coy­ne von den Fla­ming Lips war so gran­di­os, dass ich die gan­ze Plat­te haben muss­te – und auch die ist tat­säch­lich sehr gut gewor­den. Auch Slut beglei­ten mich schon seit zwölf Jah­ren, ihr „Ali­en­ati­on“ ist sicher­lich wie­der ein her­vor­ra­gen­des Album gewor­den, ich fin­de nur (noch) nicht so recht den Zugang dazu. Bei Radio­head bin ich ja auch irgend­wann aus­ge­stie­gen.

Die Pet Shop Boys wären nach „Ely­si­um“ im ver­gan­gen Jahr eigent­lich frü­hes­tens 2015 wie­der mit einem neu­en Album dran gewe­sen, haben mit „Elec­tric“ aber direkt einen Nach­fol­ger aus dem Ärmel geschüt­telt, der erstaun­lich knallt. Gut: Das ist wahr­schein­lich eher das, was sich Män­ner Mitte/​Ende Fünf­zig unter zeit­ge­nös­si­scher Elek­tonik­mu­sik vor­stel­len („Wie wäre es, wenn wir mal was von die­sem Dub­step mit rein­neh­men?“, „Wie wäre es, wenn wir die­sen Exam­p­le bei uns mit­rap­pen las­sen?“), aber mir gefällt’s bes­ser als so Papp­na­sen wie Skrillex oder das besag­te „Ely­si­um“.

Die Kom­bi­na­ti­on Elvis Cos­tel­lo & The Roots erscheint eigent­lich nicht mal auf den ers­ten Blick abwe­gig: Cos­tel­lo macht seit mehr als 40 Jah­ren im Gro­ßen und Gan­zen, was er will (Punk, Coun­try, Klas­sik), inso­fern war es eigent­lich über­fäl­lig, mal ein Album mit einer Hip-Hop-Band auf­zu­neh­men. „Wise Up Ghost“ ist erwar­tungs­ge­mäß auf den Punkt und hat eini­ge gran­dio­se Songs, ist aber gar nicht so außer­ge­wöhn­lich, wie man viel­leicht hät­te erwar­ten kön­nen.

Wirk­lich ärger­lich ist „Loud Like Love“ von Pla­ce­bo gewor­den: musi­ka­lisch weit­ge­hend belang­los, text­lich nah dran an der Unver­schämt­heit. Wo Bri­an Mol­ko frü­her von Sex, Dro­gen und inne­ren Dämo­nen sang, ver­tont er heu­te offen­bar Kolum­nen von Harald Mar­ten­stein und singt in „Too Many Fri­ends“ dar­über, dass Face­book-Freun­de ja gar kei­ne ech­ten Freun­de sei­en. Puh! Die neu­en Alben von Jim­my Eat World und den Ste­reo­pho­nics, von Jupi­ter Jones und Thees Uhl­mann habe ich nach den Vor­ab­sin­gles lie­ber gar nicht mehr erst gehört. Man muss ja auch mal los­las­sen kön­nen, wenn alte Hel­den dort­hin gehen, wo man selbst nicht mal feh­len möch­te.

Aber das sind ja nur die Künst­ler und Bands, die mich jetzt schon seit mehr als zehn Jah­ren beglei­ten. Dazu kom­men die „mit­tel­al­ten“ wie Cold War Kids, Josh Rit­ter, Erd­mö­bel, The Natio­nal und Vol­ca­no Choir. Und natür­lich die gan­zen Neu­ent­de­ckun­gen, die ich durch „All Songs Cosi­de­red“, Radio­eins oder ande­re Emp­feh­lun­gen gemacht habe und die dann letzt­lich doch gar nicht so ver­ein­zelt sind, wie ich erst gedacht hat­te. Aber dazu kom­men wir ein ander­mal.

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Musik

Opa erzählt vom Rock

Ich hab mir neu­lich ein Stück mei­ner Jugend gekauft, für 1,59 Euro im Gebraucht­wa­ren­be­reich von Ama­zon:

Myballoon (Symbolbild).

Mybal­loon müs­sen irgend­wann im Jahr 2000 oder 2001 mei­ne Auf­merk­sam­keit erregt haben, als ihr Debüt­al­bum „Per­fect View“ in der „Neuheiten“-Sektion der Dins­la­ke­ner Stadt­bi­blio­thek stand – damals mei­ne Haupt­quel­le für neue Musik, die über mein Taschen­geld­bud­get hin­aus­ging. Sie­ben, acht Songs von „Per­fect View“ fan­den ihren Weg in mei­ne MP3-Samm­lung (für gan­ze Alben war der Spei­cher­platz damals noch zu teu­er), wobei ihr „Hit“ „On My Way“ nicht dabei war, wie ich gera­de bei der Wiki­pe­dia-Lek­tü­re amü­siert fest­ge­stellt habe. Aber dafür Songs wie „Never Let You Go“, „Come Around“, „Gre­at Big Days“ und vor allem „Hap­py“, die auf etli­chen Mix­tapes (für mich und ande­re) lan­de­ten und mich so durch Ober­stu­fe und Zivil­dienst beglei­te­ten. Im Som­mer 2003, als die Finanz­not der Kom­mu­nen noch nicht ganz so offen­sicht­lich war, spiel­ten Mybal­loon gar bei frei­em Ein­tritt vor ca. 50 Besu­chern auf dem Dins­la­ke­ner Stadt­fest.

Es war die­ser Sound, wie es ihn damals tau­send­fach gab: Hym­ni­sche Pop­songs mit ein biss­chen Schmiss in der Instru­men­tie­rung, aber auch brei­ten Key­board­flä­chen und Chö­ren im Hin­ter­grund, mit etwas Melan­cho­lie und einem biss­chen Pathos und mit eher ega­len Tex­ten. Es war die gute alte Zeit von Viva Zwei und „Visi­ons“, von Bands wie Goo Goo Dolls, Third Eye Blind, Fee­der, 3 Colours Red oder Vega4. In Deutsch­land gab es Bands wie Rea­dy­ma­de und Miles und – die Wenigs­ten wer­den sich erin­nern – Uncle Ho, Heyday, Hyper­child (Sän­ger: Axel Bos­se), Re!nvented und – zu einem gewis­sen Grad – Rea­m­onn.

Sol­che Musik wird heu­te nicht mehr gemacht. Das Hym­ni­sche ist an vie­len Stel­len dem Wei­ner­li­chen gewi­chen, die E‑Gitarren wur­den aus­ge­stöp­selt und die Key­boards und Syn­the­si­zer wer­den heu­te anders­wo ein­ge­setzt. Eine Zeit­lang klan­gen alle neu­en Bands wie Franz Fer­di­nand und/​oder The Strokes, dann fin­gen jun­ge deut­sche Musi­ker alle­samt an, in ihrer Mut­ter­spra­che zu sin­gen.

Wel­che deut­schen Bands sin­gen denn heu­te noch auf Eng­lisch? Wenn wir die Scor­pi­ons und The Boss Hoss mal außen vor las­sen, sind die Beat­steaks die größ­te unter ihnen, dann kom­men die Dono­ts, dann viel­leicht irgend­wann Slut – alle sind sie seit über 15 Jah­ren dabei, der Nach­wuchs ist nie nach­ge­wach­sen. Die letz­te eng­lisch­spra­chi­ge Band aus Deutsch­land, an die ich mich erin­nern kann, waren Oh, Napo­le­on. Kei­ne Ahnung, was aus denen gewor­den ist, aber der Schlag­zeu­ger hat gera­de sein Solo­de­büt ver­öf­fent­licht – auf Deutsch, natür­lich. Da wirkt die Fra­ge, war­um Deutsch­land beim Euro­vi­si­on Song Con­test eigent­lich immer nur auf Eng­lisch sin­ge, plötz­lich gar nicht mehr so bescheu­ert.

Aber zurück zu Mybal­loon: „Per­fect View“ ist nach heu­ti­gen Maß­stä­ben natür­lich kein dol­les Album – das war es ver­mut­lich nicht mal bei sei­nem Erschei­nen vor 13 Jah­ren. Aber die Songs, die ich damals gehört habe und deren Klang sich unum­kehr­bar mit dem Ein­druck von Son­nen­un­ter­gän­gen am Rhein und dem Geschmack von OhmeinGott­zwin­gen­Sie­mich­nicht­mi­chan­den­Na­men­die­ser­Ge­trän­ke­zuerin­nern ver­knüpft hat, die leuch­ten immer noch vor sich hin. Für 1,59 Euro jetzt auch in mei­nem Regal (zzgl. drei Euro Ver­sand­kos­ten).

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Musik

Listenpanik: Alben 2008

Die Alben­lis­ten sind immer die schlimms­ten. Wäh­rend einem iTu­nes und last.fm bei der Fra­ge nach den Songs des Jah­res schon einen gro­ßen Teil der Arbeit abneh­men, muss man bei den Alben abwä­gen: Wie oft habe ich das Album gehört? Wie lan­ge habe ich das Album gehört und wann zuletzt? Müss­te ich die­ses Album viel­leicht höher anset­zen als jenes, weil es bei einer gewis­sen Objek­ti­vi­tät ein­fach bes­ser oder anspruchs­vol­ler ist (ich es aber gar nicht so ger­ne höre)?

Wenn man dann noch den Feh­ler macht, mal in die alten Jah­res­bes­ten­lis­ten rein­zu­schau­en und fest­stellt, dass man das Album des Jah­res 2007 (Bloc Par­ty) im Jahr 2008 gar nicht mehr gehört hat und auch sonst alles an die­sen Lis­ten falsch wirkt, dann will man es eigent­lich gleich ganz blei­ben las­sen.

Oder man zwingt sich und fängt an:

25. Ben Folds – Way To Nor­mal
Es hät­te schlim­mer kom­men kön­nen: Bloc Par­ty (Album des Jah­res 2005 und 2007) haben es gar nicht in die Bes­ten­lis­te geschafft. Ben Folds hat also irgend­wie noch Glück gehabt – und wirk­lich schlecht ist „Way To Nor­mal“ ja auch nicht gera­ten, nur irgend­wie erschüt­ternd … egal. Wäh­rend die Ben-Folds-Five-Alben bei mir immer noch rauf und run­ter lau­fen, wird die Halb­wert­zeit von Folds‘ Solo­al­ben immer gerin­ger. Dass ande­re Künst­ler mit der Bür­de „Lieb­lings­band“ sehr viel bes­ser klar kom­men, wer­den wir noch sehr viel wei­ter vor­ne sehen. Für Folds springt immer­hin noch ein Platz auf der Lis­te raus.
Anspiel­tipp: Effing­ton

24. Ingrid Micha­el­son – Girls And Boys
Ein ein­zi­ger Song bei „Grey’s Ana­to­my“ hat schon Snow Pat­rol den Weg zur Welt­kar­rie­re geeb­net, war­um soll es Ingrid Micha­el­son da anders gehen? (War­um geht es Hotel Lights da eigent­lich anders?) Die­se ent­spann­te Indiepop-Plat­te ist zwar eigent­lich schon von 2007, kam aber in Deutsch­land genau zum rich­ti­gen Zeit­punkt (grau, kalt, unge­müt­lich) raus und bekam mit der Sin­gle „The Way I Am“ auch noch ordent­lich Air­play. Kei­ne gro­ße Kunst, aber für mit­tel­gro­ße erstaun­lich gut. Und natür­lich sowie­so tau­send Mal bes­ser als Amy Mac­Do­nald.
Anspiel­tipp: Maso­chist

23. kett­car – Sylt
Das glei­che Dilem­ma wie bei Ben Folds: das Album war nicht schlecht, aber frü­he­re Alben waren bes­ser, ich habe es zu sel­ten gehört und es kam irgend­wie nicht im pas­sen­den Moment raus. Davon ab trau­en sich kett­car musi­ka­lisch plötz­lich mehr, wer­den text­lich einer­seits unkon­kre­ter, haben aber ande­rer­seits wie­der eine kla­re Hal­tung.
Anspiel­tipp: Kein Aus­sen Mehr

22. R.E.M. – Acce­le­ra­te
Ich wie­der­ho­le mich da ger­ne, aber irgend­wie wer­den R.E.M. halt nie irgend­was falsch machen (außer viel­leicht, sie spie­len noch ein­mal „Shi­ny Hap­py Peo­p­le“). Ihr Back-to-the-roots-Album rum­pel­te dann auch schön durch den Früh­ling, ehe es ers­te Abnut­zungs­er­schei­nun­gen zeig­te. Jetzt, mit etwas Abstand, ist es aber immer noch gut genug für die­se Lis­te.
Anspiel­tipp: Living Well Is The Best Reven­ge

21. Oasis – Dig Out Your Soul
Wirk­lich schlecht war außer „Stan­ding On The Should­er Of Giants“ noch kein Oasis-Album – dass sie aller­dings mal wie­der ein wirk­lich gutes Album machen wür­den, hät­te ich auch nicht gedacht. Dann war „Dig Out Your Soul“ da, tat­säch­lich gut, und mir war es irgend­wie egal. Die Band und ich, wir sind bei­de älter gewor­den, und mit ihrem neu­en Album ver­hält es sich wie mit dem zufäl­li­gen Tref­fen mit einem alten Schul­freund: das Wie­der­se­hen ist herz­lich, man denkt an alte Zei­ten, trinkt zwei Bier und geht wie­der getrenn­ter Wege. Ein biss­chen „Sgt. Pep­per“, ein biss­chen „Revol­ver“, ein biss­chen wei­ßes Album – und letzt­lich doch total Oasis.
Anspiel­tipp: Fal­ling Down

20. Fet­tes Brot – Strom Und Drang
Mein ers­tes deutsch­spra­chi­ges Hip-Hop-Album, ich sag’s gern immer wie­der. Und es ist laut, heiß, wit­zig, eupho­risch, trau­rig, klug, kurz­um: gut. In den Neun­zi­gern hät­te man mit der Hälf­te der Songs eine Rie­sen­kar­rie­re begrün­den kön­nen, heut­zu­ta­ge wird sowas von Sido, Bushi­do und Schlim­me­rem in den Schat­ten gestellt. Aber das kann mir ja egal sein. Und den Bro­ten hof­fent­lich auch.
Anspiel­tipp: Das Trau­rigs­te Mäd­chen Der Stadt

19. She & Him – Volu­me One
In dem Moment, wo Zooey Descha­nel zu sin­gen beginnt, sind alle Vor­ur­tei­le über sin­gen­de Schau­spie­le­rin­nen ver­ges­sen – und in dem Moment, wo man ihr in die Augen blickt, auch alles ande­re. Gemein­sam mit M. Ward hat sie ein som­mer­lich-leich­tes Album mit Folk- und Six­ties-Anlei­hen auf­ge­nom­men, des­sen Beschwingt­heit manch­mal haar­scharf an dem Punkt vor­bei­schrammt, wo es ner­vig wer­den könn­te. Aber dann kommt ein so tod­trau­ri­ges Lied wie „Chan­ge Is Hard“ und man möch­te Zooey Descha­nel unbe­dingt trös­ten.
Anspiel­tipp: Chan­ge Is Hard

18. Gre­gor Meyle – So Soll Es Sein
Irgend­wo zwi­schen Her­bert Grö­ne­mey­er und Tom­te, Tom Liwa und Clue­so war noch Platz und genau dort pass­te Gre­gor Meyle wun­der­bar rein mit sei­nen klu­gen und pathe­ti­schen Tex­ten und sei­ner ent­spann­ten Musik. Damit bewegt man viel­leicht kei­ne Mas­sen, aber die­je­ni­gen, die zuhö­ren.
Anspiel­tipp: Nie­mand

17. Jakob Dylan – See­ing Things
Bei den Wall­flowers wirk­te er mit­un­ter ver­un­si­chert durch den Sta­tus des One Hit Won­ders, das stän­di­ge Inter­es­se an sei­ner Per­son, die eige­nen Ansprü­che und die der Plat­ten­fir­men. Und dann setz­te sich Jakob Dylan hin und nahm ein Solo­al­bum auf, bei dem er abso­lut sicher und fokus­siert wirkt, und das trotz­dem fein und zer­brech­lich klingt („Pro­du­ced by Rick Rubin“ halt). Dass er einer der bes­ten Tex­ter sei­ner Gene­ra­ti­on ist, hat sich lei­der immer noch nicht rum­ge­spro­chen, aber auf die­sem Album kann man sich davon über­zeu­gen.
Anspiel­tipp: Some­thing Good This Way Comes

16. Slut – StillNo1
Manch­mal kann man echt Pech haben mit sei­nem Ver­öf­fent­li­chungs­da­tum: „StillNo1“ kam im Febru­ar raus, lief ein paar Wochen bei mir rauf und run­ter und ver­schwand dann im Regal (aus der Rei­he: „sprach­li­che Bil­der, die Dank MP3 vom Aus­ster­ben bedroht sind“). Für die­se Lis­te habe ich es noch mal her­vor­ge­kramt und erneut fest­ge­stellt, dass es sich um ein sehr gutes, anspruchs­vol­les Album han­delt. Eini­ges erin­nert an das, was Cold­play Dank ihrer Popu­la­ri­tät ein paar Mona­te spä­ter mit „Viva La Vida“ einem inter­na­tio­na­len Mil­lio­nen­pu­bli­kum unter­ju­beln konn­ten, aber Slut hat­ten die­ses Glück natür­lich nicht.
Anspiel­tipp: If I Had A Heart

15. Cold­play – Viva La Vida
Gera­de noch von ihnen gespro­chen, sind Cold­play auch schon da! So klan­gen seit den Acht­zi­gern kei­ne Num­mer-Eins-Alben mehr: Songs, die inein­an­der über­ge­hen; Moti­ve, die nicht nur auf der CD, son­der auch auf der Nach­fol­ge-EP immer wie­der auf­ge­nom­men wer­den; pom­pö­ses­te Pop-Ari­en mit viel Rhyth­mus und noch mehr Melo­die, und Sin­gle-Hits, auf die kein Schwein tan­zen kann. Cold­play ver­kau­fen (rela­ti­ve, wir wol­len ja auch nicht über­trei­ben) Hoch­kul­tur als Pop und sind damit das Gegen­teil von Paul Potts – aber ähn­lich erfolg­reich.
Anspiel­tipp: 42

14. The Kil­lers – Day & Age
Ich wür­de nie von mir behaup­ten, Bran­don Flowers ver­stan­den zu haben. Aber ich habe dann doch genug Durch­blick um zu bemer­ken, dass er und sei­ne Band zumeist kolos­sal miss­ver­stan­den wer­den. Viel­leicht mei­nen sie das mit den Steel­drums, den Saxo­fo­nen und dem Dis­co­fox ernst – na und, wenn es hin­ter­her doch so viel Spaß macht, es zu hören? „Day & Age“ erschien zeit­gleich mit „Chi­ne­se Demo­cra­cy“ und alles, was bei Guns N‘ Roses knapp jen­seits der Gren­ze des Zumut­ba­ren aus­ge­kom­men ist, funk­tio­niert bei den Kil­lers noch. Bei den ers­ten zwei Durch­läu­fen habe ich die­ses Album gehasst, danach geliebt.
Anspiel­tipp: This Is Your Life

13. Jason Mraz – We Dance. We Sing. We Ste­al Things.
Wenn Sie mich vor acht Jah­ren gefragt hät­ten, wie Pop­mu­sik im Jahr 2008 klingt, hät­te ich eher auf das getippt, was Rob­bie Wil­liams vor ein paar Jah­ren auf „Inten­si­ve Care“ ver­sucht hat. Ich hät­te eher nicht damit gerech­net, dass man mit Akus­tik­gi­tar­ren und Tie­fen­ent­span­nung in die Charts kommt, aber dann kam Jason Mraz und zeig­te mir ein­mal mehr, dass ich von der Zukunft kei­ne Ahnung habe. Man will das ja nicht immer wie­der schrei­ben, aber: so wie die­ses Album (von dem es aktu­ell eine Spe­cial Edi­ti­on mit in Deutsch­land bis­her unver­öf­fent­lich­ten Songs und einer Live-DVD gibt), so klingt der Som­mer.
Anspiel­tipp: Details In The Fabric

12. Tra­vis – Ode To J. Smith
Irgend­wie ist das ja gemein: Wäh­rend ich an Ben Folds immer fast über­ir­di­sche Ansprü­che stel­le, dür­fen Tra­vis machen, was sie wol­len, und ich fin­de es eigent­lich immer gut. Aber „Ode To J. Smith“ ist ein­fach ein gutes Album. Hat­ten Tra­vis auf „The Boy With No Name“ schon alle Pha­sen ihrer bis­he­ri­gen Kar­rie­re ver­eint, tun sie es auf „Ode To J. Smith“ erneut, aber mit einem Schwer­punkt auf der lau­te­ren Sei­te. Ja, Tra­vis kön­nen rocken (sie tun es außer auf „The Invi­si­ble Band“ eigent­lich auf jedem Album), und das bezwei­felt hof­fent­lich auch nie­mand mehr. Dass Fran Hea­ly im Aus­se­hen immer mehr an Micha­el Sti­pe von R.E.M. erin­nert, kann kein Zufall sein, denn die dür­fen ja auch machen, was sie wol­len.
Anspiel­tipp: Song To Self

11. Death Cab For Cutie – Nar­row Stairs
Bestimmt gibt es Schlim­me­res, als „die Band aus ‚O.C., Cali­for­nia‘ “ zu sein – und die­ser klei­ne Hype von vor drei, vier Jah­ren kann auch nicht dafür ver­ant­wort­lich sein, dass Death Cab (wie wir alle seit Seth Cohen sagen) immer noch so popu­lär sind. Es ist natür­lich auch die Musik. Und da zeigt sich ein­mal mehr der Trend des letz­ten Jah­res: eta­blier­te Bands, deren letz­te Alben viel­leicht ein biss­chen zu gefäl­lig aus­ge­fal­len waren, dre­hen ein biss­chen an der Anspruchs­schrau­be und es funk­tio­niert immer noch. Okay, die Acht­ein­halb-Minu­ten-Sin­gle „I Will Pos­sess Your Heart“ wur­de fürs Radio gekürzt und beschleu­nigt, aber in dem Fall zählt schon die Idee. Dass gute Tex­te viel zu sel­ten gewür­digt wer­den, ist gene­rell scha­de, im Fal­le von Ben Gib­bard ist es aller­dings fast ein Skan­dal.
Anspiel­tipp: Cath…

10. Lightspeed Cham­pi­on – Fal­ling Off The Laven­der Bridge
Nach­dem sich die Test Ici­c­les, eine der außer­ge­wöhn­li­che­ren Bands unse­rer Zeit, zer­legt hat­ten, fuhr Devon­te Hynes nach Oma­ha, NE, um dort mit der Sadd­le-Creek-Pos­se eine Art Coun­try-Album auf­zu­neh­men, des­sen Songs man sogar im For­mat­ra­dio spie­len könn­te. Lässt man die­se musik­his­to­ri­schen Anek­do­ten außen vor, ist „Fal­ling Off The Laven­der Bridge“ ein­fach eine gute, run­de Plat­te.
Anspiel­tipp: Tell Me What It’s Worth

9. Hotel Lights – Fire­cra­cker Peo­p­le
Eines von zwei Alben in die­ser Lis­te (und in den Top 10), das in Deutsch­land gar nicht „regu­lär“ erschie­nen ist. Aber wen inter­es­siert sowas? „Fire­cra­cker Peo­p­le“ ist ein herbst­li­ches Album mit vie­len Folk-Anlei­hen, das eine gewis­se schwe­re Melan­cho­lie aus­strömt und doch immer wie­der feder­leicht klingt (und auch mal rockt). Dar­ren Jes­see und sei­ne Mit­mu­si­ker hät­ten mehr Auf­merk­sam­keit ver­dient – hier, in ihrer ame­ri­ka­ni­schen Hei­mat und in jedem Land der Erde. Und sagen Sie nicht, die Import-CD sei Ihnen zu teu­er: das Album gibt es für 9,99 Euro im iTu­nes Music Store.
Anspiel­tipp: Blue Always Finds Me

8. Bon Iver – For Emma, Fore­ver Ago
Das gab’s auch noch nie: Nach­dem Bob Boi­len von „All Songs Con­side­red“ über Wochen und Mona­te von Bon Iver (das spricht sich unge­fähr „Boney Wer?“) geschwärmt hat­te und die Kol­le­gin Anni­ka dann auch noch damit anfing, habe ich mich nach Sil­ves­ter erst­ma­lig mit dem Mann, der eigent­lich Jus­tin Ver­non heißt, beschäf­tigt. Nun ist es natür­lich etwas ris­kant, ein Album, das man erst weni­ge Tage kennt, direkt so weit vor­ne in die Lis­te zu ste­cken, aber ande­rer­seits gab es in ganz 2008 kaum ein Album, das ich so oft hin­ter­ein­an­der hät­te hören kön­nen. Die Songs, die Ver­non in einer abge­le­ge­nen Holz­hüt­te geschrie­ben hat, sind mit „ent­rückt“ mög­li­cher­wei­se am Bes­ten zu beschrei­ben. Man muss sich auf die Stim­me und die spär­li­che, teils sphä­ri­sche Musik ein­las­sen, und wenn einem Bei­des nicht gefällt, kann ich das sogar ein wenig ver­ste­hen. Aber ich bin sicher: Sie ver­pas­sen was, so wie es mir fast pas­siert wäre.
Anspiel­tipp: Re: Stacks

7. Niz­lo­pi – Make It Hap­pen
Es kommt ja inzwi­schen lei­der eher sel­ten vor, dass mich ein Kon­zert rund­her­um flasht, aber im Dezem­ber in Köln war es mal wie­der soweit: Wie die­se zwei Män­ner da mit Gitar­re, Kon­tra­bass und ihren Stim­men einen Sound auf die Büh­ne brach­ten, der sat­ter war als so man­che Band und gleich­zei­tig völ­lig orga­nisch, das hat mich nach­hal­tig beein­druckt. Fand ich „Make It Hap­pen“ vor­her schon ziem­lich gut, höre ich es seit­dem noch mal mit ganz ande­ren Ohren. Ein anrüh­ren­des, klu­ges und bewe­gen­des Album, das nur dar­auf hof­fen lässt, dass die Bei­den nach ihrer Aus­zeit wei­ter­ma­chen.
Anspiel­tipp: Drop Your Guard

6. Goldf­rapp – Seventh Tree
Goldf­rapp waren eine Band, die ich bis­her immer eher so am Rand wahr­ge­nom­men hat­te. Das hat sich mit „Seventh Tree“ (und mei­nem Song des Jah­res „A&E“) deut­lich geän­dert. Ein Früh­lings­tag, kom­pri­miert auf 41:35 Minu­ten, ein vor­sich­ti­ges Neben­ein­an­der von Akus­tik­gi­tar­ren und Elek­tro­nik-Spie­le­rei­en, und über allem schwebt die Stim­me von Ali­son Goldf­rapp. Für die Sta­tis­tik­freun­de: dass die bes­te bri­ti­sche Plat­te auf Platz 6 lan­det, hat es bei mir auch noch nie gege­ben (2 ers­te Plät­ze und ein zwei­ter seit 2005).
Anspiel­tipp: Road To Some­whe­re

5. Tom­te – Heu­re­ka
„Hin­ter All Die­sen Fens­tern“ und „Buch­sta­ben Über Der Stadt“ waren bei mir jeweils das Album des Jah­res (2003 und 2006), dafür hat es dies­mal nicht ganz gereicht. Das liegt aber nicht am Album, son­dern an mir: es kam ein­fach irgend­wie nicht ganz im rich­ti­gen Moment raus. Thees Uhl­mann hält es für das bes­te Tom­te-Album über­haupt, und zumin­dest musi­ka­lisch könn­te er da durch­aus recht haben. Bei eini­gen Songs brauch­te ich ein biss­chen Zeit, um mit ihnen warm zu wer­den, ande­re habe ich auf Anhieb geliebt. Tom­te kann man nur has­sen oder lie­ben, aber wer ihnen auf­merk­sam zuhört, der wird sich geliebt füh­len.
Anspiel­tipp: Küss Mich Wach Glo­ria

4. Sigur Rós – Með Suð Í Eyrum Við Spilum End­al­aust
Seit vier Alben ver­fol­ge ich jetzt die Kar­rie­re von Sigur Rós und jedes Mal habe ich gedacht: „Ja, das ist sehr gut, aber irgend­wie ist es mir zu künst­le­risch, zu weit weg, zu wenig all­tags­taug­lich.“ Die Islän­der sind immer noch weit vom Pop ent­fernt, aber auf ihrem fünf­ten Album machen sie Musik, die man auch ohne Räu­cher­stäb­chen und Duft­ker­zen hören kann. Als hät­ten die Elfen und Kobol­de „Sgt. Pep­per“ gehört.
Anspiel­tipp: Við Spilum End­al­aust

3. Sir Simon – Batt­le
Simon Front­zek ist der ein­zi­ge Mensch, der zwei Mal in die­ser Lis­te auf­taucht – und bei­de Male in den Top 5. Zum einen ist er der neue Key­boar­der bei Tom­te, zum ande­ren Sän­ger, Gitar­rist und Song­schrei­ber bei Sir Simon (Batt­le), deren Debüt­al­bum so groß­ar­tig ist, dass es einen Trepp­chen­platz ver­dient hat. Klei­ne unauf­ge­reg­te Pop-Per­len zwi­schen Wil­co, Mari­ti­me und den Wea­k­erthans. Ver­träumt und ein­fach schön.
Anspiel­tipp: The Last Year

2. The Hold Ste­ady – Stay Posi­ti­ve
Auch wenn die ganz gro­ße ver­spä­te­te Band-Neu­ent­de­ckung des Jah­res für mich Hem waren (die aber 2008 kein Album ver­öf­fent­licht haben): The Hold Ste­ady sind sicher im engs­ten Kreis. Die Kom­bi­na­ti­on von roher Ener­gie und Pop-Appeal, von jugend­li­chem Über­schwung und erwach­se­ner Resi­gna­ti­on, von Musik und Text machen „Stay Posi­ti­ve“ zu einem wahr­haft außer­ge­wöhn­li­chen Album. Und dazu die­se gan­zen Pop­kul­tur-Ver­wei­se!
Anspiel­tipp: Maga­zi­nes

1. Fleet Foxes – Fleet Foxes
Car­rie Brown­stein mein­te im Jah­res­rück­blick von „All Songs Con­side­red“, das Jahr 2008 sei ziem­lich „emo“ (die Ame­ri­ka­ner mei­nen damit etwas ande­res als wir) und „bear­dy“ gewe­sen. Das trifft natür­lich bei­des auf Fleet Foxes zu, aber die Band macht viel zu gute Musik, um sich län­ger mit der Gesichts­be­haa­rung ihrer Mit­glie­der auf­zu­hal­ten. Dass es sich die Män­ner aus Seat­tle, WA erlau­ben konn­ten, Per­len wie „Sun Giant“ oder „Myko­nos“ gar nicht erst aufs Album zu packen (son­dern auf der „Sun Giant“-EP zu ver­öf­fent­li­chen), deu­tet an, dass ihnen die Songs nur so zuflie­gen. Und tat­säch­lich: das zwei­te Album der Fleet Foxes soll bereits in die­sem Jahr erschei­nen. Aus­nahms­wei­se habe ich mal gar kei­ne Befürch­tun­gen, dass es schwä­cher wer­den könn­te als das Debüt.
Anspiel­tipp: Quiet Hou­ses

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Musik

Listenpanik: Songs 2008

Ich bin einer die­ser Men­schen, die Sil­ves­ter has­sen wie sonst nur Ebe­nee­zer Scr­oo­ge das Weih­nachts­fest. Ich kann nichts Fest­li­ches oder Tol­les dar­an erken­nen, neue Kalen­der auf­hän­gen und mit­neh­men zu müs­sen und auch das Durch­strei­chen von fal­schen Jah­res­zah­len im Janu­ar (das seit der Ein­füh­rung des Inter­net­ban­kings rapi­de abge­nom­men hat) ist ein Brauch, auf den ich ver­zich­ten könn­te. Davon ab muss ich Ihnen lei­der mit­tei­len, dass For­scher des Bochu­mer Lehr-Orts für erwäh­nens­wer­te Daten her­aus­ge­fun­den haben, dass „Din­ner For One“ nicht lus­tig ist und Blei­gie­ßen impo­tent macht.

Trotz­dem ist der Rob­bie-Bubble-Kin­der­sekt natür­lich kalt­ge­stellt und um die Zeit bis zum „Sil­ves­ter­stadl“ rum­zu­krie­gen, habe ich mei­ne iTu­nes-Lis­ten ein paar mal hin- und her­sor­tiert, ein biss­chen abge­wo­gen und füh­le mich jetzt see­lisch in der Lage, die Songs des Jah­res 2008 zu ver­kün­den (nur um die Lis­te ver­mut­lich noch heu­te Nacht wie­der umsor­tie­ren zu wol­len). Wie üblich ist alles total sub­jek­tiv:

25. Danko Jones – Take Me Home
„Never Too Loud“ war irgend­wie nicht so wirk­lich das Album, das man nach „Sleep Is The Ene­my“ erwar­tet hät­te: ein biss­chen zu ver­hal­ten, ein biss­chen zu lang, Tem­po­li­mit statt durch­ge­tre­te­nem Gas­pe­dal. „Take Me Home“ ist dann auch noch der unty­pischs­te Danko-Jones-Song über­haupt mit sei­nen Akus­tik­gi­tar­ren und den John-Den­ver-Anlei­hen. Aber weil Danko Jones eben Danko Jones ist (sind) und nicht Kid Rock, funk­tio­niert die­ser Irr­sinn trotz­dem. Und ein Lied, in dem der Refrain auf „Take me home to whe­re my records are“ endet, muss man sowie­so her­vor­he­ben, so lan­ge die Leu­te noch wis­sen, was die­se phy­si­schen Ton­trä­ger über­haupt sind.

24. Jakob Dylan – Val­ley Of The Low Sun
Stel­len Sie sich vor, Sie wären der Sohn von Bob Dylan und wür­den Musik machen! Jakob Dylan gebührt allein des­halb Respekt, dass er sich die­sen gan­zen Ver­glei­chen und Fra­gen seit fast 20 Jah­ren aus­setzt – und jetzt kann er sich nicht mal hin­ter den Wall­flowers ver­ste­cken, jetzt steht sein Name auch noch auf dem Album. Und er singt ein­fach völ­lig redu­zier­te Folk-Musik, die eher an War­ren Zevon, Bruce Springsteen und John­ny Cash erin­nert als an Musi­ker ähn­li­chen Namens. „Val­ley Of The Low Sun“ ist eine gewal­ti­ge, schlep­pen­de Bal­la­de, so schön wie ein Son­nen­un­ter­gang in der Sier­ra Neva­da.

23. Slut – If I Had A Heart
Ach ja: Slut haben ja die­ses Jahr auch ein Album ver­öf­fent­licht – und das war noch nicht mal schlecht. „If I had a heart /​ I would have a hearta­che“ kann als Zei­le tie­risch in die Hose gehen, aber so wie Chris Neu­bur­ger das singt, klingt es ein­fach auf­rich­tig und klug.

22. Clue­so – Kei­nen Zen­ti­me­ter
Die­ser Groo­ve, die­ser fast (aber nur fast) ver­nu­schel­te Gesang, die­ser gefühl­vol­le, aber gänz­lich unkit­schi­ge Text. Mehr Under­state­ment als „Ich würd‘ gern mit Dir viel mehr unter­neh­men“ passt in kei­ne Lie­bes­er­klä­rung!

21. Jason Mraz – I’m Yours
Ich hab lan­ge über­legt, ob es auch hier unbe­dingt die Sin­gle sein muss­te, aber doch: so klingt der Som­mer. Selbst bei Minus­gra­den meint man sich dar­an erin­nern zu kön­nen, wie man zu die­sen Klän­gen mit der Liebs­ten im Gras gele­gen und in den wol­ken­lo­sen Him­mel gestarrt hat – auch wenn man das nie getan hat. Anders als der viel­ver­gli­che­ne Jack John­son hat Jason Mraz aber noch mehr auf Lager als die­sen Strand-Schun­k­ler und wird uns des­halb bei den bes­ten Alben des Jah­res wie­der begeg­nen.

20. The Ver­ve – Love Is Noi­se
Okay, das Come­back-Album von The Ver­ve habe ich drei oder vier Mal gehört, ehe es mir zu lang­wei­lig wur­de. Aber die­se Sin­gle! Hyp­no­tisch, eupho­risch, in die Bei­ne gehend – man­che wür­den schlicht­weg „ner­vig“ dazu sagen. „Love is noi­se, love is pain“ ist auch wie­der so ein Satz, der schon von den rich­ti­gen Leu­ten gesun­gen wer­den muss, um nicht doof zu klin­gen. Richard Ash­croft ist ein rich­ti­ger Leut.

19. Death Cab For Cutie – The Ice Is Get­ting Thin­ner
Viel­leicht hat nie jemand einen bes­se­ren Text dar­über geschrie­ben, wie das ist, wenn die Lie­be lang­sam nach­lässt, als Ben Gib­bard hier. Dazu eine Instru­men­tie­rung, die mit „spär­lich“ noch euphe­mis­tisch umschrie­ben ist und fer­tig ist der Gän­se­haut­song 2008. Wer die­ses Lied hört und nichts fühlt, ist ver­mut­lich tot.

18. Niz­lo­pi – Start Begin­ning
Weil das Album „Make It Hap­pen“ in Deutsch­land nicht regu­lär erschie­nen ist, sind Niz­lo­pi durch das Lis­ten­pa­nik-Ras­ter gefal­len. Aber Kath­rin hat das Kon­zert, für mich das Bes­te des Jah­res war, ja hier im Blog noch aus­rei­chend gewür­digt. Hier also ein Lied mit Gitar­re, Kon­tra­bass, Beat­boxing und Gos­pel­chor, für das das Wort „uplif­ting“ erfun­den wer­den müss­te, wenn es nicht schon im Wör­ter­buch stün­de.

17. Tom­te – Der letz­te gro­ße Wal
Schon wie­der die Sin­gle? Ja, tut mir leid, ich kann mir nicht hel­fen. Bei Tom­te setzt bei mir der letz­te Rest Objek­ti­vi­tät aus, des­we­gen neh­me ich ein­fach mal das nahe­lie­gends­te Lied. Aber das ist ja auch gut. Thees Uhl­manns Stim­me ist wie eine ein­zi­ge Umar­mung, die auch vor Leu­ten, die so vol­ler Hass sind wie die­se Schrei­ber, kei­nen Halt macht. Er ist der letz­te gro­ße Wal, der die klei­nen Fische zum Früh­stück ver­speist.

16. Tra­vis – Befo­re You Were Young
Noch so eine Band, wo für Objek­ti­vi­tät kein Platz ist. „Ode To J. Smith“ war aber auch wie­der ein gutes Album – dass bei den vie­len Rock­num­mern der bes­te Song aus­ge­rech­net wie­der eine melan­cho­li­sche Bal­la­de ist, liegt an mir, echt! Oder an dem schö­nen Text, der gran­dio­sen Stei­ge­rung und über­haupt allem, was „Befo­re You Were Young“ aus­macht.

15. Gre­gor Meyle – Irgend­wann
Ste­fan Raabs Cas­ting­show war eine fei­ne Sache: für die Charts fiel Ste­fa­nie Heinz­mann ab (die ihren Job auch wirk­lich gut macht), für die nach­denk­li­che­ren Momen­te Gre­gor Meyle. Der ist nicht nur ein sym­pa­thi­scher Gesprächs­part­ner, son­dern auch noch ein sehr guter Song­wri­ter: text­lich geht er manch­mal bis ganz knapp vor die Schla­ger­gren­ze (aber was will man machen, wenn man jedes Wort ver­steht?), musi­ka­lisch ist er auf Welt­ni­veau und „Irgend­wann“ ist ein Lied, das Sehn­sucht und Antriebs­lo­sig­keit, Opti­mis­mus und Resi­gna­ti­on bes­tens aus­ba­lan­ciert in vier­ein­halb Minu­ten packt.

14. Nada Surf – Who­se Aut­ho­ri­ty
Ich bezweif­le ja, dass Nada Surf irgend­was falsch machen kön­nen, und auch „Lucky“ ist wie­der ein sehr fei­nes Album gewor­den. „Who­se Aut­ho­ri­ty“ ist die­se ganz spe­zi­el­le jugend­li­che Mischung aus Über­mut und Melan­cho­lie in Musik gegos­sen und das Video, das im Licht der tief­stehen­den Son­ne badet, passt wie die Faust aufs Auge.

13. Cold­play – Viva La Vida
Kön­nen Sie’s noch hören? Ich habe Glück, da ich mich ja vom Radio fern­hal­te. Zwar haben allei­ne die­se Woche unge­fähr 42 Jah­res­rück­bli­cke ver­sucht, mir das Lied doch noch zu ver­lei­den, aber irgend­wie ist es dann doch resis­tent gegen sol­che Ver­wurs­tun­gen. Wann geht schon mal ein Lied mit bibli­schen Moti­ven, des­sen gan­ze Rhyth­mus­struk­tur auf Strei­chern, Pau­ken und Glo­cken (!) auf­baut, in die Charts? Nach lan­gem Stu­di­um kann ich Par­al­le­len zu „Dis­arm“ und „Tonight, Tonight“ von den Smas­hing Pump­kins erah­nen, aber Chris Mar­tin hat die schö­ne­re Stim­me. So klingt es, wenn man die Welt regiert.

12. The Hold Ste­ady – Con­s­truc­ti­ve Sum­mer
Defi­ni­tiv eine mei­ner Ent­de­ckun­gen des Jah­res: The Hold Ste­ady. So müs­sen Alben übri­gens los­ge­hen: mit etwas Kla­vier, vie­len Gitar­ren, etwas (aber nur etwas) Gegrö­le, Eska­pis­mus und Ver­wei­sen auf Joe Strum­mer („I think he might have been our only decent tea­cher“). So klingt es, wenn gro­ße Gefüh­le auf gera­de noch gebrems­te Ener­gien tref­fen.

11. R.E.M. – Super­na­tu­ral Super­se­rious
Micha­el Sti­pe könn­te die Schlag­zei­len sin­gen und es wäre ein gro­ßer Song. Ent­schul­di­gung, ich höre gera­de, das ist bereits gesche­hen und hieß „It’s The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)“. Egal: R.E.M. wer­den nie ein schlech­tes Album machen und „Acce­le­ra­te“ war eine gelun­ge­ne Rück­kehr zu den Wur­zeln. „Super­na­tu­ral Super­se­rious“ sol­len ihnen die­se gan­zen 18-Jäh­ri­gen erst­mal nach­ma­chen. (Und er singt wirk­lich nicht „Gise­la, Gise­lei“? Nein? Okay.)

10. The Gas­light Anthem – Old White Lin­coln
War­um man dann manch­mal doch noch mal Radio hören soll­te: Man könn­te dort bis­her über­se­he­ne Juwe­len ent­de­cken. So wie die­ses fei­ne Lied (das Album habe ich mir immer noch nicht gekauft, was sich ver­mut­lich bei der Alben­lis­te rächen wird), das nach 30 Mal hören zwar immer noch ver­blüf­fen­de Par­al­le­len zu The Cure und den Kil­lers auf­weist, aber eben doch eigen­stän­dig genug ist, um es inner­halb von drei­ein­halb Wochen noch in die Top 10 geschafft zu haben.

9. Fet­tes Brot – Lie­ber Ver­bren­nen als Erfrie­ren
„Wir sind jung, wir sind frei, das ist unse­re Stadt /​ Wir haben nichts zu ver­lie­ren /​ Es ist soweit, ich bin dabei, denn das ist unse­re Nacht /​ Lie­ber ver­bren­nen als erfrie­ren“ – Noch Fra­gen? Na gut: Nein, das ist gar kei­ne Dicke-Hose-Hym­ne. Par­ty ja, aber kei­ne ohne Mor­gen. So soll­te deutsch­spra­chi­ger Hip Hop immer sein, es muss ja nicht immer gegen Frau­en und Schwu­le gehen.

8. Black Kids – I’m Not Going To Teach Your Boy­fri­end How To Dance
Das Debüt­al­bum der Black Kids fand ich biss­chen nichts­sa­gend, aber wer dar­auf so einen über­dreh­ten Tanz­bo­den­fül­ler unter­kriegt, ist natür­lich wenigs­tens bei den Songs des Jah­res vor­ne mit dabei. Die Ver­tei­lung der Geschlech­ter­rol­len im Text erschließt sich mir kein biss­chen, aber wer wird beim wüs­ten Her­um­wa­ckeln noch auf sowas ach­ten? „Dance, dance, dance, dance!“

7. The Ting Tings – Gre­at DJ
Sie mei­nen, „That’s Not My Name“ sei der bes­se­re, weil noch ein biss­chen irre­re Song gewe­sen? Mag sein, aber „Gre­at DJ“ hat­te mich beim ers­ten Hören in „All Songs Con­side­red“. Ein schlich­tes Lied, das aber auch gar nicht mehr will als unbe­ding­tes Mitz­ap­peln und ‑sin­gen. Und das funk­tio­niert hier ja wohl groß­ar­tig. Die Trom­meln, übri­gens!

6. Hotel Lights – Ame­lia Bright
Ganz kras­ser Rich­tungs­wech­sel jetzt: Eine Folk­bal­la­de, die mich seit sie­ben Jah­ren beglei­tet hat und jetzt end­lich „fer­tig“ ist. Das ist natür­lich viel mehr Zeit, als sonst irgend­ein Lied hat­te, um mir ans Herz zu wach­sen, aber die Stu­dio­ver­si­on ist ja auch wun­der­schön gewor­den. Neben Niz­lo­pi sind Hotel Lights der Geheim­tipp auch in die­sem Jahr und wir wer­den bei­de Bands so lan­ge in den Him­mel schrei­ben, bis zumin­dest ihre Alben hier­zu­lan­de zu Kau­fen sind.

5. Sigur Rós – Inní Mér Syn­gur Vitley­sin­gur
Lie­der, deren Namen man sich beim bes­ten Wil­len nicht mer­ken kann, haben es mit­un­ter etwas schwer, wenn es um das Erstel­len von Bes­ten­lis­ten geht: „Hier, Dings, die­ses Lied mit dem Kla­vier, den Blä­sern und dem ent­rück­ten Gesang!“ Egal: Dank Copy & Pas­te wis­sen wir jetzt alle, dass die­ses Lied „Inní Mér Syn­gur Vitley­sin­gur“ heißt (was auch immer das hei­ßen mag), und dass es groß­ar­tig ist, müs­sen Sie mir glau­ben (oder es nach­hö­ren). Zu mei­nem nächs­ten Geburts­tag wün­sche ich mir eine Mar­ching Band, die mit die­sem Lied durch mei­ne Bochu­mer Berg­ar­bei­ter­sied­lung mar­schiert (einen Scho­ko­la­den­spring­brun­nen habe ich ja die­ses Jahr schon bekom­men).

4. MGMT – Time To Pre­tend
Nen­nen Sie mir eine Mög­lich­keit, die­sem Key­board-Riff zu wider­ste­hen, und ich müss­te nicht jedes Mal „Waaah, wie geil!“ schrei­en, wenn ich das Lied irgend­wo höre. Wenn Sie bei allem Arsch­wa­ckeln dann viel­leicht noch ein biss­chen Wert­schät­zung für die­sen unglaub­lich klu­gen Text übrig hät­ten, könn­ten wir die Mis­si­ons­ar­beit an die­ser Stel­le auch been­den und nur noch die­sem groß­ar­ti­gen Indie­knal­ler lau­schen.

3. Fleet Foxes – White Win­ter Hym­nal
Ich wie­der­ho­le mich ger­ne, aber die ers­ten 30 Sekun­den die­ses Lie­des zäh­len mit zum Bes­ten, was es die­ses Jahr über­haupt zu Hören gab. Der Rest des Lie­des (und des gan­zen Albums) glück­li­cher­wei­se auch und des­halb ist „White Win­ter Hym­nal“ natür­lich völ­lig zu Recht auf dem Trepp­chen ver­tre­ten.

2. The Kil­lers – Human
Auch nach über 50 Durch­gän­gen bin ich mir sicher: die­ser Song ist arsch­geil! Meckern Sie ruhig alle rum von wegen Micha­el Wend­ler. Selbst wenn Thees Uhl­mann und ich neben Bran­don Flowers die ein­zi­gen Men­schen auf der Welt wären, die des­sen Tex­te zu schät­zen wüss­ten: es blie­be immer noch ein abso­lu­ter Ober­ham­mer von Pop­song! Allein die­se unfass­bar bril­lan­te Fra­ge „Are we human or are we dancer?“, da braucht man doch weder Hegel, noch Kant noch Dou­glas Adams, das ist der abso­lu­te Kern von Phi­lo­so­phie! Und jetzt Ruhe!

1. Goldf­rapp – A&E
Ganz, ganz knapp sind die Kil­lers nur Zwei­te gewor­den, weil die­ses Lied dann am Ende doch noch ein klei­nes biss­chen bes­ser war. So hyp­no­tisch, so klug auf­ge­baut und so wun­der-wun­der­schön. Ich muss­te das Lied unge­fähr 40 Mal hören, bis ich begrif­fen habe, wor­um es in dem Text eigent­lich gehen könn­te (geschei­ter­ter Selbst­mord­ver­such wegen Lie­bes­kum­mers), aber selbst wenn es um die Abgel­tungs­steu­er gin­ge: kein Lied war 2008 in der Sum­me bes­ser als „A&E“. Und wenn ich das nach mehr als acht Mona­ten der Dau­er­ro­ta­ti­on sage, wird es schon stim­men, oder?

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Musik

Listenpanik 01/​08

Mit die­sen Lis­ten ist das ja so eine Sache: Die Jah­res­lis­ten woll­te ich schon am 2. Janu­ar wie­der umwer­fen und um wenigs­tens zwei Künst­ler (M.I.A. und Band Of Hor­ses) ergän­zen. Trotz­dem ver­su­che ich mich auch in die­sem Jahr wie­der an einer monat­li­chen Rück­schau auf die musi­ka­li­schen Ver­öf­fent­li­chun­gen. Der Janu­ar wirft dabei erschre­ckend weni­ge neue Alben ab, was aber auch ganz gut ist, denn ich höre eh die meis­te Zeit den ers­ten gro­ßen Favo­ri­ten auf das Album des Jah­res 2008:

Alben
1. Slut – StillNo1
Nach ihrem ordent­li­chen, ins­ge­samt aber eher unspek­ta­ku­lä­ren letz­ten Album „All We Need Is Silence“ betä­tig­ten sich Slut als Thea­ter­ka­pel­le für die „Drei­gro­schen­oper“ und nah­men eine ordent­li­che Por­ti­on Kurt Weill mit ins Stu­dio, wo sie ihr sechs­tes Album auf­nah­men. „StillNo1“ steht in einer Linie zu ihrem Opus Magnum „Look­book“, ist dann aber doch ganz anders gewor­den: Slut klin­gen plötz­lich nach Sigur Rós, Peter Gabri­el den Shout Out Louds und Dres­den Dolls und wären Beat­les-Ver­glei­che nicht ver­bo­ten, dräng­ten sich auch noch gewis­se Par­al­le­len zu „Sgt. Pep­per“ auf. So klingt eine Band, die zwi­schen Melan­cho­lie und Eupho­rie ganz bei sich ist, und die des­halb mal eben ein Meis­ter­werk aus dem Ärmel schüt­teln kann. Und über das … eigen­wil­li­ge Plat­ten­co­ver schwei­gen wir uns ein­fach mal aus.

2. Cat Power – Juke­box
Wenn Musi­ker Cover-Alben ver­öf­fent­li­chen, muss man immer ein biss­chen Angst haben, ihnen sei­en die Ideen aus­ge­gan­gen. Bei Cat Power ist das nicht der Fall. Dass sie sen­sa­tio­nel­le Cover­ver­sio­nen voll­brin­gen kann, wis­sen wir spä­tes­tens seit ihrer Inter­pre­ta­ti­on von „(I Can’t Get No) Satis­fac­tion“. Auf „Juke­box“ spielt sie nun eige­ne und ander­erleuts Lie­der neu ein. Von „New York“ (ja, dem Frank-Sina­tra-Ever­green) bleibt außer dem Text nicht mehr viel übrig und auch die Songs von Hank Wil­liams, Bil­lie Holi­day, Bob Dylan und Joni Mit­chell klin­gen über­ra­schend anders, aber toll.

3. Get Well Soon – Rest Now, Wea­ry Head
Der Hype der Stun­de, die deut­sche Band des Monats. Da ich Hypes has­se und mir die Natio­na­li­tät von Leu­ten grund­sätz­lich egal ist, zählt die Musik: Eine char­man­te Mischung aus orches­tra­lem Pop, melan­cho­li­schen Folk­lo­re-Ein­flüs­sen und ver­hal­te­ner Elek­tro­nik. Das erin­nert mal an Bei­rut, mal an Pulp oder The Divi­ne Come­dy und immer wie­der auch an die neue Slut-Plat­te. Lei­der sind eini­ge Stü­cke zu ver­spielt und eklek­tisch gera­ten und die Stim­me von Kon­stan­tin Grop­per ist nicht so meins. Bei man­chen Songs wie der Sin­gle „If This Hat Is Miss­ing I Have Gone Hun­ting“ berei­tet sie mir gar kör­per­li­che Schmer­zen. Auch ein wenig kom­pak­ter hät­te das Album (14 Songs in 60 Minu­ten) sein kön­nen, aber für ein Debüt ist es schon ganz ordent­lich und das „Born Slippy“-Cover ist in der Tat fan­tas­tisch gera­ten.

4. The Magne­tic Fields – Dis­tor­ti­on
Ist es eigent­lich noch „Pop“, wenn man sei­ne Pop­songs so auf­nimmt, dass sie klin­gen, als höre man die Beach Boys über Tele­fon? Mit einem zwi­schen­ge­schal­te­ten Effekt­pe­dal? Live über­tra­gen aus einem unbe­to­nier­ten Erd­loch? Egal, wie man’s nennt: Das neue Album der Magne­tic Fields trägt sei­nen Titel durch­aus zu Recht und auch als War­nung. Man muss sowas mögen, um es gran­di­os zu fin­den, aber das gilt ja für alles.

5. The Hoo­siers – The Trick To Life
„Worried About Ray“ ist und bleibt ein char­man­ter Pop­song, das Album kann aber noch mehr als Indie-Dis­co. In den ruhi­gen Momen­ten klopft gar Jeff Buck­ley an. Nicht alles ist kom­plett aus­ge­reift und mei­ner Mei­nung nach könn­te jetzt mal wirk­lich Schluss mit die­ser Wel­le sein, aber bit­te: „The Trick To Life“ ist ein okayes Album für Men­schen, die gera­de erst anfan­gen, Plat­ten zu sam­meln.

Songs
1. Slut – Wed­nes­day
Ein Kla­vier, die immer wie­der berüh­ren­de Stim­me von Chris Neu­bur­ger, eine Akus­tik­gi­tar­re, ein paar Strei­cher und Stör­ge­räu­sche – mehr braucht es nicht, um Gän­se­haut zu buch­sta­bie­ren und die viel­leicht unwahr­schein­lichs­te (Promo-)Single der letz­ten Mona­te zu wer­den.

2. Nada Surf – Who­se Aut­ho­ri­ty
Jetzt müss­te ich über­le­gen, ob Nada Surf je einen Song gemacht haben, der nicht wenigs­tens okay war, son­dern wirk­lich schlecht. Mir fie­le so spon­tan kei­ner ein. „Who­se Aut­ho­ri­ty“ gehört aber eh zum obe­ren Drit­tel der Nada-Surf-Lie­der und er wird mit jedem Hören bes­ser. So eupho­risch klingt ein sich lang­sam ankün­di­gen­der Früh­ling und wenn nichts mehr dazwi­schen kommt, wird das dazu­ge­hö­ri­ge Album „Lucky“ hier im Febru­ar die Bes­ten­lis­te anfüh­ren.

3. Fet­tes Brot – Bet­ti­na (Zieh dir bit­te etwas an)
Fet­tes Brot klau­en sich Ver­satz­stü­cke aus 15 Jah­ren deut­schem Hip-Hop zusam­men und bau­en dar­aus einen Track, der einen sicher in einem hal­ben Jahr tie­risch ner­ven wird. Im Moment ist er aber die bes­te Bro­te-Sin­gle seit „Schwu­le Mäd­chen“, von dem er musi­ka­lisch auch gar nicht so weit ent­fernt ist. Der Text ist natür­lich Gesell­schafts­kri­tik in Rein­form.

4. Gre­gor Meyle – Nie­mand
Damit hät­te ich auch nicht gerech­net, dass mal ein Cas­ting­show-Teil­neh­mer auf mei­ner Lis­te lan­den wür­de. Aber „SSDSDSSWEMUGABRTLAD“ war ja kei­ne her­kömm­li­che Cas­ting­show und Gre­gor Meyle ist jemand ganz ande­res als ver­dammt, ich hab die gan­zen Namen ver­ges­sen und bin zu faul, sie nach­zu­goo­geln. „Nie­mand“ ist ein sehr guter Song, auch wenn das Video so typisch deutsch gera­ten ist.

5. Nick Cave & The Bad Seeds – Dig, Laza­rus, Dig!!!
So rich­tig Zugang habe ich zu Nick Cave nie gefun­den. Ein­zel­ne Songs fin­de ich sehr gut, aber zur tie­fer­ge­hen­den Aus­ein­an­der­set­zung mit sei­nem Werk fehl­te mir immer die Muße. Jetzt gibt es eine neue Sin­gle, die ordent­lich rockt und auf eine ange­neh­me Art über­dreht ist.

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Musik

Nur ein Wochentag

Eine kur­ze Mel­dung nur. Ein neu­er Song von Slut tauch­te kürz­lich auf deren Myspace-Sei­te auf. Er heißt „Wed­nes­day“ und ist – natür­lich – wun­der­bar.

Slut - Wednesday